• Folge 523 (45 Min.)
    Schon in den 90ern ein Lost Place – ein alter Saatgutspeicher in Schlanstedt im Huy. Vor mehr als 20 Jahren war die Ruine zwischenzeitlich Ort für viele Technoparties. – Bild: MDR/​Tom Gräbe
    Schon in den 90ern ein Lost Place – ein alter Saatgutspeicher in Schlanstedt im Huy. Vor mehr als 20 Jahren war die Ruine zwischenzeitlich Ort für viele Technoparties.
    Techno – für viele steht die elektronische Musik vor allem für Berliner Clubs und große Festivals. Doch auch abseits der Metropolen hat Techno Spuren hinterlassen. Die MDR-Dokumentation „Techno im Harz – Elektro, Bässe und Ekstase“ beleuchtet, wie junge Menschen in Sachsen-Anhalt seit der Wende neue Räume erobern und auf dem Land Subkultur schaffen. Der Film führt an Schauplätze wie ein altes Industriegebäude in Schlanstedt im Huy oder den Blauen See im Oberharz. Der idyllische See war in den 90er-Jahren Schauplatz unangemeldeter Raves, die viele Menschen anzogen.
    „So ein bisschen war es aber auch so, diese ganzen Geschichten mit den Partys, hier war so eine Verlängerung dieses DDR-Kinderferienlagergefühls, nur ohne Aufsicht“, erinnert sich Falk-Harro von Biela, einer der Begründer des Techno-Kollektivs Tribe of Madness. „Wir haben halt das Glück gehabt, der Entstehung einer großen Musikrichtung beiwohnen zu können – und hatten das Glück, dass dies ausgerechnet hier stattfand, weil die gesellschaftlichen Bedingungen so günstig waren wie nirgendwo anders“, sagt von Biela.
    Zwar hätte der Einfluss auch aus Amerika kommen können, doch dort seien die Menschen „gesellschaftlich nicht so frei“ gewesen. „Hier war im Prinzip zehn Jahre lang Anarchie. Der Osten war weg und der Westen noch nicht da – du konntest eigentlich alles machen.“ Elektronische Tanzmusik traf den Zeitgeist der Nachwendejahre – auch fernab der großen Städte. In der Provinz bot die neue Musik jungen Menschen Raum für Freiheit, Gemeinschaft und Experimente. Verlassene Fabrikhallen, stillgelegte Tagebaue oder ehemalige Saatgutlager wurden zu Orten, an denen ein völlig neues Lebensgefühl entstand.
    Hier formte sich eine Szene, die bis heute prägt, wie Menschen im Harz feiern, denken und Räume gestalten. Auch Dimitri Hegemann, Gründer des legendären Berliner Tresor-Clubs, kommt in der Doku zu Wort. Für ihn ist Techno nicht nur Musik, sondern eine Bewegung mit Kraft, gerade in ländlichen Regionen. „In jeder Gemeinde leben junge Menschen, die etwas auf die Beine stellen wollen. Man muss ihnen zuhören und sie unterstützen“, sagt Hegemann – und zeigt, wie elektronische Musik Kulturprojekte abseits der Großstädte beflügeln kann.
    Die heutige Generation knüpft an die Tradition der Selbstorganisation an – etwa im Feinkost Club Ballenstedt. Kai Mente, einer der Betreiber, sagt: „Wenn Musik an ist und die Leute tanzen, dann bekommt man das zurück, was man rüberbringen will.“ Die Reportage „Techno im Harz – Elektro, Bässe und Ekstase“ zeigt, wie Musik als Ausdruck von Freiheit, Zusammenhalt und Selbstermächtigung auch in der ostdeutschen Provinz Generationen geprägt hat – und noch immer prägt. Eine andere Annäherung an den idyllischen Harz, der sonst vor allem touristisch genutzt wird. (Text: MDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 05.08.2025 MDRDeutsche Streaming-Premiere Di. 29.07.2025 ARD Mediathek
  • Folge 524 (45 Min.)
    Katrin Claußner (li.) zu Besuch bei Frau Mumme, einer Mieterin im Schloss
    Über 3000 Schlösser, Burgen und Herrenhäuser gibt es in Sachsen und doch wird eines davon immer wieder die „Perle aus Sachsens Krone“ genannt: Weesenstein. Ein Schloss, das den Keller im 5. und die Pferdeställe im 4. Stockwerk beherbergt. Ein Schloss, das jahrhundertelang Wohnstätte von Rittern, Fürsten und Königen war und das von oben nach unten gebaut wurde. Nirgendwo gibt es so viele original erhaltene Möbel und Einrichtungsgegenstände wie hier: von der wertvollen goldenen Ledertapete bis zum Nachttopf. Heute kann man hier Hochzeit feiern und die Brautpaare lassen sich vor der traumhaften Kulisse des Schlosses fotografieren.
    Kaum jemand weiß noch, dass hier während des 2. Weltkrieges Gemälde von Rembrandt, Tizian und Caspar David Friedrich aus der Dresdner Gemäldegalerie versteckt waren. Weesenstein erlangte spätestens im Jahr 2002 bundesweit traurige Berühmtheit, als der kleine Ort rund ums Schloss von der Jahrhundertflut nahezu zerstört wurde, als hier Menschen starben – und auch der barocke Schlosspark nur noch eine Schlammwüste war, die der sonst idyllische Fluss Müglitz hinterlassen hat. Der Film beschäftigt sich mit der bewegten Geschichte von Schloss Weesenstein und erzählt Geschichten der Menschen, die heute hier arbeiten und leben.
    Das MDR-Team trifft Fluthelfer von 2002, die sich an die Katastrophe und die mühsamen Aufräumarbeiten erinnern, erlebt aber auch den Alltag einer 90-jährigen Dame, die seit Jahrzehnten im Schloss wohnt und ist dabei, wenn die Gärtner 4000 Sommerblumen in die Beete des Schlossparks pflanzen. Die Kamera schaut auch hinter sonst fest verschlossene Türen und nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit durch die Geheimgänge der Burg bis hinauf in den Turm, wo die alte Uhr immer mal wieder gestellt werden muss, weil sie manchmal vor- oder nachgeht. (Text: MDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 12.08.2025 MDR
  • Folge 525 (45 Min.)
    REIMAHG /​ Bunker – Gesprengter Hochbunker am Walpersberg: Tausende Zwangsarbeiter mussten hier von 1944⁠–⁠1945 unter unmenschlichen Bedingungen eine Rüstungsfabrik bauen.
    Der Walpersberg bei Kahla birgt ein dunkles Geheimnis: eine geheime Nazi-Flugzeugfabrik, in der Zwangsarbeiter unter grausamen Bedingungen die Messerschmitt 262 bauen mussten. 80 Jahre später reisen Schüler aus Kahla nach Italien, um Familien der Zwangsarbeiter zu treffen und von der bewegenden Geschichte zu hören. Der Walpersberg bei Kahla birgt ein dunkles Geheimnis: eine geheime Nazi-Flugzeugfabrik, in der Zwangsarbeiter unter grausamen Bedingungen die Messerschmitt 262 bauen mussten. 80 Jahre später reisen Schüler aus Kahla nach Italien, um Familien der Zwangsarbeiter zu treffen und von der bewegenden Geschichte zu hören.
    Die Messerschmitt 262 sollte eine Wunderwaffe der Nazis sein, mit ihr, so hofften sie, könnten sie den 2. Weltkrieg noch für sich entscheiden. In kürzester Zeit sollte im Walpersberg ein nationalsozialistischer Musterbetrieb entstehen. Eine geheime Rüstungsfabrik unter Tage. Dafür mussten Zwangsarbeiter unter katastrophalen Bedingungen in der REIMAHG arbeiten, über 1.000 starben. Darunter Ermete Zuccolini und Francesco Toschi aus Castelnovo ne’ Monti in Italien. 80 Jahre später reisen Schüler der Kahlaer Regelschule in die italienische Stadt, um sich dort mit jungen Leuten zu treffen und mit den Familien der ehemaligen Zwangsarbeiter, den Zuccolinis und Toschis in Castelnovo ne’ Monti.
    80 Jahre später gibt es eine Städtepartnerschaft zwischen Kahla und der kleinen italienischen Stadt, aus der etliche Menschen zur Zwangsarbeit an den Walpersberg verschleppt wurden. 80 Jahre später lässt Patrick Brion das Schicksal der Zwangsarbeiter nicht los. Mit seiner Frau Steffi reist er durch die halbe Welt, um Überlebende zu treffen und zu interviewen, sichert und digitalisiert Akten, gründet einen Verein gegen das Vergessen.
    80 Jahre später sorgt ein zweiter Verein dafür, dass, tatsächlich im wörtlichen Sinne, nicht Gras über die Überreste der Geschichte wächst, hält mit Führungen über das ehemalige REIMAHG-Gelände das Gedenken an die Opfer wach. Der Film erzählt von den Menschen heute. Von der Fotografin Claudia Preuß, die sich mit Herz und Liebe um die Städtepartnerschaft kümmert. Von Claudio und Carmen Zuccolini, die in Kahla nach dem Grab ihres Vaters suchten und so die Idee zur Städtepartnerschaft gaben.
    Von den Schülern Aaron und Fabian, die wissen wollen, was vor 80 Jahren am Walpersberg war. Italiener und Deutsche feiern gemeinsam in Castelnovo ne’ Monti den Jahrestag der Befreiung, italienische und deutsche Jugendliche kochen zusammen und denken über Europa und die Zukunft der Welt nach. Wir erleben Führungen über das ehemalige REIMAHG-Gelände am Walpersberg und sehen die „Wunderwaffe“, die Messerschmitt 262, im Deutschen Museum in München. Was treibt all die Menschen an? Was sind ihre Wünsche und Hoffnungen? Wie kann man erinnern? (Text: MDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 19.08.2025 MDR
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 10.06.2025
  • Folge 526 (45 Min.)
    Die Krämerbrücke mit Bewohnern
    Sie ist berühmt und einzigartig nördlich der Alpen. Jeder, der Erfurt besucht, geht in der Altstadt von Erfurt einmal über die Krämerbrücke. Sie ist ein Touristenmagnet. Handwerker und individuelle kleine Läden prägen das romantische Flair. Hier arbeiten und leben 80 Menschen. Sie sind wie eine Familie. Der Film schaut auf die Geschichte dieses besonderen Ortes und erzählt von den Menschen, die hier wohnen oder arbeiten. Jeder von ihnen hat sich vorher beworben. Es ist ein Glücksfall, dass die Krämerbrücke fast vollständig in städtischem Besitz ist. Der Film bietet einen Blick hinter die Kulissen der alten Häuser, mit neuen Erkenntnissen über die bewegte Vergangenheit der 700-jährigen steinernen Brücke, die sich über den Fluss Gera im Herzen von Erfurt spannt. (Text: MDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 26.08.2025 MDR
  • Folge 527 (45 Min.)
    Das Mineralölwerk Lützkendorf ist während des Zweiten Weltkriegs wichtigster Teil der deutschen Treibstoffversorgung. Hier wird aus Braunkohle synthetisches Benzin hergestellt. Kriegswichtig für die deutsche Wehrmacht. August Rosterg ist der Eigentümer. Und ausgerechnet dieser Mann, der mit der NS-Kriegswirtschaft Milliarden verdient, wird zum Verräter. Hat er damit den Zweiten Weltkrieg um etliche Monate verkürzt? August Rosterg ist Mitte des 20. Jahrhunderts einer der reichsten deutschen Industriellen – Besitzer der Wintershall AG, enger Unterstützer der Nazis – und später Informant des US-Geheimdienstes OSS.
    Ausgerechnet dieser Mann, der mit der NS-Kriegswirtschaft Milliarden verdient, wird zum Verräter – aus eigennützigen Motiven: um sein Vermögen zu retten. Hat er möglicherweise mit seinem Verrat, den Zweiten Weltkrieg um etliche Monate verkürzt? Das ehemalige Mineralölwerk Lützkendorf am Geiseltalsee in Sachsen-Anhalt ist während des Zweiten Weltkriegs zentraler Teil der deutschen Treibstoffversorgung. In der von der Wintershall AG betriebenen Anlage wird aus Braunkohle synthetisches Benzin hergestellt.
    Die Panzer und Flugzeuge in Hitlers Armee sind vom Nachschub aus Lützkendorf abhängig. Das machte das Werk zu einem vorrangigen Ziel alliierter Bombenangriffe. Dass das Werk 1944 letztlich zerstört wird, geht auf einen der spektakulärsten Spionagefälle des Krieges zurück. Im Zentrum des Films stehen zwei Menschen, die Jahrzehnte später die Puzzleteile dieser Geschichte zusammenfügen: der Lokalhistoriker Matthias Koch, dessen Leben eng mit dem Ort verwoben ist – und die schwedische Journalistin Maja Falkeborn Willner, Enkelin des legendären Ölspions Eric Erickson.
    Ihre Recherchen führen von Archiven in Stockholm bis zu Bombenkratern in Sachsen-Anhalt. Mit exklusiven Archivmaterialien, neuen Funden aus amerikanischen Geheimdienstakten und sehr persönlichen Zeitzeugenberichten erzählt der Film eine vergessene Geschichte voller Brüche: von wirtschaftlicher Skrupellosigkeit, moralischer Ambivalenz – und davon, wie ein kleiner Ort zur Bühne weltpolitischer Entscheidungen wurde. Ein packendes Geschichtspuzzle zwischen Lokalhistorie und Weltgeschichte – spannend wie ein Spionagethriller, dokumentarisch präzise erzählt. (Text: MDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 09.09.2025 MDR

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