ARTE Re: Folge 1509: Neurodivers – anders denken, besser arbeiten?
Folge 1509
Neurodivers – anders denken, besser arbeiten?
Folge 1509 (30 Min.)
Leonie Land ist neurodivergent, sie lebt mit dem Tourette-Syndrom. Ihre unkontrollierten Tics, bei denen sie ungewollt Laute äußert und ihre Muskeln zucken, begannen im Alter von sieben Jahren. Neben ihrer Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin studiert die 23-Jährige noch im dritten Semester Wirtschaftsinformatik im Fernstudium, lernt eine neue Sprache und Gitarre spielen. Wie viele Menschen mit Tourette besitzt Leonie eine sehr hohe Aufnahmefähigkeit. Sie möchte, dass neurodiverse Menschen von der Gesellschaft nicht als krank abgestempelt werden. Am Zentrum für Neurodiversitätsforschung in Hamburg erforscht André Zimpel die Vielfalt menschlicher Gehirne. Der Psychologe ist als Synästhetiker selbst neurodivergent. Für ihn hat jeder Buchstabe und jede Zahl eine eigene Farbe – und Melodien sogar
einen Geschmack. Bislang galten Autisten oder Menschen mit ADHS und Tourette gemeinhin als beeinträchtigt. André Zimpel will das ändern. Er möchte mit seiner Forschung dazu beitragen, dass Unternehmen die Stärken neurodiverser Menschen erkennen. Die Firma auticon hat dieses Potential längst entdeckt und beschäftigt weltweit 440 autistische Mitarbeiter, die Unternehmen wie Siemens, BMW oder Airbus in IT-Fragen beraten. Einer von ihnen ist Tilman Müller. Der IT-Berater braucht ein extrem ruhiges Umfeld, um effektiv arbeiten zu können. Lange hat er sich in Großraumbüros gequält. Die Arbeitsbedingungen haben den 32-Jährigen daran gehindert, sein volles Potenzial zu entwickeln. Bei auticon kann er im Home-Office oder Einzelbüro arbeiten. Ein Konzept, das für alle Seiten gut funktioniert. (Text: arte)