• Folge 492 (45 Min.)
    Max Wäldrich hat im Burgenland-Gymnasium in Laucha das Fliegen gelernt. – Bild: MDR/​Daniel Berg
    Max Wäldrich hat im Burgenland-Gymnasium in Laucha das Fliegen gelernt.
    In der Fliegerstadt Laucha im Burgenlandkreis nähert sich ein besonderes Jubiläum. Rund 100 Jahre ist es her, dass die frühen Luftpioniere die weinbewachsenen Hänge an der Unstrut für das Segelfliegen entdeckten. Seltene Filmaufnahmen zeigen die Piloten von damals. Nach erfolgreichem Flug über die Unstrut wird das Fluggerät mit dem Floß zurück über den Fluss gesetzt und dann per Muskelkraft den Berg hinaufgezogen. Noch heute ist der Flugplatz Laucha ein deutschlandweit bekannter Hotspot der Luftsportszene. Gleitschirme, Drachen, Segelflieger, Kunstflieger, Modellflieger – alle finden hier ideale Aufwindbedingungen.
    Um sicher und mit möglichst wenig Risiko zu fliegen, brauche es vor allem Respekt vor dem Sport, sagt die Fluglehrerin Sarah St. Clair. Sie ist für das Fliegen aus Hessen nach Sachsen-Anhalt gezogen und verbringt nun jede freie Minute auf dem Flugplatz, um hier dem Pilotennachwuchs das Fliegen beizubringen. Ihr Flugschüler Albert ist gerade einmal 16 Jahre alt und übt fleißig, um irgendwann ganz alleine in der Thermik kreisen zu können. So wie er haben hier in Laucha Generationen vor ihm bereits das Fliegen gelernt.
    Statt wie heute auf Augenhöhe, früher mit viel Drill und Disziplin. Denn der Flugplatz hat auch ein dunkles Kapitel. Die Nationalsozialisten bauten hier eine Reichssegelflugschule und bildeten den Nachwuchs für die Bomber und Jagdflieger aus. Nach dem Krieg übernahm die GST, die Gesellschaft für Sport und Technik, das Gelände. In der DDR gehörte die vormilitärische Ausbildung zum Segelfliegen dazu. Zeitzeuge Klaus Garbe erinnert sich an dieses Kapitel der Fliegerei in Laucha. Der 80-Jährige ist noch heute im Luftsport aktiv. Einmal im Jahr ist er mit seiner Antonov2 und den Merseburger Fallschirmspringern in Laucha zu Gast, wenn der Flugplatz bei den Flugtagen Tür und Tor für das Publikum öffnet.
    Hier kann der Luftsport in all seinen Facetten bestaunt werden. In den 70er Jahren war Klaus Garbe als Flugzeugmechaniker in Laucha stationiert. Das war einige Jahre, bevor das Fliegen in Laucha komplett verboten wurde. Fluchtversuche mit Segelflugzeugen wurden befürchtet. Trotz Verbot wollten sich einige wenige Abenteurer nicht vom Fliegen abhalten lassen. Bäckermeister Thilo Schwarz baute sich mit Hilfe eines polnischen Bauplans einen Drachenflieger und flog heimlich an den Hängen im Unstruttal.
    Bis ihm die Stasi auf die Schliche kam. Erst im März 1990 durfte er das erste Mal ganz offiziell in Laucha starten. Als das Flugverbot aufgehoben und der Flughang feierlich eingeweiht wurde, kamen tausende Besucher nach Laucha, um das Spektakel am Himmel zu bewundern. Auch eine junge Reporterin des DDR-Fernsehens war damals dabei: Maybrit Illner. Sie bewies Mut und flog im Starkwind im Tandemdrachen an der Lauchaer Hangkante über den Weinbergen. Diese und andere Geschichten aus der Fliegerstadt Laucha erzählt Autor Ben Arnold. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.04.2024MDRDeutsche Online-PremiereDi 23.04.2024ARD Mediathek
  • Folge 493 (45 Min.)
    Weimar – die Klassiker- und Bauhausstadt im Herzen Thüringens. Deutsche Geschichte und berühmte Bauten, wie das Nationaltheater oder Goethes Haus am Frauenplan, locken jedes Jahr tausende Touristen aus aller Welt in die Stadt. Doch der größte historische Gebäudekomplex der Weimarer Innenstadt interessiert die Besucher kaum, obwohl er weltweit einmalig ist. Niemand kommt wegen dieser Bauten nach Weimar. Sie haben eine dunkle Vergangenheit und entstanden, wie das nahegelegene Konzentrationslager Buchenwald, in der Zeit des Nationalsozialismus. Vom Weimarer Gauforum ist die Rede. Ein riesiges neues Zentrum der Stadt – geplant und gebaut in den dreißiger und vierziger Jahren des 20.Jahrhunderts.
    Überall in Deutschland sollten diese neuen Machtzentren entstehen, aus Aufmarschplätzen, Volkshalle und Residenzen, gedacht für NSDAP und Verwaltung. Nur ein einziges Gauforum wurde tatsächlich gebaut – in Weimar. Kalt und abweisend wirkt es heute auf den Betrachter. Aber alles kann sich ändern. In einem Teil des ehemaligen Gauforums wird nun eine einzigartige Ausstellung aufgebaut: Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Jahrelang wurde sie in zahlreichen europäischen Städten gezeigt.
    Nun erhält sie ihren endgültigen würdigen Platz im Weimarer Gauforum und kehrt damit praktisch an den Ursprungsort der Nazi-Untaten zurück. Schon zur Bauzeit rankten sich Mythen und Legenden um das Gauforum. Von unterirdischen Etagen und Katakomben war die Rede. Sie sollen geraubte Kunstschätze des einstigen NS-Gauleiters Fritz Sauckel verbergen, wurde gemutmaßt, vielleicht sogar das Bernsteinzimmer. Nach 1945 wurde das halbfertige Gebäudeareal schließlich unspektakulär zu Ende gebaut. Es blieb aber ein geheimnisvoller Ort. Verborgen hinter einem blickdichten Bretterzaun beherbergte er die sowjetische Militärverwaltung in Thüringen.
    Später, zu DDR-Zeiten, wurden das Gebäudeensemble pragmatisch genutzt, aber seine Geschichte blieb ausgeblendet. Der Film nimmt uns mit auf Entdeckungsreise und folgt den Spuren dieses einzigen jemals entstandenen Gauforums im Deutschen Reich. Zeitzeugen und Historiker berichten über die Entstehungsgeschichte und wir sind dabei, wenn junge Weimarer Handwerker und Gestalter die einmalige Ausstellung zur Geschichte der Zwangsarbeit im Dritten Reich aufbauen, die am 08. Mai 2024 im Südflügel des ehemaligen Gauforums eröffnet wird. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.05.2024MDR
  • Folge 494 (45 Min.)
    Porzellankanne
    Zum ersten, zum zweiten und zum dritten! Im Auktionshaus Wendl in Rudolstadt dreht sich alles um Antiquitäten, Auktionsfieber und Sammlerlust. Wen dieses Fieber erwischt, den lässt es kaum mehr los. Ersteigern ist Leidenschaft: Ob Gemälde für zigtausend Euro oder ein Meissner Service zum Schnäppchenpreis. Die Kundschaft ist international. Der Film erzählt die spannende Geschichte der Familie Wendl und ihres über 30 Jahre alten Auktionshauses. Woher bekommt so ein Auktionshaus all die Schätze? Was schafft es in die nächste Auktion, was wird wieder eingepackt? Wir sind dabei, wenn sich die Rudolstädter Villa allmählich für die nächste Auktion füllt.
    Sammler, Antiquitätenhändler aber auch Privatleute bringen ihre Schätze nach Rudolstadt. Das weiße Kännchen aus dem Korb des Trödelhändlers scheint uralt. Obwohl die blauen Schwerter fehlen, könnte es ein ganz frühes Meissner Stück von Meister Böttger und damit Tausende wert sein. Dann steht ein Paar im Haus, das eine Picasso-Keramik anbietet. Ein echter Schatz oder ein Touristen-Souvenir? Hier braucht es Recherche, bis das Mindestgebot festgelegt wird. Stück für Stück wird beschrieben, fotografiert, gehängt und gestellt, bis alles bereit ist für die Vorbesichtigungen. Drei Tage lang können die Bieter alles in Augenschein nehmen. Die Villa ist nun bis unters Dach voller Schätze.
    Die dreitägige Versteigerung kann beginnen. Geboten wird im Saal, online und per Telefon. Martin Wendl war schon zu DDR-Zeiten Kunsthändler in Rudolstadt. Seine kleine Antiquitätenstube wurde bekannt – leider auch der „Kunst und Antiquitäten GmbH Berlin-Mühlenbeck“. Eine hinterhältige Aktion wurde von der Stasi akribisch vorbereitet. Am Ende war Wendl zwangsenteignet zwecks Devisenbeschaffung. Heute beschäftigen die Wendls etliche Mitarbeiter. Inzwischen ist Tochter Julia die Chefin des Hauses. Sie ist mit ihrem Studium des Kunsthandels und ihrer Ausbildung bei Sotheby’s in London bestens gerüstet, das Auktionshaus in die Zukunft zu führen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.05.2024MDR
  • Folge 495 (45 Min.)
    Morgenfischen am Kernersee
    Der Süße See ist einer der größten natürlichen Seen Sachsen-Anhalts, zu DDR-Zeiten ein beliebtes Gebiet für Datschen. Heute ist er ein Naherholungsgebiet, an dem die Zeit und die Weltreisenden vorbeiziehen. Zu Unrecht. Denn der zwischen Halle und Eisleben gelegene See und die ihn umgebenden Gewässer haben mehr zu bieten, als man denkt. An den Mansfelder Seen lebt man wieder vom Fischfang, vom Weinanbau, von reizvoller Landschaft und einer archäologischen Sensation. Zu verdanken ist die Renaissance des noch immer unterschätzten Landstriches ein paar Menschen mit verrückten Ideen, die andere mit ihrer Begeisterung angesteckt haben.
    Da ist der junge Berufsfischer Christian Kulawik, der das uralte Handwerk der Fischerei, welches seit über 1100 Jahren an den Mansfelder Seen ausgeübt wurde, mit neuen Ideen wiederbelebt. Sein Beruf ist keiner für Weichlinge, denn gefischt wird vor allem in den Wintermonaten bei Wind und Kälte, außerhalb der Laichzeit. Der studierte Architekt betreibt nachhaltige Fischerei. Auf seinem Fischerhof am Kerner See, der vor allem in den Sommermonaten ein maritimes Gefühl vermittelt, verkauft er fangfrische Ware. Und manchmal gibt es auch keinen Fisch, sondern enttäusche Gesichter.
    Im bekannteren Süßen See hat der Unterwasser-Archäologe Sven Thomas spektakuläre Funde gemacht. Mit Technik, die weltweit zum ersten Mal eingesetzt wurde, ist er auf Überreste einer versunkenen Siedlung aus der Bronzezeit gestoßen. Hier, so vermutet Thomas, war einst der erste Staat Europas, dessen Handelskontakte bis nach England zum berühmten Stonehenge und bis in den Mittelmeerraum über Italien, Griechenland nach Ägypten reichten. Die sensationellen Funde beginnen die Region zu verändern und bringen die Menschen am See zum Träumen.
    Findige Anwohner gründeten den Fanclub „Malandis – Mansfelder Land im See“, angelehnt an die sagenumwobene versunkene Stadt Atlantis. Die Mitglieder unterstützen die Forschungsarbeiten vor Ort tatkräftig. Sie helfen mit Stromaggregaten, bringen Tee und Kuchen, Obst vom nahliegenden Obsthof. Und sie sind wissbegierig. Initiator ist Ortsbürgermeister Ralf Leberecht, ein echter Mansfelder, bei dem das Herz am richtigen Fleck sitzt. Malerisch umrahmt werden die Seen von Terrassenweinbergen. Kaum jemand weiß, dass auch der Weinanbau rund um Höhnstedt seit 1050 Jahren betrieben wird.
    Aufgrund spezieller klimatischer Bedingungen gedeiht nicht nur Wein prächtig, sondern wachsen auch Aprikosen, Pflaumen und Kirschen. Marion Krüger, die mit ihrer Tochter Franziska als eine von 80 Hobbywinzerinnen einen Weinberg bewirtschaftet, lädt in den Sommermonaten in ihre Straußwirtschaft „Am Steineck“. Doch wie sehr sich Mutter und Tochter auch ins Zeug legen: Der Klimawandel macht auch ihnen zu schaffen. Autorin Anna Schmidt entdeckt die Mansfelder Seen mit den Menschen, die dort leben, und erzählt ihre Geschichten – zum Lachen, zum Weinen und zum Staunen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.05.2024MDR
  • Folge 496 (45 Min.)
    Der Friedenstein in Gotha. Das Schloss. Ein gigantisches Barockwunder, Heimstatt eines der berühmtesten deutschen Adelshäuser Europas, der Sachsen-Coburg und Gothaer. Bis heute sind Gothas Verwandtschaften zum englischen Königshaus kaum bekannt; die dramatischen Umstände der Umbennung des englischen Königshauses in Windsor, die Rolle Gothas dabei – Zeit für eine spannende Enthüllungsgeschichte, von Krieg und Frieden, von Hass und Liebe. Ein Der Friedenstein in Gotha. Das Schloss. Ein gigantisches Barockwunder, Heimstatt eines der berühmtesten deutschen Adelshäuser Europas, der Sachsen-Coburg und Gothaer – und Symbol für eine ganz spezielle dynastische Beziehung: Bis heute sind Gothas Verwandtschaften zum englischen Königshaus kaum bekannt; die dramatischen Umstände der Umbennung des englischen Königshauses in Windsor, die Rolle Gothas dabei oder die Thüringen-Affinität der berühmten Queen Victoria.
    Und ja, King Charles ist ohne Gotha nicht denkbar. Zeit für eine spannende Enthüllungsgeschichte, von Krieg und Frieden, von Hass und Liebe: Erzählt von zwei Gothaern, der Studentin und Pilotin Lea Victoria Schönfels und dem Autor und Journalist Andreas M. Cramer in den Kulissen von Schloss Friedenstein, seiner Forschungsbibliothek, seinem Archiv, seiner barocker Pracht.
    In „Gotha, Bomber und Dinner for one“ zeigen die beiden die ganze Ambivalenz der Beziehungen von Gotha und London. Andreas M. Cramer enthüllt dabei die Entstehungsgeschichte des Skripts für das allseits bekannte Silvesterfilmchen „Dinner for one“. Er zeigt, wie der Besuch von Queen Victoria und – ihres Thüringer Gemahls – Prinz Albert in Gotha 1845 zum Triumphzug wird – währenddessen die Gothaer „God save the Queen“ singen.
    Er beschreibt augenzwinkernd, wie auf diese Weise die „Dinner-Geschichte“ ihren Weg nach London findet – und schließlich in Form von Cramers umjubelter Show „Dinner for Goth’sch“ wieder zurück nach Gotha. Victoria Schönfels dagegen, in Gotha geboren und aufgewachsen, heute 20, mit 17 Jahren die jüngste Flugscheininhaberin Deutschlands, hat ihren Heimatflugplatz auf eben jenem Gelände, das einst, im 1. Weltkrieg, das Entwicklungsareal der ersten Langstreckenbomber der Welt war, protegiert vom jungen Carl Eduard von Sachsen Coburg und Gotha – später „Hitlers Herzog“, jener tragischen Gestalt, die London und Gotha zu Feinden machte.
    Beide Geschichten machen die Verquickung von Gotha und London auf lebendige Art und Weise deutlich. Das Schöne an diesen Geschichten ist: Am Schluss ist Hoffnung. „Dinner for Goth’sch“ ist ein Fest britischer-Gothaer Verbrüderung, das Publikum schwenkt unter dem Singen von „God save the Queen“ den Union Jack … Und Victoria fachsimpelt mit englischen Fliegerkollegen über europäische Militärgeschichte; und dann geht’s auch um die teuflischen „Gotha-Bomber“, ganz im Frieden. Kein Wunder, dass Gothaer bis heute davon träumen, dass Charles endlich einmal nach Gotha kommt. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.06.2024MDR

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