2023, Folge 1023–1046

  • Folge 1023 (32 Min.)
    Wimbledon High School, Schülerin Chloe Wallace setzt sich ein dass sexuell anzügliches Verhalten nicht normalisiert wird. – Bild: Curiosity TV
    Wimbledon High School, Schülerin Chloe Wallace setzt sich ein dass sexuell anzügliches Verhalten nicht normalisiert wird.
    Spazierengehen – was für viele Menschen eine willkommene Abwechslung im Pandemiealltag bedeutete, wurde für Paola Matacchioni zum Stressfaktor. Nach dem Mord an der 33-jährigen Sarah Everard stellte der Gang auf die Straße die gleichaltrige Frau vor ein Problem. Vor allem im Dunklen erlitt sie Angstzustände. Wie ihr ergeht es vielen Frauen. Einer Studie zufolge, empfinden vier von fünf Frauen Großstädte als unsicher. Die Britin Emma Kay sieht darin eine Marktlücke. Sie ist Entwicklerin einer App, die Nutzerinnen mithilfe von polizeilichen Kriminalitätsdaten einen möglichst gefahrlosen Weg nach Hause aufzeigen kann.
    Was es bedeutet, sich nachts ohne Begleitung draußen aufzuhalten, erlebte Emma am eigenen Leib. Als junges Mädchen wurde sie von einer Gruppe von Jungen verfolgt, ihr wurden sexuell anzügliche Sprüche zugerufen, beim Warten auf ein Taxi wurde sie am Po berührt. Aus Frust und dem Wunsch, etwas zum Besseren zu verändern, entstand ihre App. Reagieren, bevor Frauen sich unsicher fühlen. Diesen Anspruch verfolgt eine Schule in London, in der sich schon junge Schülerinnen dafür einsetzen, dass sexuell anzügliches Verhalten nicht normalisiert wird.
    Welche Bedeutung zudem infrastrukturelle Entscheidungen für das Wohlbefinden von Frauen haben, macht die kleine Stadt Umeå im Norden Schwedens vor. Hier bemühen sich Linda Gustafsson und ihr Team darum, das Sicherheitsgefühl der Bewohnerinnen mithilfe von städtebaulichen Maßnahmen zu verbessern. Lindas Auffassung: Nicht vor der Dunkelheit fürchteten sich Frauen, sondern vor männlichen Übergriffen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 06.02.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere So. 05.02.2023 arte.tv
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 07.06.2022, dann für den 07.09.2022
  • Folge 1024 (32 Min.)
    Der Fluss Evros markiert nicht nur die Grenze zwischen Griechenland und der Türkei. Ein seit dem Jahr 2020 stetig erweiterter Grenzzaun entlang des Evros ist das Sinnbild für die Festung Europa: ein High-Tech-Grenzwall gegen die Flüchtlingsströme in die EU. Doch trotz dieses fünf Meter hohen und 38 Kilometer langen Bauwerks aus Stahlstreben riskieren Tausende Menschen ihr Leben, um hier über den Fluss in die EU zu gelangen. Wie viele Menschen dabei sterben, ist unbekannt. Allein im Jahr 2022 waren es mehr als 60 Tote, die allein auf der griechischen Seite des Flusses gefunden wurden – ein negativer Rekord.
    Pavlos Pavlidis ist Professor für Rechtsmedizin an der Universität in Alexandroupolis und Chronist der tödlichen Grenze. Wird ein Leichnam im Fluss oder in den dahinterliegenden Wäldern gefunden, kommt er zu Pavlidis auf den Obduktionstisch. Er versucht nicht nur Todeszeitpunkt und Todesursache herauszufinden, sondern auch, wer dieser Mensch gewesen ist. Denn meistens haben die Toten der Grenze keine Papiere bei sich, und sind schon nach mehreren Tagen im Wasser stark entstellt.
    Aber jeder dieser Menschen hat Eltern, Freunde, die auf ihn warten, und für die die Ungewissheit über den Verbleib ihres Angehörigen unerträglich ist. Viele in der Region wissen um die namenlosen Toten, und schwanken zwischen Mitgefühl und Abneigung gegenüber Migranten. Pavlidis versucht unterdessen am äußersten Rand der EU den Toten der Grenze ihre Identität zurückzugeben. Scheitert er, kommt der örtliche Bestatter, und begräbt die unbekannten Toten auf dem Friedhof für Namenlose. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 07.02.2023 arte
  • Folge 1025 (31 Min.)
    Bis vor kurzem verlief Pascal Mertens’ Leben noch ganz normal: Der 34-Jährige war gerade mit seiner neuen Freundin zusammengezogen. Ende letzten Jahres ließ er sich gegen Corona impfen, und seitdem hat sich sein Alltag drastisch verändert: Zum Laufen benötigt er jetzt einen Rollator, seine Wohnung kann er allein kaum mehr verlassen. Mittlerweile verbringt Pascal den Großteil seiner Zeit zu Hause auf dem Sofa. Besserung ist nicht in Sicht. In mehreren Kliniken wurde er untersucht, doch kein Arzt wollte eine Diagnose in direktem Zusammenhang mit der Impfung stellen.
    Seine letzte Hoffnung ist nun das Universitätsklinikum Marburg, wo man sich auf Fälle wie jenen von Pascal spezialisiert hat. Hier betreibt Dr. Bernd Schieffer die erste deutschlandweite Therapiestelle für Betroffene des sogenannten Post-Vac-Syndroms. Seit Anfang 2022 wurden hier bereits 250 Erkrankte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz betreut. Schieffer ist überzeugt, dass es in den nächsten Monaten gelingen wird, die vielfältigen Auslöser des Post-Vac-Syndroms zu identifizieren.
    Tamara Retzlaff ist eine der Patientinnen von Dr. Schieffer. Ihren Job als Innenstadtmanagerin in Rottweil musste die 28-Jährige aufgeben, nachdem sie monatelang mit Nebenwirkungen der Corona-Impfung kämpfte. Weil sie sich nicht mit ihrer Hilflosigkeit abfinden wollte, gründete sie das erste bundesweite Selbsthilfenetzwerk für Erkrankte des Post-Vac-Syndroms. Tamara Retzlaff fordert, mögliche Langzeitkomplikationen der Impfung ab sofort anzuerkennen und deren Erforschung zu finanzieren, statt sie weiterhin zu ignorieren. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 08.02.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Di. 07.02.2023 arte.tv
  • Folge 1026 (31 Min.)
    Seit Juni 2022 wird auf der Bohrinsel „Ana“ im rumänischen Schwarzen Meer Erdgas gefördert – zehn Prozent des rumänischen Bedarfs. Valentin Solomon ist Elektro-Ingenieur und stolz, Teil des Projektes zu sein. „Ana“ ist das erste Offshore-Projekt Rumäniens seit über 30 Jahren und jetzt – inmitten von Europas Energiekrise – ein Hoffnungsschimmer. Rumänien ist reich an fossilen Ressourcen. Neben dem Gasfeld von „Ana“ verfügt das Land über noch ein viel größeres Gasfeld: „Neptun Deep“.
    Mit beiden Gasfeldern zusammen könnte Rumänien vollständig unabhängig von Gas-Importen, ja sogar Lieferant für seine Nachbarländer sein. Stattdessen sind Rumäniens Gas-Importe im letzten Jahrzehnt um 25 Prozent gestiegen. Das 2018 verabschiedete „Offshore-Gesetz“, das rumänische Interessen schützen sollte, hat die Investoren von „Neptun Deep“ aufgeben lassen. „Viele wunderten sich“, so Radu Dudau, Professor für internationale Beziehungen an der Universität in Bukarest, „wessen Interessen damit eigentlich bedient wurden: die von Rumänien oder die Russlands?“ Die Arbeiten an der Bohrinsel „Ana“ waren schon zu weit fortgeschritten, um aufzugeben.
    Doch der Krieg in der Ukraine, stellt ihren Betrieb vor ungeahnte Herausforderungen. „Ana“ ist nur achtzig Kilometer vom ukrainischen Kriegsgebiet entfernt. Seit der russischen Invasion gelangen regelmäßig Wasserminen ins rumänische Hoheitsgebiet. Valentin Solomon wird nun auch im Umgang mit dieser Gefahr geschult. Seine Kollegen haben bereits eine Mine gesichtet – in gefährlicher Nähe zur Pipeline. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 10.02.2023 arte
  • Folge 1027 (32 Min.)
    Lisa und Henry Walser sind ein Influencer-Paar. Über 450.000 Menschen folgen den Walsers auf Instagram, über eine Million sind es bei TikTok. Ihrer Community geben sie privateste Einblicke in ihren Alltag. Lisa fing mit Kochvideos auf Instagram an, seit ihrer Schwangerschaft hat sie das Business aber verlagert: Alles dreht sich nun um den wachsenden Babybauch, nahezu alles wird gepostet. Lisa ist Vollzeit-Influencerin, Ehemann Henry unterstützt nebenberuflich. Für die freie Hebamme Livia Clauss-Görner aus Hamburg birgt der Hype ums Baby in den sozialen Netzwerken vor allem Probleme.
    Sie ist seit fast 40 Jahren Hebamme und beobachtet seit einigen Jahren, wie Internet-Trends vor das Wohl der Kinder gestellt werden. Werdende Eltern werden im Netz mit Informationen und Tipps rund ums Kinderkriegen und Erziehen überschüttet: von teuren Gadgets fürs Baby bis zur Ausstattung für hippe Baby Partys – der Markt bietet alles und davon reichlich. Für Livia Clauss-Görner hingegen ist die Nähe zu ihren Kundinnen wichtig und das Kinderkriegen als intimer Moment, der in den engsten Kreis der Familie gehört.
    Die Kommerzialisierung der Schwangerschaft haben sich auch Event-Agenturen in ganz Europa zunutze gemacht. Die Jungunternehmerin Mayke Van Otterdijk aus Barcelona organisiert professionelle Luxusevents für Schwangere, etwa sogenannte „Baby-Shower-Partys“. Ein Trend aus den USA, bei dem Schwangere von ihren Freundinnen gefeiert und reich beschenkt werden. Bei Maykes Agentur Straws n’ Berries beinhaltet so ein Event alles vom Catering bis zur Glitzerwand für den perfekten Instagram-Post. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 13.02.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere So. 12.02.2023 arte.tv
  • Folge 1028 (30 Min.)
    Rocco ist 59 Jahre alt. Er wurde in der kalabrischen Kleinstadt Rosarno geboren und ist in das Haus seiner verstorbenen Eltern gezogen. Zuvor hatte er 30 Jahre in Frankreich gelebt, wo er vier Kinder hat und als Pizzabäcker, Schmuck- und Spezialitätenhändler gearbeitet hat. Neben einer Trennung war auch sein Unternehmergeist ein Grund für sein neues Abenteuer: Rocco möchte kalabrische Spezialitäten in Frankreich verkaufen. Allerdings ist es nicht einfach, in Kalabrien ein Unternehmen aufzubauen. Angelo ist in der Lockdown-Zeit zurückgekommen und hat beschlossen, zu bleiben.
    Er lebt ebenfalls in Rosarno und kämpft an mehreren revolutionären Fronten: Er lebt mit Vincenzo, der ebenfalls aus Kalabrien stammt und während der Pandemie aus dem Norden zurückgekehrt ist, offen in einer homosexuellen Beziehung. Auch wenn sein Leben den teilweise archaischen Moralvorstellungen in Kalabrien widerspricht, kann er auf die Unterstützung seiner Familie zählen. Außerdem arbeitet er in einem der wenigen Theater der Region. Auch hier hat er einiges zu tun: Er gestaltet das Tanzprogramm, renoviert das Theater und muss für Publikum sorgen.
    Nunzia & Francesco gehörten zu den Ersten, die in den Süden zurückgekehrt sind. Nachdem sie in Rom Karriere gemacht hatten, zogen sie vor acht Jahren in Nunzias Geburtsort Nicotera, wenige Kilometer von Rosarno entfernt. Heute leiten sie ein Unternehmen mit 20 Partnern in ganz Italien von ihrem Familienhaus aus, in dem ein Großteil von Nunzias Verwandtschaft lebt. Das Paar sieht das Potenzial der Region und organisiert seit kurzem in Nicotera ein kleines, jährlich stattfindendes Festival, das Investoren und Kreative aus der digitalen Arbeitswelt anzieht. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 15.01.2024 arteDeutsche Streaming-Premiere Mo. 13.02.2023 arte.tv
  • Folge 1029 (32 Min.)
    Willie ist Matchmaker in dritter Generation. „Das ist eine Gabe“, sagt er, „man kann es nicht erlernen zu erkennen, wer zu wem passen könnte.“ Alle, die mit Willies Hilfe eine neue Liebe suchen, müssen zuerst seinen Fragebogen ausfüllen. Der ist zwar nicht besonders ausgefallen. Aber die ausgefüllten Fragebögen steckt Willie über Nacht in sein sogenanntes „Lovebook“, eine 160 Jahre alte, ziemlich zerrissene Lose-Blatt-Sammlung. So sollen sich die Interessierten schon hier treffen. Willie ist sich sicher: Das hilft. Zu Willies Lieblingsgeschichten gehört die Vermittlung einer bekannt launischen Frau durch seinen Großvater an einen rein gälisch sprechenden Bauern auf den Aran Islands.
    „Mein Großvater war auf der Pferdemesse in Midtown und er stellte dieser sehr schönen jungen Frau einen Mann vor. Einen richtigen Kerl, der kein Wort Englisch sprach.“ Das Paar heiratete noch am selben Tag. „Sie liebte ihn und die beiden bekamen 17 Kinder. Sie konnten nie richtig miteinander reden, so gab es keinen Streit. Das war eine sehr glückliche Ehe“, erzählt Willie und lacht. Jedes Jahr im September findet in seinem Heimatort Lisdoonvarna das „Matchmaking Festival“ mit Tausenden Singles statt. Einige kommen extra aus den USA und Kanada angereist, um ihr Schicksal in die Hände des letzten irischen Matchmakers zu legen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 14.02.2023 arte
  • Folge 1030 (32 Min.)
    Seit Jakob Eiserloh im März 2022 an Covid erkrankte, kann der 13-jähige Junge nicht mehr zur Schule gehen, hat Schmerzen, fühlt sich unendlich kraftlos und wird einfach nicht mehr gesund. Diagnose: Long Covid. Seine Mutter Daniela Eiserloh hat schon alles versucht, bislang ohne Erfolg. „Ich erwarte von unserem Gesundheitssystem, dass für die Betroffenen mehr getan wird“, sagt die alleinerziehende Mutter. Eine passende Reha für ihren Sohn musste sie privat finanzieren. Die Krankenkasse zahlte nicht. Auch Long-Covid-Patient Christopher Peters hat die meisten seiner Therapieversuche aus eigener Tasche bezahlt.
    Das Problem: Es gibt für die unterschiedlichen Long-Covid-Symptome noch keine zugelassenen Medikamente oder sonstige Therapien. Bislang wurde zu wenig Geld für die Erforschung dieser neuartigen Krankheit bereitgestellt. „Wenn man sich auf andere verlässt, dann ist man verlassen mit dieser Krankheit“, sagt der IT-Manager. Er hat nach zwei Jahren mit Long Covid nun seinen persönlichen Weg aus der Krankheit gefunden, kann seit einigen Wochen wieder arbeiten.
    Erzieherin Franziska Ziegler infizierte sich im Dezember 2021 bei der Arbeit mit dem Corona-Virus. Seitdem leidet sie an einer besonders schweren Form von Long Covid: ME/​CFS, chronisches Fatigue-Syndrom. Hauptsymptom: die schwere chronische Erschöpfung. Ihre Hoffnungen setzt die 44-Jährige nun in ein neues Reha-Konzept der Berliner Charité: Mit einem individuell eingestellten Energiemanagement, dem „Pacing“, soll es gelingen, zumindest den Alltag halbwegs zu bewältigen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 15.02.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Di. 14.02.2023 arte.tv
  • Folge 1031 (32 Min.)
    Trauer hat kaum noch Platz in unserem modernen Leben. Die Gesellschaft erwartet, dass Hinterbliebene schnell wieder „funktionieren“ – im Leben und im Job. Die Konsequenz: Viele Trauernde verdrängen und verstecken oft ihre Gefühle. Und das mit fatalen Folgen. Denn unbewältigte Trauer macht Menschen krank. Dazu kommt, dass konfessionelle Trauerbegleitung und klassische Seelsorge immer weniger Menschen erreichen. „Ich glaube an das Schöne im Schlimmen“, sagt Anemone Zeim. Die Trauerbegleiterin hat „Vergiss mein nie“ gegründet.
    In ihrer Agentur kreiert sie mit Hinterbliebenen Erinnerungsstücke für Verstorbene, die helfen sollen, den Kummer zu verarbeiten. Sie will dem Tod mit Leichtigkeit und Freude begegnen. Denn am Ende geht es um das Leben, sagt Anemone. Trauer hat zu Unrecht ein schlechtes Image, sagen Susann Brückner und Caroline Kraft. Mit ihrem Podcast „endlich“ sind die Berliner Autorinnen Vorreiter dieser neuen Bewegung. Seit fünf Jahren besprechen sie die verschiedenen Facetten der Trauer – ehrlich, humorvoll und ohne Tabus. Trauer tut weh, finden Susann und Caroline, aber sie ist wertvoll.
    Sie wissen, wovon sie sprechen: Beide haben nahe Angehörige durch Suizid verloren. Therapien für Trauerende bestehen oft aus Gesprächen. Doch was ist mit dem Körper, fragt sich die Österreicherin Katy Biber. Ihre Schwester wurde 2013 ermordet. Dieser Schicksalsschlag machte sie körperlich krank. Erst durch Sport fand Katy Heilung. Diese positive Erfahrung teilt sie heute mit anderen Trauernden. Sie hat ein eigenes Bewegungsprogramm für Trauernde entwickelt. Ihr Motto: Bewege deinen Körper und stärke deine Seele. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 16.02.2023 arte
  • Folge 1032 (32 Min.)
    2007 hat Deutschland beschlossen, einen Großteil seiner öffentlichen Schutzräume stillzulegen. Viele von ihnen sind jetzt Hotels, Galerien oder Museen. Wie zum Beispiel ein großer Bunker in Ilbenstadt bei Frankfurt am Main. Ob er wieder reaktiviert werden kann? Der Zivilschutzexperte Andreas Kling berät Behörden beim Katastrophenmanagement und kennt sich mit Schutzanlagen aus. Sein Fazit nach der Besichtigung: „Um unseren Zivilschutz ist es schlecht bestellt. Er war jahrzehntelang nur ein Anhängsel des Katastrophenschutzes.
    Und das muss sich wieder ändern.“ Das ist in der Schweiz anders: Dort ist fast jedes Gebäude mit einem Schutzraum ausgestattet. Die Firma Mengeu bei Zürich hat sich auf den Bau von Bunkern und deren Ausstattung mit Schutzraumtechnik spezialisiert. Seit dem Ukrainekrieg erhält die Firma mehr Aufträge als sonst, darunter auch viele Anfragen aus dem Ausland. Das Schweizer Modell sieht auch vor, dass die Bunkeranlagen mindestens alle zehn Jahre auf ihre Funktionstüchtigkeit kontrolliert werden. So soll verhindert werden, dass im Ernstfall eine tonnenschwere Panzertür klemmt oder ein Gasfilter ausfällt.
    Welche Herausforderungen ein Aufenthalt im Bunker mit sich bringt, weiß Hauptmann Pius Bleisch von der Schweizer Armee. Denn das Militär nutzt regelmäßig alte Bunkerfestungen als Kaserne. So auch die Festung Castels im Kanton Sankt Gallen. Hier verbringt Bleischs Kompanie regelmäßig mehrere Wochen im Jahr. Das Leben unter Tage ist für die Männer und Frauen gewöhnungsbedürftig: Es gibt kein Tageslicht, die Luft ist stickig und der WLAN-Empfang schlecht. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 20.02.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere So. 19.02.2023 arte.tv
  • Folge 1033 (32 Min.)
    Die US-Amerikanerin Belkis Wille ist stellvertretende Direktorin der Abteilung Krisen und Konflikte bei der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine regelmäßig im Land unterwegs. Sie dokumentiert Kriegsverbrechen, die russische Soldaten an der ukrainischen Zivilbevölkerung begangen haben sollen. Überlebende in den noch vor Monaten besetzten Gebieten berichten ihr von Verschleppung, Vergewaltigung, Folter und Mord. In der Region Charkiw sucht Belkis Wille nach Beweisen, dass russische Truppen für den Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk am 8. April 2022 verantwortlich waren. Aus einem Dorf in der Nähe von Isjum soll die ballistische Rakete abgefeuert worden sein, die auf dem Bahnhofsgelände in Kramatorsk 57 ukrainische Zivilistinnen und Zivilisten tötete.
    Die Daten und Beweise, die Belkis Wille vor Ort in der Ukraine sammelt, werden im Berliner Büro von Human Rights Watch von IT-Spezialisten, Daten-Forensikern und Journalisten ausgewertet. Im Digital Forensic Lab fügen sie Social-Media-Videos, YouTube-Clips und Satellitenaufnahmen zu 3-D Modellen zusammen. Zusammen mit den Daten, die vor Ort von Belkis Wille gesammelt wurden, können sie so den Angriff auf Kramatorsk detailgetreu nachverfolgen. Alles muss hieb- und stichfest nachgewiesen werden, denn Human Rights Watch will die gesammelten Beweise Ermittlern ukrainischer Behörden oder auch dem Internationalen Strafgerichtshof zur Verfügung stellen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 21.02.2023 arte
  • Folge 1034 (32 Min.)
    In den Rigaer Büros und Studios von Doschd herrscht rege Geschäftigkeit. Chefredakteur Tikhon Dzyadko bereitet sich auf seine Sendung vor: Zweimal täglich moderiert er die Nachrichten. Momentan sendet der russische Sender lediglich via YouTube. Anfang Dezember hatte die lettische Rundfunkbehörde Doschd die Lizenz entzogen, weil ein Moderator seine Sympathie mit den Rekrutierten der russischen Mobilmachung ausgedrückt hatte. Nicht nur aus Lettland, sondern aus ganz Europa kamen harte Worte und scharfe Kritik. Die Geschichte von Doschd begann 2010. Ein unabhängiger Fernsehkanal sollte ein Gegenentwurf zum Kreml-kontrollierten TV-Programm sein.
    Da aber unabhängiger Journalismus und Putins Regime unvereinbar sind, wurde Doschd 2014 aus dem russischen Kabelprogramm geworfen. Im März 2022, eine Woche nach Russlands Überfall auf die Ukraine, verlor er auch noch seine Website. Die Journalisten und Journalistinnen um Chefredakteur Tikhon Dzyadko flohen ins Ausland und bauten eine neue Sendezentrale in Riga auf. Ein Sender im Exil, der nach wie vor auch in Russland über YouTube ein Gegennarrativ zur Kremlpropaganda anbietet.
    Doch das Misstrauen gegenüber den russischen Journalistinnen und Journalisten ist groß, obwohl der Sender den Moderator entließ und sich öffentlich entschuldigte. Auch betonte er, was eigentlich bekannt ist: Er stehe keinesfalls auf russischer Seite in diesem Angriffskrieg. Das Drama um den Sender und seiner Belegschaft steht stellvertretend für viele unabhängige russische Journalisten, die nicht zurück in ihre Heimat können und in Europa aber auch keine Neue finden. Für Doschd geht es vorerst mit neuer Lizenz in Amsterdam weiter – vom Exil ins Exil. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 23.02.2023 arte
  • Folge 1035 (32 Min.)
    Der Ohridsee gilt als das Gewässer mit der höchsten Biodiversität weltweit. Selbst Arten, die überall sonst bereits ausgestorben sind, haben hier über viele Jahrtausende überlebt: Mehr als 200 Pflanzen und Lebewesen sind ausschließlich hier zu finden, wie zum Beispiel die Ohrid-Forelle. Doch diesen lebenden Fossilien droht Gefahr. Nordmazedonien und Albanien gehören noch immer zu den ärmsten Ländern Europas, und der Tourismus rund um den Ohridsee verspricht wirtschaftliches Wachstum, trägt aber auch zur Verschmutzung des prähistorischen Gewässers bei.
    Da der Fischbestand bereits sinkt und endemische Spezies vom Aussterben bedroht sind, will die UNESCO den See auf die Liste des gefährdeten Welterbes setzen. Die Menschen in der Region sind zwiegespalten, zwischen wirtschaftlichem Aufschwung und dem Schutz dieser einzigartigen Natur. So darf man in Albanien beispielsweise die Ohrid-Forelle noch fischen, was in Nordmazedonien bereits streng verboten ist. Ein Grund für ständige Konflikte an der Grenze, die mitten durch den See verläuft. Toni Bllazhde lebt auf der albanischen Seeseite von der Fischerei und hat kein Verständnis für die strengen Maßnahmen der nordmazedonischen Grenzpolizei.
    Oft kommt es vor, dass die Fischerboote und Netze der albanischen Fischer konfisziert werden. Aus seiner Sicht ist der See immer noch gesund: „Die Ohrid-Forelle ist nicht in Gefahr. Ich verstehe es nicht! Warum macht die UNESCO so eine Panik?“ Im Nachbarland sieht das der Taucher Nikola Paskali ganz anders. Er sammelt Abfälle und Schrott vom Boden des Sees und sagt: „Der Müll ist der Krebs des Sees“. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 27.02.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere So. 26.02.2023 arte.tv
  • Folge 1036 (32 Min.)
    Die tschechische Bäuerin Veronika Stránská hat vor einigen Jahren die Haferfelder ihres Vaters übernommen. Als eine der wenigen selbständigen Frauen in der Landwirtschaft hat sie gelernt, was es heißt, sich zu behaupten. 50 Tonnen Hafer will sie nach Plauen im sächsischen Vogtland zu Stephan Leins Mühle liefern. Der 29-Jährige ist Produktionsleiter einer der größten Hafermühlen in Ostdeutschland. Für Stephan ist Hafer das Getreide der Zukunft. Auch Stephan Leins hat große Pläne. Eine zweite Mühle ausschließlich für Biohafer ist im Bau. Zwischen Stephan und Veronika besteht seit Jahren eine geschäftliche Kooperation. Im Herbst will die Hafermacherin nach Deutschland reisen und Stephan endlich persönlich kennen lernen. Dann wird sie auch erfahren, ob ihr Hafer den hohen Qualitätserwartungen des Müllers entspricht und sich die Mühen gelohnt haben. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 28.02.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 24.02.2023 arte.tv
  • Folge 1037 (32 Min.)
    2021 entdeckt ein Fotograf den syrischen Flüchtling Munzer Al-Nazzal und seinen Sohn Mustafa in der Türkei nahe der Grenze zu Syrien. Kurz darauf geht sein Foto von den beiden um die Welt. Der Vater verlor bei einem Bombenangriff im nordsyrischen Idlib ein Bein, sein Sohn wurde ohne Gliedmaßen geboren – vermutlich, weil seine Mutter in der Schwangerschaft einem Giftgasangriff ausgesetzt war. Die Familie lebt in der Türkei unter prekären Bedingungen. Durch die mediale Aufmerksamkeit hofft sie nun auf eine Therapie für Mustafa. Über vier Millionen Flüchtlinge leben in der Türkei, darunter zehntausende kriegsversehrte Kinder. Anders als Mustafa, bekommen sie kaum eine Chance. Im Armenviertel Buca in Izmir hat die Irin Anne O’Rorke ein Nachbarschaftszentrum aufgebaut, das genau solchen Kindern helfen will.
    Mit begrenzten Mitteln und Spenden organisiert sie einfache Prothesen und Flexibilitätstrainings, aber auch so grundlegende Dinge wie Essen und Kleidung. Durch die wachsende Inflation in der Türkei wird jeder Tag für die Flüchtlinge zum Überlebenskampf. Anne O’Rorke setzt sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderung eines Tages ein selbstbestimmtes Leben führen können. Im Fall von Mustafa bräuchte es hochmoderne elektrische Prothesen, die es in der Türkei nicht gibt. Organisatoren des Siena Photo Award starten eine internationale Spendenkampagne. Das Ziel: Visa für die Familie und eine Behandlung in Italien. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 02.03.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Mi. 01.03.2023 arte.tv
  • Folge 1038 (31 Min.)
    Pentedattilo ist ein Geisterdorf tief im Süden Italiens. Rossella Aquilanti hat sich vor 40 Jahren entschieden, in diesem verlassenen Paradies zu leben. Lange war sie alleine, doch heute ist sie nicht mehr die einzige Bewohnerin. Seit zwei Jahren ist Maka Tounkara an ihrer Seite, ein junger Mann aus Mali, der mit einem Flüchtlingsboot nach Italien kam … Pentedattilo liegt an einem Bergmassiv im Süden Kalabriens. Nach Erdrutschen wurde die Kleinstadt in den 70er Jahren komplett aufgegeben. Als Rossella Aquilanti den Ort zum ersten Mal betritt, ist Pentedattilo bereits seit einem Jahrzehnt unbewohnt.
    Sie verliebt sich sofort in das Geisterdorf, kündigt ihren Job und lässt ihr altes Leben zurück. Umgeben von Ruinen hat Rossella einen Neuanfang gewagt. 20 Ziegen, ein paar Olivenbäume und ein kleines Stück Land reichen ihr für ein erfülltes Leben. Doch die 63-Jährige spürt, dass sie mit zunehmendem Alter die Arbeit nicht mehr alleine schafft. Lange hat sie vergeblich nach jemandem gesucht, der mit ihr in dieser Abgeschiedenheit leben will.
    Schließlich kontaktiert sie eine Flüchtlingsunterkunft in Kalabrien und findet Maka Tounkara. Er ist aus Mali geflüchtet und hat es in einem Flüchtlingsboot übers Mittelmeer nach Italien geschafft. Was Maka in Kalabrien vorgefunden hat, war nicht unbedingt das, was er von Europa erwartet hat. Es gibt in der Region kaum Jobs und Perspektiven. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 37 Prozent und ist damit die höchste in ganz Italien. Auch deswegen leidet Kalabrien unter massiver Abwanderung.
    300.000 junge Menschen haben die Region in den letzten zehn Jahren verlassen. In vielen Kleinstädten bleiben nur die Alten übrig. Für Maka ist das Leben im Geisterdorf eine Chance. Nach Jahren der Einsamkeit kämpft Rossella nun gemeinsam mit Maka für eine Zukunft im Geisterdorf. Sie ist überzeugt, dass ihr einfaches und autarkes Leben eine Inspiration für andere sein könnte. Die beiden letzten Einwohner von Pentedattilo hoffen, dass junge Menschen und Migranten ihrem Beispiel folgen und neues Leben in Italiens Geisterdörfer bringen. (Text: tagesschau24)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 03.03.2023 arte
  • Folge 1039 (31 Min.)
    Hinweis für Betroffene: In diesem Film geht es um psychische und körperliche Gewalt bei Frauen. Martina aus Hessen ist seit dem Angriff ihres Ex-Freundes nicht mehr arbeitsfähig und muss in eine psychiatrische Klinik. Es macht sie wütend, wenn sie von ähnlichen Fällen in der Zeitung liest: Vor allem wenn es heißt: „Beziehungstat“ oder „Eifersuchtsdrama“. Gewalt oder Mord in Partnerschaften werden nach wie vor häufig als tragische Einzelfälle betitelt. Opfer sind häufig Frauen – insbesondere dann, wenn sie sich trennen wollen. Die Zahl der Frauenmorde steigt nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen EU-Ländern. In Österreich kämpft die Anwältin Sonja Aziz für die Rechte ihrer Mandantinnen und gegen das Victim-Blaming vor Gericht sowie zu niedrigen Strafen für die Täter.
    Oft gibt es schon vor einer Tat Warnzeichen, Betroffene werden dabei aber nicht immer ausreichend geschützt. Ein anderes Bild zeigt Spanien. In der Provinz Extremadura gibt Ester Gewalt-Präventionskurse sogar innerhalb der Berufsausbildung. Hier haben die hohen Femizid-Zahlen schon vor Jahren eine breite Debatte ausgelöst und dafür gesorgt, dass der Staat viel für Aufklärung und Prävention tut. Das Ergebnis: Die Zahl der Femizide ist drastisch gesunken. Was können andere Länder aus diesen Beispielen lernen? Die Reportage begleitet eine Überlebende, eine Anwältin und eine Gleichstellungsbeauftragte in drei europäischen Ländern. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 08.03.2023 arte
  • Folge 1040 (31 Min.)
    Der Outdoorsportler Nicholas Bornstein liebt die Berge. Der Klimaschützer hat Angst, dass wegen der Energiekrise in der Schweiz der verbriefte Schutz der Berger zugunsten riesigen Alternativ-Energieprojekten ins Hintertreffen gerät.
    „Energienotlage“ ist das Wort des Jahres in der Schweiz. Der 44-jährige Nicholas Bornstein will gerade jetzt alles tun, um seine geliebten Berge zu schützen. Dafür gründete er den Verein „Protect our winters“ und setzt auf Dialog mit Energieunternehmern und Bergbahngesellschaften. Energiekrise und Wintertourismus, wie kann man das miteinander vereinbaren? Bei den Energieunternehmern will Nicholas den bescheidenen Einfluss seines jungen Vereins geltend machen, um auf wichtige Entscheidungen einzuwirken: Muss man wirklich die größte alpine Solaranlage Europas für den Winterstrom über die Nebelgrenze in Wallis bauen? Oder die nächste Staumauer in einem noch unberührten Tal im Berner Oberland? Nicholas will um die fünf Millionen Outdoorsportler der Schweiz, Naturliebhaber, wie er sagt, mobilisieren – für die Abstimmung des für ihn sehr wichtigen Umweltschutzgesetzes im März 2023. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 09.03.2023 arte
  • Folge 1041 (32 Min.)
    Yvonne Heil ist frisch ausgelernte Bäckergesellin. Sie will ihr altes Leben zurücklassen und auf Wanderschaft gehen, doch das kann sie nicht alleine. Um auf die Walz zu kommen, braucht sie eine Altgesellin, die ihr zeigt, wie das Leben auf der Straße funktioniert. Lisa Goldmann ist schon vier Jahre unterwegs. Die Bierbrauerin will Yvonne zeigen, worauf es ankommt: Schlafplatzsuche, Essen finden, Arbeitssuche. Auch die vielen Regeln auf Wanderschaft muss Yvonne erst lernen. Hinzu kommt: Frauen auf der Walz stehen vor anderen Hürden als Männer. Ihr größter Gegenspieler: die Tradition. Denn jahrhundertelang war es Frauen verboten, ein Handwerk zu erlernen und auf die Walz zu gehen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 10.03.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Do. 09.03.2023 arte.tv
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 03.02.2023
  • Folge 1042 (32 Min.)
    Es ist eine eiskalte Nacht, als am 6. Februar im südosttürkischen Samandağ die Erde bebt. Der Mathematiklehrer Nurettin Bolat, seine Frau und seine kleine Tochter werden in ihrer Wohnung aus dem Schlaf gerüttelt, können sich in Panik auf die Straße retten. Am nächsten Morgen gleicht die Stadt einem Kriegsgebiet – fast kein Haus in Nurettins Straße ist mehr bewohnbar. Dutzende Verwandte, Freunde und Nachbarn muss Nurettin in den folgenden Tagen zu Grabe tragen, viele liegen noch immer unter den Trümmern begraben.
    Die Freunde Ercan Dönmez und Tolga Erdoğan reisen ins Erdbebengebiet, um Hilfe zu leisten. Tolga ist Kinderpsychologe und kümmert sich seit dem letzten großen Beben 1999 in Erdbebengebieten immer wieder um traumatisierte Kinder. Ercan ist Architekt und möchte die Zerstörungen an den Gebäuden dokumentieren und herausfinden, wie es dazu kommen konnte. Dazu möchte er mit Kollegen der Architektenkammer als offizieller Gutachter vor Ort arbeiten. Doch während sie auf die Erlaubnis der Behörden warten, rücken schon die Bagger an.
    Gleichzeitig suchen Anwohner in den Trümmern immer noch nach ihren Verwandten. In Teilen der Bevölkerung wächst die Wut auf das schlechte Katastrophenmanagement des Staates. Die Türkei liegt an mehreren Verwerfungszonen, das Erdbebenrisiko ist seit jeher bekannt. Nach dem verheerenden Beben von 1999 wurden die Bauvorschriften zwar stetig verschärft, doch jetzt sind auch viele neue Gebäude eingestürzt. Wer trägt die Verantwortung? Korrupte Bauunternehmer, fehlende Baukontrollen – oder die Regierung? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 13.03.2023 arte
  • Folge 1043 (31 Min.)
    Volle Krankenhäuser und Notfallambulanzen, überlastetes Personal – die Gesundheitssysteme sind am Limit. Notärztin Birgit Plöger aus Marburg leitet die Rettungskräfte über Telemedizin an. Am Telefon fällt sie die Entscheidung, was mit den Patienten passiert. Im französischen Le Favril ersetzt mittlerweile eine Selbstuntersuchungskabine den Hausarzt. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 15.03.2023 arte
  • Folge 1044 (31 Min.)
    Seit 2014 ist Beata Moskal-Slaniewska Bürgermeisterin von Swidnica, einer Industriestadt im Südosten von Polen mit knapp 60.000 Einwohner. Als sie eines Morgens ihren Computer hochfährt, erwartet sie eine E-Mail von einem anonymen Absender mit dem Betreff „In den Ofen mit dir“. „Es ist höchste Zeit, dass du vom Erdboden verschwindest für all die Verbrechen, die du an den Menschen in der Region begangen hast … Wir sehen uns in der Hölle …“ Der Brief macht ihr Angst – und Angst macht angreifbar.
    Aber sie möchte sich nicht einschüchtern lassen und macht weiter. Die Reportage begleitet Beata Moskal-Slaniewska bei ihrem täglichen Einsatz für eine weltoffene und tolerante Stadt. Die von der polnischen Regierung beschlossenen Budgetkürzungen oder ideologisch geprägten Gesetze schränken ihre Handlungsfreiheit drastisch ein. An den Schulen sollen fortan „weibliche Tugenden“, „Patriotismus“ und eine umgeschriebene polnische Geschichte gelehrt werden. Wo sich andere Kommunen zu „LGBT-freien Zonen“ erklärt haben, hat sie einen Gleichbehandlungsrat gegründet, der von ihrem Vize-Bürgermeister, Szymon Chojnowski, geleitet wird.
    Als er sich vor einigen Jahren zu seiner Homosexualität bekannte, löste dies einen Shitstorm aus. Für Frauen, die Gewalt erleben, hat sie eine private Hotline eingerichtet und beteiligt sich aktiv an den Protesten gegen das Verbot der Abtreibung und der In Vitro-Methode. Ihre Kommune unterstützt Frauen mit Kinderwunsch. Nicht ohne Erfolg: Das erste Paar erwartet Zwillinge … (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 16.03.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Mi. 15.03.2023 arte.tv
  • Folge 1045 (32 Min.)
    Als Charly Machin 2018 nach Berlin zieht, erfindet sie sich als Driller Queen neu. Die Waliserin pendelt zunächst allein durch die Stadt und hilft bei kleinen Reparaturen und Renovierungen. Schnell merkt Charly, dass die Nachfrage nach der Frau mit der Bohrmaschine groß ist. Innerhalb von vier Jahren wird aus der One-Woman-Show ein Team von mehr als 20 Driller Queens. Die Driller Queens setzen sich für Vielfalt ein und zeigen ganz praktisch, dass Frauen, trans und nicht-binäre Menschen Handwerk können und lieben. Charly Machin: „Das ist doch überholt, davon auszugehen, dass die einzigen Menschen, die diese Arbeit verrichten können, Männer sind.
    Das macht keinen Sinn. Wir sind stark und wir sind fähig, absolut fähig, diesen Job zu machen.“ Mit den Driller Queens will Charly Machin einen Schutzraum für alle schaffen: für ihre Kolleginnen und Kollegen, aber auch für die Kundinnen und Kunden. Denn sich in den eigenen vier Wänden nicht sicher zu fühlen, wenn der Handwerker kommt, ist für Charly ein No-Go. Ihre Kundinnen und Kunden sind meist Frauen und Menschen aus der LGBTQ-Community. Und die erzählen ihr oft ähnliche Geschichten – von übertriebenen Preisen, blöden Sprüchen, und sogar von Fällen sexueller Belästigung.
    Sich Diskriminierung und Sexismus entgegenzustellen, ist Charly extrem wichtig: „Sowas macht mich wirklich wütend und treibt mich an, einen besseren Job zu machen!“ Die Driller Queens sind DIY-Feminismus im besten Sinne. Mit ihrem Team macht Charly Machin vor allem eines klar: Vielfalt ist ein Gewinn für alle – auch in Männerbastionen wie dem Bau oder dem Handwerk. Charlys Botschaft ist unmissverständlich: „Alle haben das Zeug zur Driller Queen!“ (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 17.03.2023 arte
  • Folge 1046 (31 Min.)
    Wenn Iwona Sałańdziak und Aneta Lach morgens um Acht ihren winzigen Friseurladen aufschließen, warten schon die ersten Kunden. Dann schneiden sie meistens wortlos und im Akkord die Haare der Deutschen, die zum billigen Tanken und Einkaufen auf den Markt von Łęknica kommen. Ein Haarschnitt kostet hier gut die Hälfte weniger als jenseits der Neiße. Schon seit vielen Jahren ist der Markt für seine Kampfpreise berühmt. Erhöhen können die beiden Polinnen ihre Preise aber nicht. Im Gegenteil: manche Deutsche versuchen sogar noch zu feilschen.
    „Sie verstehen einfach nicht“, sagt Iwona und zuckt mit den Schultern, „dass unsere Preise doch auch gestiegen sind.“ Die Inflation in Polen liegt bei 16% – deutlich höher als in Deutschland. Aber auf dem Markt von Łęknica darf davon nichts zu spüren sein. „Alles dreht sich hier um den Preis“, sagt auch Beata Oberhoffner, die Lebensmittel verkauft. Doch die Geschäfte laufen derzeit schleppend – mit einer Ausnahme: Polnische Butter tragen ihre deutschen Kunden gleich im 30er-Pack weg.
    Aber Beatas Gewinnmargen sind mickrig. Um zu überleben, arbeitet sie sieben Tage die Woche, fährt morgens schon um vier Uhr zum Großmarkt. Ein ähnliches Bild bietet sich am Gardinenstand von Jadwiga Pawlikowska. Die 67-Jährige würde am liebsten schon in Rente sein, aber stattdessen näht sie zu einem Kampfpreis Gardinen für die Deutschen. Im Eiltempo, länger als eine Stunde will niemand warten. Der Billigbasar von Łęknica ist ein faszinierender wie bedrückender Mikrokosmos, in dem die polnischen Marktfrauen jeden Tag um die Euros der Deutschen kämpfen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 20.03.2023 arte

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