2023/2024, Folge 85–102

  • Folge 85 (24 Min.)
    Und sie haben das Zeug zu noch mehr Superlativen: Auf der ganzen Welt gibt es über 200.000 Gletscher, auf allen Kontinenten – außer Australien. Rund 10% der Landfläche der Erde sind mit Eis bedeckt. Die gesamte Gletscherfläche ist knapp 15 Millionen Quadratkilometer groß. Eineinhalb Mal so groß wie Europa. Doch die Gletscher gehen in Rekordgeschwindigkeit drastisch zurück – und das weltweit. Wenn ein Gletscher mehr Masse durch Schmelzen oder Abbrechen des Eises verliert, als er durch neuen Schnee aufbaut, dann wird er immer kleiner. Das ist auch in den Alpen gut zu beobachten, die Gletscherzungen ziehen sich von Jahr zu Jahr zurück und lassen Geröllwüsten und Schmelzwasserseen zurück. In der Geschichte gab es immer wieder Phasen, in denen Gletscher zu- oder abgenommen haben, das war ein natürlicher Prozess.
    Unsere Erde war vor 56 Millionen Jahren sogar einmal komplett eisfrei. Aber mittlerweile ist es unumstritten, dass das Schmelzen der Gletscher nur noch wenig mit natürlichen Ursachen zu tun hat: Das Klima erwärmt sich aufgrund der vom Menschen ausgestoßenen Treibhausgase und das wiederum lässt das Eis verschwinden. Und landet das Eis der großen Eisschilde von Grönland und der Antarktis im Ozean, geht einerseits wertvolles Süßwasser verloren. Andererseits steigt der Meeresspiegel: In der Antarktis ist so viel Wasser in Form von Eis gespeichert, dass der Meeresspiegel um rund 60 Meter ansteigen würde – damit stünden Städte wie Berlin oder Paris unter Wasser. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.09.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 04.08.2023arte.tv
  • Folge 86 (27 Min.)
    Als Kind gibt es doch kaum etwas Schöneres, als etwas Neues zu entdecken. Dafür nehmen wir auch in Kauf, weite Strecken zurückzulegen. Der Astrophysiker Heino Falcke von der Universität in Nimwegen meint: „Das liegt in der Natur des Menschen und das macht uns auch so besonders in dieser Welt.“ Wir wollen deshalb reisen, so weit es geht. Und schauen, wie weit wir heute schon kommen. Klar, es gibt auch auf der Erde noch unendlich viel zu entdecken. Aber unsere Entdeckerlust beschränkt sich nicht nur auf unseren Planeten.
    Seit jeher wollten die Menschen auch weiter weg reisen – Richtung Himmel, Richtung der Sterne. Was aber ist die weiteste Reise, deren Ziel wir noch erreichen können? Mit menschlichen Reisen ist auf dem Mond bislang schon Schluss. Aber wir können ja umsteigen auf Raumsonden und Roboter. Mit denen sind wir inzwischen schon bis an den Rand unseres Sonnensystems gekommen. Im Vergleich zu den Strecken, die wir mit Teleskopen zurücklegen können, ist das trotzdem lächerlich. Damit können wir Milliarden Lichtjahre weit ins Universum schauen.
    Aber warum tun sich manche Menschen diese „Reisen“ überhaupt an? Sie sind extrem teuer, gefährlich und aufwendig. Warum wollen manche Menschen immer noch mehr entdecken? „Auf der Ebene der Neugier gibt es keine Grenzen“, sagt die Verhaltenspsychologin Anja Göritz von der Universität Augsburg. Na gut, dann treten wir sie an: die weiteste Reise, die überhaupt möglich ist. Wie sehen die Orte auf der weitesten Reise aus? Wie klingen sie? Und kann man sie mit künstlicher Intelligenz vielleicht sogar erlebbar machen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.09.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 18.08.2023arte.tv
  • Folge 87 (26 Min.)
    Große Menschenaffen tun es, Schwalben und Frösche auch. Täuschendes Verhalten ist nichts, was den Menschen einmal wieder in negativer Weise aus der Tierwelt heraushebt. „Wir haben es bei der Lüge möglicherweise mit einem uralten Naturerbe zu tun“, sagt der Evolutionsbiologe Volker Sommer. Die Lüge hilft Individuen in einer großen Herde, trotz großer Konkurrenz um Futter und Fortpflanzung, mehr für sich herauszuschlagen. Erst einmal ist das ein egoistischer Zweck. Aber wer die Fähigkeit, sich in andere hineinzudenken nicht meistert, der zeigt ein Entwicklungsdefizit, erklärt die Kinderpsychologin Tina Malti. Das Wissen, dass Andere nicht das gleiche wissen und denken wie wir, ist ein fundamentaler Schritt für Kinder und die Basis der Lüge.
    Und die muss nicht immer einen spaltenden Charakter haben. Sie ist ein soziales Werkzeug, das wir benötigen, um in den großen Gruppen, in denen wir leben, navigieren zu können. Indem wir unser Innerstes nicht jederzeit offenbaren müssen. Aber auch, indem wir mit prosozialen Lügen die Gefühle anderer schützen – da, wo die Wahrheit schmerzhafter wäre. Und dann ist da noch die These, dass das Enttarnen von Lügen uns von Kindheit an zu kritischem Denken erzieht. Ohne schädliche Lügen weißwaschen zu wollen – die Fähigkeit zur Täuschung eröffnet durchaus auch die Chance, die Welt ein bisschen besser zu machen – nicht nur für den Einzelnen, sondern für alle. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.09.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 18.08.2023arte.tv
  • Folge 88 (28 Min.)
    Einige Hundert Menschen haben sich nach ihrem Tod einfrieren lassen. Doch wie groß sind die Chancen, dass sie jemals wieder lebendig werden? Schon heute wird extreme Kälte genutzt, um etwa Eizellen und Spermien jahrelang sicher aufzubewahren – zum Beispiel für einen späteren Kinderwunsch. In der Reproduktionsmedizin funktioniert das Einfrieren und Auftauen von Keimzellen nahezu problemlos, erklärt Jana Bender-Liebenthron von der Universitätsklinik Düsseldorf. Je tiefer die Temperatur, desto langsamer laufen in den Zellen die Stoffwechselprozesse ab – unterhalb von etwa minus 130 Grad Celsius steht alles still und das Leben ist konserviert.
    Doch das Einfrieren und Auftauen hat seine Tücken, und nicht jede Zelle übersteht die Kryokonservierung unbeschadet. Problematisch sind Eiskristalle, die sich um den Gefrierpunkt in und außerhalb der Zelle bilden. „Die spitze Struktur der Eiskristalle kann die Zellwände einreißen“, sagt Birgit Glasmacher von der Universität Hannover und ergänzt: „Jede einzelne Zellart benötigt ihre spezielle optimale Kühlrate.“ Wie soll das Einfrieren beim Menschen gelingen, wenn unser Körper doch aus zig unterschiedlichen Zelltypen besteht? Und wie kann ein aufgetauter Mensch nach Jahrzehnten in extremer Kälte wieder zum Leben erweckt werden? „Auch wenn noch vieles erforscht werden muss: Mir ist nichts bekannt, warum es nicht in der Zukunft klappen kann“, sagt der Kryonikunternehmer Emil Kendziorra.
    Mit Waldfröschen und Bärtierchen gibt es zumindest in der Tierwelt einige Beispiele für das Überleben in extremer Kälte, weiß Sébastien Duperron, Mikrobiologe am Nationalen Naturkundemuseum in Paris. Können wir von ihnen lernen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.09.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 25.08.2023arte.tv
  • Folge 89 (25 Min.)
    Mal ehrlich, wie soll uns Sand jemals ausgehen? Ob in der Wüste, am Strand, im Sandkasten – die Körnchen stecken in jeder Ritze. Sand scheint eine endlose Ressource zu sein. „Nein, Sand ist definitiv keine endlose Ressource“, sagt Kiran Pereira vom Resilience Centre der Universität Stockholm, „nicht, wenn wir uns ansehen, wie rasant die Gesellschaft die kleinen Körnchen verbraucht. „ Dazu muss man wissen: Sand hat eine lange Reise hinter sich. „Manchmal haben wir Sande, die haben Millionen von Jahren irgendwo gelegen“, erinnert der Kieler Küstengeologe Klaus Schwarzer. Doch wofür brauchen wir Sand? „Ohne Sand wären wir verloren,“ erklärt Pascal Peduzzi, Umweltwissenschaftler bei der UN.
    Mehrmals täglich kommen wir mit Sand in Berührung – er steckt in vielen Alltagsprodukten. Doch die meisten Körnchen wandern in den Betonmischer, als Bausand. „Sand ist nach Süßwasser die meistgebrauchte Ressource der Erde“, sagt Dirk Hebel vom Karlsruher Institut für Technologie. Der rasante Abbau schafft Probleme: Sandförderung gefährdet Ökosysteme, egal ob in den großen Flüssen Asiens, am Meeresboden der Nordsee oder an Stränden der USA. Und: Sandabbau, insbesondere wenn er illegal erfolgt, verursacht soziale Probleme. In Indien hat sich sogar eine „Sandmafia“ etabliert. Wie weit geht der Mensch für Sand? Wie schützen wir ihn? Längst sucht die Forschung Wege, Bausand zu ersetzen. Doch können wir unsere Sandprobleme lösen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.10.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 12.09.2023arte.tv
  • Folge 90 (26 Min.)
    Eine Person rutscht auf einer Bananenschale aus. Witzig? Platon sagt: ja. Weil Humor ist, wenn man über Personen lacht, die einem unterlegen sind. Die Humorprofis sprechen dann von „Überlegenheitswitzen“. Aber ist das wirklich witzig? Oder wenn Böhmermann dichtet, dass der türkische Staatspräsident was mit Ziegen hätte, ist das dann überhaupt Humor? Oder anders gefragt: Wo hört Humor auf? Wo sind seine Grenzen? Das mit dem Humor scheint schwierig zu sein. Was bei der einen Person Lachanfälle auslöst, lässt die andere vollkommen kalt und eine dritte findet das total doof oder verletzend. Aber trotzdem gibt es Komödien und Witze, die uns über Länder-, Altersgrenzen und Epochen hinweg zum Lachen bringen.
    Charlie Chaplin zum Beispiel, Monty Python oder Mr. Bean. Warum gelingt ihnen das? Gibt es ein Geheimrezept? Oder ist Humor einfach zu individuell und an ganz persönliche Vorlieben und Stile geknüpft? Angeblich sollen Countrymusik-Fans eher auf Blondinenwitze stehen, während Jazzliebhaber einen feineren, absurden Humor bevorzugen. Durch die Jahrtausende haben sich Philosophen, Psychologen und Kulturwissenschaftler über den Humor den Kopf zerbrochen, versucht eine Definition zu finden. Wirklich geschafft haben sie es nicht, allgemeingültig zu erklären, was Humor ist. Aber der amerikanische Verhaltenspsychologe Peter McGraw glaubt, die Antwort gefunden zu haben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.10.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 29.09.2023YouTube
  • Folge 91 (29 Min.)
    Wir alle – Bakterien, Pilze, Pflanzen, Tiere, Menschen – haben einen gemeinsamen Urvorfahren: LUCA (Last Universal Common Ancestor). Denn wir alle teilen gewisse Bausteine wie Zellstruktur oder Erbinformation. Doch schon LUCA war ein komplexes Lebewesen. Der Ursprung des Lebens, also Organismus 0, muss noch viel einfacher gewesen sein. Nur wie sah der aus? Forscherteams weltweit arbeiten an der Frage, wie Leben vor etwa vier Milliarden Jahren entstanden sein könnte. Sie versuchen Leben im Labor nachzubauen. Es gibt viele konkurrierenden Annahmen, was das „wie“ und „wo“ angeht.
    Wie haben sich die Moleküle des Lebens gefunden oder gebildet? Was hat kleinere Moleküle dazu getrieben, größere zu bilden bis hin zu Eiweißen und Erbinformation? Grob gesagt lässt sich das Forschungsfeld in zwei Ideen aufteilen: Metabolismus first gegen RNA first. Also einmal die Annahme, dass Leben mit einem relativ einfachen Stoffwechsel an Hydrothermalquellen oder sogenannten Rauchern tief im Urmeer startete. Der Funke des Lebens war demnach der Stoffwechsel. Demgegenüber steht die Idee, dass Leben mit RNA, also Erbgut, losging.
    RNA löst das Henne-Ei-Problem, denn RNA kann sowohl den Job von DNA, also der Erbinformation, als auch den von Proteinen übernehmen. Doch wäre das überhaupt schon Leben – so ein bisschen Stoffwechsel oder ein paar RNA-Stränge? Dazu kommt noch die Idee der Panspermie: Demnach könnte Leben auf einem Himmelskörper durch das Universum reisen und so „sät“ sich Leben von Planet zu Planet. Doch keine der konkurrierenden Ideen ist bisher bewiesen. Werden wir je herausfinden, was der Urknall des Lebens war? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.10.2023arteDeutsche Online-PremiereMi 27.09.2023arte.tv
  • Folge 92 (26 Min.)
    Menschen haben anscheinend ein tiefes Bedürfnis, Fehlverhalten zu bestrafen und wir fühlen uns sogar gut dabei. Verwunderlich ist das nicht, betont der israelische Psychologe Daniel Levy: Unser Belohnungssystem im Gehirn ist nämlich währenddessen aktiviert. Aber worum geht es uns dabei? Wollen wir durch Strafen Vergeltung üben, ein moralisches Ungleichgewicht wieder ins Lot bringen? Oder sollen neue Straftaten verhindert werden? Das sind völlig unterschiedliche Ziele. Die Kriminologin Kerstin Drenkhahn und die forensische Psychologin Astrid Rossegger bezweifeln, dass sie überhaupt miteinander vereinbar sind.
    Denn schwere Straftaten mit ebenso harten Strafen zu vergelten, mag angesichts des Leids der Überlebenden gerecht erscheinen. Einen Besserungseffekt beim Täter erzielen sie aber kaum – eher im Gegenteil. Aber was könnte die Alternative sein? Sollen wir die Tore unserer Gefängnisse öffnen und nur noch Geldbußen verteilen? Käme es dadurch zu weniger Verbrechen oder würde unsere Gesellschaft dadurch in Anarchie versinken? Und dürfen wir Überlebenden von Straftaten so etwas überhaupt antun oder sind Strafen ohnehin unzureichend, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.10.2023arte
  • Folge 93 (26 Min.)
    In der Fantasie können wir uns alles Mögliche ausmalen. Kindern fällt es besonders leicht, sie zu benutzen. Im Erwachsenenalter denken wir rationaler und halten uns eher an das, was wir kennen. Aber deswegen haben wir die Gabe der Fantasie nicht verloren. Lange wussten Forschende nicht, welchen Zweck die Fantasie als Teil unseres Denkens erfüllt. Die Kognitionsforscherin Ruth Byrne vom Trinity College in Dublin sagt heute: „Sie ist die treibende Kraft unseres Geistes“. In unseren Köpfen ist die Fantasie ständig am Werk, und zwar in anderer Weise als uns bewusst ist.
    Sie ist schon bei der Sinneswahrnehmung beteiligt, wenn wir uns im Kopf auf Grundlage der Reize, die wir empfangen, ein kohärentes Bild von der Welt machen. Auch wenn es paradox klingen mag, in der Fantasie verarbeiten wir die Realität. So sagt der Psychiater Volker Busch: „Fantasie ist ein Alltagsbegleiter. Wir nutzen ihn rund um die Uhr.“ Forschende wie Fred Mast von der Universität Bern und Anna Abraham von der University of Georgia ergründen die ungeahnten Potentiale der Fantasie. So hilft das Vorstellungsvermögen, Erinnerungen, Erfahrungen und Vorstellungen zu verarbeiten.
    Menschen verwenden sie aber auch, um sich in fiktive Situationen zu versetzen, sei es eine erwartete Begegnung oder eine schwierige Entscheidung. Auch für Empathie brauchen wir Fantasie, so können wir uns in andere hineinversetzen und uns vorstellen, wie sie denken und fühlen. Dies kann helfen, Beziehungen und soziale Interaktionen zu verstehen und zu verbessern. Allerdings kann ein Übermaß an Fantasie auch dazu führen, dass wir uns von der Realität entfremden und unrealistische Erwartungen entwickeln. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.10.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 10.10.2023arte.tv
  • Folge 94 (26 Min.)
    In jeder Zelle ist unser gesamtes Genom enthalten. Die Epigenetik steuert, welche Gene für die Bildung der unterschiedlichen Zellen im Körper wo und wann aktiviert werden.
    Die Entschlüsselung der menschlichen DNA brachte die Gewissheit: Unsere DNA beherrscht uns, legt uns fest. Sie ist fast wie ein „Gefängnis“. Wie wir aussehen, welche Vorlieben wir haben, wen wir mögen, ob wir musikalisch sind oder nicht – alles DNA. Und die ist unveränderlich. Doch ein Zweig der Genforschung weckt Hoffnung. Die Epigenetik untersucht, wie bestimmte Teile unseres Genoms an- oder abgeschaltet werden können. Hilft uns die Epigenetik, musikalischer zu werden, fitter, klüger, schöner? Können wir eine optimalere Version unser Selbst werden? Wie funktioniert Epigenetik? Und können wir vielleicht durch sie sogar Eigenschaften vererben, die in unserer eigenen DNA so gar nicht vorgesehen sind? Eine Studie über drei Generationen hinweg belegt, dass das klappen könnte. Was kann Epigenetik? Und wie kann sie uns nützen? Diese Fragen beantwortet diese 42-Episode. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.11.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 06.10.2023arte.tv
  • Folge 95 (27 Min.)
    Das Innere der Erde als Eintopf: Die Kräfte, die Karotten und Brokkoli aufsteigen und absinken lassen, sind der Motor der Kontinentalwanderung, sagt Erdwissenschaftlerin Hannah Davies.
    Südamerika und Afrika sehen auf Weltkarten aus wie Teile eines verrutschten Puzzles. Das ist vermutlich jedem schon mal aufgefallen. Der deutsche Meteorologe Alfred Wegener hat davon ausgehend erst vor einem guten Jahrhundert die Theorie des Kontinentaldrifts entwickelt. Die Idee, dass die Landmassen der Erde einst verbunden waren und die Kontinente sich über den Erdball bewegen hat damals Schlägereien zwischen Anhängern und Gegnern verursacht. Ein paar Forschungsjahrzehnte später ist klar, wie sehr der Planet sich ständig verändert.
    Das Gestein, aus dem die Erdkruste besteht, lässt Geologen wie Ulf Linnemann die Vergangenheit des Planeten rekonstruieren. „Inzwischen gehen wir davon aus, dann es einen Superkontinent-Zyklus gibt“, sagt er: Über hunderte von Millionen Jahren bilden sich auf der Erde Megakontinente und brechen wieder auseinander. Pangaea, die Heimat der Dinosaurier, war der bislang letzte. „Ihre Welt hat sich extrem von der heutigen unterschieden“, erklärt Paläontologe Steve Brusatte. Die Kräfte im Erdinneren, die den Kontinentaldrift antreiben, verändern die Zusammensetzung der Atmosphäre, das Klima, die Lebensbedingungen.
    Aus dem, was wir inzwischen über die Vergangenheit wissen, versuchen Erdwissenschaftlerinnen wie Hannah Davies Prognosen abzuleiten, wo unsere Reise diesmal hingeht und wie es dort sein wird. Die Szenarien reichen von „sehr heiß“ bis „sehr kalt“ und sind noch mit großen Unsicherheiten behaftet. Aber so ungemütlich es durch den globalen Umzug auch wird – er scheint den entscheidenden Unterschied zwischen der belebten Erde und dem kargen Nachbarplaneten Mars auszumachen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.11.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 13.10.2023arte.tv
  • Folge 96 (26 Min.)
    Dem klassischen Hundeblick kann fast kein Mensch widerstehen.
    Ist der Hund tatsächlich der beste Freund des Menschen? Wenn man sich überlegt, was Hunde alles für uns bereit sind zu tun, sieht es ganz danach aus. Sie schuften für uns als Blindenhunde, suchen nach uns als Lawinenhunde, hüten unsere Schafe, als ginge es um ihr eigenes Leben, helfen der Polizei bei der Jagd nach Banditen und können sogar Krebs erschnüffeln. Warum sind Hunde uns derart treu ergeben? Die Forschung beschäftigt sich in den letzten Jahren immer intensiver mit der Bindung zwischen Mensch und Hund. Dabei ist es wichtig zu verstehen, wie es zu dieser engen Beziehung eigentlich kommen konnte. Klar ist: Es begann vor langer Zeit mit dem Wolf, vor dem die meisten Menschen sich bis heute fürchten.
    Mensch und Wolf näherten sich einander an, wurden Jagdkumpanen und schließlich im Laufe der Zeit dicke Freunde. Warum genau und wie das alles vonstattenging, ist bis heute nicht ganz geklärt. Mit Hilfe von archäologischen Funden, DNA-Analysen und Verhaltensforschung bei Wölfen und Hunden versucht die Wissenschaft, dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Im Wolfsforschungszentrum Ernstbrunn in Österreich zum Beispiel, wo Wölfe und Hunde unter gleichen Bedingungen aufgezogen und gehalten werden, um zu verstehen, was den Hund eigentlich zum Hund macht. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.11.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 20.10.2023arte.tv
  • Folge 97 (26 Min.)
    Es wird von „State Capture“ gesprochen, wenn mächtige Leute aus Politik und Wirtschaft staatliche Institutionen nutzen, um das Rechtssystem für ihre privaten Interessen einzuspannen.
    Korruption ist ein Phänomen, das sich im Verborgenen abspielt und nur selten sichtbar wird. Wird doch mal ein Fall aufgedeckt, ist die Aufregung groß. Doch nicht immer empören wir uns über Korruption. In der frühen Neuzeit sei sie in Form von Patronage, also Günstlingswirtschaft, sogar ein grundlegendes Element der Staatsorganisation gewesen, sagt Jens Ivo Engels, Historiker an der Technischen Universität Darmstadt. Auch die Etablierung des modernen Beamten im Zuge der Französischen Revolution konnte das Prinzip „eine Hand wäscht die andere“ nicht beenden. Bilde Korruption in einer Gesellschaft erst einmal die Norm, sei es für ihre Mitglieder viel schwieriger, sich ihr zu entziehen, erklärt Marie-Claire Villeval, Verhaltensökonomin am französischen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS).
    Korruption werde dann regelrecht ansteckend. Und das hat weitreichende Konsequenzen: Haben es Menschen aus nicht-korrupten Ländern mit Vertretern aus vermeintlich korrupten Gesellschaften zu tun, nimmt die Bereitschaft Ersterer für Schmiergeldzahlungen deutlich zu, wie Sozialpsychologe Nils Köbis vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung beobachtet hat. Er berichtet, dass vermehrt auch künstliche Intelligenz in Form von Algorithmen zum Einsatz kommt, um Korruption auf den Leib zu rücken. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.11.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 24.11.2023arte.tv
  • Folge 98 (29 Min.)
    Frühwarnsystem: Können Tiere wirklich einen Tsunami im Voraus spüren?
    Auf einer kleinen indonesischen Insel soll vor dem großen Tsunami 2004 etwas Unglaubliches passiert sein: Fast alle Bewohner haben rechtzeitig ihre Sachen gepackt, ihre Häuser verlassen und sind in die Berge gezogen. Dort haben sie abgewartet, während die tödliche Welle ihre Insel überrollte. Die Menschen erzählen, dass sie damals den Zeichen ihrer Tiere gefolgt sind. Wasserbüffel und Hühner hatten sich auffällig unruhig verhalten. Haben die Tiere gewusst, dass ein Tsunami auf ihre Insel zurollte? Tiere scheinen über Informationen zu verfügen, die wir nicht haben, aber gut gebrauchen könnten.
    Ob es ihre einzigartige Perspektive und ihr Lebensraum sind, wie bei den Robben, oder ihre scharfen Sinne: Tiere sind uns mit ihrem Wissen oft voraus. Seit einigen Jahren statten Forscher deshalb Tiere auf der ganzen Welt mit kleinen Sendern aus, sogenannten Biologgern. Die können je nach Tier verschiedene Daten aufzeichnen. Den Gesundheitszustand des Tieres zum Beispiel, aber auch Daten aus ihrer Umgebung.
    Wissenschaftler wollen so versuchen, an die Informationen zu gelangen, die Tiere uns voraushaben. Robben sammeln zum Beispiel Daten im Meer, die uns zu verstehen helfen, wie sich der Planet im Klimawandel weiter verändern wird. Geier sind zu einer Art Polizei der Savanne geworden. Bei dem scheinbar geheimnisvollen sechsten Sinn allerdings tut sich die Wissenschaft noch schwer: Können Büffel wirklich einen Tsunami im Voraus erspüren? Und Schlangen ein Erdbeben? Und wenn ja: Wie können wir uns das zunutze machen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.12.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 14.11.2023arte.tv
    • arte.tv: Bedrohen Superreiche die Demokratie?
    Folge 99 (26 Min.)
    42 – Die Antwort auf fast alles Folge 2 So könnte das Leben in der Oceanix City eines Tages aussehen.
    Der reichste Mann der Welt – der Franzose Bernard Arnault – ist im Besitz von rund 200 Milliarden Euro. Weltweit nimmt der Superreichtum immer gigantischere Ausmaße an. Ist es eine Gefahr für die Demokratie, wenn wenige Menschen um ein Vielfaches reicher sind als der Rest der Bevölkerung? Dieser Frage geht „42 – Die Antwort auf fast alles“ diese Woche auf den Grund und spricht unter anderem mit der Rechtswissenschaftlerin Katharina Pistor, dem Soziologen Michael Hartmann oder dem Investigativ-Journalist Olivier Petitjean. (Text: arte.tv)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.12.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 10.11.2023arte.tv
  • Folge 100 (27 Min.)
    Der Universalgelehrte Wilhelm von Humboldt war Anfang des 19. Jahrhunderts überzeugt, dass verschiedene Sprachen unterschiedliche Weltsichten ausbilden. „Was Sprachen grundsätzlich einmal tun“, sagt der niederländische Sprach-Experte Gaston Dorren, „ist, den Dingen einen Namen geben.“ Wie sie das tun, mit welchen Schwerpunkten, spiegelt auch, was einer Kultur wichtig ist und was nicht. Unterschiedliche Wörter können Dinge bezeichnen, die in einer anderen Sprache gar nicht vorkommen. Wie das portugiesische Wort „Saudade“, das eine ganz eigene Form des Weltschmerzes beschreibt. Insofern scheint Humboldt grundsätzlich Recht zu haben. Dennoch wird seit Jahrhunderten diskutiert, wie sehr uns unsere Sprachen bestimmen. Durch den Wortschatz und durch die unterschiedlichen Grammatiken können unsere Aufmerksamkeit und sogar unser Gedächtnis beeinflusst werden. Die Frage liegt nahe, auf welche Art und Weise Sprache uns noch prägt und wie stark sie dabei unsere Persönlichkeit gestaltet. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.12.2023arte
  • Folge 101 (28 Min.)
    Wie in einem Gebäude gelangen Informationen durch den Eingang in unser Gehirn, werden in den mittleren Etagen mit Hilfe von bestimmten Mustern geordnet und ganz oben in der Chefetage zu Geschichten gemacht.
    Als der Krieg in der Ukraine ausbrach – Panzer rollten, Schützengräben ausgehoben, Städte bombardiert und zerstört wurden – fühlten sich viele an längst vergangene Zeiten erinnert. Und angesichts dieser Bilder stellten sich viele zu Recht die Frage, wie es sein kann, dass die Menschheit immer wieder die gleichen Fehler macht, wenn sie zum Beispiel an immer wieder denselben Orten Kriege führt. Gibt es also so etwas wie Konstanten des Weltgeschehens? Wiederholt sich da Geschichte? „Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich“, sagt Tim Marshall, ehemaliger Auslandskorrespondent für die BBC.
    Aber er gibt auch zu bedenken, wie sehr die Geografie Menschheitsgeschichte beeinflusst und mitunter tatsächlich ähnliche Konstellationen begünstigt hat. Und auch wir Menschen sind ja Teil der Weltgeschichte und können sie nicht nur rational beeinflussen – wir sind selbst eine Art Konstante, zum Beispiel mit unserem Hang zu Stereotypen und einfachen Feindbildern. Und letztlich haben Geschichten einen großen Einfluss darauf, wie Menschen handeln.
    Der Mensch sei ein narratives Wesen, sagt etwa die Germanistin Samira El Ouassil, soll heißen: Menschen erzählen alles, was sie wahrnehmen, gern als Geschichte. Und weil die oft ähnlich sind und wir generell immer nach Mustern suchen, denken wir dann: Das habe ich doch schon mal gehört! Unsere Art, über Geschichte zu erzählen, führt also erst dazu, dass wir Wiederholungen zu erkennen glauben. Meistens überwiegen nüchtern betrachtet schließlich die Unterschiede. Aber was macht das mit unserem Bedürfnis, aus der Geschichte zu lernen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.01.2024arteDeutsche Online-PremiereFr 15.12.2023arte.tv
  • Folge 102 (29 Min.)
    Prof. Carlos Frenk von der Durham University in England doubelt seinen Doppelgänger aus einem anderen Universum.
    Mit kindlicher Neugier plagten wir unsere jungen Köpfe mit der Frage, wo das Universum endet und was wohl dahinter sein mag. Doch Kosmologen wissen längst, dass unser beobachtbares Universum nur ein winziger Ausschnitt des großen Ganzen ist. Doch ist es am Ende begrenzt oder erstreckt es sich ins Unendliche? Weder das eine noch das andere konnte die Forschung bislang mit Sicherheit feststellen oder ausschließen. Bemerkenswert ist, dass Theorien, die den Ursprung des Kosmos ergründen, deutliche Hinweise auf die Entstehung nicht nur eines einzigen Universums liefern, sondern einen Prozess vorhersagen, durch den Universen wie von einer Art kosmischem Fließband laufen.
    Demnach würden wir in einem Multiversum existieren. Mit höchst faszinierenden Konsequenzen, die nicht zuletzt in der Popkultur ihre Spuren hinterlassen haben: Spiegelbilder unseres Selbst in Welten, die unserer verblüffend ähneln, aber auch in solchen, wo die Summe unserer Entscheidungen uns zu ganz anderen Persönlichkeiten geformt haben. Bleibt die Frage: Ist all dies lediglich reine Fantasie, oder kann uns die Wissenschaft näher an die Antwort führen, ob wir tatsächlich in einem Multiversum leben? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.01.2024arteDeutsche Online-PremiereFr 08.12.2023arte.tv

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