2019, Folge 326–342
Kohle, Kumpel, Kapitäne – Das Geiseltal im Wandel
Folge 326 (45 Min.)Der Bergbau prägte die Landschaft und das Leben der Menschen im Geiseltal – 295 Jahre lang. Sie waren stolz darauf, Bergleute zu sein. Sie schätzten Kollegialität und Zusammenhalt. 25% der 8.000 Beschäftigten im Braunkohlenkombinat Geiseltal waren Frauen. Sie fuhren die Loks der Kohlezüge, arbeiteten als Schlosserinnen auf gigantischen Baggern, bedienten schwere Maschinen. Selbst die Leitung des Kombinats lag in den Händen einer Frau. Zu Beginn der 1990er-Jahre änderte sich die Situation dramatisch: Das mit 100 Metern einst mächtigste Braunkohleflöz der Welt war ausgekohlt. Am 30.Juni 1993 verlässt der letzte Zug mit Braunkohle den Tagebau Mücheln. Zurück bleibt eine Mondlandschaft. 48 Quadratkilometer voll Brachen und zum Teil gefährlicher Altlasten.
Zurück bleiben auch tausende Menschen, die plötzlich keine Arbeit mehr haben und vor einer ungewissen Zukunft stehen. Die Menschen im Geiseltal aber gaben nicht auf, sondern nahmen ihre Geschicke in die Hand. Mit vielen Visionen begannen sie, ein kleines Paradies zu schaffen, das sich heute an den Ufern des größten künstlichen Sees Deutschlands erstreckt. Nach Jahren der Flutung füllt inzwischen der Geiseltalsee, den Tagebau. Heute trifft man dort einen Hydrologen aus dem Tagebau, der die Entstehung des Sees vorbereitete und jetzt als Kapitän Passagiere über den See schippert. Oder die Winzerfamilie Reifert, die vor fast 20 Jahren den Mut hatte, auf einer früheren Abraumhalde einen Weinberg anzulegen. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 23.07.2019 MDR Diamant – Räder, Legenden und Siege
Folge 327 (45 Min.)Diamant-Fahrräder aus Hartmannsdorf bei Chemnitz sind mittlerweile Kult. Seit mehr als 120 Jahren wurden über 11 Millionen Räder produziert. Eine wechselvolle Unternehmensgeschichte voller Erfolge und Rückschläge. Besonders über die Radrennsport-Erfolge wurde „Diamant“ bekannt. Hochspannung zur Friedensfahrt 1955. Auf den letzten Metern gewinnt Gustav-Adolf Schur, von allen nur „Täve“ genannt, als erster Deutscher die 8. Friedensfahrt – auf einem Rennrad der Marke „Diamant“! Der Sieg ist eine Sensation, genau wie das Rad, auf dem sich der 24-Jährige schindet: „Es war das Gefühl von Sicherheit.
Auf einem Rad zu sitzen, auf das man sich zu 100 Prozent verlassen konnte!“, sagt Täve noch heute. Auch Ursula und Gerd Klein erleben den schönsten Urlaub ihres Lebens ganz privat auf „Diamant“-Sporträdern. 1975 können sie keinen Urlaubsplatz in der DDR ergattern. Kurz entschlossen checken sie deshalb mit ihren Sporträdern auf dem Flughafen „Berlin – Schönefeld“ ein, um nach Bratislava zu fliegen. Von dort starten sie eine 1.300 Kilometer lange Radtour durch die CSSR und Ungarn. Drei Wochen Abenteuer! „Nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen haben neugierig auf unsere ‚Diamanträder‘ geschaut.
Die waren ja bekannt, durch die Friedensfahrt.“ Die Alten sind Gold wert! Ludwig Karsch sammelt seit 30 Jahren Diamant Fahrräder. Sein ältestes Rad ist Baujahr 1906. Aber besonders stolz ist der Chemnitzer auf ein grün emailliertes Damenrad, Baujahr 1927. Mit leichtem Rahmen und luxuriöser Ausstattung erobert „Die Schöne aus Sachsen“ in den 1920er-Jahren die Radfahrerherzen der Frauen. Anfang der 1980er-Jahre fahren DDR-Radsportler mit futuristisch aussehenden Zeitfahrrädern zahlreiche Siege ein. Ein Logo tragen die Räder nicht – und damit rätselt die Fachwelt, wer die erfolgreichen Flitzer eigentlich baut.
Einer von ihnen ist Christian Pyttel. Der versierte Mechaniker fertigt seit 1975 in einer geheimen „Diamant“-Werkstatt maßgeschneiderte Zeitfahrräder für alle bekannten DDR-Radsportler. Auf einem seiner Räder gewinnt Olaf Ludwig 1981 alle Zeitfahretappen der Internationalen Friedensfahrt. Noch heute baut Pyttel in Rahmenbaukursen exklusive Fahrradrahmen. Mit der Wende 1989 wollte niemand mehr Diamanträder kaufen. Von ehemals 1.500 Mitarbeitern mussten 1.300 gehen. Nach schlaflosen Nächten fasst der letzte Betriebsdirektor der Diamantwerke, Dr. Hartwig Müller, einen Plan, um die Fahrradproduktion zu retten: In schicken Volvos, mit „Diamant“-Rädern auf dem Dachgepäckträger, schwärmen seine Händler in den Westen aus.
Mit Erfolg! Wenige Monate später verkauft „Diamant“ mehr Sporträder in den alten als in den neuen Bundesländern. Ein Lichtblick für die gebeutelten Fahrradbauer. Die Dokumentation beleuchtet die wechselvolle Geschichte der ältesten mitteldeutschen Fahrradwerke und geht der Frage nach, warum die „Diamant“-Räder bis heute so viele Fans haben. Gegründet 1885 von den Gebrüdern Nevoigt, werden noch heute Fahrräder unter dem Namen „Diamant“ gebaut. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 30.07.2019 MDR LEJ exklusiv: Der Flughafen Leipzig-Halle (1)
Folge 328 (45 Min.)Der Airport Leipzig-Halle mausert sich seit Jahren zu einem der größten Frachtflughäfen Europas – und, was kaum bekannt ist: Er ist heute Standort der größten Frachtfluggesellschaft Europas, mit mehr als 40 Fliegern und über 250 Piloten. Der globale Handel wächst, und der Airport ist mittendrin. Eine halbe Milliarde Euro wollen Flughafen und der Kurierriese DHL in den nächsten Jahren auf dem Flughafen investieren. Undenkbar, vor 30 Jahren, Ende der 1980er, als Leipzig ein kleiner Provinzflughafen war. Doch gleichzeitig war dieser stille Flughafen immer ein Spiegel großer Weltpolitik – und ein Scharnier zwischen Ost und West.
Vor 30 Jahren, am 10. August 1989, landet Lufthansa-Chefpilot Jürgen Raps mit seiner Maschine LH 6010 aus Frankfurt/ Main kommend zum ersten Mal in Leipzig. Das ist der Auftakt der ersten regulären deutsch-deutschen Linienflugverbindung seit dem 2. Weltkrieg. Schon davor, 1972, landet in Leipzig überhaupt die erste westdeutsche Maschine, eine CONDOR, auf DDR-Boden. Der Anlass: Die Leipziger Messe.
Die berühmte Messe, diese Ost-West-Drehscheibe, war es auch, die den Flughafen zu DDR-Zeiten am Leben gehalten hat. Wegen der Leipziger Messe fliegt im März 1986 erstmals der legendäre Überschallflieger – die Concorde – nach Leipzig. Auf keinem anderen Flughafen Deutschlands ist die Concorde so oft zu Gast. Als sie zu ihrem ersten Landeanflug ansetzt, stehen etwa 30.000 Leipziger am Flughafen, um sie zu bestaunen. Deshalb sind die Erwartungen an den Flughafen hoch nach der Wende. Nico Tenius arbeitet seit Anfang der 1990er auf dem Frachtterminal.
Um diese Zeit steht die Zukunft der ostdeutschen Wirtschaft in den Sternen, deshalb ist er vor dem Absprung in den Westen. Doch der Umzug der Europabasis von Brüssel nach Leipzig ändert alles: Heute ist der Flughafen der zweitgrößte Frachtflughafen Deutschlands – und Nico Tenius einer der wichtigsten Männer der DHL-Fluggesellschaft. Auch Gabi Pokrandt arbeitet seit nunmehr 40 Jahren auf dem Flughafen Leipzig-Halle. Sie hat 1980 hier begonnen, damals noch bei der Interflug.
Heute betreut sie die Cargo-Kunden des Flughafens, auch die Russen und Ukrainer mit ihren gigantischen Antonow 124 und den Boeing 747. Im Film „LEJ exklusiv: Der Flughafen Leipzig-Halle“ erzählen Nico Tenius und Gabi Pokrandt von ihren spannenden Karrieren auf dem Flughafen, der Ex-Chefpilot der Lufthansa, Jürgen Raps, erinnert sich an seinen ersten Lufthansa Linien-Flug in den Osten im August 1989. Und Ex-Interflug Mann Peter Riech erzählt, wie er als Interflug-Vertreter die Flüge der Concorde nach Leipzig eingefädelt hat. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 06.08.2019 MDR Adelsgärten und Parks von oben (2)
Folge 329 (45 Min.)Verspielt barocke Gärten und landschaftliche Parks gibt es in Mitteldeutschland in einer einzigartigen Vielfalt und Dichte. Aus der Vogelperspektive lassen sich ihre Größe und Schönheit besonders gut entdecken. Ein Paradies auf Erden schaffen! Das war das Ziel der Gartenbauer und Parkgestalter und der Wunsch ihrer adligen Auftraggeber. Sie wollten der Natur ihren Willen aufzwingen und durch kunstvoll angeordnete Blumen und Bäume ihre Macht demonstrieren. Das Gartenreich von Dessau-Wörlitz, die Parks der Klassikerstadt Weimar, die Barockgärten in und um Dresden und nicht zuletzt die Anlagen des Fürsten Pückler in Bad Muskau – sie sind nur die berühmtesten und bedeutendsten, zum Teil UNESCO-Weltkulturerbe. Darüber hinaus gibt es noch viel mehr großartige Parks und Gärten in der Region, die ihren Ruf als Gartenland von internationaler Bedeutung mit begründen.
Von Altenstein bis Zabeltitz, im Seifersdorfer Tal, in Hundisburg und Harbke werden überraschende Gestaltungsformen entdeckt und Geschichten erzählt. Über die wechselvolle Vergangenheit und über die Menschen, die sich heute dafür einsetzen, die Parks und Gärten zu erhalten und mit neuem Leben zu füllen. „Adelsgärten und Parks von oben“ ist eine außergewöhnliche Entdeckungsreise mit faszinierenden Bildern aus der Luft, überraschenden Perspektivwechseln und emotionalen Geschichten über Menschen, die so spannend und vielseitig sind wie diese einzigartige Region im Herzen Europas. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere So. 11.08.2019 MDR LEJ exklusiv: Der Flughafen Leipzig-Halle (2)
Folge 330 (45 Min.)Der ehemalige Chefpilot der Lufthansa, Jürgen Raps, erinnert sich noch immer genau an den 10. August 1989, als er einen spektakulären Auftrag hat. Doch Chefpilot Raps wundert sich, denn er kann nicht den kürzesten Weg wählen. Die innerdeutsche Grenze darf nicht überflogen werden, so haben es die Alliierten vereinbart. Deshalb muss er einen riesigen Umweg über Bayern, Tschechien und Dresden fliegen – um mit seiner Maschine LH 6010 aus Frankfurt/ Main kommend in Leipzig zu landen. Es ist der erste Lufthansa Linien-Flug in den Osten und Auftakt der ersten regulären deutsch-deutschen Linienflugverbindung seit dem 2. Weltkrieg.
Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, dass das bald Geschichte sein wird und der Airport Leipzig-Halle sich zu einem der größten Frachtflughäfen Europas entwickeln wird. Und, was kaum bekannt ist: Er ist heute Standort der größten Frachtflug-Gesellschaft Europas, mit mehr als 40 Fliegern und über 250 Piloten. Der globale Handel wächst, und der Airport ist mittendrin. Eine halbe Milliarde Euro wollen Flughafen und der Kurierriese DHL in den nächsten Jahren in Leipzig-Halle investieren. Undenkbar, vor 30 Jahren, Ende der 1980er, als Leipzig ein kleiner Provinzflughafen war.
Doch gleichzeitig war dieser stille Flughafen immer ein Spiegel großer Weltpolitik – und ein Scharnier zwischen Ost und West. Schon davor, 1972 landet in Leipzig überhaupt die erste westdeutsche Maschine, eine CONDOR, auf DDR-Boden. Der Anlass: Die Leipziger Messe. Die berühmte Messe, diese Ost-West-Drehscheibe, war es auch, die den Flughafen zu DDR-Zeiten am Leben gehalten hat. Wegen der Leipziger Messe fliegt im März 1986 erstmals der legendäre Überschallflieger – die Concorde – nach Leipzig.
Auf keinem anderen Flughafen Deutschlands ist die Concorde so oft zu Gast. Als sie zu ihrem ersten Landeanflug ansetzt, stehen etwa 30.000 Leipziger am Flughafen, um sie zu bestaunen. Deshalb sind die Erwartungen an den Flughafen hoch nach der Wende. Nico Tenius arbeitet seit Anfang der 1990er auf dem Frachtterminal. Um diese Zeit steht die Zukunft der ostdeutschen Wirtschaft in den Sternen, deshalb ist er vor dem Absprung in den Westen. Doch der Umzug der Europabasis von Brüssel nach Leipzig ändert alles: Heute ist der Flughafen der zweitgrößte Frachtflughafen Deutschlands – und Nico Tenius einer der wichtigsten Männer der DHL-Fluggesellschaft.
Auch Gabi Pokrandt arbeitet seit nunmehr 40 Jahren auf dem Flughafen Leipzig-Halle. Sie hat 1980 hier begonnen, damals noch bei der Interflug. Heute betreut sie die Cargo-Kunden des Flughafens, auch die Russen und Ukrainer mit ihren gigantischen Antonow 124 und den Boeing 747. Im Film „LEJ exklusiv: Der Flughafen Leipzig-Halle“ erzählen Nico Tenius und Gabi Pokrandt von ihren spannenden Karrieren auf dem Flughafen. Und Peter Riech erzählt, wie er als Interflug-Vertreter die Flüge der Concorde nach Leipzig eingefädelt hat. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 13.08.2019 MDR Der Erfurter Domplatz – Die große Kulisse
Folge 331 (45 Min.)Der Erfurter Domplatz ist die gute Stube der Erfurter, ein Marktplatz der Händler. Seit Generationen werden hier bei jedem Wetter Blumen, Geflügel und Gemüse an Marktständen feilgeboten. Der Platz vor Dom und Severikirche ist aber auch einer der attraktivsten Veranstaltungsorte in Deutschland. Jedes Jahr zur Adventszeit kommen fast zwei Millionen Besucher zum Erfurter Weihnachtsmarkt. Im Sommer gehört der Platz den Kulturfans, die zu den bekannten Domstufen-Festspiele pilgern. Das Theater Erfurt verwandelt dann den Platz in eine große Open-Air-Kulisse. Gäste aus ganz Europa kommen und Journalisten berichten überregional.
In diesem Jahr steht „Der Name der Rose“ auf dem Programm. Dabei würde es den großen Platz gar nicht geben, wenn nicht während der Feldzüge Napoleons hier ganze Häuserzeilen zusammengeschossen worden wären. Noch heute gibt der Untergrund an diesen Stellen etwas nach. Der Platz vor dem Dom ist aber auch ein Ort der Kirchenfeste. Das ökumenische Martini-Fest wird hier zu Ehren des Heiligen Martin von Tour und zu Ehren von Martin Luther gefeiert. Tausende kleine Hände tragen dann ihre selbstgebastelten Lampions stolz vor sich her als Licht der Nächstenliebe.
Das katholische Bistum lädt regelmäßig zu großen Wallfahrten ein. Selbst der Papst war vor einigen Jahren hier zu Gast. Ein ganz anderes Gesicht zeigt der Domplatz beim großen Rummel. Frühlings- und Oktoberfeste locken Busladungen von Tagestouristen aus ganz Deutschland an. Es ist ein ständiges Auf- und Abbauen hier zu Füßen der Domstufentreppe. Die Regie dieser logistischen Meisterleistung führt ein Mann, dessen Kommandos alle respektvoll schätzen, Marktmeister Sven Kaestner. Wir begleiten ihn bei Planung, Organisation und Veranstaltungsregie auf dem großen Platz vor dem Dom und schauen mit ihm hinter die Kulissen. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 20.08.2019 MDR Große Sprünge im Saaletal – Die Schanze von Rothenburg
Folge 332 (45 Min.)Während rund um Rothenburg Menschen an einem warmen Sommertag Eis essen und unter der Hitze stöhnen, gehen die Rothenburger im Saaletal einem Wintersport nach. Ein paar Meter über dem Saaletal im kleinen Ort Rothenburg machen sich regelmäßig ab April Skispringer zum Training fertig. Hier beginnt die Saison im Frühjahr – und endet ungewöhnlicher Weise vor dem Winter, wenn der erste Schnee fällt. Denn die Rothenburger Anlage ist mit Kunstmatten ausgelegt. Die elfjährige Emily Teubner zieht sich auch bei über 30 Grad noch den Sprunganzug hoch und nimmt ihren Helm.
Ihre Skier muss sie nicht tragen – das macht gern ihr Vater. Auch Andreas ist Skispringer und schleppt öfter zwei Paar Skier die Stufen zur 35 Meter hohen Schanze hinauf. Beide gehören zum Rothenburger Skiverein. Emily springt – wie ihr Vater – ganz locker ins Tal. Nur noch nicht ganz so weit. „Irgendwann holt sie mich ein“, sagt Andreas. Er hat nach etwa 20 Jahren Pause wieder mit dem Skispringen angefangen. Seit einigen Monaten ist er auch der stellvertretende Vereinsvorsitzende in Rothenburg. Und verbringt wie so viele Vereinsmitglieder fast jede freie Minute an der Schanze.
Eigentlich sind es ja drei Sprungschanzen in Rothenburg: Die Peter-Ott-Schanze, die Andreas-Wank-Schanze und die Zwergenschanze, von der sich schon vierjährige Mädchen und Jungen wagen. Klein angefangen haben alle mal. Auch Andreas Wank, Olympiasieger 2014 in Sotschi im Mannschaftsspringen, hat in Rothenburg seinen ersten Sprung gewagt. Das „Fliegen“ kam erst viel später. „Das genießt Du nur noch, willst alles aufnehmen, den Wind spüren, die Geschwindigkeit …“, beschreibt er das Gefühl beim Springen.
Noch heute ist Andreas Wank dem Verein und seiner Heimat eng verbunden. Zum Baumblüten-Wettbewerb ist er fast immer wieder in Rothenburg und trifft neben alten Freunden auch seinen früheren Trainer Wilmar Ott. Der hat den Bau der Schanzen im Nussgrund hautnah miterlebt, denn sein Vater hatte die fixe Idee und die nötige Hartnäckigkeit, eine Sprungschanze an die Saale zu bringen. Möglich war das nur mit Hilfe des damaligen Drahtseilwerkes. Dort hat Peter Ott, der Schanzenbauer, gearbeitet und viel Unterstützung bekommen.
Überhaupt sind die Rothenburger immer dabei, wenn es um vollen Einsatz geht: „Ohne die Eltern der jungen Springer, ohne die vielen Freiwilligen läuft hier gar nichts.“ Heute trägt die größte der drei Schanzen im Tannengrund den Namen Peter Ott. Sohn Wilmar, selbst einst erfolgreicher Springer und Trainer, ist stolz auf das, was sein Vater in Rothenburg erreicht hat. „Ein Traum ist in Erfüllung gegangen.“ Der Film „Große Sprünge im Saaletal – Die Schanze von Rothenburg“ von Karin Roxer und Heiko Kunzmann begleitet die leidenschaftlichen Rothenburger bei ihren großen Sprüngen im Saaletal. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 27.08.2019 MDR Point Alpha – Der heißeste Punkt des Kalten Krieges
Folge 333 (45 Min.)Die Vernichtung Deutschlands in einem Atomkrieg – sie hätte hier begonnen, im Südwesten Thüringens, an der Grenze zu Hessen, nahe der Stadt Geisa. Point Alpha ist einer der authentischsten Erinnerungsorte des Kalten Krieges. Dieser eigentlich kleine Beobachtungspunkt der U.S. Army in der Rhön, im sogenannten „Fulda Gap“, wäre im 3. Weltkrieg Schauplatz der ersten vernichtenden Schlacht zwischen NATO und Warschauer Pakt geworden. Taktische Atomwaffen inklusive. Gelegen an der hochgerüsteten innerdeutschen Grenze, mit Minenstreifen, Selbstschussanlagen und Sperrgebiet.
Diesen Ort würde es ohne den Thüringer Berthold Dücker nicht mehr geben. Er flüchtete als 16-Jähriger wenige Jahre nach dem Mauerbau, 1964, von hier aus in den Westen. Journalist zu werden, sein Traumberuf, das konnte er sich in der DDR nicht vorstellen. Berthold Dücker wird im Westen Journalist, recherchiert über den US-Stützpunkt „Point Alpha“, macht Karriere. Als ihn nach dem Mauerfall die Anfrage erreicht, Chefredakteur einer der neuen Zeitungen in Südthüringen zu werden, sagt er begeistert zu.
In dieser Zeit erlebt er mit, dass „Point Alpha“ von der hessischen Landesregierung abgerissen und das Gelände renaturiert werden soll. Berthold Dücker protestiert – und wird zum Begründer der Aufklärungs-, Dokumentations- und Erinnerungsstätte Point Alpha. Der junge Freistaat Thüringen unterstützt ihn damals, das Land Hessen nicht. Ost und West, in Gegensätzen vereint, an kaum einem anderen Ort ist das so wie hier. Bis heute. Heute kommen 88 Prozent der Schüler, die sich Point Alpha und das Grenzmuseum anschauen, aus Hessen.
12 Prozent aus Thüringen. Der Film geht auf Spurensuche im nahen, thüringischen Vacha. Warum ist das so? Am Gymnasium Vacha lehrt Beate Dittmar. Sie stammt wie Berthold Dücker aus Geisa, ist aber in der DDR geblieben. Heute ist sie Lehrerin und engagiert sich stark für Point Alpha. Berthold Dücker trifft Schüler, die geboren wurden, als die DDR schon 10 Jahre Geschichte war – und deren Familien und Biografien doch noch stark von dieser Zeit geprägt sind. Was erzählt uns dieser Ort heute, vor allem jungen Menschen in Ost und West? (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 10.09.2019 MDR Stiftsgut Wilhelmsglücksbrunn
Folge 334 (45 Min.)Stiftsgut Wilhelmsglücksbrunn ist kein Ort an den man sich zufällig verirrt. Ein winziges Schild neben der Landstraße Richtung Creuzburg weist den Weg in eine gewundene Sackgasse. An deren Ende öffnet sich der Blick auf ein märchenhaftes Anwesen, so groß wie 150 Fußballfelder. 250 Schafe wohnen hier, 50 Wasserbüffel, 35 Galloways, 220 Hühner und zwei Bienenstämme. Im Stiftsgut gibt es einen Bio-Hof, das ehemalige Salinenhaus, ein Backsteingebäude mit 20 Hotelzimmern, sieben Ferienwohnungen und Tagungsräumen, daneben eine preisgekrönte Käsemanufaktur, ein Gourmet-Restaurant mit Biergarten am See und einen Hofladen.
Ein kleines Dorf in dem 35 Menschen mit und ohne Behinderung leben und arbeiten. Eine ökologische Landwirtschaft, die den Boden und die Tiere respektvoll behandelt. Eine kleine Welt, die mit den Kreisläufen der Natur arbeitet, nicht dagegen. Eine Welt, in die sich jeder nach seinem Vermögen und mit seinen speziellen Fähigkeiten einbringt. Eine Welt in der die Zeit fließen darf. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 17.09.2019 MDR Versunkene Heimat – Die Talsperre Pöhl und ihr Geheimnis
Folge 335 (45 Min.)Gibt es wirklich noch einen Kirchturm unten in der Talsperre Pöhl, dessen Glockenklang aus den Tiefen hin und wieder zu hören sein soll? Manch einer erzählt diese Legende. Tatsächlich ranken sich so einige Mythen um das einstige Dorf Pöhl, dessen Überreste 1964 überflutet wurden. Strukturen der Häuser und Höfe sind noch heute auf dem Grund der sieben Kilometer langen Talsperre zu erkennen – für Hobbytaucher ein Abenteuerspielplatz mit Überraschungen. Alina und Dietmar Steinbach tauchen gern hier und fotografieren unter Wasser. Die Bilder sind bei den ehemaligen Bewohnern des Dorfes begehrt: „Es muss schon traurig gewesen sein, seine Heimat verlassen zu müssen.
Wir bringen den Leuten, die damals hier gewohnt haben, mit unseren Fotos und unseren Erlebnissen ein Stück Heimat wieder näher.“ Regelmäßig treffen sich die alten Pöhler, die damals in umliegende Ortschaften umgesiedelt wurden Seit 55 Jahren dient die Talsperre Pöhl dem Hochwasserschutz, der Brauchwasserversorgung und ist zugleich beliebtes Naherholungsgebiet. Der ehemalige Erbauer Manfred Weihs surfte hier schon in den 80er Jahren auf selbstgebauten Brettern und liebt bis heute seinen Bungalow am vogtländischen Meer. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 24.09.2019 MDR Farbfernseher aus Staßfurt – Der RFT Color 20
Folge 336 (45 Min.)„Ich weiß noch genau, wie wir am 3. Oktober 1969 im RFT-Fernsehgerätewerk Staßfurt der allerersten DDR-Farbsendung entgegenfieberten. Wir hatten drei funkelnagelneue ‚Color 20‘ aufgestellt und die Mitarbeiter saßen in Scharen davor, gespannt, ob es tatsächlich funktionieren würde und wir das erste Mal live in Farbe fernsehen können. Das war sehr aufregend“, erinnert sich Franz Korsch, ehemaliger Betriebsdirektor des RFT-Fernsehgerätewerks Staßfurt. Das Projekt Farbfernsehen in der DDR glückt mit Bravour.
Um 20 Uhr am 3. Oktober 1969 – nur zwei Jahre nach der BRD – strahlt das DDR-Fernsehen seine erste Sendung in Farbe aus. Gebührend feierlich drückt Walter Ulbricht auf den großen roten Knopf und eröffnet damit das zweite Programm des DDR-Fernsehens, das von nun an jeden Abend bunte Unterhaltung in die Wohnzimmer der Bürger bringt. „In diesen Minuten beginnt der Fernsehfunk der Deutschen Demokratischen Republik mit den Sendungen des zweiten Programms. Damit werden zum ersten Mal auch Farbfernsehprogramme in unserem Land ausgestrahlt“, so Ulbricht in seiner Eröffnungsansprache.
Die brandneue Flimmerkiste dazu ist eine Sensation. Der „RFT Color 20“ ist das weltweit erste Gerät, das volltransistorisiert auf Halbleiterbasis gebaut wird und damit weniger Energie verbraucht als alle anderen zuvor entwickelten Geräte. Ohne jegliche Vorkenntnisse, mit erheblichem Materialmangel und unter enormem Zeitdruck gelang es den Wissenschaftlern in nur vier Jahren, alle Schwierigkeiten auszumerzen und einen Fernseher zu entwickeln, der stromsparend und noch dazu in Farbe sendet.
Eine Meisterleistung! „Der Farbfernseher sollte eigentlich erst 1970 in Produktion gehen. Doch 1967 – als das Westfernsehen Farbe einführte – hieß es plötzlich von ganz oben, das Gerät müsse bereits 1969, zum 20. Jahrestag der DDR, fertig sein und soll den Namen Color 20 tragen“, erinnert sich der Chefentwickler des „Color 20“, Horst Schlesier. „Ein Jahr weniger für die Entwicklung! Das hat uns oft an unsere Grenzen gebracht.
Aber wir haben es geschafft.“ Mit der Produktion des „Color 20“ entwickelt sich das RFT-Werk in Staßfurt zu dem Fernsehgerätehersteller der DDR. Zu Spitzenzeiten arbeiten dort 4.000 Beschäftigte. Die Dokumentation zeigt die Geschichte des RFT-Werkes – von den Anfängen bis zum Kampf um das Werk nach der Wende. Autorin Linda Süß taucht ein in die aufwändige Entwicklung des ersten Farbfernsehers, trifft den Chefentwickler, Horst Schlesier, und begleitet den ehemaligen Betriebsdirektor des Werkes, Franz Korsch, der mit seinen 82 Jahren noch immer für Fernsehgeräte aller Art große Leidenschaft hegt.
Dafür steht unter anderem sein RFT-Museum in Staßfurt. Ein Blick hinter die Kulissen des DDR-Fernsehens verdeutlicht zudem, wie aufwändig 1969 die Umstellung auf Farbe war. Die Studioleiter, Kameramänner und -frauen, Moderatorinnen und die Maskenbildnerinnen mussten ihre Arbeit völlig neu interpretieren. Jeder einzelne von ihnen ist heute noch stolz darauf, bei einem so einzigartigen Ereignis dabei gewesen zu sein. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 01.10.2019 MDR Das grüne Herz Leipzigs: Im ältesten botanischen Garten Deutschlands
Folge 337 (45 Min.)Der Botanische Garten Leipzig ist ein Magnet für Pflanzenverrückte aus ganz Deutschland. Mitten in der Messestadt vereint er auf 3,5 Hektar 10.000 verschiedene Arten vom winzig-kleinen gelben Silberwurz bis zum stattlichen Mammutblatt. In der 470-jährigen Geschichte des Gartens tauchen immer wieder abenteuerlustige Pflanzenfreunde auf. Einer von ihnen. Eberhard Pöppig beschrieb 1836 als Erster die Riesenseerose Victoria Amazonica. Die Pflanze aus Südamerika löste damals in Europa eine regelrechte Hysterie aus. Heute kann man die XXL-Seerose in Leipzig in einem eigens für sie entworfenen Gewächshaus bewundern. Das Haus wurde 2018 als letztes im Garten fertig saniert.
Irmgard Kühn registriert jede Veränderung im Botanischen Garten genau. Die 94-Jährige trifft sich hier seit Jahren einmal wöchentlich mit Freundinnen. Früher botanisierte die alte Dame in Europa und Nordafrika seltene Gewächse. 300 Funde sind unter ihrem Namen im Herbarium der Leipziger Universität registriert, darunter auch ein Erstfund für Mitteleuropa. Neugierde und Wissensdurst treiben auch Nicole van Dam an. Die Professorin arbeitet für das Institut für Biodiversität und leitet auf dem Gelände des Botanischen Gartens etliche Versuchsreihen an Kohlpflanzen. Ziel ist es herauszubekommen, wie Pflanzen sich gegen Fressfeinde wehren.
Sie kämpfen mit Bitterstoffen und Aromen, die Nützlinge anlocken, welche wiederum die Schädlinge vertilgen. Die cleveren Überlebensstrategien der Pflanzen und ihre unglaubliche Anpassungsfähigkeit faszinieren auch Gärtner Thomas Grun. Der Orchideenexperte hat nach politischer Verfolgung zu DDR-Zeiten und einer Kurzepisode im Westen im Botanischen Garten Leipzig sein persönliches Paradies gefunden. Hier lebt er mit Ehefrau und Enkel im ehemaligen Inspektoren-Haus. Jeden Abend schließt er die Tore seiner Wohn- und Arbeitsstätte und sagt glücklich beim Feierabendbier: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und muss nie wieder arbeiten.“. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 15.10.2019 MDR Poesie in Sandstein – 300 Jahre Dresdner Zwinger
Folge 338 (45 Min.)Sie sind zurück, die Orangenbäumchen im Dresdner Zwinger. Vor 300 Jahren waren sie der letzte Schrei. Gut 1.000 Zitruspflanzen orderte August der Starke in Italien. Wer nördlich der Alpen solche exotischen Gewächse besaß, verstand es zu leben. Kunsthistoriker Dirk Welich erklärt: „Ein einziger Baum kostete damals auf der Leipziger Messe 200 Taler. Wer sich den leisten konnte, der hatte einfach Potential. Der konnte mit Fug und Recht großmachtpolitisch angeben.“ Und genau darum ging es August dem Starken. Der Kurfürst beauftragte 1709 seinen Hofarchitekten Matthäus Daniel Pöppelmann mit dem Bau einer Orangerie im Festungswall.
Gemeinsam mit dem Hofbildhauer Balthasar Permoser gelang es, ein einmaliges Ensemble zu schaffen. Ein Gesamtkunstwerk, das bis heute Millionen Menschen im Jahr begeistert. Christoph Striefler, der Direktor der sächsischen Schlösser, Burgen und Gärten, meint zu wissen warum: „Bei einem Schloss kann man sagen, das ist so ähnlich wie ein Schloss, bei einer Gemäldesammlung, so ähnlich wie eine Gemäldesammlung, aber der Zwinger ist einzigartig. So etwas gibt es kein zweites Mal auf der Welt.“ Richtig fertig wurde der Zwinger erst über ein Jahrhundert später, als Gottfried Semper die alten Baupläne noch einmal studierte und das barocke Ensemble zur Elbe hin mit einem klassizistischen Gebäude ergänzte.
Die Sempergalerie beherbergt heute die berühmte Sixtinische Madonna. Der Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 machte in einer Nacht alles zunichte. Der Kameramann Ernst Hirsch erinnert sich noch an die Ruinen und auch daran, dass gleich nach dem Krieg viele Dresdner sofort im Zwinger mit anpackten. „Ich weiß bis heute nicht, woher die Menschen damals die Kraft dazu hatten. Sie leisteten Unglaubliches“. Ununterbrochen fotografierte und filmte der Dresdner dort, beobachtete die Handwerker und Restauratoren.
Für den 83-Jährigen ist der Dresdner Zwinger das Thema seines Lebens. Bis heute haben im Dresdner Zwinger die Restauratoren das Sagen. 300 Jahre sind eine lange Zeit für solch ein Bauwerk. Die Sandsteinskulpturen müssen geschützt und gepflegt werden. Daran werde sich auch in den nächsten 300 Jahren nichts ändern, meint der Meister der Zwingerbauhütte Ralf Schmidt. „Wenn ich über den Zwingerhof zwischen den Besuchern laufe und dann Sätze höre wie ‚Ach, das ist aber schön!‘ – dann brauche ich nichts anderes, dann bin ich einfach glücklich.“. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 22.10.2019 MDR Volle Kraft voraus – Das Comeback von Aken
Folge 339 (45 Min.)„Wo die Elbe macht nen Haken, da liegt Aken“, besagt ein Akensches Sprichwort. Die meisten Deutschen haben wohl noch nie etwas von der Kleinstadt am Elbufer zwischen Magdeburg und Dessau gehört. Dabei hat Aken viel zu bieten: Die idyllische Lage mitten im Biosphärenreservat Mittelelbe, die mittelalterliche Altstadt im Schachbrettmuster mit den verspielten Schifferhäuschen – und einen Binnenhafen, der einer der wichtigsten Mitteldeutschlands ist. „300.000 Tonnen schlagen wir jedes Jahr um. Die gesamte Anlage ist in Schuss.
Wir haben nicht so viel Nachholbedarf wie andere Häfen. Wenn wir vergleichen, mit wie vielen Mitarbeitern die Häfen in Magdeburg und Sachsen arbeiten: Da haben wir ein besseres Verhältnis“, sagt stolz Geschäftsführer Peter Ziegler, der seit genau 50 Jahren im Betrieb ist und die Hochs und Tiefs an der Elbe miterlebt hat. Der Akener Hafen ist sowohl über das Schienennetz, die Straße und das Wasser erreichbar. Altbürgermeister Hans-Jochen Müller hat den Hafen nach der Wende erfolgreich über alte Restitutionsansprüche in den Besitz der Stadt Aken zurückgeholt.
„Das war viel Arbeit, die mir manchmal Schweißperlen auf die Stirn getrieben hat. Wir haben in den ersten Jahren nach der Wende 16 bis 18 Stunden gearbeitet; ich bin nur zum Schlafen nach Hause gegangen.“ Seit 15 Jahren schreibt der Hafen nun konstant schwarze Zahlen. Der Hafen und die Elbe prägen die Stadt und die Akener. „In meiner Kinder- und Jugendzeit fuhren hier noch die großen Schleppkähne mit den Dampfern und Ketten dran.
Da saßen wir alle an der Elbe und haben gestaunt. Wo haben wir schwimmen gelernt? In der Elbe! Bis Ende der 1950er-Jahre, als die Elbe schmutzig wurde, waren die Buhnen voll besetzt mit Familien. Da wurde gebadet, gezeltet, man lag am Strand. Die Elbe gehört zu Aken; ohne die Elbe wäre Aken nicht da“, erinnert sich der 74-jährige Hans-Jochen Müller. Anfang des 20. Jahrhunderts erlebt die Akener Schifffahrt ihre Blütezeit. Eine höhere Schifferdichte gibt es damals in keiner anderen Stadt an der Elbe.
Viele Monate verbringen die Bootsleute auf dem Wasser; die Familien bleiben zu Hause. Mit 101 Jahren erinnert sich die Akenerin Lisbeth Schoch noch gut daran: „Wenn ein Kahn damals um die Ecke kam und tutete, dann wussten die Schifferfrauen, dass sie ihre Kiepen mit frischer Wäsche schultern mussten. Unten kam ein Pflaumenmustopf rein und Akener Wurst und Käse. Die Frauen kamen mit einem Beiboot kurz auf den Dampfer und nahmen die Schmutzwäsche wieder mit.“ Jan-Hendrik Bahn, Akens Bürgermeister seit 2015, bringt frischen Wind ins Rathaus.
Er hat dem Ort eine Imagekampagne, ein Tourismuskonzept und Breitbandanschluss verpasst. „“Es gibt auf der Welt viele schöne Orte, aber hier ist Heimat“, so sein Credo. Mittlerweile gibt es in Aken regelmäßig Musikveranstaltungen, eine lebendige Vereinskultur und den ersten Jugendbeirat in der Geschichte der Stadt. Tatsächlich zogen in 2017 erstmals wieder mehr Menschen nach Aken hinein als aus der Stadt heraus. Die Dokumentation befragt die Schiffernachfahren und stellt die Frage: Erlebt die Kleinstadt ihr Comeback? (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 29.10.2019 MDR Deutsche Streaming-Premiere Mi. 23.10.2019 ARD Mediathek Das Blaue Wunder von Dresden – Brückengeschichten
Folge 340 (45 Min.)MDR FERNSEHEN DER OSTEN – ENTDECKE WO DU LEBST: DAS BLAUE WUNDER VON DRESDEN, „Brückengeschichten“, am Sonntag (20.04.25) um 18:05 Uhr. Fast so berühmt wie die Golden Gate Bridge in San Francisco, die Tower-Bridge in London oder die Rialto-Brücke in Venedig: das Blaue Wunder in Dresden – ein architektonischer Geniestreich. Es ist eine der ersten Brücken dieser Spannweite, die ohne Mittelpfeiler auskam. Bevor im April 1891 der Bau begann, gab es jahrhundertelang nur eine Fährverbindung zwischen den Stadtteilen Loschwitz und Blasewitz. Zwei blaue Konstruktionswunder – Schwebebahn und Brücke.Bild: MDR/Katrin ClaußnerFast so berühmt wie die Golden Gate Bridge in San Francisco, die Tower-Bridge in London oder die Rialto-Brücke in Venedig: das Blaue Wunder in Dresden – ein architektonischer Geniestreich. Es ist eine der ersten Brücken dieser Spannweite, die ohne Mittelpfeiler auskam. Bevor im April 1891 der Bau begann, gab es jahrhundertelang nur eine Fährverbindung zwischen den Stadtteilen Loschwitz und Blasewitz. Viele Geschichten ranken sich um die vielleicht schönste Brücke von Dresden – vom anfänglichen Widerstand gegen den Bau über den berühmten „Belastungstest“ mit Dampfwalzen und schwer beladenen Fuhrwerken bis hin zur Rettung vor der Sprengung im 2. Weltkrieg. Und die Flut 2002, die die Brücke an ihre Belastungsgrenze brachte, fügte neue Kapitel hinzu.
Bis heute ist die 126 Jahre alte Eisenkonstruktion Dreh- und Angelpunkt des Lebens im Osten der Stadt. Cafés, Geschäfte, ein bunter Wochenmarkt, Elbe-Dampfer, Wassersportler und sogar eine Jazzband leben vom und mit dem Blauen Wunder. Für die Brückengeschichten war das MDR-Team auf, über und unter der Brücke, ist in ihr eisernes Skelett und hoch auf die Pylone gestiegen und war unterirdisch in den Ankerkammern unterwegs. Die Fernsehmacher haben Menschen getroffen, die Brückengeschichte(n) kennen, die sich um ihre Sanierung kümmern und die Frage beantworten können, ob das Blaue Wunder nicht ursprünglich doch grün war. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 26.11.2019 MDR Der Stausee Hohenfelden – Die Badewanne Erfurts
Folge 341 (45 Min.)Nur 1.150 Meter lang und 370 Meter breit und trotzdem ist er jedem Thüringer ein Begriff: Der Stausee Hohenfelden. Mitte der 1960er Jahre als Naherholungsgebiet angelegt, avancierte er schnell zu einem der beliebtesten Ausflugsziele direkt vor der Haustür Erfurts. Bis heute. Eine halbe Million Menschen besuchen den See jedes Jahr. Es gibt ein Strandbad, eine Therme, einen Greifvogelpark und einen Campingplatz. Brigitte und Michael Liebau kommen seit fast 35 Jahren her. Sie sind Dauercamper aus Leidenschaft, verbringen jede freie Minute auf ihrer Parzelle. Für sie gibt es keinen schöneren Ort: „Camping ist eine Lebenseinstellung!“.
Die beiden Erfurter lieben die idyllische Natur und ganz besonders die starke Gemeinschaft auf dem Campingplatz. Hier haben sie ihre Kinder großgezogen – und seit einiger Zeit ist auch Enkel Felix begeisterter Nachwuchs-Camper. Mit seinem Opa im Stausee zu Angeln, ist für den Sechsjährigen das Größte. Die westliche Seite des Sees ist Naturschutzzone und Lieblingsplatz von Uwe Müller. Er ist Fischer und Umweltexperte. Die Pflege des Stausees ist sein Lebenswerk. Uwe Müller ist es zu verdanken, dass die Wasserqualität inzwischen hervorragend ist. Das war nicht immer so. In den 70er Jahren wurden asiatische Graskarpfen im Stausee ausgesetzt.
„Die waren viel zu groß für dieses Gewässer, haben alles gefressen, was im See wuchs. Dem Wasser fehlte damit die natürliche Filteranlage, er wurde zu einer stinkenden Algenbrühe.“ Seit mehreren Jahren sorgt Uwe Müller nun dafür, dass das Biotop im Gleichgewicht bleibt, etwa durch das Aussetzen kleinerer, heimischer Fischarten und das Ansiedeln von Teichmuscheln, die das Wasser filtern. Die Wasserqualität ist auch Hans Marcher wichtig. Wenn die nicht stimmt, bleiben die Gäste aus. Der gelernte Werbekaufmann glaubt an das Potenzial des Sees, sieht den Tourismus als Chance für die ganze Region.
Aus dem völlig heruntergekommenen ehemaligen Verwaltungsgebäude des Naherholungsgebiets hat Hans Marcher ein Eventlokal gemacht und sich damit einen Traum erfüllt: Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Vor einigen Jahren hat er eine Zusatzausbildung als Koch absolviert und steht, wann immer es die Zeit zulässt, nun selbst hinterm Herd. Ein See – viele Erlebniswelten! Die Dokumentation erzählt vom Leben und Ferienmachen am Stausee Hohenfelden aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Immer wieder wird dabei die Frage aufgeworfen, wie Natur und Erlebnisregion in Einklang gebracht werden können. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 03.12.2019 MDR Deutsche Streaming-Premiere Mi. 27.11.2019 ARD Mediathek Die Geschichte von Frau Holle – Spurensuche in Thüringen und Hessen
Folge 342 (45 Min.)StrohbärenBild: Honorarfrei - nur für diese Sendung inkl. SocialMedia bei Nennung ZDF und MDR.Frau Holle – da denken die meisten an das Märchen, in dem Frau Holle die fleißige Marie belohnt und die faule bestraft. Doch wieso taucht Frau Holle im Thüringer Brauchtum auf? Weshalb ranken sich zahlreiche Holle-Sagen um den Hörselberg, den Kyffhäuser in Thüringen und den Hohen Meißner in Hessen? Eine Spurensuche beginnt im Thüringer Süden, wo Frau Holle oder die Hüllefrau zusammen mit den Herrschekloasen, den Nikoläusen, oder den Hollebönscheles, den Holle-Buben, in der Vorweihnachtszeit auftritt – in Gethles, in Siegritz und anderenorts.
In den sogenannten Raunächten zwischen Nikolaus und dem Heiligen Dreikönigstag lebt Frau Holle bis heute in Volksbräuchen fort. Die Spurensuche führt weiter zu den Bergen, auf denen sich Frau Holle der Sage nach aufhielt. Frau Holles Eigenschaften werden entdeckt, ihre Begleiter und ihre Pflanzen. Die Spuren werden bis zu ihrem wahrscheinlichen Ursprung verfolgt: Bronzezeitlichen und steinzeitlichen Opferplätzen, an denen eine weibliche Gottheit verehrt wurde.
Die mündliche Überlieferung, die Volksbräuche und etliche archäologische Befunde weisen in eine Richtung: In der mythischen Figur der Frau Holle hat eine jahrtausendalte indoeuropäische Göttin überlebt. Sie war die große Mutter Erde, die Herrin des Totenreichs, die Hüterin der ungeborenen Kinder und Wächterin der Spinnstuben. In Thüringen und Hessen nannten unsere Vorfahren sie Frau Holle. Wenn heute jemand überrascht „Holla, die Waldfee!“ ausruft, weiß er wohl kaum, dass es sich um die Anrufung der großen Göttin handelt. (Text: mdr)Deutsche TV-Premiere Di. 10.12.2019 MDR
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