ARTE Re: Folge 954: Selbstbestimmt sterben – Sterbehilfe auf dem Prüfstand
Folge 954
Selbstbestimmt sterben – Sterbehilfe auf dem Prüfstand
Folge 954 (32 Min.)
Ursula Andermatt ist in Basel geboren und lebt seit fast 40 Jahren in Berlin. Nun hat sie das zweite Mal Brustkrebs – die aggressivste Form. Die Metastasen sind weit gestreut. Sie bangt um jeden Tag Leben, der ihr noch möglich ist. Doch bevor es noch schlimmer wird, möchte sie ihr Leiden abkürzen. Ihr größter Wunsch ist es, selbstbestimmt zu sterben. Zoraya aus Oldenzaal in den Niederlanden ist erst 27 Jahre alt und hat den festen Willen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Von Kindheit an hat sie psychische Erkrankungen. Zahlreiche Therapien haben ihr nicht geholfen. Obwohl sie alles hat, wie sie sagt, – ein Haus, einen Freund, zwei Katzen – fühlt sie sich wie im Dunklen gefangen, entfremdet von sich selbst und allen anderen. Sie hat keine Energie mehr für das Leben, und es fehlt ihr jede Motivation, weiter darum zu kämpfen. In den Niederlanden ist seit 20 Jahren Tötung
auf Verlangen legalisiert. In Deutschland ist seit dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020 ärztliche Suizidbeihilfe erlaubt, und zwar ohne, dass eine schwere Krankheit oder hohes Alter vorausgesetzt sind. Allerdings muss mehrmals überprüft werden, ob der Entschluss zu sterben freiverantwortlich getroffen wurde und nachhaltig ist. Professor Jim van Os von der Uniklinik in Utrecht ist Psychiater. Ihm begegnen immer wieder junge Menschen, die – wie Zoraya – mit dem Leben nicht klarkommen und sterben wollen – der Tod als Lösung ihrer Probleme. Er ist nicht grundsätzlich gegen Sterbehilfe, doch man müsste in einer intensiven Arzt-Patienten-Beziehung an dem psychischen Leiden arbeiten und gemeinsam Perspektiven entwickeln. Mit seiner konstruktiven Haltung konnte er einige Menschen aus dieser Spirale von Leiden und Todesgedanken herausholen. (Text: arte)
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