2024 (Folge 1259–1283)
Exilrussen gegen Putin
Folge 1259 (30 Min.)Irina Dolinina und Roman Anin sind russische Investigativjournalisten und arbeiten in Prag für die Internetplattform „Important Stories“. Mit ihren Kurzfilmen erreichen sie auch heute noch ein Millionenpublikum in Russland. Gerade stellen sie einen ihrer investigativen Clips fertig. Darin geht es um die leeren Versprechungen, die den neu einberufenen Soldaten im Winter 2022 seitens der russischen Armee gemacht wurden. Im Frühjahr 2023 verheizte man die unerfahrenen Soldaten an der Front. Die Journalisten befürchten, dass Putin nach seiner Wiederwahl am 17. März eine neue Mobilisierungswelle lostritt. Gleichzeitig ist ihr eigenes Leben bedroht.
Roman Anin flüchtete schon 2021 aus Russland, weil ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet worden war. Irina Dolinina erhielt kürzlich Drohmails, die das Team zum Handeln zwingen. Robert Latypov ist ein russischer Historiker aus dem nordrussischen Perm und arbeitet in der Bremer „Forschungsstelle Osteuropa“. Dieses Institut ist ein ganz besonderer Ort. Hierher brachten während der Stalinzeit viele russische Dissidenten ihre Unterlagen in Sicherheit. Latypov war aber auch Aktivist bei der berühmten russischen Menschenrechtsorganisation Memorial. Er hatte Glück im Unglück: Den Forschungsauftrag in Bremen erhielt er zeitgleich zum Kriegsbeginn im Februar 2022. So blieb ihm eine echte Flucht erspart.
Denn nur kurze Zeit später landete er auf der Fahndungsliste des russischen Geheimdienstes FSB. Ironie des Schicksals: Sein Spezialgebiet sind russische Dissidenten, zu dem er jetzt selbst geworden ist. Latypov reist nach Berlin. Memorial hat im Dezember 2022 den Friedensnobelpreis erhalten. Jetzt wird einjähriges Jubiläum gefeiert. Hunderte Mitglieder, die verstreut in der ganzen Welt leben, werden zu diesem Ereignis anreisen. Wie geht es Latypovs Freunden und Bekannten? Was können sie heute noch aus dem Exil heraus gegen Putin unternehmen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 14.03.2024 arte Mystischer Islam lockt Aussteiger nach Spanien
Folge 1260 (30 Min.)Bild: ArteDie Suche nach spirituellem Sinn und alternativen Lebensformen treibt viele Menschen in Europa um. Einige finden Antworten im Sufismus, einer mystischen Ausrichtung des Islam. In Süd-Spanien zieht eine wachsende Sufi-Community zahlreiche vom Christentum zum Islam Konvertierte an. Auch der Deutsch-Pole Hamza wandert dorthin aus. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 15.03.2024 arte Zimmer frei für Solo-Eltern
Folge 1261 (29 Min.)In Brüssel gibt es 65.000 Alleinerziehende: Jede dritte Familie ist betroffen, die große Mehrheit davon sind Solo-Mütter, nicht selten in schwieriger wirtschaftlicher Lage. Das Risiko, unter die Armutsgrenze zu rutschen, ist für Einelternfamilien vier Mal so hoch. In Belgien ist die Unterstützung alleinerziehender Mütter zur gesellschaftlichen und politischen Herausforderung geworden. Wie kann man diesen Frauen helfen, ihren Kindern gleiche Chancen zu bieten? Louise arbeitet in einem Verein, der Alleinerziehende unterstützt. Die vor drei Jahren gegründete Struktur wird von der Region Brüssel finanziert.
Louise beantwortet Telefonanrufe und empfängt Familien, die sie je nach Bedarf an die Sozialhilfe, psychologischen oder juristischen Beistand weiterleitet. Ihr liegt am Herzen, diese Familien in schwierigen Zeiten zu begleiten und sie aus ihrer Isolation herauszuholen. Caroline ist alleinerziehende Mutter von vier Kindern. Ihr Tagesablauf ist auf die Sekunde genau getaktet; es geht nur, wenn die Kinder bei der Hausarbeit mithelfen. In ihrer wenigen freien Zeit arbeitet Caroline ehrenamtlich bei Co.Fa.Mon., einem Hilfsverein für Solo-Eltern, für den sie Lebensmittelspenden sammelt.
Sie und die anderen Freiwilligen wollen sich bei den Politikern Gehör verschaffen, damit mehr Maßnahmen ergriffen werden. Weil ihr Einkommen niedriger ist, finden Solo-Eltern oft keinen angemessenen Wohnraum. Nina ist Mutter eines Elfjährigen und hat sich für eine Wohngemeinschaft entschieden. In den sozialen Netzwerken ermuntert sie andere Alleinerziehende, dieses Konzept zu testen: Man ist weniger allein und nimmt sich gegenseitig Alltagsbelastungen ab. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 18.03.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 12.03.2024 ARD Mediathek Pazifische Austern erobern das Wattenmeer
Folge 1262 (35 Min.)Ursprünglich im Pazifischen Ozean beheimatet, breiten sich Pazifische Felsenaustern seit den 1960er-Jahren im gesamten Wattenmeer der Nordsee aus, erst in den Niederlanden, seit 20 Jahren auch in Dänemark. Naturschützer wie der Biologe John Frikke betrachten die Expansion der invasiven Art mit Sorge. Nicht nur heimische Vogelarten, sondern auch Zugvögel nutzen das dänische Wattenmeer als Speisekammer. Für sie stellt die Pazifische Felsenauster eine wachsende Bedrohung dar – zum einen, weil die steinharte Schale für sie nicht zu knacken ist, zum anderen, weil die heimische Miesmuschel in der Konkurrenz mit den Felsenaustern weniger Nahrung bekommt und daher weniger Fleisch ansetzt.
Eiderenten, welche die Miesmuschel mitsamt der Schale verschlingen, verhungern deshalb mit vollem Magen. Für die Bremer Fischhändler Marco Schnackenberg und Joost Becken sind die wilden Austernbänke vor der niederländischen Küste dagegen eine Goldgrube. Bei Ebbe liegen hier Millionen Felsenaustern frei und können mit einer Lizenz eingesammelt werden. Gewaschen und poliert kosten die wilden Austern auf einem Hamburger Wochenmarkt dann vier Euro pro Stück.
Auch in Frankreich sehen Austernzüchter die Vorteile der robusten „Huître Creuse“. Die invasive Art macht mittlerweile rund 98 Prozent der Aquakulturen aus. Die früher verbreitete Europäische Flachauster wurde durch Überfischung und Parasiten fast ausgerottet. Doch da die heimische Art feiner im Geschmack ist und sich mit ihr ein höherer Preis erzielen lässt, versuchen Züchter wie Jean-François Taugé, die heimische Austernart wieder anzusiedeln. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 19.03.2024 arte Italien gegen Regenbogenfamilien
Folge 1263 (30 Min.)Daniela und Valentina sind ein lesbisches Paar aus Padua. Seit 2019 leben sie in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Im August 2022 kam ihre Tochter Caterina auf die Welt. Gezeugt wurde sie mithilfe einer Samenspende in Dänemark. Ihr Familienglück schien perfekt, bis die neue Regierung unter Giorgia Meloni an die Macht kam. Denn Regenbogenfamilien gehören für die rechte Regierung nicht zu ihrem Verständnis einer „natürlichen“ Familie. Für gleichgeschlechtliche Paare soll es nun nicht mehr möglich sein, dass sich beide Eltern in die Geburtsurkunde eintragen lassen.
In Padua geht es so weit, dass die Staatsanwaltschaft die Geburtsurkunden von 37 Kindern anfechtet. Darunter auch die von Caterina. Erklären die Richter die Geburtsurkunde für ungültig, verliert die nicht-biologische Mutter mit einem Schlag all ihre Rechte. Wenn Daniela aus der Geburtsurkunde gestrichen wird, hat das weitreichende Konsequenzen. Das Kind von der Schule abholen, ginge nur noch mit Vollmacht. Allein mit dem Kind ins Ausland verreisen wäre praktisch unmöglich.
Und beim Arztbesuch dürfte sie nichts mehr entscheiden: „Das ist staatliche Gewalt. Sie sagen mir mit ein paar Zeilen und kalten Worten, dass ich nicht existiere, dass ich zur Seite treten muss.“ Auf Kosten von Minderheiten verteidigt die rechte Regierung die traditionelle katholische Familie. Alles, was nicht dieser Norm entspricht, wird diskriminiert und kriminalisiert. So gibt es in Italien kein Gesetz zum Schutz von Regenbogenfamilien, noch immer keine „Ehe für alle“ und keine Chance für Homosexuelle ein Kind zu adoptieren. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 20.03.2024 arte Haartransplantation gegen Halbglatze
Folge 1264 (30 Min.)Bild: Kobalt DocumentaryDer 25-jährige Felix Rausche leidet seit Jahren unter seinem erblich bedingten Haarausfall. Besonders die Geheimratsecken stören den gelernten Dachdecker. Felix hat beschlossen, sich in Istanbul einer Haartransplantation zu unterziehen. 3.500 Euro kostet die OP, inklusive Flug und Hotel. Die Operation wird einen ganzen Tag dauern. Felix werden dabei über 3.000 Haarwurzelgruppen, sogenannte Grafts, von seinem Hinterkopf entnommen und an den kahlen Stellen wieder eingesetzt. Das Geschäft mit Haartransplantationen in der Türkei boomt.
Allein in Istanbul soll es um die 500 Kliniken geben, aber nicht jeder Anbieter ist auch seriös. Bei Dr. Tayfun Oguzoglu melden sich pro Jahr etwa 60 Patienten, bei denen eine Haartransplantation schiefgelaufen ist. Der renommierte Chirurg für Haarverpflanzungen kennt die Risiken, die von unseriösen Kliniken ohne Fachpersonal verursacht werden und fordert, dass ausschließlich Ärzte mit einer Zusatzausbildung an den Köpfen der Patienten arbeiten. Die definitiv sicherere und schmerzfreiere Methode im Kampf gegen die Halbglatze wäre ein sogenanntes Haarsystem.
Dafür hat sich der angehende Musicaldarsteller Lukas Puschmann entschieden. Mit herkömmlichen Toupets haben diese Echthaar-Teile schon lange nichts mehr gemein. Es gibt sie in allen Formen und Farben, sie werden auf jeden Kunden passgenau zugeschnitten und gefärbt. Der 28-Jährige erhofft sich durch volles Haar wieder mehr Selbstbewusstsein und Lebensqualität. Wird sein Traum von vollem Haar wahr? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 21.03.2024 arte Britische Super-Nannys
Folge 1265 (29 Min.)Bild: ArteTrotz Krieg und Inflation steigt die Nachfrage nach qualifizierter Kinderbetreuung europaweit derzeit stetig an. Gerade in städtischen Ballungsgebieten ist ein wahrer Nanny-Boom ausgebrochen. Da der Arbeitsmarkt der haushaltsnahen Dienstleistungen kaum irgendwo reguliert ist, spezialisieren sich immer mehr private Agenturen auf die lukrative Vermittlung von Super-Nannys. Besonders gefragt sind britische „Ersatzmütter“, denn dort hat die Ausbildung des Nachwuchses eine lange und renommierte Tradition. Die britische Kaderschmiede Norland zum Beispiel bildet seit mehr als 130 Jahren die Kindermädchen der Reichen und Berühmten aus.
Ike Robin ist Student am Norland College und schließt in Kürze sein Praxisjahr ab. Dann steht ihm die Welt offen und auch Gehälter von bis zu 150.000 € pro Jahr. In dieser Gehaltsklasse ist Shada Lambert schon vor ein paar Jahren angekommen. Sie betreut den Nachwuchs betuchter Eltern in London und begleitet sogar Familien auf Dienstreisen oder in den Urlaub. Die Britin Lise Scott ist Spezialistin für die ganz Kleinen und lebt derzeit in Berlin, möchte aber unbedingt nach Frankreich zurück. „ARTE Re:“ taucht ein in den Job und den Alltag der Kindermädchen der Besserverdienenden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 22.03.2024 arte Opa wohnt im Kindergarten
Folge 1266 (30 Min.)Das „Village des Générations“ ist ein generationenübergreifendes Wohn- und Lebensprojekt unweit von Angers in Westfrankreich. Jung und Alt bilden hier eine Symbiose. Circa 70 Bewohnerinnen und Bewohner im höheren Alter begegnen hier tagtäglich den Kleinkindern aus der ortsansässigen Krippe. Die Lebenserwartung steigt, doch die Selbstständigkeit im Alter geht stark zurück. Anstatt sich zu Hause von der eigenen Familie versorgen zu lassen, ziehen die meisten älteren Menschen in Pflegeheime, werden unsichtbar gemacht und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Es gibt jedoch auch Ausnahmen, denn nicht alle Einrichtungen folgen dem Negativbeispiel der in die Schlagzeilen geratenen französischen Altersheime. Manche können sogar als wahre Lebensorte bezeichnet werden: allen voran das „Village des Générations“ in dem kleinen westfranzösischen Örtchen Villevêque.
Das generationenübergreifende Wohn- und Lebensprojekt gibt es bereits seit 20 Jahren. Hier kommen Menschen allen Alters mit und ohne Behinderung zusammen. Im Pflegeheim „Les couleurs du temps“ werden die älteren Bewohnerinnen und Bewohner betreut, darunter auch einige Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen. Eine weitere Gruppe besteht aus älteren Menschen mit Behinderung. Außerdem kommen die Kinder aus der Grundschule von Villevêque im Rahmen der Nachmittagsbetreuung regelmäßig mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Pflegeheims zusammen. Auch unter den Angestellten befinden sich Menschen mit und ohne Behinderung. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 25.03.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 18.03.2024 ARD Mediathek Letzte Runde in den britischen Pubs?
Folge 1267 (30 Min.)Aaron Carter hat vor fünf Jahren das traditionsreiche Golden Lion Pub in Camden, Nord-London, übernommen. Doch die Folgen von Brexit und Corona machen ihm das Leben schwer, seit zwei Jahren schreibt seine Kneipe rote Zahlen. Pubs sind die öffentlichen Wohnzimmer der Briten. Sie erfüllen eine soziale Funktion, denn dort treffen sich Freunde und Kollegen – anders als zum Beispiel in Deutschland, wo man sich eher nach Hause einlädt. Aaron versucht mit seinem Pub ein Stück britische Kultur zu retten und kämpft gegen den wirtschaftlichen Ruin.
So wie ihm geht es Tausenden Gastwirten auf der Insel. In den letzten 30 Jahren sind ein Drittel der britischen Pubs verschwunden. Wenig bekannt: Viele Pubs sind Teile von Ketten und damit vertraglich an renditehungrige Großkonzerne gebunden, die im Hintergrund die Fäden ziehen und Pacht- und Bierpreise diktieren – ohne Rücksicht auf Verluste. Mark Dodd ist eines der vielen Opfer dieses Systems. Immer wieder wurde seine Pacht erhöht, bis er sein gut gehendes Pub 2011 schließen musste.
Die Zwangsräumung machte ihn für drei Jahre obdachlos. Heute versucht er, mit seinem Blog über die Hintergründe dieses Pub-Business aufzuklären. Wie es auch anders gehen kann, sieht man im kleinen Städtchen Ryton nahe Newcastle. Als das ortseigene Pub verkauft und umgewandelt werden sollte, gründete eine Gruppe um Liz Smith eine Genossenschaft und verkaufte Anteilsscheine. Heute sind die Anwohner von Ryton nicht mehr nur Stammgäste, sondern auch Eigentümer ihres Pubs „Ye Olde Cross“. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 26.03.2024 arte Eskalation auf Frankreichs Straßen
Folge 1268 (29 Min.)Fabien Bilheran hat die Zustände in seiner Einheit und die dortige Einstellung zu Gewalt nicht mehr ertragen und den Dienst quittiert. Heute klärt er über die Missstände auf: Mit betroffenen Jugendlichen spricht er über Rassismus, Mobbing, Korruption und Gewalt. Bilheran will vermitteln, aber auch den Stimmen der Betroffenen mehr Gehör verschaffen. Viele junge Menschen mit Gewalterfahrungen erleben, dass Täter aus den Reihen der Polizei häufig unerkannt bleiben und nicht bestraft werden. So wie im Fall der 25-jährigen Angelina. Bereits vor sechs Jahren wurde sie am Rande der Gelbwestenproteste 2018 Opfer eines Angriffs von mehreren Polizisten.
Sie erlitt schwere Kopfverletzungen. Eine Entschädigung oder eine Aufklärung des Falls hat es bis heute nicht gegeben. Auch weil die Verantwortlichen bislang nicht ermittelt werden konnten. Ein weitverbreiteter Korpsgeist lässt viele Polizisten schweigen, Kritik ist die Ausnahme. Der Gewerkschaftler Anthony Caillé ist einer der wenigen aktiven Polizisten, die offen über die Zustände klagen und Reformen in der Institution fordern, damit die Eskalation auf Frankreichs Straßen gestoppt wird.
Vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund geraten häufig in Konflikt mit den Ordnungshütern. Abdoulaye Fofana, dem Sohn malischer Einwanderer, geht das seit Jahren so. Personenkontrollen zählen zu seinem Alltag. In seinen Augen schikaniert die französische Polizei gerade Einwanderer und übt damit nicht nur physische, sondern auch psychische Gewalt aus. Bei einem Treffen mit Ex-Polizist Fabien kommt es das erste Mal zu einem Austausch, bei dem Abdoulaye offen über seine Erlebnisse sprechen kann. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 27.03.2024 arte Wir wollen leben wie die anderen
Folge 1269 (30 Min.)Marin und Maria sind von Geburt an gehbehindert und auf den Rollstuhl angewiesen. Vor zehn Jahren haben sie sich in einem Sommercamp in Moldawiens Hauptstadt Chişinău kennengelernt. Vier Jahre lang telefonierten die beiden fast ausschließlich miteinander, obwohl nur 40 Kilometer sie trennten. Denn in der Republik Moldau ist es fast unmöglich für Rollstuhlfahrer mit dem Bus zu fahren, und ein Taxi konnte sich Marin damals nur selten leisten. 2018 heirateten die beiden, obwohl Marias Mutter dagegen war. Das Paar wohnt heute in Falesti, einer kleinen Stadt mit 12.000 Einwohnern im Nordwesten Moldawiens. Ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ist für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen in der Republik Moldau schwer. Beide waren nur wenige Jahre in der Schule, können kaum lesen und schreiben.
Staatliche Unterstützung gibt es nur wenig. Aber die beiden kämpfen für ihr Glück. Marin hat in einer Fabrik am Ortsrand Arbeit gefunden. Mit Spendengeldern konnten sie eine Wohnung kaufen und sind Eltern von zwei gesunden Kindern geworden. Vor allem für Marin hat sich endlich der Traum von einer eigenen Familie erfüllt: Er musste bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr in einem Heim leben. Jetzt will der junge Mann eine weitere Herausforderung in Angriff nehmen: Er will seiner Frau Maria das Heim zeigen, in dem er mit viel Leid und unter großen Schwierigkeiten aufgewachsen ist. Eine aufwühlende Reise in die Vergangenheit, die das Paar noch mehr zusammenschweißen wird. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 28.03.2024 arte Leben auf Italiens Supervulkan
- Alternativtitel: Grindavik am Rande des Vulkans
Folge 1270 (30 Min.)Bild: ArteFamilie Boragine aus Pozzuoli wohnt in der sogenannten „Roten Zone“, im Epizentrum des Supervulkans. Die stärksten vulkanischen Erdbeben seit 40 Jahren haben erhebliche Schäden an ihrem Wohnhaus hinterlassen. Am liebsten würden Anna und Antonio mit ihren drei Kindern Alberto, Leonardo und Flavio in eine andere Stadt umziehen, doch dafür fehlt der jungen Familie das nötige Geld – also arrangieren sie sich mit der stetigen Gefahr, reparieren das Haus und schlafen bei geöffneter Wohnungstür. In ihrem Hausflur steht stets ein gepackter Koffer, um bei einem Ausbruch so schnell wie möglich fliehen zu können.
Von der Regierung und dem örtlichen Katastrophenschutz fühlen sie sich schlecht informiert und im Stich gelassen. Schwarmbeben mit Stärken bis zu 4,2 auf der Richterskala haben die Erde am Golf von Neapel in den letzten Monaten beben lassen, es waren die stärksten seit rund 40 Jahren. Der Vulkanforscher Stefan Carlino vom Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie hat herausgefunden, dass die Erdkruste über den Phlegräischen Feldern immer rissiger und damit schwächer wird.
Ein Bruch der Kruste würde zur Eruption und damit zu einer Katastrophe für über eine Million Menschen im Großraum Neapel führen, denn das Gebiet rund um den Supervulkan sei übersiedelt und Fluchtwege nicht ausreichend vorhanden, warnt Architektin und Städteplanerin Anna Savarese. Sie fordert ein Gesetz, das Neubauten in der eng besiedelten Gegend verbietet, und eine freiwillige Umverteilung der Bevölkerung in der „Roten Zone“. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 02.04.2024 arte Wie blinde Menschen von einer Lotterie profitieren
Folge 1271 (29 Min.)Gloria Vizarraga ist mit 17 Jahren erblindet. „Bis ich darüber hinweg war, habe ich vier Jahre gebraucht, um zu akzeptieren, dass ich nichts mehr sehen konnte.“ Gloria lebt in Madrid und arbeitet für die Lotterie des spanischen Blindenverbands ONCE. Mit den Erlösen unterstützt ONCE die Betroffenen. Der finanziell schlagkräftige Blindenverband ist einer der mächtigsten Europas. ONCE stand auch Juan Torre in seiner Krise bei. Er verlor in den Achtzigern nach und nach sein Augenlicht, so dass der Ex-Medien-Fotograf derzeit nur noch ein Sehvermögen von fünf Prozent hat.
Wie Gloria lässt er sich nicht unterkriegen und fotografiert wieder. Es war seine Leidenschaft und ist sie immer noch: „Es ist wie ein Ruf. Wie der Ruf des Dschungels. Ich fühle mich gut, ich erschaffe meine Welt um das herum, was ich tue.“ Es geht Juan nicht nur um seine Befindlichkeit. Er möchte blinden und sehbehinderten Menschen mehr Zugang zur Kunst ermöglichen. Deshalb hat er mit einer Spezialdruckerei 2010 Drei-D-Fotos entwickelt.
So können die Betroffenen Fotos ertasten. Für dieses Projekt hat er sehr prominente Musiker, wie zum Beispiel Herbie Hancock gewinnen können und den berühmten spanische Gitarristen Paco de Lucia. Diese Drei-D-Fotos möchte er einer breiten Öffentlichkeit von Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung zugänglich machen. Das ist allerdings laut Juan nicht so einfach: „An der Inklusion gibt es viel Interesse, wenn Wahlen sind. Aber dann, später, werden wir ziemlich schnell vergessen. Es gibt zu wenig Zugang zur Kultur.“ (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 03.04.2024 arte Die Angst vor dem großen Beben in Istanbul
Folge 1272 (30 Min.)Seit dem verheerenden Beben im Südosten der Türkei im Februar 2023 hat Familie Gökakın die Angst nie wieder verlassen, Opfer einer solchen Naturkatastrophe zu werden. Sie leben in einem baufälligen Mehrfamilienhaus im Istanbuler Stadtteil Fenerbahçe. Weil auch in Istanbul in den nächsten Jahren ein starkes Erdbeben erwartet wird, versucht Vater Oktay Gökakın, den Abriss und Neubau des alten Hauses voranzutreiben. Seine Frau Nevcivan kann aus Angst vor einem Beben nicht mehr gut schlafen. Ihre Tochter sorgt sich allerdings, dass sie bei einem Umzug zu weit wegziehen müssen, weil die Mieten in ihrem zentral gelegenen Viertel nicht mehr finanzierbar sind.
Sie befürchtet, ihre Freundinnen zu verlieren. Bei den Nachbarn und Miteigentümern des Hauses stößt Oktay Gökakın mit den Neubauplänen auf Widerstand. Doch, da er nicht lockerlässt und heftig Druck macht, willigen die Miteigentümer des Mehrfamilienhauses schließlich ein, den Neubau zu wagen und den stressigen Umzug in eine Ersatzwohnung zu ertragen, bis das neue Haus bezugsfertig ist. Nach dem Abriss des alten Hauses sollen auf dem gemeinsamen Grundstück zwei erdbebensichere Wohngebäude entstehen, wovon eines dann der Baufirma gehören wird, die das ganze Projekt finanziert. Viele Abrisse und Neubauten in Fenerbahçe werden heute so projektiert.
Oft bauen die Baufirmen doppelt so viel Wohnfläche wie zuvor. Zurzeit entstehen viele erdbebensichere Hochhauswohnungen, die am Ende zu rund 50 Prozent den Baufirmen gehören. Diese neuen erdbebensicheren Eigentumswohnungen sind allerdings bis zu achtmal so teuer wie zuvor. Auch die Mieten für diese Wohnungen vervielfachen sich. Viertel wie Fenerbahçe können sich nur noch sehr wohlhabende Menschen leisten. Zug um Zug werden Einwohner, die nicht selbst eine eigene Wohnung besitzen, aus ihren alten Stadtvierteln verdrängt. Diese Stadterneuerung in Istanbul hat einige Gewinner, aber viele Verlierer. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 04.04.2024 arte Gesund ohne OP
Folge 1273 (30 Min.)Deutschland gilt bei vielen Operationen als Europameister: Allein etwa 500 künstliche Kniegelenke werden täglich eingesetzt. Doch jede OP birgt Risiken – und ist nicht immer die beste Lösung. In Trier steht Volker Erkel vor einer schweren Entscheidung: Soll er sein Knie operieren lassen? Die Diagnose: Arthrose. Dabei ist der 47-Jährige in seinem Job als Hausmeister darauf angewiesen, dass er schnell und beweglich ist. Was also tun? Bereits drei Ärzte hat er um Rat gefragt – aber noch immer keine passende Therapie gefunden.
Dr. Arne-Björn Jäger entwickelt für Knie-Kranke mit chronischen Schmerzen die sogenannte Gartentherapie mit orthopädischen Bewegungsübungen weiter. Den ungewöhnlichen Ansatz will Volker Erkel nun austesten. Prof. Friedemann Geiger setzt sich in dem Projekt „SHARE TO CARE“ am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, dafür ein, dass Ärztinnen und Ärzte zusammen mit ihren Patientinnen und Patienten auf Augenhöhe entscheiden. Diese Art der Entscheidungsfindung soll helfen, gemeinsam die beste Therapie für die Betroffenen zu finden.
Das Kieler Pilotprojekt konnte nachweisen: Das System trägt entscheidend dazu bei, die individuell passende Behandlung zu finden und überflüssige Operationen zu vermeiden. Am Städtischen Klinikum Karlsruhe sucht Jürgen Wiebelt Hilfe, um eine drastische Operation zu verhindern. Er leidet seit fünf Jahren an einer offenen Wunde. Wird es nicht besser, muss sein Fuß amputiert werden. Eine neuartige Behandlung gibt ihm Hoffnung: Mit der Kaltplasmatherapie soll der Fuß gerettet werden. Kann das gelingen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 05.04.2024 arte Mein Traumjob in Paris
Folge 1274 (29 Min.)Merouane auf dem Weg zu seinem Praktikum bei Hermès.Bild: HR/DOCDAYS/PisacaneIn kaum einem westeuropäischen Land beeinflussen Herkunft und sozialer Hintergrund die Bildung so sehr wie in Frankreich, das wird beim Pflichtpraktikum in der 9. Klasse besonders deutlich. Denn es sind meist die Eltern, die über persönliche Beziehungen einen geeigneten Praktikumsplatz für ihre Kinder finden. Für Jugendliche wie Naye und Merouane, die aus Familien ohne solche Kontakte kommen, ist die Suche fast immer zum Scheitern verurteilt. Gegen diese Chancenungleichheit kämpft Virginie Salmen: sie hat 2015 den Verein „Viens voir mon taf“ gegründet – „Schau dir meinen Job an“. Das Ziel: auch für Schülerinnen und Schüler aus so genannten Problemvierteln die Praktikumsplätze zu finden, die sie sich wirklich wünschen – statt sie mit dem „Machbaren“ abzuspeisen.
Über drei Monate begleitet die Reportage Naye und Merouane: in der Schule, im Gespräch mit Freunden über die Probleme bei der Praktikumssuche, zuhause mit ihren Familien. Naye wird beim Radiosender France Inter angenommen, Merouane darf im Atelier von Hermès eine Woche verbringen. Eine Herausforderung: sie müssen lernen, mit wenigen Euro über den Tag zu kommen und selbstständig nach Paris zu fahren, das fremd und weit von ihrem Alltag ist. Doch die beiden meistern ihr Praktikum und kommen ihrem Traumjob einen wichtigen Schritt näher. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 09.04.2024 arte Die Bettwanzen-Jäger
Folge 1275 (30 Min.)Sie sind klein, platt, wendig und sie lieben Menschenblut. Sie erobern unsere Schlafzimmer und tummeln sich sogar auf Bahn-Sitzen, in Büchereien und Kinos. Sie wieder loszuwerden ist schwierig und kostspielig, denn sie sind wahre Versteckkünstler und erstaunlich robust. Und so ist ihre Bekämpfung die „Königsklasse der Schädlingsbekämpfung“, weiß Kammerjäger Christoph Otto. Er heizt befallene Räume auf über 50 Grad auf, um den Wanzen so den Garaus zu machen. Den Insektenforscher Richard Naylor aus der Gegend um Chepstow an der englisch-walisischen Grenze faszinieren die Lästlinge schon seit seiner Universitätszeit vor 20 Jahren.
Inzwischen züchtet er die Tiere für die Ausbildung von Spürhunden, für die Schädlingsindustrie und die Wissenschaft. Richard Naylors Bettwanzen werden mit Eigenblut gefüttert und sind daher besonders begehrt. Quasi der Goldstandard! In einem eigens eingerichteten Schlafzimmer führt der sympathische Brite regelmäßig nächtliche Selbst-Versuche durch. Das ist möglich, weil er im Gegensatz zu anderen nur mäßig auf die Wanzenstiche reagiert. Seinen Erfahrungsschatz stellt er in den Dienst der Bürger, indem er regelmäßig Anfragen von Betroffenen beantwortet.
Besonders katastrophal sind Bettwanzenfunde für die Hotellerie. Darüber sprechen möchte kaum jemand, zu groß ist die Sorge vor Umsatzeinbrüchen. Doch Einzelne gehen nun in die Offensive: Max Malka betreibt ein Hotel in der Ile de France, südlich von Paris. Er wirbt bei seinen Gästen mit einem modernen Wanzen-Früherkennungssystem. Auch der deutsche Alpenverein (DAV) geht offen mit dem Thema um und setzt bei seinen Übernachtungsgästen auf Aufklärung. Ob es gelingen wird, die blutsaugenden Überlebenskünstler wieder so weit zurückzudrängen wie vor der Jahrtausendwende? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 10.04.2024 arte Rote Karte für Spaniens Machos
Folge 1276 (30 Min.)José Luis Silva und Francisco Montenegro kämpfen gegen die schlimmsten Auswüchse männlicher Dominanz: Gewalt gegen Frauen. Die Beamten sind Teil einer polizeilichen Sondereinheit, der Gruppe „Diana“. Schon seit 2002 schützt das neunköpfige Team Opfer von häuslicher und sexueller Gewalt in Sevilla. Im Jahr 2022 stiegen die Fälle geschlechtsspezifischer Gewalt um 45 Prozent an, in ganz Spanien wurden 182.000 Strafanzeigen gestellt. José Luis und Francisco steht eine lange Nacht bevor, die auch für die Beamten selbst gefährlich werden kann.
Die Regierung unter Pedro Sánchez versucht seit Jahren, Frauenrechte mit Hochdruck voranzutreiben. Auch das Sexualstrafrecht wurde verschärft – hier gilt nun: Nur ein klares „Ja“ heißt „Ja“. Die erfolgreiche Youtuberin Valentina Ortiz sieht inzwischen allerdings die Männer als eigentliche Opfer der neuen Gesetze. Für Straftaten wie einen Kuss würden sie nun härter bestraft als in allen anderen Ländern Europas. Am Weltmännertag ist Valentina in Madrid unterwegs.
Mit einer Umfrage zu Luis Rubiales’ Kuss will sie ihren feministischen Gegnerinnen einmal mehr den Kampf ansagen. Deren Errungenschaften lassen sich aber weder leugnen noch vom Platz drängen: Sonia Torres ist eine Pionierin in der spanischen Männerdomäne Fußball. Mit ihrem Frauenfußballverein „CFF Maritím“ will sie in Valencia Mädchen den Zugang zum Ballsport ermöglichen, der ihr selbst bis zum 18. Lebensjahr verwehrt blieb. Was sie den jungen Kickerinnen beibringt, reicht jedoch weit über den Platz hinaus. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 11.04.2024 arte Kantine der Zukunft
Folge 1277 (30 Min.)Michél Engling, Gruppenleiter Betriebsrestaurants der Berliner Verkehrsbetriebe, war zuvor Executive Chef im Ritz-Carlton und im Hilton – ein Gourmetkoch, der jetzt tatkräftig daran arbeitet, die Qualität der Kantinenküche zu steigern und zugleich den Speiseplan nachhaltiger zu gestalten: „Ich komme selbst aus Brandenburg und kann mich an Zeiten erinnern, wo wir beispielsweise unsere Eier auch von einer Frau aus dem Ort gekauft haben. Und ich find’s einfach einen schönen romantischen Gedanken zu sagen, dass man als großes Berliner Unternehmen die Produkte aus dem Umkreis aus Brandenburg bekommt.“ Dabei unterstützt ihn das Projekt „Kantine Zukunft“ des Berliner Senats – über 50 Kantinen in Kitas, Behörden oder Krankenhäusern sollen auf nachhaltig getrimmt werden und so einen Beitrag zur Ernährungswende leisten, mit mindestens 60 Prozent Bio-Anteil, weniger Fleisch und Produkten aus der Region – so profitiert auch die Landwirtschaft im Umland von dem Projekt.
Und all das, ohne den engen Kostenrahmen der Betriebskantinen zu sprengen. Die größte Herausforderung für Michél Engling ist dabei, seine Küchencrew und seine Kundschaft auf mehr vegetarische und vegane Gerichte einzuschwören: „Wenn wir vegan kochen, dann muss das einfach das geilste Gericht am Tag sein, fertig!“ Welche Art der Ernährung gut für Klima, Umwelt, Gesundheit und das Tierwohl ist, muss man erst einmal lernen: Das EU-geförderte Projekt „SchoolFood4Change“ setzt auf junge Menschen und ihren Mut und die Motivation zur Veränderung.
3.000 Schulen in 12 EU-Staaten sind dabei. Bis Ende 2025 investiert Brüssel über 12 Millionen Euro für regelmäßige Fortbildungen mit den Kindern und Lehrkräften und für eine Verbesserung beim Schulessen. Bei einer Blindverkostung mit Milchalternativen erleben wir mit, wie schwierig es sein kann, Kinder von Lebensmitteln zu überzeugen, die sie nicht kennen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 12.04.2024 arte Das Plastikmeer von Almeria
Folge 1278 (30 Min.)Inmitten von Hunderten Gewächshäusern haben die zum Teil in Illegalität lebenden Hilfsarbeiter provisorische Behausungen errichtet.Bild: Jordi IglesiasDie südspanische Region um Almería versorgt Europa jährlich mit etwa 3,5 Millionen Tonnen Obst und Gemüse. Möglich ist das durch eine besondere Form der intensiven Landwirtschaft, mit einem Meer aus Gewächshäusern und Plastikplanen. Trotz Umweltschutzmaßnahmen entstehen hier jährlich 33,5 Tonnen Plastikabfall – und damit potentielle Giftstoffe und Verschmutzungen, die in Boden und Wasser landen. Mehr als 100.000 Arbeitskräfte, darunter viele illegale Migranten, arbeiten in der Landwirtschaft, die ihre Produkte an große europäische Supermarktketten exportiert, wobei Frankreich und Deutschland zu den größten Exportländern gehören.
Sowohl Biolandwirte als auch konventionelle Landwirte verstoßen systematisch gegen Arbeitsgesetze, um ihre Kosten zu senken und den Wettbewerbsanforderungen standzuhalten. Viele Einwanderer haben keine Papiere oder Sicherheit, sie sind anfällig für ausbeuterische Praktiken wie die illegale Exposition gegenüber gefährlichen Pestiziden. Die Reportage zeigt wie sie in Slums unter unwürdigen Bedingungen hausen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 16.04.2024 arte Eine Woche offline und zurück
Folge 1279 (30 Min.)Bild: arte.tvOhne Smartphone unterwegs zu sein, ist für die meisten Menschen ein Albtraum – für Jugendliche einer 12. Klasse aus Dresden wird dieser Albtraum Realität. Eine Woche lang. Kein Smartphone, kein Computer, kein Internet. Sie wollen den Online- Rausch, die Droge unserer Zeit, einmal abschalten. Abgekoppelt vom Rest der Welt und ihren sozialen Netzwerken entdeckten sie, ob und wie sich ihr Leben, ihre Freundschaften, ihre Kommunikation und ihr Selbstbild verändert. Leni, Mayu, Maxi und Emelie gehören zur Generationen Z, die erste Generation, die seit frühester Kindheit mit Smartphone und Internet aufgewachsen ist. Digital Natives – permanent online, ständig erreichbar. Laut der aktuellen Jugend Digital-Studie verbringen Jugendliche ihrer Altersstufe etwa neun Stunden pro Tag an digitalen Endgeräten.
Und so ist es für die Jugendlichen aus Dresden dann auch eine Herausforderung, zum ersten Mal mehrere Tage offline zu leben. Wie schwer fällt ihnen dieser Verzicht? Was machen sie mit der gewonnenen Zeit? Hat der kalte Entzug Nebenwirkungen? Mit ihrem Verzichtsexperiment befinden sie sich in bester Gesellschaft, denn Digital Detox, der bewusste Verzicht auf den Online Rausch, liegt im Trend. Die Teilnehmer eines Survival-Camps in Zentral-Polen gehen dabei sogar noch einen Schritt weiter. Kompromisslos lassen sie die meisten Annehmlichkeiten des modernen Lebens hinter sich für ein analoges Wochenende in einem einfachen Tipi -Camp. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 17.04.2024 arte Wenn Menschen krankhaft Tiere sammeln
Folge 1280 (30 Min.)Ursula Bauer vom Tierschutzverein Aktion Tier ist Vorkämpferin in Deutschland: Sie verfolgt schon seit 20 Jahren Fälle von Animal Hoarding und bringt sie zur Anzeige. Regelmäßig ist sie unterwegs für Recherchen im Umkreis von Berlin. Dabei sammelt sie Beweise, um Behörden zu einem beherzteren Eingreifen zu motivieren, bevor eine Tierhaltung eskaliert. Wenn Menschen abstürzen, das weiß auch Veterinärin Carolin Debuschewitz, reißen sie ihre Haustiere oft mit nach unten. Laut Deutschem Tierschutzbund sind im Jahr 2022 nicht nur die Fälle von Animal Hoarding gestiegen, sondern auch deren Intensität: In 15 Prozent der Fälle mussten über hundert Tiere beschlagnahmt werden, meist in erbärmlichem Zustand.
In Tierheimen oder Auffangstationen müssen die verängstigten und geschundenen Tiere aufgepäppelt, kastriert und – wenn möglich – weitervermittelt werden. Manchmal bleibt aber nur das Einschläfern. Die Behörden agieren oft nur als Feuerwehr, Tierheime sind am Anschlag. Betroffene Animal Hoarder zeigen sich meist uneinsichtig. Die Rückfallquote ist extrem hoch, manchmal ziehen sie einfach weiter, tauchen unter oder verstecken die Tiere. Tierschützer fordern eine Nachschärfung der Gesetze und ein bundesweites Zentralregister für verurteilte Animal Hoarder. Es soll Veterinärämtern helfen, verurteilte Tierhorter besser im Blick zu behalten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 18.04.2024 arte Psychologie für Polizisten
Folge 1281 (29 Min.)„Re: Psychologie für Polizisten“ zeigt einen innovativen Ansatz bei der Polizistenausbildung in der französischsprachigen Schweiz. Psychologen hatten in der Polizeiarbeit lange eine eher beobachtende Rolle inne, mittlerweile sind sie zu zentralen Akteuren geworden. Ihr Einfluss ist in der gesamten Institution wahrzunehmen. Dies beginnt bereits bei den Einstellungsverfahren der werdenden Polizisten: „Eine Polizei, die nur in Kampfbereitschaft investiert, hat keine Zukunft. Physische Kraft und Kondition werden zunehmend durch Technologie ersetzt. Mittlerweile wird von einem Polizeibeamten soziale Kompetenz, ein gutes Urteilsvermögen und eine hohe Anpassungsfähigkeit erwartet“, erklärt Séolane Bouchoucha, Psychologin bei der Kantonspolizei Genf.
Die Psychologen bei der Polizei in der französischsprachigen Schweiz wollen das Klischee vom „Rambo-Cop“ dekonstruieren und die Beamten darin bestärken, Empathie zu zeigen und zuzuhören. In der Praxis zahlt sich dieser Ansatz bereits aus: 90 Prozent aller Einsätze lassen sich durch Gespräche lösen, bei den übrigen 10 Prozent ist eine Festnahmetechnik vonnöten. Diese Entwicklung ist politisch gewollt und entspricht dem staatlichen Bestreben, Polizei und Bevölkerung einander anzunähern. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 22.04.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 15.04.2024 arte.tv Kommen die israelischen Geiseln zurück?
Folge 1282 (30 Min.)Alons Schwester Carmel ist Yogalehrerin. Freigelassene Geiseln berichten, dass sie mit ihnen in der Gefangenschaft in Gaza Yogaübungen gemacht und ihnen so geholfen hat, nicht die Nerven zu verlieren. Deswegen treffen sich ihre Unterstützerinnen, die für ihre Freilassung kämpfen, immer wieder, um gemeinsam Yoga zu praktizieren. Auch Alon nimmt teil, wenn er Zeit hat, doch oft ist er unterwegs. Er trifft sich mit Politikern aus Israel und dem Ausland, damit sie sich für einen Geiseldeal einsetzen. Jede Minute länger in der Geiselhaft könnte eine Minute zu viel für seine Schwester sein, fürchtet er. Da seine Großeltern Deutsche waren und Carmel deshalb neben der israelischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, hat die Familie sich auch schon mehrfach mit deutschen Politikern getroffen.
Um seine Mutter, die am 7. Oktober erschossen worden ist, konnte Alon noch nicht trauern – zu beschäftigt ist er rund um die Uhr mit seiner Arbeit für einen Geiseldeal. Auch Ruby ist ständig bei Veranstaltungen auf dem sogenannten Geisel-Platz in Tel Aviv, bei Demonstrationen und Treffen mit Politikern. Sein Sohn Itay, auch er hat neben der israelischen die deutsche Staatsbürgerschaft, wurde als Soldat an der Grenze verschleppt. Die Familie hofft verzweifelt auf ein Lebenszeichen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 23.04.2024 arte Hoffnung für Italiens Suchtkranke
Folge 1283 (30 Min.)Sie kellern Wein, backen Brot oder weben Teppiche: In der Gemeinde San Patrignano finden Italiens Suchtkranke zurück ins Leben. In dem größten Rehabilitations-Zentrum Europas setzt man auf feste Strukturen und tägliche Arbeit. Für Süchtige wie Salvatore und Alice ist es die letzte Chance, den Drogen zu entkommen. Nico hingegen stellt sich nach fünf Jahren der Welt außerhalb. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 24.04.2024 arte
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