2024, Folge 1234–1258

  • Folge 1234 (30 Min.)
    Bild: shutterstock
    Über 40 Gräber verschwanden in der Tiefe, als sich letztes Jahr in Trzebinia auf dem Friedhof die Erde auftat. Seitdem kann Jozef Dziedzic seine verstorbene Frau und seinen Sohn nicht mehr an ihren Gräbern besuchen. Auch auf dem Fußballplatz der Stadt entstand ein riesiges Loch – Fußballtrainer Mieczysław Starniowski ist bis heute dankbar, dass er dort nicht gerade mit seinen Schützlingen trainierte. Aber der Schock darüber sitzt tief. Kurze Zeit später erlitt er einen Herzinfarkt. Seitdem versucht er, sein Leben wieder in den Griff zu kriegen.
    „Die Natur ist unberechenbar, schon morgen kann dein Haus zusammenstürzen“, so der Fußballtrainer resigniert. In der Kleinstadt Trzebinia stürzt immer wieder die Erde ein. Über 30-mal in den letzten drei Jahren. In dem ehemaligen Steinkohlerevier zwischen Krakau und Kattowitz war seit dem 19. Jahrhundert unter Tage Kohle abgebaut worden. 2001 schlossen die Gruben des staatlichen Bergwerksunternehmens. Allerdings wurden die Stollen damals nicht fachgemäß gesichert. Nun hat das Grundwasser die Hohlräume ausgespült, die Stollen stürzen ein.
    Für die Sicherung der ehemaligen Bergbauflächen ist das staatliche Unternehmen Spółka Restrukturownictwa Kopalń, kurz SRK, zuständig. Die Mitarbeiter schütten die entstanden Krater zu und leiten Zement in den Boden ein, um den Untergrund zu stabilisieren, aber nur an wenigen Stellen. Jaroslaw Okoczuk, der Bürgermeister von Trzebinia, hat Angst, dass bei den Einbrüchen eines Tages auch Menschen zu Schaden kommen. Er fordert, dass der polnische Staat der Stadt zu Hilfe kommt, mit einem eigenen Gesetz und 50 Millionen Zloty Unterstützung. Aus Warschau kam bislang keine Reaktion. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.02.2024arte
  • Folge 1235 (32 Min.)
    Oskar Dierbach hat Jahrzehnte im Altenheim gearbeitet, immer nah dran an den Bewohnerinnen und Bewohnern und vertraut mit dem, was ihnen guttut. So entwickelte er als Heimleiter in Mülheim an der Ruhr ein neues, wegweisendes Konzept, das Pflegebedürftige wieder fit machen will. „Die Krönung einer rehabilitativen Pflege ist es, dass Menschen wieder nach Hause gehen können“, sagt Dierbach. Im Pflegeheim-Alltag stehen deshalb vor allem Bewegungs- und Ergotherapie im Fokus. Pflegeleiterin Kathrin Hendricks betont: „Training statt Schonung ist unser Motto!“ Und der Erfolg spricht für sich: Zwischen zehn und 15 Prozent der aktivierten Alten verlassen das Pflegeheim wieder.
    Aber auch diejenigen, die im Heim bleiben, sind deutlich fitter als zuvor. Die Anzahl der Krankenhausaufenthalte konnte um 40 Prozent gesenkt werden. Seit dem 1. Oktober 2023 wird die „Rehabilitative Altenpflege“ bundesweit getestet: Zwölf weitere Pflegeheime in Deutschland möchten damit ihre Arbeit verbessern und den Lebensabend der Bewohnerinnen und Bewohner bereichern. Mit diesem Ziel ist der 24-jährige Niederländer Teun Toebes gleich ganz in ein Pflegeheim eingezogen. Dieser außergewöhnliche Schritt hat in den Niederlanden für Aufsehen gesorgt. Toebes lebt nun bereits seit über zwei Jahren freiwillig unter einem Dach mit den demenzkranken Heimbewohnerinnen und -bewohnern.
    Seine Flurnachbarn und -nachbarinnen blühen spürbar auf. „Ich lebe im Pflegeheim, weil ich mir die Frage stelle, wie ich leben werde, wenn ich alt bin. Jetzt kann ich meine Stimme gebrauchen für Menschen, die keine Stimme mehr in der Gesellschaft haben – und das sind Menschen mit Demenz“, so Toebes. Mit seiner ungewöhnlichen Aktion kämpft er dafür, dass Demenzkranke auf Augenhöhe behandelt und wieder mehr in die Gesellschaft integriert werden – mit Erfolg: Sein Buch über das Zusammenleben mit dementen Menschen wurde in 14 Sprachen übersetzt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 09.02.2024arte
  • Folge 1236 (30 Min.)
    Die Camargue ist so stark vom Klimawandel betroffen wie sonst keine andere Region Frankreichs. Das immense Feuchtgebiet hat mit steigenden Wasserpegelständen, einer zunehmenden Versalzung der Böden, Niederschlagsdefiziten und immer heftigeren und häufigeren Stürmen zu kämpfen. Die Küstenlinie zieht sich Jahr für Jahr weiter zurück. Schätzungsweise 32.000 Menschen sind vom Vorrücken des Meers unmittelbar bedroht. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Camargue müssen sich auf veränderte Gegebenheiten einstellen. Aurélie Raynaud betreibt eine Rinderzucht in der Gemeinde Saintes-Maries-de-la-Mer.
    Der ansteigende Meeresspiegel bedeutet eine Gefahr für ihr Grundstück. Der Deich, der es einmal schützte, hat dem Wasserdruck schon nachgegeben. Ihr Stück Land schrumpft von Jahr zu Jahr. Aurélie hat 250 Rinder. Mit dem Anstieg des Meeresspiegels gelangt Salzwasser auf ihre Weiden, so dass die junge Frau ihre Tiere das ganze Jahr über mit Heu füttern muss. Ihr Betrieb kann den Widrigkeiten nicht länger trotzen. Sie ist bereits auf der Suche nach einem anderen Grundstück weiter nördlich, weit weg vom Meer und vom Salz.
    Magali Chesnel ist Fotografin. Sie dokumentiert die Veränderungen in der Camargue. Nach jedem heftigen Sturm stellt sie fest, dass die Küstenlinie und die Dünenkette zurückgegangen sind. Von einem Kleinflugzeug aus betrachtet sie das Ausmaß der Katastrophe. Magali verfolgt auch die Entwicklung der verschiedenen Vogelarten in der Region. Die steigenden Temperaturen begünstigen das Auftreten neuer Arten, die seit einigen Jahren nicht mehr weiter gen Süden ziehen. Christophe Mondet fischt seit seiner frühen Jugend in den Gewässern der Camargue.
    Er bemerkt ein neues Phänomen, dass das Gleichgewicht des Unterwasser-Ökosystems stört: Hitzewellen im Meer. Invasive Arten beschädigen seine Netze, und die Arten, die er eigentlich fangen will, kommen kaum noch vor. Sein Onkel wohnt in einem kleinen Dorf direkt am Wasser. Der steigende Meeresspiegel stellt für die wenigen Hütten eine Gefahr dar, doch die örtlichen Behörden lassen den Deich, der das Dorf einmal geschützt hat, gar nicht mehr reparieren. Daher hat der Onkel nun selbst einen kleinen Deich gebaut. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.02.2024arteDeutsche Online-PremiereMo 05.02.2024arte.tv
  • Folge 1237 (30 Min.)
    2016 gründete der Ex-Scientologe Erwin Annau das El Paraiso Verde, das grüne Paradies. Corona-Geimpfte sind dort unerwünscht. Er und seine Frau Sylvia verwandelten ein Feuchtgebiet von 16 Quadratkilometern im Süden von Paraguay in eine gigantische Gated Community mit bewaffneten Aufpassern. Die Maskenbildnerin Irina aus Dresden glaubte anfangs an die Versprechungen von einem sorgenfreien Leben bei sonnigem Wetter in einer fröhlichen Gemeinschaft. Sie zahlte für ein Haus im „grünen Paradies“ Geld an. Heute ist sie ernüchtert und kämpft um die Rückkehr ihrer Tochter, die im El Paraiso Verde geblieben ist. Auch andere deutsche Siedler sind enttäuscht. Sie sehen sich durch das undurchsichtige Geschäftsmodell des grünen Paradieses um ihre Ersparnisse gebracht. Viele gehen jetzt gerichtlich gegen die Betreiber vor. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.02.2024arte
  • Folge 1238 (30 Min.)
    Cathy Nic Catháin will Druidin werden. Ihre Aufgaben erhält sie per Post, auf dem Stundenplan stehen Mythologie, Pflanzenkunde und eine Einführung in die heiligen Rituale. Die katholische Kirche schenke der Natur nicht genug Aufmerksamkeit, sagt Cathy. Sie hat sich von der Kirche abgewandt, wie so viele Iren. Die Gottesdienste sind nur noch schwach besucht. Wenn Pater Willie aus Kilkenny eine Taufe zelebriert, ist er schon froh, wenn die Kernfamilie kommt. Die Missbrauchsskandale der jüngeren Geschichte sind ein wichtiger Grund für den Bedeutungsverlust der Kirche. Doch Pater Willie will sich damit nicht abfinden. Er ist Mitglied der Berufungskommission für Priester und versucht, auf einer großen Landwirtschaftsmesse Nachwuchs zu rekrutieren.
    Pater Willie ist überzeugt, dass man sich zuallererst entschuldigen muss für die Missbrauchsskandale. Aber wird das reichen? Denn die Rolle der Frau in der Kirche stellt er nicht infrage. Und das ist es, was die junge Druiden-Anwärterin Cathy stört: Das Weibliche sieht sie in der katholischen Kirche nicht angemessen repräsentiert, während im alten keltischen Glauben Göttinnen eine große Rolle spielen. Wird der naturverbundene Glaube der Kelten die Lücke füllen, die die abrupte Abkehr vom Katholizismus vielleicht hinterlassen hat? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.02.2024arte
  • Folge 1239 (30 Min.)
    John Shackleton liefert seit über dreißig Jahren Krankenwagen in Krisengebiete aus. Die aussortierten „Lebensretter“ ersteigert der 84-Jährige auf Auktionen in Amsterdam für rund 20.000 Pfund. John fährt sie nach Harrogate, stockt sie mit medizinischen Geräten auf und fährt sie dann dorthin, wo sie noch gebraucht werden können. Das Geld für den Kauf erarbeitet sich John das ganze Jahr über durch den Verkauf von Brennholz, kleinen Handwerksarbeiten und Reparaturen an Fahrrädern. Seine letzte Mission führt ihn nach Gardabani in Georgien.
    John wird von zwei Mitfahrern begleitet: Mark und Harris. Gemeinsam müssen sie in zehn Tagen Georgien erreichen, dann läuft die Versicherung aus. Sie fahren von England über Frankreich, Italien, Griechenland und die Türkei nach Georgien. Einer fährt, einer navigiert, einer schläft – immer im Wechsel. Der Zeitplan ist streng, und die Herausforderungen groß. Alice Ghiasvand ist seit drei Jahren mit John im Austausch – die 55-jährige Zahnärztin braucht den Krankenwagen dringend, um die Bedürftigen vor Ort zu behandeln oder ins Krankenhaus zu transportieren.
    Alice ist Teil einer Gemeinde christlicher Iranerinnen und Iraner und aufgrund ihres Glaubens aus ihrer Heimat Iran geflohen. Mithilfe von Spenden konnte sie sich eine kleine „Klinik“ aufbauen – wo sie die Bewohnerinnen und Bewohner versorgen kann. Doch Alice will mehr Menschen erreichen, denn das georgische Gesundheitssystem ist unterfinanziert, viele Behandlungen müssen privat bezahlt werden. Ein Großteil der Bevölkerung kann sich das nicht leisten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.02.2024arte
  • Folge 1240 (30 Min.)
    Feuchtgebiete speichern große Mengen an Kohlenstoff und spielen daher eine bedeutende Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel. Ebenso leisten sie große Dienste im Kampf gegen Überschwemmung. Doch sie sind wenig geeignet für die Landwirtschaft und leiden unter einem Imageproblem aufgrund modriger Gerüche und Stechmücken. Dabei sind gerade solche Räume ein Biotop für viele vom Aussterben bedrohte Arten. Kathrin Theissinger und Jean-Yves Georges setzen sich für die Wiederansiedlung der Europäischen Sumpfschildkröte ein.
    Sie sind überzeugt, dass die für das ökologische Gleichgewicht wichtige Art eine Sympathieträgerin ist und als „Botschafterin der Feuchtgebiete“ vermitteln kann. Auch der natürliche Schöpfer von Feuchtgebieten, der Biber, hat ein Imageproblem. Bis ins letzte Jahrhundert war er in Europa ausgestorben. Eine der ersten Regionen, in denen er wieder angesiedelt wurde, war Bayern. Hier hat er sich seitdem kräftig vermehrt und sorgt immer wieder für Ärger. Als der Wildtierbiologe Gerhard Schwab in den 80er Jahren von seinem Studium in den USA zurückkehrte, bekam er von der Regierung den Auftrag, sich um die Problem-Biber zu kümmern.
    Immer ist er bemüht, pragmatische Lösungen zu finden. Am liebsten gibt er gefangene Biber zum Auswildern in andere Länder ab, so zum Beispiel nach England. Doch nicht immer wird er die Tiere so wieder los. Für das Rewildern setzen sich viele Projekte ein. Doch sind sie auch nachhaltig angelegt? Die Notwendigkeit des Bibermanagements zeigt: Artenschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die langfristig angegangen werden muss. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 16.02.2024arte
  • Folge 1241 (30 Min.)
    Hohe Energiepreise und Diskussionen über ein Verbot von Heizungen mit fossilen Brennstoffen wie Erdöl, Gas oder Kohle haben europaweit für Verunsicherung gesorgt. Um Wohnungen und Eigenheime für eine klimaneutrale Zukunft fit zu machen, setzen viele Regierungen nun auf eine Mischung aus Förderungen und Verboten. Welche Alternativen gibt es, wenn eine neue Heizung fällig ist? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.02.2024arte
  • Folge 1242 (30 Min.)
    Finanzplatz, Briefkastenfirmen und EU-Gericht: Luxemburg genießt den Ruf einer Wohlstandsoase in Europa. In der Tat ist das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf so hoch wie nirgendwo sonst auf dem Kontinent. Statistisch erwirtschaftet jeder Luxemburger mehr als doppelt so viel wie ein Deutscher. Doch Luxemburg hat auch eine andere Seite. Alexandra Oxacelay von der NGO „Stëmm vun der Strooss“ kümmert sich täglich um Obdachlose und Verarmte im Großherzogtum. In ihre Suppenküche pilgern immer mehr Bedürftige, „wegen der Inflation, der Wohnungskrise und der Migration“. Bei ihr findet jeder Geborgenheit, eine Mahlzeit und Hilfe.
    So wie Stephan aus Ungarn, der seit sieben Jahren – auch im Winter – in einem Zelt haust. Alexandra sieht auch immer mehr „working poor“ – also Menschen die trotz Arbeit nicht über die Runden kommen. Einer davon ist Serge Kappel, der unter chronischen Entzündungen im Rücken leidet. Er findet keine Wohnung, die er bezahlen kann, seit die Mieten dramatisch angestiegen sind. Das liege an der grassierenden Immobilienspekulation, sagt der Wissenschaftler Antoine Paccoud. „Außerdem hat der Staat viel zu spät begonnen, den sozialen Wohnungsbau zu fördern.“ Alexandra kann zumindest einigen Menschen günstigen Wohnraum zur Verfügung stellen.
    Doch es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, weil immer mehr Luxemburger und Flüchtlinge im Schatten der gläsernen Bürotürme auf „Stëmm vun der Strooss“ angewiesen sind. Die zunehmende Armut droht die Gesellschaft zu spalten. Der arbeitslose Yannick Wirtz fühlt sich von der Politik im Stich gelassen und fordert eine Begrenzung der Migration. NGO-Chefin Alexandra Oxacelay will dagegen keinen Unterschied machen bei den Bedürftigen. Jedem müsse geholfen werden im reichsten Land Europas. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.02.2024arte
  • Folge 1243 (30 Min.)
    Modellraketen, die mit Highspeed in den Himmel jagen. Zeitnehmer, die die Flugdauer messen. Schiedsrichter, die den Flug bewerten. Modellraketensport ist nur wenigen bekannt, aber für den Kroaten Darko Tokić, die Leidenschaft seines Lebens. Schon als kleiner Junge hat er sein Herz an Raketen verloren, denn er wuchs in einer Zeit auf, als der Wettlauf ums All gerade begonnen hatte. Seit dem Zerfall Jugoslawiens ist der Modellraketensport in Kroatien zunehmend in Vergessenheit geraten. Das versucht Darko seit Jahren zu ändern. 2023 ist es ihm gelungen, einen Weltcup in Kroatien auf die Beine zu stellen, der an eine internationale „Junior Space Modelling School“ anschließt, die er für den Nachwuchs organisiert hat.
    Sechsundachtzig Sportler aus neun Ländern treten bei seinem Weltcup gegeneinander an, darunter Welt- und Europameister. Auch aus der Ukraine sind Wettkämpfer angereist, einer der Jüngsten ist der 16-jährige Michailo Dubrovny. Er geht auch in der Königsklasse des Modellraketensports ins Rennen: mit seinem Nachbau einer Saturn V, der Trägerrakete des amerikanischen Apollo-Mondlandungsprogramms. Auch Darko will am liebsten als Wettkämpfer mitmischen. Doch sein Vorhaben ist problematisch, da er zugleich der Leiter des Weltcups ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDo 22.02.2024arte
  • Folge 1244 (30 Min.)
    Die beiden Musiker Sasha und Yehor (Namen geändert) haben sich entschlossen zu fliehen. Weil ukrainische Männer zwischen 18 und 65 Jahren seit Beginn des Krieges nicht ausreisen dürfen, wählen sie einen illegalen Weg. Im Schutz der Nacht wollen sie über die moldawische Grenze in der Nähe der Hafenstadt Odessa. Seit Wochen haben sie diesen Grenzabschnitt ausbaldowert. Wird ihnen die Flucht gelingen? Ihnen gegenüber stehen hochgerüstete Grenztruppen. Mit Wachhunden und Drohnen machen sie Jagd auf Flüchtende. Grenzsoldat Vadim tut seine Pflicht. Aber menschlich hat er Verständnis für die Fliehenden.
    Sein Gewehr wird er nicht benutzen, um sie zu stoppen. Die 30-jährige Yulia empfindet Verachtung für die Wehrdienstvermeider. Ihr Mann, ihr Bruder und ihr Vater kämpfen in Avdijevka. Nur zweimal kam Yulias Mann in den letzten zwei Jahren für je zehn Tage nach Hause. Jetzt sind andere dran, findet sie. Deshalb kämpft sie nun für die Demobilisierung der kämpfenden Soldaten nach 18 Monaten. Vitaly Alexeienko will nicht töten. Der gläubige Christ will das fünfte Gebot nicht verletzen. Er hat einen Antrag auf Zivildienst gestellt. Doch dieses Recht ist seit Anfang des Krieges ausgesetzt.
    Alexeienko beugte sich nicht und ging für drei Monate ins Gefängnis. Im Dezember wurde er zu einer Bewährungsstrafe von drei Jahren verurteilt. Von Kiew aus hilft ihm der Pazifist Yurii Sheliazhenko. Er kämpft dafür, dass das Recht auf Zivildienst auch in Kriegszeiten gewährt wird – und gilt darum nun als Staatsfeind. „Re: Ukrainer auf der Flucht vor dem Militärdienst“ zeichnet die Bruchlinien nach, die sich nach zwei harten Kriegsjahren in der ukrainischen Gesellschaft auftun. Wie lässt sich die Freiheit des Landes verteidigen, ohne dabei die Freiheit seiner Bewohner zu verletzen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 23.02.2024arte
  • Folge 1245 (29 Min.)
    Dreißig Jahre nach der Rückkehr des Wolfes nach Frankreich spalten sich an dem Raubtier noch immer die Meinungen. Beschränkte sich das Territorium des Tieres bisher auf die Alpen, so sind nun auch im Jura mehrere Rudel heimisch. Viehzüchter klagen zunehmend über Wolfsangriffe und fordern das Recht auf präventive Abschüsse. Zu ihnen gehört Pierre-Henry Pagnier, der vor einigen Monaten eine junge Kuh durch einen Wolfsangriff verloren hat. Die Angst um seine Herden bereitet ihm schlaflose Nächte … und zeugt davon, dass die Debatte um den Umgang mit dem Wolf in Frankreich wieder hochaktuell ist.
    Um ihre Tiere vor dem Wolf zu schützen, arbeiten immer mehr Schafzüchter wieder mit Hirtenhunden – eine Praktik, die nach der Quasi-Ausrottung des Wolfes durch den Menschen in Vergessenheit geraten war. Dank der imposanten Tiere, die seine Herden effizient vor Isegrim schützen, kann Rémi Bahadur wieder ruhig schlafen. Bis dato wurden Hirtenhunde vor allem zum Schutz von Schafherden eingesetzt – Rémi Bahadur experimentiert erstmals mit Hunden zum Schutz einer Großviehherde. Auf der Schweizer Seite des Jura-Gebirges, von der aus die Wölfe einst nach Frankreich übergewandert sind, will Isabelle Germanier das Raubtier besser verstehen lernen und dem Wolf das furchterregende Image nehmen, das ihn seit Jahrtausenden verfolgt.
    Etliche Stunden, manchmal sogar Tage verbringt sie unter einer Tarndecke im Wald, in der Hoffnung, ein Wolfsrudel vor das Fotoobjektiv oder die Filmkamera zu bekommen. Ihr zufolge könnte ein besseres Verständnis des Verhaltens und der Jagdtechniken von Wölfen den Viehzüchtern dabei helfen, ihre Herden besser zu schützen und vielleicht sogar ein Zusammenleben mit dem Raubtier zu akzeptieren. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.02.2024arteDeutsche Online-PremiereMo 19.02.2024arte.tv
  • Folge 1246 (30 Min.)
    Farkha im Westjordanland ist ein palästinensisches Ausnahmedorf: Die Einwohner*innen betreiben biologische Landwirtschaft, haben feministische Ideale und pflegen im Dorfrat Basisdemokratie. Sie möchten unabhängig sein von Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde. Doch in diesem unsicheren Teil der Welt ist das schwierig – erst recht seit dem 7. Oktober 2023. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.02.2024arte
  • Folge 1247 (35 Min.)
    Studentin Anja Erhardt wohnt seit kurzem in einem Seniorenheim in Wien. Bislang hat sie immer in Studenten-WGs gelebt. Nun hat sie ihre eigenen vier Wände, rollstuhlgerecht und barrierefrei. Die Unterkunft ist so günstig, weil Anja dafür 25 Stunden im Monat mit den Bewohnern verbringt. An die neue Umgebung muss sich die 25-Jährige erst gewöhnen. Das Durchschnittsalter ihrer neuen Zimmernachbarn liegt bei über 80 Jahren: „Das kann schon auch belastend sein. Aber es gibt auch schöne Momente. Es ist nicht so, als wäre das nur alles traurig hier.
    Ganz und gar nicht.“ Auch für Bewohnerin Inge Lauda sind die neuen Mitbewohner eine Bereicherung: „Wenn diese jungen Leute kommen, ist es eine solche Freude. Wir werden verbunden mit der Welt draußen.“ Studierende in größeren Städten leiden unter unbezahlbaren Mieten und zu wenig Wohnraum. Das Angebot reicht nicht aus, es braucht Alternativen. Auch in Frankreich reagiert man kreativ auf die Wohnungsnot. Der Verein „Campus Vert“ bringt junge Leute mit Landwirten zusammen. Zwei Lebenswelten wohnen unter einem Dach.
    Die Idee dahinter: Die Landwirte bekommen finanzielle Unterstützung bei der Renovierung nicht mehr genutzter Gebäude auf dem Hof – und dort kommen dann die Studenten unter. Studentin Shana Matthieu kommt aus Paris und lebt seit fünf Jahren auf einem Bauernhof in Nordfrankreich. Hier hat sie eine kleine Wohnung für nicht mal 300 Euro im Monat, wo früher mal der Kuhstall war. Und das Bauernpaar wohnt gleich nebenan: „Für mich war das immer beruhigend. Besonders wenn man mit 18 Jahren zum ersten Mal das elterliche Nest verlässt.“ (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.02.2024arte
  • Folge 1248 (35 Min.)
    Polen versteht sich als Frontstaat der NATO und rüstet auf. Das Land will zu einer der stärksten Militärmächte Europas werden und mobilisiert dafür auch die Gesellschaft. Militärische Trainingsprogramme für Zivilisten liegen im Trend, sie werden von staatlichen wie von privaten Organisationen überall im Land angeboten. Unter dem Namen „Trainiere mit der Armee“ bieten die polnischen Streitkräfte eintägige Schnupperkurse im ganzen Land an: von den Großstädten bis in die tiefste Provinz. Der Andrang ist enorm. Agnieszka Wojas und Magda Radomska, zwei Freundinnen aus Warschau, sind mit dabei. Sie wollen für den Ernstfall gewappnet sein.
    Dazu gehört, mit einem AK47-Sturmgewehr schießen zu können. Gleichzeitig boomen paramilitärische Gruppen. Kamil Mazur ist bei Strzelec, einem der größten Verbände des Landes, der vor allem junge Menschen auf den Militärdienst vorbereiten will. Er kommt aus Rzeszów, einer Stadt im Karpatenvorland, dem äußersten Südosten Polens. Die ukrainische Grenze liegt nur etwa 90 Kilometer entfernt. Der Ort ist mit seinem Flughafen zu einer der wichtigsten Frontstädte und einem Knotenpunkt der Ukrainehilfe geworden. Täglich landen hier Militärmaschinen, die Flugabwehrsysteme, Munition und gepanzerte Fahrzeuge transportieren. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDo 29.02.2024arte
  • Folge 1249 (30 Min.)
    Eine Buckelwalkuh mit Jungtier. Dem Team von Ocean Alliance ist es gelungen, Buckelwale von einer Drohne aus zu besendern.
    Kollisionen mit Schiffen, Unterwasserlärm, Giftstoffe und kilometerlange Fischernetze – in den Meeren lauern viele Gefahren für Wale. Kleine Schweinswale in Nord- und Ostsee leiden genauso darunter wie die riesigen Buckelwale. Mit neuen Ideen wollen Forschende sie retten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 01.03.2024arte
  • Folge 1250 (30 Min.)
    Ein sechsstöckiges Glashochhaus sticht aus den Wohnblocks des Viertels Marcel Cachin in Romainville hervor. Es handelt sich um ein innovatives Projekt, das die Verwaltung des Pariser Vororts vor zwei Jahren startete: eine Stadtfarm. Sie verfolgt damit sowohl ökologische als auch ökonomische Ziele, denn ein Viertel der 30.0000 Einwohner der Kommune lebt unter der Armutsgrenze. In der Stadtfarm von Romainville wird Gemüse ganz ohne Pestizide angebaut. Den Einwohnern kommt es in den Schulkantinen der Stadt sowie in der Markthalle zugute – zu Preisen, die nach Einkommen gestaffelt sind.
    Auch ein für alle erschwingliches Restaurant verarbeitet die Produkte. Etienne ist städtischer Angestellter und hat sich auf Urban Farming spezialisiert. Er kümmert sich um die 900 Quadratmeter große Anbaufläche des Hochhauses, verteilt auf die sechs Stockwerke und das Untergeschoss, wo Champignons, Chicoree, Salate und Kräuter wachsen. Etienne ist stolz auf seinen Beruf und teilt sein Fachwissen mit Menschen in beruflicher Wiedereingliederung. Im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich das Restaurant „Cheffes“ (dt.
    „Köchinnen“), das Hawa mit zwei Freundinnen eröffnet hat. Sie kochen schmackhafte Gerichte mit lokalen Zutaten und bieten unverkaufte Lebensmittel über eine App an. Im dritten Stock verwaltet Yuna das Budget der Stadtfarm, organisiert und koordiniert die Aktivitäten. Mit Diskussionsrunden und öffentlichen Veranstaltungen sensibilisiert sie die Bewohner des Viertels für Umweltschutz – einmal ließ sie sogar eine Schafherde mitten durch die Stadt ziehen. Immer mehr Einwohner nehmen an diesen Events teil. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.03.2024arteDeutsche Online-PremiereMo 26.02.2024arte.tv
  • Folge 1251 (30 Min.)
    Hebamme ist wohl der klassische Frauenberuf schlechthin. Von den rund 27.000 Hebammen in Deutschland sind nur knapp 30 männlich. In Frankreich sieht es etwas besser aus. Aber woran liegt es, dass Männer in diesem Beruf so deutlich unterrepräsentiert sind? An den werdenden Müttern, die sich lieber von Frauen begleiten lassen, oder an den Männern, die sich nicht trauen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.03.2024arte
  • Folge 1252 (32 Min.)
    Terroranschläge, Amokläufe oder Morde – unter den Täter*innen finden sich immer wieder auch Sportschütz*innen, die ihre Taten mit legal erworbenen Waffen begehen. Das lässt in Deutschland wie auch in Frankreich die Forderung nach schärferen Waffengesetzen laut werden und setzt Schießsportvereine in beiden Ländern unter Druck. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 06.03.2024arte
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 17.10.2023
  • Folge 1253 (30 Min.)
    Ein Südliches Breitmaulnashorn im Zoo Pairi Daiza in Belgien
    Neben Erholung oder Bildung sehen moderne Zoos mittlerweile auch den Artenschutz als eine ihrer zentralen Aufgaben. 50 Arten, die in freier Wildbahn bereits ausgestorben sind, konnten Zoos nach eigenen Angaben bisher bewahren. Auch den Waldrapp würde es ohne die Zucht in Zoos in Mitteleuropa nicht mehr geben. Johannes Fritz, Biologe und Verhaltensforscher aus Österreich, bemüht sich schon seit 20 Jahren die Zugvögel wieder auszuwildern. Mithilfe eines Leichtflugzeuges bringt er ihnen, zusammen mit den sogenannten Waldrapp-Ziehmüttern, das lange Fliegen bei.
    2.300 Kilometer müssen Pilot, Ziehmütter und die Vögel dafür vom Bodensee bis nach Andalusien zurücklegen. Auch das internationale BioRescue-Team, zu dem die Tierärztin und Biologin Susanne Holtze aus Berlin gehört, versucht, eine Tierart vor dem Aussterben zu bewahren: Vom Nördlichen Breitmaulnashorn gibt es weltweit nur noch zwei Exemplare. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen nun mittels moderner Fortpflanzungsmedizin neue Nashorn-Babys erzeugen. Wissenschaft und Zoos arbeiten bei diesem Vorhaben Hand in Hand.
    Dass ausgerechnet Zoos die Antwort auf das weltweite Artensterben sind, bezweifelt dagegen Torsten Schmidt vom „Bund gegen den Missbrauch der Tiere“. Der Biologe beschäftigt sich schon länger mit der Haltung von Wildtieren in Zoos und prangert vor allem die Zurschaustellung der Tiere an. Sein Kollege Patrick Boncourt geht noch einen Schritt weiter: Er meint, dass die Haltungsempfehlungen, an welchen sich Zoos in Deutschland orientieren, mit artgerechter Haltung nichts zu tun hätten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.03.2024arte
  • Folge 1254 (35 Min.)
    Die vietnamesische Community in Tschechien ist die viertgrößte Minderheit des Landes. Sie blieb mehrere Jahrzehnte weitgehend unter sich. Die zweite Generation der vietnamesisch-stämmigen Vertragsarbeiter öffnet sich und ihre Kultur zunehmend. Am Marktgelände Sapa, dem Geschäfts- und Kulturzentrum der vietnamesischen Community am Rande von Prag, wird das sichtbar. Auf 35 Hektar finden sich dort vietnamesische Restaurants, Supermärkte und ein Kindergarten. Gemeinsam mit anderen Tschecho-Vietnamesen ihrer Generation veranstalten der 27-jährige Duc Anh Le und der 35-jährige Manh Tung Nguyen Führungen über das Marktgelände, um den Tschechen ihre Lebensweise und Kultur näher zu bringen. Dabei kennen viele der Jüngeren die vietnamesischen Traditionen und auch die Sprache selbst nicht mehr so genau.
    Oft bestehen deshalb Sprachbarrieren zwischen Eltern und Kindern. Duc etwa hat erst zu seinen vietnamesischen Wurzeln gefunden, als seine Eltern ihn nach Sapa mitnahmen. Auch Tung war früh mit seiner Identität als Tschecho-Vietnamese konfrontiert: In seiner Kindheit war er rassistischen Anfeindungen ausgesetzt. Heute führt er mehrere Firmen in Sapa, während Duc für ein großes Finanzunternehmen arbeitet. Ihren Aufstieg haben sich beide hart erarbeitet, und engagieren sich noch zusätzlich für ihre Gemeinschaft. Sie sind Mitbegründer des Kultur-Vereins Viet Up, der im Herbst das „Bananen-Fest“ im Zentrum von Prag veranstaltet, um Tschechen die vietnamesische Kultur zu zeigen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 08.03.2024arte
  • Folge 1255 (30 Min.)
    In der polnischen Kleinstadt Trzebinia stürzt immer wieder die Erde ein. In dem ehemaligen Steinkohlerevier zwischen Krakau und Kattowitz war bis 2001 Kohle abgebaut worden. Allerdings wurden die Stollen damals nicht fachgemäß gesichert: Jaroslaw Okoczuk, der Bürgermeister von Trzebinia, hat Angst, dass bei den Einbrüchen auch Menschen zu Schaden kommen …
    Über 40 Gräber verschwanden in der Tiefe, als sich letztes Jahr in Trzebinia auf dem Friedhof die Erde auftat. Seitdem kann Jozef Dziedzic seine verstorbene Frau und seinen Sohn nicht mehr an ihren Gräbern besuchen. Auch auf dem Fußballplatz der Stadt entstand ein riesiges Loch – Fußballtrainer Mieczysław Starniowski ist bis heute dankbar, dass er dort nicht gerade mit seinen Schützlingen trainierte. Aber der Schock darüber sitzt tief. Kurze Zeit später erlitt er einen Herzinfarkt. Seitdem versucht er, sein Leben wieder in den Griff zu kriegen. „Die Natur ist unberechenbar, schon morgen kann dein Haus zusammenstürzen“, so der Fußballtrainer resigniert.
    In der Kleinstadt Trzebinia stürzt immer wieder die Erde ein. Über 30-mal in den letzten drei Jahren. In dem ehemaligen Steinkohlerevier zwischen Krakau und Kattowitz war seit dem 19. Jahrhundert unter Tage Kohle abgebaut worden. 2001 schlossen die Gruben des staatlichen Bergwerksunternehmens. Allerdings wurden die Stollen damals nicht fachgemäß gesichert. Nun hat das Grundwasser die Hohlräume ausgespült, die Stollen stürzen ein.
    Für die Sicherung der ehemaligen Bergbauflächen ist das staatliche Unternehmen Spółka Restrukturownictwa Kopalń, kurz SRK, zuständig. Die Mitarbeiter schütten die entstanden Krater zu und leiten Zement in den Boden ein, um den Untergrund zu stabilisieren, aber nur an wenigen Stellen. Jaroslaw Okoczuk, der Bürgermeister von Trzebinia, hat Angst, dass bei den Einbrüchen eines Tages auch Menschen zu Schaden kommen. Er fordert, dass der polnische Staat der Stadt zu Hilfe kommt, mit einem eigenen Gesetz und 50 Millionen Zloty Unterstützung. Aus Warschau kam bislang keine Reaktion. (Text: arte.tv)
    Deutsche Online-PremiereMo 19.02.2024YouTube
  • Folge 1256 (29 Min.)
    Die in der Türkei lebenden griechischsprachigen und orthodoxen Rum werden auch als die letzten Byzantiner bezeichnet. Seit der Antike siedelten sie an den Ufern des Bosporus, auf den Inseln vor der türkischen Küste und in Anatolien. Mittlerweile soll es nur noch knapp 2000 von ihnen geben. Das 20. Jahrhundert war für die Rum besonders fatal: Viele von ihnen mussten trotz ihrer türkischen Staatsbürgerschaft Pogrome, Arbeitslager, Massenvertreibungen, Gewalt und Rassismus über sich ergehen lassen. Die ständige Unterdrückung, der sie ausgesetzt waren, wurde aus den Geschichtsbüchern getilgt und durch eine nationale Erzählung ersetzt, in der sie nicht vorkommen.
    Heute, 100 Jahre nach der Konstruktion einer nationalen türkischen Identität, sind die nichtmuslimischen Minderheiten nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die Rum bilden da keine Ausnahme. In der Türkei galten sie als „zu griechisch, um gute Türken zu sein“, auf der anderen Seite der Ägäis wurden sie als „Türkensaat“ misstrauisch beäugt. Bis heute suchen sie ihren Platz in der Gesellschaft und werden im Zuge des schwelenden Konflikts zwischen der Türkei und Griechenland immer wieder in Geiselhaft genommen. Heute lebt die kleine Gemeinschaft an den Ufern des Bosporus und auf der Insel Gökçeada, die ursprünglich den griechischen Namen Imbroz trug.
    Einige von ihnen – seien es Rentner oder Aktivisten, Musiker oder Friseure, Atheisten oder Kirchgänger – kämpfen um den Erhalt ihrer Gemeinschaft und haben sie an einigen Orten sogar wieder auferstehen lassen. Durch die Pflege kultureller Aktivitäten, die Wiedereröffnung von Schulen mit Unterricht in griechischer Sprache sowie die strenge Einhaltung von Feiertagen und Traditionen bewahren sie ihre Identität und ihre Erinnerungen. Bleiben, koste es, was es wolle – diesen Eid scheinen die letzten Rum der Türkei sich geschworen zu haben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.03.2024arteDeutsche Online-PremiereMo 04.03.2024arte.tv
  • Folge 1257 (29 Min.)
    Die Winzer*innen des berühmten Weinanbaugebietes Bordeaux werden ihren Rotwein nicht mehr los. Einige Weinbauern und -bäuerinnen wollen nun ihre Weinreben herausreißen und auf andere Nutzpflanzen umsatteln. Geht damit ein französisches Kulturgut verloren? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.03.2024arte
  • Folge 1258 (35 Min.)
    Idil und Tuna Özyurt im Flur der Psychatrie im hessischen Riedstadt, in der sie arbeiten
    Mediziner*innen, Ingenieure und Ingenieurinnen, IT-ler*innen: Die Türkei erlebt eine wahre Auswanderungswelle von Akademiker*innen. Jahrzehntelang waren es meist gering ausgebildete Arbeitskräfte, die ihr Glück im Ausland suchten – jetzt kommen die Eliten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.03.2024arte

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