2013, Folge 71–90

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  • Folge 71 (30 Min.)
    Knapp 20 km von Altenburg entfernt liegen, eingebettet in einer unendlich weiten Feldlandschaft, die Haselbacher Teiche. Es ist ein traumhaft schönes Teichgebiet, ein Eldorado für Rothalstaucher, Eisvogel, Drosselrohrsänger, Reiher und Kormoran – und für Naturliebhaber. Während der sächsische Teil der Gewässer an einen Fischereibetrieb verpachtet ist, der traditionelle Fischwirtschaft betreibt, ist der thüringsche Teil in der Hand des Naturschutzbundes. Projektleiter Maik Jessat vom Altenburger Mauritianum sorgt dafür, dass die Teiche seit Jahren naturnah umgestaltet werden und sich viele seltene Tier- und Pflanzenarten neu ansiedeln.
    Und das mit großem Erfolg: Die Fische werden nicht mit künstlichem Futter nachgefüttert, sie ernähren sich von den Wasserpflanzen im See und wachsen trotzdem. Selbst die Fischjäger wie Kormoran, Graureiher, Fisch- und Seeadler oder der seltene Fischotter sind ständige Gäste. Besonders stolz sind die Naturschützer auf die vielen Lurche – Frösche, Kröten und Unken – und auf die exotischen Zugvögel aus dem hohen Norden im Herbst des Jahres. Der Film von Frank Koschewski zeigt über ein ganzes Jahr außergewöhnliche Tierstudien und -begegnungen in der „Wildnis“ im Altenburger Land. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.01.2013MDR
  • Folge 72 (30 Min.)
    Bis heute ranken sich Mythen und Legenden um den Taucherwald bei Bischofswerda. Von geheimen Raketensilos, mehrstöckigen unterirdischen Kommandozentralen und vergessenen Kernsprengköpfen wird berichtet.
    Fakt ist: Das unscheinbare 170 ha große Waldgebiet unweit der Autobahn A4 gehörte zwischen 1983 und 1988 zu den heißesten Plätzen des Kalten Krieges. Denn hier standen die mobilen Abschussrampen der Mittelstreckenraketen vom Typ SS-12, jede bestückt mit einem nuklearen Gefechtskopf, dessen Sprengkraft so groß war wie 25 Hiroshima-Bomben. Ihre programmierten Ziele lagen in Westeuropa und hätten wichtige Städte wie Mailand, Genf, Paris oder London getroffen. Der Taucherwald gehörte deshalb zu den am strengsten gehüteten Geheimnissen der GSSD, der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Drei Sicherheitsbereiche schirmten das vor 30 Jahren in einer Nacht und Nebel Aktion eingenommene Waldgebiet hermetisch von der Außenwelt ab.
    Anhand historischer Filmaufnahmen und bisher unveröffentlichter Geheimdienstberichte und Zeitzeugenaussagen beleuchtet die Reportage einen spannenden Aspekt der Weltgeschichte. In Gesprächen mit sowjetischen und amerikanischen Militärs aber auch mit Anwohnern gehen wir auf Spurensuche und hinterfragen, warum die Raketen gerade hier stationiert wurden und ob inzwischen tatsächlich alle Waffen vernichtet sind. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.01.2013MDR
  • Folge 73 (30 Min.)
    Einsame Waldlage nahe Oberhof, abgeschirmt von der Öffentlichkeit – es war in den 1960er-Jahren das modernste und mondänste Gästehaus von Partei und Regierung der DDR. Hier frönte Walter Ulbricht dem Skilauf, hier logierten Drittweltpotentaten, hier entspannte sich die Elite des Landes. Doch es war mehr als das: Es war ein geheimer Ort, denn immer wieder war die kleine Nobelherberge Schauplatz großer Politik. Chefköche und Oberkellner hörten mit, was für ihre Ohren nie bestimmt war. Wenn Ulbricht mit Pjotr Abrassimow, dem sowjetischen Botschafter in der DDR, aufs schärfste über die Autoproduktion in Eisenach stritt.
    Wenn er 1970 das Brandt-Stoph-Treffen im nahen Erfurt überwachte. Wenn Lotte Ulbricht abendfüllend über Honecker lästerte. Wenn Kurt Hager im Kinosaal die von ihm selbst verbotenen DEFA-Filme schaute. Mitte der 60er-Jahre erbaut, entsprach das Haus dem Geist der Zeit Walter Ulbrichts. Es repräsentierte alles, was sich der eigenwillige Staatschef nach dem Mauerbau für das ganze Land wünschte: Westniveau, aber alles von hier – Saalburger Marmor, Thüringer Schiefer, Haustechnik auf Weltniveau, Fernsehstudio, Nachrichtenzentrale, Klubkino, die besten Köche und Kellner des Landes.
    Das Haus war die Krönung von Ulbrichts Leidenschaft für den Skilauf und für Oberhof – eine Liebe, die für den Ort aber auch zum Verhängnis wurde: Walter Ulbricht hatte im November 1950 in der ersten geheimen Kommandoaktion dieser Art Pensionen und Hotels in Oberhof enteignen und deren Eigentümerfamilien deportieren lassen, um danach eine radikale Neuplanung des Wintersportortes zu forcieren.
    Heute ist das Gästehaus eine Ruine. Doch immer noch atmen die Wände den Geist der Zeit. Axel Bulthaupt führt durch das mondäne Vestibül, das Appartement Ulbrichts, das persönliche Kino Kurt Hagers. Ehemalige Chefköche, Oberkellner, Hausdirektoren, Gäste und der Erbauer der Nobelherberge berichten, was sie hier erlebt haben. Und so liefert dieses Haus an diesem Ort eine kaum bekannte DDR-Geschichte. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.01.2013MDR
  • Folge 74 (30 Min.)
    In der kleinen Stadt Ballenstedt, am nördlichen Rand des Harzes gelegen, steht versteckt im Wald der gigantische Gebäudekomplex der ehemaligen „nationalpolitischen Erziehungsanstalt Anhalt“. Die NPEA, im Volksmund bis heute Napola genannt, war eine von 39 Internatsoberschulen, die nach der nationalsozialistischen Machtergreifung gegründet worden waren. Das besondere an Ballenstedt: Es war der einzige Neubau einer solchen Schule. 1936, bei der Grundsteinlegung auf dem Großen Ziegenberg, wurde die Anlage zum Prototyp einer neuen Gemeinschaftserziehungsstätte erklärt, die noch anderswo im Reich errichtet werden sollte.
    Doch dazu kam es nie. In dem Eliteinternat wurden bis 1945 über 350 Schüler zu willigen Nationalsozialisten herangebildet – für den Dienst an Volk und Staat. Mit Ende des Dritten Reiches verschwand auch die Napola, das Gebäude aber blieb. Nach der Gründung der DDR nutzte die SED das Areal als Parteischule. So absolvierten von 1956 bis 1989 über 16.000 Parteimitglieder die einjährigen Lehrgänge der „Bezirksparteischule Wilhelm Liebknecht“. Die SED-Bezirksparteischulen hatten die Aufgabe, künftige Führungskräfte ideologisch auszubilden.
    Sie waren nach der „Parteihochschule Karl Marx“ in Berlin die zweithöchste Kaderschmiede der Staatspartei. Auf dem Ziegenberg lebten bis zu 600 Schüler gleichzeitig. Den Ballenstedtern, sofern sie nicht zum Personal der Schule gehörten, war der Zutritt verwehrt. Nach der Wende wurden die Gebäude auf dem Großen Ziegenberg von verschiedenen Fachschulen genutzt. Bis 2005, dann zogen alle Bildungseinrichtungen aus. Außer ein paar Sportvereinen, deren Mitglieder dort trainieren, ist das Gelände heute verwaist. Seit Mitte der neunziger Jahre steht die Anlage unter Denkmalschutz.
    Ein Abriss kommt daher nicht in Frage, doch wie eine künftige Nutzung aussehen könnte, weiß niemand. Eine Handvoll Ballenstedter Bürger bemüht sich seit einigen Jahren, im ehemaligen Pförtnerhaus der Anlage ein Dokumentationszentrum einzurichten. Es soll Besuchern beide Epochen nahebringen: die Zeit des Nationalsozialismus und die der DDR. Die ehemalige Napola und die SED-Bezirksparteischule waren überregionale Einrichtungen. Ein künftiger „Lernort Großer Ziegenberg“ könne daher, so die Initiatoren, auch weit über Ballenstedt hinaus eine museumspädagogische Aufgabe erfüllen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.01.2013MDR
  • Folge 75 (30 Min.)
    Sachsen-Anhalt ist ein in der Welt eher unbekanntes Bundesland. Doch in Hollywood hat sich Sachsen-Anhalt durchaus schon einen Namen gemacht und zur Filmkulisse gemausert. So kommen mittlerweile immer mehr internationale Produzenten in den Osten. Und auch die nationalen Größen haben das eher unscheinbare Bundesland für sich entdeckt. Großproduktionen wie „Die Päpstin“, „Black Death“ oder „Last Station“ schufen überregionale Aufmerksamkeit – nicht zuletzt dank Stars wie Sean Bean oder John Goodman. Und Helen Mirren verhalf dem Land noch zu besonderer Bekanntheit.
    Ihr Ausruf „Sexy Anhalt“ hat die Sachsen-Anhalter erfreut und steht mittlerweile im Zentrum des Landesmarketing. Die Gründe für den Zulauf der großen Produzenten sind vielfältig: sehr gut erhaltene Originalschauplätze, optimale Drehbedingungen, eine gut ausgebaute Förderlandschaft und ein immer größer werdendes Netz an Branchendienstleistern. Was genau zieht eigentlich Produzenten und Filmteams nach Sachsen-Anhalt? Welche Perspektiven ergeben sich daraus? Wer profitiert davon? Was alles muss passieren, bevor die erste Klappe fällt? Wer zieht die Fäden, damit eine Großproduktion wie „Der Medicus“ auf Burg Querfurt gedreht wird? Wie erleben die Stars Land und Leute? Wie erleben Land und Leute den Filmrummel vor ihrer Haustür? Für die Reportage „Hollywood in Sachsen-Anhalt“ blickt Autor Stefan Bauerschäfer hinter die Kulissen, redet mit den Stars vor der Kamera und den Menschen hinter dem Rummel.
    Er begleitet einen sogenannten Locationscout bei seiner Arbeit und stellt eine Kostümschneiderin vor, die für die Großen der Filmbranche arbeitet und deren Kreativität keine Grenzen kennt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.02.2013MDR
  • Folge 76 (30 Min.)
    Das Herz Dresdens ist geprägt vom Schloss. Es ist die inzwischen teuerste Baustelle Sachsens. Mehr über 370 Millionen Euro steckt der Freistaat in den aufwändigen Wiederaufbau. Die Gemäuer, in denen 700 Jahre lang die sächsischen Kurfürsten residierten, wurden im Zweiten Weltkrieg zu fast 85% zerstört. Mit Gründung der DDR verfolgten Architekten und Stadtplaner das ehrgeizige Ziel, Dresden neu aufzubauen, dem Stadtzentrum dabei ein modernes, sozialistisches Antlitz zu geben. Der Schlossruine drohte der Abriss, so wie es in Berlin und Potsdam geschah. Nur dem mutigen und hartnäckigen Einsatz von Denkmalpflegern, Kunsthistorikern und Politikern ist es zu verdanken, dass die Ruinen schließlich doch stehenblieben.
    Nur notdürftig wurden sie gesichert und 1985 endlich mit einem Gerüst versehen, das Hoffnung machte: Hoffnung auf einen Wiederaufbau. Der begann nach 1990. Heute zeigt sich der „Sächsische Louvre“ als eines der größten Museen Deutschlands, als Zentrum der Wissenschaft und Kultur. Im Mittelpunkt der Dokumentation steht das Porträt dieses Monumentes mit seinen Sammlungen, wie dem berühmten „Grünen Gewölbe“. Spannend bis heute ist die Rettungsgeschichte, das Ringen um den Erhalt der Ruinen, aus denen das Dresdner Schloss wieder erstehen konnte.
    Aktuell begleitet das MDR-Team die Rekonstruktion des so genannten „Riesensaales“. 60 Meter lang und elf Meter breit ist dieser größte Raum des Schlosses. Hier wird die Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden entstehen und künftig Waffen und Prunkharnische außergewöhnlich in Szene setzen. Doch auch dann hat die „Baustelle Schloss“ noch kein Ende. Welche neuen Ziele sich Bauherren, Mitarbeiter und Wissenschaftler gesetzt haben, dem geht die Dokumentation „Von der Ruine zur Residenz – das Dresdner Schloss“ nach. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.02.2013MDR
  • Folge 77 (30 Min.)
    Schloss Hubertusburg im sächsischen Wermsdorf zählt zu den größten barocken Jagdschlössern Europas. Einst wurden hier aufwendige zeremonielle Luxusjagden veranstaltet und rauschende Feste inszeniert. Doch die Glanzzeit des ehemaligen Residenzschlosses währte nur wenige Jahre. 1761 im Siebenjährigen Krieg wurde es von preußischen Truppen besetzt. König Friedrich II. ließ es plündern und zerstören. Zwei Jahre später gelangte es noch einmal in den Blickpunkt der Öffentlichkeit mit dem Ende des Krieges und dem Friedensschluss zu Hubertusburg.
    Danach fiel das Schloss in einen Dornröschenschlaf und überdauerte die Jahrhunderte als Steingutfabrik, Militärmagazin, Lazarett, Strafanstalt und Landeshospital. Der riesige Barockbau geriet in Vergessenheit. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges wurden in Hubertusburg Elitesoldaten der deutschen Wehrmacht ausgebildet und kurz vor Ende des Krieges zog eine Baupioniereinheit mit geheimem Auftrag ins Schloss ein. Denkmalpfleger und Bauingenieur Manfred John hat diese Ereignisse gemeinsam mit der Journalistin Gabi Liebegall rekonstruiert.
    Sie vermuten, im Schloss wurden 1945 geraubte Kunstschätze verborgen. Seit Jahren suchen sie zusammen mit Historikern und Bauexperten nach diesen verschollenen Schätzen. Vor zwei Jahren erfolgten umfangreiche Bohrungen im Schloss, jedoch ohne spektakuläre Ergebnisse. Die Untersuchungen erhellen zwar Stück für Stück die Baugeschichte, brachten aber keinen greifbaren Schatz ans Tageslicht. Allerdings sind die Auswertungen noch nicht abgeschlossen.
    Ein besonderer Schatz wurde 2003 eher zufällig auf dem Dachboden des Hauses entdeckt. Zu DDR-Zeiten befand sich im Schloss ein psychiatrisches Krankenhaus mit über eintausend Patienten, darunter Karl-Hans Janke. Er verstarb 1988 nach vierzigjährigem Aufenthalt in der Psychiatrie. Fünf Jahre später fand der Chefarzt seinen verschollenen Nachlass. Darunter zahlreiche faszinierende Bilder, Aquarelle, Konstruktionszeichnungen und Erfindungen. Ein Nachlass, der Kunstexperten und Wissenschaftler gleichermaßen begeistert. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.02.2013MDR
  • Folge 78 (30 Min.)
    Im Herzen Leipzigs, direkt neben dem Hauptbahnhof, steht eines der imposantesten Bauwerke der Stadt: das Hotel Astoria. Nur wenig erinnert heute an den Glanz dieses Ortes, der über mehr als 80 Jahre die Elite aus Politik, Wirtschaft und Kultur beherbergte. 1915 öffnete das Haus zum ersten Mal seine prachtvollen Türen. Ausgestattet mit Konzert- und Tanzcafé, einer noblen Hallenbar, Salons, Konferenz- und Gesellschaftsräumen sowie prachtvollen Restaurants bot es nahezu 500 Gästen luxuriöse Unterkunft. Während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude so schwer beschädigt, dass West- und Südflügel komplett neu errichtet werden mussten.
    Die DDR-HO-Kette übernahm die Führung. 1965 avancierte das Astoria zu den Spitzenhotels der DDR. Betrieben wurde es von der Interhotelkette, die 1970 das Haus komplett sanierte. Heute zieren lediglich Graffities die einst prachtvollen Gründerzeitfassaden. In den Bars, Suiten und Nobelrestaurants ging 1997 das Licht aus. Das vorläufige Ende der glänzenden Geschichte dieses Ortes mitten im Zentrum der Stadt. „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ macht sich auf Spurensuche.
    Der Film begleitet Barkeeper, Küchenchefs, Zimmermädchen und Manager, die zu DDR-Zeiten den Luxus für die Gäste garantierten. Sie erzählen, wie der DDR-Politmoderator Karl Eduard von Schnitzler auch im Astoria auf seiner Bedeutung bestand, warum Schalck Golodkowski während der Messe im Astoria residierte und Walter Ulbricht beinahe in die Deko biss. Doch neben Einblicken in die bemerkenswerten Bedürfnisse der zahlungskräftigen Kunden des Hotels erkundet der Film die politischen Brüche und Wandel vom Kaiserreich bis in die Gegenwart. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.03.2013MDR
  • Folge 79 (30 Min.)
    Ein Waisenhaus, groß wie ein Palast. Reformen und hochfliegende Pläne, ihrer Zeit voraus. Als August Hermann Francke 1698 vor den Toren Halles eine ganze Schulstadt aus dem Boden stampfte, konnte er nicht ahnen, dass sein Werk einmal als außergewöhnlicher Schatz der deutschen Kulturgeschichte gelten wird, als dem Welterbe verpflichtetes und sehr lebendiges Denkmal. In der Reportage „Wissen, Wunder, Waisenkinder“ entführen Schüler von gestern und heute in die Welt des August Hermann Francke. Eine Welt, in der es noch immer so wie vor 300 Jahren um Bildung für alle geht. Eine Welt, in der sozial benachteiligte Jugendliche ebenso unterstützt werden wie besonders begabte Kinder.
    Francke redete damals den reichen Bürgern ins Gewissen. Seine Predigt „Pflicht gegen die Armen“ ist bis heute aktuell. Und Franckes Schule entwickelte sich so gut, dass später auch reiche Bürger und sogar Adlige gegen Zahlung eines Schulgeldes ihre Kinder auf Franckes Schule schickten. Der gute Ruf blieb bis heute erhalten. Ragna Schirmer etwa kümmert sich um besonders begabte Schüler. Die international gefeierte Pianistin sieht sich ganz in Franckes Tradition. Ihr Motto: „Jedem Kind die beste Förderung geben.“ Vor der Wende schon schaute sie neidisch auf die Musikspezialschulen in der DDR.
    Jetzt kann sie sich hier kleinen Wunderkindern widmen, egal ob diese aus armen oder reichen Elternhäusern kommen. In Sachen Chancengleichheit ist sie sich übrigens einig mit einem weiteren Prominenten, der untrennbar mit Franckes Schulstadt verbunden ist: Bundesaußenminister a.D. Hans Dietrich Genscher. Aus dem Knaben, der einst neidisch aufs Gelände der Stiftungen schielte, wurde ihr Retter. Denn Franckes Bildungsrepublik, die allen politischen Systemen trotzte, entging nur knapp dem Untergang. Im Festjahr zu Franckes 350.Geburtstag strahlen die Stiftungen aber längst wieder als kultureller Leuchtturm der neuen Bundesländer und weit darüber hinaus. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.03.2013MDR
  • Folge 80 (30 Min.)
    Friedrich Kühn sucht ein Loch in einem Zaun. Als Junge zwängte sich der gebürtige Leipziger hier immer durch den Maschendraht. Dahinter öffnete sich ihm in den 1980er-Jahren eine bunte, fremde und großartige Welt: das Leipziger Messegelände. Zweimal im Jahr bot es ihm Abwechslung vom grauen DDR-Alltag. Es war sein Fenster zur Welt. Auf 50 Hektar erstreckt sich im Leipziger Südosten das Areal der alten Messe. Seine Geburtsstunde hatte es 1913, anlässlich der ersten Internationalen Bauausstellung – damals eine Weltsensation mit über vier Millionen Besuchern.
    Letzter steinerner Zeuge dieser Tage ist das Pantheon. „Dieser Rundbau aus Stahlbeton sollte vor einhundert Jahren die Überlegenheit des damals neuen Materials beweisen“, sagt Helge Heinker. Der Wirtschaftsjournalist kennt das Gelände in- und auswendig. In den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wuchsen die Messehallen empor. 1928 standen 17 Hallen für die Aussteller zur Verfügung. In einigen wurden während des 2. Weltkrieges Flugzeuge montiert.
    Der Rüstungsproduktion folgte 1943 die Zerstörung durch einen Bombenangriff. Die erste Friedensmesse in Leipzig 1946 findet in vier Hallen statt. Ständig wächst das Gelände, Leipzig wird Drehscheibe des Ost-West-Handels und Ort intensiver deutsch-deutscher Begegnungen. Als Blickfang wird 1950 der sowjetische Pavillon eröffnet. Hier enden oft die Messerundgänge der DDR Staats- und Parteiführung. Auch die SED-Genossen sahen Leipzig als Fenster und als eine perfekte Bühne für ihre Polit-Inszenierungen.
    Nach der Wende war schnell klar, dass ein neues Messekonzept und ein neuer Standort gefunden werden müssen. „Ich habe mir mit dem Umzugsbeschluss sicher nicht nur Freunde gemacht“, sagt Joseph Rahmen. Er war aus Düsseldorf nach Leipzig gewechselt und hat den Umzug der Messe auf das neue Messegelände angeschoben. Alte Geschichten und künftige Nutzungspläne rund um das 30 Meter hohe Doppel-M erzählt die Dokumentation „Das Fenster zur Welt – 100 Jahre Altes Messegelände Leipzig“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.03.2013MDR
  • Folge 81 (30 Min.)
    Sommer 1990. Das Ehepaar Honecker muss aufgrund der tobenden Bevölkerung sein letztes Asyl, eine Kirche im Brandenburgischen Lobetal, Hals über Kopf verlassen und findet Unterschlupf in den Heilstätten Beelitz. Ein cleverer Schachzug, denn diese sind zu jenem Zeitpunkt Militärlazarett der Sowjetarmee und damit sowjetisches Hoheitsgebiet. Ein Zugriff der deutschen Justiz auf die Honeckers wird damit zunächst vereitelt. Der zweifache Haftbefehl wegen wirtschaftsstrafrechtlicher Belange und wegen des Schießbefehls an der innerdeutschen Grenze kann nicht vollstreckt werden.
    Frei sind Margot und Erich Honecker dennoch nicht. Bis März 1991 erleben sie den Untergang des Sozialismus aus dieser Enklave mit, bevor sie dann mit einem sowjetischen Militärflugzeug nach Moskau ausgeflogen werden. Die Fotografin Christina Kurby und der Schriftsteller Reinhold Andert besuchten die Honeckers zu dieser Zeit. Nun kehren sie noch einmal zurück an den Ort, wo sie die letzten Tage der Honeckers in Beelitz begleiteten und dokumentierten.
    Christina Kurby gelangen damals intime Momentaufnahmen des einst so mächtigen politischen Paares – allein gelassen von den ehemaligen Genossen und Parteifreunden. Heute gehört das Grundstück dem Architekten Torsten Schmitz. Er gewährt einen Einblick in die sagenumwobene Villa und rekonstruiert gemeinsam mit Christina Kurby und Reinhold Andert, wie die Honeckers den Verlust ihrer Macht erlebten. Wie sah das von Macht geprägte Paar, was sich um sie herum ereignete? Was erwarteten sie von ihrer Zukunft? Auch der Strafverteidiger Nicolas Becker und der ehemalige Innenminister Peter Michael Diestel waren Gäste der Honeckers an diesem außergewöhnlichen Ort – im damaligen sowjetischen Militärlazarett Beelitz.
    Sie erinnern sich. Heute gleichen die Heilstätten Beelitz mitten im Wald vor den Toren Berlins einer Geisterstadt. Der morbide Charme der ehemals prachtvollen Bauten der Klinikanlage verzaubern den Betrachter mit vielen Details und lassen erahnen, wie das Leben hier einst pulsierte. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.03.2013MDR
  • Folge 82
    Deutsche TV-PremiereSa 30.03.2013MDR
  • Folge 83 (30 Min.)
    Er war europaweit gefeiert – und kam nach Weimar. Hier wirkte der Architekt und Bauhaus-Begründer Henry van de Velde 13 Jahre lang. Seine Idee: Wohn- und Lebensräume, die aus einem Guss sind. Bis heute steht in Weimar das Beispiel dafür: das Haus Hohe Pappeln, das der Künstler für seine Familie schuf. Bis heute lernen und experimentieren Studenten der Bauhaus-Universität in Ateliers, die er entwarf und bauen ließ. In den bewegten Zeiten des anbrechenden 20. Jahrhunderts erlebt van de Velde in Weimar seinen grandiosen Aufstieg und sein Scheitern. Da ist das Spannungsverhältnis zum Großherzog Wilhelm Ernst, der sich Van de Velde als Berater an seinen Hof holt – als Repräsentant und Verfechter der Moderne.
    Er entwirft, was Thüringer Handwerksbetrieben neue Aufträge verschafft und bis heute Museen ziert: Innenausstattungen vom Fenstergriff bis zum Porzellan, von der Lampe bis zum Treppengeländer. Aber er ist und bleibt ein unbequemer Geist, denn Weimar will die Moderne nicht. Zu seinem 150. Geburtstag blickt die Dokumentation auf van de Veldes Thüringer Schaffen zurück, zeigt seine Werke und Wirkungsstätten, und die Studenten und Lehrkräfte der Bauhaus-Universität, die bis heute über Gestaltungsfragen streiten: Was kann und soll moderne Architektur? Welche Visionen und neuen Bauten haben wir für unsere Lebensräume im Sinn? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.04.2013MDR
  • Folge 84 (30 Min.)
    Der Zwinger, heute zum Gesamtkunstwerk geadelt, ist ein Kind des Zufalls. Die konzeptionelle Idee entwickelt sein Architekt Matthias Daniel Pöppelmann erst peu a peu während der mehrjährigen Bauzeit. Ihr heutiges Aussehen verdankt die Anlage genau genommen dem schon damals herrschenden Termin- und Kostendruck. Das frühe Schicksal des Zwingers: Schnell errichtet und ebenso schnell wieder vergessen. Was nicht nur am Zeitgeist, sondern auch am Zahn der Zeit liegt. Der Adel erfindet gerade die Privatsphäre und zieht sich zum Feiern auf seine Landschlösser zurück.
    Er will nicht mehr vom Volke neidvoll begafft werden. Der öffentliche Festplatz mit Orangerie verwaist und mutiert Mitte des 18. Jahrhunderts zur stark befahrenden Kreuzung. Die in den Galerien überwinternden Orangenbäume setzen mit ihrer Feuchtigkeit den Holzdecken zu. Es schimmelt. Dass das morsche Gemäuer nicht abgerissen wird, ist wieder dem permanenten Geldmangel in kurfürstlichen Kassen geschuldet. Ein dringend benötigter Neubau für die Kunstkammer voller astronomischer Instrumente und mechanischer Uhren übersteigt die finanzielle Schmerzgrenze.
    Der Zwinger als Notlösung. Und so rettet das Fehlen anderer geeigneter fürstlicher Gemächer der aus heutiger Sicht schönsten barocken Hofanlage Europa das Leben. Im 19. Jahrhundert blicken viele Intellektuelle mit Verachtung auf das überbordende barocke Formenspiel. Der berühmte Architekt Friedrich Schinkel spricht abfällig von Blumen und Muschelpracht im schlechtesten Stil.
    Motto: Ist ein Schnörkel dran, ist es von Pöppelmann. Die 80%-ige Zerstörung beim Bombenangriff 1945 hätte eigentlich sein ewiges Ende besiegeln können. Dennoch steigt – trotz fehlender Wohnungen für die ausgebombten Dresdner – das Wahrzeichen wie Phönix aus der Asche. Der Film aus der Reihe „Der Osten – Entdecke, wo du lebst“ erzählt die Geschichte eines barocken Sterns, der erst spät zu leuchten beginnt. Und auch heute ringen Architekten und Ausstellungsmacher um ein dem Ort angemessenes Gestaltungsprinzip. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.04.2013MDR
  • Folge 85 (30 Min.)
    Verborgen im Brandenburgischen Forst nahe dem Bogensee bei Wandlitz steht ein riesiger Gebäudekomplex, gespenstisch wie ein gigantischer Fremdkörper aus einer anderen Zeit. Ab 1951 wurde hier im Stil des sozialistischen Klassizismus auf dreiundvierzigtausend Quadratmetern Nutzfläche die Jugendhochschule der FDJ gebaut. Heute stehen fast alle Gebäude leer. Zwar unter Denkmalschutz, aber dem stetigen Verfall preisgegeben. Hier paukten in der Einsamkeit Funktionäre und junge Leute aus aller Welt bis 1990 die Ideale des Sozialismus.
    Nicht ohne Erfolg. Manch ehemaliger Bogensee-Student bekleidet heute hohe Posten in Regierungen lateinamerikanischer oder afrikanischer Staaten. Die Geheimnisse um das abgelegene Areal beginnen weit vor der DDR. 1936 schenkte die Stadt Berlin ihrem Gauleiter, Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, den Bogensee mit dem umliegenden Gelände und einer bescheidenen Blockhütte zum Geburtstag. Bis 1939 kam dann eine pompöse Villa mit 30 Privaträumen, 40 Dienstzimmern und einem Filmsaal hinzu.
    Nach dem Ende des 2. Weltkriegs übernahm im März 1946 die kurz zuvor gegründete FDJ das Gelände. 1951 wurde Herman Henselmann, Architekt der Berliner Stalinallee, mit dem Bau eines riesigen Gebäudekomplexes samt Konferenzräumen, Festsälen und Internatsgebäuden beauftragt. Neben dem ehemaligen Goebbels-Anwesen entstand eine Kleinstadt im pompösen Stalin-Stil – die Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“. Von hier aus sollte der „Impuls des Sozialismus“ auch in die Welt getragen werden.
    Studenten aus Westeuropa kamen über Kommunistische Parteien nach Bogensee und Befreiungsorganisationen aus Afrika, Lateinamerika und Asien schickten junge Leute oft inkognito in die DDR. Von all dieser Internationalität spürte man in der Umgebung allerdings wenig. Die Jugendhochschule blieb ein abgeriegeltes, verborgenes Gebiet. Geheimgehalten wurde es nicht, aber Begegnungen mit der Außenwelt fanden nur gesteuert, gezielt und organisiert statt. Das Ende der DDR und die Auflösung der FDJ bedeutete auch das Aus für die Jugendhochschule. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.04.2013MDR
  • Folge 86 (30 Min.)
    Westberlin, April 1965: Sowjetische Düsen-Jets jagen über die Dächer der Stadt, werfen sich knallend durch die Schallmauer und feuern sogar Übungsmunition gegen die Kongresshalle ab, in der die Bundestagssitzung tagt. Ganz West-Berlin ist im Alarmzustand. Es ist einer der spektakulärsten Einsätze der sowjetischen Jagdfliegerdivision aus Zerbst. Die meisten Einsätze bleiben jedoch bis heute geheim, genauso wie die Geschichte des Flugplatzes selbst. 1936 gründet hier die Deutsche Luftwaffe eine ihrer größten Kampffliegerschulen und beginnt, den „Mythos Zerbst“ einzuläuten.
    Nicht nur die ersten Düsenflugzeuge werden in Zerbst erprobt, sondern auch Eliteeinheiten wie das Nachtjägerkommando „Wilde Sau“ werden hier ausgebildet. Ab 1945 übernimmt die Sowjetarmee das Gelände und baut es zu einem der größten Militärflugplätze Europas aus. Über 40 Jahre lang brausen hier sowjetische MIGs mit Überschall-Geschwindigkeit und ohrenbetäubendem Lärm, oft im Zehn-Minuten-Takt, Tag und Nacht über die Stadt. Fast jeder Zerbster erinnert sich noch heute an das beängstigende Gefühl, wenn Fensterscheiben klirren und der Lärm der Düsentriebwerke die Brust zusammenschnürt.
    Jagdflieger, Jagdbomber, Hubschrauberverbände und eine riesige Transportstaffel machen das Gelände zum hermetisch abgeriegelten Sperrbezirk. Nicht umsonst – von unterirdischen Kommandobunkern aus überwachen sowjetische Generäle von hier aus den Luftraum des Warschauer Paktes an der Grenze zum Eisernen Vorhang und schickten ihre Abfangjäger los. Der letzte „scharfe“ Einsatz findet kurz vor der Wende statt, als ein bundesdeutsches Sportflugzeug die innerdeutsche Grenze überfliegt.
    Am 10. Juni 1992 heben – ohne großes Zeremoniell – die letzten MIG-29 zu ihrem Heimatflughafen in Sibirien ab. Bis dahin gilt Zerbst als sowjetische „Generalschmiede“ schlechthin. Mit Zeitzeugen und einer umfassenden Sammlung von historischem Bild- und Filmmaterial geht die Reportage auf Spurensuche. Was machte Zerbst für deutsche und sowjetische Jagdflieger so besonders und wie gefährlich war der Standort für den Weltfrieden, aber auch die Zerbster selbst? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.05.2013MDR
  • Folge 87 (30 Min.)
    In den Schützengräben rauchen nicht nur die Gewehre, sondern auch die Soldaten: Von Türken und Russen schauen sich in den Kriegen des 19. Jahrhunderts Westeuropas Männer das Zigarette-Paffen ab. Und weil Dresden über die Elbe mit dem Meer und durch die Schiene via Balkan mit dem Orient vernetzt ist, wird die barocke Residenz ab 1862 zur unumstritten führenden Tabakstadt im Deutschen Reich: Rund 1.500 Fluppen dreht eine Facharbeiterin seinerzeit von Hand an einem Tag! Dann kommen die Zigaretten-Maschinen. Bis zu 70 Dresdner Firmen produzieren in der Hohezeit vor dem ersten Weltkrieg Millionen Glimmstengel: Zwei Drittel aller in Deutschland gerauchten Fluppen stammen von hier, ebenso die Erfindung der modernen Filterzigarette.
    Ein Viertel aller Dresdner lebt von der Zigarette. Die Branche gönnt sich repräsentative Industriebauten wie den Stadtspeicher (heute ein Fünf-Sternehotel) oder die sogenannte Tabakmoschee „Yenidze“ – beide in der damals ultramodernen Stahlbeton-Skelettbauweise ausgeführt. Nach dem zweiten Weltkrieg werden die Reste der Dresdner Zigaretten-Industrie in Volkseigentum überführt. Ein Hintergrund, den die DEFA im verwegenen Lustspiel „Karbid und Sauerampfer“ mit Erwin Geschonneck zum Kinohit münzt.
    Ebenso abenteuerlich gerät die Beschaffung des Rohtabaks zwischen Brasilien und Brandenburg. F6, Karo, Cabinet oder JUWEL 72 heißen bekannte Marken, die teils noch heute – nunmehr innerhalb des Philip Morris Weltkonzerns – an der Elbe produziert werden. „Der Osten – Entdecke wo du lebst: Fluppe, Filter und f6“ erzählt die Zigarettenstory von Dresden mit faszinierendem Archivmaterial, in Begegnungen mit ehemaligen Tabakwerkern, Tabakeinkäufern, Sammlern und Historikern, begibt sich auf Spurensuche: Was ist vom blauen Dunst in Dresden noch zu „schnuppern“? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.05.2013MDR
  • Folge 88 (30 Min.)
    400 Meter über dem Meeresspiegel thront sie – die Leuchtenburg. Gepriesen wird sie als die Königin des Saaletals. In Sonnenlicht getaucht, verzaubert sie ihre Besucher. Doch nur die wenigsten wissen, dieser so strahlend schöne Ort war auch die Hölle. Unglaubliche Geschichten sind da noch unerzählt: Ende des 15. Jahrhunderts zerfetzten erste Schreie die Unschuld des Ortes. Andersgläubige, wie der Wiedertäufer Hans Schleier, wurden im südlichen Wehrturm der Leuchtenburg schlichtweg versenkt. Mehr als 29 Wochen blieb er weggesperrt in Dunkelheit und schier unerträglicher Einsamkeit.
    Die Leuchtenburg war zu einem Ort geworden, der den Mächtigen über acht Jahrhunderte zur Inhaftierung und Disziplinierung ihrer Untertanen diente. Selbst im 20. Jahrhundert, als man endlich dachte, der Spuk von Folter und Kerker wäre endgültig vorbei, entdeckten Thüringer Bürger, was die Mächtigen der DDR für sie und andere 600 Oppositionelle auf der Leuchtenburg vorgesehen hatten. Perfide Planspiele, geheim und auserkoren für strategisch günstige Orte wie die Leuchtenburg. Über Jahrhunderte wurden Straftäter, Kranke und Arme auf der Leuchtenburg ihrer Freiheit beraubt.
    Und dennoch wurde sie Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem für junge Menschen zum Sehnsuchtsort. Nicht zufällig war die Leuchtenburg erste Jugendherberge Thüringens, verbrachten Generationen von Kindern und Jugendlichen hier ihre Ferien. Axel Bulthaupt macht sich auf Spurensuche auf der Leuchtenburg und stößt auf erschreckende und berührende Geschichten jener, die im Marterturm der Burg qualvoll starben, deren Geständnisse durch die Folter erpresst wurden, die die Stasi ins Visier genommen hatte. Ihre Schicksale lehren uns noch heute das Fürchten. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.06.2013MDR
  • Folge 89 (30 Min.)
    Einst wurde ein Dorf gebaut, um Deutschland als friedliebendes, offenes Land zu präsentieren. Eine aufstrebende Nation wollte der Welt ein Spektakel der Superlative bieten: die Olympischen Spiele von 1936. Das dazugehörige „Olympische Dorf des Friedens“ bei Döberitz, wenige Kilometer westlich von Berlin, sollte bei der Inszenierung einen gewichtigen Part spielen. Von Anfang an war jedoch alles Lüge, Fassade, Propaganda. Schon der Bauherr des Olympischen Dorfes war verräterisch: die Deutsche Wehrmacht. Bereits zu Baubeginn stand fest, hier entsteht eine Kaserne. Wenige Tage, nachdem im August 1936 der letzte Sportler das Dorf wieder verlassen hatte, zogen auch die ersten Wehrmachtssoldaten ein.
    Das Olympiadorf mutierte zur gesperrten Zone. Zugang verboten! Dabei blieb es in den folgenden 60 Jahren, bis 1996. Im Zweiten Weltkrieg diente das Olympische Dorf als Lazarett. Nach dem Krieg zogen für einige Zeit Flüchtlinge ein. Dann übernahm die Rote Armee die Gebäude. Wieder war der Zugang verboten. Niemand erfuhr in den folgenden Jahrzehnten, was sich hinter den Mauern abspielte. Nach dem Abzug der Russischen Truppen 1992, blieb ein Geisterdorf zurück, dem Verfall und dem Vandalismus preisgegeben.
    Heute befindet sich das gesamte Gelände im Besitz einer Stiftung. Die Gebäude sollen Stück für Stück restauriert werden und die Geschichte des Areals wird erschlossen und der Öffentlichkeit präsentiert. Axel Bulthaupt geht in den Ruinen des Olympischen Dorfes der spannenden Geschichte der Olympiade von 1936 nach, die mit der Vereinnahmung eines Weltsportereignisses durch die Nazi-Ideologie begann. Wie entstand das Olympische Dorf? Was spielte sich hier wirklich ab? Was geschah zur Zeit der Besetzung durch die Rote Armee? Welche Ideen werden heute in dem Denkmal geschützten Areal verwirklicht? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.06.2013MDR
  • Folge 90 (30 Min.)
    40 Millimeter stark ist das Antriebsseil der Oberweißbacher Bergbahn. Die trägt seit 1923 Lasten und Personen aus dem Schwarzatal auf die Höhen des Schiefergebirges. Im Jahr 2013 wird also großes Jubiläum gefeiert: 90 Jahre Bergbahn! Anfang Mai steigt das Bergbahnfest. Kurz zuvor wird, wie seit Jahren, die Cabrio-Saison auf der steilen Bahn eröffnet. Die ungewöhnliche und technisch anspruchsvolle Bahn entstand in den Hungerjahren nach dem Ersten Weltkrieg nach den Plänen des Thüringer Ingenieurs Wolfgang Bäseler.
    Beförderte die Bahn ursprünglich vor allem Güterwaggons auf das Hochplateau, wurden es später immer häufiger Personen. Sie wurde 2002 von Grund auf saniert und ist heute ein touristisches Highlight, Güterwaggons werden nur noch zu Showzwecken aufgesetzt und hochgezogen. Während die meisten Laien vor allem über die sich fast 24 Prozent neigende Steilstrecke staunen, ist auch die sogenannte Flachstrecke von Lichtenhain nach Cursdorf mehr als einen Blick wert: wo sonst wird noch heute mit 600 Volt Gleichstrom gefahren, mit Wagen, die an die Berliner S-Bahn erinnern.
    Die einzigartige Bergbahn hat inzwischen die Modellbahngleise erobert. Es gibt ein eindrucksvolles H0-Modell ihrer Steilstrecke, und die Rudolstädter Modellbahner haben sogar die Schwarzatal-Strecke im Maßstab 1:87 nachgebildet. Michael Kirsch aus Jena hat es der Endbahnhof Cursdorf auf der Flachstrecke angetan. Er hat 2012 ein Modell davon gebaut und sich dafür einen der dort eingesetzten elektrischen Triebwagen nachbauen lassen. Ein Unikat. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.06.2013MDR

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