2025 (Folge 1482–1505)
Jurek trommelt, ganz Polen spendet
Folge 1482 (29 Min.)Bild: Nikolaus Tarouquella-LevitanJeden letzten Sonntag im Januar ist halb Polen auf den Straßen – und die Straßen und Plätze sind voller Menschen mit bunten Sammelbüchsen. Für das staatliche Gesundheitssystem sammeln sie Geld für medizinische Geräte, wie digital unterstütze Trainingsgeräte für Menschen mit Bewegungseinschränkungen. Ausgedacht hat sich die Spenden-Aktion vor 33 Jahren der Radio- und Fernsehmoderator Jurek Owsiak. Daraus entstand die Stiftung „Großes Orchester der Weihnachtshilfe“, auf Polnisch „WOSP“ genannt, die fast alle Polinnen und Polen kennen. Seitdem es die Aktion gibt, ist schon eine halbe Milliarde Euro zusammengekommen. Mehr als 150.000 Freiwillige folgen auch 2025 Jureks Aufruf und motivieren Menschen zum Spenden, Zehntausende beteiligen sich überall im Land an Auktionen oder Spendenläufen.
Auch die im Ausland lebenden Polen sammeln, zum Beispiel in Berlin. Dort leitet der Sozialpädagoge Jakub Nowak die örtliche WOSP-Gruppe und organisiert ein gemeinschaftliches Eisbaden, wie es in Polen populär ist. Die Aktiven sammeln fleißig Geld, veranstalten Versteigerungen und werben auf Social Media für WOSP. Den Höhepunkt bildet eine 14-stündige Spendengala in Warschau, die Jurek Owsiak moderiert und die Millionen Polinnen und Polen mit Spannung im Fernsehen und online verfolgen. Am Ende wollen alle wissen, wie viel Geld in diesem Jahr zusammenkommt und ob es wieder eine Rekordsumme wird. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 17.04.2025 arte Jung und wohnungslos in Österreich
Folge 1483 (30 Min.)Bild: ArteDie 21-jährige Martina lebt in Klagenfurt und ist wohnungslos. Seit drei Jahren verbringt sie jede Nacht bei wechselnden Bekannten. Bricht eine Schlafmöglichkeit weg, bleibt ihr nur die Straße. Das sogenannte „Couchsurfing“ ist typisch für junge Erwachsene ohne festen Wohnsitz und bedeutet ein Leben im Dauerstress. Auch für den jungen obdachlosen Sirius aus Wien. Trotz Ausbildung findet er ohne festen Wohnsitz keinen Job. Er sagt, dass er seine Freiheit liebt, doch das Leben auf der Straße ist gefährlich.
Junge Menschen aus prekären Lebensverhältnissen sind besonders gefährdet, wohnungs- oder obdachlos zu werden. Bis 2030 soll in Europa niemand mehr auf der Straße leben müssen, diesem Ziel haben sich 2021 alle europäischen Mitgliedsstaaten verpflichtet. Einige EU-Staaten setzen deshalb auf das Konzept des „Housing First“. Dabei hat ein eigener Wohnraum für Betroffene die höchste Priorität. Erst dann wird an komplexen Themen wie psychischer Gesundheit oder Jobsuche gearbeitet. Vor allem in Großstädten ist das Modell vielversprechend.
Aber auch in ländlichen Regionen ist Wohnungslosigkeit unter jungen Menschen ein Problem. In Deutschlandsberg in der Steiermark fürchten Laura und Danny, ihre Wohnung zu verlieren. Laura ist arbeitsunfähig und Danny als Deutsche hat keinen Anspruch auf Sozialleistungen in Österreich. Günstiger Wohnraum ist auch in vielen ländlichen Gegenden Österreichs knapp. Wird es dem Paar mit Unterstützung einer Streetworkerin gelingen, der drohenden Wohnungslosigkeit zu entgehen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 22.04.2025 arte Smartphone-Verbot für Spaniens Kinder
Folge 1484 (30 Min.)Bild: ArteDie spanische Bewegung „Teenager ohne Handy“ setzt sich dafür ein, Smartphones vor dem Alter von 16 Jahren schlichtweg zu verbieten. Sei es in den Schulen oder sogar im gesamten öffentlichen Raum. Das ist eine Forderung von großer Tragweite, wenn man bedenkt, dass 80 Prozent der spanischen Kinder im Alter von zwölf Jahren ein Smartphone besitzen. Waren es im September 2023 nur ein Dutzend Eltern, die Teil der Bewegung waren, so sind es heute, bereits 60.000. Sie organisieren sich unter anderem in 140 WhatsApp- oder Telegram-Gruppen. Die Bewegung bekam einen großen Auftrieb, als drei verschiedene Fälle von „Rachepornos“ bekannt wurden, eine schlagzeilenträchtige Affäre zwischen Minderjährigen in den sozialen Netzwerken Ende 2023. Die Bewegung mischt nun auch im Zentrum der politischen Debatte mit, in den autonomen Provinzen und auch in der Zentralregierung. Das Ziel der engagierten Eltern ist klar: Keine Smartphones für Jugendliche unter 16 Jahren. Und zwar überall und zu jeder Zeit. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 23.04.2025 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 22.04.2025 arte.tv Hausmeister in Russland, 24/7 im Job
Folge 1485 (30 Min.)In Sankt Petersburg werden die Touristenattraktionen aufwändig in Stand gehalten. Die Wohnhäuser einige Querstraßen weiter aber verfallen. Zuständig wäre die Kommune, doch die zeigt sich wenig engagiert. Nun haben die Eigentümer Andrej Fedoseew als Hausmeister engagiert, für viel Geld. Er ist für vier große Häuser zuständig und 24/7 im Job. „Es gab große Probleme im Haus, alles fiel auseinander, der Keller stand unter Wasser“, sagt Andrej. Das sei eher die Regel als die Ausnahme. Keller, die seit Jahren unter Wasser stehen. Kläranlagen, die nicht funktionieren. Fernwärmeleitungen, die regelmäßig platzen. Russlands kommunale Infrastruktur ist in einem beklagenswerten Zustand. Vieles stammt noch aus Sowjetzeiten, wurde kaum modernisiert.
Oft fehlt das Geld in einem Land, das über 40 Prozent seiner Einnahmen in Militär und Rüstung steckt. Noch schlimmer sieht es in den Dörfern vor den Toren der Stadt aus. In Krasny Bor kümmert sich Olga Eremina um Probleme vor Ort. Die Kläranlage funktioniert nicht mehr, Abwasser fließt ungeklärt in den Wald. Und aus dem Wasserhahn kommt nur ein trübes Rinnsal. „Unser Volk ist sehr duldsam“, sagt Olga. „Es erduldet und erduldet und erduldet.“ Einige Dörfer weiter bessert Valentina Fomina als Hausmeisterin ihre schmale Rente von rund 200 Euro auf. „Mein Dorf soll schöner werden!“, sagt sie. Akribisch fegt sie die Straße, verschönert als gelernte Malerin die Treppenhäuser. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 24.04.2025 arte Von der Großstadt auf die Alm
Folge 1486 (30 Min.)Bild: ArteZur Entlastung von überforderten Bergbauern vermittelt der Schweizer Verein Caritas-Montagnard freiwillige Helferinnen und Helfer. 130 Bergbauerfamilien nahmen im Jahr 2023 das Angebot in Anspruch, darunter auch die 37-jährige Claudine Rime. In Charmey betreibt die Mutter eines Fünfjährigen einen Bio-Bauernhof mit Milchkühen, Kälbern, Schafen und Alpakas sowie fünf Weiden in 1.600 Metern Höhe. Ihr Vater überschrieb ihr den Betrieb, als er in Rente ging. Jeder Tag ist eine Herausforderung: Kühe melken, sich um die Weiden kümmern, Tiere versorgen, Ställe ausmisten … Sie arbeitet bis zu 70 Stunden pro Woche, auch am Wochenende.
Aber um finanzielle Engpässe zu überbrücken, musste sie diversifizieren. Seit drei Jahren nimmt sie freiwillige Helfer auf, die ihr im Alltag zur Hand gehen. Der in Berlin lebende Lautaro Sancho liebt Tiere und die Natur und wollte das Leben auf dem Bauernhof austesten. Eine Woche lang konnte er diese Knochenarbeit am eigenen Leib erfahren: um fünf Uhr aufstehen, die immergleichen Arbeiten, geringes Einkommen. Ein Schock, der ihm nicht nur die finanzielle Realität der Landwirte vor Augen führte, sondern ihn auch zum Nachdenken über seine eigene Existenz als materialistischer und ordnungsliebender Städter anregte.
Diese harte Realität zwang Julien Vieux, Schafzüchter im Kanton Waad, dazu, zwei Jobs gleichzeitig zu haben. Der Hersteller von Raclette-Käse ist nebenher chemischer Präparator in einer Pharmafabrik. Nur so kann er den landwirtschaftlichen Betrieb halten, der seit acht Generationen im Besitz seiner Familie ist. Die Tage sind lang und voller Unwägbarkeiten, aber Julien kann auf seine freiwilligen Helfer bei der Käseherstellung zählen. Wie die 56-jährige Amalia aus Fribourg, die schon immer davon geträumt hat, in den Bergen zu arbeiten, im Kontakt mit der Natur. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 25.04.2025 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 18.04.2025 arte.tv Bulgariens Winterbräute, zwischen Tradition und Trend
Folge 1487 (30 Min.)Bild: ArteEs ist ein Ritual voller spiritueller Metaphern, und es konnte die Ausbreitung des Christentums und des Islams überdauern: Die Winterhochzeiten der Pomaken in Bulgarien. Jetzt wird diese jahrtausendealte Tradition nur noch im Bergdorf Ribnovo mit rund 3.000 Einwohnern praktiziert. Die weiblichen Mitglieder ihrer neuen Familie bemalen und verzieren das Gesicht der Braut. Sie wird mit geschlossenen Augen in das Haus des Bräutigams geführt und dort abgeschminkt. Erst dann darf sie die Augen wieder öffnen, da sie ihr neues Leben betreten hat. Die Pomaken, bulgarische Muslime, heiraten nach einem vorislamischen Ritual, welches weltweit einmalig ist.
Mustafa Emin möchte dafür sorgen, dass diese Hochzeitstradition in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wird. Teil des mehrtägigen Hochzeitsrituals ist auch eine große Mitgift. Bei der 20-jährigen Braut Nevse Kiselova sind es unter anderem 47 Decken. Die harten Winter kommen. Die Wohnungseinrichtung wird vor dem Haus der Braut auf der Straße zur Schau gestellt. Nachbarinnen beäugen die Ausstellung kritisch: Hat die Braut Geschmack und ist auch wirklich an alles gedacht worden? Es ist eine enorme Investition, so dass die Eltern bereits mit der Geburt einer Tochter beginnen, für dieses Ereignis zu sparen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 28.04.2025 arte Wenn die Angst mitreist
Folge 1488 (30 Min.)Bild: ArteThomas Steinmeier war früher Spitzenmanager eines Weltkonzerns und auf vielen Flughäfen der Welt zu Hause. Dann traf ihn ein heftiger Burnout und seitdem sind sie da, die Panikattacken. Vor allem vor dem Fliegen bekommt er über Jahre hinweg immer wieder Angstzustände. Das Problem will er nun ein für alle Mal lösen. Denn er will endlich wieder fliegen. Schweißausbrüche, zitternde Hände, Herzrasen und plötzliche Todesangst. Millionen Menschen leiden beim Reisen. Vor allem vor dem Fliegen haben viele von ihnen große Angst, aber auch vor dem Autofahren. Bei vielen Betroffenen war das aber nicht immer so.
Auslöser dieser Attacken sind meist traumatische Erlebnisse in der Vergangenheit. So wie bei Conny Eßing, sie wurde durch den Tod ihres Mannes aus der Bahn geworfen. Eßing hat seitdem Panikattacken beim Autofahren. Dabei hat sie einen täglichen Arbeitsweg von 100 Kilometern. Auch Conny Eßing entschloss sich, etwas dagegen zu tun. Thomas Steinmeier und Conny Eßing stellen sich ihren Ängsten und belegen Kurse, welche die psychischen Ursachen beheben sollen. Das erfordert viel Mut und Willenskraft, denn sie müssen dabei auch fahren und fliegen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 29.04.2025 arte Mein kaltes Zuhause in Portugal
Folge 1489 (30 Min.)Bild: ArteWie jedes Jahr ringt Fernando Gonçalves kurz vor Wintereinbruch mit den Mängeln seines kleinen Mietshauses in Porto: Das Dach ist undicht, die Wände voller Schimmel. Der 60-Jährige ist einer von über 600.000 Portugiesinnen und Portugiesen, die unter solch extremen häuslichen Bedingungen leben. Da er von 240 Euro Sozialhilfe lebt, kann er sich keine umfangreiche Sanierung leisten und sein Vermieter kümmert sich nicht. Nun hofft Fernando darauf, dass sich die Stadtverwaltung Porto in Zusammenarbeit mit der NGO Just a Change um die Missstände in seinem Haus kümmert.
Die Freiwilligen von Just a Change haben bereits mehrere Häuser in seinem Viertel winterfest gemacht. Wird auch er bald in einem warmen und trockenen Zuhause leben können? Just a Change hat in den vergangenen 15 Jahren mehr als 500 Häuser in ganz Portugal von Feuchtigkeit und Schimmel befreit. Damit ist nur einem Bruchteil der Bedürftigen im Land geholfen, denn mehr als zwei Millionen – 20 Prozent der Bevölkerung – leben in sogenannter Energiearmut. João Pedro Gouveia arbeitet seit Jahren an Lösungsstrategien.
Der Professor für Stadtplanung und Nachhaltigkeit in Lissabon berät Hilfsbedürftige im ganzen Land zu den Möglichkeiten eines energieeffizienten Umbaus ihrer Wohnungen und Häuser – und welchen Anspruch sie auf Hilfe vom Staat haben. Der Umweltfond stellt sogenannte Energiegutscheine aus, mit denen Mieter und Hauseigentümer Fenster abdichten oder Wände dämmen können. Aber die Hilfe kommt oft nicht an, denn viele Betroffene wissen noch nicht einmal, dass es sie überhaupt gibt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 30.04.2025 arte Die Halligen in Gefahr
Folge 1490 (30 Min.)Bild: ArteNommen Kruse lebt auf der kleinen Hallig Nordstrandischmoor im Wattenmeer. Gemeinsam mit seiner Frau, den drei Kindern und Mutter Ruth trotzt er den Naturgewalten. Bis zu 30-mal im Jahr heißt es auf Nordstrandischmoor „Land unter“. Sturmfluten überspülen die Hallig, nur die erhöhten Warften, auf denen ihre Häuser stehen, bleiben trocken. Nordstrandischmoor ist eine von zehn Halligen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Durch den Klimawandel sind die Halligen jetzt einer neuen Bedrohung ausgesetzt. Während Nordstrandischmoor jährlich um 1,5 Millimeter wächst, steigt der Meeresspiegel der Nordsee mit 4,5 Millimetern dreimal so schnell. Als Wasserbauer kämpft Nommen deshalb täglich um seine Heimat, baut an der Halligkante und fördert die Ablagerung von Sedimenten, um so zu einem natürlichen Wachstum der Hallig beizutragen.
Zusammen mit dem Geologen Matthias Deicke von der Universität Göttingen hat er eine sogenannte Sedimentfalle gebaut, die bei jeder Sturmflut Sand und Schlick direkt auf die Hallig spült. Ihre ersten Tests zeigen, dass so die Hallig schneller wachsen könnte, als der Meeresspiegel ansteigt. Vier Rohre müssten auf der Hallig verlegt werden, aber Nordstrandischmoor ist Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und somit eigentlich vor Baumaßnahmen geschützt. Können Nommen und Matthias dennoch die zuständigen Behörden überzeugen und somit langfristig die Hallig vor dem Untergang schützen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 05.05.2025 arte Eine griechische Insel und ihr Weltkriegserbe
Folge 1491 (30 Min.)Bild: ArteTaucher Marinos Giourgas stammt aus einer Familie von Marine-Angehörigen und ist seit seiner Kindheit von Unterwasser-Wracks fasziniert. Immer wieder besucht er deshalb die kaum bekannte Ägäisinsel Leros, denn in den Gewässern vor der Insel wimmelt es nur so von Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg – vor allem wegen der Schlacht von Leros 1943, als deutsche gegen britische und italienische Truppen kämpften. Bei einem Tauchgang entdeckt Marinos sogar ein bislang unbekanntes Wrack. Doch die Zeit drängt. Denn weil das Mittelmeer sehr salzhaltig ist, korrodieren die Weltkriegswracks hier besonders schnell.
Auch der 66-jährige Franco di Pierro, Vize-Bürgermeister von Leros, bewahrt die Erinnerung an den Weltkrieg und die wechselvolle Geschichte der Insel. Francos Familie stammt ursprünglich aus Italien und ist seit den 20er Jahren auf der Insel, als Italien Leros als Militärstützpunkt im Mittelmeer nutzte. Seit auf der Insel vor ein paar Jahren ein Kriegsmuseum entstanden ist, spenden Einheimische ihrem Vize-Bürgermeister und Insel-Gedächtnis Franco regelmäßig Hinterlassenschaften aus dem Krieg: alte Waffen, Kriegsgerät und Haushaltsgegenstände aus der NS-Zeit.
Auf ganz Leros sind die Spuren des Weltkriegs weithin sichtbar. Franco befragt die wenigen Zeitzeugen, die während des Angriffs auf die Insel noch Kinder waren und von Krieg, Terror und anschließender Hungersnot berichten. Doch 80 Jahre nach Kriegsende stellt sich auch auf Leros die Frage: Wie kann die Erinnerung an den Krieg und die Geschichte von Leros für die junge Generation bewahrt werden? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 06.05.2025 arte Türkische Teppichkultur am Ende?
Folge 1492 (29 Min.)Bild: ArteFür Damla Saydam ist der türkische Teppich eine Frage der kulturellen Identität. Doch aus dem einstigen Exportschlager ist ein Nischenprodukt geworden. Selbst in den traditionellen Teppichgeschäften des Istanbuler Großen Basars werden zunehmend maschinell hergestellte Teppiche aus China, Indien oder der Türkei verkauft und die Händler handgewebter Ware bleiben auf ihren Produkten sitzen. Ohne Absatzmarkt lohnt sich das Geschäft für die Weberinnen und Weber nicht mehr. Für Damla ist das eine besorgniserregende Entwicklung: „Wenn niemand mehr weiß, wie man webt und knüpft und keiner mehr die alten Muster kennt, dann endet irgendwann unsere großartige Teppichkultur“, sagt die 34-Jährige.
Gegen den Trend hat Damla Saydam in Bergama, im Westen der Türkei ein kleines Teppichgeschäft für handgewebte Teppiche eröffnet und baut sich derzeit ein eigenes Netzwerk auf: von den Weberinnen in der Umgebung bis zu den Kunden, die bereit sind, für Naturprodukte und Handwerkskunst einen entsprechenden Preis zu zahlen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 07.05.2025 arte Mission Munitionsbergung aus dem Meer
Folge 1493 (30 Min.)Vor den deutschen Küsten befinden sich seit Jahrzehnten Unmengen an Munition, die nach den Weltkriegen dort versenkt worden sind. Für die Meere bedeutet das eine zunehmende Verschmutzung, da immer mehr toxischer Sprengstoff austritt. Nun möchte die Bundesregierung zusammen mit zwei Unternehmen in der Ostsee ein Pilotprojekt starten, um die Meere großflächig von der Vergiftung zu befreien. Die Versuche starten auf Spezialschiffen. Jede beauftragte Firma hat nur wenige Wochen Zeit, um zu zeigen, dass sie in der Lage ist, mit Tauchern und technischen Geräten Munition zu orten, zu transportieren und für eine spätere Vernichtung an einem sicheren Ort unter Wasser zu lagern. Wegen des Zeitdrucks und der enormen Kosten für die Operationen muss alles reibungslos ablaufen.
Deswegen muss die hochkomplexe Technik auch im Meer unter Realbedingungen genauso funktionieren wie vorher in Laborversuchen. Doch auf hoher See warten Herausforderungen wie Wetter, Strömung, schlechte Sicht unter Wasser und Wellengang. Dazu kommen noch strenge Vorgaben der Behörden, die unbedingt eingehalten werden müssen. Die Reportage begleitet das Pilotprojekt bei den gefährlichen Operationen über und unter Wasser. Schnell wird deutlich: Das Problem ist gigantisch und es treten Schwierigkeiten auf, mit denen vorher niemand gerechnet hat. Ein zweiter Schauplatz ist ein Projekt in der Außenelbe. Für Baumaßnahmen muss hier das Flussbett von Granaten aus dem Ersten Weltkrieg befreit werden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 08.05.2025 arte Rom zwischen den Päpsten
Folge 1494 (30 Min.)Bild: ArteDer Tod von Papst Franziskus am Ostermontag hat weltweit Bestürzung ausgelöst. Der 266. Papst der römisch-katholischen Kirche galt als bescheiden, volksnah und liberaler als seine Vorgänger. Rom ist innerhalb kürzester Zeit zum Zentrum der Trauer geworden. Doch auch die Ungewissheit vor der Zukunft ist groß. Welche Hoffnung setzen die Gläubigen in den nächsten Papst? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 09.05.2025 arte Der teure Weg zum Führerschein
Folge 1495 (30 Min.)Fahrlehrer Tolga Özdemir und seine Fahrschülerin NeelaBild: Spiegel TVTolga Özdemir ist Fahrlehrer in Berlin. Mit viel Leidenschaft bereitet er seine Schüler auf die Fahrprüfungen vor. Doch er weiß: Für viele sind die hohen Kosten ein Problem. „Manchmal wird an den Fahrstunden gespart, was dazu führt, dass mehr Leute durchfallen und dadurch wiederum die Gesamtkosten steigen“. Fahrschülerin Neela steht kurz vor ihrer praktischen Prüfung. Ihren Führerschein finanziert ihre Familie. Nachdem sie erst im dritten Anlauf die Theorieprüfung bestanden hat, muss sie nun unbedingt die praktische Prüfung bestehen.
Sie ist kein Einzelfall. Aktuelle Zahlen des TÜV-Verbands zeigen: Fast jeder Zweite fällt durch die theoretische Prüfung. Auch in der Praxis fallen 37 Prozent durch. Gründe hierfür liegen nach der Meinung von Experten an einer komplexeren Verkehrssituation und schwierigeren Theoriefragen – aber auch an einer mangelnden Konzentrationsfähigkeit der Fahrschüler. Der hohe Preis spielt auch eine Rolle und steigert den mentalen Druck zu bestehen. In den letzten Jahren sind die Kosten für den Führerschein stark gestiegen.
3.000 Euro und mehr sind keine Seltenheit. Der Blick nach Frankreich zeigt: Andere Länder versuchen mit alternativen Methoden zeitgemäß und bezahlbar zu bleiben. Der Führerschein ist in Frankreich mit circa 1.800 Euro ohnehin schon günstiger als in Deutschland. Aber die Online-Fahrschule „Le Per-mis Libre“, mit flexibel buchbaren Fahrstunden, wirbt mit einem Preis von unter 1.000 Euro bei 20 Fahrstunden. Könnte das auch ein Modell für Deutschland sein? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 13.05.2025 arte Mit Impfungen gegen schwarzen Hautkrebs
Folge 1496 (30 Min.)Professor Christoffer Gebhardt leitet die mRNA-Studie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: Seit Jahren forscht er an den neuesten Therapien gegen Hautkrebs.Bild: Larissa KlinkerAnnette Zimmermann und Dirk Brauns sind an schwarzem Hautkrebs erkrankt – der bösartigsten Form dieser Krankheit. Beide leben mit der ständigen Angst, dass der Krebs zurückkehrt. Deshalb haben sie sich entschieden, an einer Studie teilzunehmen, in der eine mRNA-Krebsimpfung gegen das Melanom getestet wird. Die Impfung von Moderna und MSD soll die Heilungschancen für Melanom-Patienten erheblich verbessern. Für Annette Zimmermann ist die mRNA-Impfung ein großer Hoffnungsschimmer, denn schon einmal haben Ärzte bei ihr eine Metastase gefunden und entfernt. Durch die Spritze hofft sie, dass der Krebs nicht noch einmal wiederkommt.
Bei Dirk Brauns wurde erst nach einer Odyssee von Arzt zu Arzt schwarzer Hautkrebs am Fuß entdeckt. Nach Entfernung des riesigen Geschwürs am Fuß, empfahlen Ärzte ihm an der mRNA-Krebsstudie teilzunehmen. Professor Christoffer Gebhardt forscht seit Jahren an der Heilung von Hautkrebs und leitet die mRNA-Krebsstudie am UKE Hamburg. Er ist überzeugt, dass die mRNA-Impfung nicht nur beim Melanom, sondern in der gesamten Onkologie einen Siegeszug antreten wird. Die Reportage begleitet die Patienten auf ihrem Weg durch die Behandlung und gibt Einblicke, wie sie privat mit der Krankheit umgehen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 14.05.2025 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 12.05.2025 arte.tv Die UFO-Jäger
Folge 1497 (30 Min.)Das Hessdalen-Phänomen, aufgenommen 2007 mit 30-sekündiger BelichtungszeitBild: Project HessdalenInformatiker Andreas Kerpe aus Deutschland zieht es jedes Jahr nach Hessdalen, einem Hochtal südlich von Trondheim in Norwegen. Der 59-Jährige will das sogenannte Hessdalen-Phänomen beobachten und untersuchen. Anfang der 1980er Jahre berichteten norwegische Medien das erste Mal darüber, dass Anwohner am Himmel über Hessdalen mysteriöse Lichter oder sogar Objekte sehen. Zusammen mit anderen Enthusiasten und Wissenschaftlern will er eine Erklärung für die UFOs, also die unbekannten Flugobjekte, finden. Bislang gibt es lediglich unbewiesene Theorien für einen irdischen Ursprung der Lichter. Andere Hobby-UFO-Jäger wie die Schwedin Anneli Sarre sind überzeugt, dass die Lichter Hinweise auf außerirdische Kontakte sind. Unbekannte Flugobjekte wie die Hessdalen-Lichter werden auf der ganzen Welt gesehen.
Allein in Deutschland zum Beispiel gibt es rund 800 Sichtungen pro Jahr. Auch staatliche Behörden untersuchen Foto- und Videoaufnahmen von UFOs, wie das US-Verteidigungsministerium oder – als einzige in Europa – die französische Raumfahrtagentur CNES. Sie hat eine eigene Abteilung für UFOs eingerichtet, die GEIPAN. Antoine Cousyn arbeitet als ehrenamtlicher Ermittler für die GEIPAN. Ihn beschäftigt gerade ein Fall aus Le Mans. Eine Rentnerin hat einen Lichtball aus dem Fenster ihres Wohnzimmers mit dem Handy gefilmt. War es ein Satellit, ein Flugzeug oder handelt es sich um eine Bildmanipulation? Antoine Cousyn versucht das Rätsel um das seltsame Licht in Le Mans zu lösen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 15.05.2025 arte Im Einsatz gegen vermüllte Gewässer
Folge 1498 (30 Min.)Bild: ArteJede Nacht steigt Kanalarbeiter Marc Rummler 15 Meter in die Wiener Kanalisation hinab, um Müll zu beseitigen. Von Tampons, Strumpfhosen bis Tattoonadeln ist alles dabei. Der Liebe wegen ist der Kölner vor zehn Jahren nach Wien gezogen – und hat als Kanalarbeiter seinen Traumjob gefunden. Er sorgt dafür, dass in Wien nicht das passiert, was 2013 in London durch die Medien ging: Ein riesiger Fettberg verstopfte die Londoner Kanalisation und musste mühsam abgetragen werden. Im Hamburger Hafen sorgt Kapitän Marcel Küster dafür, dass das Meer sauber bleibt.
Er ist dafür zuständig, Müll von Container- und Frachtschiffen korrekt zu entsorgen. Er und sein Kollege sammeln mit ihrem Müllschiff Abfälle wie flüssigen Ölschlamm und Plastikmüll ein, damit diese nicht in den Meeren landen. Kann man aus Müll Geld machen? Die Brüder Quentin und Baptiste Magnaux aus Südfrankreich haben ein ungewöhnliches Hobby: Mit starken Magneten ziehen sie alte Autoteile, aufgebrochene Geldtresore und sogar Waffen aus Flüssen und Seen.
Solche Funde müssen sie der Polizei melden, aber der Rest wird recycelt oder verkauft. Auf Social Media haben sie inzwischen über 400.000 Abonnenten. Die Brüder sehen sich als Naturschützer und können von ihrem Hobby sogar leben, auch wenn ihre Eltern es lieber sähen, wenn die Söhne etwas „Richtiges“ machen würden. Zu den wertvollsten Fundstücken der Brüder zählt eine Diamantkette, die sie in einem aufgebrochenen Tresor fanden – und sogar der glücklichen Besitzerin zurückgeben konnten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 16.05.2025 arte Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 06.02.2025Sizilien im Dürre-Stress
Folge 1499 (30 Min.)Bild: ArteDie Region Agrigent ist besonders von der Dürre betroffen. Im August 2024 stiegen die Temperaturen bis auf 46 Grad, und von Januar bis September gab es kaum Regen. Liborio Mangiapane führt seinen landwirtschaftlichen Betrieb in fünfter Generation. Seine Modicana-Rinder, eine robuste einheimische Rasse, liegen ihm besonders am Herzen, doch wenn es nicht bald regnet, muss er einen Teil der Herde zum Schlachter bringen. Überall auf der Insel ist Wasser rationiert. In manchen Vierteln von Agrigent kommt seit Monaten gar kein Wasser mehr durch die Leitung. Mariagrazia und Salvatore Costanza stehen deshalb am öffentlichen Brunnen in der Warteschlange, um Wasser in ihre Kanister abzufüllen.
Ihre Wohnung ist eine einzige Wassersammelstelle geworden. Denn: Regelmäßig private Wassertanklieferungen zu bestellen, das geht richtig ins Geld. Wasser ist auf Sizilien zu einem lukrativen Geschäft geworden. Der Preis für eine Tankwagenladung ist seit Beginn der Krise enorm gestiegen. Und auch die Anzahl der Wasserlieferanten hat sprunghaft zugenommen. Diese Firmen lassen sich lieber nicht auf die Finger schauen. Nach langen Recherchen konnte das Team von ARTE Re: einen einzigen Wassertransporteur finden, der sich auf seinen Lieferfahrten begleiten ließ.
Elvira Mangione führt seit zwanzig Jahren ein Hotel im Zentrum von Agrigent. Täglich kontrolliert sie ihre Wasservorräte und bittet die Gäste, sparsam mit dem Wasser umzugehen. Der Wassermangel ist zum Teil auch hausgemacht: Über 50 Prozent des Trinkwassers gehen unterwegs verloren, weil die Leitungen marode sind. Die Erneuerung der Infrastruktur steht zwar seit Jahren an, doch konkrete Maßnahmen fehlen. Auch deshalb wird dieses extrem trockene Jahr für Sizilien zu einem immer bedrohlicheren Problem. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 20.05.2025 arte Hilfe für demenzkranke Briten
Folge 1500 (30 Min.)In Großbritannien leiden Schätzungen zufolge rund eine Million Menschen an Demenz. Wie Lorraine aus Darlington in Nord-England. Die 69-Jährige hat immer wieder Erinnerungslücken und Wortfindungsstörungen. „Ich könnte den ganzen Tag zu Hause bleiben und heulen oder fernsehen“, sagt sie, „aber das bin ich einfach nicht.“ Lorraine engagiert sich dafür, ihre Umgebung demenzfreundlicher zu gestalten und berät Arztpraxen, kulturelle Einrichtungen oder auch den regionalen Flughafen, wie sich Menschen mit Demenz dort besser orientieren und sicherer fühlen können.
Problematisch sieht sie zum Beispiel weiße Räume mit heller Beleuchtung. „Das wirkt für Demenz-Kranke wie ein riesiges Rechteck aus Licht. Das kann eine ziemliche Herausforderung sein“, erklärt sie. „Besser sind beruhigende Farben und klare Konturen.“ Orientierungsprobleme hat auch Alan aus Ullesthorpe. Der Rentner lebt seit mehr als 15 Jahren mit Demenz und wird von seiner Frau Maggie unterstützt. Durch die Krankheit kann er sich oft an Dinge nicht mehr erinnern, die schon Jahre oder erst fünf Minuten her sind.
Regelmäßig besucht Alan ein speziell für Demenzkranke entwickeltes Gehirntraining, das Brain-Gym. Mit Wort- und Zahlenspielen, Fingerübungen oder Puzzeln trainieren die Teilnehmenden ihre kognitiven Fähigkeiten. Maggie glaubt, dass ihr Mann ohne dieses Training sehr schnell abbauen würde. „Ich denke, er wäre dann sehr frustriert“, sagt sie, „und ich wahrscheinlich auch!“ Diese Form der Gehirn-Gymnastik ist Bestandteil eines Forschungsprojekts und könnte bei Erfolg in ganz Europa eingesetzt werden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 22.05.2025 arte Wem gehört der Döner?
Folge 1501 (30 Min.)Bild: ArteDie Art und Dicke des Fleisches, die Marinade, sogar die Länge und Führung des Schneidemessers: Wenn es nach dem türkischen Döner-Verband UDOFED geht, gelten zukünftig in ganz Europa strenge Vorgaben. Huriye Özener kämpft als Chefberaterin des Verbands für ein Reinheitsgebot. „Die Türkei ist das Heimatland dieses Produkts. Wir wollen sicherstellen, dass sein traditionelles Rezept, seine Zubereitungsweise und Qualität bewahrt werden.“ Rund um den Drehspieß ist ein riesiger Industriezweig entstanden. Rund 400 Tonnen Döner Kebab werden durchschnittlich pro Tag in Europa produziert.
Während die türkische Initiative argumentiert, europaweit geltende Vorgaben würden die Qualität des Gerichts schützen, fühlen sich viele deutsche Dönerladenbesitzer bevormundet. Denn hier wird der Döner oft weniger traditionell, dafür mit verschiedenen Soßen, Beilagen und Fleischsorten angeboten. Imbissinhaber Dogan Özgul aus Frankfurt steht für die Vielfalt des Döners wie wohl kein Zweiter. Wöchentlich präsentiert er neue Kreationen. Egal ob Ente, Strauß oder Känguru, für den 36-Jährigen ist kein Spieß zu exotisch.
Die Vorgaben des türkischen Dönerverbands wären für ihn existenzgefährdend. Doch auch außerhalb der Türkei gibt es Befürworter der türkischen Initiative. Ferhat Yildirims Restaurant in Wien genießt den Ruf, das beste Döner-Lokal der Welt zu sein. Er erhofft sich durch verbindliche Vorgaben einen Qualitätssprung für den traditionellen Imbiss. „Berliner Döner ist industriell hergestelltes Fast Food. Das hat mit unserem Produkt nichts zu tun. Hier schmeckst du nur das Fleisch.“ (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 23.05.2025 arte Mit Raketen und Schwarzpulver durch die Osternacht
Folge 1502 (30 Min.)Bild: ArteSchon ein halbes Jahr vor Ostern fängt Theodósis Sezénias mit seiner Gruppe an, Feuerwerksraketen für den Rouketopolemos zu bauen. Mit geheimen Zutaten, an geheimen Orten, denn das österliche Feuerwerksduell auf der griechischen Insel Chios ist eigentlich illegal. Jedes Jahr in der Nacht zum orthodoxen Ostersonntag beschießen sich hier zwei Kirchengemeinden mit Zehntausenden selbstgebauten Raketen. Es ist eine Frage der Tradition und der Ehre, beim Rouketopolemos im Seefahrer-Ort Vrondádos mitzumachen. Das Spektakel, das seinen Ursprung im 19. Jahrhundert haben soll, ist inzwischen auch zur Touristenattraktion geworden – obwohl es von den Behörden nie legalisiert wurde.
Theodósis ist seit mehr als 20 Jahren dabei. Der Rouketopolemos ist sein Leben, seine Gruppe für ihn so etwas wie seine Familie. „Wir leben für diese Tradition, wir halten sie aufrecht“, sagt er. Es gehe dabei längst nicht nur um das Duell an sich, nicht nur darum, wer in der Osternacht den gegnerischen Glockenturm am häufigsten trifft, sondern um die monatelangen Vorbereitungen, das Zusammensein, die gemeinsamen Erlebnisse.
Mittlerweile gibt Theodósis sein Wissen an die nächste Generation weiter, an die Jüngeren. Es gehöre Ausdauer dazu, sagt er, Zeit und Geld. Denn alles sei handgemacht, und bis jemand in der Lage sei, eine gute Feuerwerksrakete zu bauen, vergingen drei bis vier Jahre. Wie erfolgreich werden seine Zöglinge dieses Mal sein? „Jedes Jahr ist anders“, weiß Theodósis. „Die Raketen sind unterschiedlich, die Teams ändern sich, jedes Jahr hat seine Geschichten.“ (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 26.05.2025 arte Wenn Alkohol am Steuer das Auto kostet
Folge 1503 (30 Min.)Bild: ArteEnde Juni 2024 bereitet sich die lettische Sprinterin Gunta Vaicule auf die Olympischen Spiele in Paris vor. Sie ist auf dem Höhepunkt ihrer Form, als ein betrunkener Fahrer in ihr Auto rast. Ihr Wagen überschlägt sich mehrfach. Vaicule überlebt mit viel Glück. Doch oft enden solche Unfälle tödlich. Lettlands Straßen gehören zu den unsichersten in der EU. Der lettische Staat greift seit 2022 gegen Alkohol am Steuer durch: Wer mit mehr als 1,5 Promille erwischt wird, verliert sein Auto – für immer. Seitdem wurden Hunderte Fahrzeuge beschlagnahmt.
Die Polizisten Valērijs Zlotņikovs (36) und Matīss Ananko (31) führen regelmäßig Alkoholkontrollen durch. „Wenn du jemanden erwischst, weißt du, dass du vielleicht etwas sehr Schlimmes verhindert hast – vielleicht sogar einen tödlichen Unfall“, sagt Zlotņikovs. In einer Nachtschicht stoppen sie einen Fahrer mit drei Promille, sein Auto wird beschlagnahmt. Viele konfiszierte Fahrzeuge schickt Lettland an die ukrainische Armee, um den Abwehrkampf gegen Russland zu unterstützen.
Darunter ist auch ein Audi mit Thüringer Nummernschild. Der Fahrer war mit über 1,5 Promille in Lettland unterwegs. Der Informatiker Imants Skerstens rüstet in seiner Freizeit konfiszierte Fahrzeuge für den Einsatz in der Ukraine um. Aus Geländewagen mit Allradantrieb werden gepanzerte Sanitätsfahrzeuge. Skerstens findet das Gesetz sehr gut. Ganz anders ein Fahrer, der betrunken erwischt wurde: „Am meisten leidet die Familie. Denn oft sind auch Ehepartner oder Angehörige von der Konfiszierung betroffen“, sagt er. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 27.05.2025 arte Erste Hilfe für das britische Gesundheitssystem
Folge 1504 (30 Min.)Bild: ArteIn Luton, einer kleinen Stadt nördlich von London, ist das Gesundheitssystem am Limit. Es fehlt an Rettungswagen, Personal und Klinikbetten. Die Notaufnahme des Krankenhauses ist völlig überlastet. Vor allem alte Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen sprechen von schlimmen Erlebnissen, von langen Wartezeiten und mangelhafter Versorgung. Für Entlastung soll das Frailty Team sorgen, das Gebrechlichkeitsteam. Die Medizinerin Dr. Adriana und ihr Team aus Pflegerinnen versorgen alte Menschen zu Hause, die normalerweise im Krankenhaus liegen würden, zum Beispiel nach einem Sturz.
Für die Patienten und ihre Angehörigen ist das ein Segen. Denn die Versorgung in der eigenen Wohnung ist für die meisten die beste Lösung – und für das Gesundheitssystem eine echte Ersparnis. Die Rettungssanitäterin Rachel arbeitet in der Leitstelle der Luton, wo die Einsätze koordiniert werden. Ihre Aufgabe: Sie soll dafür sorgen, dass Krankenwagen nur für wirklich dringende Fälle auf den Weg geschickt werden. Denn weil auch die Hausärzte überlastet sind, wählen viele Menschen aus Verzweiflung den Notruf.
Wenn die Lage nicht lebensbedrohlich ist, hilft Rachel am Telefon mit Ratschlägen oder stellt die Verbindung zum mobilen Ärzteteam her. Doch die Einsätze des Frailty Teams sind auch mit großen Herausforderungen verbunden. Dr. Adriana und ihre Kolleginnen müssen immer abwägen, ob ein Patient nicht doch in die Klinik gehört – auch, wenn da oft kein Platz ist. Zudem sind sie bei den Hausbesuchen oft mit prekären Lebensumständen konfrontiert, Luton gehört zu den ärmsten Städten Englands. Hier steht es um die Gesundheit der Menschen daher noch schlechter als im Rest des Landes. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 28.05.2025 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 26.05.2025 arte.tv Protestwelle in der Türkei
Folge 1505 (30 Min.)Bild: ArteAls am 19. März 2025 der Istanbuler Oberbürgermeister Ekrem İmamoğlu festgenommen wird, ist die Studentin Ezgi Tatli (25) entsetzt. Viele Menschen in der Türkei wittern ein politisches Verfahren, denn İmamoğlu gilt als Erdoğans stärkster Gegner, sollte zum Präsidentschaftskandidaten der Opposition ernannt werden. Nun wirft ihm die Justiz Korruption und Terrorunterstützung vor, zudem hat die Universität Istanbul sein Uni-Diplom annulliert, eine Voraussetzung, um Präsident der Türkei werden zu können. Trotz Demonstrationsverbots geht Ezgi zusammen mit Tausenden Studierenden dagegen auf die Straße.
Sie fordern Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Die Polizei reagiert mit großer Härte, nimmt Tausende Demonstrierende fest – auch Ezgis Bruder Berkant. Er landet im selben Hochsicherheitsgefängnis wie İmamoğlu. Ezgi kämpft nun um Berkants Freilassung und setzt zugleich ihren Widerstand fort – immer in der Gefahr, selbst festgenommen zu werden. Nicht nur in der 16-Millionen-Metrople Istanbul, auch in Mittelanatolien brodelt es, seit aus den Studentenprotesten eine landesweite Bürgerbewegung wurde.
Landwirt Ömer Demir (38) aus der Region Yozgat unterstützte jahrelang Erdoğan, inzwischen fühlt er sich von der Regierung im Stich gelassen. Durch die Hyperinflation im Land verdient er kaum noch Geld. Nun häuften sich die Schulden, und der Staat helfe kaum, klagt Ömer. Die Verhaftung İmamoğlus hat seine Wut auf die Regierung nur weiter angefacht. Die örtliche Opposition plant einen großen Traktor-Protest – und Ömer will das erste Mal in seinem Leben auf die Straße gehen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 30.05.2025 arte
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