2019, Folge 308–325

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  • Folge 308 (45 Min.)
    Seit mehr als 300 Jahren ist das Hotel Elephant in Weimar Anziehungspunkt für die „Schönen und Reichen“, die Künstler und natürlich auch die Mächtigen. Es gibt kaum ein Hotel in Deutschland, in dem deutsche Geschichte prominenter eingeschrieben wäre als an diesem Ort. Nach der Neueröffnung des Hotel Elephant im Oktober 2018 entdeckt der Film diesen legendären Ort. Ob zu Goethes Zeiten oder in den Gründungstagen der Deutschen Republik, während der Diktatur der Nationalsozialisten oder in der DDR – wer nach Weimar kam und blieb, stieg im Hotel Elephant ab. Hier feierte Friedrich Schiller mit seinen Schauspielern, hier logierten Richard Wagner und Leo Tolstoi und hier setzte Thomas Mann in seinem berühmten Roman „Lotte in Weimar“ dem Hotel ein literarisches Denkmal.
    1974 wurde es zum Originalschauplatz des gleichnamigen DEFA Films. In der Hauptrolle – Hollywoodstar Lilli Palmer. Helmut Kohl unternahm 1988 eine Privatreise durch die DDR, gemeinsam mit seinen Söhnen und seiner Frau Hannelore. Abgesehen vom Ministerium für Staatssicherheit wusste kaum jemand, dass er Weimar besuchen und im Hotel Elephant übernachten würde. Erinnern daran kann sich bis heute der Barkeeper des Hotels, Günther Mras.
    Viele Stars hat er im Laufe seiner mehr als 40-jährigen Arbeit im Hotel Elephant kennengelernt, aber die Begegnung mit Helmut Kohl war eine ganz besondere. Kein Zufall, dass die Weimarer Sängerin Ute Freudenberg ihre Band „Elefant“ nach dem Ort benannte, in dem sie bereits als Studentin viele Abende verbrachte. Nach der Wende waren Prominente wie Sir Peter Ustinov und Armin Mueller-Stahl Gäste des Hotels. Udo Lindenberg wurde gar zum Namensgeber einer Suite, die er über längere Zeit bewohnte. Eine der Geschichten des Hotels beginnt am 5. Mai 1945, als sich der amerikanische Offizier Maurice de Loach ins Gästebuch des Hotels einträgt.
    Was mag er gedacht haben, als er sich durch die Seiten blätterte? Einträge von Magda Goebbels, Heinrich Himmler, Baldur von Schirach und vielen anderen finden sich im Gästebuch. Doch 1945 verschwindet es und taucht erst mehr als 50 Jahre später plötzlich wieder auf. Wie und unter welchen Umständen – auch davon erzählt dieser Film. „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ erzählt in dieser Folge Geschichte und Gegenwart des legendären Hotels und gewährt einen exklusiven Blick hinter die Kulissen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.01.2019MDR
  • Folge 309 (45 Min.)
    Dieses Spielzeug hat vielen Generationen von Kindern leuchtende Augen beschert – der Baukasten „VERO construc“, die Programme „VERO elementar“ und „VERO scola“, die kleinen Werkbänke für Kinder, die Holzfahrzeuge, die Puppenhäuser und Mini-Tankstellen sowie das gewaltige Sortiment für den Eisenbahn-Modellbau. Hergestellt wurde alles im Erzgebirge, im VEB Vereinigte Spielwarenwerke VERO Olbernhau, dem größten Spielwarenhersteller der DDR. Das Erzgebirge kann wie kaum eine andere Region in Deutschland auf eine einzigartige Tradition in der Herstellung von Holzspielzeug verweisen.
    Aus der Not der Bergleute von einst geboren, entwickelte sich die Holzkunst zu einem bedeutenden Kapitel ostdeutscher Industriegeschichte. VERO entsteht ab 1966 durch die Zwangskollektivierung unzähliger kleiner Familienbetriebe. Zwanzig Jahre später sind es 82 Produktionsstätten, in denen rund 3.300 Mitarbeiter mehr als 1.000 Artikel herstellen. Bis 1990 gibt es kein Kinderzimmer ohne VERO – in beiden Teilen Deutschlands.
    Aber nur ein Jahr später ist das einst so erfolgreiche Kombinat vollständig liquidiert. Einige Betriebe können reprivatisiert werden – und nur deshalb lebt die lange Tradition der Spielzeugproduktion in Sachsen bis heute weiter. Mut und Glaube an das eigene Können haben den Handwerkern aus dem Erzgebirge das Überleben ermöglicht. So erzählen die zahlreichen Miniaturen, die in Kerstin Drechsels Manufaktur entstehen, von einem bedeutenden Erbe. Ihr Vater, Dr. Helmut Flade war einer der Mitbegründer von VERO Olbernhau und leitete mehr als 20 Jahre die Entwicklungsabteilung der legendären Spielzeugfabrikation.
    Viele Ideen der DDR-Kreativ-Schmiede gehen auf ihn zurück. 1987 sieht Helmut Flade zunehmend sein Lebenswerk demontiert und verlässt VERO – in eine ungewisse Zukunft. Nach dem Mauerfall nutzten Vater und Tochter ihre Chance und bauen gemeinsam ein eigenes Unternehmen auf. Heute beschäftigt die kleine Olbernhauer Manufaktur 15 Mitarbeiter. Die klingenden Bausteine Barbara Seidlers haben es sogar bis ins japanische Kaiserhaus geschafft, in die Kinderhände der Prinzessin Aiko.
    Ein Erfolg, für den Familie Seidler viele Jahre kämpfen musste und der Firmengründer Werner Seidler fast das Leben kostete. Der Werkzeugbauer und erfolgreiche VERO-Konstrukteur Günter Reichel steht heute mit 67 Jahren immer noch selbst an der Drehbank, wenn es darum geht, für seine Schutzengel das nötige Rüstzeug zu drechseln. Auch Ute Hofmann-Auhagen blickt auf eine lange Tradition zurück. Ihre Familie nimmt bereits 1885 eine Holzstoff- und Pappenfabrikation in Betrieb.
    Sie ist gerade 15 Jahre alt, als sie miterleben muss, wie das Lebenswerk ihres Vaters 1972 enteignet und in das Kombinat VERO eingegliedert wird. Gemeinsam mit ihrem Vater setzt sie ab 1990 die Reprivatisierung des einstigen Familienunternehmens durch. Heute gehört die Firma Auhagen zu den erfolgreichsten Modellbau-Herstellern Europas. Holzfiguren, Baukästen, Lernspielzeug, Lichthäuser, … – was im Erzgebirge gefertigt wird, ist nach wie vor ein Markenzeichen und wird weit über Europas Grenzen hinweg geschätzt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.01.2019MDR
  • Folge 310 (45 Min.)
    Der Brocken. Höchster Berg im Harz mit 1.141 Metern. Sein Gipfel liegt fast immer in dichten Nebel gehüllt. Ein Ort, geprägt durch extreme Wetterbedingungen. Eiskalte Winter und schwere Stürme bescheren dem Berg ein Klima wie auf Island. Dennoch war und ist der Brocken ein Sehnsuchtsberg der Deutschen. Auch für Hansjörg Hörseljau. Der Fotograf wuchs in den sechziger Jahren am Fuße des Brockens auf. Den Berg zu besteigen war für ihn ein unerfüllbarer Traum, denn er lebte auf der Westseite des „Eisernen Vorhangs“. Aber auch für DDR-Bürger blieb der Brocken tabu. Er lag im militärischen Sperrgebiet – ein geheimnisvoller Ort.
    Seit Jahrhunderten umgibt den Brocken eine Aura des Mystischen. Zur Walpurgisnacht fliegen Hexen zum Gipfel und feiern Orgien mit dem Teufel, so die alten Sagen. Johann Wolfgang von Goethe setzte dem Berg ein literarisches Denkmal in seinem „Faust“, und jedes Jahr treffen sich tausende Besucher am Brocken und feiern in der Nacht zum 1. Mai das Walpurgisfest. Archäologische Funde und Belege heidnischer Rituale oder von Kultstätten aus prähistorischer Zeit gibt es allerdings auf dem Brocken bis heute nicht. Ganz real sind dagegen Relikte aus der Zeit des Kalten Krieges.
    Nach dem Mauerbau 1961 wurde der Berg hermetisch abgeriegelt. Auf dem Gipfel installierte die DDR-Staatssicherheit raffinierte Lausch- und Spionagesysteme, die bis weit nach Westeuropa hinein den Telefon- und Funkverkehr abhörten. Der Brocken war auch das „große Ohr“ des sowjetischen Geheimdienstes. Eine mehr als drei Meter hohe Mauer aus Beton und Stacheldraht sicherte das geheimnisvolle Gelände. Die friedliche Revolution von 1989 machte diesem Spuk ein Ende. Am 3. Dezember 1989 erzwangen hunderte Einwohner des Harzes die Öffnung der geheimen Anlagen.
    Unter ihnen war auch der Fotograf Hansjörg Hörseljau. Seit diesem Tag hat er die Veränderungen auf dem Brocken mit seinen Bildern begleitet. Den Abbau der Spionagetürme, das Verschwinden der Mauer und den Abzug der Russischen Soldaten. Heute ist der Brocken wieder ein freier Berg, der jährlich von hunderttausenden Touristen aus Deutschland und der ganzen Welt besucht wird. Der Film „Der Brocken – Hexenkult und Lauschangriff“ erzählt die Geschichte dieses magischen Berges, dessen wahre Geheimnisse heute noch in der Natur und den unzugänglichen streng geschützten Wäldern des Nationalparks Harz verborgen sind. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.02.2019MDR
  • Folge 311 (45 Min.)
    Es ist ebenso außergewöhnlich wie spektakulär und gehört mit mehr als 400.000 Besuchern im Jahr zu den beliebtesten Ausflugszielen in Südthüringen – das Meeresaquarium in Zella-Mehlis. Inmitten des Thüringer Waldes warten hier mächtige Haie, Krokodile und exotische Fischarten auf die staunenden Gäste. Das Meeresaquarium ist das persönliche Lebenswerk von Anke und Maik Landeck und das Ergebnis einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte. Alles beginnt vor 25 Jahren. Anke und Maik Landeck, bis dahin begeisterte Hobby-Aquarianer, erhalten ein Angebot: Sie können eine in Konkurs gegangene Zierfischzucht in einem alten Industriegebäude übernehmen.
    Die Bedingung – die Bedenkzeit beträgt nur eine Nacht. Die beiden Landecks ergreifen die Chance, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen und wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. Ohne finanzielle Unterstützung und aus eigener Kraft realisieren sie Ihre Idee – den Aufbau eines Meeresaquariums. Einer der ersten Unterstützer ist Falk Dathe. Der Sohn des berühmten Tierparkdirektors Heinrich Dathe ist lange Jahre Kurator für Reptilien im Berliner Tierpark und lädt Maik Landeck ein, dort ein Praktikum zu machen.
    Neben kostbaren Ratschlägen überlässt er den Thüringern auch ein Pärchen Breitschnauzenkaimane, denn das Meeresaquarium von Zella-Mehlis wird größer und größer, und neben den unterschiedlichsten Fischen gehören bald auch Krokodile zu den Attraktionen. Die Besucher sind begeistert, und es kommen jährlich mehr. Heute hat das Meeresaquarium sein endgültiges Domizil im ehemaligen Kulturhaus von Zella-Mehlis. Dort, wo einst Ausstellungen und Konzerte veranstaltet und in den 1980er Jahren die legendäre Volksmusiksendung „Oberhofer Bauernmarkt“ aufgezeichnet wurde, erstreckt sich jetzt eine magische Unterwasserwelt.
    Mit einer Ausstellungsfläche von mehr als 7.000 Quadratmetern, über 60 Aquarien, dem riesigen Eine-Million-Liter-Haibecken und einem großen Krokodilhaus ist der Betrieb zu einer Unternehmung geworden, die täglich vollen Einsatz fordert. Tausende Fische müssen gefüttert, Unmengen Wasser gefiltert, Temperaturen in den Becken überwacht und Beleuchtungsanlagen gesteuert werden. Der Film taucht in die faszinierende Unterwasserwelt des Meeresaquariums ein und begleitet die Betreiber hautnah. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.02.2019MDR
  • Folge 312 (45 Min.)
    Arbeiter und Bauern an die Macht! Das ist die Parole der 1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik. Der junge sozialistische Staat braucht ideologietreue Führungskräfte. Dabei setzt die DDR-Führung auf eine neue Elite, die bislang kaum eine Chance auf Bildung hatte. Arbeiter und Bauern sollen jetzt studieren. Zur Vorbereitung auf das Studium an den Universitäten werden Arbeiter- und Bauernfakultäten, kurz ABF, gegründet. Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Ingrid Miethe hat umfangreiche Forschungen dazu betrieben und festgestellt: „Der Anteil der Arbeiter- und Bauernkinder war über Jahrhunderte extrem niedrig, das waren fünf, sechs Prozent.
    Also ganz, ganz wenig. Und diesen Anteil wollte man erhöhen.“ Aus gutem Grund. Man wollte eine eigene sozialistische Intelligenz heranbilden.“ Eine echte Herausforderung. Parteigenossen ziehen übers Land, versuchen, junge Werktätige in Betrieben fürs Studium zu begeistern. Kinder von Arbeitern und Bauern haben – wie damals üblich – gerade mal einen 8.-Klasse-Schulabschluss, müssen viel Wissen nachholen, um schließlich an Universitäten zu bestehen. Auch Schauspieler Peter Sodann hat an einer Arbeiter- und Bauernfakultät der DDR in Dresden sein Abitur gemacht.
    In den 50er Jahren arbeitet er als Werkzeugmacher und hätte sich nicht träumen lassen, dass er überhaupt einmal studieren wird. Sodann sagt: „Ich fand eine tiefe Gerechtigkeit in der ganzen Angelegenheit. Warum sollen die kleinen Leute nicht auch studieren? Das fand ich schon gerecht und das halte ich auch heute noch für gerecht.“ Mitte der 50er Jahre gibt es 15 Arbeiter- und Bauernfakultäten in der ganzen DDR – an allen Universitäten und einigen Hochschulen. Doch das Konzept geht nur bedingt auf.
    Unter anderem sind die Fakultäten schlichtweg zu teuer und die Arbeiter- und Bauernkinder erfüllen nicht zwangsläufig die Erwartungen der SED-Führung. 1963 werden die ABFs geschlossen. Nur Halle und Freiberg bleiben. „Als Alibi. Halle und Freiberg haben zwar den Namen ABF behalten, sie hatten aber de Facto überhaupt nichts mehr mit der Funktion zu tun. Also die Funktion einer ABF mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung den Hochschulzugang über Ablegen eines Abiturs zu ermöglichen“, so Erziehungswissenschaftlerin Miethe. Halle wird zur Kaderschmiede für das Ausland.
    Wer ab Mitte der 60er Jahre die ABF in Halle besucht, tut dies mit dem Ziel, im Ausland zu studieren. Die DDR schickt junge Leute zum Studium in fast alle Länder Osteuropas. Sie studieren Wirtschaftswissenschaften in Prag, Zahnmedizin in Bratislava, Informatik in Budapest, Weinbau in Sofia. Bestimmte Studienfächer bietet die DDR gar nicht an. Luftfahrt oder Atomphysik etwa werden natürlich in Moskau gelehrt. Doch erfüllen sich die Erwartungen der DDR-Führung? Erobern Arbeiter- und Bauernkinder die Schaltstellen der Macht? Wie erleben die ABF-Studenten die politische Wendezeit 1989? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.02.2019MDR
  • Folge 313 (45 Min.)
    „In den Heimen der DDR wurde mir meine Kindheit und Jugend genommen“, sagt der heute 64-jährige Volkmar J. Viele Jahre lebte er in Heimen der DDR. Ab 1968 wurde er für eineinhalb Jahre im größten Jugendwerkhof der DDR in Burg bei Magdeburg untergebracht. Für die Einheimischen war es das „Lümmelheim“ – für viele der sogenannten Zöglinge war der in Gut Lüben eingerichtete Jugendwerkhof „August Bebel“ einer der schlimmsten Orte ihres Lebens. Sie waren zwischen 14 und 18 Jahre alt, galten als verhaltensauffällig, nicht systemkonform oder schwer erziehbar.
    In den Jugendwerkhöfen sollten sie im Sinne der sozialistischen Ideologie zu Gehorsam umerzogen werden – durch strenge Disziplin, einen stark reglementierten Tagesablauf, stetige Arbeit im Handwerk und in der Industrie. „Das Schlimmste war die Angst vor der Bestrafung durch die Gruppe ( …) Es kann sich keiner vorstellen, wie schlimm das war“, berichtet Volkmar J. Auch Torsten und Nicole E., die Ende der 80er Jahre im „Lümmelheim“ von Burg leben mussten, bestätigen Demütigungen, Körperstrafen und Isolation durch Arrest. Doch es gibt auch Zeitzeugen, die ganz andere Erinnerungen an die Zeit im Jugendwerkhof haben.
    So erzählt die heute 52-jährige Dorit B., die aus einem schwierigen Elternhaus weglief: „Ich hatte Glück mit meiner Gruppe. Es war eine Art Familienersatz. Einige der anderen Mädchen waren wie meine Schwestern, einige Jungen wie meine Brüder.“ Die Geschichte des Gutes Lüben als Erziehungsanstalt beginnt bereits 1912. Noch heute stehen fast alle der alten Gebäude – auch das sogenannte „feste Haus“, das ehemalige Gefängnis der Anstalt. Viele Jahre wurden hier „schwer erziehbare“ Jugendliche gezüchtigt, so auch im Nationalsozialismus.
    Es gibt sogar Hinweise, dass einige von ihnen nach „erb- und rassenbiologischen“ Gesichtspunkten als „erbkrank“ eingestuft und zwangssterilisiert wurden. Heute ist das dunkle Kapitel der Heimerziehung auf Gut Lüben Geschichte. Aber eine, die noch weiter aufgearbeitet werden muss. Dafür setzen sich ehemalige Jugendwerkhofbewohner gemeinsam mit dem heutigen Träger ein. Denn seit 1991 befindet sich auf dem riesigen Gelände das Cornelius-Werk, eine Einrichtung der Diakonie. Hier findet ebenso Erziehungsarbeit statt, doch unter ganz anderen Vorzeichen und Bedingungen.
    Die meisten der Kinder und Jugendlichen hier kommen aus schwierigen Familienverhältnissen. Im Cornelius-Werk sollen sie wieder Halt, Vertrauen sowie praktische und seelische Lebenshilfe bekommen. Autorin Franziska Kruse taucht tief in die bislang eher unbekannte Geschichte und Gegenwart dieses Ortes ein. Im Rahmen der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ kommen verschiedene Zeitzeugen zu Wort, die als unerzogen galten und umerzogen werden sollten. Auch durch historische Aufnahmen zeichnet der Film ein Bild von Erziehungsmethoden im Wandel der Zeit. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.03.2019MDR
  • Folge 314 (45 Min.)
    Das Bauhaus ohne Weimar – undenkbar. Und Weimar ohne Bauhaus? Auch das: unmöglich. Der Stadt würde ein Teil ihrer kreativen Geschichte fehlen, ihrer künstlerischen Reibungsfläche, ihres avantgardistischen und streitbaren Geistes. Im April 1919 wurde das Bauhaus in Weimar gegründet. Jetzt, genau 100 Jahre später, entsteht mitten in der Stadt ein neues Museum für das Bauhaus. Die Idee ist nicht neu. Lange wurde um Geld, die richtige Lage, das angemessene Äußere gerungen. Es wurde diskutiert, protestiert, manchmal verbissen gekämpft. Dann im Oktober 2016 die Grundsteinlegung.
    Seither wurde am Weimarhallenpark geräumt, gebuddelt und gebaut für den Bauhaus-Quader mit der wuchtigen Betonfassade. Drinnen – drei Etagen für das Bauhaus, für das neue Denken in der damals neuen Hochschule. Drei Etagen für Objekte und Kunstwerke. Das Kronjuwel des Museums ist Weimars historische Bauhaussammlung. Die hatte Walter Gropius 1925, kurz bevor die junge Designschule aus Thüringen vertrieben wurde, selbst ausgewählt, die Spitzenexponate für die „Staatlichen Kunstsammlungen zu Weimar“. Die lagen später nicht inventarisiert in Depotkisten und entgingen so den Nationalsozialisten beim Aussortieren von „entarteter Kunst“.
    Damit besitzt Weimar die weltweit älteste Bauhaus-Sammlung. Das ist großer Schatz im neuen Gebäude. Das neue Museum ist auch ein lebendiger Ort der Vermittlung. Hier wird experimentiert und ausprobiert. Dafür haben Bauhaus-Agenten mit Schulklassen getüftelt, Ausstellungsideen entwickelt und umgesetzt. Am 6. April öffnet das neue Bauhaus Museum. Wie es wuchs, was rein darf und welche Schätze Weimar zu bieten hat – zu sehen in „Ein neues Haus fürs Bauhaus“. 100 Jahre Bauhaus (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.04.2019MDR
  • Folge 315 (45 Min.)
    Schießbefehl, Minenfelder und Selbstschussanlagen prägten jahrzehntelang die innerdeutsche Grenze und verwandelten sie in einen Todesstreifen. Dass es in der Grenzgemeinde Harbke in der Börde ein Schlupfloch gab, weiß bis heute kaum jemand. „Es ist heute unvorstellbar. Der Grenzübergang Marienborn liegt keine 3 Kilometer entfernt, da gab es 11 Hektar betonierte Fläche mit Schlagbäumen, Stacheldraht und Wachtürmen unter strengster Bewachung der Grenztruppen. Und in Harbke haben sie ein einfaches Gartentürchen in der Grenze“, erinnert sich die Historikerin Christiane Rudolph.
    Ein einfacher Maschendrahtzaun markiert hier damals die innerdeutsche Grenze. Sogar für die Grenztruppen der DDR ist die Staatsgrenze an dieser Stelle tabu. Denn hier zerschneidet die Grenze zwischen den Sektoren nach 1945 den Braunkohletagebau Wulfersdorf und das angeschlossene Kraftwerk Harbke. Es war unzerstört geblieben und konnte so nach 1945 noch Strom produzieren – für die Ost- und die Westzone. Bis 1952 bleibt der Betrieb der Braunschweigischen Kohlebergwerke AG eine Einheit – mit Arbeitern, die in der einen Zone leben und in der anderen arbeiten. Doch am 26. Mai 1952 schließt die DDR auch hier die Grenze zur Bundesrepublik.
    Dramatische Szenen spielen sich ab, Gleise werden aufgerissen und Stromkabel zerschnitten. Die Braunkohleförderung kommt zum Erliegen. Rund 1.800 Bergleute verlieren ihre Arbeit und werden zum Teil in sächsische Braunkohlegebiete umgesiedelt. Erst nach mehr als zwei Jahrzenten, als auf beiden Seiten die Kohle zur Neige geht, gelingt in Harbke das schier Unglaubliche: 1976 werden die Grenzanlagen komplett abgebaut und der Tagebau Wulfersdorf wird wieder eröffnet. Vorangegangen war höchste innerdeutsche Diplomatie, erinnert sich Michael Gehrke, Stadtrat in Helmstedt: „Der Bundestag wurde damals sogar aus den Ferien gerufen, um diesen Vertrag zu Ende zu bringen.
    Das war eine Sensation unter den damaligen Verhältnissen, wo man sich oft nur waffenklirrend gegenüberstand. Und hier hat man eine vernünftige Zusammenarbeit hinbekommen.“ Am 3. November 1976 um 9:30 Uhr überquert der erste Bagger aus Westdeutschland die Grenzlinie, zwei Jahre später steht der erste DDR-Bagger auf bundesdeutschem Gebiet. Doch außer in Harbke bleibt das Loch in der Grenze nahezu unbekannt. Dafür sorgt die Staatssicherheit der DDR mit der MfS-Aktion „Pfeiler“.
    „Über den Abbau des Grenzkohlepfeilers wurde ein Mantel des Schweigens gestreift. Man wollte nicht, dass etwas nach draußen dringt, dass hier eine Grenze existiert, die ein Loch hat“, so Reiner Orlowski, ehemaliger Direktor im VEB Braunkohlekombinat Harbke. Zehn Jahre später, 1986, sind die Kohlevorräte erschöpft. Die DDR-Grenztruppen übernehmen wieder das Regime. Auf einem extra aus Abraummassen aufgeschütteten Damm sollen die Grenzanlagen wieder errichtet werden. Doch dazu kommt es kaum noch. 1989 überrollt der Mauerfall den Wiederaufbau des Todesstreifens. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.04.2019MDR
  • Folge 316 (45 Min.)
    Täglich verrichtet sie ihren Dienst. Seit 1875 dampft die Schmalspurbahn selbstverständlich und pünktlich von Radebeul nach Radeburg und zurück. Für die einen ist der Zug ein rollendes Museum, für andere ist er Identität, Kulturgut und Heimat. Lößnitzdackel nennen die Anwohner ihre Bahn. Direkt neben der Strecke liegt die Werkstatt von Wolf-Dietrich Poralla. Er restauriert Harfen. „Der Zug fährt faktisch über meine Werkbank“, meint er und weiß, dass die Schmalspurbahn nach dem Zweiten Weltkrieg eine „Hamsterbahn“ war. Auch seine Familie fuhr mit dem Zug nach Radeburg, um bei den Bauern dort Lebensmittel einzutauschen.
    Die Eisenbahnstrecke von Radebeul nach Radeburg ist knapp 16,5 Kilometer lang. Die Schmalspurbahn transportierte jahrzehntelang in Güterwaggons Waren und Rohstoffe und die Menschen nutzten sie, um zur Arbeit zu kommen. Heute zuckeln vor allem Schüler und Touristen durch den Lößnitzgrund – immerhin etwa 230.000 Fahrgäste im Jahr. Neben dem fahrplanmäßigen Verkehr gibt es seit 1974 einen Traditionszug auf der Strecke. Die Mitglieder des Traditionsbahnvereins fahnden nach Originalteilen und alten Reisezugwagen, um diese wieder originalgetreu aufzubauen. Winzer Karl Friedrich Aust liebt diesen regelmäßigen Dampfverkehr am Fuß der Weinberge.
    Seine Erinnerungen an den Zug reichen bis in die Kindheit zurück: „Vor allem ist es dieser Kohlerauch gewesen, von dem Koks, was die damals hatten. Das ist ein unverkennbarer Geruch. Und dieser Klang, wenn die dann tutet und hier durch das Tal fährt. Irgendwann später sieht man ein bisschen den Rauch aufsteigen – so als könnte es nie anders sein.“ Den Dampf reguliert Lokführer Wolfgang Hennig. Er hat sein halbes Leben auf der Lok verbracht. Ein bisschen wehmütig steht er nach 37 Jahren zum letzten Mal auf seinem Führerstand, bevor er in den Ruhestand geht. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.04.2019MDR
  • Folge 317 (45 Min.)
    Wer sich der Krankenhausserie „In aller Freundschaft“ nähern will, kommt an Superlativen nicht vorbei: Mit mehr als fünf Millionen Zuschauern jede Woche ist es die erfolgreichste Arztserie im deutschen Fernsehen. Seit über 20 Jahren und in mehr als 800 Episoden fiebern die Zuschauer mit, wenn es um medizinisch komplizierte Fälle neben dem ganz normalen Krankenhausalltag geht oder um persönliche Dramen und Schicksalsschläge. Zweimal gab es dafür die Goldene Henne und außerdem einen Publikumsbambi. Warum ausgerechnet „In aller Freundschaft“? Was ist das Erfolgsrezept? Hinter den Kulissen geht der Film auf Entdeckungen: Was macht die Serie aus Sicht der Macher und Stars so erfolgreich? Kaum ein ostdeutscher Publikumsliebling, der nicht schon mal in der Sachsenklinik mitgespielt hat.
    Und jede Woche übernehmen promintente Schauspieler aus ganz Deutschland gern eine Gastrolle. Erstaunlich auch, dass das Ende einer Geschichte bis zum Ausstrahlungstermin geheim bleibt. Wer überwacht das? Wie entstehen die Geschichten, die so erfolgreich sind? Eines hat in der Sachsenklinik auf jeden Fall Priorität. Fachlich möchte man sich nichts ankreiden lassen. Wir lernen echte Krankenschwestern und Ärzte kennen, die die Schauspieler beraten, damit alle Handgriffe und Dialoge der Realität entsprechen.
    Doch damit nicht genug. Inzwischen laufen einzelne Szenen der Serie sogar als Lehrfilm in Hörsälen von Universitäten. Außerdem haben Mediziner herausgefunden, dass diese Arztserie den realen Klinikalltag längst beeinflusst hat. Eine des treuen Millionenpublikums, die jeden Dienstag pünktlich um 21 Uhr vor ihrem Fernseher sitzt, ist Inge Hochstein. Wir begleiten die Schneebergerin an einem ganz besonderen Tag. Sie darf die Sachsenklinik persönlich betreten und ihren Stars leibhaftig begegnen. Kennt Inge Hochstein nun vielleicht das Erfolgsrezept? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.04.2019MDR
    Enthält Szenen aus der gleichnamigen Folge von 2013.
  • Folge 318 (45 Min.)
    „Für den Schwung in den Plattenbausiedlungen war ich zuständig“, sagte Ulrich Müther, einer der bedeutendsten Bauingenieure der DDR. Seine Bauwerke waren im monotonen Einheitsgrau wahre Hingucker. Bis heute macht die verblüffende Leichtigkeit des Betonbaus diese Gebäude einzigartig. Manche sehen beinahe so aus, als würden sie fliegen. Die Hyparschale, die größte noch erhaltene Schalenkonstruktion Müthers, steht in Magdeburg. Ihr Dach überspannt eine Fläche von 40 mal 40 Metern – ohne dabei auch nur einen Stützpfeiler zu brauchen. Müthers als DDR-Architektur zunächst vernachlässigte Bauten kommen endlich wieder zu verdienter Anerkennung: der „Teepott“ in Warnemünde, der wie ein UFO anmutende Rettungsturm am Strand von Binz, die Kuppel des Planetariums in Wolfsburg – der Baumeister hat mehr als 60 solcher Schalenbauten mit seinem Team geschaffen.
    Martin Haase war mehr als drei Jahrzehnte dabei. Er war derjenige, der den Beton auf das Konstrukt aus Metall, Holz und Draht aufspritzte. „Es war harte Arbeit“, erinnert er sich. „Ein ‚Geht nicht!‘ gab es damals für uns nicht.“ Mit der besonderen Bauweise, mit hyperbolischen Paraboloidschalen, konnte Müther nicht nur riesige Flächen überspannen.
    Der eigentliche Clou: seine Schalen waren aus Beton. Die meisten Deckenkonstruktionen sind nur wenige Zentimeter dick. So wie die Decke des „Teepotts“ in Warnemünde – ihre Stärke beträgt nur sieben Zentimeter. Ulrich Müther wurde mit seiner Firma zu einem Top-Devisenbringer der DDR. Seine für die damalige Zeit gewagten Bauwerke fanden schnell Abnehmer jenseits der Grenzen. Er baute in Libyen, Finnland, Südamerika und natürlich der BRD. Als er in den 80er Jahren die Kuppel des Planetariums in Wolfsburg plante und baute, da bezahlte die Stadt Wolfsburg in Form von 10.000 Golf 1, die an privilegierte DDR-Bürger verkauft wurden.
    Ulrich Müther durfte sich „austoben“, so bezeichnet es Matthias Ludwig, Leiter des Müther-Archivs an der Hochschule in Wismar. „Durch seinen bis in die Perfektion betriebenen Schalenbau hat sich Ulrich Müther einen Sonderstatus innerhalb der DDR erarbeitet“. Müthers Bauten faszinieren, aber sie polarisieren auch. Vor allem nach der Wende galten sie als zu groß, zu klobig, nicht mehr zeitgemäß und schon gar nicht zweckmäßig. Der Baumeister selbst musste erfahren, wie einige seiner Bauwerke noch vor seinem Tod 2007 abgerissen werden.
    Auch der Magdeburger Hyparschale drohte dieses Schicksal. Seit mehr als zwei Jahrzehnten steht sie leer. Die frühere Veranstaltungs- und Ausstellungshalle, die zu DDR-Zeiten so rege genutzt wurde, verfällt immer mehr. Nun beschloss der Stadtrat: Die Hyparschale wird saniert. 17 Millionen Euro investiert die Stadt in das Kulturdenkmal. Der Film aus der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise zu Müthers Bauten: Von Magdeburg nach Rügen, wo Ulrich Müther lebte und wirkte, über Berlin und Wolfsburg bis nach Libyen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.05.2019MDR
  • Folge 319 (45 Min.)
    Sie ist historisch und modern zugleich, und sie ist Deutschlands größte autofreie Zone. Dass es die Gartenstadt Piesteritz bei Lutherstadt Wittenberg überhaupt noch gibt, ist ein kleines Wunder. 363 Wohnhäuser, jedes mit eigenem Garten, dazu Schule, Rathaus, Kirche und Vereinshaus. Für die Arbeiter der ehemaligen Reichsstickstoffwerke wird die Siedlung vor hundert Jahren erbaut. Sie birgt hinter ihren beschaulichen Fassaden bis heute bewegende Geschichten von Umbruch und Streben nach sozial verträglichem Wohnen für Familien, Singles und Senioren. Im Schatten des Stickstoffwerkes haben die Piesteritzer seit jeher all die Höhen und Tiefen erlebt, die die Region nachhaltig geprägt haben: Den Zweiten Weltkrieg, die deutsche Teilung, SED-Herrschaft und die sozialistisches Wirtschaft.
    Der Zusammenbruch der DDR wird für die Piesteritzer Menschen zur Herausforderung. Bis heute legt der Denkmalschutz seine schützende Hand über die ehemalige Werkssiedlung. Doch die Eigentümer kommen und gehen. Erst zum Jahresbeginn hat es den letzten Besitzerwechsel gegeben. Und wieder stehen die Piesteritzer an einem Wendepunkt. Welche Träume und Visionen haben die Bewohner und die Stadt Wittenberg für ihren geschichtsträchtigen Wohnkomplex, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert? Der Film nimmt die Zuschauer mit auf Entdeckung in die Gartenstadt und trifft Menschen, denen die Siedlung am Herzen liegt.
    Menschen, die auch in den grauen Zeiten geblieben sind und heute in Piesteritz ihr Glück gefunden haben. Klaus Wipper wohnt mit seiner Frau Rosemarie im Gartenweg. Er ist sechs Jahre alt, als seine Eltern mit ihm in die Siedlung ziehen. Später macht er im Werk eine Ausbildung zum technischen Zeichner und arbeitet sich zum leitenden Ingenieur hoch. Die Gartenstadt will er nie verlassen, auch wenn ihn das Leben hier auf so manche harte Probe gestellt hat.
    Etwa 1986, als ein Hafensilo der Stickstoffwerke explodiert. Klaus Wipper gerät ins Visier der Stasi und verliert fast seinen Arbeitsplatz. Wenige Jahre später, mit dem Zusammenbruch der DDR und der Privatisierung der Stickstoffwerke, müssen sich auch die Wippers nicht nur der Arbeitslosigkeit sondern auch dem Bangen um die eigenen vier Wände stellen. Auch Jens Uwe Borsdorf verbringt seine Kindheit auf den Straßen und in den Gärten der Arbeitersiedlung. Er hat das große Glück, nach der Wende an ihrer großen Sanierung zur Expo 2000 beteiligt zu sein.
    Kaum einer kennt den Wohnkomplex so gut wie Jens Uwe Borsdorf, der bis vor kurzem verantwortlich war für die Instandhaltungsarbeiten der denkmalgeschützten Häuser. Doch seit einigen Wochen herrscht Sanierungsstop. Wieder hat es einen Eigentümerwechsel gegeben. Und Jens Uwe Borsdorf befürchtet wie viele andere Piesteritzer auch, dass der Wechsel auf Kosten der Wohnqualität gehen könnte und die Gartenstadt langsam aber sicher verfällt. Die ehemalige Werkssiedlung Piesteritz steht zu ihrem 100-jährigen Jubiläum wieder an einem Scheideweg. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.05.2019MDR
  • Folge 320 (45 Min.)
    Sie ist wiedergeboren, die Seele von Dresden, wie die Einheimischen liebevoll ihre Frauenkirche nennen. Am 30. Oktober wird sie – nach 12 Jahren Bauzeit – eröffnet und ihre Pracht tausenden Besuchern darbieten.
    Die Frauenkirche in Dresden ist einzigartig und sie ist einer der größten Sandsteinbauten der Welt. Niemals zuvor und niemals danach wurde eine Kirche wieder so gebaut, so gewagt, so risikofreudig, so kühn. 1743 erbaut für die Ewigkeit, fiel sie 1945 in Schutt und Asche. Die Ruine hat Jahrzehnte mitten im Herzen Dresdens gelegen, bis vor 25 Jahren ihr Wideraufbau begann. 11 Jahre hat es gedauert – seit 2005 erstrahlt sie in alter, neuer Schönheit und verzaubert die Massen. 8.000 Touristen täglich strömen in das Barockwunder – und sind ihr größtes Problem.
    Der Atem von Tausenden schlägt sich im Sandstein nieder – feuchte Wände, Stockflecken in der Kuppel. Was offenbart sich hier? Was tun? Der Film nimmt uns mit hinter die wieder aufgebauten Fassaden, beim Kontrollgang mit dem Architekten Thomas Gottschlich. Der prüft fast täglich, wo sich kleine Mängel zu größeren auswachsen könnten. Er lüftet dabei so manches Geheimnis und entdeckt auch einige Tücken des barocken Prachtbaus. Warum ist die 12.000 Tonnen schwere steinerne Kuppel nie hinabgestürzt? Dabei waren erste Risse am Bau schon 1736 zu sehen – und auch heute zeigen sich wieder Risse.
    Wie kam George Bähr, der geniale Erbauer darauf, eine Kirche ganz aus Sandstein zu errichten? Einem Sandstein, der besonders porös ist und viel Feuchtigkeit aufnimmt. War Bähr größenwahnsinnig, ein Phantast und sind wir es heute wieder? Eine Spurensuche in Geschichte und Gegenwart der Frauenkirche, die von den Sandsteinbrüchen der Elbe, vom kühnsten Dach der Welt und einem Pflock im Keller erzählt, wo es Treppen gibt, die ins Nichts führen. Die Frauenkirche – es ist ein Wunder, dass es sie überhaupt gibt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.05.2019MDR
  • Folge 321 (45 Min.)
    Dreharbeiten in der Restaurierungswerkstatt des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg (Foto MDR Steffen Lipsch)
    Die Hölle ist gar kein so schlechter Ort. Zumindest was die Straße namens Hölle in Quedlinburg betrifft. Denn sie gehört zum Welterbe der Unesco. Wie so vieles in dieser über 1.000-jährigen Stadt. In Quedlinburg wird Geschichte greifbar und erlebbar, wie sonst kaum irgendwo in Deutschland, vor allem durch den Fachwerkzauber aus acht Jahrhunderten. „Jedes Haus ist anders und trägt den Charakter derer, die darin wohnen“, meinen Ulrike und Wolfgang Döcke. Die beiden sanierten vor über 30 Jahren eines der historischen Fachwerkhäuser. Bestaunt auch vom DDR-Fernsehen. Bereits damals liebäugelte die Stadt mit dem Welterbe-Siegel der Unesco.
    Ein entsprechender Antrag war in Arbeit. Abgeschickt wurde er nie. Womöglich wäre er auch ablehnt worden. Denn trotz aller Bemühungen in Sachen Denkmalschutz – vieles scheiterte an den materiellen Möglichkeiten in der Mangelwirtschaft. Zudem gab es Pläne, viele alte Häuser zugunsten des sozialistischen Wohnungsbaus zu opfern. Letztlich war es das Ende der DDR und ein Aufbegehren der Bürger, das die Quedlinburger Altstadt rettete. Heute zieht es junge Familien nach Quedlinburg, wie die von Samantha Mantel. Die gebürtige Südafrikanerin lebt mit ihrem Mann in einem neu gebauten Haus mit Blick auf Fachwerk.
    Die Designerin von Schmuck für junge Mütter sagt: „Ich habe schon in Paris, Brüssel und London gelebt, aber meine Kinder sollen in dieser märchenhaften Kulisse aufwachsen.“ Der Film „Unter Dach und Fach – Quedlinburg und sein Welterbe“ erzählt die Geschichten von Quedlinburgern. Es sind Geschichten von Rettern alter Häuser, Geschichten von Menschen, die Besuchern der Stadt ein dem Welterbe würdiges Dach über dem Kopf bieten oder auf andere Weise den Namen Quedlinburg in alle Welt tragen. Historische Aufnahmen zeigen dabei den Wandel der Stadt innerhalb der letzten 40 Jahre. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.05.2019MDR
  • Folge 322 (45 Min.)
    Seit Jahrhunderten steht sie als Wahrzeichen hoch über der Werra, die Kirchenburg im Südthüringischen Walldorf. Einer Festung gleich, umrahmt mit fünf Türmen, ist sie ein Ort mit magischer Anziehungskraft. Doch wenige Tage vor Ostern 2012 brannte die Kirchenburg bis auf die Grundmauern ab. Gerade war sie restauriert worden. Nur die Orgel fehlte noch. „Wie kann Gott das zulassen?“, fragten sich viele Walldorfer. Doch Pfarrer Heinrich von Berlepsch verlässt nicht der Mut. Er sieht in dem verheerenden Brand auch einen Aufruf zum Neuanfang – zur Auferstehung. Sieben Jahre lang baut er mit einem großen Team die Kirche in Walldorf wieder auf.
    Äußerlich wie vor dem Brand, doch im Inneren wird nichts so bleiben wie es war. Pfarrer von Berlepsch geht neue Wege mit Engagement, Herzblut und modernen Ideen für Orgel, Kanzel, Altar und Gestühl, die überall Wellenformen zeigen – großzügig und offen. Durch den Brand wurden alte Fenster sichtbar, die Jahrhunderte durch Holzvertäfelungen verdeckt waren. Von Berlepsch und sein Team nutzen sie als Chance zur Neugestaltung der Kirche. Die Fenster zeigen jetzt Mond und Sterne, Menschen, Vögel und Fledermäuse – denn der Pfarrer will eine moderne Kirche für alle Geschöpfe hinterlassen.
    Die Kirche in Walldorf wird Deutschlands erste Biotop-Kirche mit Nistplätzen für Vögel. Gleich nach dem Brand bauten als erste die Dohlen ihr neues Zuhause in der Ruine. Über Jahre sind Archäologen immer wieder vor Ort und finden neben Gräbern auch einen Goldenen Ring, Münzen und eine seltene Totenkrone. Die Gemeinde musste sich auch von den beschädigten Glocken verabschieden. Eine der neuen Bronzeglocken im restaurierten Kirchturm trägt jetzt den symbolischen Namen „Freude“. In der neugestalteten Kirchenburg Walldorf sind Radfahrer willkommen, es gibt eine Kletterwand, eine Kino-Leinwand und einen Brot-Ofen.
    Aus verkohlten Balken haben Gemeindemitglieder gemeinsam den Altar gebaut. Eine ungewöhnliche Kirche mit modernem Nutzungskonzept ist unter Leitung von Heinrich von Berlepsch entstanden. Seit Generationen sind die von Belepschs Pfarrer. Einer seiner Vorfahren war der Hüter der Wartburg, als Martin Luther dort Zuflucht fand. Den Wiederaufbau der Walldorfer Kirche hat Pfarrer Heinrich von Berlepsch Tag für Tag geleitet, er war immer auf der Baustelle mit Mut und Weitsicht. Nun hat sich das Werk vollendet, an das er den Glauben nie verloren hat. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.06.2019MDR
  • Folge 323 (45 Min.)
    Natürlich wird heute keine Autobahn mehr gesperrt, wenn in Weixdorf im Dresdner Norden die Oldtimer-Motorräder dröhnen. Das war von 1951 bis 1971 allerdings anders: Da wurde auf dem Autobahnkreuz Dresden-Hellerau alljährlich ein DDR-Meisterschaftslauf ausgetragen und dafür das spinnenartige Verbindungsstück von Dresden in Richtung Bautzen/​Berlin kurzerhand für den Verkehr geschlossen. Bis zum Mauerbau kamen auch viele Westfahrer zum „Spinnerennen“. Am Start waren nicht nur Zweiräder und Seitenwagengespanne, sondern auch sogenannte Rennzigarren auf vier Reifen. Der berühmteste Teilnehmer war zweifellos Ewald Kluge.
    Er hatte als erster Deutscher das gefährlichste Motorradrennen der Welt auf der Isle of Man gewonnen und galt in den späten 30er Jahren als bester Motorrad-Pilot der Welt. Auf den DKW-Maschinen aus dem sächsischen Zschopau holte er Europameistertitel und gewann Deutsche Meisterschaften. Ewald Kluge nahm 1952 auch am zweiten „Spinnerennen“ auf dem Autobahnkreuz teil. 100.000 Fans pilgerten damals in den Dresdner Norden nach Weixdorf, wo Kluge geboren wurde. Ein „Heimspiel“ für den über 40-Jährigen, der von West nach Ost kam und seine berühmte „Singende Säge“, eine 350er DKW, fuhr. Warum Kluge einen Lauf gewann und den zweiten nach überlegener Führung noch verlor, das erzählt diese Folge aus der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“.
    Aller zwei Jahre wird in Weixdorf ein Ewald-Kluge-Gedächtnislauf ausgetragen. Und so treffen sich 2019 am ersten Maiwochenende wieder knapp 300 Piloten auf ihren knatternden Kisten. Unter ihnen sind viele Ex-Meister aus Deutschland, Tschechien, England und Skandinavien. Sie düsen heute mit ihren Rennmaschinen und Oldtimern zwar nicht mehr auf der Autobahn, aber unterqueren die A4 auf der sogenannten „Weixdorfer Spinne“. Und diesmal schaut ein ganz besonderer Ehrengast zu: Peter Kluge, der Sohn von Meisterfahrer Ewald Kluge. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.06.2019MDR
  • Folge 324 (45 Min.)
    Sie sind ein grandioses Sinnbild für Auslöschung und fantastische Wiederkehr – die mächtigen Dinos im Saurierpark Kleinwelka bei Bautzen. Über 200 lebensecht nachgestaltete Kreaturen vermitteln die Faszination der Urtiere, die am Ende der Kreidezeit auf so rätselhafte Weise von unserem Planeten verschwanden. Begonnen hat hier alles 1978 mit einer Schnapsidee des Dekorationsmalers Franz Gruß. Ganz beiläufig teilt er seiner Familie eines Abends beim Essen mit, dass er ab jetzt im Garten Urzeit-Giganten bauen wird.
    Tochter Katrin erinnert sich: „Meine Mutter ist fast vom Küchenstuhl gefallen. Aber wir drei Kinder haben uns diebisch gefreut. Papa legte schon am nächsten Tag los. Ein Dino nach dem anderen entstand.“ Obwohl viele ihn auslachen, sprechen sich seine verrückten Saurierplastiken schnell herum und ein Besuch in seinem Garten wird zum Insider-Tipp. Warteschlangen bilden sich vor dem Gruß’schen Gartentor. Schließlich gibt die Gemeinde Franz Gruß zusätzliches Land – der Saurierpark Kleinwelka wird eröffnet.
    Eine DDR-Attraktion, die bis heute weltweit Furore macht. Franz Gruß bekommt 1996 das Bundesverdienstkreuz. Zehn Jahre später stirbt er. Sein Vermächtnis übernimmt der Bildhauer Thomas Stern. Gemeinsam mit Paläontologen des Naturkundemuseums Berlin baut er den Park bis heute weiter aus. Jedes Urtier entspricht dem neuesten Forschungsstand. Die lebensecht nachgebildeten Tiere verharren in ihren Bewegungen und lassen den Besucher staunen. Der größte und unvollendete Traum von Begründer Franz Gruß geht derzeit in Erfüllung: Ein feuerspuckender Vulkan am Eingang des Parks.
    Ihm zu Füßen liegt „Lavaris“ – die sogenannte Ursuppe – der Ursprung unseres Lebens. Dampf, brodelnde und farbig außergewöhnliche Tümpel vermitteln ein Bild der Zeit vor rund 540 Millionen Jahren. Kleinwelka ist kein Museum, kein Funpark, kein Zoo, sondern eine Zeitmaschine ins Erdmittelalter. Die Dokumentation erzählt die Geschichte und die heutige Entwicklung des in seiner Größe und Art in Deutschland einmaligen Saurierparks. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.07.2019MDR
  • Folge 325 (45 Min.)
    Verspielt barocke Gärten und landschaftliche Parks gibt es in Mitteldeutschland in einer einzigartigen Vielfalt und Dichte. Aus der Vogelperspektive lassen sich ihre Größe und Schönheit besonders gut entdecken. Ein Paradies auf Erden zu schaffen war das Ziel der Gartenbauer und Parkgestalter und der Wunsch ihrer adligen Auftraggeber. Sie wollten der Natur ihren Willen aufzwingen und durch kunstvoll angeordnete Blumen und Bäume ihre Macht demonstrieren. Das Gartenreich von Dessau-Wörlitz, die Parks der Klassikerstadt Weimar, die Barockgärten in und um Dresden und nicht zuletzt die Anlagen des Fürsten Pückler in Bad Muskau – sie sind nur die berühmtesten und bedeutendsten, zum Teil UNESCO-Weltkulturerbe. Darüber hinaus gibt es noch viel mehr großartige Parks und Gärten in der Region, die ihren Ruf als Gartenland von internationaler Bedeutung mit begründen.
    Von Altenstein bis Zabeltitz, im Seifersdorfer Tal, in Hundisburg und Harbke werden überraschende Gestaltungsformen entdeckt und Geschichten erzählt. Über die wechselvolle Vergangenheit und über die Menschen, die sich heute dafür einsetzen, die Parks und Gärten zu erhalten und mit neuem Leben zu füllen. „Mitteldeutschland von oben – Adelsgärten und Parks“ ist eine außergewöhnliche Entdeckungsreise mit faszinierenden Bildern aus der Luft, überraschenden Perspektivwechseln und emotionalen Geschichten über Menschen, die so spannend und vielseitig sind wie diese einzigartige Region im Herzen Europas. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.07.2019MDR

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