Staffel 2: 2023, Folge 1–14

Staffel 2 (2023) von „Die Spur“ startete am 19.04.2023 im ZDF.
  • Staffel 2, Folge 1
    Reich werden kann jeder – mit Cannabis. Das war das Versprechen der Onlineplattform JuicyFields. Viele glaubten dem Versprechen und investierten ihre kompletten Ersparnisse. Im Juli 2022 platzte der Traum vom schnellen Reichtum. Niemand konnte sich mehr einloggen. Was als Hype begann, scheint aus heutiger Sicht etwas ganz anderes zu sein: der größte Cannabis-Betrug aller Zeiten. In seiner ersten Folge geht das neue ZDF-Doku-Format „Die Spur“ der Frage nach, wer hinter diesem riesigen Scam steckt. JuicyFields warb mit Influencern, Rap-Videos und einem eigens komponierten Song um Kleinanlegerinnen und Kleinanleger mit dem Traum vom passiven Einkommen.
    Die Legalisierung von Cannabis in immer mehr Staaten beflügelte die Aussicht auf fette Renditen. Weltweite Cannabis-Messen, bei denen JuicyFields als Hauptsponsor auftrat, gaben der Plattform einen vermeintlich seriösen Anstrich. Für viele Anleger schien die Rechnung zunächst aufzugehen. „Der Gewinn war über hundert Prozent im Jahr“, berichtet eine junge Frau im Gespräch mit den „Spur“-Reportern. Am Ende investierte sie ihre gesamten Ersparnisse. „Andere Leute würde ich davor warnen, sowas zu machen. Aber ich bin da so reingeraten, dass ich den Absprung nicht geschafft habe.“ Nach eigenen Angaben der Plattform haben 500.000 Kleinanlegerinnen und Kleinanleger weltweit auf der Webseite juicyfields.io investiert.
    „Es kommen täglich immer noch Anzeigen rein“, sagt die Berliner Staatsanwältin Ina Kinder. Die Mehrzahl der Geschädigten sei aus Deutschland, doch auch in anderen Ländern zählen Ermittler Tausende Geschädigte. Ein Schneeballsystem, davon sind die Ermittler inzwischen überzeugt. Allein der Umsatz mit Kryptowährungen habe 290 Millionen Euro betragen, analysiert der auf Krypto spezialisierte Forensiker Jakob Hasse. Doch dies sei nur ein Bruchteil des eingesammelten Geldes.
    Existierten die Cannabis-Plantagen, mit denen die Anleger angeworben wurden, überhaupt – oder war alles von Anfang an ein einziger großer Fake? Die Recherchen des Teams von „Die Spur“ führen nach Spanien, Finnland, in die Schweiz und schließlich nach Russland. Die Autoren sprechen mit Branchenkennern, Influencern und Ermittlern, um die Wahrheit über die Hintermänner der ominösen Cannabis-Plattform herauszufinden. Wie konnte das System mehr als zwei Jahre lang Millionen machen – und warum geht der Betrug auch jetzt noch weiter? Ciara Cesaro-Tadic und Lucas Eiler machen sich auf die Spur, die bis nach Russland führt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.04.2023ZDF
  • Staffel 2, Folge 2
    Ein Coach lockt Menschen mit dem Versprechen auf ein besseres Leben nach Bali und Portugal. Bald danach sind die meisten zurück in Deutschland und haben viel Geld verloren. Was ist passiert? Das neue ZDF-Doku-Format „Die Spur“ geht auf die Suche nach den Abzockern in der Coaching-Branche. Betroffene berichten, wie sie in den Sog teurer Coaching-Angebote gerieten und sich verschuldeten. Der Algorithmus treibt sie an, mehr und mehr Programme zu kaufen. „Willst du endlich dein Leben in die Hand nehmen? In meinem Seminar mach ich dich erfolgreich!“, so klingen die Versprechen von Coaches im Netz. Auf Social Media verkaufen sie ihre Programme und mit ihnen große Hoffnungen auf mehr Geld, eine glücklichere Beziehung oder ein erfolgreiches Business.
    Die Branche boomt, setzt Millionen um – und immer mehr Menschen springen mit auf den Zug. Der Begriff Coach ist nicht geschützt. Jeder kann sich so nennen, auch ganz ohne Ausbildung. Das zieht auch Anbieter an, denen es vor allem um Profit geht. Coachings kosten wenige Hundert bis zu über Zehntausend Euro. Ein deutsches Coaching-Paar treibt es noch weiter. Mit Crowdfunding-Kampagnen sammeln sie Hunderttausende Euro ein. Die meisten der Projekte scheitern. Das Geld fließt offenbar in dubiose Unternehmensstrukturen mit Verbindungen ins Ausland.
    Wo ist das Geld geblieben? Und wo zahlt das angeblich erfolgreiche Unternehmen Steuern? Undurchsichtige Strukturen sind in der Coaching-Szene kein Einzelfall. Der Film trifft Autorin Charlotte M. Raven. Sie berichtet: „Diese Szene ist alles andere als Licht und Liebe. Diese Szene ist hartes Geschäft, krasse Selbstvermarktung, heftige Manipulation.“ Geraten Menschen an die falschen Anbieter, kann das womöglich ernste psychische Folgen haben. Wie kann es sein, dass Menschen mit gefährlichen Coachings und dubiosen Geschäftsmethoden so viel Geld verdienen? Carolin Hentschel und Eva Kunkel machen sich auf die Spur, die sie bis nach Portugal, Florida und Bali führt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.04.2023ZDF
  • Staffel 2, Folge 3
    Der 16-jährige Mouhamed will sich in einer Jugendhilfeeinrichtung das Leben nehmen. Die Polizei wird gerufen, kurz darauf ist der Junge tot. Getötet von Kugeln aus einer Polizeiwaffe. Warum musste Mouhamed Lamine Dramé sterben? „Die Spur“ recherchiert gemeinsam mit der Plattform „FragDenStaat“ den Fall nach. Die Reporter sprechen mit der Familie, mit Polizisten und Wissenschaftlern. Was lief am 8.8.2022 in Dortmund schief? Der junge Senegalese hatte damals bewegungslos im Garten seiner Jugendhilfeeinrichtung gesessen und ein Messer gegen sich gerichtet. Bereits am Abend zuvor hatte er sich hilfesuchend an die Polizei gewendet, sprach von Suizid.
    In einer psychiatrischen Klinik wird ihm eine depressive Phase und eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Trotzdem wird er entlassen, da er sich von der Absicht, sich selbst zu töten, distanziert. Bei dem Polizeieinsatz in der Dortmunder Nordstadt am Tag darauf werden Reizgas, Taser und eine Maschinenpistole eingesetzt. Am Ende ist Mouhamed tot. Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat inzwischen gegen fünf Polizeibeamte Anklage erhoben, unter anderem wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung. Der Fall wirft die Frage auf: Wie verhält sich die Polizei bei Einsätzen mit Menschen in psychischen Notsituationen? Gibt es hierfür besondere Richtlinien und werden gezielte Kommunikationsstrategien in der Ausbildung gelehrt? Aiko Kempen von „FragDenStaat“ fragt hierzu bundesweit bei den Polizeibehörden nach.
    Reporter Marcel Siepmann spricht mit dem Bruder von Mouhamed und kann an einem Seminar der Polizeiakademie Berlin teilnehmen. Hier werden Polizist*innen im Umgang mit verhaltensauffälligen Menschen sensibilisiert. Pro Jahr können jedoch nur knapp 100 von 7000 Berliner Polizist*innen an dieser Art von Weiterbildung teilnehmen. In Nordrhein-Westfalen hat Innenminister Herbert Reul nach dem Tod von Mouhamed Lamine Dramé zahlreiche Maßnahmen angekündigt, darunter auch eine Verbesserung der Ausbildung. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 03.05.2023ZDF
  • Staffel 2, Folge 4
    Ein Milliardengeschäft: aus Deutschland wird Müll illegal in Polen und Tschechien entsorgt. Mühevoll gesammelt und getrennt, dann irgendwo abgekippt. Die Müllmassen verpesten Luft und Umwelt. Es geht um hunderttausende Tonnen deutschen Müll, der illegal in Osteuropa vor sich hin rottet. Abfallschieber verdienen an dem Handel mit unserem Müll. Die Spur führt zu deutschen Unternehmen, die umweltgerechte Entsorgung nur vortäuschen. „Die Spur“-Reporter Michael Billig und Marius Münstermann recherchieren seit über drei Jahren zu illegalen Müllexporten. Sie nehmen Proben auf Müllhalden, gehen jedem Hinweis nach illegalen Müll-Transporten nach, arbeiten sich durch Behördenakten und stoßen so auf deutsche Unternehmen, deren Müll auf wilden Deponien in Osteuropa gelandet sein soll.
    Ihre Spurensuche beginnt in Sarbia, einem Dorf im Westen Polens. Dort lagern tausende Tonnen Verpackungsmüll aus dem Gelben Sack. Der Müll wurde neben einer Trinkwasseranlage aufgetürmt. Er soll von Firmen aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern stammen. Um herauszufinden, wie solche dreckigen Geschäfte mit deutschem Müll ablaufen, folgen die „Spur“-Reporter einem Mülltransport.
    Vom Entsorgungsunternehmen in Deutschland bis zu seinem Ziel in Tschechien, eine Brennstoff-verarbeitende Firma in der Nähe von Brno. Durch ihre Nachforschungen finden sie immer neue illegale Müllhalden mit unter anderem deutschem Müll. Sie werden in der tschechischen Industriestadt Chomutov Zeugen einer mutmaßlichen Umetikettierung von deutschem Müll zu tschechischem – durch Wechsel der Frachtpapiere. Und ihre Spur führt sie schließlich sehr nah an deutsche Unternehmen, die womöglich an dubiosen Geschäften mit deutschem Müll beteiligt sind, aber alle Verantwortung von sich weisen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 31.05.2023ZDF
  • Staffel 2, Folge 5
    Eine 17-Jährige und ihr 19-jähriger Freund werden in einem Zug zwischen Kiel und Hamburg erstochen. Die Tat im Januar löst bundesweit Entsetzen aus. Hätte sie verhindert werden können? Der mutmaßliche Täter Ibrahim A. lebte nach seiner Flucht aus dem Gazastreifen seit Ende 2014 in Deutschland. Er war psychisch auffällig und hatte bereits mehrfach Menschen attackiert. Warum haben Behörden ihn nicht früher aufgehalten? Die Autoren Philip Wortmann und Marvin Milatz machen sich auf Spurensuche. Sie rekonstruieren die Vergangenheit von Ibrahim A. Schon seit seiner Ankunft in Deutschland im Jahr 2014 hatte er offenbar mit psychischen Problemen zu kämpfen.
    Hier hoffte er auf ein besseres Leben. Er lebt mehrere Jahre in Nordrhein-Westfalen im Kreis Euskirchen. Vor Ort sprechen die Autoren mit Wegbegleitern von Ibrahim A. Diese berichten von einem jungen Mann mit großen Träumen und ebenso großen Problemen. Mehrere Versuche, therapeutische Hilfe zu bekommen, scheitern. Während sich die Straftaten häufen, reagieren die zuständigen Behörden offenbar unzureichend oder sind überfordert. Außerdem erfahren die Autoren, dass ein großer Teil der Geflüchteten unter psychischen Erkrankungen leidet. Aber tatsächlich Hilfe bekommen nur wenige.
    Die Spur von Ibrahim A. führt über Kiel weiter nach Hamburg, wo er als Obdachloser lebt. Er ist abhängig von harten Drogen, zeigt sich impulsiv und gewalttätig. Nachdem er einen Mann mit einem Messer attackiert hat, kommt er in Untersuchungshaft. Interne Dokumente, die die Autoren einsehen können, geben einen Eindruck über den Häftling Ibrahim A.: Er sei aggressiv und anscheinend persönlichkeitsgestört. Gegenüber einem Beamten vergleicht er sich mit Anis Amri, dem Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz. Trotzdem wird er aus dem Gefängnis entlassen. Wenige Tage später sind zwei junge Menschen tot und weitere schwer verletzt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.06.2023ZDF
  • Staffel 2, Folge 6
    Es ist ein Programm, das der Startschuss einer weltweiten Revolution sein könnte. Sein Name: ChatGPT. Für die einen ist es ein Segen, für andere eine große Gefahr. Das Team begibt sich im Silicon Valley auf eine Spurensuche, um zu verstehen, wer die Menschen hinter ChatGPT & Co. sind. Dabei stoßen sie auf eine Parallelwelt von Millionären, die mit Künstlicher Intelligenz die Welt verändern wollen. Kann man ihnen vertrauen? „Die Spur“-Reporterin Greta Buschhaus trifft im Silicon Valley die Größen der KI-Branche. Viele in den USA sind davon überzeugt, dass die Technologie viel Gutes leisten kann. Der deutsche Unternehmer und Stanford Professor Sebastian Thrun sagt: „Stellen Sie sich vor, dass Sie die Arbeit, die Sie heute in einem Monat machen, in einer Stunde machen können.“ Für ihn ist ChatGPT eine technische Revolution, die wichtiger sein könnte als die Erfindung des Internets.
    „Die Spur“-Reporter Nicolas Wildschutz beschäftigt sich mit der Firma hinter ChatGPT. Sie wurde von dem US-Amerikaner Sam Altman gegründet. Der Start-Up-Guru steht seiner eigenen Entwicklung offiziell skeptisch gegenüber. Er sagt, dass Künstliche Intelligenz in den falschen Händen großen Schaden anrichten könnte. Seine Firma „OpenAI“ sollte dafür sorgen, dass die Technologie sicher entwickelt wird, abseits von finanziellen Interessen.
    Doch was als optimistischer Traum eines ambitionierten Entwicklers startete, entwickelt immer mehr ein scheinbar nicht mehr zu kontrollierendes Eigenleben. ChatGPT und andere Programme verändern bereits jetzt unser Leben und richten jetzt schon Schaden an, sagen Experten. Mithilfe des neuen Computerprogramms lassen sich beispielsweise Fake News schreiben, so täuschend echt, dass sie sich kaum noch von der Wahrheit unterscheiden lassen. Einige Experten fürchten sogar, dass mit ChatGPT etwas auf die Welt losgelassen wird, was man nicht mehr in den Griff bekommen wird. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.06.2023ZDF
  • Staffel 2, Folge 7
    Die Foren im Netz sind frauenfeindlich, ihre Kommentare menschenverachtend, voller Gewaltfantasien. Geschrieben von Männern, die in ihrem Leben bislang weder Sex noch Beziehung hatten. Incels leben unfreiwillig zölibatär, geben Frauen die Schuld an ihrem Unglück. Durch Anschläge mit Incel-Bezug sind weltweit schon mindestens 58 Personen ums Leben gekommen. Wer sind diese Männer? Sind sie auch in Deutschland eine Gefahr? Die meisten Incels sind zutiefst verunsichert, einsam und leiden darunter. Sie tauschen sich in Foren im Netz aus, schreiben Hass-Posts, einige radikalisieren sich. In ihren Augen sind die Frauen an ihrem Schicksal schuld.
    Die Community, in der sie sich austauschen, ist international. Auch Deutsche sind in den Incel-Foren aktiv. Der Schritt vom Hass im Netz zu radikaler Gewalt ist real. „Die Spur“-Reporterin Viktoria Timkanicova reist zu den Orten von mutmaßlichen Incel-Anschlägen, spricht mit Menschen, die Einblick in die Incel-Community gewähren. Forensiker Benedikt Walter taucht in die dunkle Welt der Internet-Foren ab. Auf dem größten Incel-Forum erstellt er ein Fake-Profil, und versucht so, mit Incels ins Gespräch zu kommen. Die beiden Autoren wollen wissen und verstehen: Wer sind diese Männer? Und wie entsteht ihr Hass auf Frauen? Die Recherchen von „Die Spur“ zeigen: Die Rhetorik der „Incel“-Szene ist extremer geworden, die Bewegung hat sich politisch radikalisiert.
    Häufig gibt es Überschneidungen zum Rechtsextremismus. „Es ist in Wirklichkeit nur ein großes Glück, dass es bisher keinen Anschlag, keinen Incel-inspirierten Anschlag in Deutschland gab,“ sagt Extremismus-Expertin und Spezialistin in Undercover-Recherche, Julia Ebner. Beim Anschlag auf die Synagoge in Halle gab es zumindest Hinweise, dass die Incel-Ideologie eine Rolle gespielt haben könnte. Die Reporterin begibt sich auf die Spur des Attentäters und untersucht, wie bedrohlich die Szene in Deutschland ist. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.06.2023ZDF
  • Staffel 2, Folge 8
    Deutsche TV-PremiereMi 28.06.2023ZDF
  • Staffel 2, Folge 9 (30 Min.)
    Als oberster Verfassungsschützer sollte Hans-Georg Maaßen die Demokratie schützen – mittlerweile trifft sich der CDU-Politiker mit internationalen Ultrarechten, teilt Verschwörungstheorien. „Die Spur“ geht der Frage nach, ob Maaßens Agenda schon während seiner Amtszeit von rechtem Gedankengut bestimmt wurde oder ob er sich erst im Laufe der Jahre radikalisierte. War seine Haltung womöglich politisch gewünscht? Ex-Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), der Maaßen 2012 zum Verfassungsschutz-Chef berief, verteidigt seine damalige Entscheidung: Als Beamter im Innenministerium habe Maaßen „eine saubere, brillante juristische Arbeit abgeliefert“.
    Das habe ihn für andere Aufgaben qualifiziert. Gerhard Schindler, ehemaliger Chef des Bundesnachrichtendienstes und enger Vertrauter, geht noch weiter: „Er war der beste Präsident, den dieses Amt in seiner Entstehungsgeschichte hatte.“ „Die Spur“-Reporter Lucas Eiler und Sebastian Galle sprechen mit Befürwortern und Kritikern, untersuchen Maaßens Äußerungen auf Twitter und in seiner Dissertation.
    Sie schildern Maaßens Rolle im Fall Murat Kurnaz, der unschuldig in Guantanamo festgehalten wurde. Maaßen entwarf die juristische Strategie, um Kurnaz nicht nach Deutschland zurückkehren zu lassen. War sein Gutachten Sprungbrett für seinen Aufstieg im Ministerium? „Ich habe mich gewundert über diese kometenhafte Karriere“, sagt Kurnaz’ Strafverteidiger Bernhard Docke. Bereits in den 90er-Jahren vertrat Hans-Georg Maaßen, der die freiheitlich-demokratische Grundordnung schützen sollte, radikale Ansichten in der Asylpolitik, zweifelte generell an der Schutzbedürftigkeit der Geflüchteten, so wie es heute die AfD und der ungarische Staatschef Viktor Orbán tun.
    Mit ihnen trifft er sich heute zum Gedankenaustausch – und teilt ganz offen ihr Mindset. Auch Stephan Kramer, Leiter des Thüringischen Verfassungsschutzes, beobachtet mit Sorge, dass sein ehemaliger Amtskollege mittlerweile in rechtsextremistischen und neurechten Medien publiziert, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden.
    Ist Maaßen heute womöglich selbst ein Fall für den Verfassungsschutz? Für die CDU ist Maaßen untragbar geworden, er selbst schließt die Gründung einer eigenen Partei nicht mehr aus. Bei der Bundesmitgliederversammlung der Werteunion in Erfurt im Juni 2023 kündigt er an: „Ich sehe, dass die Repräsentationslücke zwischen einer CDU, die zu einer Blockpartei geworden ist und einer AfD, dass diese Repräsentationslücke immer größer wird und regelrecht danach schreit und dass es eine neue Kraft geben muss.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.07.2023ZDF
  • Staffel 2, Folge 10 (30 Min.)
    Knapper Wohnraum, explodierende Mieten: Immer mehr Betrüger nutzen die Not Wohnungssuchender aus – und machen damit das große Geld. „Die Spur“ durchleuchtet das Betrugssystem von Fake-Inseraten im Netz, das jedes Jahr mehrere zehntausend Opfer trifft und den Immobilienmarkt regelrecht überschwemmt. Wer sind die Täter hinter der Betrugsmasche? Und warum wird so wenig dagegen unternommen? „Ich bin absolut überzeugt davon, dass diese Masche jeden treffen kann“, ist sich Karolina Wojtal vom Europäischen Verbraucherzentrum sicher. Das Perfide: Für die Opfer von Wohnungsbetrug ist nicht nur ihr Geld weg – viele stehen plötzlich ohne Wohnung da.
    Trotz ihrer verzweifelten Situation würden sie keine Unterstützung von der Polizei bekommen, schildern mehrere Opfer ein und desselben Täters, der in Berlin systematisch mit Wohnungen betrügt. „Spur“-Reporter Frederik Fleig und Alex Baur nehmen deshalb selbst die Verfolgung des Betrügers auf und enttarnen dabei Stück für Stück seine Masche aus zwischengemieteten Wohnungen, falschen Mietverträgen, gefälschten Papieren und dubiosen Bankkonten. Und sie haken kritisch bei den Verantwortlichen mit ihren Ergebnissen nach: Ist Wohnungsbetrug ein blinder Fleck bei den Ermittlungsbehörden? Dass der Betrug mit Wohnungen allerdings nicht nur ein lokales Problem ist, zeigt auch die groß angelegte Datenauswertung der Reporter: Sie werfen sich mit einer fiktiven Identität selbst auf den Wohnungsmarkt und tappen bewusst in die Fallen der Täter.
    Die forensische Spurensuche im Netz führt Reporter Frederik Fleig von deutschen Ballungsräumen bis auf einen anderen Kontinent, von dem aus Betrüger gezielt vom hart umkämpften deutschen Mietmarkt profitieren. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.07.2023ZDF
  • Staffel 2, Folge 11 (30 Min.)
    Erniedrigungen, Mobbing, sexualisierte Übergriffe – im Wissenschaftsbetrieb häufen sich Fälle von Machtmissbrauch. Haben unsere Unis und Hochschulen ein #MeToo-Problem? Dezember 2022: Der Fall eines Professors, der ihm unterstellte Doktorandinnen zu privaten Modenschauen und Stripclub-Besuchen gedrängt haben soll, landet in der Presse. Zwei Frauen sprechen erstmals offen über ihre Erlebnisse und bringen damit eine Lawine ins Rollen. Die Spur-Autorinnen Olivia Samnick und Friederike Röhreke blicken auf #MeToo und Machtmissbrauch an deutschen Hochschulen. Sie sprechen mit Betroffenen, anonymen Insidern und einem Opferanwalt.
    Mehrere Postdocs und Doktorandinnen schildern, ihr vorgesetzter Professor nutze sie aus, bedrohe sie oder sei sexuell übergriffig geworden. Sie berichten von erschreckenden Erfahrungen: „Ich habe alles erlebt: Schikane, Beleidigungen. Drohungen, Arbeitsverträge nicht zu verlängern.“ „Dieses System begünstigt Menschen, die angehimmelt werden wollen und skrupellos sind.“ „Mein Professor hat vor der gesamten Arbeitsgruppe gesagt, er kann dafür sorgen, dass man in unserem Wissenschaftsfeld unten durch ist. In ganz Deutschland.“ Offenbar hat eine Reihe von Hochschulen und Forschungsinstituten ein Problem.
    Steckt hinter dem Machtmissbrauch System? Experten und Expertinnen zeigen auf, woran es liegt, dass Täter oft auch nach Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen unbehelligt weiterarbeiten und praktisch keine Konsequenzen befürchten müssen. Die Digitaljournalistin Friederike Röhreke recherchiert das Ausmaß der Missbrauchsfälle und startet eine eigene Umfrage unter den Beschwerdestellen von Hochschulen und Forschungsinstituten: Welche Fälle werden dort überhaupt erfasst und reicht ihre Arbeit aus, um Machtmissbrauch zu stoppen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.07.2023ZDF
  • Staffel 2, Folge 12 (30 Min.)
    „Wir helfen, wo der Staat versagt.“ Das ist das Motto eines Projekts, hinter dem einschlägig bekannte Rechtsextreme stecken.
    Was tun, wenn Rechtsextreme sich sozial engagieren? In der neuen Doku von „Die Spur“ durchleuchten Felix Wolf und Lisa Erzsa Weil die rechte Kümmerer-Masche. Wie sehr gefährdet das Staat und Gesellschaft?
    Sie zeigen, wie Rechte und Rechtsextreme unter dem Deckmantel der Hilfsangebote für sich werben und ihre Ideologien in die Mitte der Gesellschaft tragen wollen. Im gleichen Atemzug versuchen sie, den Staat zu delegitimieren und schließen Menschen von ihren Hilfsangeboten aus. Besonders greift diese Masche in Krisenzeiten.
    „Tischtennis, Basketball, Schnitzen, Filzen, Töpfern“, zählt Doritta Kolb-Unglaub das Angebot des „Dritten Wegs“ in Plauen auf. Sie ist Vereinsvorsitzende von „Colorido“ und kämpft gegen diese Kümmerer-Masche, die sich nur an Deutsche richtet. Die Kleinstpartei „Der Dritte Weg“ versucht, sich mit ihren vermeintlich karitativen Programmen ein Helfer-Image zu geben, während sie vom Verfassungsschutz Sachsen als rechtsextremistisch eingestuft wird.
    Was kann ein Verein wie „Colorido“, was kann die Gesellschaft gegen die sozialen und Freizeit-Angebote von Rechtsextremen tun? Zur Wahrheit gehört auch, dass die Rechtsextremen Lücken besetzen, die der Staat nicht mit eigenen sozialen Angeboten füllt. Warum überlässt der Staat den Rechten diesen Raum?
    Um das zu beantworten, spricht „Die Spur“ unter anderem mit Whistleblowern, Experten und Vertretern des Verfassungsschutzes, konfrontiert rechtsextreme Akteure, verfolgt digitale Spuren im Netz, erhält Einblick in interne Unterlagen und zeigt das Kümmerer-Netzwerk auf. Hinter auf den ersten Blick harmlosen Angeboten wie Kleiderkammer, Tiertafel und Hausaufgabenhilfe stößt das Team auf eine teils den Nationalsozialismus verherrlichende Ideologie.
    Selbst professionelle Hilfsorganisationen wie Feuerwehr und Rettungsdienst sind im Visier der Kümmerer. „Die Spur“ findet zahlreiche Hinweise, ein internes Strategiepapier, ein offizielles Gutachten – und konfrontiert die Verantwortlichen. Wie groß ist das Problem in den Reihen der professionellen Helfer? Welche Ziele verfolgen Rechte ausgerechnet dort? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.07.2023ZDF
  • Staffel 2, Folge 13 (30 Min.)
    Seit Wochen macht Rammstein Schlagzeilen. Im Raum stehen Anschuldigungen gegen Sänger Till Lindemann. Mehrere Frauen behaupten, gezielt für Aftershow-Partys angeworben worden zu sein. „Die Spur“ blickt hinter die Kulissen der international erfolgreichsten deutschen Band: Warum kommen Vorwürfe gerade jetzt ans Licht, was wurde schon früher thematisiert? Und wie geht die Musikbranche damit um? Den beiden Autorinnen Janina Findeisen und Ciara Cesaro-Tadic gelingt es nach wochenlanger Suche, einen Insider zu finden, der zum engeren Umfeld von Rammstein gehörte und anonym über das berichtet, was er hinter den Kulissen beobachtet habe. Musikjournalistin Tamara Güçlü sieht die Musikindustrie als sehr verschlossen – für sie ein Grund dafür, warum die Vorwürfe erst jetzt ans Licht kommen: „Es ist schon auch ein kleiner Klüngelclub.
    Und wenn die Scheiße am Dampfen ist, habe ich immer das Gefühl gehabt, dass dann ganz schnell der Teppich gesucht wurde, unter den man irgendwie wieder kehren kann.“ Bereits seit 1994 provoziert die in Berlin gegründete Band Rammstein gezielt mit ihren Songtexten und begeistert damit die Massen. Die Band rund um Frontsänger Till Lindemann wird international gefeiert, füllt riesige Stadien und gilt als der deutsche musikalische Kulturexport schlechthin. Doch was geschieht hinter den Kulissen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.08.2023ZDF
  • Staffel 2, Folge 14 (30 Min.)
    Es ist ein absolutes Reizthema: das generelle Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Die einen fordern es für mehr Verkehrssicherheit und Klimaschutz, die anderen sehen ihre Freiheit bedroht.
    Politisch ließ sich ein Tempolimit bisher nie durchsetzen. Doch ist die Diskussion ehrlich? Schnell schlagen die Wellen hoch. Fakten und wissenschaftliche Studien prallen auf Emotionen. „Die Spur“ geht der Frage nach: Starke Lobbyisten oder klare Fakten – was zählt?
    In anderen europäischen Ländern gibt es feste Tempolimits auf den Autobahnen. In Deutschland dagegen können sie nur an Gefahrenstellen oder aus Lärmschutzgründen verhängt werden. Auf 70 Prozent der Autobahnen besteht grundsätzlich die Freiheit, so schnell zu fahren, wie man möchte.
    Eine Freiheit, die vor allem von CDU/​CSU und der FDP seit Jahrzehnten vehement verteidigt wird. Sogar bei den Koalitionsverhandlungen der aktuellen Bundesregierung war das Tempolimit einer der größten Streitpunkte. Die FDP setzte sich schließlich durch, und Grüne und SPD verzichteten im Koalitionsvertrag darauf. Doch wieso hat gerade dieses Thema eine derart große politische Sprengkraft, warum findet keine sachliche Diskussion statt?
    Die Autorinnen Carolin Hentschel und Eva Kunkel stoßen auf Hinweise, dass wissenschaftliche Fakten über die Auswirkungen eines Tempolimits in Deutschland womöglich von manchen Seiten gar nicht gewünscht sind. Laut Wissenschaftler Christian Traxler von der Berliner Hertie School sei die Datenlage zum Tempolimit in Deutschland erstaunlich traurig, andere sprechen sogar von einem Forschungsloch. Wird die Debatte so emotional geführt, weil die Fakten fehlen? Für Traxler liegt die Begründung auf der Hand: „Es fehlt der politische Wille, hier vernünftige Evidenz heranzubringen.“
    Die Recherchen von „Die Spur“ zeigen: Tatsächlich hat das Bundesverkehrsministerium das letzte Mal in den 70ern eine umfassende Studie zu den Auswirkungen eines Tempolimits beauftragt. Warum seitdem nicht mehr?
    Anfang 2023 erscheint eine groß angelegte Studie über die Auswirkungen eines Tempolimits auf den Klimaschutz in Deutschland – sie kommt jedoch vom Umweltbundesamt, das dem Bundesumweltministerium untersteht. Vor allem die Ergebnisse zu den möglichen CO2-Einsparungen durch ein generelles Tempolimit lösen einen riesigen Eklat aus. Denn die sind deutlich höher als bisher angenommen. Kritik kommt vor allem von der FDP, die gibt sogar ein eigenes Gutachten in Auftrag. Doch wieder stellt sich den Reporterinnen die Frage: Geht es hier wirklich darum, klare Fakten zu schaffen, oder um die Vertretung der Interessen einer Lobby? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.08.2023ZDF

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