2022/2023, Folge 64–84

  • Folge 64 (24 Min.)
    Oft wird vermutet, dass mit der Entstehung der modernen Zivilisation unsere Entwicklung als Spezies ihr Ende erreicht hat. Evolution heißt aber ständige Anpassung an eine sich verändernde Umwelt und ihre Lebensbedingungen, und das geschieht auch in unserer Gegenwart. Forscher wie der Evolutionsmediziner Frank Rühli beobachten immer wieder neue Veränderungen: Laktosetoleranz, Resistenz gegen HIV oder ein zusätzliches Blutgefäß in Unterarmen. Einige Untersuchungen deuten sogar darauf hin, dass sich unsere Körper an ungesunde Lebensweisen wie schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung anpassen können.
    Unsere Evolution geht also weiter. Ob aber sogar eine neue Spezies Mensch entstehen könnte, ist weitaus schwieriger zu beantworten. Fakt ist, dass eine natürliche Selektion dafür Millionen von Jahren bräuchte. Allerdings haben wir heute andere Möglichkeiten, die den Prozess beschleunigen könnten. Am Francis Crick Institute in London forscht Sophie Brumm mit der Genschere Crispr/​Cas9 an menschlichen Embryos. Mit der Genschere kann in die menschliche Keimbahn eingegriffen und diese verändert werden.
    Diese daraus resultierenden Veränderungen werden dann aber an die nachkommenden Generationen weitergegeben. 2018 wurden die ersten Designerbabys Lulu und Nana in China geboren. Wird die Forschung in Zukunft „Supermenschen“ hervorbringen und so den Lauf der Evolution verändern? Noch weiter geht der dänische Bioinformatiker Thomas Mailund. Er sieht die Zukunft unserer Art gar nicht in der Biologie, sondern in unserer Verschmelzung mit Technik. Was also, wenn die nächste menschliche Spezies aus Nullen und Einsen bestünde? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.02.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 13.01.2023arte.tv
  • Folge 65 (24 Min.)
    Jahrzehntelang gab es für die Weltbevölkerung nur eine Tendenz: Sie wurde immer größer. Doch wenn man sich jüngere Studien zur Spermienkonzentration anschaut, gibt es durchaus Grund zur Sorge: Besonders in den westlichen Industrienationen wurde ein deutlicher Abwärtstrend der Spermakonzentration nachgewiesen. Einer viel beachteten internationalen Überblicksstudie nach tummelten sich hier zuletzt nur noch halb so viele Spermien wie in den 1970er Jahren. Die Ursachen dafür zu ergründen, stellt die Forschung weltweit jedoch vor große Herausforderungen: Ist es unser ungesunder Lebensstil? Stress kann sich ebenfalls negativ auf die Spermienproduktion auswirken.
    In den USA hat die Umwelt- und Reproduktionswissenschaftlerin Shanna Swan außerdem zahlreiche Hinweise dafür gesammelt, dass Umweltgifte und hormonaktive Weichmacher der Spermienproduktion schaden und dass Männer, deren Mütter in der Schwangerschaft hohen Konzentrationen von Phtalaten ausgesetzt waren, später weniger fruchtbar sind. Doch diese Stoffe zu meiden ist fast unmöglich, sie umgeben uns den ganzen Tag.
    Müssen wir uns also darauf einstellen, dass in Zukunft immer mehr Männer unfruchtbar sind? Dass eine solche Diagnose am Selbstbild vieler Männer nicht spurlos vorbeigeht, bestätigen Psychologen schon heute: Der Mann als Erzeuger ist im allgemeinen Bild von Männlichkeit fest verankert. Und wenn das Selbstbild ins Wanken gerät, bedeutet das Stress und Stress kann den Spermien Schaden. Ein Teufelskreis? Oder könnte die Spermienkrise eine Chance sein, unseren Lebensstil und unsere Männlichkeitsbilder einmal mehr zu überdenken? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.02.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 20.01.2023arte.tv
  • Folge 66 (28 Min.)
    „Urbanes Leben muss den Planeten retten!“, sagt Xuemei Bai, eine australische Professorin für Nachhaltigkeitsforschung. Aber lebt es sich in der Stadt wirklich nachhaltiger als auf dem Land oder im Speckgürtel? „Der Speckgürtel ist ein Klimakiller“, so Klimaökonom Gernot Wagner. Im klassischen Speckgürtel, also großen Grundstücken mit Ein- oder Zweifamilienhäusern, sind die CO2-Emissionen doppelt bis dreimal so hoch wie in der Innenstadt oder auf dem Land. Aber warum sind gerade Städte entscheidend fürs Klima? Schlicht, weil sie mehr ins Gewicht fallen.
    Über zwei Drittel der Weltbevölkerung werden laut UN 2050 in Städten leben. Maßnahmen wie die Sanierung von Häusern oder eine Elektrobuslinie erreichen mehr Menschen als auf dem Land. Sollten wir also alle in Megacitys leben, um die Erde zu retten? Viele Europäer wollen nicht mehr in Städten wohnen, sie wollen in Vororte oder aufs Land ziehen. Wie müssen Städte der Zukunft also aussehen, dass sie möglichst viele Bewohner nachhaltig unterbringen und trotzdem lebenswert sind? Denn Hochhäuser sind nicht unbedingt die erste Wahl.
    Stadtplanerin Dita Leyh vergleicht das mit einem Spargelfeld: „Die sind wie Spargelspitzen, die da überall stehen. Die Räume, die dazwischen entstehen, die sind aber eigentlich nicht so richtig brauchbar. Das ist kein interessanter öffentlicher Raum.“ Doch wie muss eine Stadt dann aussehen? Die eine Blaupause gibt es nicht, denn jede Stadt hat andere Herausforderungen, andere klimatische und soziale Gegebenheiten. Können uns letztendlich Städte wirklich retten? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.02.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 27.01.2023arte.tv
  • Folge 67 (29 Min.)
    Als im Februar 2013 im russischen Tscheljabinsk ein Meteor am Himmel aufleuchtete, wurde uns kurzzeitig bewusst: Wir können jederzeit von Trümmern aus dem All getroffen werden. Wissenschaftler und Politiker stellen sich seitdem verstärkt die Frage: Wie können wir unser Frühwarnsystem verbessern und vor allem – was können wir tun, wenn mal ein größerer Brocken auf unseren einzigartigen Planeten zurast? Denn schon die Zerstörungskraft von einem hundert Meter kleinen Asteroiden reicht aus, um eine ganze Stadt zu vernichten. Brocken von einem Kilometer könnten sogar das Klima auf unserem Planeten von einem Tag auf den anderen aus dem Gleichgewicht bringen und unsere Zivilisation auslöschen. Unsere Technologie erlaubt es uns, einen Großteil der Asteroiden im Blick zu behalten.
    Wir kennen ihre Position und Flugbahnen. Und für die größeren können die Expertinnen und Experten Entwarnung geben: Die nächsten Jahrzehnte sind wir sicher. Doch es gibt auch blinde Flecken – etwa, wenn es um Kometen geht, die vom äußersten Rand des Sonnensystems kommen. Oder was, wenn ein Objekt im Asteroidengürtel Richtung Erde abgelenkt wird? Vor kurzem hat die NASA eine kleine Sonde Namens „DART“ auf einem Asteroiden zerschellen lassen. Dank dieser Kamikaze-Aktion hat die Forschung gezeigt: Wir können den Kurs dieser Objekte verändern. Doch reicht das aus, um irgendwann in der Zukunft die Welt zu retten? Oder müssen wir doch viel größer denken? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.03.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 03.02.2023arte.tv
  • Folge 68 (23 Min.)
    Was wissen wir über Pilze? Sie sind weder Tier noch Pflanze. Etliche sind giftig, viele sind lecker. Aber das war es dann meist auch schon. Pilze sind kaum erforscht. Dabei gehören sie zu den ältesten und vielfältigsten wichtigsten Lebensformen unseres Planeten. Wer weiß schon, dass sich vor Urzeiten Pflanzen erst mit Hilfe von Pilzen entwickeln konnten? Bis heute sind 90 Prozent aller Pflanzen auf die enge Lebensgemeinschaft mit Pilzen angewiesen. Pilze sind überall zu Hause. In der Erde, in der Luft, in unseren Körpern.
    Sie bilden riesige Netzwerke. Forschende haben es „Wood Wide Web“ getauft. Das Pilzmyzel, das unter der Erde wächst, besteht aus sogenannten Hyphen. Sie sind fünfmal dünner als ein menschliches Haar und haben hochsensible Fähigkeiten zur Wahrnehmung ihrer Umgebung. Alle Pilzhyphen des Planeten hintereinander gelegt würden unsere Galaxis zur Hälfte durchmessen. Pilze sind intelligent, obwohl sie kein eigenes Gehirn besitzen. Sie treffen Entscheidungen und betreiben Handel mit den Pflanzen, mit denen sie zusammenleben.
    Immer wieder kommt die Wissenschaft an ihre Grenzen, wenn sie die erstaunlichen Fähigkeiten der Pilze verstehen möchte. So sind Pilze in der Lage, Insekten wie Puppenspieler zu manipulieren. Ameisen etwa werden durch Pilze zu Zombie-Ameisen. Dabei steuern die Pilze aktiv den Bewegungsapparat der Tiere, die sie befallen haben, und zwingen sie zu einem Todesbiss, genau dann, wenn der Pilz das will. Aber was wäre, wenn die Macht der Pilze nicht nur auf Pflanzen und Insekten beschränkt ist? Sind Pilze die heimlichen Herrscher des Planeten? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.03.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 10.02.2023arte.tv
  • Folge 69 (24 Min.)
    In der Schlange vordrängeln, das Auto schnell auf dem Fahrradweg parken, Plätze im Zug besetzen, die einem nicht zustehen – nahezu jeder wird in seinem Leben einmal mit egoistischem Verhalten konfrontiert. Manchmal ist der Ärger darüber schnell vergessen, doch wenn Egoismus so stark ausgeprägt ist, dass Menschen zu Egomanen werden, können sie in ihrem Umfeld großen Schaden anrichten. Das Ausmaß der egoistischen Tendenzen ist teilweise von den Genen, teilweise von der Erziehung und am Ende auch von der Situation abhängig, erklärt Psychologin Anne Böckler-Raettig von der Universität Würzburg.
    Ein gewisses Maß an Egoismus ist für unser psychisches Wohlbefinden sogar notwendig, betont Psychologe Morten Moshagen. Der Wissenschaftler der Universität Ulm hat zusammen mit Kollegen den sogenannten Dark-Factor-Test entwickelt. Der misst, bis zu welchem Grad wir uns in einem gesunden egoistischen Rahmen bewegen und wann das Verhalten ins Böse und Schädliche kippt. Die Auswirkungen von schädlichen Verhalten hat Laëtitia Visse in ihrem Arbeitsleben erfahren müssen.
    In der Pariser Haute Cuisine wurde sie zur Köchin ausgebildet und hat unter bösartigen Vorgesetzten und schwierigen Arbeitsbedingungen gelitten. In welchen Branchen völlig selbstbezogene Menschen eher unterwegs sind, erklärt Pablo Hagemeyer. Dabei gibt es nur wenige Dinge, die Leidtragende im Alltag gegen unsoziales Verhalten tun können, sagt der Facharzt für Psychiatrie. In Firmen kann aber die Unternehmensleitung einschreiten. Das findet auch Andreas Spiegel. Er hat in seinem Unternehmen eine „No Asshole Policy“ etabliert. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.03.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 17.02.2023arte.tv
  • Folge 70 (28 Min.)
    Der „Big Freeze“ ist dabei eines der Szenarien, auf die das Universum zusteuern könnte. Er tritt ein, wenn es sich immer weiter ausdehnt und abkühlt und alles in ihm immer weiter zerfällt. Doch auch andere Szenarien, etwa ein wieder zusammenstürzendes Universum („Big Crunch“) oder ein sich immer schneller ausdehnendes und unter den enormen Kräften schließlich zerreißendes Universum („Big Rip“), sind denkbar. Und während sich viele Szenarien über unvorstellbar lange Zeiträume entfalten, ist dennoch auch ein plötzliches Ende – sogar schon morgen – nicht auszuschließen. Sicher ist bei all dem allerdings: Irdisches Leben – Leben, wie wir es kennen – wird in Zukunft große Hürden überwinden müssen, um weiter bestehen zu können.
    Von Katastrophen auf der Erde selbst über eine heißer werdende und schließlich verlöschende Sonne bis hin zum Verlöschen aller Sterne im All und dem Verdunsten der letzten Schwarzen Löcher. Wie lange könnte die Menschheit also überhaupt noch bestehen, und welches Ende des Universums ist wahrscheinlich? Kann ein Blick auf das Ende aller Dinge uns auch neue Perspektiven auf unsere eigene Vergänglichkeit eröffnen? Und: Könnte am Ende auch alles doch ganz anders kommen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.03.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 24.02.2023arte.tv
  • Folge 71 (26 Min.)
    Seit dem 24. Februar 2023 steht die berühmte Weltuntergangsuhr des Bulletin of the Atomic Scientists auf 90 Sekunden vor 12. Noch nie war die Menschheit in ihrer Geschichte so knapp vor ihrer Auslöschung. Die Weltuntergangsuhr ist jedoch nur eine Allegorie und enthält keinen exakten Termin für das Ende. Aber können wir sie vielleicht nicht doch exakt vorausberechnen, die Apokalypse? Im Hochmittelalter griffen Mathematiker wie Michael Stifel auf Bibelverse zurück, die sie über komplexe Zahlensymboliken in handfeste Daten umrechneten.
    Und selbst Isaac Newton hat mehr Worte zur apokalyptischen Exegese geschrieben und hinterlassen als zur Physik, sagt Professor Johannes Fried. Nach Newtons Berechnungen leben wir bereits in der Endzeit. Doch stehen uns heute nicht viel genauere wissenschaftliche Methoden zur Verfügung? Wann uns Kometen oder Asteroiden treffen könnten, haben wir heutzutage einigermaßen im Blick. Die weit größere Gefahr geht inzwischen von uns selbst aus – durch Umweltzerstörung, Kriege, Klimakatastrophe. Und wir wissen aus der Geschichte: Gesellschaften sind nicht gerade stabil, sondern können kollabieren.
    Aber während Untergänge früher lokale Ereignisse waren, leben wir heute in einer weltweit vernetzten Hightech-Zivilisation, so dass das nächste Ende ein globales sein könnte. Diese Folge von „42 – Die Antwort auf fast alles“ geht der Frage auf den Grund, ob wir Zivilisationszusammenbrüche genauso genau berechnen können wie Kometeneinschläge. Gibt es in den Untergängen vergangener Kulturen Muster? Und können wir sie erkennen und nutzen, um uns vor dem Kollaps zu schützen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.04.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 31.03.2023arte.tv
  • Folge 72 (29 Min.)
    So reizvoll Zeitreisen auch sind – bislang spielen sie sich nur in unserer Fantasie ab. Zu unverrückbar erscheint uns die Zeit. In unserer Vorstellung schreitet sie unaufhaltsam voran. Auf gestern folgt morgen, und auch wenn wir auf der Erde in unterschiedlichen Zeitzonen leben mögen, in einem sind wir uns doch einig: Wir alle leben im selben Moment. „All das ist falsch“, sagt der Physiker Carlo Rovelli und ergänzt: „Die Zeit ist nicht die starre, unveränderliche Linie, die wir uns intuitiv vorstellen.“ Wenn die Zeit schon biegsamer ist, als wir denken: Ergibt sich daraus nicht auch ein Spielraum für eine Reise in die Zukunft oder in die Vergangenheit? Als Albert Einstein die spezielle Relativitätstheorie entwickelte, stellte er fest: Zeit ist relativ.
    Sie vergeht langsamer, je schneller man sich relativ zu einer anderen Person bewegt. Und hier kommt die Zeitreise ins Spiel: Angenommen, man könnte für wenige Minuten mit nahezu Lichtgeschwindigkeit durch das Weltall fliegen, wäre man bei der Rückkehr auf der Erde um einige Tage in der Zukunft gelandet.
    Bequemer, aber nicht gerade ungefährlicher, ginge die Zeitreise am Rande eines schwarzen Lochs. NASA-Astrophysikerin Michelle Thaller und die Physikerin Saskia Grunau spielen mit sogenannten Wurmlöchern und kosmischen Strings weitere Möglichkeiten durch, die eine Zeitreise zumindest theoretisch erlauben würden. Dabei wird klar, dass es eine Sache gibt, die noch schwieriger ist, als in die Zukunft zu reisen: eine Reise in die Vergangenheit. Doch auch dafür hat die theoretische Physik ein paar Tricks parat … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.05.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 07.04.2023arte.tv
  • Folge 73 (20 Min.)
    Andere Menschen lesen: Das ist für uns als soziale Wesen nicht nur eine große Herausforderung – es ist sogar eine Notwendigkeit. Doch woher wissen wir, ob wir jemandem vertrauen können, ob es jemand ernst mit uns meint oder etwas Böses im Sinn hat? Claus Lamm von der Universität Wien erforscht die Strategien, die wir einsetzen, um Emotionen zu entschlüsseln – und mitzuteilen. Denn auch wir sind darauf angewiesen, dass andere Menschen uns lesen. Aber: Können uns andere tatsächlich im Gesicht ablesen, wie wir uns fühlen? Wie viel Kontrolle haben wir über unsere wahren Emotionen: Sind wir ein offenes Buch – oder Meister im Verstellen und Verstecken? Tatsächlich können wir viel schlechter auf die Gedanken anderer schließen als bisher angenommen, sagt die Psychologin und Neurowissenschaftlerin Lisa Feldman Barrett von der Northeastern University in Boston.
    Und gerade, wenn wir meinen, ganz besonders empathisch zu sein – sind wir in Wirklichkeit oft egozentrisch. Welche Prozesse dabei ablaufen, erforscht die Neurowissenschaftlerin Valeria Gazzola am Netherlands Institute for Neuroscience.
    Sind Maschinen dann am Ende vielleicht die besseren und neutraleren Gedankenleser? Der Neurowissenschaftler John-Dylan Haynes erforscht an der Charité und der Humboldt Universität zu Berlin, wie Gedanken im Gehirn entstehen und wie wir sie mit Hilfe von Computerverfahren Gedanken dechiffrieren können. Werden Maschinen unsere Gedanken bald besser knacken als unsere Mitmenschen? Und: Wollen wir das? Wie können wir andere durchschauen? Wie frei sind unsere Gedanken noch? Und wie transparent werden wir? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.05.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 14.04.2023arte.tv
  • Folge 74 (27 Min.)
    Medizin, Düngemittel, Weichmacher und Kunststoffe sind nur ein paar Beispiele, wie Chemie unser Leben besser macht. Sie rettet uns vor Krankheiten, an denen Menschen früher gestorben sind, und sorgt dafür, dass die meisten Menschen nicht verhungern. Aber das hat seinen Preis. Denn seit Jahrzehnten vergiften wir mit den „Nebenwirkungen“ den Planeten und uns selbst. So stark, dass sich die Erde nicht mehr selbst erholen kann. Können wir den Schaden wiedergutmachen? Können wir unsere Erde entgiften? Schon die Gifte zu identifizieren, ist nicht einfach.
    Viele Substanzen werden erst durch das Zusammenspiel mit anderen richtig giftig und wir wissen zum Teil gar nicht, welche Substanzen überhaupt freigesetzt wurden. Außerdem ist die Chemieindustrie schneller im Herstellen neuer Substanzen als die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Erforschen, wie schädlich diese Stoffe für die Umwelt sind. Ein weiteres Problem: Gift hält sich nicht an Ländergrenzen. Es ist eine globale Herausforderung, die nur durch internationale Abkommen zu meistern ist.
    Doch verständigen sich Staaten auf Obergrenze und Verbote bestimmter giftiger Stoffe, hat die Industrie bis zum Inkrafttreten der Abkommen Unmengen von neuen chemischen Ersatzstoffen produziert. Also werden wir das Problem durch Kontrolle und Gesetzen allein nicht lösen. Wie dann? Einige Ideen kommen direkt aus den Laboren, in denen die Gifte erfunden werden. Andere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen schlagen dagegen eine völlig neue Art des Forschens vor. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.05.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 12.05.2023arte.tv
  • Folge 75 (25 Min.)
    Zufall, Schicksal, Vorherbestimmung, Gott. Menschen haben eine Menge Erklärungen für Ereignisse gefunden, die entweder komplett unglaublich oder äußerst unwahrscheinlich erscheinen. Albert Einstein sagte: „Gott würfelt nicht.“ Er war wie viele Wissenschaftler seit Newton davon überzeugt, dass sich die Welt theoretisch bis ins kleinste Detail berechnen lassen müsste. In seiner Welt gibt es so etwas wie Zufall nicht. Alles war seiner Meinung nur eine endlose Kette von Ursache und Wirkung. Also, wenn man nur genug Daten hätte, könnte man auch die Zukunft vorhersagen. „Einstein lag falsch“, sagt die Quantenphysikerin und Künstlerin Libby Heaney.
    Denn die kleinsten Teilchen in der Welt verhalten sich vollkommen zufällig. Haben wir nur noch nicht ihre Gesetzmäßigkeiten geknackt oder ist unsere Welt in ihrem Innersten vom Zufall bestimmt? Nicolas Gauvrit, Mathematiker und Psychologe, erklärt, warum es kein Zufall ist, dass ein Mann siebenmal vom Blitz getroffen wird. Wissenschaftsjournalist Stefan Klein zeigt, warum vieles im Universum viel weniger zufällig ist, als wir auf den ersten Blick denken. Libby Heaney verrät, warum doch alles nur Zufall ist. Und die Neurowissenschaftlerin Katharina Schmack sagt, was unser Gehirn mit dem Zufall zu tun hat. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.05.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 12.05.2023arte.tv
  • Folge 76 (27 Min.)
    „Wem das Meer gehört, das kommt darauf an, von welchem Teil wir reden“, erklärt die Juristin für See- und Völkerrecht, Nele Matz-Lück. Klar ist: Die Verwaltung der Meere ist komplex. Das liegt auch an unserer vielseitigen und intensiven Nutzung des Meeres. Und: Staaten wollen mehr Meer. Vor allem die Tiefsee ist begehrt. „Es ist eine Goldgräberstimmung auf allen Seiten, Seiten der Industrie, der Wirtschaft, der Wissenschaft“, betont die Wiener Politikwissenschaftlerin Alice Vadrot. In den Genen von Tiefseebewohnern schlummern vor allem potenziell hohe Gewinne für die Gesundheits- und Materialindustrie. Nicht nur die Tiefseebewohner wecken Interessen, auch der Meeresboden. Hier sprießen Manganknollen, wichtig für die Herstellung von z. B. Smartphones, Windräder oder Elektroautos.
    Doch Forschende warnen: Der Abbau der Knollen zerstört das Ökosystem Meer nachhaltig. Laut der UN-Seerechtskonvention gehört der Boden der Hochsee und damit auch dort liegende Knollen zum „Erbe der Menschheit“. Mit diesem Erbe, so die französische Meeresforscherin Françoise Gaill, seien wir gerade an einem Wendepunkt. „Was wollen wir, wie wollen wir es? Und wollen wir vielleicht nicht dieses Erbe der Menschheit einfach als Schutzgut sehen?“ fragt Matthias Haeckel vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Aber was besagt „das Erbe der Menschheit“ genau und können wir dabei alle mitreden? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.06.2023arte
  • Folge 77 (22 Min.)
    Die Schönheit des Pfaus bereitete Darwin lange Zeit Bauchschmerzen. Sie passt nicht so wirklich in seine Evolutionstheorie und zur Idee von „survival of the fittest“. Denn sie macht evolutionstheoretisch keinen Sinn, ist unpraktisch und eher hinderlich fürs Überleben. Da aber nichts in der Natur sinnlos ist, brachte das Darwin zu der Überzeugung, dass auch Tiere ein Schönheitsempfinden besitzen müssen. Vor allem die Weibchen, die die „schönen“ Männchen auswählen. Dass ausgerechnet die Weibchen autonome Entscheidungen treffen sollen und dann auch noch in so wichtigen Bereichen wie der Arterhaltung, empfanden Darwins Zeitgenossen als eine Zumutung.
    Dieser Teil seiner Theorie wurde daher auch unter den „Teppich der Wissenschaftsgeschichte gekehrt“ und erst in jüngster Zeit wiederentdeckt. So forschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wie Cliodhna Quigley über das subjektive Schönheitsempfinden von Tieren. Einige, wie der Ornithologe Richard O. Prum, sind sogar überzeugt, dass „die Komplexität des ästhetischen und sexuellen Vergnügens“ keine Grenzen kennt und dass auch Tiere ein sehr ausdifferenziertes Schönheitsempfinden haben, das erst einmal auf gar keinen anderen Zweck gerichtet ist als auf die Schönheit selbst.
    Andere widersprechen Prum, wie der Zoologe Josef Reichholf. Er sagt: „Der entscheidende Richter ist der Fortpflanzungserfolg. An dieser knallharten Selektion kommt kein Organismus vorbei“. Ist Schönheit also ein Luxus, den sich Tiere einfach so leisten oder ist das, was wir als Schönheit betrachten, für die Tiere doch nur Mittel zur Fortpflanzung? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.06.2023arte
  • Folge 78 (26 Min.)
    Viele Forschende gehen davon aus, dass wir weltweit nicht zunehmend mehr Wind haben werden, sondern weniger. Denn wenn das Eis an den Polen schmilzt und sie sich erwärmen, wird auch die Temperaturdifferenz zwischen Äquator und eben diesen Polen sinken. Der Temperaturunterschied ist aber der „Motor“, der unseren Wind antreibt: Warme und feuchte Luft steigt am Äquator auf und strömt in Richtung der Pole, wo sie sich abkühlt und wieder absinkt. Wenn dieser Temperaturunterschied kleiner wird, sollte es deshalb auch weniger Wind geben. Und so verlief auch die Entwicklung: Jahrzehntelang ließ der Wind langsam nach.
    Vor rund zehn Jahren nahmen die mittleren Windgeschwindigkeiten wieder zu. Warum das so ist? Darüber rätselt die Klimaforschung noch. Bei einem besonders wichtigen Wind, dem Jetstream, beobachten die Forschenden in letzter Zeit immer wieder, dass er nachlässt. Da es der Jetstream ist, der die Hoch- und Tiefdruckgebiete über unseren Kontinent treibt, hat seine Verlangsamung große Konsequenzen: Bleibt ein Hochdruckgebiet stationär, kann das zu langen Hitze- und Trockenperioden führen. Wird dagegen ein Tiefdruckgebiet mit niederschlagsreichen Wolken nicht weitergeblasen, kann es zu schweren Überschwemmungen kommen.
    Der Fokus in dieser Folge liegt darauf, wie Wind entsteht und unser Wetter und Klima beeinflusst. Wer den Wind berechnen will, muss sich mit dem Riesenbillard unserer Atmosphäre befassen. Rund 10 hoch 44 Kugeln beziehungsweise Luftmoleküle sind hier im Spiel. Denn nichts anderes ist Wind: winzige Moleküle, die aneinanderstoßen und erst in der Summe die Gewalt von Stürmen entfesseln. Aber um im Billardvergleich zu bleiben: Selbst nur ein paar Zusammenstöße von Billardkugeln sind auch mit Supercomputern nicht mehr genau vorhersagbar. Können wir den Wind der Zukunft gar nicht berechnen? Welche Trends lassen sich trotzdem feststellen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 18.06.2023arteDeutsche Online-PremiereMo 05.06.2023ARD Mediathek
  • Folge 79 (28 Min.)
    Mal ehrlich: Beim Meeresspiegelanstieg denken wir doch erstmal, dass das Wasser auf der ganzen Welt gleich ansteigt – wie in einer Badewanne eben. Und wenn von einem jährlichen Anstieg um etwa 4 Millimeter gesprochen wird, klingt das erstmal harmlos. Aber so einfach ist es nicht. Es gibt einen globalen Mittelwert, den finden wir zum Beispiel auch in den Berichten des Weltklimarats. Dort heißt es allerdings auch, wenn wir so weitermachen wie bisher – und damit ist die Menge an Treibhausgasemissionen, die in die Atmosphäre gelangen, gemeint -, dann könnte uns bis Ende des Jahrhunderts ein Meeresspiegelanstieg von bis zu 1 Meter erwarten.
    Das wiederum klingt gar nicht mehr so harmlos, wenn man bedenkt, dass viele Küstenstädte nur wenige Zentimeter über dem Meeresspiegel liegen, manche sogar darunter – zum Beispiel Jakarta oder New Orleans. Und damit nicht genug. Fast nirgendwo auf der Welt geht so schnell Land verloren wie in Louisiana. Die Gründe reichen von Versalzung bis dahin, dass der Boden unter anderem durch die Öl- und Gasförderung absackt. Dazu kommt noch der Anstieg des Meeresspiegels.
    Viele Küstenregionen müssen sich schon jetzt an den steigenden Meeresspiegel anpassen, auch wenn niemand genau sagen kann, wie hoch das Wasser jeweils steigen wird. Denn der Anstieg des Meeres hängt unmittelbar von der globalen Erwärmung ab. Was haben wir also für Möglichkeiten, dem steigenden Meeresspiegel zu begegnen? Sind Deiche die Lösung? Und stimmt es wirklich, dass Forschende darüber nachgedacht haben, Wasser aus dem Meer abzupumpen und es in der Antarktis zu lagern, um den Meeresspiegel zu senken? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.06.2023arteDeutsche Online-PremiereMo 05.06.2023arte.tv
  • Folge 80 (25 Min.)
    Viele erinnern sich vielleicht an den Skandal-Kuss zwischen Madonna und Britney Spears, der Popgeschichte geschrieben hat. Bei den MTV-Awards von 2003 knutschten die beiden auf der Bühne. Madonna war damals noch mit Guy Ritchie verheiratet. Heute wäre das wahrscheinlich nichts Besonderes mehr. Jede Menge Stars nennen sich bisexuell, sie fühlen sich also zu mehreren Geschlechtern hingezogen. In den gefeierten Serien und Filmen kommen immer mehr bisexuelle Charaktere vor. Auch die neuesten Studien zeigen: Die Menschen betrachten ihre Sexualität mit jeder Generation als weniger festgelegt. In Deutschland, USA und Israel sagt heute ein Drittel der jungen Leute, dass sie nicht nur auf ein Geschlecht stehen.
    Ist da gerade etwas im Wandel? Eigentlich ist das kein neues, sondern im Gegenteil ein ziemlich altes Phänomen. Wenn man weit zurückblickt, findet man historische Belege: Schon immer begehrten die Menschen divers. Im pharaonischen Ägypten, in der griechischen Antike oder im China des 17. Jahrhunderts. Der Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud glaubte, dass alle Menschen bisexuell auf die Welt kommen. Und die Sexualforscherin Charlotte Wolff nahm in den 1970er-Jahren an: Der Mensch bleibt sein Leben lang bisexuell. Wenn das so ist, warum legen sich so viele fest? Liegt es an der Natur? Oder an der Kultur – und in Wirklichkeit wäre der Mensch prinzipiell fähig, auf alle Geschlechter zu stehen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.07.2023arteDeutsche Online-PremiereMi 28.06.2023arte.tv
    • Alternativtitel: Schrumpfen wir die Tiere?
    Folge 81 (25 Min.)
    In der Natur geht etwas Seltsames vor sich: Tintenfische schrumpfen und der Körperbau mancher Eidechsen und Vögel verändert sich radikal. Elefanten bekommen auf einmal keine Stoßzähne mehr. Und das passiert innerhalb weniger Jahre oder in einigen Fällen sogar innerhalb weniger Wochen. Was nach Science-Fiction klingt, ist Realität. Und all das geschieht in einer Zeit, in der eine Art das Leben auf dem Planeten so sehr prägt wie keine andere Art vor ihr: der Mensch. Was ist da los? Warum passiert das alles? Und was haben die Menschen damit zu tun? Die allgemeine Vorstellung von Evolution ist, dass sie unendlich lange gedauert und vor ewigen Zeiten stattgefunden hat.
    Aber Evolution ist kein Endpunkt. Evolution ist ein Prozess. Und auch jetzt steckt die Menschheit mittendrin in der Evolution. In den letzten 100 Jahren hat sich durch den Menschen die Welt so stark und so schnell verändert wie durch keine andere Art je zuvor. In der Geologie gibt es für die heutige Zeit sogar schon einen Namen: Anthropozän, das Zeitalter bestimmt vom Menschen. Und die Vorherrschaft des Menschen hat Auswirkungen: Es sind Bedingungen geschaffen worden, die eine schnelle Evolution geradezu befeuert. Durch globale Erwärmung, den Klimawandel, Jagd, Habitat-Zerstörung, die Ausbeutung der Ressourcen und Verschmutzung ist die Natur immer stärker gezwungen, sich auf die sich rasch verändernden Konditionen einzustellen.
    So entstehen neue Varianten innerhalb von Populationen oder sogar komplett neue Arten, die sich in wenigen Generationen auf neue Gegebenheiten anpassen. Kann diese Turbo-Evolution die Lösung in Sachen Artensterben liefern? Doch weil die Veränderungen in vielen Fällen so schnell passieren, ist es für viele Arten ein Wettlauf gegen die Zeit. Können es überhaupt alle Organismen schaffen, sich so schnell anzupassen? Und wenn nicht: Was passiert mit all jenen, denen das nicht gelingt? Welche Konsequenzen hat das? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.07.2023arteDeutsche Online-PremiereDo 29.06.2023arte.tv
  • Folge 82 (25 Min.)
    Wir kennen es alle: ein Name, der uns nicht einfällt, oder das neue Passwort. Zu vergessen ist nervig und manchmal peinlich. Aber wie entscheidet das Gehirn, was wir vergessen oder eben nicht? Zwischen unseren Erinnerungen herrscht eine Art Wettbewerb. Stärkere und wiederholte Eindrücke gewinnen über schwächere. Aber sind diese gewichenen Erinnerungen für immer verloren? Seit Jahrzehnten wird die Frage kontrovers diskutiert. Doch seit ein paar Jahren gibt es eine neue Idee! Die Erinnerungen existieren möglicherweise noch.
    „Wenn wir die Zellen stimulieren, werden die Erinnerungen wieder verfügbar. Die Erinnerung überlebt also den Vergessensprozess, aber sie wird nur unter den richtigen Bedingungen wieder zum Ausdruck gebracht. In gewissem Sinne könnte das bedeuten, dass wir die Adresse der Erinnerung verlieren, aber nicht die Erinnerung selbst,“ sagt der Neurowissenschaftler Tomás Ryan. Könnten wir irgendwann sämtliche Erinnerungen wiederfinden? Klingt nach Science-Fiction, könnte aber unter bestimmten Umständen möglich sein.
    Ob das wünschenswert ist, bleibt eine andere Frage. „Zudem glaubt man, dass das Vergessen essenziell ist für das Finden von kreativen Lösungen,“ betont die Neurowissenschaftlerin Hannah Monyer. Vielleicht ist das Vergessen also doch kein Fehler des Gehirns, sondern eine wichtige Funktion? Aber wäre es dann vielleicht möglich, gezielt vergessen zu können? Könnten wir nicht zumindest bei den schmerzhaften Erinnerungen nachhelfen? Werden wir diese Erinnerungen in Zukunft mit einer Pille löschen können? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.07.2023arteDeutsche Online-PremiereMi 28.06.2023arte.tv
  • Folge 83 (24 Min.)
    Mit der Frage, ob der Mensch gut oder böse ist, beschäftigen sich Philosophen schon lange. Der Leipziger Philosoph Sebastian Rödl erläutert, dass wir erst einmal vom Guten im Menschen ausgehen können und uns dennoch fragen müssen, wie das Böse in unser Handeln Eingang findet. Letzteres hat die Psychologie in den 1970er Jahren mit dem Stanford-Prison-Experiment beantwortet, das im Grunde besagte: Unter bestimmten Umständen handelt der Mensch fast zwangsläufig böse. Allerdings hat der Historiker Thibault Le Texier das Experiment im Archiv untersucht und Manipulationen entdeckt. Offenbar gab es ein erwünschtes Ergebnis, auf das die Forscher die Teilnehmer des Experiments gelenkt haben. Die These, dass der Mensch im Grunde gar nicht so böse ist, wird von der Theorie der Selbstdomestizierung gestützt: Dem Evolutionsanthropologen Brian Hare zufolge ist der Mensch als Gattung nur deshalb so erfolgreich, weil er eine Evolution hin zu Kooperation und Freundlichkeit durchlaufen hat.
    Auch die Ergebnisse der Frühgeschichte stützen die These vom im Kern guten Menschen. Die Archäologin Silviane Scharl beschreibt, wie der Mensch erst mit der Sesshaftigkeit kriegerisch geworden ist und damit die längste Zeit – davor – auf Erden friedlich gelebt hat. Die Frage nach Gut oder Böse lässt sich nur schwer eindeutig beantworten, doch der heutige Blick auf wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Psychologie stellt infrage, was bisher als erwiesen galt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.07.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 30.06.2023arte.tv
  • Folge 84 (26 Min.)
    Bei einer Umfrage in der ARTE-YouTube-Community gingen rund 40 Prozent der Befragten davon aus, dass wir zunehmend Blackouts erleben werden. Ist die Sorge berechtigt? In Indien gab im Jahr 2022 jeder zweite Haushalt an, dass täglich mehrere Stunden der Strom ausfällt. Aber auch im globalen Norden nehmen Ausfälle zu: In den USA hat sich die Anzahl innerhalb von 20 Jahren mehr als verdoppelt. Eine Ursache ist der Klimawandel, der zu mehr Extremwetterereignissen führt und dadurch die Überlandleitungen beschädigt. In Frankreich stand 2022 die Stromherstellung kurz vor dem Kollaps, unter anderem, weil wegen der Dürre Kühlwasser für die Atomkraftwerke fehlte. Dabei wird unser Strombedarf in Zukunft voraussichtlich noch weiter steigen, da wir immer mehr Prozesse elektrifizieren.
    Kann ein Netz aus stark fluktuierenden Solar-, Wind- und Wasserkraftanlagen verlässlich die benötigte Strommenge liefern? Sind sogenannte Smart-Grids die Lösung, also Hightech-Stromnetze, in denen alle beteiligten Anlagen miteinander kommunizieren und sich regulieren? Und wann werden wir in der Lage sein, große Mengen Strom zu speichern, genügend auf Lager zu haben, wenn der Stromfluss doch einmal ausbleibt? Die Sendung erklärt anschaulich, wie Stromnetze funktionieren, wo ihre Schwachstellen liegen und welche Mittel es gibt, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. (Text: arte)
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