ARTE Re: Folge 1256: Die letzten „Griechen“ der Türkei
Folge 1256
Die letzten „Griechen“ der Türkei
Folge 1256 (29 Min.)
Die in der Türkei lebenden griechischsprachigen und orthodoxen Rum werden auch als die letzten Byzantiner bezeichnet. Seit der Antike siedelten sie an den Ufern des Bosporus, auf den Inseln vor der türkischen Küste und in Anatolien. Mittlerweile soll es nur noch knapp 2000 von ihnen geben. Das 20. Jahrhundert war für die Rum besonders fatal: Viele von ihnen mussten trotz ihrer türkischen Staatsbürgerschaft Pogrome, Arbeitslager, Massenvertreibungen, Gewalt und Rassismus über sich ergehen lassen. Die ständige Unterdrückung, der sie ausgesetzt waren, wurde aus den Geschichtsbüchern getilgt und durch eine nationale Erzählung ersetzt, in der sie nicht vorkommen. Heute, 100 Jahre nach der Konstruktion einer nationalen türkischen Identität, sind die nichtmuslimischen Minderheiten nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die Rum bilden da keine Ausnahme. In der Türkei galten sie als „zu griechisch, um gute Türken zu sein“, auf der
anderen Seite der Ägäis wurden sie als „Türkensaat“ misstrauisch beäugt. Bis heute suchen sie ihren Platz in der Gesellschaft und werden im Zuge des schwelenden Konflikts zwischen der Türkei und Griechenland immer wieder in Geiselhaft genommen. Heute lebt die kleine Gemeinschaft an den Ufern des Bosporus und auf der Insel Gökçeada, die ursprünglich den griechischen Namen Imbroz trug. Einige von ihnen – seien es Rentner oder Aktivisten, Musiker oder Friseure, Atheisten oder Kirchgänger – kämpfen um den Erhalt ihrer Gemeinschaft und haben sie an einigen Orten sogar wieder auferstehen lassen. Durch die Pflege kultureller Aktivitäten, die Wiedereröffnung von Schulen mit Unterricht in griechischer Sprache sowie die strenge Einhaltung von Feiertagen und Traditionen bewahren sie ihre Identität und ihre Erinnerungen. Bleiben, koste es, was es wolle – diesen Eid scheinen die letzten Rum der Türkei sich geschworen zu haben. (Text: arte)
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