2022, Folge 955–978
Mehr als Applaus – Luxemburg lockt deutsche Pflegekräfte
Folge 955 (31 Min.)Mehr als jede vierte Pflegekraft in einem luxemburgischen Altenheim ist Deutsche, in den vier Krankhäusern des Großherzogtums ist es immerhin jede dritte: Mehr als 4.000 Pflegerinnen und Pfleger aus Deutschland pendeln täglich in das nur 630.000 Einwohner zählende Großherzogtum. Somaeh Metzger und Oliver Lantuejoul sind zwei von ihnen. In Deutschland fühlten sie sich ausgenutzt und ausgebrannt. Luxemburg lockte sie mit nahezu idealen Bedingungen: kaum Überstunden, mehr Wertschätzung und ein doppelt so hohes Gehalt. Eine Rückkehr nach Deutschland – für beide derzeit undenkbar.
Die Corona-Pandemie hat die Defizite im deutschen Pflegesystem offengelegt. Für deutsche Krankenhäuser und Altenheime, vor allem in der Region Trier und im Saarland, ist die Abwanderung nach Luxemburg eine Katastrophe, sie sind personell eh schon am Limit. In Luxemburg sind die ausländischen Arbeitskräfte hingegen systemrelevant – ohne sie würde das Gesundheitssystem zusammenbrechen. Als während der Pandemie kurzzeitig Grenzschließungen für Arbeitskräfte drohten, bot Luxemburg allen Berufspendlern und ihren Familien an, in ein Hotel zu ziehen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 27.10.2022 arte E-Autos für alle – Wie wir in Zukunft mobil bleiben
Folge 956 (32 Min.)Es ist der größte Umbruch in der Geschichte der Autoproduktion: Die E-Mobilität soll Klimaretter werden. Die Anzahl zugelassener E-Autos auf Deutschlands Straßen nimmt zu. Kritik bezüglich Umwelt- und Kostenfragen bleibt jedoch bestehen. Pionier und Bäckermeister Roland Schüren denkt groß – er hat nicht nur sein Unternehmen auf E-Mobilität umgestellt, sondern schafft auch Infrastrukturprojekte für seine Mitmenschen: „Ich möchte zeigen, dass E-Mobilität funktioniert und für alle geht“. Bei seinen Bemühungen wird er jedoch durch Regularien und Gesetze ausgebremst. In den Niederlanden gibt es nicht nur zehnmal so viele Ladesäulen pro E-Auto wie in Deutschland, unser Nachbarland wird im November das welterste Solar-E-Auto auf den Markt bringen: Den „Lightyear 0“.
Die Limousine soll es jedem ermöglichen mit kostenlosem umweltfreundlichem Strom Auto zu fahren. Die 35-jährige Lisa Bohm aus Rellingen bei Hamburg beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie E-Mobilität auf dem Land gelingen kann. Die Expertin für E-Mobilität ist überzeugt von dessen Potential und will auch andere begeistern. Sie berät Privatleute, Gemeinden und Firmen, die ihren Fuhrpark umstellen wollen und informiert auf YouTube über Kosten und Nutzen. Sie trifft sich häufig mit dem Unternehmer Roland Schüren, mit dem sie sich über die gemeinsame Mission austauscht. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 28.10.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 27.10.2022 arte.tv Kaiseradler in Gefahr – Auf der Spur der Wilderer
Folge 957 (32 Min.)In Österreich und Ungarn gibt es immer öfter Angriffe auf seltene Greifvögel. Bedroht ist vor allem der Kaiseradler. Vogelschützer versuchen deshalb, möglichst viele der Tiere mit Sendern auszustatten und zu bewachen. Die Situation ist dramatisch. Von den Jungvögeln sind in den letzten Jahren zwei Drittel getötet worden oder verschollen. Sie sterben durch Schussverletzungen oder verenden durch Giftköder. Tierschützer wie Marion Schindlauer trainieren Hunde, um solche Giftköder aufspüren zu können. Und auch die Polizei ermittelt in einzelnen Fällen, um den Wilderern auf die Spur zu kommen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 31.10.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 30.10.2022 arte.tv Frauen auf der Flucht – Zwischen Hoffnung und Gewalt
Folge 958 (32 Min.)Huguette Gitoka flüchtete 2015 gemeinsam mit ihren drei kleinen Kindern aus ihrer Heimat Kongo nach Griechenland. Sie ist eine von vielen, denn von den 84 Millionen Menschen, die letztes Jahr auf der Flucht waren, waren gut die Hälfte Frauen und Mädchen. Sie machen ganz andere Erfahrungen als geflüchtete Männer: Die Sorge um die Familie, sexuelle Gewalt oder eine Geburt während der Flucht – solche Traumata sind spezifisch weiblich. In Griechenlands Hauptstadt Athen kümmert sich ein Verein besonders um die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen – wobei das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ wichtig ist.
Huguette macht derzeit eine Schulung bei „Amurtel“, wo Frauen vor, während und nach der Schwangerschaft unterstützt werden. In den Kursen lernt Huguette, worauf sie bei der Versorgung von Neugeborenen achten muss und welche Versorgung Schwangere überhaupt brauchen. Später sollen die Frauen dieses Wissen aus den Kursen an andere Frauen weitergeben. Doch gerade in den Flüchtlingscamps in ländlichen Gebieten gibt es zu wenig oder gar keine Hilfe, die auf die speziellen Bedürfnisse geflüchteter Frauen ausgerichtet sind.
Diese Versorgungslücke will die deutsche Medizinstudentin und angehende Frauenärztin Leonie Maier schließen. Zusammen mit vier Freundinnen gründete sie den Verein ROSA, baute einen LKW zu einer mobilen gynäkologischen Praxis um und fuhr los Richtung Griechenland. Geflüchtete wie Sahar aus Afghanistan lernen bei Leonie und ihren Kolleginnen, wie sie Brustkrebs erkennen können, welche Geschlechtskrankheiten es gibt und was im Körper während der Menstruation passiert. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 02.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 01.11.2022 arte.tv Die Schakale kommen – Dürre in Rumänien
Folge 959 (32 Min.)Seit Mai dieses Jahres ist der Amara-See in Rumänien komplett ausgetrocknet. Auch seine Nachbarseen schrumpfen zusehends. Nicht nur die Fische verenden, auch Vögel, Insekten und andere Lebewesen des Sees verschwinden. Ohne Zweifel zeige hier der Klimawandel seine Auswirkungen, meint Umweltschützer Dan-Cătălin Turiga von der NGO „Agent Green“. Aber „die Behörden hätten eingreifen können“, ist er überzeugt, um den See möglicherweise zu retten. Man hätte Wasser aus dem benachbarten Fluss in den See leiten oder zumindest die sozioökonomischen Folgen abmildern können: „Die Fischer sind am stärksten betroffen.
Die meisten müssen jetzt von Sozialhilfe leben.“ Valerikă Marin ist einer von ihnen. Der Traktorist hat Zeit seines Lebens regelmäßig als Tagelöhner für den lokalen Fischerei-Betrieb gearbeitet. Die Fischer haben hier vor allem Karpfen, Aal, Wels und Schleie aus dem Wasser geholt. Die Arbeit war für Valerikă ein wichtiges Zubrot, um beispielsweise Strom und zusätzliche Ausgaben der Familie zu stemmen.
Für 30 bis 50 Familien im 1.400-Seelen-Dorf Amara war die Fischerei die Haupteinnahmequelle. Jetzt leben die meisten von Sozialhilfe. Umso wichtiger sind nun ihre Beete und Felder sowie die Haustiere, um sich selbst zumindest mit Nahrung versorgen zu können. Doch wegen der Dürre sind auch die Ernten miserabel. Noch dazu hat sich der Goldschakal aufgrund der neuen klimatischen Bedingungen in der Gegend extrem rasch verbreitet. Weil die Tiere keinen Fisch mehr als Nahrung finden, attackieren sie vermehrt die Nutztiere der Dorfbewohner. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 03.11.2022 arte Tolle Knolle – Kartoffeln mit Zukunft
Folge 960 (32 Min.)Die Süßkartoffel liegt im Trend und hat als Pommes, Püree oder in Currys die Restaurants und Küchen der Deutschen erobert. Um den Bedarf zu decken, werden die meisten Süßkartoffeln importiert – vor allem aus den USA. Die Importmenge lag 2020 rund 19-mal höher als noch 10 Jahre zuvor. Sönke und Anna Strampe wollen das ändern. Sie leisten Pionierarbeit und bauen Bio-Süßkartoffeln in der Lüneburger Heide an. Ein wärmeres Klima macht das möglich, doch der Anbau ist risikoreich und erfordert viel Geduld und Kreativität. Der Bio-Landwirt Karsten Ellenberg züchtet neue Kartoffelsorten und bewahrt alte.
Bis zu zehn Jahre dauert die Zucht einer neuen Sorte. Seine gelb-, rosa- oder sogar violettfleischigen Kartoffeln vertreibt er als Speisekartoffeln und als Saatgut für andere Kartoffelbauern. Ellenberg strebt damit nach Unabhängigkeit von Chemiekonzernen und Zuchtgiganten: Seine biologisch gezüchteten Sorten wachsen ganz ohne Pestizide, und Landwirte zahlen nur einmal für das Saatgut, statt – wie bei großen Zuchtunternehmen – auch für den Anbau in den Folgejahren. Etwa 59 Kilogramm Kartoffeln pro Jahr werden in Deutschland pro Kopf gegessen, mehr als die Hälfte davon in verarbeiteter Form.
Besonders beliebt: Pommes. In der Kartoffelmanufaktur von Max Pahmeyers Eltern laufen die Fritten als frisches Fertigprodukt vom Band. Die aufwendige Verarbeitung, Kühlung und der Transport kosten viel Energie und schlagen in der Klimabilanz zu Buche. Der 22-jährige Max ist Nachhaltigkeitsmanager des Familienbetriebs und will weiter Emissionen senken: „Wir sind in der Landwirtschaft direkt von den Konsequenzen des Klimawandels betroffen, aber haben als produzierendes Unternehmen gleichzeitig die Verantwortung und den Hebel, etwas zu verändern.“ (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 04.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 03.11.2022 arte.tv Das korsische Feuer – Junge Rebellen fordern die Autonomie
Folge 961 (32 Min.)Für die meisten Franzosen ist Yvan Colonna der Mörder des Präfekten Erignac im Jahr 1998, doch auf Korsika ist der nationalistische Hirte ein Held, ein Märtyrer und ein Mythos für eine ganze Generation junger Korsen. „Er verkörpert die Rebellion, den Widerstand, den Rebellen, aber ohne Kapuze. Eine Art Che Guevara, obwohl er nichts dafür getan hat“, erklärt der Politikwissenschaftler Thierry Dominici. Die Jugendlichen projizierten sich auf ihn: „Sie haben ein großes Gefühl der Deklassierung: Viele haben den Eindruck, keine Zukunft zu haben, im Vergleich zu den Jugendlichen auf dem Kontinent. Sie sind der Meinung, dass der Staat viel mehr für sie tun sollte.“ Korsikas Unabhängigkeitsbewegung entstand Mitte der 1970er Jahre. Die politischen Führer der Region Korsika, der korsischen Exekutive, kommen heute alle aus dieser Bewegung. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 07.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 06.11.2022 arte.tv Ein Volk auf Reise – Das harte Leben der Irish Traveller
Folge 962 (32 Min.)Obwohl sie vielen kaum bekannt sind, leben heute über 40.000 Irish Traveller in England und Irland. Sie werden oft mit den Roma verglichen, mit denen sie die Lebensweise des Reisens gemeinsam haben. Ansonsten werden sie noch stärker als andere Minderheiten ausgegrenzt und diskriminiert. In England und Irland ist der Rassismus gegen dieses Volk auf Reise tief verwurzelt. Offensichtlich aber wird ihre Lage immer schlimmer. Die Irish Traveller leben lange schon am Rande der Gesellschaft. Die Studie der Europäischen Union hat allerdings einen Schock ausgelöst, vor allem wegen der ermittelten Zahlen: Heute begehen elf Prozent der Irish Traveller Selbstmord, und nur drei Prozent von ihnen werden älter als 65 Jahre. In Europa sind das die schlimmsten Statistiken für eine Bevölkerungsgruppe. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 08.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 07.11.2022 arte.tv Oktopus aus Massenzucht – Die Delikatesse aus dem Labor
Folge 963 (32 Min.)Der globale Hunger: immer mehr, immer günstiger und immer verfügbar. So sollen unsere Lebensmittel sein. Doch während unser Appetit immer größer wird, sind die Ressourcen endlich – vor allem im Meer. Galicien ist einer der wichtigsten Lieferanten von Oktopus in der EU. Während aber die Nachfrage nach dem Kraken steigt, schrumpfen die natürlichen Bestände. Auch Fischer wie Santiago Castro holen immer weniger Exemplare der Delikatesse aus dem Meer. Um unseren Appetit zu befriedigen soll der Oktopus jetzt in Massen gezüchtet werden. Erstmals ist es einem spanischen Fischereikonzern gelungen, den Oktopus in Gefangenschaft zu vermehren.
Das Ziel der Firma: 3.000 Tonnen jährlich zu ziehen und zum Verzehr zu verkaufen. Das soll Arbeitsplätze schaffen und den Wildfang entlasten. Es wird aber auch Millionen in die Kassen des Konzerns spülen. Iris Sanchez von der spanischen Tierschutzpartei Pacma und ihre Mitstreiter in Las Palmas protestieren gegen den geplanten Bau der Krakenfarm. Meeresbiologin Dr. Elena Lara teilt die Bedenken und plädiert für eine längere Ruhezeit der Oktopusse, statt einer Massenzucht des als intelligent geltenden Tieres. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 09.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 08.11.2022 arte.tv Gefährliche Ernte – Tee-Anbau in der Türkei
Folge 964 (32 Min.)Tee ist in der Türkei Nationalgetränk. Wahrscheinlich kam er im Mittelalter über die Seidenstraße aus Fernost. Bis heute wird er in der Türkei „Cay“ genannt, wie in China. Das Mekka der türkischen Teeproduktion liegt in Rize, an der Schwarzmeerküste im Nordosten des Landes. Angebaut wird der Tee von abertausenden von Kleinbauern an den Hängen des Küstengebirges. Weil die so steil sind und die Säcke mit den geernteten Teeblättern groß und schwer, setzen die Teepflücker hier Seilbahnen ein, um die Tee-Ernte bergauf oder bergab zur nächsten Straße zu befördern. Doch aus Geldmangel sind es Seilbahnen Marke Eigenbau, die hier eingesetzt werden, oft abenteuerliche Konstruktionen mit unisolierten Verkabelungen, angetrieben von rostigen Diesel- oder Elektromotoren.
16 Menschen sind in den letzten zehn Jahren bei diesen gefährlichen Ernten zu Tode gekommen, fielen von ungesicherten Plattformen oder wurden einfach mitgerissen. Hunderte verloren Gliedmaßen durch gerissene Drahtseile oder wurden durch herabfallende Ladung verletzt. Und nur ein Maschinenbau-Ingenieur engagiert sich für mehr Sicherheit. Ginge es nach ihm, würde die Ingenieurskammer als eine Art Seilbahn-TÜV fungieren. Aber die Politik interessiert sich nicht für das Problem. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 10.11.2022 arte Energie für morgen – Keine Angst vor Alternativen
Folge 965 (32 Min.)Martin Lass hat schon vor Jahren erkannt: Umweltschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit sind keine Gegensätze. Als Landwirt betreibt er auf seinem Familienhof eine Biogasanlage, die in Zeiten der Krise einen Boom erlebt. Er hat eine regionale Lösung entwickelt, um nachhaltig Energie zu speichern. Sein Biogas- und Wärmespeicher macht Energie dann nutzbar, wenn sie auch benötigt wird. Auch Cornelius Paul hat den Grundstein seiner Idee vor mehreren Jahren gelegt: Solardachziegel. Schon 600 Häuser hat der Unternehmer mit ihnen decken lassen, die von herkömmlichen Ziegeln kaum zu unterscheiden sind.
Doch Pauls Firma hat ein Problem: Es fehlen Handwerkerinnen und Handwerker, um die Aufträge abzuarbeiten. Dass aus Krisen auch Chancen erwachsen können, davon ist Lars Angenent überzeugt. Der niederländische Mikrobiologe und Bioingenieur forscht an der Universität Tübingen zu Mikroben, winzig kleinen Lebewesen, die eines unserer größten Probleme lösen könnten: die Speicherung erneuerbarer Energie.
Wird ihnen Wasserstoff zugeführt, können sie dabei CO2 binden und Methan, also Biogas, produzieren. Ein großer Schritt in die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und in eine sichere Versorgung. Die Pioniere der nachhaltigen Energieversorgung möchten zu Hause damit anfangen, Mensch und Natur zu schützen. Doch die Uhr tickt: Bis 2030 will Deutschland 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen – und seit dem Ukraine-Krieg wünschen sich immer mehr Menschen schnelle Alternativen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 11.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 10.11.2022 arte.tv Jongleure des Lebens – Kataloniens letzter Familienzirkus
Folge 966 (32 Min.)Der Circus Raluy befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise. Nach dem Tod ihres Vaters Luis Raluy und der Coronapandemie bemühen sich die Töchter Kerry und Louise Raluy, den Zirkus wieder zum Leben zu erwecken. Die Schwestern versuchen, die Familientradition weiterzuführen und neben ihren Auftritten auch alles Organisatorische zu stemmen. Mit fast 40 Artisten – Clowns, Akrobaten, Zauberern und Trapezkünstlern – bereisen sie Katalonien und Teile Frankreichs. Es ist eine bunte Zirkusgemeinschaft, zusammengestellt aus fast 15 Nationen. Tiere gibt es schon seit Langem nicht mehr. Umso wichtiger ist daher eine gute Mischung aus spektakulären Zirkusnummern und den beliebten Clowns.
Es ist ein hartes, unstetes Leben, das alle Beteiligten körperlich fordert. Auch wenn die Artisten ihren ausgefallenen Arbeitsalltag lieben, so werden sie doch regelmäßig deswegen von der Gesellschaft stigmatisiert. Das Zirkus-Geschäft hat in ganz Europa an Popularität eingebüßt. Die bunten Zelte waren früher ein fester Bestandteil der Unterhaltungskultur – heute müssen viele Unternehmen schließen. Besonders die Pandemie hat vielerorts zu wirtschaftlichen Problemen der Zirkusbetreiber geführt. Kann sich die Manege vom Circus Raluy wieder mit Leben füllen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 14.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 13.11.2022 arte.tv Wir bringen Lieder und Liebe – Wie ein polnischer Chor gegen Hass kämpft
- Alternativtitel: Chor der Mutigen - LGBT Diskriminierung in Polen
Folge 967 (32 Min.)Seit Wochen versucht Misza aus Warschau einen Konzertsaal für den Auftritt seines Chores Voces Gaudii zu mieten. Aber immer, wenn die Vermieter erfahren, dass es sich um einen LGBTQ-Chor handelt, ist der Saal plötzlich nicht mehr verfügbar oder doppelt so teuer. „Zurückweisung kennen wir von Anfang an, aber das hält uns nicht davon ab, weiterzumachen“, sagt Chorleiter Misza. Jetzt steht ein mutiges Projekt an: Der Chor will Konzerte in besonders konservativen Regionen Polens geben. Seit die Partei PiS an der Regierung ist und Stimmung gegen queere Menschen macht, erleben Schwule, Lesben und Transpersonen immer öfter Diskriminierung und Gewalt in Polen.
„Dagegen kämpfen wir, denn wir sind nicht hier, um zu leiden“, sagt Ola nach einer Chorprobe. Sie hat vor, auf der zu Bühne erzählen, wie sie von Arbeitskollegen sexuell beleidigt wurde, nachdem klar wurde, dass sie lesbisch ist. Aber wird dieses Konzert überhaupt stattfinden können? Manche im Chor haben Angst vor Störern, andere haben Polen gar verlassen: Joanna und Barbara sind vor kurzem nach Spanien ausgewandert, weil sie die homophobe Stimmung im Land nicht länger ertrugen.
„Wir wollen eine Familie gründen und das ist als gleichgeschlechtliches Paar in Polen undenkbar“, sagt Joanna. Dennoch glaubt Chorleiter Misza fest daran, dass sie einen Konzertsaal finden und das Publikum berühren werden mit ihren Liedern, eines davon heißt „Dream on“. „Wir wollen zeigen, was uns verletzt, wovon wir träumen und wie es funktionieren könnte, dass wir respektvoll miteinander leben in Polen“, sagt Misza. Nicht zuletzt aber wollen sie richtig gut und mitreißend singen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 15.11.2022 arte Ein Hausboot in London – Bezahlbar wohnen auf dem Wasser?
Folge 968 (32 Min.)Anna Chapman-Andrews und ihre Familie leben seit zehn Jahren auf einem Schiff auf der Londoner Themse. Ebbe und Flut gehören zu ihren ständigen Begleitern. Ihr Boot haben Anna und Jonathan als Alternative zu den wahnwitzigen Immobilienpreisen in London gekauft. Aber ihre 90 Quadratmeter müssen sie aufwendig instand halten. Mittlerweile haben sie zwei Kinder. Die Kosten steigen. Für den festen Liegeplatz zahlen sie rund 20.000 Pfund Miete im Jahr. Das Ehepaar sieht keine andere Chance als ihr Boot zu verkaufen. Offiziell leben in London mittlerweile rund 10.000 Menschen auf Booten.
Mehr als 2.000 davon sind so genannte Narrow Boats ohne festen Ankerplatz. Colin Legge besitzt eins: 23 Meter lang und nur zwei Meter breit. Colin arbeitet in der Verwaltung eines Theaters. Einen Briefkasten, Wasser- und Stromanschluss besitzt er nicht. Einen festen Ankerplatz hat er auch nicht. Als Wanderbootsfahrer muss er alle 14 Tage seinen Liegeplatz wechseln. Aber das wird immer schwieriger: Die für die Kanäle zuständige Organisation, der Canal and River Trust, streicht trotz steigender Zahl an Booten immer mehr Liegeplätze.
Aus Sicherheitsgründen, heißt es. Colin kann das nicht nachvollziehen. Auch Amelie und ihrem Freund Tyrone geht die Regelwut des Canal and River Trust auf die Nerven. Die beiden leben mit ihrem zweijährigen Sohn auf einem Boot in Hackney. Amelie ist schwanger und möchte unbedingt in der Nähe einer Klinik bleiben, in der sie entbinden wird. Aber die zunehmenden Einschränkungen machen es der jungen Familie schwer, einen Ankerplatz zu finden. Zusammen mit Colin und anderen organisieren sie nun Proteste gegen die Liegeplatzverbote. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 16.11.2022 arte Das Erbe des Kolonialismus – Eine deutsch-namibische Spurensuche
Folge 969 (32 Min.)Israel Kaunatjike ist Berliner und Nachkomme der Hereros – einer Bevölkerungsgruppe Namibias, an denen deutsche Kolonialtruppen vor über hundert Jahren im damaligen „Deutsch-Südwestafrika“ Völkermord begingen. Von Berlin – der ehemaligen Hauptstadt der deutschen Kolonialmacht – geht er auf eine Spurensuche in seine alte Heimat Namibia. Während Israels Reise durchs Land wird deutlich, wie eng die Geschichte Namibias und die Deutschlands noch heute miteinander verflochten sind. Er sieht seine Familie und ihre Traditionen, trifft sich mit seiner Freundin Esther Muinjangue, die als erste Herero-Frau zur Ministerin Namibias aufsteigt und besucht Laidlain Periganda, der in Namibia ein Genozid Museum betreibt. Sie alle berichten von ihren Erfahrungen und erklären, wie sie auf ihre Weise mit der schmerzhaften Vergangenheit, dem Erbe des deutschen Kolonialismus, umgehen.
130 Kilometer östlich von Namibias Hauptstadt Windhuk entfernt, betreibt der deutschstämmige Rainer Seifart seine Farm namens „Heimat“. Er kann nicht verstehen, warum 2013 das ehemalige deutsche Kolonialdenkmal in Windhuk demontiert wurde, und sieht sich und die deutschsprachige Gemeinde Namibias als rechtmäßige Erben des Landes. Die Spurensuche in Namibia führt durch die Kalahari-Wüste bis an den Atlantik in die Küstenstadt Swakopmund. An diesem Hotspot deutscher Kolonial-Nostalgie kommen Hereros aus ganz Namibia zu einem großen Gedenkmarsch zusammen – es kommt zur Konfrontation. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 18.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 17.11.2022 arte.tv Rückkehr nach Armenien – Die junge Diaspora und der Krieg
Folge 970 (32 Min.)Marie Wurry ist in Frankreich geboren und aufgewachsen. Ihre armenischen Wurzeln waren für die junge Frau schon immer ein wichtiger Bestandteil ihrer Identität. Der Krieg um Bergkarabach im Jahr 2020 wurde für sie zu einer Art Erweckungserlebnis. Der Drang, mehr über die Heimat ihrer Vorfahren zu erfahren und sich dort zu engagieren, wurde immer größer. Marie entschied sich, für drei Monate nach Armenien zu gehen, um dort an dem Birthright Armenia-Programm teilzunehmen. Birthright Armenia richtet sich an junge Menschen mit armenischen Wurzeln, um das Land kennenzulernen, Sprachkurse zu belegen und in ausgewählten sozialen Projekten mitarbeiten zu können.
Das Programm findet 2022 unter schwierigen Bedingungen statt, Mitte September griffen aserbaidschanische Soldaten armenische Stellungen und Dörfer an. Beide Seiten einigten sich zwar schnell auf einen Waffenstillstand, doch immer wieder kommt es zu Gefechten. Matthieu Sahakian will den Menschen in der Grenzregion helfen. Der 30-jährige Franzose hat Armenien vor Jahren durch das Birthright Armenia-Programm kennengelernt.
Mittlerweile lebt er in der Hauptstadt Erewan und hat eine NGO gegründet, die Lebensmittel und Medikamente in die Dörfer an der Grenze zu Aserbaidschan bringt. Die Menschen dort fürchten einen neuen Krieg. Die Angst vor einer erneuten Eskalation ist auch in anderen Teilen des Landes spürbar. Überall lassen sich Zivilistinnen und Zivilisten militärisch ausbilden, um für einen Ernstfall gewappnet zu sein. Unter ihnen sind auch viele Armenierinnen und Armenier, die in Europa geboren wurden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 21.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 20.11.2022 arte.tv Wie geht eigentlich jüdisch sein? – Junge Deutsche auf Identitätssuche
Folge 971 (32 Min.)Organisiert wird diese Fahrt von „Taglit“ mit dem Ziel jungen Menschen mit jüdischen Wurzeln, Kultur und Geschichte des Judentums näherbringen. Das hebräische Wort Taglit bedeutet übersetzt: entdecken. Gemeint ist damit sowohl das Land Israel wie auch sich selbst. Über 90 Prozent der deutschen Jüdinnen und Juden haben einen sowjetischen Hintergrund. In den 90er Jahren senkte Deutschland die bürokratischen Schranken zur Einwanderung für Jüdinnen und Juden deutlich. Zum einen als Form der Wiedergutmachung, zum anderen, um die alternden jüdischen Gemeinden zu verjüngen.
Da viele der Familien in der Sowjetunion unter Antisemitismus litten, schärften Eltern oft ihren Kindern ein, in der neuen Heimat Deutschland, besser nicht zu erzählen, dass man jüdisch sei. Entsprechend kompliziert ist für die Generation der heute 20- bis 30-Jährigen das Finden ihrer eigenen Identität, die sich zudem aus vielen Bruchstücken zusammensetzt: postsowjetisch, deutsch, jüdisch. „Re:“ begleitet diese Suche nach kultureller Identität, lässt Fragen, Unsicherheiten, Freude und Entwicklungen miterleben. Was wird die Gruppe wohl von dieser Reise mit in den deutschen Alltag nehmen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 22.11.2022 arte Land ohne Eltern – Die verlassenen Kinder von Moldau
Folge 972 (32 Min.)NGOs schätzen, dass aufgrund der massenhaften Arbeitsmigration fast die Hälfte aller moldauischen Kinder zeitweise ohne ein Elternteil aufwächst. Knapp zwei der vier Millionen Moldauer leben und arbeiten mittlerweile im Ausland, die meisten von ihnen in Ländern der Europäischen Union. Gerade auf dem Land fehlt den Menschen in Moldau die Perspektive. Es gibt keine Jobs, die das Überleben der Familie sichern würde, deshalb wandern sie ab und lassen ihre Kinder oft bei den Großeltern zurück. Doch der Preis dafür ist hoch: „Als wir nach langer Zeit wieder zurück nach Moldau gekommen sind, hat uns unsere eigene Tochter nicht mehr erkannt! Diese Momente sind so schmerzhaft“, erzählt Sergiu, der Vater der zwölfjährigen Loredana.
Seitdem Loredana zwei Jahre alt ist, leben Sergiu und Elena im Ausland – erst in Moskau, nun in der Nähe von London. Zweimal pro Jahr fahren sie zurück in die Heimat, zu Loredana. Eltern und Tochter kennen sich vor allem über den Computerbildschirm. Die Mutter der achtjährigen Sebastiana arbeitet als Kindermädchen in Deutschland. Sebastiana lebt bei ihren Großeltern in Tudora, einer kleinen Stadt im Südosten Moldaus. Vor allem die Sozialarbeiterin Veronica Mocan versucht so gut es geht, die Abwesenheit der Mutter zu kompensieren. Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter gibt es überall in Europa – aber nirgendwo sieht man die Auswirkungen auf die nachfolgende Generation so drastisch wie in der Republik Moldau – dem Land ohne Eltern. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 23.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 22.11.2022 arte.tv Krieg ums Panzerdenkmal – Estland und seine Russen
Folge 973 (32 Min.)In der estnischen Grenzstadt Narva sind über 90 Prozent der 54.000 Einwohner russischstämmig, doch eine Minderheit der Esten regiert die Stadt. Bürgermeisterin Katri Raik bemüht sich seit Jahren um eine gemeinsame estnisch-russische Identität. Seit Beginn des Ukraine-Krieges wird das Zusammenleben der russischen Mehrheit und der estnischen Minderheit auf eine harte Probe gestellt. Wie im gesamten Baltikum geht auch hier die Angst vor einer russischen Invasion um. Die estnische Regierung hat den Ton gegenüber Russland verschärft. Seitdem die estnische Regierung ein sowjetisches Panzerdenkmal am Rande der Stadt abbauen ließ, ist die Stimmung in der Stadt noch aufgeheizter. Für die Esten war es ein Symbol für die russische Aggression, für die russischstämmige Bevölkerung eine Erinnerung an den Sieg über Nazi-Deutschland.
Der ehemalige Standort des Panzerdenkmals, das im August 2022 abgebaut wurde, ist inzwischen zu einer Art Wallfahrtsort für die russischstämmige Bevölkerung geworden. Das Kamerateam begleitet neben der Bürgermeisterin Katri Raik auch den Denkmalschützer Maadis Tuuder. Und beobachtet junge Russen unter der Leitung des estnischen Reserveoffiziers Roger Vinni bei einer Übung des paramilitärischen Heimatschutzes. Sie treten gegen Vorurteile an und oft auch gegen den Widerstand ihrer eigenen Familien und Freunde. Doch viele von ihnen fühlen sich inzwischen als Esten und wären auch bereit, ihre Heimat gegen Invasoren ihrer eigenen Volksgruppe zu verteidigen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 24.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 22.11.2022 arte.tv Ecstasy für Europa – Einsatz gegen niederländische Drogenlabore
Folge 974 (32 Min.)„Es ist ein Krieg, und ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir ihn gewinnen“, sagt Bürgermeister Frank van der Meijden aus dem Ort Laarbeek. Er hat schon über 30 Immobilien schließen lassen, die mit Drogengeschäften zu tun hatten. Seine Mitarbeiter entdecken jedoch immer wieder neue, versteckte Einrichtungen. Polizisten sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, doch längst nicht jeder in Nordbrabant traut sich, die dubiosen Machenschaften zu enthüllen. Schließlich haben schon die Bürgermeister Mühe, sich selbst zu schützen: Morddrohungen gehören fast zur Tagesordnung, mit dicken Findlingen werden Rathäuser gegen Autobomben geschützt.
Mindestens jeder fünfte landwirtschaftliche Betrieb in den Niederlanden hat schon einmal Kontakt zur Drogenmafia gehabt. Die oft abseits und einsam liegenden Gehöfte sind ein ideales Versteck für die Produktion synthetischer Drogen. Ein großes Geschäft: Schätzungsweise 20 Milliarden Euro erwirtschaftet die Drogenmafia damit. Und mit dem Geld wird auch versucht, die niederländische Gesellschaft und den Staat zu unterwandern. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 25.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 24.11.2022 arte.tv Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich angekündigt für den 13.12.2021, dann für den 15.06.2022Mode aus zweiter Hand – Das Geschäft mit gebrauchter Kleidung
Folge 975 (32 Min.)Melanie Kieback aus Berlin liebt und trägt seit ihrer Kindheit Secondhand-Kleidung. Auf Social Media gibt die 27-jährige Influencerin Tipps, wo und wie man die besten Schnäppchen finden kann. Für sie sind jahrzehntealte Shirts, Hosen und Accessoires die maximal gelebte Form des Individualismus, denn eine Marken-Handtasche von 1988 besitzt eben nicht jeder. Gebrauchte Kleidung, die mindestens 20 Jahre alt und zudem qualitativ hochwertig ist, wird als „Vintage“ bezeichnet und vor allem um diese Einzelteile hat sich ein ganz eigener Markt entwickelt, der die Preise steigen lässt.
Der Online-Marktplatz Rebelle in Hamburg konzentriert sich auf gebrauchte Mode und Accessoires namhafter Designermarken. Johanna Eggers, selbst passionierte Vintage-Liebhaberin, leitet bei Rebelle die Abteilung für Authentizitätsprüfung, da der wachsende Vintage- und Secondhand-Markt auch zunehmend versiertere Fälscher anlockt. Wo aber kommt nun all die Vintage-Mode her? Hosen, Pullover, Kleider, Shirts aus den 80er, 90er oder Nuller-Jahren? Um die steigende Nachfrage zu bedienen, gibt es mittlerweile europaweit Händlerinnen und Händler, die den Altkleidermarkt nach genau diesen Einzelteilen durchforsten.
Verena Lange, Therese D’Annunzio, David Kraljcak und Fabian Weber verkaufen ausschließlich Vintage-Mode, die sie von einem italienischen Händler beziehen, der wiederum Altkleider aus diversen Ländern Europas einkauft. Die vier jungen Deutschen sind von der Nachhaltigkeit ihres Geschäfts vollkommen überzeugt, auch wenn die gebrauchte Kleidung mehrmals quer durch Europa transportiert wird, bevor sie beim Käufer landet. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 28.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 21.11.2022 arte.tv Wenn der Meeresspiegel steigt – Küstenschutz und Klimawandel in den Niederlanden
Folge 976 (31 Min.)Der Klimawandel ist in den Niederlanden schon jetzt mehr als ein abstraktes Schreckgespenst: Der Meeresspiegel steigt. Fluten werden in Zukunft häufiger die Küsten treffen. Am Royalen Institut für Meeresforschung suchen Wissenschaftler nach neuen Wegen die Deiche zu schützen. Sie haben herausgefunden, dass der Spartina anglica, auch englisches Schlickgras genannt, Wellen bremsen und ihre Wucht abmildern. Die Frage ist nur, wie kann die englisches Schlickgras im Watt angepflanzt werden, ohne dass es durch Ebbe und Flut immer wieder weggespült wird. Auch dafür haben sie eine Lösung gefunden. Ein wabenartiges Gerüst aus Kartoffelstärke. Die Expertise der Niederländer in Sachen Küstenschutz ist weltweit gefragt, denn viele Länder haben schlicht keine Erfahrung. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 29.11.2022 arte Umweltschutz im Blumentopf – Wie Zimmerpflanzen nachhaltig werden
Folge 977 (32 Min.)Pro Jahr werden rund 100 Millionen Zimmerpflanzen in Deutschland verkauft. Weniger als zwei Prozent werden nach ökologischen Kriterien produziert. Klaus Bongartz will das ändern. Als Berater für Bioanbau setzt er sich unermüdlich für echte Nachhaltigkeit bei der Produktion von Pflanzen ein. Seit einigen Jahren berät er die Brüder Stefan und Achim Fleischle, die in Baden-Württemberg tropische Grünpflanzen züchten. In ihrem Gartenbaubetrieb setzen sie inzwischen Nützlinge statt Pestizide ein, verzichten auf synthetische Dünger und suchen sich Partner in Mittelamerika, die bereit sind, diesen Weg zu gehen.
Die 42-jährige Marei Karge ist Gärtnerin in vierter Generation. Sie findet, gerade Orchideenzüchter und -züchterinnen haben eine besondere Verantwortung für den Artenschutz. Marei Karge möchte deshalb die Heimat der Orchideen, die durch Abholzung bedrohten Regenwälder, schützen. In Borneo unterstützt sie ein Team vor Ort beim Aufforsten und Setzen junger Pflanzen. Kahlschläge und Palmölplantagen bedrohen die über 1.000 Orchideenarten, die hier heimisch sind.
Aber die Aufforstung soll auch den Lebensraum der gefährdeten Borneo-Orang-Utans sichern und den Klimawandel aufhalten. Die beiden jungen Unternehmer Ozan Durukan und Thomas Gardeia aus Oberfranken widmen sich einer weiteren Baustelle im Pflanzengeschäft: dem Plastikmüll. Schließlich fallen beim Kauf von Pflanzen große Mengen an Plastiktöpfen an. Um das zu ändern, haben sie einen kompostierbaren Topf aus der Naturfaser Hanf entwickelt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 30.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 29.11.2022 arte.tv Lieblingspartner in Europa – Wie China in Serbien Fuß fasst
Folge 978 (32 Min.)China streckt seine Fühler – auch in Form der Neuen Seidenstraße – immer stärker nach Europa aus. Serbien ist eines der Länder, das ein besonders enges Verhältnis zu China pflegt. Seit 2010 haben die Chinesen rund 8,5 Milliarden Dollar im Land investiert. Für Präsident Vucic ist China die vierte Säule der serbischen Außenpolitik. Was die chinesischen Handelsbeziehungen betrifft, ist Serbien auf dem Balkan mit Abstand Spitzenreiter. Während chinesische Firmen den Osten des Landes rund um die Kupfermine Bor aufkaufen und dort in großem Stil Rohstoffe fördern, beginnen Chinesinnen und Chinesen in zweiter Generation in der Großstadt ihre Träume zu verwirklichen.
Die 25-jährige Chinesin Weiya Chen nutzt das Kapital ihrer Eltern, um ihr eigenes Café zu eröffnen. Die Familie wanderte vor 30 Jahren nach Serbien aus, verdiente das erste Geld mit einem Schuhladen in Belgrads Chinatown im bekannten Block Seventy. Weiya hat den Aufstieg in die Mittelschicht geschafft, ist im Herzen aber dennoch Chinesin geblieben – zumindest was die Politik angeht: Das Leben sei dort zwar weniger frei, durch die flächendeckende Überwachung aber sicherer als in Belgrad. Danilo Krivokapic von der NGO Share Foundation sieht die Ansichten seiner chinesischen Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Sorge.
Belgrad ist dabei, in der ganzen Stadt Kameras zu installieren – bis zu 8.000 sollen es werden -, die man mit einer chinesischen Gesichtserkennungssoftware aufrüsten kann. Auf Demonstrationen würden Regimekritiker so zu gläsernen Menschen. Während Krivokapic dafür kämpft, dass im Datenschutz europäische Standards erhalten bleiben, stürzt sich die Geschäftswelt auf die attraktiven preisgünstigen Angebote chinesischer Firmen. Unterstützung kommt dabei vom 36-jährigen Goran-Liu, der es sich in seiner Freizeit zur Aufgabe gemacht hat, zwischen chinesischen und serbischen Firmen zu vermitteln, Geschäfte einzufädeln, die besten Deals anzubieten.
Der Einfluss der Chinesen dehnt sich aus, die neuen Investoren kommen im Land gut an. Bei der Umsetzung der Projekte für die „Neue Seidenstraße“ steht Serbien in diesem Jahr weltweit an zweiter Stelle. Auf das erste chinesische Großprojekt, die Pupin-Brücke in Belgrad, folgen große Straßenbau- und Eisenbahnprojekte. Die Reportage porträtiert die Menschen, die diese gigantische Maschinerie am Laufen halten, fragt sie nach ihren Motivationen und Träumen und wagt einen Blick hinter die Kulissen der sonst so verschlossenen Community. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 02.12.2022 arte
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