2022 (Folge 931⁠–⁠954)

  • Folge 931 (32 Min.)
    Es begann als Abenteuer und ist jetzt eine geopolitische Herausforderung. Vor acht Jahren gab der Ökonom Mathias von Tucher mit Ende 40 seinen sicheren Job in Deutschland auf und zog nach Moldawien. Hier leitet er seitdem den internationalen Freihafen Giurgiuleşti an der Donau. Der Krieg in der Ukraine, die nur wenige Meter hinter dem Hafen beginnt, bringt neue Herausforderungen. Weil die ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer von der russischen Armee blockiert sind, sollen viele Güter aus dem Land in Giurgiuleşti umgeschlagen werden. Doch dafür reichen die Kapazitäten nicht. Ein neues Terminal ist in Planung, wird allerdings erst im nächsten Jahr fertig sein.
    Vor den Toren des Hafens stauen sich die Lastkraftwagen, die darauf warten, am Zoll oder an den Grenzübergängen nach Rumänien oder in die Ukraine abgefertigt zu werden. Manche Fahrer stehen bis zu einer Woche in Giurgiuleşti, bis sie weiterfahren können. Für die Anwohner ist der LKW-Verkehr, vor allem Abgase und Lärm, eine große Belastung. Trotzdem nimmt die Bürgermeisterin des Ortes, Tatiana Gălăţeanu, den Hafen vor allem als eine große Chance für die Region wahr, denn er bietet Arbeits – und Ausbildungsplätze. Ein Hoffnungsanker in einem Land, welches darunter leidet, dass die jungen Menschen weggehen, um sich woanders eine Zukunft aufzubauen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 19.09.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere So. 18.09.2022 arte.tv
  • Folge 932 (32 Min.)
    London. Nah am Buckingham Palace krabbelt John Loughrey aus seinem Zelt. Es ist fünf Uhr morgens, der 67-Jährige muss sich beeilen, denn schon bald müssen er und seine Freunde den Platz für die Massen räumen. Der Sarg der Queen wird an diesem Nachmittag vom Buckingham Palace zur Westminster Hall überführt. Seit Tagen campen die „Royal Superfans“ hier, um Abschied von ihrer Königin zu nehmen. Nicht nur John Loughrey, überall erzählen Briten von ganz persönlichen Begegnungen mit der Königin – und wie es ihr Leben bis heute prägt.
    So auch in Schottland. In Edinburgh verabschieden sich Menschen am geschlossenen Sarg der verstorbenen Monarchin. Vor Schloss Balmoral haben Anwohner hunderte Blumensträuße abgelegt. John Sinclair ist Metzger in Ballater, Aberdeenshire und beliefert das Schloss seit vielen Jahren. „Das erste Mal traf ich die Queen 2010. Ich war sehr nervös. Sie sah mich einfach an. Ich schaute diese kleine Dame an – ich wusste gar nicht, dass die Königin so klein ist.“ Viele richten nun den Blick nach vorn und hoffen, dass König Charles der Monarchie ähnliche Strahlkraft verleiht.
    Andere leben dagegen seit Jahren im Konflikt mit der Krone. Ngozi Fulani stammt eigentlich aus der Karibik. Sie berichtet von Diskriminierungen – und von Chris Kaba, einem schwarzen jungen Mann, der drei Tage vor dem Tod der Queen von Polizisten erschossen wurde. Sie nimmt daraufhin an Protestmärschen in London Teil. Fulani kann in die Trauer für die Queen nicht mit einstimmen. Rassismus und Kolonialismus, dagegen habe das Königshaus zu wenig getan. Geht König Charles neue Wege? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 20.09.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Mo. 19.09.2022 arte.tv
  • Folge 933 (32 Min.)
    Vormittags faltet er Wäsche in einem Behindertenheim, nachmittags durchstöbert er unermüdlich die Container des gesamten Umlandes nach alten Zeitschriften, aus denen er Ausschnitte in tagebuchartige Journale klebt. Der 62-Jährige ist mental zurückgeblieben, lebt in einer Einrichtung für geschütztes Wohnen im nordböhmischen Rumburk, in der wunden Landschaft der ehemaligen Sudeten. Abends malt er hier die Welt, wie er sie sieht – die Nase fast auf dem Schreibtisch, weil die Augen schlecht sind, er eine Brille aber ablehnt. So entstehen auf meterlangen Papierbahnen Straßenschluchten und urbane Dschungel, verworrene Systeme von ganz eigener Schönheit – ein Kosmos für sich.
    Die Prager Kuratorin Ivana Bradkova, die die Kunst geistig Behinderter propagiert, hat Ota Prouza für die Kunstwelt entdeckt. Daraus ist eine eigentümliche Freundschaft entstanden – die im Frühjahr mit einer neuen Ausstellung gekrönt werden soll. Für ein Art-Brut-Projekt im renommierten Prager Gegenwartskunst-Zentrum DOX will Bradkova zusammen mit Prouza erstmals seine überbordenden Tagebuch-Journale öffnen, die Enzyklopädie seines Lebens. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 21.09.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Di. 20.09.2022 arte.tv
  • Folge 934 (32 Min.)
    Eingewickelte Triebwerke und verklebte Fensterscheiben: In der spanischen Halbwüste bei Teruel liegt einer der größten Flugzeugparkplätze der Welt. Ganze Flotten wurden zu Corona-Zeiten nach Teruel geflogen, auch Jumbojets und sogar der Airbus A 380. Jetzt stehen sie in Teruel nutzlos im Sand rum. Beim Kauf vor zehn Jahren kostete jede A 380 noch 400 Millionen Euro. Jetzt haben sie plötzlich keinen Wert mehr und gelten als unverkäuflich. In diesem Spannungsfeld arbeitet der Betreiber Tarmac Aerosave und versucht sich an einem neuen, nachhaltigen Geschäftsmodell: Luftfahrt als Kreislaufwirtschaft.
    Wie man Flugzeuge einmottet und dabei trotzdem flugfähig hält, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Die Techniker sind Verpackungskünstler, denn die empfindlichen Maschinen müssen vor der Witterung und vor Tieren geschützt sein. Ihr Wissen ist Gold wert und wird in Zukunft noch wertvoller. Auf ihre Expertise vertrauen auch zwei Piloten der Lufthansa. Ihr Ziel: eine stillgelegte A340⁠–⁠600 zurückzuholen.
    Die Maschine gehört zu den ältesten Flugzeugen der Flotte und verbraucht viel Kerosin. Nun soll sie aufgrund der hohen Nachfrage auf der lukrativen Verbindung von München nach Nordamerika trotzdem wieder fliegen. Ein abenteuerliches Projekt. Während die beiden Piloten beim Wiedererwecken ihrer geliebten A340⁠–⁠600 gegen viele Schwierigkeiten kämpfen, wird in Teruel unter Hochdruck ein neuer Hangar gebaut. In ihm sollen ab 2024 zwei A 380 gleichzeitig gewartet oder abgewrackt werden können. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 22.09.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Mi. 21.09.2022 arte.tv
  • Folge 935 (32 Min.)
    Europas größtes Universitätsklinikum hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Die Berliner Charité will klimaneutral werden. Dafür hat sie eine Task-Force ins Leben gerufen, die ökologische Probleme im Krankenhausbetrieb ausfindig macht und an Lösungen arbeitet – etwa bei Narkosegasen, welche die CO2-Emissionen immens erhöhen. Nachhaltigkeitsforscherin Dr. Susanne Koch prüft verschiedene Filter, die für das Abgasproblem der Charité und anderen Krankenhäusern wegweisend sein könnten. Ihr Ziel: wiederverwenden statt in die Atmosphäre leiten.
    Kardiologe Dr. Carsten Israel ist Chefarzt des Evangelischen Klinikums Bethel in Bielefeld. Jeden Tag setzt er Patientinnen und Patienten Herzschrittmacher ein. Die meisten Geräte überleben ihre Träger und Trägerinnen. Sie werden den Toten entnommen und teuer entsorgt. Dr. Israel sammelt gebrauchte Geräte, entkeimt und implantiert sie Patientinnen und Patienten in Afrika. In Deutschland ist das verboten. In Ostafrika werden sie Geräte dringend gebraucht. In der Mülldeponie Forchheim liegen Schätze im Wert von vielen tausend Euro: weggeworfene Medikamente.
    Für Professor Markus Heinrich von der Universität Erlangen sind sie kein Abfall, sondern ein wertvoller Rohstoff. Der pharmazeutische Chemiker und sein Team extrahieren daraus die Wirkstoffe aus Medikamenten zurück. Recycelte Herzschrittmacher, Medikamente und leichtere Krankenhauskittel: Der Klimawandel verleitet Menschen aus dem Gesundheitssektor dazu, nachhaltigere Maßnahmen zu ergreifen und gegen Ressourcenverschwendung zu kämpfen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 23.09.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Do. 22.09.2022 arte.tv
  • Folge 936 (32 Min.)
    Der Tourismus in Südtirol läuft aus dem Ruder. Gerade in der Hochsaison sind die Dolomitenpässe und Dörfer völlig verstopft. So endet für viele der Traum von den Drei Zinnen bereits unten an der Straße, wenn die Zufahrt zum Berg wegen Überfüllung von der Polizei gesperrt wird. Reguliert ist mittlerweile auch die Zufahrt zu einer weiteren Attraktion, dem Pragser Wildsee. Seit auf den sozialen Medien Postkartenfotos davon um die Welt gehen und der See vor gut zehn Jahren als Filmkulisse für die italienische Fernsehserie „Un passo dal cielo“ (Die Bergpolizei) mit Terence Hill in der Hauptrolle diente, ist der See zum Hotspot geworden.
    Der Bergführer Erwin Steiner setzt sich in der Verkehrskommission dafür ein, den Autoverkehr zu reduzieren und die Natur zu erhalten, von der auch er lebt. Pläne zum weiteren Ausbau der touristischen Infrastruktur gibt es auch im Hinblick auf Olympia 2026 in Cortina. Naturschützerinnen und Naturschützer wie die Architektin Marlene Roner kämpfen um den Erhalt des Weltnaturerbes. Auf der Kölner Hütte unter dem Rosengarten verabschieden sie zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern von Alpenverein und Heimatpflege ein Manifest zum Schutz der Berge.
    Mit dem Tourismusentwicklungskonzept 2030+ der Südtiroler Landesregierung ist jetzt die Debatte um den Umgang mit dem Naturerbe voll entbrannt. Vor allem der Plan einer Bettenobergrenze stößt auf Widerstand von Hotel- und Gastronomiebranche. Immer geht es dabei auch um die Frage, was der Welterbe-Titel eigentlich wert ist: Hilft er tatsächlich, eine einzigartige Landschaft zu schützen – oder dient er doch nur ihrer Vermarktung? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 26.09.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere So. 25.09.2022 arte.tv
  • Folge 937 (32 Min.)
    Michaela Vidláková wurde 1942 mit ihren Eltern nach Theresienstadt deportiert. Die tschechische Stadt Terezín war ein Jahr zuvor von den Nazis als jüdisches Ghetto eingerichtet worden. Ein Viertel der Gefangenen, etwa 33.000, starben vor allem wegen der entsetzlichen Lebensumstände im Lager. Etwa 88.000 Häftlinge wurden von 1941 bis 1945 weiter nach Auschwitz-Birkenau und andere Konzentrationslager deportiert. „Theresienstadt spielte eine große Bedeutung in der Geschichte des Holocaust“, sagt die Zeitzeugin, die mittlerweile 85 Jahre alt ist. „Es war ein Vorraum der Hölle.“ Heute leben knapp 2.000 Menschen in Theresienstadt, die Erinnerungsorte verfallen. Die Stadtverwaltung will sie restaurieren und auch Michaela Vidláková setzt sich für ihren Erhalt ein.
    Doch bisher fehlen zahlungskräftige Investoren für die Restaurierung der historischen Festungsstadt. Für viele Einwohnerinnen und Einwohner ist Terezín aber ein ganz normaler Wohnort. Jiří Hofman ist mit seiner Familie dorthin gezogen und wünscht sich, dass gerade jüngere Menschen es ihm nachtun. „Die Geschichte des Ghettos darf natürlich nicht ausgelöscht werden“, sagt der Historiker, „aber sie sollte nicht der einzige Grund sein, nach Terezín zu kommen“. Die Zukunft einer Stadt zu gestalten, die Wohnort und Mahnmal zugleich ist – eine komplexe Aufgabe und eine große Herausforderung für alle Beteiligten. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 27.09.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Mo. 26.09.2022 arte.tv
  • Folge 938 (32 Min.)
    Es ist die Reise seines Lebens. „Seine letzte Chance“, nennt es Dieter Offermann. Der 60Jährige fliegt nach Tiflis, der Hauptstadt Georgiens, um sein Bein zu retten. Seit 7 Jahren kämpft er gegen Bakterien, die nach einer Knie-OP in die Wunde eingedrungen sind. Kein Antibiotikum hilft. Auch nicht die vier weiteren Knieoperationen. Die Ärzte raten dringend zur Amputation, allerdings ohne Garantie, dass die Wunde danach wirklich heilt. Zu undurchschaubar sei die Lage mit den Bakterien. Für Dieter Offermann bricht eine Welt zusammen.
    Er ist sehr aktiv, arbeitet, hat eine große Familie, viele Freunde, Hunde – ein erfülltes Leben. Dieter Offermann recherchiert. Ein Kollege erzählt ihm von der Phagentherapie in Georgien. Die Phagen – ein Wundermittel? Phagenforschung gibt es schon seit den 1920er Jahren. Vor der Entdeckung von Antibiotika sah es so aus, als ob diese Viren das Wundermittelmittel gegen bakterielle Entzündungen sein könnten. Doch sie verloren an Bedeutung. Nur in den ehemaligen Sowjetstaaten wurden sie weiterverwendet.
    Gegenwärtig gehören Phagen zur großen Hoffnung der modernen Medizin, um der wachsenden Resistenz gegen Antibiotika etwas entgegenzusetzen. Auf internationalen Gesundheitsgipfeln wird gefordert, Phagentherapien wissenschaftlich zu erforschen. Europäische Forschungsprojekte bemühen sich, dass Phagen in ganz Europa als Arzneimittel zugelassen werden. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Dieter Offermanns Weg führt erst mal weit in den Osten – nach Georgien. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 28.09.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Di. 27.09.2022 arte.tv
  • Folge 939 (32 Min.)
    In seiner Backstube auf der Schwäbischen Alb setzt Heiner Beck für ein aromatisches und bekömmliches Brot auf Regionalität, eine lange Teigruhe und Rohstoffe in Bio-Qualität. Aktuell testet er verschiedene Leinsamen-Sorten in Hinblick auf Ertrag, Geschmack und die verdauungsfördernde „Schleimigkeit“ – gemeinsam mit Getreideforscher Friedrich Longin. Der 43-Jährige führte mit Heiner Beck schon viele Praxistests durch und leitet an der Uni Hohenheim die Arbeitsgruppe Weizen. Er will mit Vorurteilen aufräumen, denn Weizen hat einen schlechten Ruf.
    Gleichzeitig will er auf alte Getreidearten aufmerksam machen, die zu einer wichtigen Vielfalt beitragen – sowohl auf dem Teller als auch auf den Feldern. Bei Hobby-Bäckerin Grit Steußloff aus Rostock hat die Back-Leidenschaft klein angefangen, inzwischen bietet sie Kurse für Backbegeisterte an. Vor allem der Sauerteig, der nicht dank Hefe, sondern Milchsäurebakterien aufgeht, hat eine wachsende Fangemeinde. Im neusten Kurs will auch die 34-Jährige Elisa Zeitke noch mehr Kniffe für ihre Backkunst lernen.
    Immer mehr Menschen wollen wissen: Was ist in meinem Lebensmittel drin? Diese Devise verfolgen auch Jens und Thorsten Eiling. Die Brüder betreiben eine Bio-Mühle im nordrhein-westfälischen Warstein. Momentan wird eine neue Mehlsorte getestet: ein extrafeines Vollkornweizenmehl aus Populationsweizen, einer Durchkreuzung mehrerer moderner Weizensorten. Brot-Blogger und Arzt Björn Hollensteiner soll das Mehl testen – das Probe-Brot muss im Anschluss aber noch den Fluffigkeits- und Geschmackstest bei den Müllern bestehen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 30.09.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Do. 29.09.2022 arte.tv
  • Folge 940 (32 Min.)
    „Die Besucher sagen uns: Euer Bier ist gut, wer ist Eurer Braumeister? Wir sind eine Frauenbrauerei, wir machen das Bier, verdammt!“, erzählt Ana Salazar der Bierexpertin Susana Giner. Susana besucht auf ihrer Reise Bierbrauerinnen. Ihre Route ist 1200 Kilometer lang und führt sie von Barcelona bis nach Vigo – auf den Spuren der Geschichte des Bierbrauens. In den Anfängen waren überall auf der Welt Frauen für die Zubereitung des weltweit beliebten Getränks zuständig. Vom alten Ägypten über Mesopotamien, wo die Brauerinnen als Priesterinnen der Göttin Ninkasi galten, bis hin zu den Wikingergesellschaften, wo nordische Frauen das Getränk zur Feier von Eroberungen brauten.
    Wie auch in anderen Bereichen wurden die Namen der Frauen, die die ersten Steine legten, von der Macht des Patriarchats begraben. Bierbrauerinnen galten sogar als Hexen und wurden verbrannt, der lukrative Zugang auf den Markt wurde ihnen verwehrt. Aber nun mischen die Bierbraumeisterinnen Spaniens die Branche wieder auf. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 03.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere So. 02.10.2022 arte.tv
  • Folge 941 (32 Min.)
    Wetter extrem: Deutschland schmort in diesem Sommer in sengender Hitze. Brände und Trockenheit bedrohen fast überall den Wald – und damit auch die Menschen, die mit und von ihm leben. Warten auf Wasser – „Arte Re:“ trifft Fischer im Spreewald und Holzfäller in Westfalen. Ihre Zukunft ist untrennbar mit der des Waldes verknüpft – wie sieht sie aus? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 04.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Mo. 03.10.2022 arte.tv
  • Folge 942 (32 Min.)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 05.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Di. 04.10.2022 arte.tv
  • Folge 943 (32 Min.)
    Seit 1976 steht die einzigartige Tara-Schlucht unter dem Schutz der UNESCO. Seit 2017 schlagen Umweltorganisationen und auch viele Angelsportler Montenegros Alarm – als bekannt wurde, dass zwei Kilometer der neuen Autobahn direkt entlang des Tara-Flussbettes gebaut werden. Mile Lazarević ist Präsident eines Angelsport-Clubs in Kolašin und hat jahrelang für den Schutz und Fischbestand der Tara dort gesorgt. Jetzt blutet dem 70-Jährigen das Herz, wenn er die riesigen Autobahnpfeiler direkt am Flussbett sehen muss: „Die Fische sind weg, das Leben ist aus dem Fluss verschwunden.
    Jetzt haben wir hier eine Wüste!“ Insgesamt geht es um 170 Autobahnkilometer, die Montenegros Adria-Küste mit dem unterentwickelten Norden des Landes und über Serbien dann schließlich auch mit der EU verbinden sollen. 42 Kilometer von der Hauptstadt Podgorica und Kolašin sind so gut wie fertig – gebaut von CRBC, einem der größten staatlichen Bauunternehmen Chinas und maßgeblich finanziert durch einen Kredit der chinesischen Eximbank. Die Verschuldung Montenegros, das die EU-Mitgliedschaft anstrebt, ist immens gestiegen.
    Alexandar Mrdak ist von Baubeginn an dabei. Der Montenegriner wurde von CRBC als Direktor für Gesundheit, Sicherheit und Umwelt angestellt und ist überzeugt, dass die Autobahn und die chinesischen Investoren das Beste seien, was Montenegros Entwicklung in den letzten hundert Jahren passiert sei: „Würde man warten, bis die Weltbank oder die EU berechnet hat, was wir brauchen, würden wir in zehn, 15 Jahren nicht anfangen. Wir müssen zuerst an uns selbst denken.“ Ist er überzeugt. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 06.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Mi. 05.10.2022 arte.tv
  • Folge 944 (32 Min.)
    Bisher brauchte die Wasserstoff-Branche einen langen Atem. Bereits seit Jahrzehnten arbeitet sie daran, dem Gas den Durchbruch zu verschaffen. So auch der Bauingenieur Zeyad Abul-Ella, der die Energieversorgung von Häusern revolutionieren will. Denn sie gehören zu den größten fossilen Energieverbrauchern. Mit seinem Team von „Home Power Solutions“ hat er einen Stromspeicher entwickelt, der überschüssige Solar-Energie das ganze Jahr über speichert – dank Wasserstoff. Dieser wird „grüner Wasserstoff“ genannt, weil er im Gegensatz zu „grauem“ aus regenerativen Energiequellen wie der Sonne stammt.
    Der Geschäftsführer Martin Osterwalder hat zusammen mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Schweiz den Förderverein „H2 Mobilität Schweiz“ gegründet, um eine eigene Wasserstoff-Infrastruktur für den Schwerlastverkehr aufzubauen. Jahrzehntelang hat er in seinem Familienunternehmen Geschäfte mit Benzin, Diesel & Co. gemacht, nun will der Junior auf regionalen Wasserstoff umrüsten. Auf dem Flughafen in Friedrichshafen hat Diplomingenieur und Professor Josef Kallo ein Forschungslabor errichtet.
    Für das erste Wasserstoff-Flugzeug, die HY4, haben er und seine Crew junger Ingenieurinnen und Ingenieure den „grünen Wasserstoff“ in Tanks extra anliefern müssen. Die HY4 soll bis zu 1.500 Kilometer weit fliegen können. Mit dem Testflug von Friedrichshafen zurück nach Stuttgart wollen sie wertvolle Daten sammeln und einer nachhaltigeren Zukunft ein großes Stück näherkommen. Das Team am Flughafen teilt eine gemeinsame Vision: „Irgendwann wollen wir alle mit Wasserstoff emissionsfrei in den Urlaub fliegen.“ (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 07.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Do. 06.10.2022 arte.tv
  • Folge 945 (32 Min.)
    Modedesigner Rafael Kouto hat 2019 den Swiss Design Award für seine Kollektion gewonnen, die er mit nachhaltiger Schweizer Seide entworfen hat. Für den Seidenbauern Ueli Ramseier war es natürlich eine Geschäftsidee, aber er wollte auch beispielhaft zeigen, dass es nicht nötig ist, Seide tausende von Kilometer mit einem fetten CO2-Abdruck aus China zu importieren. Sein Ziel: Er will noch mehr Menschen von der Raupenaufzucht mitten in der Schweiz überzeugen und so lokal produzierte, nachhaltige Mode herstellen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 10.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere So. 09.10.2022 arte.tv
  • Folge 946 (32 Min.)
    Patrik Mürner aus Luzern ist Pilzfan von Kindesbeinen an. Und er ist überzeugt, dass Pilze ein Schlüssel zur biologischen Kreislaufwirtschaft sind. Der studierte Produktdesigner befasst sich seit Jahren intensiv mit Mycel und Fruchtkörpern und hat seinen erlernten Beruf dafür inzwischen an den Nagel gehängt. Eines seiner Haupt-Forschungsgebiete: die Sanierung belasteter Böden mithilfe von Pilzen. Demnächst möchte er auf diese Weise eine Zink-belastete Industriebrache vor seiner Haustür wiederherstellen: Biologisch reinigen, statt den belasteten Aushub wegzupacken und zu lagern. Eine Methode, die Zeit braucht, aber zukünftig viele Probleme lösen könnte. Auf einem Bio-Weingut hilft Patrik Mürner außerdem die Weinreben mit flüssigem Pilz-Mycel zu stärken.
    Und er tüftelt an biologischem Verpackungsmaterial aus Pilzen, das eine Schweizer Studentengruppe auf den Markt bringen will. Auch Bastian Schubert aus Berlin ist fasziniert von den Superhelden aus der Erde. Der Student arbeitet an einem Fahrradhelm, dessen Innenschale nicht aus Styropor, sondern aus pilzbasiertem Material besteht. Demnächst möchte er damit ein Startup gründen. Ob das klappt? Weiches Pilzleder oder stabile Dämm- und Baustoffe: das Material hat viele Facetten. Doch lassen sich die biologischen nachwachsenden Rohstoffe auch im großen Stil und industriell reproduzierbar nutzen? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 11.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Mo. 10.10.2022 arte.tv
  • Folge 947 (32 Min.)
    Die 49-jährige Landwirtin Gabriele Mörixmann aus dem niedersächsischen Melle hat schon immer in der Schweinehaltung gearbeitet. Überzeugt hat sie keines der bestehenden Haltungskonzepte. Also hat sie eine Stallwelt rund um das Schwein geschaffen, die auch in kein Biosiegel passt. Ihre Schweine haben mehr Platz als selbst in der höchsten Haltungsstufe vorgeschrieben. „Aktivstall für Schweine“ heißt das Konzept, bei dem die Tiere jederzeit die Sau rauslassen können. Benedikt Bösel (37) setzt auf seinem Hof im brandenburgischen Alt Madlitz auf ziemlich wilde Rinder.
    Als der frühere Finanzberater den elterlichen Ackerbaubetrieb an einem der trockensten Standorte Deutschlands 2016 übernommen hatte, wurde ihm schnell klar: Die Folgen des Klimawandels und eine nur auf Ertrag ausgelegte Landwirtschaft haben die Böden ausgelaugt. Nur eine Kreislaufwirtschaft kann den Hof retten. Darin gelangen die Nährstoffe, die mit jeder Ernte vom Acker geholt werden, über die Rinder wieder zurück in die Böden. Wie einst in der Prärie sind die Tiere in ständiger Bewegung und wechseln die Weideflächen.
    Der niederländische Hühnerhalter Ruud Zanders (49) hat gemeinsam mit Freunden ein neues Konzept für eine nachhaltige Eierproduktion entwickelt: Die Hühner füttert er nur noch mit Lebensmittelresten aus Großbäckereien. Ein Biosiegel erhält er dafür nicht – das gibt es nur bei ökologisch erzeugtem Futter. In seinen Ställen haben die Hühner Platz, aber sind sie auch glücklich? Das will er jetzt herausfinden – gemeinsam mit Verhaltensbiologen der Uni Wageningen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 13.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Mi. 12.10.2022 arte.tv
  • Folge 948 (32 Min.)
    Nach wie vor rekrutiert Russland eine unverhältnismäßig hohe Zahl der in der Ukraine eingesetzten Soldaten unter den nichtrussischen Ethnien des Landes. Doch die Unzufriedenheit über die vielen Toten und Verletzten in der sogenannten „Spezialoperation“ wächst in den betroffenen Regionen wie Burjatien oder Jakutien. Die russische Regierung unterdrückt jeglichen Widerstand mit besonders starker Propaganda und totaler Kontrolle. Mit jedem Tag nimmt der Druck auf Andersdenkende und Journalisten zu. Menschenrechtlerin Nadjeschda saß bereits viermal in Haft. Auch Journalistin Anna kann ihre Arbeit für unabhängige und ausländische Medien nur noch mit großer Vorsicht ausüben Kriegsverweigerer und Familien von gefallenen Soldaten werden durch öffentlichen Druck mundtot gemacht, und so kann sich der ehemalige Soldat „Dschingis“, der vom 24. Februar bis Anfang April in der Ukraine kämpfte, nur anonym vor der Kamera äußern.
    Er erzählt von schlechter Vorbereitung, mangelhafter Ausrüstung und fragwürdigen Anschuldigungen, die Russlands Angriff auf seinen westlichen Nachbarn rechtfertigen sollen. Nachdem der Druck auf das ARTE-Team zu groß geworden ist, verlassen die Reporter Burjatien. In Samara erzählt die 19-jährige Oxana vom Verlust ihres Verlobten, der ohne ausreichende Ausbildung in die Ukraine geschickt wurde und im April im Alter von 22 Jahren an der Front gestorben ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 14.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Do. 13.10.2022 arte.tv
  • Folge 949 (32 Min.)
    Jeden Tag gehen bis zu 300 Vermisstenanzeigen bei der deutschen Polizei ein. Die meisten Menschen tauchen nach wenigen Tagen wieder auf. Aber von rund drei Prozent fehlt auch nach einem Jahr jede Spur. Ein Albtraum für die Angehörigen. Das Taumeln zwischen Hoffnung und Furcht lässt sie meist auch nach Jahren nicht zur Ruhe kommen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 17.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere So. 16.10.2022 arte.tv
  • Folge 950 (32 Min.)
    Der Spanier Andrés García-Carro ist Influencer – und das mit 90 Jahren. Während der Corona-Pandemie startet er zusammen mit seiner Enkelin Celine van Heel den Instagram-Account „The Spanish King“. Sein Markenzeichen: Braungebrannt posiert er in schrillen Klamotten und erreicht damit über 40.000 Follower. Der Instagram-Erfolg lockte sogar Modemarken wie Zara an. „Ich glaube, ich bin 30 Jahre jünger geworden, seit ich mit ihr zusammenarbeite“, erklärt Granfluencer Andrés García-Carro. Die Senioren erobern nicht nur die sozialen Medien. Auch Modelagenturen verzeichnen eine gestiegene Nachfrage nach sogenannten Best-Ager-Models. Renate Raschke ist eine von ihnen und wagt mit 80 Jahren den Einstieg ins Modelbusiness – auch um ihre Rente aufzubessern.
    Bis zu einigen tausend Euro Honorar gibt es für ein Fotoshooting. Besonders im Lifestyle-Bereich werden zunehmend ältere Models gesucht, um die zahlungskräftigen Konsumenten ab 50 Jahren anzusprechen. Diese Generation sei „eigentlich schon damit aufgewachsen, dass ihnen das Äußere sehr wichtig ist“, so Agenturchefin Silvia da Couët. Die Models sollen alt, aber fit sein – wie Heike Maurer. Die ehemalige ZDF-Lottofee spürte jahrelang den Druck, besonders jugendlich aussehen zu müssen. Als Best-Ager-Model soll die 69-Jährige nun sogar eine graue Perücke tragen, um so alt auszusehen, wie sie tatsächlich ist. Es muss nicht „forever young“ sein. Die Senioren überzeugen gerade mit ihrem Alter – zumindest, solange die Gesundheit mitspielt. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 18.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Mo. 17.10.2022 arte.tv
  • Folge 951 (32 Min.)
    Trotz des anhaltenden Beschusses arbeiten junge Ukrainerinnen wie Olena Tschisch als humanitäre Minenräumerinnen weiter. Unter Einsatz ihres Lebens versuchen sie in akribischer Arbeit, Straßen und wichtige Infrastruktur-Punkte von Kampfmittelrückständen und Minen zu säubern. Die verschmutzten Flächen genau zu lokalisieren, das hat sich Tetiana Welschina zur Aufgabe gemacht. Systematisch fährt die junge Frau mit ihrem Team die verseuchten Gebiete ab, sucht nach Hinweisen und befragt auch Zeugen vor Ort. Sie muss wissen, wo die russischen Einheiten langgefahren sind und wo es schweren Beschuss gab, oder wo es bereits zu Minenunfällen gekommen ist. Wie wichtig die Arbeit der Minenräumerinnen ist, zeigt das Schicksal der 23-jährigen Krankenschwester Oksana Balandina.
    Die Krankenschwester aus der ukrainischen Stadt Lyssychansk hat auf dem Heimweg durch die Explosion einer Mine beide Beine verloren. Auch wenn der Alltag extrem schwierig geworden ist: Oksana hat ihren Lebensmut nicht verloren. Jeden Tag arbeitet sie daran, mit Hilfe von Prothesen wieder laufen zu lernen. Derzeit ist sie zur Behandlung in Hamburg und teilt in den sozialen Medien ihre Fortschritte. Sie möchte vor allem in ihrer Heimat anderen Menschen, die ein ähnliches Schicksal erleiden mussten, Mut machen. Genaue Zahlen, wie viele zivile Opfer es allein seit dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine durch Kampfmittelrückstände oder Minen gibt, sind derzeit schwer zu ermitteln. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 20.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Mi. 19.10.2022 arte.tv
  • Folge 952 (32 Min.)
    Bei Archäologen und der Polizei gelten Dietmar Kroepel und sein Hund Flint als Geheimwaffe: Sie können menschliche Knochenreste aufspüren, selbst wenn die vor Jahrhunderten tief vergraben wurden. Ursprünglich war Flint Rettungshund, bis der Archäologe Dietmar Kroepel auf die Idee kam, den Rüden nach menschlichen Knochen suchen zu lassen. Zweieinhalb Jahre bildete Dietmar seinen altdeutschen Hütehund selber aus – mit Erfolg: Inzwischen konnten die beiden bei unzähligen archäologischen Grabungen und 33 Kriminalfällen die Überreste von Verstorbenen aufspüren.
    In Nürnberg macht sich das eingespielte Team auf die Suche nach einer seit acht Jahren vermissten Frau, die vermutlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Ihre Schwestern haben Dietmar Kroepel engagiert. Die Polizei ermittelt nicht mehr aktiv. Ein Honorar nimmt der Archäologe für seinen Einsatz nicht: „Als ich 2014 angefangen habe, hätte ich nicht gedacht, dass das so endet, aber ich halte das für absolut sinnvoll.“ Werden Dietmar und Flint Spuren der vermissten Schwester finden? Bei allen Einsätzen dabei ist Dietmars Ehefrau Birgit.
    Die ausgebildete Kriseninterventorin betreut die Angehörigen: „Es ist immer die Hoffnung da, wird der Verstorbene gefunden oder es werden Teile vom Verstorbenen gefunden und das ist extrem belastend.“ Ein besonderer Auftrag führt das Team nach Graz in Österreich. Auf dem Gelände eines ehemaligen NS-Zwangsarbeiterlagers soll Flint nach den Überresten der Opfer suchen. Und der Rüde schlägt tatsächlich an: „Er hat hier massiven, massiven Knochengeruch“. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 21.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Do. 20.10.2022 arte.tv
  • Folge 953 (32 Min.)
    Im vergangenen Sommer hielt das Fischsterben in der Oder die Öffentlichkeit in Atem. Während polnische und deutsche Anwohner:innen des Flusses verzweifelt gegen den Umweltkollaps ankämpfen, versuchen Wissenschaftler:innen, den Grund für die Naturkatastrophe herauszufinden. Alle sind sich einig, dass es nach dem Unglück nicht so weitergehen kann. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 24.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere So. 23.10.2022 arte.tv
  • Folge 954 (32 Min.)
    Ursula Andermatt ist in Basel geboren und lebt seit fast 40 Jahren in Berlin. Nun hat sie das zweite Mal Brustkrebs – die aggressivste Form. Die Metastasen sind weit gestreut. Sie bangt um jeden Tag Leben, der ihr noch möglich ist. Doch bevor es noch schlimmer wird, möchte sie ihr Leiden abkürzen. Ihr größter Wunsch ist es, selbstbestimmt zu sterben. Zoraya aus Oldenzaal in den Niederlanden ist erst 27 Jahre alt und hat den festen Willen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Von Kindheit an hat sie psychische Erkrankungen. Zahlreiche Therapien haben ihr nicht geholfen. Obwohl sie alles hat, wie sie sagt, – ein Haus, einen Freund, zwei Katzen – fühlt sie sich wie im Dunklen gefangen, entfremdet von sich selbst und allen anderen.
    Sie hat keine Energie mehr für das Leben, und es fehlt ihr jede Motivation, weiter darum zu kämpfen. In den Niederlanden ist seit 20 Jahren Tötung auf Verlangen legalisiert. In Deutschland ist seit dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020 ärztliche Suizidbeihilfe erlaubt, und zwar ohne, dass eine schwere Krankheit oder hohes Alter vorausgesetzt sind. Allerdings muss mehrmals überprüft werden, ob der Entschluss zu sterben freiverantwortlich getroffen wurde und nachhaltig ist.
    Professor Jim van Os von der Uniklinik in Utrecht ist Psychiater. Ihm begegnen immer wieder junge Menschen, die – wie Zoraya – mit dem Leben nicht klarkommen und sterben wollen – der Tod als Lösung ihrer Probleme. Er ist nicht grundsätzlich gegen Sterbehilfe, doch man müsste in einer intensiven Arzt-Patienten-Beziehung an dem psychischen Leiden arbeiten und gemeinsam Perspektiven entwickeln. Mit seiner konstruktiven Haltung konnte er einige Menschen aus dieser Spirale von Leiden und Todesgedanken herausholen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 25.10.2022 arteDeutsche Streaming-Premiere Mo. 24.10.2022 arte.tv

zurückweiter

Füge ARTE Re: kostenlos zu deinen Serien hinzu und verpasse keine Neuigkeit mehr.
Alle Neuigkeiten zu ARTE Re: und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn ARTE Re: online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…

Hol dir jetzt die fernsehserien.de App