bisher 616 Folgen, Folge 126–150
Hamburg-Veddel: Elbinsel mit rauem Charme
Folge 126 (60 Min.)Hamburg-Veddel ist eine Elbinsel. Das Quartier liegt nur wenige Minuten von der Innenstadt entfernt auf der anderen Seite der Elbe direkt am Hafen. In bester Lage, sollte man meinen. Doch eingerahmt zwischen Autobahn und Eisenbahngleisen fahren viele Menschen einfach vorbei, nehmen kaum Notiz von der Insel mit dem rauen Charme. Im 19. Jahrhundert brachen Millionen Auswanderer von der Veddel aus in die Neue Welt auf. Die zentrale Unterkunft für Menschen aus ganz Europa stand auf dieser Elbinsel. Bis heute erinnert die Ballinstadt mit dem Auswanderermuseum daran.
In den 1930er-Jahren war die Veddel ein quirliger Stadtteil mit vielen Kneipen, Läden und Tanzlokalen, hieß bei vielen Leuten „Klein St. Pauli“. Doch seit den 1980er-Jahren wurde das Quartier von den ursprünglichen Bewohnern verlassen und von der Politik vernachlässigt. Heute genießt das Viertel den zweifelhaften Ruf, heruntergekommen zu sein. Richtig ist, dass die Veddel ein armer Stadtteil von Hamburg ist, dass heute von den 5.000 Bewohnern 70 Prozent ausländische Wurzeln haben.
Die Hälfte davon sind Türken, insgesamt haben hier 50 Nationalitäten ihre Heimat gefunden. Richtig ist aber auch, dass viele Veddeler gerne im Stadtteil leben. Auch Volker Hansen ist vor mehr als 15 Jahren dorthin gezogen. Der Fotograf hat sein Studio eingerichtet und porträtiert seitdem den Stadtteil aus immer neuen Perspektiven. Er macht Fotos für den Personalausweis ebenso wie ungewöhnliche Bilder für Ausstellungen in China. Der Mittvierziger genießt das „kosmopolitische Leben mit den vielen Anregungen“ und freut sich, dass die verschiedenen ethnischen Gruppen parallel nebeneinander leben.
Ayhan Altun ist Türke, Muslim und auf der Veddel groß geworden. Als es vor einigen Jahren Stress gab und einige Jugendliche mit Drogen gedealt haben, hat er beschlossen, etwas zu tun. Nach Rücksprache mit dem Bezirk hat er die Veddeler Kiezläufer gegründet und geht seitdem mit einigen Helfern auf seinen Rundgängen gezielt auf die Jugendlichen zu.
Ein Drogenproblem hat der Stadtteil seitdem nicht mehr. Auch Anne Buthmann ist davon überzeugt, dass sich die Veddeler selbst um das Quartier kümmern müssen. Die Veddelerin lebt seit über 35 Jahren dort, sieht als Platzwartin auf dem Sportplatz nach dem Rechten und ist immer dabei, wenn etwas besser werden soll, „denn die Stadt hat uns vergessen“. Dennoch ist der Stadtteil nicht abgerutscht. Auch wenn die Veddel zwar arm ist, funktioniert das Leben dort. Denn: Man kennt sich, passt aufeinander auf und die Nachbarschaft klappt. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 19.09.2014 NDR Fährgeschichten
Folge 127 (60 Min.)„die nordstory“ erzählt Fährgeschichten aus Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern: Hamburg Der Hafen in Hamburg erwacht mit Ernst Ibendahl. Um 5 Uhr morgens macht er sein Fährschiff klar, mit dem er später die Elbe hochschippern wird. Der über 60-jährige Schiffsführer transportiert mit der Linie 62 die meisten Fahrgäste im Hamburger Hafen. Jedes Jahr fahren mehr als vier Millionen Menschen mit ihm. Morgens sind es Berufspendler, die vom Alten Land oder Finkenwerder aus in die Hamburger Innenstadt müssen.
Später sind es dann vor allem Touristen, die eine der schönsten Strecken durch den Hamburger Hafen bewundern wollen. Ernst Ibendahl startet um 5:30 Uhr an den St. Pauli Landungsbrücken. Den Fischmarkt lässt er auf seiner Tour rechts liegen, fährt weiter geradeaus am Elbstrand in Övelgönne vorbei und überquert dann den Hamburger Hafen, um die Fahrgäste in Finkenwerder einzusammeln. Seit über 30 Jahren macht er das jetzt. Wenn rechts von ihm die großen Containerriesen vorbeiziehen, packt ihn schon manchmal die Wehmut.
Mit 16 Jahren fuhr Ernst Ibendahl zur See. Als Matrose hat er erst auf einem Lazarettschiff in Vietnam gearbeitet, bevor er sein Patent als Kapitän gemacht hat. Jetzt schippert er wieder im ruhigen Fahrwasser, um seiner Familie näher zu sein. Doch auch hier ist sein Arbeitstag nie eintönig, weil sich der Hamburger Hafen ständig verändert. Einen noch schöneren Ausblick von ihrem Fahrgastschiff aus haben nur Stefan Sing und Jasmin Dressen. Ihre Schicht beginnt um 12:45 Uhr. Der Schiffsführer und die Decksfrau pendeln tagtäglich zwischen Blankenese und Cranz.
Die Fährverbindung gilt als die älteste in Hamburg. Die Fahrzeiten sind von der Tide abhängig und nur sehr erfahrene Schiffsführer dürfen die Fähre steuern. Stefan Sing ist einer davon. Trotzdem hat er sein Schiff bei Niedrigwasser schon mal festgefahren. Es blieb fast eine ganze Schicht lang im Schlick stecken. Jasmin Dressen und Stefan Sing kennen die meisten Fahrgäste persönlich. Viele von ihnen sind Berufspendler: eine Apothekerin, Putzfrauen, Werftarbeiter und der Blankeneser Fischer Jürgen.
Die Fährverbindung ist längst kein Geheimtipp mehr. An den Wochenenden ist die Fähre oft bis auf den letzten Platz besetzt. Dennis Dreher sieht die meisten seiner Fahrgäste nur einmal. Er steuert den Fährshuttle zum bekannten Musical „König der Löwen“ im Theater im Hafen. Um 18 Uhr bringt er die ersten Besucher auf die andere Elbseite, auch wenn die Vorstellung erst um 20 Uhr beginnt. Hier drängeln sich die Fahrgäste an den Landungsbrücken nicht wie bei der Linie 62 auf die Fähre, hier stehen sie ordentlich in Zweierreihen nebeneinander.
Dennis Dreher meint, dass das an der schicken Kleidung liege. „Kaum sind die Menschen anders angezogen, sind sie auch anders drauf.“ Die ersten Besucher muss er schon in der Pause wieder abholen. Es sind vor allem Kinder, die ins Bett müssen, oder ältere Leute, denen die Vorstellung zu laut ist. Dennis ist am längsten im Hamburger Hafen unterwegs. Erst eineinhalb Stunden nach der letzten Vorstellung, wenn der Mond im Hamburger Hafen schon längst aufgegangen ist, macht er Feierabend.
Niedersachsen Tjark Beckmann ist der schnellste Fährkapitän an der ostfriesischen Nordseeküste und fühlt sich damit manchmal wie der „Hecht im Karpfenteich“. Er ist nämlich der Kapitän des Katamarans MS „Nordlicht“. In der Hochsaison fährt er mit dem 5.000-PS-starken Passagierschiff bis zu viermal täglich zwischen Emden und Borkum hin und her. Dabei kann er jedes Mal bis zu 270 Gäste mitnehmen. Die „Nordlicht“ ist inzwischen mehr als 25 Jahre alt, fast genauso lange steht Tjark Beckmann auf der Brücke des Wellenflitzers.
In seiner Freizeit dreht sich bei dem Kapitän vieles um die Musik. Zusammen mit seiner Ehefrau spielt er sowohl im Posaunenchor als auch im Musikzug der Feuerwehr. Schleswig-Holstein Seit mehr als 60 Jahren gibt es sie: die Fährverbindung der Reederei Cassen Eils von Büsum aus zur einzigen Hochseeinsel Deutschlands, Helgoland. Damals schipperte der Kapitän Cassen Eils die Passagiere persönlich mit einem alten Schraubendampfer zur Insel. Seit 1973 ist dafür das Seebäderschiff MS „Funny Girl“ im Einsatz.
In der Saison sind an guten Tagen alle der 800 Plätze ausgebucht, Urlauber, Tagesgäste und Insulaner bringt die Fähre täglich in zweieinhalb Stunden zum roten Felsen mitten im Meer. Was allerdings hinter den Kulissen passiert, damit die Überfahrt reibungslos funktioniert, bekommen die Fahrgäste nicht mit. Maschinist Wilhelm Daniel ist einer, der dafür sorgt, dass an Bord alles wie geschmiert läuft. Er arbeitet schon seit Jahrzehnten im Maschinenraum. Mit der „Funny Girl“ fühlt er sich verbunden, genauso wie die meisten seiner Kollegen.
Fast alle sind schon viele Jahre dabei, haben Höhen und Tiefen der vergangenen Jahrzehnte mitbekommen und können so manche Geschichte und Anekdote über ihre erlebten Hochseeabenteuer erzählen. Und das machen sie auch, wenn es nicht allzu viel zu tun gibt in den zweieinhalb Stunden Überfahrt von Büsum nach Helgoland. Mecklenburg-Vorpommern Hol öwer auf der Peene: Es sind die kleinen Fähren, die jahrhundertelang die beiden Ufer der Peene miteinander verbunden haben. Brücken zu bauen, war zu teuer und für derart wenige Landwirte in dieser Region völlig unrentabel.
Heute werden diese Fähren als Kulturgut wiederentdeckt, denn die menschenarme Region lebt vom Tourismus, und die Urlaubsgäste wiederum lieben Nostalgie! In Stolpe fährt die Fähre bereits seit einigen Jahren wieder. Jetzt fehlen noch Radwege, damit Besucher das Landschaftsschutzgebiet Peenetal erleben können. Einige Kilometer weiter am Ende des Peenestroms funktioniert alles schon viel besser. Die Fähre zwischen Karnin und Kamp ist im Sommer bei Fahrradtouristen ein beliebtes, abenteuerliches Transportmittel zwischen Festland und der Insel Usedom. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 26.09.2014 NDR Mit Mut, Mörtel und ohne Millionen – Neues von neuen Gutsbesitzern in Mecklenburg-Vorpommern (2)
Folge 128 (60 Min.)In keinem anderen Bundesland wie Mecklenburg-Vorpommern gibt es eine Vielzahl von historischen Herrenhäusern, Gutshäusern, Gutsschlössern und Wasserburgen. Insgesamt über 2.000 verschiedene Objekte sind es. Viele sind verfallen, nur 200 davon werden zurzeit benutzt oder bewohnt. Aber ständig gibt es ein paar neue verwegene Menschen, die sich dem einen oder anderen verlassenen Gutshaus annehmen. „Ich hab das Haus aus einer Laune heraus gekauft“, sagt Sönke Johannsen grinsend. „Es hätte zwar nur einen Euro kosten sollen, so stand es im Auktionskatalog, aber am Ende der Versteigerung habe ich natürlich mehr dafür bezahlt.“ Das Gutshaus von Dersentin bei Teterow war ein klassizistisches Geisterhaus.
Umrahmt von einer alten LPG und verkommenen Ställen herrschte dort Leerstand, der Putz war ab, die Fenster waren hohl. Aber Pharmamanager Sönke Johannsen aus Berlin machte sich an die Arbeit: Öfen heizen, Keller räumen, Dach abdichten. Probleme lösen, das kann er gut. Und so glänzte das Haus bald mit neuer Fassade, Magnolienallee und Park. „Angst“, wiederholt Philipp Kaszay nachdenklich.
„Ich habe keine Angst vor diesem Projekt. Wovor soll ich noch Angst haben? Mir ist doch schon das Schlimmste passiert, was einem passieren kann.“ Philipp hat seine Frau bei der Geburt des zweiten Kindes verloren. Dem Rest vom Leben, wie er es sagt, will er dennoch einen Sinn geben. Er hat seinen Job in Ulm gekündigt und ist mit Tochter Paula nach Mecklenburg gezogen. Er hat eine Mission. Er will ein Gutshaus! Er will ein Lebenswerk, sich daran abarbeiten als eine Art Eigentherapie. In Kobrow hat er sein Gutshaus gefunden. Philipp hat unendlichen Mut, macht sich an die Sisyphusarbeit und erlebt so manchen Rückschlag.
Auf Gut Rensow wird nicht mehr gebaut. Die neuen Eigentümer Knut Splett-Henning und Lebensgefährtin Christina Ahlefeld-Laurvig haben sich in dem uralten Haus ländlich barock eingerichtet. Sie halten Schafe, ernten Kartoffeln und beherbergen illustre Gäste in ihrem malerischen Haus, das wie aus der Zeit gefallen scheint. Christina kommt aus Kopenhagen, fühlt sich aber sehr wohl in Mecklenburg. Schließlich haben die „von Ahlefelds“ auch einmal ganz in der Nähe gewohnt.
Im Nachbardorf fanden die beiden die Familieninitialen an einem Portal. „Wir wollen wieder das sein, was das Gutshaus früher auch oft war. Nämlich das Zentrum des dörflichen Lebens“, sagt sie. Aber Knut Splett-Henning hat derweil schon ein neues Objekt entdeckt, das er sprichwörtlich aus dem Dörnröschenschlaf erwecken will. Das barocke Gutshaus von Dölitz liegt nur 15 Kilometer von Rensow entfernt und ist total eingewachsen. Die zweiteilige „nordstory Spezial“ macht eine Langzeitbetrachtung dreier Gutshausprojekte durch vier Jahreszeiten und begleitet einige ehrgeizige Umbaupläne. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 10.10.2014 NDR Die Hochzeits-Profis von Tondern
Folge 129 (60 Min.)Bei der Zahl der Eheschließungen liegt das Standesamt im Rathaus Tondern (Dänemark) international an der Spitze: Bis zu 60 Trauungen werden dort pro Woche vollzogen, seit 1965 wurden dort etwa 25.000 Paare vermählt. Der Grund für den Run auf den kleinen Ort nahe der deutschen Grenze in Sachen Heirat ist einfach: deutsche Bürokratie, von der es beim Hochzeitswunsch von Multikulti-Paaren in der Bundesrepublik reichlich gibt. Ausländer müssen hierzulande Dokumente beibringen, die in ihren Heimatländern schwer oder gar nicht mehr zu bekommen sind. Der dänische Staat ist da deutlich unkomplizierter. Und die Menschen von Tondern sind pfiffig.
Sie haben aus ihrem unscheinbaren 7.000-Seelen-Ort ein Paradies für Paare, die sich das Jawort geben wollen, gemacht. Im Laufe der Jahre sind sie zu Hochzeitsprofis geworden. Besitzer von Apartments, Floristen, Hoteliers, Fotografen, sogar Altenheime und Agenten profitieren von der Lust am Heiraten im hohen Norden. Auch wenn die Dänen gerne mit einem romantisch verklärten Blick auf ihre internationalen Kunden schauen: Hinter jedem Paar, das sich in Tondern trauen lässt, steckt eine andere Geschichte. Manchmal ist es die Story einer Beziehungsodyssee, manchmal ist es gespieltes Glück und selten die große Liebe. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 17.10.2014 NDR Das Herz der Millionenstadt – Hamburg Hauptbahnhof
Folge 130 (60 Min.)In Deutschland gibt es keine größere, freitragende Bahnhofshalle als in Hamburg. Diese Stahlkonstruktion ist eine der größten „Kathedralen“ im Industriebau des frühen 20. Jahrhunderts. 1906 war der Bau des Hamburger Hauptbahnhofs eine Sensation. Von den Deichtorhallen bis zur Lombardsbrücke wurde über einen Kilometer Länge eine zehn Meter tiefe Schneise ausgehoben für Gebäude und Gleise. Alte Pläne und Fotos der einzelnen Bauphasen belegen, dass die Anstrengungen zur Errichtung der Elbphilharmonie im Vergleich dazu relativ klein sind. Über 450.000 Menschen kommen täglich mit dem Hamburger Hauptbahnhof in Berührung. Damit ist er der meistfrequentierte Bahnhof Deutschlands.
800 Fern-, 1.200 U- und S-Bahnen und 60 Güterzüge halten in der Halle oder rollen hindurch, und das auf zwölf Gleisen. Der reibungslose Ablauf im Bahnhof ist eine Herausforderung für Hunderte Mitarbeiter. Wie ein Räderwerk muss alles funktionieren. Fehler im Ablauf, Pannen, Verspätungen wirken sich im Extremfall bis nach München oder Basel aus. „die nordstory“ begleitet einige Mitarbeiter und blickt bis in die Schaltzentrale des Hauptbahnhofes, deren Zugang für die Öffentlichkeit absolut tabu ist. Außerdem nimmt der Film die Spur von Fahrgästen auf, die regelmäßig den Hauptbahnhof benutzen. Wer sind sie, diese Menschen, den man täglich dort begegnet, wo wollen sie hin? (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 24.10.2014 NDR Alte Berufe: der Kohlenhändler, der Tischler, der Uhrmacher, der Holzbildhauer
Folge 131 (60 Min.)„die nordstory“ widmet sich diesmal Berufen, die es schon sehr lange, immer noch, aber vielleicht bald nicht mehr gibt. Der Kohlenhändler Wenn der Herbst kommt, kann es im Oberharz sehr schnell sehr kalt werden. Dann ist Andreas Kielholz ein gefragter Mann. Er ist einer der letzten Kohlenhändler der Region und versorgt seine Kunden in den Harzdörfern rund um seinen Heimatort Bad Sachsa. Bis zum Ende des Winters fährt er täglich Kohlen und Briketts aus, große oder kleine Mengen. Die Fahrten sind zum Teil abenteuerlich, denn Andreas Kielholz muss über enge Straßen oder unbefestigte Wege in die hintersten Ecken des Harzes fahren.
Der Besuch des Kohlenhändlers ist für viele Kunden das Highlight des Tages. Fast jeder lädt ihn auf einen Klönschnack mit Kaffee ein, denn das Austauschen von Neuigkeiten gehört im Harz dazu. Die meisten Kunden kennt Andreas Kielholz schon aus Kindertagen, als er seinen Vater bei den Lieferfahrten begleitete. Seine Mutter erzählt gerne die Geschichte, dass sein erstes Wort nicht „Mama“ oder „Papa“ war, sondern „Kohlen“. Der Tischler „Gut Ding will Weile haben“: Das ist fast ein Lebensmotto für Christoph Haak aus Wokuhl, südlich von Neustrelitz.
In fünfter Generation betreibt er die Tischlerei im Dorf, hat sich auf das Restaurieren alter Möbel spezialisiert. Im abgeschiedenen Mecklenburg finden ihn die Kunden aus ganz Deutschland. In mühseliger Präzisionsarbeit hobelt und furniert er an vom Holzwurm zerfressenen, manchmal jahrhundertealten Möbeln. Bis so ein Wrack wieder zum edlen Schmuckstück wird, vergehen manchmal Wochen. Finanziell kann er es manchmal kaum vertreten, denn kaum jemand sieht die Arbeit, die darin steckt.
Umso mehr zählt bei Christoph Haak aber die Freude, die ihm das alte Handwerk bereitet. Der Uhrmacher Andreas Hentschel hat vor über 20 Jahren in einem kleinen Eppendorfer Laden in der Geschwister-Scholl-Straße mit seinem Handwerk als Uhrmacher begonnen. Seitdem ist viel passiert. Die Eröffnung des Hamburger Chronometer Museums ist sein nächster Coup. Gemeinsam mit seinem Großonkel und Freunden haben die Uhrenprofis aus Eppendorf über Jahre alte Schiffsuhren, Seekarten, Tidenkalender und alte Dokumente gesammelt. Aus ihnen geht hervor: Hamburg war lange eine weltweit bedeutende Stadt für Zeitmessung und Navigation.
Wissenschaftler wie Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß verbrachten viel Zeit im Hamburger Hafen, um sich Navigationsgeräte oder Schiffsuhren bauen zu lassen. Dieses alte Wissen will Andreas Hentschel bewahren. Denn er meint, jetzt sei es die letzte Chance: „Wenn ich oder ein anderer aus meiner Generation dieses Erbe nicht erhalte, wird es für immer verschollen sein!“ Der Holzbildhauer Benjamin Fock, gebürtiger Flensburger, hat in jungen Jahren Mut zu einem alten Handwerk bewiesen. An der einzigen Holzbildhauerschule Norddeutschlands bekam er den nötigen Schliff.
Drei Jahre Arbeit mit Entwürfen, Skizzen und Schnitzen an Figuren. Danach fünf Jahre Wanderschaft durch Europa und Indien. Er ist zurückgekehrt, als er seine Heimat Schleswig-Holstein zu sehr vermisste. Seitdem versucht er, 20 Kilometer südwestlich von Flensburg eine eigene, kleine Werkstatt zu betreiben und Kunden zu gewinnen. 2.000 bis 3.000 Euro bekommt er pro fertige Figur. Daran muss er mindestens einen Monat lang arbeiten. Interessenten zu finden, die bereit sind, viel Geld für eine solche Handarbeit auszugeben, ist ein echtes Kunststück. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 31.10.2014 NDR Die nordstory Spezial: Die Grenze: 25 Jahre danach
Folge 132 (60 Min.)Einst geteilt. Heute vereint? Diese Frage stellt die NDR Dokumentation in der Reihe „die nordstory Spezial“, die sich mit Schwierigkeiten und Chancen einer Identitätsbildung in einem vereinigten Land auseinandersetzt. Jubel, so viele Küsse, so viele Tränen. Selten gab es bei den als eher unterkühlt geltenden Deutschen derartige Gefühlsausbrüche wie in der Nacht des Mauerfalls 1989: Tausende Menschen drängten von Ost nach West über die Grenze. Endlose Trabbi-Schlangen schoben sich durch die geöffneten Schranken. Auf der Westseite gab es Beifall, im Osten Glückseligkeit. Mit Feuerwerk und Festreden wurde ein Jahr später die Vereinigung der beiden Staaten Deutschlands zelebriert.
Dann aber fremdeln viele ehemalige DDR-Bürger damit, jetzt für einen eigenen Lebensentwurf selbst initiativ werden zu müssen. Als Tausende ihre Arbeit verlieren, weil die Riesenbetriebe der DDR geschlossen werden, kommt die Resignation. Und die Wut. Die Erinnerung der Deutschen an die eigene Geschichte seit 1945 ist zweigeteilt. Westdeutsche blicken zurück auf ein parlamentarisches System mit Pressefreiheit, Politik- und Umweltskandalen, Wirtschaftsflauten, Entlassungswellen, aber auch der 68er-Revolte und Emanzipationsbewegungen.
Das Einüben der Demokratie dauert bis heute an. Ostdeutsche erinnern eine Geschichte als Akteure in einem autoritären System. Mit all der Enge, den Herrschaftsstrukturen und Einschüchterungen, die eine totalitäre Staatsform mit sich bringt. Eine unangenehme Geschichte, die viele in ihrer eigenen Biografie nur ungern wahrhaben wollen, die Scham und Unterlegenheitsgefühle hervorruft. Die NDR Dokumentation 25 Jahre nach der Wiedervereinigung ist auf der Suche nach einer gesamtdeutschen Identität. Ost- und Westdeutsche unterschiedlichen Alters schildern ihre Gefühle.
Denker, Visionäre und Künstler kommen zu Wort, wenden sich ganz ausdrücklich an künftige Generationen. Mit dabei sind ein ehemaliger DDR-Grenzsoldat, der Intendant des hannoverschen Schauspielhauses Lars-Ole Walburg, die Puhdys, ein Harzranger, der Sozialpsychologe Harald Welzer, Paare, die eine Ost-West-Liebe lebten, Roland Jahn, der heutige Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, und viele andere. Setzt 25 Jahre nach der Wiedervereinigung das Vergessen von DDR, Teilung und Grenze ein? Oder kann die Aufarbeitung vielleicht jetzt erst richtig beginnen? (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 07.11.2014 NDR Königin vom Lande
Folge 133 (60 Min.)Sie alle sind Hoheiten und vertreten ihre Region in der Erntezeit, sei es beim ersten Spargelanstich in Lauenburg, dem Beginn der Krokusblüte in Husum oder dem Kohlanschnitt in Dithmarschen. Zu diesen Anlässen sind immer sind auch hübsche Mädchen als Königin, Regentin oder Herzogin dabei, damit dem Gemüse aus der Region ein besonderer Glanz verliehen wird. Von dem harten Arbeitsalltag der polnischen Erntehelfer ist dann nichts zu sehen und zu spüren. Ein Erntejahr lang wurden jungen Frauen mit der Kamera begleitet. Der Film zeigt, wie und warum Frauen Erntekönigin werden, welche Jobs die Majestäten zu bewältigen haben. „die nordstory – Königin vom Lande“ zeigt aber auch das wirkliche Leben der Königin und Regentin und den Traum vom royalen Leben eines polnischen Erntehelfers auf einem Spargelhof. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 14.11.2014 NDR Im Wald der Engel – Ohlsdorf: der größte Parkfriedhof der Welt
Folge 134 (60 Min.)Der Ohlsdorfer Friedhof ist alles andere als unbelebt. Er ist eine Oase mitten in der Großstadt Hamburg. „die nordstory“ zeigt in diesem Film die Lebendigkeit dieser Großstadtoase. Die Hamburger nennen ihren Hauptfriedhof kurz „Ohlsdorf“. Er ist eine Welt für sich, ein Kosmos. Vor dem schmiedeeisernen Tor bleibt Hektik, Lärm und Stress zurück. Eben noch in der pulsierenden Stadt, steht der Besucher auf dem Friedhof Ohlsdorf wenige Sekunden und Schritte später in einem paradiesisch anmutenden Wald. Die Luft ist klar, es duftet nach Harz und Blüten, Bienen summen, Vögel singen, zahllose Engel schauen den Besucher wohlwollend an.
Und vielleicht ist auch ein Fuchs, ein Reh oder ein Uhu in der Nähe. Vielen Menschen ist es schon passiert, dass sie sich in diesem Wald mit seinen über 35.000 Bäumen verlaufen haben. Der Central Park in New York ist kleiner. Für die Hamburger ist der Friedhof Ohlsdorf wie ein eigener eingefriedeter Stadtteil, mit 17 Kilometern Straße und zwei Buslinien. Viel mehr als nur ein Ort, um Verstorbene zu begraben. Ohlsdorf ist „Naherholungsgebiet“, eine grüne Insel in der Millionenstadt, in den unzähligen Winkeln und Ecken, auf Lichtungen und hinter Hecken immer wieder überraschend.
Es ist ein weltoffener Friedhof für alle, gleich welchen Glaubens oder welcher Nationalität. Hier kann man den Gedanken freien Lauf lassen, geistige und körperliche Bewegung erfahren, gestresste Seelen und Körper zur Ruhe bringen. Ideal für Wanderer, Jogger, Radler, Tai-Chi und Meditation. Ein Besuch weckt Neugier und Forschergeist, Fantasie und Kreativität. „die nordstory“ zeigt den Friedhof als „Lebensraum“. Hier, wo man es kaum vermutet, wächst und gedeiht das Leben in großer Vielfalt.
Hier wird gearbeitet, erlebt, erzählt, musiziert, gelacht und natürlich auch geweint. Zwischen den über 235.000 Grabstellen sind täglich Tausende Menschen unterwegs, von denen dieser Film erzählt. Es sind Begegnungen mit Gärtnern, Bestattern, Vogelfreunden, Schulkindern, einem Märchenerzähler, berittenen Polizisten, einem Busfahrer, Freunden der Rosen und der bildhauerischen Erotik. Dieser Friedhof zeigt „Schönheit“ in wirklich vielfältiger Weise. Dafür sind viele Menschen tätig: Für über 300 Gärtner, Bestatter, Steinmetze, Handwerker und Kaufleute ist der Friedhof Ohlsdorf Arbeitsplatz. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 21.11.2014 NDR Land unter auf Hallig Hooge
Folge 135 (60 Min.)Katrin und Heiner Brogmus von Hallig Hooge sind einiges gewohnt, was Wind und Wetter angeht. Mindestens zehnmal im Jahr versinkt ihre Hallig in der Nordsee. „Land unter“ nennen das die Halligbewohner. Normalerweise nehmen sie dieses Naturereignis gelassen zur Kenntnis. Doch diesmal ist es anders. Der Wetterbericht kündigt einen Megasturm an: „Xaver“ soll die Hallig mit Orkanstärke treffen. Wasserstände von bis zu vier Meter über Normal werden vorhergesagt. Alle Warften auf der Hallig würden bei solchen Wasserständen volllaufen. Für Katrin und Heiner Brogmus und alle anderen Halligbewohner bedeutet das Stress.
Vor allen Dingen müssen die Tiere hoch auf die Warft. Swantje und Leif Boyens auf Volkertswarft bereiten ihren Schutzraum vor. Jede Warft hat einen solchen, fest im Wattboden verankerten Raum. Es ist die letzte Zuflucht, wenn alles überflutet wird. Ihre Wertsachen schaffen sie hinauf in den ersten Stock. Hauke und Kerstin Ketelsen füllen auf Hanswarft Sandsäcke. Der alte Kapitän Detlefsen vernagelt sicherheitshalber seine Tür mit Brettern. Pastor Martin Witte, er ist erst seit ein paar Jahren auf der Hallig Hooge, erlebt zum ersten Mal einen derart heftigen Sturm.
Im Akkord füllt er Sandsäcke, damit seine Kirche nicht voll Wasser läuft. Am frühen Nachmittag bricht der Sturm los. Binnen weniger Stunden ist Hallig Hooge überflutet. Die tosende Nordsee kriecht von Stunde zu Stunde näher an die Häuser heran. Katrin Brogmus muss als „Warftobmann“ auch bei Orkanen bis Windstärke 12 hinaus, um den anderen Bewohnern Wasserstände und Fährverbindungen zu melden. Bange Stunden, in der Nacht soll es noch schlimmer kommen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 28.11.2014 NDR Hamburg mit anderen Augen – Drüber, drunter, mittendurch
Folge 136 (60 Min.)Hamburg ist eine bewegte und bewegende Stadt. Das erleben besonders die Menschen, die hier täglich unterwegs sind. Abhängig von ihrem Verkehrsmittel oder Standort haben sie einen ganz besonderen, oft ungewöhnlichen Blick auf die Stadt. „die nordstory“ entdeckt Hamburg aus der Perspektive von unterschiedlichen Personen und begleitet sie bei ihrem Weg durch die Stadt. Mit der Reiterstaffel der Polizei erlebt man die Stadt vom Pferderücken aus. Ob im Volkspark oder auf St. Pauli, hoch zu Ross behalten die Beamten immer den Überblick und sind auch selber weithin sichtbar.
Polizeipräsenz einmal anders. Den besten Überblick hat allerdings Franz Taucher. Der Ballonfahrer schwebt in seinem Korb fast lautlos über die Alster und genießt einmalige Blicke auf seine Wahlheimat. Von oben wirkt die Stadt ruhig und gelassen. Hektik und Tempo scheinen weit weg. Doch das täuscht. Eine Gruppe Hamburger Studenten durchquert die Stadt in einem irren Tempo. Es sind Parkour-Läufer, die die Stadt als Abenteuerspielplatz betrachten. Je mehr waghalsige Sprünge und Salti sie machen können, desto größer ist der Spaß. Die Welt von Wolfgang Jahn ist ihnen allerdings verschlossen.
Der Schornsteinfeger von Eimsbüttel bewegt sich hauptsächlich auf den Dächern der Stadt. Sein Kehrbezirk misst nur einen Quadratkilometer und trotzdem hat er über 1.000 Häuser zu betreuen. Wenn er mal wieder zu ebener Erde unterwegs ist, wird er pausenlos gegrüßt, angefasst und angesprochen. Denn Wolfgang Jahn ist bei den Leuten in Eimsbüttel bekannt wie „ein bunter Hund“. Aber auch der Busfahrer, die U-Bahn-Ingenieurin, die Taxifahrerin oder der Kapitän eines Alsterdampfers haben einen ganz eigenen, spannenden Blick auf ihr Hamburg ein Hamburg, das immer in Bewegung ist. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 05.12.2014 NDR Deisterstreifzüge
Folge 137 (60 Min.)Bei guter Sicht ist der Deister von Hannover aus, der Landeshauptstadt Niedersachsens, direkt zu sehen. Der „Hausberg“ der Hannoveraner ist weder besonders hoch noch besonders groß, trotzdem kommen Kenner ins Schwärmen. Nicht nur Menschen, die Erholung in der Freizeit suchen, kommen hierher. „die nordstory“ zeigt auch Niedersachsen, die gerade in dieser Region tief verwurzelt sind. Matthias von Münchhausen, Nachfahre des „Lügenbarons“, ist der Familientradition treu geblieben und lebt hier. Das Ehepaar Erdsiek findet hier ideale Bedingungen für die Trakehnerzucht. Fotograf Ralf Orlowski ist aus dem Deister in die Stadt gezogen. Seine Bilder macht er aber am norddeutschen Höhenzug. „die nordstory“ ergründet die Faszination des Kleinods Deister am Rande der norddeutschen Tiefebene. Gefördert mit Mitteln der nordmedia Fonds GmbH in Niedersachsen und Bremen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 19.12.2014 NDR Kulinarisch unterwegs
Folge 138 (60 Min.)Diese „nordstory“ macht eine ungewöhnliche kulinarische Reise durch den Norden. Auf den Wiesen südöstlich von Bremen picken große Steppenvögel. Jan Albert Haake hatte keine Lust auf Rinderzucht und Jauchegrube und hat stattdessen eine ungewöhnliche Geschäftsidee aus Australien übernommen: Er züchtet Straußenvögel. Die Nachfrage nach Filet, Braten und Straußensalami steigt stetig. Straußeneier gibt es im Hofcafé. Die Aufzucht der großen Vögel im nasskalten Norddeutschland ist allerdings auch fünf Jahre nach Beginn der Zucht eine Herausforderung für die ganze Familie.
Die Schwestern Westphal, die an der Grenze zwischen Mecklenburg und Brandenburg leben, setzen auf bodenständige Hausmannskost. In ihrem Geburtshaus eröffneten sie das Café Rosalienhof. Ihr Walnusskuchen ist über die Grenzen hinaus bekannt. Und wenn sich die beiden selbst einmal etwas gönnen möchten, dann pendeln sie quasi im „kleinen Grenzverkehr“ in den Landgasthof Tenzo mit sterneverdächtiger regionaler Küche. Gourmets schätzen auch die Auster Sylter Royal. Sie wird überall in Deutschland verzehrt, nur knapp ein Drittel der Ernte bleibt auf Sylt.
Deshalb bietet die Austern Stube der Compagnie in List ganz verschiedene Zubereitungen der Auster an: gedünstet, geräuchert, überbacken, mit Gemüse, als Suppe, mit Trüffelbutter, Käse oder Speck. Die Sylter Royal wurde 1986 im Watt angesiedelt und hat sich schnell zum Verkaufsschlager entwickelt. Doch Austern gab es auf Sylt schon viel früher. Schon vor Jahrhunderten verdienten die Insulaner mit der Austernfischerei ihren Lebensunterhalt. Wenn ein China-Restaurant in Deutschland tatsächlich auch von Chinesen besucht wird, ist das ein Zeichen von Qualität. Im Hamburger Dim Sum Haus am Hauptbahnhof ist das schon seit 50 Jahren so.
Seinerzeit brachte das mittlerweile älteste chinesische Restaurant Hamburgs die Dim Sums, Teigtaschen mit „Kleinigkeiten, die das Herz begehrt“, in die Hansestadt. Dennis Kwong leitet das Familienunternehmen nun in dritter Generation. An einem Tag empfängt er zum Beispiel den Star-Pianisten Lang Lang, an einem anderen hilft er in der Küche aus. Der junge Unternehmer wagt auch immer einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus: Er findet, Hamburg ist ein gute Adresse für Spitzengastronomie, die ihre Gäste in die kulinarische Welt Chinas locken kann. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 16.01.2015 NDR Bauer Ohlms und seine Hochlandrinder
Folge 139 (60 Min.)Schottische Hochlandrinder beeindrucken mit ihren gewaltigen Köpfen und den ausladenden Hörnern. Dahinter stecken aber echte Gemütstiere, die nur von Liebhabern dieser Rasse gehalten werden. Im norddeutschen Flachland sind sie eine Ausnahmeerscheinung, für Bauer Ralf Ohlms das „schönste Rind unter der Sonne“. „die nordstory“ erzählt die ungewöhnliche Geschichte von Ralf Ohlms und seiner urwüchsigen Rinderherde. Ein Jahr lang begleitete ein Fernsehteam den Mann und seine Highland Cattle von Schellerten. Wie die meisten Fans und Züchter der Rasse ist auch Ralf Ohlms eher speziell, wenn es um seine Highland Cattle geht. Einige seiner Rinder stammen sogar aus der Herde von Balmoral, dem Sommersitz von Queen Elizabeth II.
Und für seine Tiere ist dem Bauern auch nichts zu viel. Damit Transport und Tierarztbesuch stressfrei für sie sind, lässt sich Ralf Ohlms von Kuhflüsterer Philipp Wenz im Low-Stress-Stockmanship coachen. Ralf Ohlms findet bei seinen schottischen Urrindern etwas verloren Geglaubtes wieder: ein faires Miteinander von Mensch und Tier. Diese besondere Art der Rinderzucht und Fleischproduktion lässt ihn mit gutem Gewissen in eine rentable Zukunft blicken, in der er gut leben und genießen kann. Gefördert mit Mitteln der nordmedia Fonds GmbH in Niedersachsen und Bremen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 23.01.2015 NDR Fischgeschichten: Von dicken Dorschen und goldenen Schuppen
Folge 140 (60 Min.)Dicke Dorsche, fette Platten, Frühaufsteher und eine Prise Anglerlatein: „die nordstory“ hat in dieser Sendung einiges am Haken! Dicke Dorsche und fette Platten Der Traum vom ganz großen Fang ist auf der MS „Langeland I“ für Angler schon so manches Mal wahr geworden. An Bord des ehemaligen Küstenwachbootes, Baujahr 1943, hoffen die Angler auf dicke Dorsche und fette Platten. Auch Philip. Um vier Uhr früh ist der Junge aufgestanden, um mit Vater und Großvater auf seine erste Hochseeangeltour zu gehen. Doch was tun, wenn Opa bei der Abfahrt am frühen Morgen die Angelrollen am Auto stehen gelassen hat? Aus der Traum vom ersten Dorschfang auf der Ostsee? Die Müritzfischer Die „Boeker Goldschuppe“ soll es tatsächlich geben! „die nordstory“ ist in Mecklenburg zwischen Bolter Kanal und der Müritz unterwegs auf der Suche nach besagter Schuppe auf dem Rücken eines Karpfens.
Das Filmteam ist zu Gast bei den traditionellen Müritzfischtagen in Waren, begutachtet die Ernte der Teichfischer in Boek, philosophiert und meditiert bei einem Angelausflug auf dem Kölpinsee. Doch wird die Goldschuppe wirklich anbeißen? Ein Leben für den Fisch „Einem echten Hamburger kannst du in Sachen Fisch nichts vormachen!“, sagt Wilhelm Böttcher, Fischhändler mit Leib und Seele.
Seinen Laden Fisch Böttcher gibt es schon ewig. Um fünf Uhr morgens beginnt der Tag für den über 70-Jährigen auf dem Fischmarkt. Und auch wenn der Rücken schmerzt, er kann sich nicht aus dem Geschäft zurückziehen, obwohl die nächste Generation schon längst in den Startlöchern steht. Umzug der Fische Der Sport-Angelklub Göttingen muss etwa drei Tonnen Fisch aus einem Teich, der abgelassen wird, retten. Das geschieht aus Hochwasserschutzgründen. Auf die Männer wartet ein großes Stück Arbeit beim Umzug der Fische in andere Teiche. Das ist für sie wie Weihnachten, denn endlich sehen sie die Bescherung: Haben sie große oder kleine Fische? Was ist drin in ihrem Teich? (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 30.01.2015 NDR Die Neuen auf Hallig Süderoog: Das erste Jahr
Folge 141 (60 Min.)Im Jahr 2013 haben Nele Wree und Holger Spreer einen außergewöhnlichen Schritt gewagt: Sie haben ihr altes Leben hinter sich gelassen und sind auf die Hallig Süderoog gezogen. Seither arbeiten und leben sie als einzige Bewohner auf der Hallig mitten im Nordfriesischen Wattenmeer. Der gelernte Fischer und die Kunsthistorikerin sind dafür verantwortlich, das Kleinod im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer zu bewahren. Im Laufe der ersten Monate hatte das Paar mit zahlreichen Widrigkeiten zu kämpfen: mit Stürmen, einem defekten Schiff und den ganz alltäglichen Herausforderungen, die ihr Leben auf der Hallig mit sich bringt.
Zusammen versorgen sie ihre Hühner, Gänse, Enten und eine vom Aussterben bedrohte Schafrasse. Das Paar will einen Archehof aufbauen, das heißt alte Nutztierrassen schützen. Nele Wree ist als Rangerin für die Beobachtung der vielen Tausend Brut- und Rastvögel zuständig. Holger Spreer repariert mit einer Arbeitskolonne von Pellworm die Buschlahnungen, damit die Herbst- und Winterstürme keine größeren Schäden an den Halligrändern anrichten können.
Zum Alltag der beiden gehört auch die Bewirtung der Wattwanderer, die in den Sommermonaten zu Hunderten auf die Hallig kommen. Nele serviert selbst gebackenen Kuchen und Kartoffelsuppe, Holger übernimmt die Halligführung. Der Film begleitet das junge Paar bei ihrem „Abenteuer Süderoog“ über die Jahreszeiten hinweg. Ihr Alltag ist anstrengend, aber erfüllend, wie sie sagen: „Wir leben hier in einzigartiger Natur, etwas Schöneres können wir uns nicht vorstellen.“. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 06.02.2015 NDR Zug um Zug: Von Hannover in den Harz
Folge 142 (60 Min.)„die nordstory“ fährt mit dem Zug aus der Großstadt Hannover durch den Vorharz bis an den Rand des Mittelgebirges und erzählt Geschichten aus dem Zug und am Rande der Strecke. Der Film bietet einen Blick hinter die Kulissen des Zugverkehrs und verschiedener Häuser an den Gleisen. Es ist ihre gewohnte Strecke. Der Zug, in dem Schaffnerin Susen Hahne arbeitet, ist gut gefüllt. Sie muss die Ruhe bewahren, auch wenn mal wieder Schwarzfahrer unterwegs sind. Auch Lokführer Carsten hat keinen Blick für die vorbeiziehende Landschaft übrig.
Er ist auf einem falschen Gleis angekommen. Jetzt geht es nur noch mit Tempo 30 durch Groß Düngen. Eine Verspätung des Zuges ist nicht mehr zu verhindern. Kurz nach der Hektik auf dem Hauptbahnhof Hannover passiert der Zug ein Kloster. Es ist die Heimat der Ordensbrüder Buddhas. Normalerweise flüstern die Mönche dort, aber nicht, wenn Europas größte Statue eingeweiht wird. Ab Sarstedt führt die Strecke des Zuges stetig am Fluss Innerste entlang. Der Fluss ist das Revier von Fischermeister Peter Otto.
Aus seinen Teichen am Ufer läuft das Wasser ab. Nun müssen die Karpfen sofort geborgen werden, es geht um Leben oder Tod der Fische. Stefanie Haffke fährt täglich mit dem Regionalexpress bis Hildesheim. Wenn sie aussteigt, ist sie die einzige Frau unter Männern. Sie leitet die Großbaustelle „Bahnhof“. Kurz vor Goslar steht ein Haus direkt an den Schienen. Hier arbeitet Schrankenwärter Willrich, der die Weichen per Hand und Seilzug stellt. Aber plötzlich klemmt eine Schiene, als der Zug sich nähert. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 20.02.2015 NDR Watt! – Sand, Schlick und Meer
Folge 143 (60 Min.)In der Nordsee stehen Ebbe und Flut im ewigen Wechsel. Für ein paar Stunden täglich entblößt die Nordsee den Meeresboden, dann kommt das Wasser zurück. Das schleswig-holsteinische Wattenmeer ist UNESCO-Weltnaturerbe, kostbarer Lebensraum für Tiere und Pflanzen, eine Region von einzigartiger Schönheit im Rhythmus der Gezeiten. Dieses Stück Wildnis braucht Menschen, die es schützen. So zum Beispiel Rainer Schulz von der Schutzstation Wattenmeer, ein „Überzeugungstäter“ im besten Sinne. Schon als Schüler hatte er zwei Leidenschaften: Umweltschutz und Fotografie.
Nun betreut er „Bufdis“ (Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst) und „FÖJler“ (Teilnehmer Freiwilliges Ökologisches Jahr) an der Westküste, er leitet Fotoseminare, Landart-Workshops und Exkursionen rund um den berühmten Leuchtturm Westerheversand. Der ehemalige Krabbenfischer Axel Rohwedder macht mit dem kleinen Motorboot „Luise“ Versorgungsfahrten zur Insel Trischen. Einmal die Woche liefert er Lebensmittel, Post und die neuesten Geschichten vom Festland, denn auf dem Eiland ist der Vogelwart ganz allein mit Zigtausend Vögeln. Außer ihm darf niemand die kleine Insel betreten.
Während „Luise“ bei Ebbe trockenfällt, werden beim Frühstück die Neuigkeiten ausgetauscht. Wenn es sein muss, leistet Axel Rohwedder auch mal seelischen Beistand, bevor er mit der nächsten Flut zurück nach Friedrichskoog schippert. Dort angekommen gibt es keine Langeweile: Axel Rohwedder und drei Kollegen, wie er Fischer im Ruhestand, harken mit dem Schlepper „Hafenretter“ unermüdlich die Einfahrt zu ihrem Heimathafen. Täten sie das nicht, würde sich immer mehr Schlick ablagern und bald kämen Kutter und Sportboote nicht mehr durch.
Das wäre das Ende der Schifffahrt in Friedrichskoog. Nebenan in der Seehundstation wundern sich drei der Gäste nicht schlecht. Die Jungtiere sind lange genug aufgepäppelt worden, nun heißt es Abschied nehmen. Die Wasserschutzpolizei Büsum bringt sie hinaus auf die Nordsee, dort werden die Tiere ausgewildert; ein mehr oder weniger freiwilliger Sprung ins kalte Wasser. „die nordstory“ begleitet den Naturschützer Rainer Schulz, Käpt’n Rohwedder und viele andere Küstenbewohner auf ihrem Weg durchs Watt: von der Elbmündung bis zum Ellenbogen, von der Wattolümpiade bis zur Wintersturmflut. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 27.02.2015 NDR Fernfahrer zur See
Folge 144 (60 Min.)Heute Danzig, morgen Kaliningrad und in einer Woche Stockholm: Hunderte Containerschiffe mittlerer Größe fahren von Rotterdam, Bremerhaven und Hamburg aus durch den Nord-Ostsee-Kanal mit ihrer Ladung aus der ganzen Welt in Richtung Ostseehäfen. Es sind die „Feederfahrer“, Fernfahrer zur See auf Versorgungsschiffen. Kapitän Ingo Drewes versorgt mit der „Henneke Rambow“ das Baltikum. Insgesamt fahren 14 Mann an Bord des Schiffes. Darunter sind drei Deutsche: Hein von der Hoeden aus Cuxhaven, der 1. Maschinist, Leroy Bentley, der Lehrling mit amerikanischem Vater, und natürlich Kapitän Ingo Drewes aus Hamburg-Cranz.
Ingo weiß, was die Feederfahrt bedeutet: vier Terminals in zwei Tagen, Revierfahrt mit Lotse, ohne Lotse. Schlafen? Manchmal vier, manchmal zwei, manchmal nur eine Stunde. Und wer weltweit über die Ozeane fährt, sieht die Familie dreimal im Jahr – bis er keine mehr hat. Ingo ist mit seinem Schiff dreimal im Monat in Hamburg und hat es noch einmal versucht: Er hat noch einmal geheiratet, ein Kind wurde geboren, und schon ist die Sehnsucht nach dem Zuhause wieder da. Maschinist Hein hat sich als junger Mann auf das Abenteuer Hochseefischerei eingelassen.
Als 2. Maschinist war er für Monate im Nordatlantik unterwegs. Mit der Fangprämie ging es dann danach in die „besten Lokale der Stadt“. Es waren wilde Zeiten, andere Schiffe. Die Fracht heute auf der „Henneke Rambow“ interessiert Hein wenig, aber mit der Maschine, seiner „Lisbeth“, muss er sich verstehen. Mit Ehefrau Renate versteht er sich sowieso. Deswegen sieht er zu, dass er an den wirklich wichtigen Tagen im Jahr bei ihr ist, im Frühjahr etwa zum Krabbenpulen-Saisonstart.
Leroy Bentley ist trotz seines Namens ein Bremerhavener Jung. Die „Henneke Rambow“ ist nicht gerade sein Traumschiff. Drei Monate als Azubildender an Bord, davon „gefühlte zweieinhalb“ auf Gangway-Wache, das ist nach Leroys Meinung der lausigste Job an Bord. Mit dem Berufsziel Schiffsmechaniker hat das jedenfalls nichts zu tun. Aber vielleicht kann Leroy an Deck lernen, wie die philippinische Crew Fische aus den Seefiltern der „Henneke Rambow“ fängt. Und vielleicht hat er am kommenden Tag vor Rügen schon wieder deutsches Netz und kann zu Hause anrufen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 06.03.2015 NDR Picknick mit Beethoven: Die Macher der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern
Folge 145 (60 Min.)2015 feiern die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern ihr 25-jähriges Jubiläum. „die nordstory“ ist eine Saison lang mit den beiden Machern Markus Fein, dem neuen Intendanten, und Toni Berndt, dem langjährigen Organisator und „Hausmeister“ unterwegs. Er hat den Kopf voll neuer Ideen für das Festival. Jedes Jahr müssen sich sich die beiden, wenn es darum geht, ländliches Flair und klassische Musik zusammenzubringen, etwas Neues einfallen lassen. Schlösser und Parks, Gutshäuser und Kirchen, aber auch Ruinen, Werkhallen, Lokschuppen und Seebrücken: Sie sind iImmer auf der Suche nach herrschaftlichen oder romantischen Spielstätten für die Konzerte und Aufführungen.
Seit 25 Jahren sind die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern immer wieder anders und gerne ungewöhnlich. Das ist nicht immer einfach. Die Reithalle des Gestüts Redefin ist zwar beim Publikum als Veranstaltungsort längst etabliert und erfreut sich mit der Pferdeshow großer Beliebtheit. Die Berliner Philharmoniker müssen aber erst einmal überredet werden, eine „Konzerthalle“ zu bespielen, in der normalerweise Pferde auf sandigem Boden an der Longe laufen.
Aber auch das Publikum muss sich nach dem Willen der beiden Festspielmacher neuen Herausforderungen stellen. Und das gerade im Schloss Ulrichshusen, dem „Mekka“ der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Ausgerechnet hier will der experimentierfreudige Intendant mit allen Konventionen brechen: Beethovens 5. Sinfonie soll nicht nicht mehr auf der Bühne, sondern mit den Musikern mitten im Publikum gespielt werden. Ein interaktives Mitmachkonzert! Eine nicht ganz einfache Sache für das alteingesessene Klassik-Publikum.
Aber trotz Landpartie mit Picknick und Konzertexperimenten in der Scheune: Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern sind dem Intendanten Markus Fein immer noch zu sehr „Hochkultur“. Er möchte auch die Klassik-Muffel zum Festival locken. Zum ersten Mal will er eine „Karawane“ von Musikern, Gauklern und Akrobaten zu den wichtigsten Spielorten wandern lassen. Ein buntes Spektakel auf dem „Jahrmarkt der Sensationen“. Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern im Vorfeld des 25-jährigen Jubiläums: so festlich und volksnah wie nie zuvor. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 13.03.2015 NDR Hamburg von unten: Die Stadt unter der Stadt
Folge 146 (60 Min.)Unter Elbe, Alster und Stadt liegt tief im Verborgenen Hamburgs Unterwelt. Geheimnisvolle Orte, die für Sicherheit, Transport und Versorgung der Menschen eine wichtige Rolle spielen und die Stadtgeschichte erzählen. Seit mehr als 150 Jahren werden unter schwierigsten Bedingungen Bunkeranlagen, Tunnel und Siele unterirdisch gebaut. „die nordstory“ zeigt „Hamburg von unten“: Menschen und Orte, Geschichte und Geschichten, unerwartete Einblicke in spannende, herausfordernde und auch gefährliche Arbeitswelten im Untergrund. Hans-Joachim Hoch kennt jeden Zentimeter des 5.500 Kilometer langen Abwassersystems unter der Stadt, wo Fäkalien und Unrat von rund einer Million Haushalten entsorgt und schließlich in Klärwerken gereinigt werden.
Der Bezirksmeister Bau bei Hamburg Wasser überprüft tief unter der Erde die Abwasserentsorgungsleitungen, viele stammen noch aus der Jahrhundertwende, auf eventuelle Schäden. Manchmal müssen massive Verunreinigungen noch per Handarbeit entfernt werden, trotz gefährlicher Keime, Bakterien, Gase und angriffslustiger Ratten.
„Wir halten Hamburg von unten sauber“, sagt Hoch, „doch der Großteil der Bevölkerung nimmt unsere Arbeit im Untergrund gar nicht wahr. „Aber ohne uns könnte niemand auf Toilette gehen oder sein Geschirr abspülen.“ Im Alten Elbtunnel von St. Pauli setzten Arbeiter und Ingenieure weltweit Maßstäbe. Nicht nur der Bau unter der Elbe, auch die kunstvolle „Innenausstattung“ der beiden Röhren mit Keramikarbeiten begeistern die Besucher. Nun wird das historische Wahrzeichen zum ersten Mal in seiner Geschichte aufwändig saniert.
Zu Beginn der Arbeiten vor einigen Jahren rissen die Arbeiter Hunderttausende Fliesen von den Wänden der Röhre, darunter 100 kostbare Dekorfliesen und Reliefs. Viele Stücke wurden beschädigt. Hans Kuretzky, Fliesenkeramiker aus Schleswig-Holstein, arbeitet daran, sie originalgetreu zu rekonstruieren, damit der Alte Elbtunnel wieder strahlen kann wie vor über 100 Jahren. „Das ist eine große Herausforderung“, sagt Kuretzky, „denn alle Fliesen und Reliefs müssen nicht nur aufwändig und detailgetreu hergestellt werden.
Sie sollen ja mindestens die nächsten 100 Jahre den widrigen Bedingungen unter der Elbe standhalten.“ Klaus Pinker ist ständig auf der Suche nach unerforschten Bauwerken und Anlagen in „Hamburgs Unterwelt“. Gerade hat er ein unbekanntes Röhrenbunkersystem aus Zeiten des Dritten Reiches unter einer Hundeauslaufwiese im Stadtteil Eimsbüttel gefunden. Nun versucht er mit seinem Verein Hamburger Unterwelten e.V. diesen unterirdischen Bunker mithilfe des THW zum ersten Mal öffnen zu lassen. „Überall können dort unten Gefahren lauern“ sagt Klaus Pinker, „denn Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg oder verseuchtes Grundwasser können zum Vorschein kommen.
Dann müssten wir die Bunkeröffnung sofort stoppen!“ Die „Hamburger Unterwelt“ ist die Lebensader der Stadt und erzählt gleichzeitig spannende Stadtgeschichten. Über die Jahrhunderte wuchs im Untergrund eine verborgene, für die Bevölkerung meist verschlossene Welt, stetig im Wandel und mit immer neuen Herausforderungen für die Menschen, die unter Tage arbeiten. Aber auch mystische und geheimnisvolle Orte erwarten uns tief unter der Erde Hamburgs. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 20.03.2015 NDR Wenn das mal wächst …. – Von Pflanzen und ihren Antreibern
Folge 147 (60 Min.)Sie pflanzen nicht nur Setzlinge, sondern haben dabei auch eine Vision. An drei Orten in Schleswig-Holstein ackern und rackern sich Menschen ab, um das Abenteuer Ernte zu erleben: Die Landjugend aus Nordhastedt Die Truppe will an einem einzigen Tag einen ganzen Wald pflanzen. Für die Bürger und das Klima, nicht zum Abholzen. Das Geld dafür wollen sie auch noch selbst aufbringen, mit Glücksrad-Drehen und Klima-Kondomen. Aber die jungen Leute sind auch von Zweifeln an ihrem Vorhaben geplagt: Viele „Lajus“ sind schließlich Bauern und nicht wenige wollen lieber Wald zu Acker machen, als Wiesen zu Wäldern.
Die Multi-Kulti-Gärtner aus Lübeck Buntekuh Die Idee des interkulturellen Gartens: in der Erde wühlen, sich verwurzeln, zusammen mit Menschen verschiedener Nationalitäten. Dabei prallen verschiedene Welten aufeinander. An der Schnur gezogene, gerade Saatreihen der Deutschen treffen auf die Breitwurfmethoden afghanischer Mitbürger. Fleißiges Jäten konkurriert mit entspanntem Unkraut-wuchern-lassen. Und trotzdem wächst außer Kürbis, Tomate & Co. dort auch noch etwas anderes, ganz Besonderes in den Interkulturellen Bielefeldt-Gärten.
Aber das braucht seine Zeit. Die Rosen-Retterin aus Labenz Nachbarn und Freunde sagen über sie, sie sei zäh und ein bisschen stachlig wie die Dornen ihrer Rosen. Eigentlich wollte Raphaela Langenberg nur ein paar Rosen von einem Baugelände retten. Mittlerweile besitzt sie einen 8.000 Quadratmeter großen Rosenpark. Bei der Hege und Pflege kämpft sie gegen Wühlmäuse, Rückenschmerzen, Kosten und Zeit. Freunde sagen auch, die „Rosen-Fanatische“ sei eine Künstlerin und ihr Werk ein grandioser Geheimtipp. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 27.03.2015 NDR Gekommen, um zu bleiben: Von Polen und Deutschen in der Grenzregion
Folge 148 (60 Min.)Wie lebt es sich an der östlichsten Grenze Mecklenburg- Vorpommerns, kurz vor Polen, im 25. Jahr der deutschen Einheit und gut zwei Jahrzehnte nach dem Beitritt Polens zur Europäischen Union? Die Grenzdörfer in Mecklenburg- Vorpommern brauchen Bewohner aus Polen, sonst würden die Häuser verwaisen, die Orte aussterben. Ein NDR Team war ein halbes Jahr lang im Landkreis Vorpommern-Greifswald unterwegs, einer der ärmsten Regionen Deutschlands, aber reich an wundervoller Natur. In Blankensee sind inzwischen zehn Prozent der Einwohner Polen.
Hier lebt das polnisch-westdeutsche Ehepaar Alicja und Fred von Spiczak-Brezinski und führt seine „Gospoda“, eine Gastwirtschaft mit viel Nippes und noch mehr Charme. Es gibt keine Speisekarte, dafür reichlich polnische Gerichte. Alicja und Fred warten wie jedes Jahr auf die Touristen. Davon leben sie, die Saison lief für sie bis jetzt mäßig. Nachbarschaft, sagt der 68-jährige Fred, sei schwierig hier. Nicht weil seine Frau Polin, sondern er ein „Wessi“ ist. „Aber, so die 62-jährige Alicja, „mich kriegt hier keiner mehr weg.“ Also bleiben sie wohl, bis sie ins Altersheim gehen, sagt Fred lachend.
Auch Susanne Völlm kommt von „drüben“ aus dem Westen, aus dem Rheingau. Sie war in Südafrika, Namibia, Irland unterwegs und lebt jetzt mit großem Enthusiasmus und aus freien Stücken im Dorf. Susanne saniert ihr Haus ökologisch, mulcht ihren riesigen Garten. Diese Lebensart färbt auch langsam auf die Nachbarn ab. Zusammen mit ihrem Mann Stefan Schwill will Susanne Völlm Kultur nach Blankensee bringen. Sie findet, das sei der beste Weg, Brücken zu den Menschen zu schlagen, zu Einheimischen, Polen, Zugezogenen.
Heimat macht man sich, sagt Susanne Völlm. Ihre Eltern, beide Mitte 70, leben inzwischen zwei Häuser weiter. Das Haus hat Susanne für sie ersteigert. Auch der in Stettin geborene Systemanalytiker Edward Orlowski ist ein Zugezogener. Ende der 1980er-Jahre ist er aus Polen nach Westdeutschland übergesiedelt. Seit sechs Jahren lebt er nun wieder ganz in der Nähe seiner Geburtsstadt, in Ramin. Zusammen mit seiner quirligen Frau Yolanda Grenke hat er das heruntergekommene Gutshaus gekauft.
Er ist der Skeptiker in der Beziehung, sagt er, seine Frau musste ihn ganz schön dazu überreden. Mühsam sanieren sie die 40 Zimmer, veranstalten Konzerte und Tanzabende. Ramin ist inzwischen als Treffpunkt für Deutsche und Polen bekannt, meist sind die Polen in der Mehrzahl. Ob sie dort bleiben, wissen sie nicht, meint Edward Orlowski, noch sehe er Licht im Tunnel, auch wenn alles viel länger dauert als gedacht. Er träumt davon, dass in der Region nicht nur Menschen leben, die nur nicht den Weg zum Bahnhof gefunden haben. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 10.04.2015 NDR Fachwerkgeheimnisse in der Keßlerstraße
Folge 149 (60 Min.)„die nordstory“ ist in einer der ältesten original erhaltenen Straßen Hildesheims unterwegs: in der Keßlerstraße. Hinter den Fachwerkfassaden der Häuser sind unzählige Geheimnisse zu entdecken. Familie Lindner saniert zum Beispiel ein schiefes Doppelhaus von Grund auf, wohnt aber schon mit zwei kleinen Kindern auf der Dauerbaustelle. Der tägliche Kampf besteht darin, nicht die Lust am Bauen zu verlieren. Schon vor 30 Jahren haben die Schuchardts ihr Fachwerkhaus restauriert. Im Erdgeschoss hat der Goldschmied zwar seine Werkstatt, den halben Tag verbringt er jedoch im Hildesheimer Dom.
Er ist der Restaurator des weltbekannten Domschatzes und muss unter Hochdruck und doch mit Fingerspitzengefühl alle Reliquien pünktlich zur Eröffnung des neuen Dommuseums fertig haben. Das auffälligste Haus in der Keßlerstraße ist die ehemalige Dompropstei. Seit mehr als 100 Jahren ist dort der Treffpunkt der Hildesheimer Freimaurer. Nach wie vor ein geheimnisumwobenes Gebäude. Selbst unter Anwohnern halten sich die wildesten Gerüchte, weiß Jessica Appuhn, die Haushälterin der Freimaurer. Sie ist die einzige Frau, die die Männerloge in ihren Reihen zulässt. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 17.04.2015 NDR Giersch, Gigant und grüner Daumen: Gartenträume in Mecklenburg-Vorpommern
Folge 150 (60 Min.)Der Traumgarten sieht bei jedem etwas anders aus. Hans Kummer züchtet mitten in Rostock sein Stück Wildnis. Der 80-Jährige ist ein Verfechter des naturnahen Kleingartens. Unkraut gibt es bei ihm nicht, er nennt es Wildkraut. Sein Konzept stößt nicht bei jedem Kleingärtner auf Gegenliebe. Bei Daniel Reißmann geht es um genau berechnete Wachstumserfolge. Er hat ein Ziel: Er will den dicksten Kürbis von Mecklenburg-Vorpommern ernten. Im Vorjahr hat es ein Exemplar auf 399 Kilogramm gebracht, diesmal sollen es 500, vielleicht sogar 700 Kilogramm werden. Dafür hat Daniel Reißmann einen genauen Plan: Bodenanalyse, Handbestäubung, Spezialdünger. Er hat für den Kürbis sogar ein 100 Quadratmeter großes Gewächshaus gebaut.
In den Wochen vom Pflanzen bis zum Wiegen ist die ganze Familie in die Pflege des Giganten eingespannt. Anita und Wolfgang Rohde aus Rostock leben einen anderen Traum. Sie wollen in ihrer Bio- und Erlebnisgärtnerei im Barnstorfer Wald gute Zutaten zum Essen und gesunde Pflanzen züchten. Nach der Wende haben sie die Gärtnerei übernommen. Seitdem spielt sich ein großer Teil des Familienlebens im Gewächshaus ab. Im Sommer duftet es nach Tomaten in den alten Gewächshäusern. Sie züchten alte Salatsorten und Weizengras, dem man viele gesundheitsfördernde Wirkungen nachsagt. Hier und da gibt es auch mal ein bisschen Wildwuchs in den Beeten, aber das gehört dazu, wenn man im Einklang mit der Natur und ohne Gift gärtnert. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 15.05.2015 NDR
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