bisher 616 Folgen, Folge 601–616
Kommandantenprüfung auf U36
Folge 601 (60 Min.)U36 – Die Boote der A212 Klasse sind die komplexesten Waffensysteme zur See der Bundesrepublik.Bild: NDRIn einem majestätischen Fjord vor Bergen (Norwegen) machen Kriegsschiffe Jagd auf ein deutsches U-Boot. Das U-Boot könnte einfach abtauchen und sich verstecken. Niemand würde es finden. Schließlich handelt es sich um U36 – die Superwaffe mit dem leisesten Antriebssystem der Welt. Aber das U-Boot darf nicht auf Tiefe gehen. Genauer – die Kommandantenschüler, die hier eine Woche lang abwechselnd am Sehrohr schwitzen, dürfen nicht abhauen, wenn sie jemals ein Kommando auf einem U-Boot übernehmen wollen. Sie müssen kämpfen. Sie müssen oben bleiben und blitzschnell entscheiden, auf welchem Kurs sie den Angreifern nicht zu nahe kommen.
Oder den vielen zivilen Fähren und Fischerbooten. Oder den felsigen Ufern des Fjordes. Die sogenannten Perix-Prüfungen sind „gefährlich“ und „purer Stress“, erzählt Lars Gössing auf der Brücke des Versorgungsschiffes Tender „Main“, mit dem der Kommandeur des ersten U-Boot-Geschwaders in Eckernförde gerade sein eigenes U-Boot angreift. Gössing ist selbst viele Jahre lang als Kommandant U-Boot gefahren und nun als Kommandeur verantwortlich für die Ausbildung der Kommandantenschüler. Er weiß, wie sich seine Männer ein paar Hundert Meter weiter weg und 13,5 Meter tiefer am Sehrohr fühlen.
Aber er weiß auch, dass es nötig ist, ihnen gehörig auf die Ketten zu gehen. „Wir werden es ihm hart machen!“, sagt er und meint damit den Kapitänleutnant Patrick, der nun in der Zentrale von U36 ans Sehrohr tritt und kämpft. Für Patrick geht es um seinen Lebenstraum als U-Boot-Kommandant „endlich die weiße Mütze zu tragen“. Aber dafür wird er seine Leistungen steigern müssen, denn die ersten Tage des Lehrgangs liefen „nicht ganz so geil“, wie er sich das vorgestellt hat. Und niemandem wird im Kommandantenlehrgang irgendwas geschenkt. Denn dieser Lehrgang, an dem sich die meisten Anwärter*innen nur ein einziges Mal versuchen dürfen, ist genau dazu da, die militärische Elite herauszusieben.
Neben einer der härtesten Prüfungen der deutschen Marine zeigt „die nordstory“ den besonderen Alltag an Bord eines U-Bootes, in dem es für die Soldatinnen und Soldaten kaum Sonnenlicht und noch weniger Privatsphäre gibt. Der „Bock“, ein überschaubar großer Schlafplatz in einer Hochbettkonstruktion, wird im Wachwechsel mit anderen geteilt. Und irgendein Problem gibt es immer zu lösen. Spätestens wenn Wasser ins Boot eindringt, ein technischer Alarm ausgelöst wird oder große Teile der Crew von einem fiesen Infekt geplagt werden. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 24.01.2025 NDR Deutsche Streaming-Premiere Mi. 22.01.2025 ARD Mediathek Durchstarten auf Spiekeroog
Folge 602 (60 Min.)Studentin Carlotta Marx zieht für die Sommermonate samt ihrer Islandpferdestute Snaelda nach Spiekeroog, um einen Saisonjob auf dem Islandhof anzutreten und um in den Dünen für ihre Masterarbeit zu forschen. Wann auch immer sie Zeit findet, geht’s auf dem Pferderücken an den Strand!Bild: NDR/Kai KrögerAuf einer kleinen Ostfriesischen Insel etwas Neues anzufangen, davon träumen viele. „die nordstory“ erzählt Geschichten von Menschen, die ihre Träume wahr werden lassen und auf Spiekeroog durchstarten wollen. Jasmin Holstein und ihr Freund Robin Reuter ziehen im Frühjahr mit Sack und Pack aus Köln auf die Insel, weil sie eine Wassersportschule eröffnen wollen. Es wird ein anstrengender Start: Der Raum, in dem sie ihre zukünftige Surfstation aufbauen wollen, ist sehr klein und etwas heruntergekommen und ihre finanziellen Mittel sind begrenzt.
Die Studentin Carlotta Marx fährt mit ihrer Ponystute Snaelda für die Sommermonate auf die Insel, um ihren Saisonjob auf dem Islandhof Spiekeroog anzutreten. Außerdem forscht sie in ihrer Freizeit in den Dünen für ihre Masterarbeit. Koch Frank Roland übernimmt das traditionsreiche Café Teetied, gestaltet den Laden komplett um und will mit kreativer Küche statt typischer Nordseeküsten-Kulinarik seine Gäste überzeugen. Und der gelernte Tischler Johannes Schmid kauft den beliebten Zeltplatzkiosk. Auf engstem Raum bietet er ein Warensortiment wie in einem gut sortierten Tante-Emma-Laden.
Ob Surfschule, Restaurant oder Zeltplatzkiosk, wer auf Spiekeroog durchstarten will, steht vor vielen Herausforderungen und Hindernissen. „die nordstory“ begleitet Menschen dabei, die genau das über mehrere Monate lang wagen, durch die Höhen und Tiefen beim Saisonstart und in der stressigen Urlaubszeit. Sie zeigt außerdem, warum Spiekeroog mit seiner wunderschönen rauen Nordseenatur und dem malerischen Inseldorf für so viele Menschen der Platz ihrer Träume ist. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 31.01.2025 NDR Mit Mut, Mörtel und ohne Millionen – Neue Retter – alte Probleme in den Gutshäusern von MV
Folge 603 (60 Min.)Ein historischer Moment für Knut Splett-Henning und seine Frau Christina von Ahlefeldt.Bild: NDR/Axel SchneppatIn Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch unzählige historische Herrenhäuser, Gutshäuser und Wasserburgen. Für einige sind es Bruchbuden, für die Gutshausretter Traumschlösser. Sie sind unerschrocken und manche auch ein bisschen blauäugig, die Gutshausretter aus Mecklenburg-Vorpommern. Zum Glück. Denn hätten sie vorher gewusst, was auf sie zukommt, hätten sie zumindest noch einmal darüber nachgedacht, sagen viele. Christoph Rode-Tannhäuser und sein Mann Marcus sanieren gerade das Gutshaus Niendorf bei Wismar. Ihre großen Vorbilder sind Knut Splett-Henning und Christina von Ahlefeldt.
Vor 22 Jahren kauften sie das spätbarocke Gutshaus Rensow. Mittlerweile haben sie auch die Herrenhäuser von Dahlen, Gehren, Dölitz, Rammeloh auf den Weg gebracht. Im Moment steckt ihr Herzblut in Sommerfeld und in ihrem „Favela-Projekt“. So nennen sie ihre Neuerwerbung: eine Schuppensiedlung aus DDR-Zeiten. Im Gutshaus Hof Sülten sind Lars Oliver und Sandra Lüke noch beim Sichern und Entümpeln. Ein Haus mit Gewölbekeller. Gut für ihre Vision vom Weinanbau in Mecklenburg-Vorpommern.
Spätburgunder, Chardonnay und mehr haben sie angepflanzt. Sie hoffen auf reiche Ernte im Herbst. Nach einem Urlaub bei Philipp Kaszay im Gutshaus Kobrow ist Maurice Breier aus Berlin unter die Gutshausretter gegangen. In Lüssow bei Güstrow hat er ein Objekt in der richtigen Größe für sich gefunden und tolle Nachbarn. Sie kommen zu Arbeitseinsätzen, helfen als Tischler oder Elektriker. Maurice selbst verputzt in jeder freien Minute das Bad und die ersten Zimmer mit Lehm, zieht Kabel, reißt Wände ein. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 07.02.2025 NDR Chefin in Gummistiefeln – Vom harten Job als Landwirtin
Folge 604 (60 Min.)Chefin in Gummistiefeln.Bild: NDRInzwischen hat auf jedem zehnten landwirtschaftlichen Betrieb in Deutschland eine Frau das Sagen. Sie wuppt die körperliche Arbeit, kennt sich mit Maschinen, Tieren oder Pflanzen aus und kümmert sich oft auch noch um Haushalt und Kinder.
Lena Goldnick, 36, hat den Erdbeerhof ihres Vaters übernommen. Sie managt, wann wo wie viel geerntet werden muss. Nebenher lernt sie Polnisch, um sich mit den Pflückern besser verständigen zu können. Wenn ihre Kinder mal krank sind, wird es schwer, Mutteraufgaben und Betriebsführung unter einen Hut zu bekommen. Und dann sorgt der viele Regen im Sommer auch noch für eine richtig schwierige Erdbeersaison.
Elena Zydek, 40, hat zwei Jobs. In ihrem Hauptberuf leitet sie das Pilotprojekt Klimafarm der Stiftung Naturschutz. Hier geht es darum, Moorwiesen wieder zu vernässen. Und Elena muss die Milchbauern beraten, wie sie diese Flächen in Zukunft ohne Viehhaltung nutzen können. Dabei kann sie die Skepsis der Landwirte verstehen, denn zu Hause auf ihrem eigenen Betrieb ist sie selbst Milchbäuerin. Aber der Biohof, den sie zusammen mit ihrem Mann gekauft hat, bringt nur wenig Geld ein. In diesem Jahr wollen die beiden entscheiden, ob es sich lohnt, weiterzumachen.
Christine Stolley, 28, melkt, fährt Trecker und besamt Kühe. Im Sommer will ihr zukünftiger Mann auf dem Hof mit einsteigen. Das ist gut, aber auch herausfordernd. Sie muss aushalten, wenn er bei der Siloernte nervös wird, weil das Wetter nicht passt. Und sie muss diskutieren, ob er nicht auch in der Küche helfen kann, wenn sie den Stall macht. Alle drei Chefinnen lieben ihren Beruf. Vor allem eines machen sie anders als viele ihrer männlichen Kollegen: Sie sprechen darüber, wie es ihnen geht mit ihrem harten Job als Landwirtin. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 21.02.2025 NDR Deutsche Streaming-Premiere Do. 30.01.2025 ARD Mediathek Ein Dorf im Tölt der Islandpferde
Folge 605 (60 Min.)Dave Stotts unterwegs im Heiligen Land auf den Spuren der EvangelienBild: BibelEhndorf in Schleswig-Holstein ist einzigartig, und das liegt an seinen besonderen Bewohnern: den Islandpferden. In einem kleinen Dorf bei Neumünster teilen sich 600 Menschen ihr Zuhause mit 300 Islandpferden. Die robusten Islandpferde sind Lebensgrundlage, Sportpartner, Freizeitspaß und beste Freunde. Besonders stressig wird es für den international erfolgreichen Turnierreiter Daniel Schulz (WM-Bronze 2023), wenn er mit seiner Familie eines der größten Islandpferdeturniere Deutschlands ausrichtet und 180 Teilnehmende aus der ganzen Republik erwartet.
Das Turnier bedeutet auch doppelte Arbeit für Hufschmied Johannes Pantelmann und seine Azubine Anna Lena Venthien, die sich um die Hufe der Islandpferde im Dorf kümmern, die Pferde während des Turniers versorgen und ebenfalls im Wettbewerb starten. Für Anna Lena kommt noch hinzu: Nach dem Turnier hat sie ihre Abschlussprüfung zur Hufschmiedin, Voraussetzung dafür, dass sie sich irgendwann selbstständig machen kann. In Ehndorf gibt es auch einen zweibeinigen Isländer: Omar Ingi Omarsson.
Der sagt: „Natürlich kennt man Ehndorf in Island, das ist der Mittelpunkt der Islandpferdeszene in Deutschland.“ Warum steht ein ganzes Dorf auf Islandpferde? Was macht den Reiz dieser robusten Pferderasse aus? Schaffen es alle gemeinsam, das große Turnier in Ehndorf zu einem Erfolg zu machen? Und wird Anna Lena ihr Examen bestehen, obwohl sie Prüfungsangst hat? „die nordstory“ begleitet verschiedene Menschen in Ehndorf, die alle etwas mit Islandpferden zu tun haben: als Reiter*in, Züchter*in, Hufschmied*in oder Turnierveranstalter*in. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 28.02.2025 NDR Deutsche Streaming-Premiere Do. 27.02.2025 ARD Mediathek Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 21.03.2025Landleben mit Stadtfeeling – Wie ein Dorfladen einen Landstrich zusammenschweißt
Folge 606 (60 Min.)Burger-Abend im Bernitter Dorfladen. Anne und Stine Schröder (2.v.r., 3.v.r.) bereiten zusammen mit dem Dorfladen-Team alle Zutaten für die Burger selbst vor.Bild: NDR/Erik Lötsch/ExtraVista Film & TVChaos im Dorfladen in Bernitt: vor dem Fenster wird gehämmert und gesägt. Der kleine Tante-Emma-Laden mitten auf dem platten Land bei Bützow bekommt einen Anbau. Selbst als die Maurer den Durchbruch in die Ladenwand hämmern, bleibt das Geschäft geöffnet. Für die Kundschaft ist der Dorfladen so besonders wie ihre eigenen Jobs: Anatolij organisiert ein Camp für 180 Kinder, Ökofriseurin Martina frisiert ihre Kundinnen und Kunden auch gern mal im Garten und Steffen ist Hausmeister in einem Hochzeitsschloss. Und Baumkletterin Anne zersägt 30 Meter hohe Bäume von oben und brät einmal jährlich erstklassige Burger im Bernitter Dorfladen, in dem sich alle regelmäßig treffen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 07.03.2025 NDR Hamburg very british – Von Wachsjacken, Poloturnieren und tea time
Folge 607 (60 Min.)Mit einem Londoner Taxi ins English theatre.Bild: NDRAn Alster und Elbe sind die Menschen anglophil. Es heißt, wenn es in London regnet, klappen die Hamburger ihre Schirme auf. „die nordstory“ ist in Hamburg very british unterwegs und trifft in der Freien und Hansestadt auf Polospieler und Windhunde, ehrwürdige Clubmitglieder und rustikale Dufflecoat-Träger, Rolls-Royce-Fahrer und Teeverkoster. Schon vor 800 Jahren machten hanseatische und Londoner Kaufleute Geschäfte. In Hamburg gibt es die Englische Planke und dort den Old Commercial Room, gegründet 1795 von einem englischen Reeder.
Deren Nachfahren sind seit fast 200 Jahren im Teehandel aktiv: Kaufleute, die Tee in großen Säcken importieren, verkosten und in kleinen und großen Kisten verpackt in alle Welt verschicken, natürlich auch nach England. „Die Briten mögen gern kräftigen Tee“, sagt der Verkoster unter kräftigem Schlunzen, Gurgeln und Spucken. „Auch wenn man Milch hinzufügt, bleibt der Teegeschmack erhalten, und Winston Churchill liebte besonders den rauchigen Geschmack von Earl Grey.“ Immerhin laufen 70 Prozent des europäischen Teehandels über Hamburg.
Aber nicht immer waren die Beziehungen störungsfrei: Nach dem Zweiten Weltkrieg galt für Briten ein Fraternisierungsverbot. „Keep out“, „No Germans“, „Off limits“ hieß es zunächst für Einheimische. Erst ab 1946 lockerten die Besatzer die Regeln, zeigten ein reserviert-höfliches Gesicht. Ob sie sich damals nach einer guten Tasse Tee, Gurkensandwiches und Scones sehnten? Im Nachkriegsdeutschland hatte man andere Sorgen.
Aber heute kann man in einigen Hamburger Cafés unter dem milden Blick von Queen Elizabeth und King Charles auf plüschigen Sofas den legendären Afternoon tea genießen und hinterher zum Polospiel gehen. Der Hamburger Polo Club in Klein Flottbek wurde schon 1898 gegründet. Viele der jungen Polospieler haben ein Austauschjahr in England verbracht, dort ein paar Semester studiert und ihre Leidenschaft für das Polospielen, aber auch für Cadbury Schokolade und Orangenmarmelade entdeckt. Bei Holland & Sons in der Hamburger Innenstadt werden solche Wünsche erfüllt.
Verkäufer Andre Dassow hat seine Leidenschaft für die Royals zum Beruf gemacht. Als Kate und William Hamburg besuchten, wartete er stundenlang vor der Elbphilharmonie. „Dann kamen sie endlich, und als Kate meine Mütze mit dem Union Jack sah, rief sie begeistert, ‚Oh, how marvellous‘. Andre Dassow ist heute noch stolz auf diese royale Begegnung. Etwas diffiziler war die Kleiderfrage für Hamburgs Ersten Bürgermeister, als sich der König zu seinem Antrittsbesuch in Hamburg ankündigte.
Er war sich offenbar sicher, bei Ladage & Oelke wisse man schon, was bei einer Begegnung mit einem König angemessen ist, verrät der Verkäufer. Das „englische Kleidermagazin“, nennt sich der edle Herrenausstatter. Und natürlich bekam der Bürgermeister seinen Frack und das passende Hemd des britischen Hoflieferanten Turnbull & Asser. Er hätte aber auch Wachsjacke und Gummistiefel erwerben können, falls dem König eine spontane Rebhuhnjagd in den Sinn gekommen wäre.
Selbst einige junge Leute haben das „english fever“ bei der Kleiderwahl entdeckt, tragen keine Hoodies und ausgebeulte Hosen, sondern Bowler, Schlips und Tuchmantel, auch wenn die Klassenkameraden sie für bekloppt halten. „Das stört mich nicht. Ich möchte mich gentlemanlike kleiden“, sagt ein Schüler. Auch Gibson Kemp war noch Schüler, als er 1962 in Hamburg ankam. Der damals schmächtige 16-Jährige kam aus Liverpool. Die Band Rory Storm & the Hurricanes hatte gerade ihren Schlagzeuger Ringo Starr an eine Newcomerband, die Beatles, verloren und brauchte dringend Ersatz.
Gibson Kemp sprang ein, blieb und residiert heute hinterm Tresen im English Pub im Hamburger Mittelweg. „I do the cooking, weißt du“, grinst er. Es gibt Livemusik, irisches und englisches Bier und Gibbo macht Curries und Pies. Sein Freund Andrew sitzt stets am Stammtisch, räumt aber ein bisschen verschämt ein, „ich bin ja Schotte, nicht Engländer“, das Kemps sei sein Wohnzimmer. Für Briten ist das English Theatre in Hamburg ihr Wohnzimmer.
Klassiker, Krimis und launige Boulevardstücke, die schon im Londoner Westend Beifallsstürme hervorgerufen haben, reißen auch Hamburger von den Sitzen. Die Schauspieler aus London wohnen drei Monate lang in Hamburg und fühlen sich im Hafenviertel mit der roten Backsteinarchitektur wie zu Hause. Schon des Wetters wegen, das unfortunately dem zu Hause ähnlich sei. Sabine Meier, seit Langem Abonnentin, lässt sich zur Premiere des neuen Stückes mit einem echten Londoner Taxi ins Theater kutschieren.
Der Besitzer des schwarzen Gefährts pflegt es liebevoll und freut sich, dass die Hamburger bei seinen Fahrten staunen und Autos freundlich hupen. Seine Liebe zu England entstand bei einem Schülerbesuch mit Rainbow Tours für damals gerade mal 99 DM. Morgens hin, den ganzen Tag London erkunden, sich die Nacht um die Ohren schlagen und dann völlig kaputt wieder zurück. „Das waren Zeiten. Wir waren jung, verrückt und fanden London einfach großartig“, schwärmt er. Auch der ehrwürdige Anglo-German Club ist eine Hamburger Institution.
Nach eigener Auskunft, ein „Club mit festen Regeln und soliden Umgangsformen“. Oder wie es ein Hamburger Bürgermeister einmal formulierte: „Die letzte britische Kolonie auf dem Kontinent“. Auf die Frage nach prominenten Gästen, die im Club Einlass fanden, pflegte der langjährige Präsident Heinrich Freiherr von Berenberg-Gossler mit einer Gegenfrage zu antworten: „Welche nicht?“ In Jogginghosen hat man hier keine Chance auf Eintritt.
Wie auch in London werden Anzug und Krawatte erwartet, very british eben. Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Anglo-German Club zunächst Officers Club war, begann dort die erste vorsichtige Annäherung zwischen Briten und Deutschen. Die sollten zu Demokratie und Friedensliebe herangeführt werden, so Sir Hugh Carleton Greene. Der jüngere Bruder des Schriftstellers Graham Greene war verantwortlich für das Rundfunkwesen in der britischen Zone und hatte ein festes Ziel: „Ich bin gekommen, um mich überflüssig zu machen.“ Als erste öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Deutschland erhielt der NWDR eine Lizenz und Greene war bis 1948 Generaldirektor.
Knapp 20 Jahre später wurde zunächst Hamburg und dann ganz Deutschland friedlich erobert, von jungen Männern mit „Pilzköpfen“. „Sie waren jung und arm, mussten acht Stunden am Stück spielen und haben in einem engen dunklen Loch ohne Fenster gewohnt.“ Steffie Hempel deutet auf eine heute noch wenig einladende Hausfassade. Sie macht Touren auf den Spuren der Beatles und ist sich sicher: „Ohne Hamburg hätte es keine Beatles gegeben.
Hier wurden sie weltberühmt.“ Und dann greift Steffie in die Saiten, stimmt „Yesterday“ oder „It’s A Hard Days Night“ an. Und die reiferen Menschen auf der Beatles-Tour singen begeistert mit und erzählen, dass ihre Eltern damals das „Gejaule“ und den „Krach“ fürchterlich fanden. Damals war auch die Zeit des Rolls-Royce Silver Cloud. Im Raritäten-Autohaus von Timm Meinrenken steht so ein Oldtimer von 1961. Er liebt die britischen Limousinen, die immer noch schnurren wie eine Eins und aussehen, als sei der Besitzer gestern noch auf Moorhuhnjagd gewesen oder im Buckingham Palace vorgefahren.
Wenn der Rolls-Royce mit Emily auf dem Kühler durch Hamburgs Speicherstadt gleitet, zieht er alle Blicke auf sich. „Das Auto fährt immer noch gut“, sagt Timm Meinrenken, „aber es ist schwer, heutzutage Monteure zu finden. Die jungen Mechatroniker kommen mit Computer und Diagnosegerät wie Internisten ans Fahrzeug.
Für einen Rolls aber braucht man Gefühl.“ Auch für Greyhounds bracht man Gefühl. Britische Offiziere brachten nicht nur Tee und Scones nach Hamburg, sondern auch ihre Windhunde. Begeisterte Hamburger gründeten 1946 den Windhundklub und übernahmen gern, als die Offiziere wieder in die Heimat zurückgingen, deren Hunde, erzählt Monika Dahncke, die von Anfang an dabei war. In Hamburg wird nicht wie in London um Geld gewettet, aber beim Training sind die Besitzer sehr stolz, wenn ihre edlen, hochbeinigen, langhaarigen Greyhounds hinter dem Stoffhasen herrennen. Es gibt aber auch Greyhounds, die das blöd finden und lieber spielen als verrückt im Kreis zu rennen, sehr snobistisch, very british eben. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 14.03.2025 NDR Häuser zum Träumen – Ungewöhnliches Wohnen in MV
Folge 608 (90 Min.)Wohntraum in Heringsdorf.Bild: NDRArchitekt, Metallbauer, Interior-Designer und Schlossherrin: Sie alle eint ihr Hang zum außergewöhnlichen Wohnen. Provokant den Darß aufmischen, das ist der Plan von Architekt Norbert Möhring. Seine Häuser brechen mit jahrhundertealten Traditionen. Reet trifft auf Glas und meterdicken Stahl. Mit dieser Bauweise trifft er den Nerv von Michael Mayer aus Prerow. Der Metallbauer vom Darß hat sich immer für moderne Architektur begeistert. Gemeinsam verwirklichen sie Wohnträume auf dem Darß. Kontrastprogramm zum minimalistischen Stil des Architekten und des Metallbauers: die pompöse Einrichtung von Rosalia de Meindorfer in Schloss Blücherhof und Katja Kesslers Villa in Heringsdorf. Die Künstlerin hat jedes Zimmer wie eine Installation ausgestattet. Die Interior-Designerin hat aus einer verfallenen Bude ein Luxusnest für ihre Familie gebaut. Sie integriert auch Industriestyle oder eine alte Kirchentreppe in ihre Hauskreationen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere So. 16.03.2025 NDR Das Oldenburger Münsterland entdecken
Folge 609 (60 Min.)Das Oldenburger Münsterland ist einer vielfältigsten Landstriche Niedersachsens. Wirtschaftlich top aufgestellt, touristisch attraktiv und kulturell vielfältig. Geprägt von Landwirtschaft ist die Region mit den Landkreisen Cloppenburg und Vechta auch bei Touristen beliebt. In der landschaftlich vielfältigen und reizvollen Gegend entdeckt man zwischen Wäldern, Mooren und Naturschutzgebieten alte Mühlen, Fachwerkhäuser und besondere Höfe. Zahlreiche Radwege führen durch das Oldenburger Münsterland. Die 3-Seen-Route führt beispielsweise entlang drei der größten Gewässer der Region: den Dümmer See, die Thülsfelder Talsperre und das Bad Zwischenahner Meer.
Entlang dieser Route geht „die nordstory“ auf Entdeckungsreise und begleitet Menschen, die dort den Spagat zwischen Tradition und Moderne wagen. Familie Dannhus führt am Dümmer See seit fast 130 Jahren eine Bootswerft, in der hochwertige Segelboote aus Holz gebaut werden. Jens Dannhus erlebt ein Jahr voller Herausforderungen. So baut er für einen Kunden eine individuell gestaltete neue Holzsegeljacht und nimmt gemeinsam mit seinem Sohn Jannik an einer Regatta auf dem Dümmer See teil. Die Zucht edler Pferde hat die Region schon immer geprägt und war von jeher ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Die Familie von Merveldt züchtet auf ihrem Gestüt Oldenburger Pferde, die weltweit gefragt sind in der Zucht, aber auch im Turniersport. Doch wie schlagen sich ihre Fohlen in dieser Saison auf der Fohlenschau und wie erfolgreich sind ihre jungen Pferde auf den Turnieren? Echte Exoten kann man in Garrel in der Nähe der Thülsfelder Talsperre bestaunen. Hier setzt Familie Looschen auf die Zucht von Wagyu-Rindern, deren Ursprung in Japan liegt. Früher lebte die Familie von der Schweinemast wie viele andere auch im Oldenburger Münsterland. Ihre Herde an Wague-Rindern ist inzwischen auf über 100 Tiere dieser teuren Rasse angewachsen.
Doch für das hochpreisige, edle Fleisch müssen sie auch immer neue Kundenkreise erschließen. Gelingt ihnen das auf dem Stoppelmarkt in Vechta? Christian Koopmann erfüllt sich mit kleinen Tiny-Häusern einen großen Traum. Er hat sich mit gerade mal 27 Jahren ein eigenes Geschäft aufgebaut und sogar schon bundesweit einen Namen gemacht. „die nordstory“ nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf eine spannende Reise entlang des Radwegs auf der 3-Seen-Route und zeigt Menschen, die tief verwurzelt sind mit der Region und diese mit neuen Ideen prägen wollen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 21.03.2025 NDR Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 28.02.2025Zwischen Bier und Bahn – Geschichten aus Bahnhofskneipen
Folge 610 (60 Min.)Beliebte Thekenplätze für alle Generationen. Essis Kneipe ist eine der letzten in der Region.Bild: NDR/Nora Schaefer193 Fußballschals hängen unter der Decke von Stefan Selings Kneipe im Bahnhof von Osnabrück. Seine Gäste sind vielfältig: von der Rentnerin, die ein paar Runden am Spielautomaten steht, über den Herren, der immer an derselben Stelle mit Blick auf die Tür sitzt, bis zu den Fußballfans, die am Wochenende in die Kneipe strömen. Bahnhofskneipen haben ein besonderes Flair. Häufig sind sie 365 Tage im Jahr geöffnet und zweites Wohnzimmer für echte Urgesteine. Nur wenige Meter weiter auf dem Bahnsteig in Osnabrück gibt es gleich noch eine Kneipe: Olafs Laden. Unauffällig steht das kleine Gebäude am Ende des Gleises. Vorne Kiosk, hinten Kneipe. Doch der Laden läuft nur, wenn die Züge fahren. Im Gleis 11 in Bremen ist 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr was los.
Die Barkeeperinnen Saskia und Dolores erleben in ihren Nachtschichten Stimmung wie in kaum einer anderen Kneipe und sind sich sicher: „Die Vielfalt der Menschen ist viel größer als in jeder anderen Kneipe.“ Zwischen Hamburg und Bremen, mitten auf dem Land, bietet ein Blick in die Lauenbrücker Bahnhofskneipe immer wieder Überraschungen. Denn hier steht Esperanza Freude-Quade, genannt Essi, hinter dem Tresen. Die Spanierin macht alles für ihre Gäste. Und das kann auch mal eine riesige Pfanne Paella für einen Motorradclub beim Dorf-Flohmarkt sein. „die nordstory“ zeigt vier Bahnhofskneipen im Norden mit ganz besonderen Menschen und Geschichten vor und hinter dem Tresen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 28.03.2025 NDR Zwischen Parkplatz und Potential – Rostocks Stadthafen will City-Treffpunkt werden
Folge 611 (60 Min.)Frühjahr 2022: Am Stadthafen Rostock entsteht ein Neubau, der später zwei Restaurants beinhalten soll.Bild: NDR/Populärfilm Media GmbHTrotz der Absage der Bundesgartenschau 2025 in Rostock ist der Stadthafen der beliebteste und größte öffentliche Ort in der Hansestadt. Hier treffen sich Subkultur und Hochkultur, Alt und Jung, Arm und Reich. Hier gibt es diverse Nobelrestaurants, edle Jachten an der Kaikante, aber auch Jugendliche und Studierende feiern hier am Einweggrill. Obwohl die großen baulichen Veränderungen, die im Zuge der Buga geplant waren, nun wieder auf der langen Bank liegen, ist der Rostocker Stadthafen der place to be. Denn viele Menschen in Rostock machen sich Gedanken, wie die Flächen, die der Hafen bietet, sinnvoll und nachhaltig genutzt werden können. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 04.04.2025 NDR Im Reich der Seeadler
Folge 612 (90 Min.)André Laubner auf Horst-Besuch bei Familie Seeadler.Bild: NDRSeeadler lieben die Natur und Landschaft in Mecklenburg-Vorpommern. In den Baumkronen sorgen die abgeschieden gelegenen Horste und frischer Fisch für das Familienglück. Mit 479 Brutpaaren und Hunderten umherziehenden Jungvögeln gibt es im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns die meisten Seeadler. Eine ganze Gruppe von Ehrenamtlichen beobachtet den Horstbau. Die Seeadlerschützer kontrollieren die Nester im Frühjahr und starten im Sommer riskante Kletterpartien hinauf in die Horstbäume, um die jungen Greifvögel zu beringen. 27 Meter hoch sind manche Kiefern oder Buchen, in denen die Seeadler leben. Manche Tierschützer verfolgen die Seeadlerpaare ein ganzes Leben lang. Am Stettiner Haff lebt der mit 31 Jahren nachweislich älteste Seeadler.
Alle paar Jahre lässt er sich mal wieder blicken und auch fotografieren, so im Herbst 2024. Seeadler sind für die Forschung interessant. Als Indikator-Tiere für Umweltgifte können die Wissenschaftler vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung an den Seeadlern die Schadstoffe in der Natur nachweisen. Die häufigste nachgewiesene Todesart der Seeadler in Mecklenburg-Vorpommern ist die Vergiftung durch Bleikugelmunition. Jäger diskutieren auf dem Schießstand darüber, wie die Seeadler sie aufnehmen könnten. Auch Kollisionen der Greifvögel mit Windenergieanlagen beobachten die Ornithologen. Es gibt erste Kamerasysteme, die ein Windrad stoppen, wenn sich ein Seeadler nähert. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere So. 06.04.2025 NDR Deutsche Streaming-Premiere Di. 25.03.2025 ARD Mediathek Südfrüchte aus dem Norden – Neue Chancen für die Landwirtschaft
Folge 613 (60 Min.)Judith Wannagat (rechts) vom Gut Steinwehr klärt im Hofladen Mitarbeiterin Hanna über die unbekannte Aronia-Beere auf, aus der Gelee gemacht wird.Bild: NDR/ Mario Göhring/ Joker Pictures GmbHMit dem Anbau von exotischen Früchten und guten Ideen stellen sich drei innovationsfreudige Obst- und Gemüsebauern der Herausforderung veränderter Klimabedingungen im hohen Norden. Als Watermelon Queen ist Inga Kreutzfeldt auf Social Media bekannt, weil sie im Kronprinzenkoog in Dithmarschen seit 2020 Melonen anbaut. Die Nutzpflanze aus Vorderasien benötigt wenig Wasser, kann Dürreperioden gut überstehen. Deshalb kabbelt sich Inga häufiger mal mit ihrem Mann Ole, denn seine Kohlsorten brauchen den Regen fürs Wachstum. Für die experimentierfreudige Inga gestaltet sich die Vermarktung der Exoten schwierig: Die Einzelhändler meiden die Wassermelonen „made in Dithmarschen“, da Melonen aus Spanien mehr Gewinn versprechen.
Inga hat ihre Anbaufläche deshalb schon reduziert. Jetzt versucht sie, über Hofläden und Wochenmarkt-Beschicker in der Region mehr von den süßen Früchten abzusetzen. Doch fehlende Bestäubung durch Insekten und große Verluste durch Mäusefraß machen ihr einen Strich durch die Rechnung: Als sie die ersten Wassermelonen im Spätsommer erntet, sind die meisten Urlauber an der Nordseeküste schon wieder abgereist. Zu Lars Dieckmann auf den Hof Steinwehr am Nord-Ostsee-Kanal kommen die Selbstpflücker vor allem wegen der Erdbeeren und Himbeeren.
Zu den Aronia-Beeren in seiner Plantage verirrt sich fast nie jemand. Roh sind die vitaminreichen Früchte aus Nordamerika kaum genießbar, zu sauer und herb. Zusammen mit seiner Frau Judith Wannagat hat er als Pächter des Gutes die Exoten des Vorgängers übernommen und versucht nun, möglichst viele Besucher von ihrem unbekannten Nischenprodukt zu überzeugen. Marketingexpertin Judith hat sich für diese Saison erstmals das Mittsommer-Pflücken ausgedacht, das mehr Besucher auf den Hof locken soll.
Bei einer Probeverkostung will sie die bittere Frucht in Geleeform als Brotaufstrich anbieten. Lars hat derweil gerade sechs große Folientunnel dazugekauft für den Beerenanbau. Hauke und Gaby Klindt vom Hof Moorhörn in Passade suchen wegen immer längerer Trockenphasen Obstsorten, die auch mit wenig Wasser zurechtkommen. 2023 haben sie die ersten zarten Aprikosenbäumchen unterm geschützten Folientunnel angepflanzt. Im Sommer kommen viele Touristen und Einheimische auf den Hof in Ostseenähe, um Erdbeeren und Himbeeren zu pflücken. Um sich unabhängiger von der Saison zu machen und ihre Produkte auch ganzjährig zu vermarkten, investieren sie in neue Gefriertrockner und in den Umbau des ehemaligen Schweinestalls in einen größeren Hofladen.
Ob sie in der ersten Saison überhaupt genug Aprikosen ernten können, wissen Hauke und Gaby nicht. Auch nicht, welche der zehn Sorten sich zum Gefriertrocknen oder zur Eisproduktion eignen. Der sogenannte geschützte Anbau ist die Zukunft, da sind sich die drei innovationsfreudigen Hofbetreiber aus dem Norden einig. Sie wollen sich so aufstellen, dass die zunehmenden Extremwetterereignisse sie nicht mehr so empfindlich treffen und die Ernte verhageln können. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 11.04.2025 NDR Unser Haus auf der Grenze – Ein deutsch-dänischer Sonderfall
Folge 614 (60 Min.)Bauherr Poul renoviert am liebsten selbst.Bild: NDR / NDR Presse und InformationNiemals hätte Sarah Brodersen gedacht, dass dieses Haus noch einmal so wichtig und so anstrengend für sie werden würde. Oder überhaupt nur irgendeine Rolle in ihrem Leben spielen könnte. Sarah ist mit Blick auf das Haus gegenüber aufgewachsen. Ein Backsteinhaus mit Reetdach, wie die meisten im Dorf. Doch wenn sie beim Spielen auf der Straße den Federball von der anderen Seite holen wollte, musste sie ein besonderes Hindernis überwinden: die Landesgrenze. Das Haus stand damals wie heute in Dänemark. Es ist eines von vier Häusern, die zwar zum Dorf Rosenkranz in Nordfriesland gehören, aber nicht zu Deutschland.
Kurz vor Rosenkranz verlässt die Grenze ihren Kurs, durchquert das Dorf und macht aus den ersten vier Häusern einen Teil des Königreichs Dänemark. Für die Brodersens ist das seit jeher Realität, und sie leben gut damit. Sarahs Elternhaus ist der „Alte Deutsche Grenzkrug“, den ihre Mutter Silvia in dritter Generation betreibt. Die Stammkundschaft kommt bis heute aus beiden Ländern. Sarah arbeitet inzwischen als Unternehmenskundenbetreuerin bei der VR Bank Nord in Niebüll, aber sie kommt immer noch zu Besuch und hilft gelegentlich ihrer Mutter im Grenzkrug.
Und so bekam sie mit, als das alte Haus von gegenüber plötzlich zum Verkauf stand. Als Deutsche hätte Sarah es nicht kaufen dürfen. Aber ihr Mann Poul, ein Däne, war sofort interessiert. Ein Traumhaus muss es erst noch werden: eine uralte Heizung, ungedämmte Wände. Frischwasser kommt aus Deutschland, Abwasser geht nach Dänemark. Fast alles muss restauriert oder neu gebaut werden. Aber der Kaufpreis passt. Poul und Sarah haben den Mut und das Know-how, vieles selbst zu renovieren.
Ein Zweitwohnsitz neben dem Elternhaus – eine Gelegenheit, die sie nicht verpassen wollen. Sie nehmen die Herausforderung an! Bleibt die Frage, warum dieses Haus dänisch und nicht deutsch ist. Nach der Volksabstimmung 1920 gehörte es doch eigentlich zu Deutschland. Ein alter Däne im Dorf, Thomas Georg Nielsen, weiß mehr. Und der junge Historiker Hauke Grella aus Sønderborg hat in Detektivmanier herausgefunden, dass damals, 1920, eine internationale Kommission mit allen Vollmachten durch das Land zog. Eines Tages erreichte sie Rosenkranz. Ob das Rätsel gelöst werden kann? (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 25.04.2025 NDR Träume, Trümmer, Tatendrang – Abenteuer Baustelle
Folge 615 (90 Min.)Stefan Schäfer, Carsten Görtelmeyer und Bernd Demandt gehören zu den „Fachwerk-Rettern“ in Hann. Münden. Die Ruine eines alten Lagerhauses müssen sie aber ganz abreißen.Bild: NDR/Franziska VoigtFür einige Menschen wird eine Baustelle zur Lebensaufgabe. Andere sanieren und renovieren einfach aus Leidenschaft, auch in ihrer Freizeit. „die nordstory Spezial“ erzählt sehr unterschiedliche Geschichten über Menschen, die sich besonderen Bau- und Sanierungsvorhaben widmen, und ist in ganz unterschiedlichen Regionen Niedersachsens unterwegs. Von der Küste in Cuxhaven bis ganz in den Süden Niedersachsens nach Hann. Münden. Die Reportage begleitet leidenschaftliche Handwerker, zum Teil über viele Monate, bei ihrem „Abenteuer Baustelle“. Levi Lewandowski hat mit 18 Jahren die Hansen-Werke gekauft, eine stillgelegte Kreidefabrik im Braunschweiger Land.
Gemeinsam mit seiner Frau Peppe will er hier einen Ort schaffen, an dem viele Menschen zusammenleben und arbeiten können. Katharina Berndt und Benjamin Feth bauen in Bremen auf der Weser alte Schiffe und Boote aus. Ihr Leben auf dem Fluss stellt sie immer wieder vor besondere Herausforderungen. In Hann. Münden macht eine Bürgergenossenschaft in Eigenregie aus baufälligen Fachwerkhäusern wieder attraktiven Wohnraum. Und in Cuxhaven saniert ein Schweizer Ehepaar den alten Wasserturm, um sich den Traum vom eigenen Café zu erfüllen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere So. 04.05.2025 NDR Die Familie von Hallig Süderoog – Lebensaufgabe im Wattenmeer
Folge 616 (90 Min.)Mit der Geburt ihrer Tochter Fenja 2017 waren Nele und Holger zu Dritt auf Hallig Süderoog. Nachbarn gibt es hier nicht. Aber viele Schafe, Hühner und Enten. Wenn Nele und Holger ihren täglichen Aufgaben des Küsten- und Naturschutzes nachgingen, war Fenja immer in ihrer Nähe und wurde von beiden Eltern umsorgt. 2019 kam Tochter Ilvy dazu, seitdem wohnen auf Hallig Süderoog zwei Halligkinder, das hat es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.Bild: NDRDer Film schaut zurück auf das Leben von Nele Wree und Holger Spreer-Wree als Pächter von Hallig Süderoog. Mit ihrem Umzug vor mehr als zehn Jahren auf die kleine Hallig mitten im Wattenmeer, dort wo die Gezeiten den Alltag bestimmen, übernahmen beide wichtige Aufgaben. Nele und Holger tragen hier die Verantwortung für den Hallig- und Naturschutz. Es ist ein intensives Leben. Einerseits bestimmt durch harte Arbeit und Entbehrungen, andererseits aber auch durch den Zauber, mitten in der Natur zu wohnen, die Tierwelt und die Vegetation Jahr für Jahr ganz nah mitzuerleben.
Sie konnten nicht ahnen, in welchem Ausmaß vom ersten Tag an ihr Leben völlig anders sein würde als zuvor. Eine Lebensaufgabe – zwischen Ertragen von Naturgewalten und dem festen Willen, für jedes der häufigen Alltagsprobleme eine Lösung zu finden, statt aufzugeben. Süderoog gehört zu den zehn Halligen, die es im Nordfriesischen Wattenmeer noch gibt. Den kleinen Restbestand zu erhalten, ist eine gewaltige Aufgabe. Auf Süderoog müssen sich Nele und Holger dieser Herausforderung jeden Tag stellen.
Als Hallig-Pächter mit mittlerweile zwei kleinen Kindern sind sie beim Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz angestellt. Aber dafür gibt es nur eine Stelle. Um trotzdem einigermaßen über die Runden zu kommen, lassen sie sich immer etwas Neues einfallen, um zusätzlich Geld zu verdienen, müssen aber auch einsparen, wo es nur geht. Auf Hallig Süderoog gibt es keine Schule und keinen Kindergarten. Holger bringt seine Familie sonntags mit dem Schiff nach Pellworm, sodass die beiden Töchter dort am Schulunterricht teilnehmen bzw.
in die Kita gehen können. Unter der Woche kann Nele mit den Kindern in der Ferienwohnung ihrer Eltern wohnen. Mittlerweile das zweite Zuhause. Holger muss sich um die Hallig kümmern. Erst am Wochenende sehen sich alle wieder. Dann holt Holger seine Frau und die beiden Kleinen ab, um mit ihnen für zwei Tage nach Süderoog zu fahren. Zwei getrennte Leben mit längeren Trennungsphasen – für das Familienleben eine erhebliche Belastung. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere So. 18.05.2025 NDR
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