2022, Folge 979–998
Rosa Pralinen, bunte Kuchen – Wenn aus Blüten Farben werden
Folge 979 (32 Min.)Bunt und grell leuchten sie uns im Supermarkt entgegen: Schokoladen, Gummibärchen, Joghurt, Eis. Alles schön bunt, denn bunt verkauft sich gut. Aber bunt ist nicht immer gesund – viele Lebensmittelfarben werden mit Chemie angefertigt und können dem Verbraucher vielleicht schaden. Gerade hat die EU einen wichtigen Zusatzstoff für Lebensmittel verboten: Titandioxid, als weiße Grundfarbe in vielen Lebensmitteln enthalten. Begründung: Der Stoff könne nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen krebserregend sein. Also, Zeit für eine neue Idee – die Rohstoffe dafür kommen aus dem Vinschgau in Südtirol. Urban Gluderer und Hans-Jürgen Sopper haben sich zum Ziel gesetzt, leuchtende Bio-Lebensmittelfarben herzustellen – komplett ohne Zusatzstoffe, allein aus Blüten und ein wenig Kakaobutter.
Sie sind sich sicher, dass es das auf der Welt noch nicht gibt. Mit dieser Idee wollen der Biolandwirt und der ehemalige Konditor gesunde Fakten schaffen und auf einem Markt einsteigen, der es in sich hat. Für Lebensmittelfarben werden jedes Jahr weltweit Milliarden ausgegeben. Urban Gluderer baut auf seinen Feldern in Norditalien Tagetes, Ringelblumen, Kornblumen, Rosen an. Intensive Farben, die später für bunte Pralinen oder Cocktails genutzt werden können. Hans-Jürgen Sopper kreiert daraus die Farben, experimentiert in seinem kleinen Schokoladenlabor mit unterschiedlichen Texturen. Denn Gluderer und Sopper haben insbesondere die Welt der feinen Backwaren und kunstvollen Pralinen im Blick. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 05.12.2022 arte Das Alzheimer-Dorf – Erfolgversprechendes Modellprojekt
Folge 980 (32 Min.)Heute leben in Frankreich 900.000 Menschen mit Alzheimer, europaweit sind es sieben Millionen. Diese Zahlen könnten sich Schätzungen zufolge bis 2050 verdoppeln. Im Juni 2020 öffnete das erste französische Alzheimer-Dorf in Saint-Paul-lès-Dax, im Departement Landes, seine Tore. Die einem niederländischen Modellversuch folgende Einrichtung sieht aus wie ein richtiges Dorf mit Läden, Friseursalon und Mediathek. Diskret von der Außenwelt abgegrenzt, leben hier unter normal wirkenden Bedingungen 120 Bewohner und ebenso viele Pflegekräfte, die keinen Kittel tragen dürfen.
Ein familiärer Rahmen, der eine gewisse Lebensqualität aufrechterhalten und die verbliebene Selbstständigkeit der Kranken stimulieren soll. Nach nur zwei Jahren konstatieren die Pflegekräfte bereits Verhaltensfortschritte bei den Kranken. Dieses Modellprojekt wird seit Beginn von Wissenschaftlern der staatlichen französischen Forschungseinrichtung INSERM begleitet. Die für 2025 erwarteten Ergebnisse könnten ausschlaggebend für den künftigen Umgang mit der Alzheimer-Demenz werden, die bereits heute als „Jahrhundertkrankheit“ bezeichnet wird.
Der 28-jährige Valentin Chu tritt im Dorf seine Arbeit als Krankenpfleger an. Nach sechs Jahren geriatrischer Pflege in der Pariser Region weiß der junge Mann, dass sich die Fachkräfte in Krankenhäusern aus Zeitmangel nicht um alles kümmern können, sondern Prioritäten setzen müssen. Hier im Dorf wird sich seine Arbeitsweise erheblich verändern. Vor allem muss er den Patienten zuhören und ihre medizinische Behandlung weitestgehend einschränken – und alles ohne Kittel! Da es keine Abhilfe gegen die Alzheimer-Krankheit gibt, wird er „Pflege durch Beziehung“ entdecken.
Der 72-jährige Francis Lalanne lebt auf eigenen Beschluss im Dorf. Da er dabei war, sein Gedächtnis und seine kognitiven Fähigkeiten zu verlieren, fürchtete er, zur Gefahr für sich selbst und andere zu werden. Jeden Tag kämpft der ehemalige Maisbauer darum, das Fortschreiten der Krankheit zu bremsen: Er beteiligt sich an den im Dorf angebotenen Aktivitäten und tauscht sich, soweit möglich, mit den anderen Dorfbewohnern aus.
Patricia Perez ist Pflegehelferin – hier „Dame des Hauses“ genannt. Mit Humor, Sanftmut, Aufmerksamkeit und Wohlwollen kocht sie für die Dorfbewohner, hilft ihnen bei der Hausarbeit und begleitet sie bei ihren täglichen Verrichtungen. Sie ist auch an ihrer Seite, wenn sie demenztypisch auf dem Gelände herumirren oder Angstkrisen erleiden. Aus der Überzeugung heraus, dass sich die Betreuung der Alzheimer-Kranken grundlegend verändern muss, hatte sich Patricia nach 20-jähriger Arbeit in einem Pflegeheim sofort nach der Eröffnung des Dorfes hier für eine neue Arbeit beworben. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 16.10.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 05.12.2022 arte.tv Affenpocken auf dem Vormarsch – Ein Rennen gegen die Zeit
Folge 981 (32 Min.)Im Mai 2022 meldet die WHO erstmals Fälle von Affenpocken in Europa. Bislang trat die Krankheit vor allem in Zentralafrika auf. Schnell zeigt sich: 99 Prozent der Infizierten sind Männer, die Sex mit Männern haben. Während die Gay Community den Pride Month feiert und in Berlin Hunderttausende schwule Männer beim Christopher Street Day für ihre Rechte demonstrieren, steigen in Europa und Nordamerika die Fallzahlen rasant an. Gleichzeitig entbrennt unter Gesundheitsbehörden ein Streit darüber, wie der Ausbruch zu bewerten ist und wie er öffentlich kommuniziert werden soll – anfangs ist noch die Rede von der „Risikogruppe der homosexuellen Männer“.
Droht hier eine neue Welle der Stigmatisierung – ähnlich wie vor 40 Jahren beim Ausbruch der AIDS-Epidemie? Bastian Fährmann (24) hat sich vor einigen Wochen angesteckt und einen schweren Krankheitsverlauf erlebt, mit dessen Folgen er immer noch zu kämpfen hat. Er hatte aber auch Glück, denn es blieben keine entstellenden Pockennarben zurück, die seine wirtschaftliche Existenz bedroht hätten: Bastian ist ein erfolgreiches Model.
Mit seiner Krankheitsgeschichte ist er als einer der ersten in Deutschland an die Öffentlichkeit getreten – er möchte die Community davor warnen, Affenpocken auf die leichte Schulter zu nehmen. Das sieht auch der Wissenschaftsjournalist Kai Kupferschmidt (40) so. Er ist selbst open gay und plädiert für eine klare, aber diskriminierungsfeie Ansprache der Community: „So lange es nicht genügend Impfstoff gibt, um uns und andere zu schützen, hilft es, wenn wir weniger Sex mit wechselnden Partnern haben.“ (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 06.12.2022 arte Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 29.09.2022Ein Leben für Buddha – Shaolin-Mönche in Deutschland
Folge 982 (32 Min.)Keine Frauen, kein Fleisch, kein Besitz – den 21-jährigen Miao Qing schrecken die strengen Regeln des Shaolin-Klosters nicht ab, denn er möchte Novize werden. Seitdem er mit den Mönchen trainiert, hat sich sein Leben völlig verändert: „Früher war ich eher schüchtern und schwach, mittlerweile bin ich viel ruhiger und fokussierter“. Neben Kämpfen und Beten gehören auch Putzen und Gartenarbeit zu den täglichen Pflichten. Laoban, alias Veronika, gilt als Herrscherin des Haushalts. Die 42-Jährige lebt als einzige Frau im Kloster und bezeichnet sich selbst als „Tempelmanagerin“. Unter dem Regiment der attraktiven Tschechin gibt es nur wenig Freizeit. Damit die jungen Männer nicht auf dumme Gedanken kommen, sind sie fest in die Arbeitspläne der Klostergemeinschaft eingebunden.
Laoban kümmert sich auch um die Verpflegung der zahlreichen Gäste. Zimmermann Lars und Kanurennsportler Carsten wollen mit den Kampfmönchen trainieren. Insgesamt 17 Teilnehmer haben eine Woche „Kloster auf Zeit“ gebucht, darunter auch zwei Frauen. Doch schon nach dem ersten Training kommen einige an ihre körperlichen Grenzen. Wer wird bis zum Schluss durchhalten? Zu Miao Qings Ordination reisen seine Eltern und Freunde an. Der Abt des Klosters, Shi Heng Zong, leitet die streng ritualisierte Zeremonie: „Bist du bereit im absoluten Gehorsam jeden Befehl zu befolgen, ganz gleich, welcher dies auch sein mag?“ Nun muss Miao Qing beweisen, wie ernst es ihm mit seinem Wunsch ist, Mönch im Shaolin-Kloster zu werden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 08.12.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mi. 07.12.2022 arte.tv Venedigs Frauen am Steuer – Platz da, Männer!
Folge 983 (32 Min.)„Ich will, dass Boote so wie früher wieder die Verbindung zwischen jedem Ort und jeder Welt in dieser Stadt werden“, sagt Marta. Die Unabhängigkeit und Freiheit, die sie auf ihrem Boot mit Ausflügen in die Lagune genießt, möchte sie auch anderen Frauen ermöglichen. Besonders während der Pandemie, seien diese vom öffentlichen Nahverkehr abhängig gewesen, der damals nur sehr eingeschränkt fuhr. Aus ihrer Idee, Fahrstunden anzubieten, ist nach eineinhalb Jahren ein Verein gewachsen, der die Frauen vernetzt. Auf dem Boot durch Venedig entdecken sie ihre Identität wieder, denn in Venedig haben Frauen auf dem Boot eine lange Tradition. Mit ihrem Verein wollen Marta und ihre Schülerinnen sich ihre Stadt und das Wasser zurückerobern. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 09.12.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 20.09.2022 ZDFmediathek Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 20.09.2022Im Islandfieber – Touristenansturm auf die Vulkaninsel
Folge 984 (32 Min.)Die Isländerinnen und Isländer haben in den letzten Jahren viel dafür getan, in der Tourismusbranche auf sich aufmerksam zu machen. In den vergangenen Jahren stiegen die Besuchszahlen auf Rekordwerte. Mittlerweile wird die rund 375.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Insel regelrecht vom Tourismus überschwemmt. Inzwischen beschränkt sich der Tourismus nicht mehr nur auf die Hochsaison: Das ganze Jahr über drängeln sich Menschen durch die Straßen Reykjaviks und an den von der Hauptstadt gut erreichbaren Spots. Das kleine Land muss nun Lösungen finden, um mit diesen Massen fertig zu werden.
Arbeitskräfte aus vielen Ländern Europas werden ins Land geholt, um offene Stellen im Tourismus zu besetzen. Den letzten Vulkanausbruch auf der Halbinsel Reykjanes besuchten im August 2022 eine Million Menschen in kürzester Zeit. Landbesitzerinnen und Landbesitzer in der Nähe des Vulkans bauen Parkplätze und Wege, um den Zugang zum Vulkan zu ermöglichen – und um am Tourismus mitzuverdienen. Auch Issi Hallgrimsson ist hier zu finden: Er verkauft Fish & Chips von einem mobilen Verkaufswagen. Doch der Vulkan spielt nicht so mit, wie er will und nun muss er auch noch den Nachschub für nächstes Jahr sicherstellen.
Am Vatnajökull, dem größten Gletscher Europas, regeln die Behörden den Ansturm, indem nur kleine Gruppen auf die riesigen Eisflächen gelassen werden. Laufey Guđmundsdóttir hat keine Pause. Im Sommer organisiert sie Schneemobiltouren, im Winter geht sie mit den Touristinnen und Touristen zu den riesigen Eishöhlen am Gletscher. Auch bei ihr wird die Nachfrage immer größer, doch Laufey begrenzt die Besuchszahlen trotzdem. Außerdem versucht sie, einen neuen Mechaniker ins Land zu holen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 07.03.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 11.12.2022 arte.tv Ofen an, wer kann? – Mit Holz und Kohle durch den Winter
Folge 985Gelsenkirchen im Ruhrgebiet: Thomas Seidelmann, Kohlehändler in vierter Generation, hat einen Ansturm wie dieses Jahr noch nicht erlebt. Um sicherzugehen, bestellen viele Kunden bereits im Sommer. Bei 30 Grad liefert Seidelmann täglich Kohle an um die 20 Kunden. Aber seit dem Krieg in der Ukraine sind auch die Preise für Kohle teilweise um das Doppelte gestiegen. Weil Gas aber noch teurer ist, stellen sogar ehemalige Kunden wieder auf Kohle um. „Vor allem bei Brikett wird es knapp“, sagt der Kohlehändler. Seit dem Ende des Kohlebergbaus in Deutschland bestellt er seine Ware in England.
Von dort kommt aber immer weniger. Während sich die Deutschen auf einen kalten Winter vorbereiten, wollen viele sich unabhängig machen und suchen nach Alternativen zur Gas-Heizung. Wer sein Brennholz selbst machen will, braucht in Deutschland allerdings einen Motorsägeschein. Seit 25 Jahren bietet Heideförster Thomas Stelling dafür Kurse an. Dieses Jahr ist er trotz Zusatzterminen ausgebucht. Zwei der begehrten Plätze haben Babett und Karsten Sorge bekommen. Der Krieg in der Ukraine hat dem Ehepaar aus Stade die eigene Energie-Abhängigkeit vor Augen geführt.
Jetzt wollen sie schneller als geplant umstellen. Eigenes Brennholz und eine Wärmepumpe, das ist der Plan. Die 91-jährige Hanne-Lore Nissen dachte eigentlich, dass sie so etwas nicht braucht. Leisten könnte sie sich einen Umbau ohnehin nicht. Die Heizkosten der Hamburgerin haben sich mittlerweile vervierfacht, obwohl sie Fernwärme von einem Holzheizkraftwerk bezieht. Die Rentnerin versteht die Welt nicht mehr und fordert Antworten des Versorgers. Mit einem nachbarschaftlichen Protest will sie sich Gehör verschaffen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 12.12.2022 arte Valencias Honig-Königin – Wie eine Sterneköchin Bienen rettet
Folge 986 (32 Min.)Auf den Feldern ihres Großvaters wurde Maria José Martinez zur Imkerin. Rund um ihre Bienenstöcke sieht sie heute überall Treibhäuser. „Das war früher nicht so.“, sagt sie voller Wut und Tränen. „Jetzt können die Bienen sich hier nicht mehr ernähren, sie können nicht überleben, überall wird Insektenvernichtungsmittel verwendet. Genau das erzähle ich den Gästen in meinem Restaurant, wo ich nur mit biologischen Produkten koche.“ Maria José vergleicht sich gerne mit den fleißigen Bienen. Die Ruhetage ihres Restaurants nutzt sie um, in der Umgebung Imker zu besuchen, die wegen der verheerenden Brände im Sommer fast alle Bienenstöcke verloren haben.
Das erzählt sie weiter, auch in Kochshows überall im Lande. In Valencia rettet sie Bienenvölker, die in die Stadt fliehen, weil sie nur noch dort Überlebenschancen haben. Ihr Traum: Auf der Dachterrasse ihres Nobel-Restaurants Bienenstöcke aufzustellen. Bienen in Städten? Noch ist das in Spanien verboten. Auch das will Maria José Martinez ändern. Ihr Kampf für die Bienenrettung ist mehr als ein Werbetrick für ihr Restaurant, sondern tiefe Leidenschaft für die Natur und Umwelt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 13.12.2022 arte Delikatesse Froschschenkel – Zwischen Gaumenkitzel und Öko-Desaster
Folge 987 (32 Min.)Im Osten der Türkei betreibt Händler Mustafa eine Sammelstelle für Froschjäger. Sein Dorf ist von Reisfeldern umgeben und ein ideales Biotop für Wasserfrösche. In Gummistiefeln durchkämmen die Männer der Region nachts Felder und Tümpel nach den Amphibien. Bis in die frühen Morgenstunden nimmt Mustafa ihren Fang entgegen. Doch der Froschfang ist in der Türkei bis heute weitgehend unreguliert. Wenn sich das nicht ändert, werden die Froschpopulationen in den nächsten 50 Jahren um bis zu 90 Prozent zurückgehen. Zu diesem Ergebnis kommt Professor Kerim Çiçek. Für die Ägäis Universität in Izmir betreibt er eine Langzeitstudie über die Froschpopulation der Region. Froschhändler Mustafa unterstützt ihn dabei. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach Fröschen, um herauszufinden, welche Konsequenzen die Entnahme der quakenden Amphibien aus dem Ökosystem hat.
Ein erstes Ergebnis: ein Anstieg der Insekten und Mücken, was im ungünstigsten Fall sogar zu einer Verbreitung von Malaria führen könnte. Liegt in der Froschzucht die Lösung? In der Provence in Frankreich hat Patrice François die erste Froschfarm des Landes eröffnet. Ein schwieriges Unterfangen: Frösche fressen in der Regel nur Lebendfutter und lassen sich schwer aufziehen. Mittlerweile liefert François 150.000 Frösche im Jahr aus. Zu seinen Kunden zählen vor allem Sternerestaurants und Feinkostläden. Noch ist der Ertrag geringer als beim Wildfang. Doch der Unternehmer will zu einer Veränderung im Froschhandel beitragen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 14.12.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 13.12.2022 arte.tv Für einen neuen Iran – Revolution im Exil
Folge 988 (32 Min.)Sie leben in Deutschland und Frankreich, haben ihre Familien im Iran seit Jahren nicht gesehen. Wenn sie nach Hause zurückkehren würden, würde das Regime sie einsperren, foltern oder töten. Jetzt hat die iranische Diaspora erstmals Hoffnung: Die Proteste gegen die Islamische Republik wachsen, Revolution liegt in der Luft. Und Frauen wie Anahita und Sadaf tun alles, um von außen zu unterstützen. Anahita ist Filmemacherin aus Teheran und lebt in Berlin. Die 31-Jährige ist Teil eines feministischen Kollektivs, das die Demonstration mit mehr als 80.000 Teilnehmern am Brandenburger Tor organisiert hat.
Sie hat ihre Arbeit aufgegeben; trifft sich Tag und Nacht mit Gleichgesinnten und organisiert Veranstaltungen, auf denen sie so laut sie nur kann mit Slogans wie „Frau! Leben! Freiheit!“ ihre Wut auf das Regime hinausbrüllt. Sadaf Khadem ist die erste iranische Boxerin. 2019 gewann sie einen internationalen Wettkampf in Frankreich – ohne Kopftuch. Sie war bereits auf dem Weg zum Flughafen, als sie gewarnt wurde, dass man sie im Iran verhaften werde.
Seitdem lebt die 27-Jährige in dem französischen Küstenort Royan bei Bordeaux. „Frankreich ist mein neues Zuhause geworden“, sagt sie. Und kann doch ihre alte Heimat nicht loslassen: Sie unterstützt Frauen im Iran, indem sie ihre eigene Modelinie dort nähen lässt. Sie gibt Interviews und redet mit Politikern, postet auf Social Media, um mit ihrer Bekanntheit auf die Verbrechen des Regimes aufmerksam zu machen. Und kämpft im Boxring, um zu zeigen, dass iranische Frauen siegen können. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 15.12.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mi. 14.12.2022 arte.tv Weg vom Erdgas! – Landwirte als Energieversorger
Folge 989 (32 Min.)Landwirt Manfred Greiner bewirtschaftet in Walding bei Linz einen Hof, zu dem auch Wald gehört. Wird dort ein Baum gefällt, geht das gute Stammholz ins Sägewerk, aus den Resten macht er Hackschnitzel. Sie kommen in eine kleine Nahwärme-Anlage, die aktuell vier Wohnblöcke mit 70 Wohnungen beheizt. Bereits vor zwei Jahren beschlossen er und weitere 15 Landwirte diese Anlage zu vergrößern. Ein Wagnis, doch die Gemeinde sagte zu, öffentliche Gebäude wie Kindergarten, Seniorenheim und Sportpark anzuschließen. Gas war 2020 noch günstig, das Interesse von Privatleuten eher verhalten. Aber seit dem Ukrainekrieg können sich die Landwirte vor Anfragen kaum retten. Das spornt sie an: Bis Weihnachten soll die Anlage vier Mal so viel Heizenergie liefern wie ursprünglich geplant.
Auch in Bayern wächst das Interesse an der sicheren Wärme aus der Region. Klaus Jekle versorgt bereits ein ganzes Dorf mit seiner Biogasanlage. Und er hilft mit, dass viele interessierte Bürger in seiner Nachbarschaft es ihm nachmachen können. Bei der Umsetzung kämpfen die Landwirte aber nicht nur mit Nachschub-Problemen durch Lieferengpässe, sondern auch mit politischem Gegenwind: Die EU stellt aktuell in Frage, dass Holz auch künftig als erneuerbarer Energieträger gelten darf. Europas Wälder müssten geschützt werden. Ist das auch sinnvoll für Hackschnitzel aus Restholz? Und was bedeutet das für die Einhaltung der Klimaziele in Europa? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 16.12.2022 arte Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 14.11.2022Verdrängtes Leid – Die Niederlande und ihr koloniales Erbe
Folge 990 (32 Min.)Haydie Wells kam vor mehr als 30 Jahren aus Suriname nach Amsterdam. Bis zur Unabhängigkeit 1975 war Suriname im Nordosten Südamerikas eine Kolonie der Niederlande. Haydies Urgroßmutter musste noch als Sklavin auf einer Kaffeeplantage arbeiten. Bis heute pflegt die 60-jährige Krankenschwester die Traditionen ihrer Ahnen weiter. Haydie findet, der niederländische Staat sollte Entschädigungen an seine ehemaligen Kolonien zahlen und somit das Leid ihrer Vorfahren endlich anerkennen. Offiziell entschuldigt hat sich die Regierung nun immerhin. Während die weißen Niederländerinnen und Niederländer stolz auf die makellosen Amsterdamer Grachtenhäuser – einst Waren- und Wohnhäuser wohlhabender Kaufleute – sind, leben schwarze Niederländerinnen und Niederländer wie Haydie in weniger vorzeigbaren Vierteln.
Berührungspunkte mit der weißen Mehrheitsgesellschaft gibt es kaum. Das möchte Mercedes Zandwijken ändern. Die Soziologin und Psychotherapeutin ist ebenfalls Nachfahrin von surinamischen Sklaven und bringt Schwarze und Weiße zusammen an einen Tisch. Gemeinsam trinken, essen und ins Gespräch kommen, so das Konzept. Sie hofft, dass sich weiße und schwarze Niederländerinnen und Niederländer so über das gemeinsame Erbe von Sklaverei und Kolonialismus versöhnen können.
Auch der 84-jährige Woody Brunings hadert manchmal mit der Ignoranz seiner weißen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Auch er wurde in Suriname geboren, hatte deshalb nie einen anderen als den niederländischen Pass. Er ist Mitglied der „Crazy Rockers“, eine indonesisch-surinamische Band, die zu den Pionieren des Indo-Rock zählt. Es wundert ihn, dass die Geschichte der niederländischen Indonesier den weißen Niederländerinnen und Niederländer weitgehend unbekannt ist. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 19.12.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 18.12.2022 arte.tv Der Geschmack des Glücks – Vater und Tochter auf der Flucht durch Europa
Folge 991 (32 Min.)Der 36-jährige Amir Akbari stammt aus Teheran, wo er zum Christentum konvertierte. Aus Furcht, im Iran wegen seines Glaubens verfolgt zu werden, flieht der alleinerziehende Vater mit seiner dreijährigen Tochter nach Athen. In Griechenland ist das Leben jedoch härter als erwartet. Amir beantragt Asyl, doch das Verfahren stockt. Von seinem Job in einer kirchlichen Organisation kann er gerade mal überleben. Im Sommer 2021 ist der alleinerziehende Vater so verzweifelt, dass er mit seiner Tochter zu Fuß Richtung Bosnien aufbricht. Über Kroatien und die Slowakei gelangen die beiden bis nach Frankreich. Amir trägt Anahita während der Flucht meist auf seinen Schultern, oft gehen die beiden Hand in Hand.
Zwei Monate harren der Vater und seine kleine Tochter in dem berüchtigten Flüchtlingslager in Calais aus, bis ein Schlepper sie per Boot nach England bringt. Eine riskante Reise, die gut endet: Die beiden finden in Birmingham ein neues Zuhause. Erst einmal sind Amir und Anahita überglücklich, doch sich ein neues Leben in Großbritannien aufzubauen, fällt ihnen schwer. Über drei Jahre hat „Re:“ Amir und Anahita bei ihrer dramatischen Reise durch Europa begleitet. Amir wollte immer den „Geschmack des Glücks“ finden und schmecken. Hat er das geschafft? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 20.12.2022 arte Schottland in der Krise – Raus aus dem Königreich
Folge 992 (32 Min.)Musiker Neil Mackay ist einer der hartnäckigsten Kämpfer für die Unabhängigkeit Schottlands. Er organisiert Großdemonstrationen, bei denen Tausende Landsleute für die Loslösung aus dem Vereinigten Königreich protestieren. Explodierende Energie- und Lebensmittelpreise treffen viele Menschen zwischen Highlands und Edinburgh besonders hart. Zu ihnen gehört auch Sandra MacPherson. Die alleinerziehende Mutter muss sich in diesem Winter wie viele Menschen zwischen „heat or eat“, „heizen oder essen“, entscheiden und ihren Kindern Verzicht beibringen. Befürworter der Unabhängigkeit machen London für die Notlage verantwortlich, die Gegner hingegen die schottische Regierung. Die Erste Ministerin Nicola Sturgeon hat bereits ein neues Unabhängigkeitsreferendum trotz unklarer Gesetzeslage angekündigt. Wie schon der Brexit, spaltet auch die Unabhängigkeitsfrage die Gesellschaft. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 21.12.2022 arte Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 19.12.2022Chaos auf der Schiene – Die Deutsche Bahn und die Verspätungen
Folge 993 (32 Min.)Berufspendler Matthias Gastel reist jährlich rund 150 mal mit Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn. Vom Halt auf freier Strecke bis hin zu Türstörungen: Er kennt die Verspätungsgründe aus eigener Erfahrung. Seine Erlebnisse hält der Grünen-Politiker in seinem Bahn-Tagebuch fest. Das Fazit: In den vergangenen Monaten haben die Verspätungen drastisch zugenommen. Damit sich das ändert, muss die Regierung laut Gastel in den Ausbau und die Instandhaltung des Schienennetzes investieren. Das Chaos in Deutschland bekommt auch Andreas Schläpfer zu spüren. Er ist Fahrgastbegleiter bei den Schweizerischen Bundesbahnen. Auf seiner Stammstrecke von Zürich nach Stuttgart kommt es immer häufiger zu Verzögerungen. Der Grund ist die verspätete Bereitstellung des Zuges aus Deutschland.
An Bord versucht Schläpfer alles, um keine weitere Zeit zu verlieren. Denn stark verspätete Züge müssen in der Schweiz pünktlichen Folgezügen Vorrang geben. Die französische Staatsbahn verfügt sogar über spezielle Trassen für ihre Hochgeschwindigkeitszüge. So schafft der TGV die gut 600 Kilometer lange Strecke zwischen Paris und Bordeaux in etwa zwei Stunden. Chaotisch wird es aus einem anderen Grund: In Frankreich gehen die meisten Verspätungen auf herrenlose Gepäckstücke zurück. Dann kommt Supervisor Samir Chentouf zum Einsatz. Am Gare de Lyon in Paris sorgt er dafür, dass die Züge pünktlich abfahren können. Wird an seinem Bahnhof ein verlorenes Gepäckstück gesichtet, muss er schnell handeln. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 22.12.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mi. 21.12.2022 arte.tv Christen in der Türkei – Eine Nonne kehrt zurück
Folge 994 (32 Min.)Die syrisch-orthodoxe Nonne Hatune Dogan wurde 1970 im Dorf İzbırak im Südosten der Türkei geboren. Damals lebten noch 270 christliche Familien in İzbırak, doch alle sind geflohen. Auch Schwester Hatune musste mit ihren Eltern und neun Geschwistern Mitte der 80er-Jahre ihre Heimat verlassen. In den 1980er und 90er-Jahren bekriegten sich im Südosten der Türkei kurdische Milizen der PKK und die türkische Armee. Die Christen gerieten zwischen die Fronten. Die Vorfahren der syrisch-orthodoxen Christen in der Türkei gelten als eine der ersten christlichen Volksgruppen überhaupt.
Ihre Jahrtausende alte Religion, mit eigenen Bräuchen und eigener Sprache, machten die syrischen Christen über viele Jahrhunderte immer wieder zur Zielscheibe von Angriffen in einer Region, in der mehrheitlich Muslime leben. Die meisten entschieden sich zur Flucht. Rund 300.000 syrisch-orthodoxe Christinnen und Christen leben außerhalb der Türkei, vor allem in Europa und den USA. Knapp die Hälfte der Diaspora hat in Deutschland ein neues Zuhause gefunden.
So wie auch Familie Dogan. Vor einigen Jahren beschloss Schwester Hatune, wieder dauerhaft in ihr Dorf İzbırak zurückzukehren, um das alte Familienhaus zu renovieren – so wie sie es ihrem Vater am Sterbebett versprochen hatte. Und um das Dorf wiederzubeleben. Auch Simon Üzel, der 1990 als Jugendlicher mit seiner Familie aus dem türkischen Öğündük nach Baden-Württemberg geflohen ist, überlegt, in sein Heimatdorf zurückzugehen. Wann immer es sich sicher anfühlt, reist er in seine alte Heimat, die er nie ganz hinter sich lassen konnte. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 23.12.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 22.12.2022 arte.tv Scharf aber fair – Gewürze einfach nachhaltig
Folge 995 (32 Min.)Richard Friedrich aus Chemnitz ist Gewürzexperte. Auf der Suche nach guten Quellen für seine scharfen Lieblingszutaten reiste der ehemalige Maschinenbauer vor einigen Jahren buchstäblich dahin, wo der Pfeffer wächst: nach Indien. Als er dort erstmals ökologisch angebaute Gewürze probierte, war er überwältigt. Seitdem fährt er durch die Welt, um natürliche und fair produzierte Ware nach Deutschland zu holen. Zusätzlich gibt er Gewürz- und Kochkurse, bei denen seine Kursteilnehmer häufig zum ersten Mal hochwertige Produkte schmecken.
Remigius Pfaffen ist einer der Retter des Schweizer Safrans. In dem Dorf Mund wird Safran seit dem 14. Jahrhundert angebaut – auf stolzen 1.200 Metern Höhe. Nachdem der Safrananbau in den 50er-Jahren fast zum Erliegen kam, haben Menschen wie Remigius Pfaff dafür gesorgt, dass diese Tradition wiederbelebt wurde. Dabei steht der Profit nicht im Vordergrund. Bauern wie Pfaff verkaufen die roten Fäden ausschließlich im Dorf für 35 Euro pro Gramm. Munder Safran ist ein nachhaltiges Traditionsprodukt und besitzt als einziges Gewürz in der Schweiz das AOC-Siegel.
Die Ingwer-Knolle ist bei deutschen Kunden sehr beliebt. Allerdings ist ihr CO2-Fußabdruck besonders hoch – wenn sie aus Peru oder China kommt. An der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Bamberg forschen Carola Nitsch und ihr Team an einer umweltschonenden Lösung. Für sie wurden 100 Quadratmeter Versuchsfläche auf deutschem Boden reserviert. Wird es ihnen gelingen, das Trendgewürz unter diesen Bedingungen zu züchten? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 27.12.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 26.12.2022 arte.tv Der Ausverkauf von Lissabon – Altstadt ohne Einheimische
Folge 996 (31 Min.)Seit ihrer Kindheit lebte Margarida Lopes in ihrer Wohnung im Lissaboner Stadtteil Alfama. Bis sich die Probleme mit ihrem Vermieter häuften. Mit teils jahrzehntealten Mietverträgen sind Menschen wie Margerida vielen Hausbesitzerinnen und -besitzern ein Dorn im Auge. Lebten in Alfama in den 80er-Jahren noch 20.000 Menschen, sind es heute keine 1.000 mehr. Die meisten Objekte werden hier nur noch online an Ausländerinnen und Ausländer vermietet, denn der boomende Tourismus bringt mehr Renditen als einheimische Mieterinnen und Mieter. Nach einer Reihe von Schikanen durch ihren Vermieter landete Margarida auf der Straße – bis sie auf Lurdes Pinheiro traf.
Diese besorgte ihr eine neue Wohnung und einen Job in ihrem Verein. Als Vorsitzende der Bürgervertretung Alfamas will Lurdes Zwangsräumungen um jeden Preis verhindern. Regelmäßig besucht sie von Kündigung bedrohte Menschen und organisiert den Widerstand gegen die Vertreibung der Bewohnerinnen und Bewohner. Während für viele Portugiesinnen und Portugiesen das Leben kaum bezahlbar ist, ziehen die billigen Preise andere regelrecht an – vor allem seit es Visa-Erleichterungen für vermögende Ausländerinnen und Ausländer gibt.
Wie das Ehepaar Erin und John Riska: Sie haben genug von den USA und erhoffen sich ein besseres Leben in Europa. Deshalb kehren sie Colorado den Rücken und wandern nun nach Portugal aus, wo sie Teil einer stetig wachsenden US-Gemeinde sind. Reiche Ausländerinnen und Ausländer bringen Geld mit und sind dazu oft gut ausgebildete Fachkräfte. Aber sie sorgen auch für stark steigende Preise – und somit für die Verdrängung von Menschen wie Margarida Lopes. Sind sie eine Bedrohung? Oder gar eine Chance für das von Krisen gebeutelte Land? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 28.12.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 27.12.2022 arte.tv Eine Kur für Karlsbad – Wenn der Rubel nicht mehr rollt
Folge 997 (32 Min.)Karlsbad und die Russen, das ist eine lange Geschichte, die schon mit Zar Peter dem Grossen begann. Nach 1989 rollte der Rubel wieder so richtig, als viele wohlhabende Russen Immobilien in der Stadt kauften und sanierten. Russische Familien vom Großvater bis zum Enkel reisten zu langen Kuraufenthalten an, samt Kleingeld für Einkäufe. Die Abhängigkeit von den Russen wuchs. Doch damit ist nun Schluss. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 29.12.2022 arte Verbotene Liebe – Der lange Kampf für den Uhudler
Folge 998 (32 Min.)Matthias Mirth produziert einen Wein, der lange Zeit verboten war und der noch heute mit Vorurteilen zu kämpfen hat: den Uhudler. Für die Gegner ist der Uhudler ein Rebensaft, der krankmachen würde. Die Befürworter führen ins Feld, dass der Uhudler zu einer alten Rebsorte gehört, die gegen die Reblaus resistent ist. Uhudler-Weine sind Bio – sie müssen nicht gespritzt werden. „Bei mir ist noch keiner blöd geworden“, scherzt er gern, wenn seine Gäste im Wirtshaus ihr jeweils drittes Viertel bestellen. Und spätestens dann ist nicht nur für Mirth klar: Der Uhudler ist ein „Urgetränk“, der sich in den letzten Jahren vom Hauswein zum Kult-Wein gemausert hat. „Das Verbot in der EU hat uns Aufmerksamkeit gebracht, und die versuche ich zu nutzen, um die vorgeschobenen Gründe der Verbote zu entlarven“, sagt Mirth.
Deshalb trifft er sich regelmäßig mit befreundeten Winzern in den typischen Lagerhäusern, die direkt am Weingarten gebaut sind und fast wie Verschwörer-Treffpunkte wirken, um neue Aktionen zu planen. Ganz anders geht es bei Thomas Waitz zu. Der sitzt für die österreichischen Grünen im EU-Parlament. Dort beobachtet er mit Argusaugen, was sich besonders im Ministerrat abspielt, denn die Landwirtschaftspolitik, zu der der Weinbau gehört, ist von extrem starken nationalen Interessen gelenkt. Der Natur-Bio-Uhudler ist der spritzenden Konkurrenz ein Dorn im Auge. Die Reportage begleitet diesen Kampf einer kleinen Region um die Anerkennung ihrer regionalen Produkte. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 30.12.2022 arte
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