Fakt ist! Folge 32: Abschuss oder Schutz – wenn der Wolf zum Nachbarn wird
Folge 32
Abschuss oder Schutz – wenn der Wolf zum Nachbarn wird
Folge 32
Seit fast zwanzig Jahren ist er wieder da: der Wolf! Und fast so lange wird über das Raubtier gestritten, das hierzulande lange ausgerottet war und mit dem sich so viele Legenden verbinden. Ob und wie er in unsere heutige Gesellschaft passt, darüber diskutiert die Runde bei „Fakt ist!“ aus Magdeburg am Montag (29. April 2019) um 22:05 Uhr im MDR-Fernsehen. Etwa 800 Wölfe leben inzwischen wieder in Deutschland. Vor allem den Osten Sachsens und den Süden Brandenburgs haben die Tiere für sich entdeckt. Aber auch im Norden Sachsen-Anhalts und in Teilen Niedersachsens sind sie wieder heimisch – und zum Zankapfel geworden. Während vor allem Naturfreunde die Rückkehr des Wolfs begrüßen und ihn unter strengem Schutz sehen wollen, sind andere überhaupt nicht begeistert. Landwirte, Schäfer etwa, deren Herden immer wieder betroffen sind, wenn Wölfe einzelne oder gar mehrere Tiere reißen und so mitunter beträchtlichen materiellen Schaden anrichten. Aber auch viele Bewohner von Gebieten, in die der Wolf zurückgekehrt ist, fühlen sich verunsichert. Sie fragen sich zum Beispiel, ob ihre Kinder noch im Freien spielen dürfen oder ob man im Wald den Hund noch ohne Leine laufen lassen kann. Beteuerungen, dass der Mensch nicht zum Beuteschema des Wolfs gehöre, beruhigen sie nicht. Einer Forsa-Umfrage zufolge meinen 78% der Bundesbürger, dass der Wolf in Deutschland leben kann. Aber Zweifler, Skeptiker und Gegner haben eine laute Stimme und verschaffen sich immer besser Gehör. Die Politik gerät so zunehmend unter
Druck. Zum einen geben die Bundesländer seit Jahren viel Geld aus, um Schutzmaßnahmen für Weiden und Herden zu fördern und um – im Falle nachgewiesener Wolfsrisse – betroffene Landwirte zu entschädigen. Zum anderen mehren sich die Forderungen, eine Bejagung des Wolfs zuzulassen, um seinen Bestand zu regulieren. In Sachsen hat die Landespolitik jetzt nachgegeben: Eine neue Verordnung erleichtert dort ab sofort den Abschuss von Wölfen, wenn sie zum Problem werden. Gehört der Wolf noch – oder wieder – zu uns und unserer Gesellschaft? Oder ist seine Wiederansiedlung das Ergebnis falsch verstandener Öko-Romantik? Muss man ihn bedingungslos schützen oder darf man ihn jagen? Und: Was ist nötig, damit Mensch und Wolf in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft zusammenleben können und miteinander auskommen? Darüber diskutiert Anja Heyde mit folgenden Gästen: Claudia Dalbert, Bündnis ’90/Die Grünen – Umweltministerin von Sachsen-Anhalt, Bernhard Daldrup, CDU – Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt, Antje Weber – Biologin am Wolfskompetenzzentrum Sachsen-Anhalt, Friedrich Noltenius – Jäger und Wildtierbeauftragter in Sachsen sowie Rainer Frischbier – Schäfer aus Sachsen-Anhalt. Bürgerreporter Stefan Bernschein hat unter anderem Campingplätze rund um Burg im Jerichower Land besucht, in dessen Nähe ein Wolf gesichtet wurde. Außerdem spricht er mit einer Familie aus Magdeburg, die mitten in der Stadt einen Wolf an ihrem Gartenzaun entdeckte und hat einen Vertreter des Landesjagdverbandes zu Gast. (Text: mdr)