2022/2023, Folge 43–63
Wird uns das Weltall geklaut?
Folge 43 (29 Min.)Im Himmel werden in Zukunft wieder die Weichen für das Leben auf der Erde gestellt. Weniger im religiösen, mehr im technologischen Sinn. Seit mit Jeff Bezos und Elon Musk zwei der reichsten Männer der Welt mit Hochdruck in die Raumfahrt investieren, ist uns das Weltall einen großen Schritt näher gerückt. Gelder aus der Privatwirtschaft treiben die „New Space“-Wirtschaft – und haben dank Recycling-Raketen schon einmal die Transportkosten ins All massiv gesenkt. „Wir haben das Glück, in einer Epoche wie zur Zeit der großen Entdeckungen zu leben“, sagt die Unternehmerin Hélène Huby.
Dort oben wartet vieles, was das Leben auf der Erde entscheidend verändern könnte. Der technische Fortschritt ermöglicht Schwärme von Kleinsatelliten, die neue digitale Dienste rund um den Globus ermöglichen. Wasser auf dem Mond könnte uns als Treibstoff den Weg ins Sonnensystem öffnen. Und dort warten auf Asteroiden möglicherweise spektakuläre Vorkommen von Metallen wie Eisen, Platin und sogar Gold. „Europa muss sich in diesem Spiel finden, um langfristig auch die Interessen zu wahren, die daraus resultieren könnten“, sagt Bernhard Hufenbach, Innovationsstratege bei der Europäischen Weltraumagentur ESA.
Denn von der Inbesitznahme von Orbitplätzen und Funkfrequenzen über die Technologien der Raumfahrt wird Europa derzeit ganz legal abgehängt. Und das Weltraumrecht ist in Sachen Rohstoffe aus dem All schwammig. Wer soll die fortschrittlichsten und reichsten Player daran hindern, sich wie einst im amerikanischen Goldrausch die besten Claims unter den Nagel zu reißen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 04.09.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 05.08.2022 arte.tv Welche Macht haben Gedanken?
Folge 44 (26 Min.)Wie Gedanken entstehen, ist immer noch eines der größten Rätsel der Wissenschaft. Doch bereits seit der Antike ist bekannt, dass sie einen enormen Einfluss auf die Gesundheit haben. Damals nannte man es noch „Einbildungskraft“, aber seitdem Forschende wie die Neurowissenschaftlerin Ulrike Bingel vom Universitätsklinikum Essen den Placeboeffekt durch bildgebende Verfahren sichtbar machen können, ist das Interesse an menschlicher Gedankenmacht explodiert. Gedanken wirken auf den Körper. Für die Psychologin Ellen Langer sind sie sogar die stärkste Medizin. In zahlreichen Experimenten wies sie nach, dass Gedanken den Blutzuckerspiegel beeinflussen, beim Abnehmen helfen und sogar messbar verjüngen können.
Allerdings sind Gedanken schwer zu kontrollieren: Der Großteil ist unbewusst und durch alte Denkmuster geprägt. Während man noch dabei ist zu verstehen, wie der Mensch ihre Macht für sich nutzen kann, ist man seit ein paar Jahren in der Lage, die Gedankenkraft durch Neurotechnologien zu erhöhen. Der brasilianische Arzt und Neurowissenschaftler Miguel Nicolelis war der Erste, der eine Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer herstellte und so einer Ratte dazu verhalf, Dinge außerhalb ihres Körpers zu bewegen. Mittlerweile kann man auf ähnliche Weise sogar Flugzeuge steuern. Allerdings können Gedanken über Neurotechnologie auch manipuliert werden. Wer passt darauf auf, dass sie frei bleiben? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 11.09.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 12.08.2022 arte.tv Können wir uns selbst trauen?
Folge 45 (29 Min.)Die Fähigkeit, über sich selbst nachzudenken, ist für den Menschen ein großes Geschenk: Sie erlaubt es zum Beispiel, in Erinnerungen zu schwelgen oder Pläne für die eigene Zukunft zu schmieden. Doch gleichzeitig erlaubt sie es auch, sich selbst in Frage zu stellen, den selbstkritischen Blick in den Spiegel. Menschen können erkennen, dass ihre Erinnerungen höchst unzuverlässig sind. Wir wissen heute, dass Farben in der Natur eigentlich nicht vorkommen, sondern eine Vorstellung sind, die Auge und Gehirn aus Wellenlängen schaffen. Sogar ob so etwas wie die Realität überhaupt erkennbar ist, lässt sich infrage stellen.
Dazu kommen ein Hang zur Selbstüberschätzung und weitere kognitive Verzerrungen. Doch ist es deshalb angebracht, sich selbst das Vertrauen zu entziehen? Die Sendung spürt dieser Frage nach. Viele Fehler und Unzulänglichkeiten können einen evolutionären Sinn oder zumindest eine evolutionäre Erklärung haben. Wie viel Selbstkritik und Selbsterkenntnis ist also gut? Sind sie der Schlüssel zum richtigen, guten Leben, oder lähmen sie und machen unglücklich? Und was könnte eine Weigerung, sich mit der eigenen Beschränktheit auseinanderzusetzen, vielleicht auch für andere bedeuten? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 18.09.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 19.08.2022 arte.tv Sind wir im Schwarm intelligenter?
Folge 46 (25 Min.)Schwärme sind ein rätselhaftes Phänomen: Sie bestehen aus unzähligen Individuen, die anscheinend alle genau wissen, wo es langgeht. Und das ohne Leittier. Zusammen treffen sie gute Entscheidungen, sind erfolgreich und das Ganze sieht auch noch schön aus. Egal ob Bienenstock, Ameisenbau, am Himmel oder im Meer; wir Menschen könnten von diesen Wesen lernen. Denn in der Masse sind wir oft nicht so schlau. Stichworte: Lynchmob, Stau, Massenpanik. Ein guter Grund also, zu erforschen, nach welchen Regeln Schwärme funktionieren. Vielleicht hilft uns das, in der Masse intelligenter zu handeln. Oder wir können diese Regeln auf Roboterschwärme übertragen, die uns dann Arbeit abnehmen. Alles nur Science Fiction? In großen Logistikzentren ist das bereits Realität.
Da transportieren Schwarmroboter kostengünstig Pakete und Waren. Die Forschung arbeitet an Baurobotern, die selbständig Häuser und Brücken errichten. „Die Ordnungen und Muster der Schwärme wiederholen sich in der Natur auf vielen Ebenen und haben sich im Laufe der Evolution durchgesetzt“, sagt Dirk Brockmann, Physiker an der Humboldt-Universität zu Berlin und Wissenschaftler am Robert Koch-Institut. Sind sie ein Ansatz, um Krisen, Verschwörungstheorien oder die Ausbreitung von Pandemien zu bekämpfen? „Ich glaube“, so Brockmann, „man kann aus dem Schwarmverhalten in natürlichen Systemen oder aus natürlichen Netzwerken sehr viel darüber lernen, wie man stabile und robuste Systeme auch gesellschaftlich etablieren kann.“ (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 25.09.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 26.08.2022 arte.tv Finden wir die Weltformel?
Folge 47 (27 Min.)Wir schienen auf einem guten Weg. Wir hatten die Theorien der klassischen Physik, mit denen wir verstanden haben, welche Gesetze in der Natur herrschen. Doch dann entdeckten Physikerinnen und Physiker eine völlig neue Welt, in der auf einmal nichts mehr so war, wie sie es kannten: die Quantenwelt. Auch wenn wir sie bis heute nicht wirklich verstehen – eine Welt ohne die Quantenmechanik wäre eine andere. Wir hätten weder Computer noch LEDs oder Laser. Doch für die Suche nach der Theorie von Allem ist die Quantenwelt ein großes Problem. Wir müssen zwei Welten zusammenbringen, die völlig unterschiedlich sind. Die größten Probleme bereitet die Gravitation.
Sie gilt in unserer erfahrbaren Welt, ist groß und mächtig. Doch sie hat keine Quanteneigenschaften. Manche Forscher glauben, dass die Gravitation noch nicht einmal eine Kraft ist. Das wäre schlecht, denn dann würden wir nie die Weltformel finden. Noch allerdings besteht Hoffnung. Forscher weltweit nehmen sich der Gravitation an und versuchen durch aufwendige Experimente und verblüffende Berechnungen herauszufinden, ob auch die Gravitation Quanteneigenschaften hat. Davon jedenfalls ist nicht nur einer der Begründer der Schleifenquantengravitation überzeugt, der Physiker Carlo Rovelli. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 02.10.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 02.09.2022 arte.tv Können wir aus Scheiße Gold machen?
Folge 48 (23 Min.)Bild: Curiosity TVDie Menschheit hofft auf einen Sensationsfund. Seitdem wir es geschafft haben, Wind und Sonne in Energie umzuwandeln, erwarten wir den nächsten großen Clou. Einen Schatz, der nur noch entdeckt werden muss. Dass wir diesen ausgerechnet in unseren Fäkalien finden könnten, klingt dabei wohl erst einmal sehr weit hergeholt. Wir übersehen ihr wahres Potenzial. Für die heutige Medizin ist die Forschung an unserem Stuhl essenziell. Dank ihm erhalten die Immunologen und Ernährungswissenschaftler Botschaften aus dem geheimnisvollen Innersten unseres Körpers.
Ärzte wie der Gastroenterologe Harry Sokol in Paris gehen sogar einen Schritt weiter und nutzen die heilenden Fähigkeiten unseres Stuhls. Aber unsere Fäkalien gewähren uns noch andere Zugänge in uns selbst. Anhand uralter Kotfunde aus der Vergangenheit können wir in unserer Evolutionsgeschichte zurückreisen. Der Paläogenetiker Alexander Hübner erklärt, wie uns die Kotproben unserer Vorfahren die Möglichkeit bieten, verschiedene Dinge des Alltags des Menschen zu erklären, von dem wir andernfalls überhaupt nichts wissen würden.
Heutzutage lesen Umweltingenieure wie Susanne Lackner an der TU Darmstadt aus unserem Abwasser wichtige Informationen über die kritischen Momente unseres zivilisatorischen Lebens heraus. Denn durch die Zusammenkunft unserer Fäkalien in den Kläranlagen können sie auch Pandemien früh erkennen. Unser Kot bietet uns also mannigfaltige Wissensschätze. Aber tatsächlich steckt auch echtes wirtschaftliches Potenzial in unseren Exkrementen. Können wir Scheiße also vielleicht doch noch zu Gold machen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 09.10.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 09.09.2022 arte.tv Bist Du psychopathisch?
Folge 49 (24 Min.)Ted Bundy wirkte nach außen charmant und einnehmend. In Wirklichkeit entführte und tötete er viele junge Frauen in den USA. Bundy war ein Psychopath. Wir glauben, dass Menschen wie er Einzelfälle sind. Dabei kennt fast jeder einen Menschen mit psychopathischen Eigenschaften. Denn ein bis zwei Prozent der Bevölkerung gelten als psychopathisch. Doch die wenigsten werden zu Serienmördern. Wie können wir die gefährlichen von den ungefährlichen Psychopathen unterscheiden und uns schützen? Die amerikanische Psychologin Abigail Marsh wuchs in der Nähe von Ted Bundys Elternhaus auf und erforscht inzwischen, warum aus auffälligen Jugendlichen in einigen Fällen Psychopathen werden und aus anderen nicht. Psychopathie ist eine komplexe Persönlichkeitsstörung, über deren Ursachen die Forscher bisher wenig wissen.
Immerhin hilft die Psychopathie-Checkliste, sie zu identifizieren. Der amerikanische Neurowissenschaftler James Fallon fertigte in den 1980er-Jahren Hirnscans von psychopathischen Straftätern an und stellte bald ein Muster fest: Ihre Hirnstruktur verrät sie. Und was ist mit denen, die nie straffällig werden? Martin Rettenberger, Kriminologe aus Wiesbaden, beschäftigt sich mit den sogenannten „erfolgreichen“ Psychopathen, die normal leben. Eine davon ist die amerikanische Anwältin M. E. Thomas, die nach ihrer Diagnose als Psychopathin eine Therapie machte und seitdem ein stabiles soziales und berufliches Leben führt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 16.10.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 16.09.2022 arte.tv Was macht Wellen zu Monstern?
Folge 50 (26 Min.)Jahrhundertelang hielten viele Menschen Monsterwellen für Seemannsgarn. Erst seit 1995 ist es wissenschaftlich gesichert, dass sie existieren. Auf der Gasförderplattform Draupner in der Nordsee konnte ein Laser eine fast 26 Meter hohe Welle aufzeichnen. Laut der damals gängigen Wellenmodelle war das unmöglich. Quasi durch Zufall veränderte diese Welle die Forschung für immer. Drei Theorien haben Forschende über die Entstehung der Freak Waves im Blick. Als erstes kam das Strömungsmodell auf: Durch entgegengesetzte Strömungen nimmt die Wellenlänge ab, die Wellen werden zusammengedrückt – und türmen sich zur Riesenwelle auf.
Allerdings entstehen Monsterwellen auch in Regionen ohne starke Strömungen. Wissenschaftler beschreiben deshalb einen zweiten Effekt: die Superposition. Bei diesem linearen Vorgang holen schnellere, längere Wellen kurze, langsamere Welle ein. Sie überlagern sich und bilden so Monsterwellen. Doch an einigen Orten tauchen Monsterwellen häufiger auf, als durch die lineare Theorie erklärbar ist.
Deshalb wird seit einigen Jahren eine dritte Entstehungstheorie diskutiert: Bei der nichtlinearen Modulationsinstabilität wächst eine Welle durch einen hochkomplexen Energie-„Diebstahl“ zu einer Monsterwelle heran. Gestritten wird, ob es die linearen oder nichtlinearen Effekte sind, die Monsterwellen auf dem offenen Meer entstehen lassen. Diese Frage ist elementar für die Schifffahrt: Denn je nichtlinearer es auf den Meeren zugeht, desto größer und gefährlicher sind Monsterwellen! (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 23.10.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 23.09.2022 arte.tv Brauchen wir Wirtschaftswachstum?
Folge 51 (29 Min.)Es ist seltsam: Wir leben im Widerspruch. Die meisten Regierungen der Welt versprechen Wohlstand durch Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig führt Wachstum zu Klimakrise, Artensterben, Abholzung und acht Millionen Toten im Jahr wegen Umweltschäden. Die Schäden kamen schon kurz nach Beginn des Phänomens auf. Ab den 50er Jahren wächst die Wirtschaft, ab den 60ern wächst aber auch der Müll, Flüsse sind vergiftet, in Industriegebieten verstaubt die Sonne. 1972 veröffentlicht der Club of Rome die Studie „Die Grenzen des Wachstums“.
„Wenn wir das Wachstum nicht mit eigenen Maßnahmen verlangsamen, wird die Natur das für uns tun“, erklärt Autor Dennis Meadows. Unser Fokus auf Wirtschaftswachstum, also einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, ignoriert die Kosten an Natur und Mensch. So stieg bei der Ölpest im Golf von Mexiko das Bruttoinlandsprodukt der USA wegen der Reinigungskosten, doch Mensch und Natur erlitten Schäden. Das Bruttoinlandsprodukt misst außerdem nur bezahlte Arbeit, keine unbezahlte wie Hausarbeit, Familienarbeit, Ehrenamt oder Selbstversorgung.
Ob es uns gut geht, wir genug haben, alles gut teilen – darüber sagt das Bruttoinlandsprodukt nichts aus. Wie kommen wir aus dem Dilemma heraus? Unsere staatlichen Einnahmen hängen aktuell vom Wirtschaftswachstum ab. „Wenn das einbricht, sind Jobs gefährdet, Steuereinnahmen, Sozialversicherung“, erklärt Ökonomin Irmi Seidl, und grünes Wachstum ist laut Studien gescheitert, weil auch mit neuen Technologien der Ressourcenverbrauch steigt. Müssen wir also alles mal runterfahren – und geht das weltweit? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 30.10.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 30.09.2022 arte.tv Verspielen wir unser Leben?
Folge 52 (24 Min.)Wieso spielt der Mensch? Diese Frage stellt sich heutzutage ebenso wie in der Steinzeit. Da Spielen scheinbar dem Vergnügen dient, erschließt sich auf den ersten Blick kein evolutionärer Nutzen. Hinter dem Spielen steckt aber viel mehr als Zeitvertreib. Jäger und Sammler mussten sich Fähigkeiten aneignen, ihre Umgebung kennenlernen – all das geschah spielerisch. So wie Kleinkinder im Sand wühlen oder Gegenstände in den Mund stecken, hat der frühe Mensch durch „exploratives Spiel“ wichtige Entwicklungsschritte vollzogen. Mit dem Entstehen der ersten Hochkulturen vor 5.000 Jahren tauchten Brettspiele auf.
Die Menschen erschufen sich durch fiktive Ordnungen und Regeln nicht nur Staaten oder Währungen, sondern auch Spiele. So entstanden später Schach als Kriegs- oder Monopoly als Kapitalismusspiel. Mittlerweile nutzen sowohl Unternehmen als auch Bildungseinrichtungen das Potenzial der Spiele für ihre Zwecke. Die Emotionen, die in Spielenden freigesetzt werden, sollen der Produktivität dienen, die sogenannte „Gamification“ ist auf dem Vormarsch. Vor allem in Schulen ist die Hoffnung groß, mit Spielen starre Prozesse auflösen und gleichzeitig verbesserte Lerneffekte erzielen zu können.
Allerdings ist die Wirkungsweise von der „Gamification“ umstritten. Außerdem wächst nicht nur die Zahl der Spielenden, sondern auch der Spielsüchtigen. Seit die WHO 2022 „Gaming Disorder“ als Krankheit anerkannt hat, diskutieren Forschende über den richtigen Umgang mit Spielen. Spiele sind also einerseits ein „Urphänomen des Lebens“, wie es der Ludologe (Spielwissenschaftler) Jens Junge formuliert, aber eben auch eine Gefahr. Die entscheidende Frage ist: Wie viel Spielen ist gesund? Und ab wann überschreiten wir die Grenze? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 06.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 06.11.2022 arte.tv Warum haben wir Grenzen?
Folge 53 (28 Min.)Die Grenzen austesten und sich im Laufen, Springen, Werfen mit anderen zu messen ist ein Urzeitprogramm, das dem Homo sapiens dabei half, zu jagen, zu kämpfen, zu flüchten. Kurzum – zu überleben. Obwohl wir dieses „Programm“ mit unseren Autos, Aufzügen und Rolltreppen eigentlich nicht mehr brauchen, ist die Faszination der absoluten Leistungsgrenzen geblieben. Wobei die meisten von uns sich die Grenzerfahrung am liebsten von der Zuschauertribüne oder Couch aus ansehen – daran hat sich seit dem Circus Maximus in Rom nichts geändert.
Die modernen Gladiatoren sind Leistungssportlerinnen und Leistungssportler, die versuchen, die Grenzen des Körpers immer noch ein Stückchen mehr zu verschieben. Um neue Bestmarken zu erreichen, steht den Athleten ein Heer von Expertinnen und Experten zur Verfügung. Biomechaniker wie Jan Goldmann oder der Weitsprung-Bundestrainer Ulrich Knapp versuchen, die Mensch-Maschine zu optimieren: Aus welchem Körperteil könnte man noch ein paar Zehntelsekunden oder ein paar Zentimeter herausholen? Der Sportwissenschaftler Wilhelm Bloch untersucht, wie Doping die Grenzen verschieben kann.
Aber trotz aller legalen und illegalen Optimierungen gibt es in den letzten Jahren immer seltener neue Weltrekorde. Woran liegt das und warum läuft ein Gepard dreimal so schnell wie Usain Bolt? Warum hüpft ein Floh das 200-fache seiner Körperlänge? Könnten wir uns da nicht etwas abgucken? Theoretisch könnte der Mensch mit Gentechnik seine Grenzen ausweiten, meint Molekularbiologin Barbara Wessner. Doch das wäre ein unmenschliches Experiment mit unabsehbaren Folgen … (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 13.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 14.10.2022 arte.tv Wo ist die perfekte Energie?
Folge 54 (26 Min.)Die Energie aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas hat unser modernes Leben erst ermöglicht; gleichzeitig schadet sie aber Klima und Umwelt. Finden wir eine Energiequelle, die genauso viel Energie liefert und trotzdem sauber und überall verfügbar ist – eine Art perfekte Energie? Was die Energiedichte betrifft, galt Atomkraft nach ihrer Entdeckung als perfekte Energiequelle. Bei der Kernspaltung reichen wenige Gramm Uran aus, um genauso viel Energie zu gewinnen wie aus der Verbrennung mehrerer Tonnen Erdöl, sagt die Atomphysikerin Emmanuelle Galichet. So groß die Vorteile der Atomenergie, so groß sind jedoch auch die Risiken – nicht zuletzt bei der Lagerung hochradioaktiven Atommülls.
Ist Solarenergie da nicht die bessere Wahl? Immerhin ist sie nahezu risikofrei, vergleichsweise umweltfreundlich und noch dazu unerschöpflich. Problem nur: Sonnenenergie in ausreichenden Mengen einzufangen ist sehr wetterabhängig. Eva Unger vom Helmholtz-Zentrum Berlin arbeitet daher an neuen Solarzellen, die mehr Sonnenlicht in Strom umwandeln sollen. Die Suche führt auch zur Geothermie: Unterhalb der Erdoberfläche ist Wärmeenergie gespeichert.
Sie stammt zum einen aus der Restwärme der Erdentstehung, zum anderen aus dem radioaktiven Zerfall von Uran im Inneren der Erde, sagt Roland Lehoucq, Forscher am französischen Forschungszentrum für Atomenergie und alternative Energien, CEA. Vielleicht schafft es ja die Forschung, eine neue Energieform nutzbar zu machen: Kernfusion. Am größten Versuchsreaktor der Welt, ITER, wird gerade gebaut. Geht es nach Markus Roth von der TU Darmstadt, sollen schon im nächsten Jahrzehnt erste Reaktoren aus der Fusion von Wasserstoffkernen Strom produzieren. Ist sie das, die perfekte Energie? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 20.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 04.11.2022 arte.tv Verschwinden die Haie aus den Meeren?
Folge 55 (25 Min.)Seit mehr als 400 Jahren schwimmen Haie schon durch unsere Ozeane. Ihr Körper ist perfekt stromlinienförmig, ihre Zähne wachsen nach, sie sind eine Erfolgsgeschichte der Evolution. Aber in den letzten 50 Jahren hat sich die Population der Haie dramatisch verkleinert. Studien gehen davon aus, dass die Zahl aller Hochseehaie und Rochen seitdem um gut 70 Prozent gesunken ist. Twan Stoffers, Fischökologe von der Uni Wageningen, hat an einer globalen Zählung von Riffhaien in der Karibik mitgewirkt und sagt: „An 20 Prozent der Riffe haben wir gar keine Haie mehr gesehen.“ Der Hauptgrund dafür: der Fischfang.
In den letzten 70 Jahren hat sich die Menge weltweit gefangener Fische mehr als vervierfacht – von 20 auf über 90 Millionen Tonnen pro Jahr. Haie werden einerseits gezielt gefangen, andererseits werden sie gerade in der Langleinenfischerei als Beifang aus dem Wasser geholt. Allein Spanien fängt jedes Jahr 78.000 Tonnen Hai. Haifleisch wird auf der ganzen Welt gegessen. Dazu kommen die Auswirkungen der globalen Klimakrise und Umweltzerstörung.
Matthias Glaubrecht, Evolutionsbiologe von der Uni Hamburg, meint, was den Haien zustößt, ist ein sichtbares Zeichen für eine weltweite Katastrophe: Wir stehen am Beginn des sechsten großen Massenaussterbens der Arten. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) geht davon aus, dass während so eines Ereignisses die Tierarten hundert- bis tausendfach schneller aussterben, als sie es durch natürliche Prozesse tun würden. Ist der Hai dem Untergang geweiht oder können wir ihn noch retten? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 27.11.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 21.11.2022 arte.tv Haben Tiere ein Ich?
Folge 56 (28 Min.)Lange war sich die Menschheit relativ einig darin: Tiere sind nicht viel mehr als biologische Maschinen. Vor allem mit den wegweisenden Arbeiten des Naturforscher Charles Darwin änderte sich diese Sichtweise allmählich: Darwin glaubte, dass Bewusstsein eine fundamentale Eigenschaft des Lebens überhaupt ist. Selbst einfache Lebewesen verfügten seiner Meinung über ein rudimentäres Innenleben aus Gefühlen und Eindrücken, das dem des Menschen gar nicht so unähnlich ist. Doch wie herausfinden, was Tiere wirklich denken und fühlen? Man kann sie ja nicht fragen, und in ihren Kopf schauen kann man auch nicht. Lange versuchten Forscher, das Problem mit dem sogenannte Spiegel-Test zu lösen: Erkennt ein Lebewesen sich selbst im Spiegel, muss es Selbstbewusstsein haben.
Schimpansen und Delphine bestehen den Spiegeltest, Hunde dagegen nicht. Heißt das, dass Hunde kein Bewusstsein haben? Heute halten viele Forscher den Spiegeltest nur für bedingt aussagekräftig, denn im Leben vieler Tiere spielt der Sehsinn keine zentrale Rolle. Um tierisches Bewusstsein besser zu verstehen, geht die Wissenschaft heute deshalb neue Wege: Wie sind Gehirne entstanden, und wo entsteht im komplizierten Geflecht der Neuronen das Bewusstsein? Verhaltensforscher testen, wie Tiere ihre Umwelt entdecken, wie sie lernen, Probleme lösen, Herausforderungen überwinden.
Schon jetzt führen diese Untersuchungen zu erstaunlichen Erkenntnissen: Bereits Fliegen könnten über ein rudimentäres Selbstbewusstsein verfügen. Das Gefühlsleben der Mäuse unterscheidet sich gar nicht so sehr von dem des Menschen. Kugelfische haben einen Sinn für Schönheit, Raben handeln zielgerichtet. Die Indizien für Bewusstsein sind vielfältig und über die gesamte Tierwelt verbreitet. Mehr und mehr zeigt sich: Denken und Sprechen sind keine Merkmale, die nur für den Menschen gelten. Der Mensch ist eben auch ein Tier – das gilt auch für das Bewusstsein. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 04.12.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 11.11.2022 arte.tv Warum verlieben wir uns?
Folge 57 (22 Min.)Zwei Person treffen aufeinander und Zack, Blitzeinschlag: Liebe! Und die beiden schweben zusammen auf Wolke sieben, bis dass der Tod sie scheidet. Nach diesem Strickmuster funktionieren bei uns im Westen unzählige Liebesgeschichten. Jedoch war das nicht immer so. Liebe ist Interpretationssache und hat ganz viel mit der Kultur und der Epoche zu tun, in der wir leben. Aber es gibt etwas, was wir alle gemeinsam haben: die Hormone. Wenn wir richtig verliebt sind, ist bei uns die Hölle los. Das Herz rast, die Hände schwitzen, der Mund wird trocken und das Gehirn schaltet auf „glücklich-unzurechnungsfähig“.
Liebe kann wie eine Droge wirken, die süchtig macht. Doch warum dieses Begehren? Nur, damit wir ein Kind in die Welt setzen? Das Kinderkriegen funktioniert auch in nüchternen Verbindungen zwischen Mann und Frau. Viele Kulturen sind überzeugt davon, dass eine arrangierte Ehe sogar eine bessere Grundlage für eine langfristige Beziehung ist als dieser Hormonrausch. Gibt es so etwas wie ein natürliches Liebesleben der Menschen? Ja, sagt der Evolutionsbiologe Thomas Junker.
Um herauszukriegen, warum wir in der Evolution so etwas wie die Liebe entwickelt haben, schaut er sich das Sozialleben von Gorillas oder Schimpansen an, die mit uns eng verwandt sind. Denn körperliche Merkmale und das Beziehungsleben sind eng gekoppelt. Sind wir in der Liebe also eher wie Schimpansen, die in größeren Gruppen zusammenleben in denen alle Weibchen mit allen Männchen Sex haben? Oder doch eher Gorillas, mit einem dominanten Männchen an der Spitze eines kleinen Harems? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 11.12.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 11.11.2022 arte.tv Was, wenn die Natur Geld kosten würde?
- Alternativtitel: Was, wenn uns die Natur Rechnungen stellt?
Folge 58 (25 Min.)„Sei vorsichtig! Das ist wertvoll!“ – solche Warnungen haben wir als Kind wohl alle gehört, wenn wir etwa den Fotoapparat des Vaters oder eine alte Vase untersuchen wollten. So haben wir gelernt, vorsichtig mit wertvollen Dingen umzugehen. Bei der Natur ist es seltsamerweise anders. Obwohl sie das Wertvollste ist, das wir haben, gehen wir Menschen nicht gut mit ihr um. Wir nutzen sie nicht nur, wir übernutzen sie. Wäre das anders, wenn die Natur und ihre Leistungen eine Art Preisschild bekämen? Wenn alle Gratisleistungen der Natur auch ökonomisch sichtbar gemacht würden? Sie liefert uns zum Beispiel Essen und Trinken, allerlei wichtige Materialien, kühlt uns ab in der Hitze, reinigt unser Trinkwasser und die Luft zum Atmen.
Kurz: Die Natur garantiert unser Überleben. Umweltökonomen sind überzeugt davon: Solange wir die Natur und ihre Leistungen nicht in unsere Bilanzen mit einbeziehen, werden wir unsere eigene Lebensgrundlage Stück für Stück weiter zerstören. Momentan rechnen wir jedenfalls falsch: Wenn das Bruttosozialprodukt steigt, sprechen wir von Wachstum. Dabei ignorieren wir das Naturkapital, das gleichzeitig alarmierend schnell gesunken ist: Innerhalb von 20 Jahren haben sich die Werte der produzierten Güter zwar verdoppelt und auch das Humankapital ist um 13 Prozent gestiegen, aber das Naturkapital ist in der gleichen Zeit um 40 Prozent gesunken: Wälder wurden abgeholzt, Meere leergefischt, Moore trockengelegt.
Umweltökonomen sagen: Wenn man das Naturkapital einberechnet hätte, wären an vielen Stellen andere Entscheidungen getroffen worden. Doch es gibt auch Kritik an dieser Idee, denn wie will man die hochkomplexe Natur korrekt beziffern? Wie will man zum Beispiel den Wert der Erholung oder der Bildung einberechnen? Und wie berücksichtigt man Kipppunkte in der Natur, wenn ein ganzes Ökosystem zu kollabieren droht? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 18.12.2022 arte Können wir unser Blut kopieren?
Folge 59 (21 Min.)Könnte man künstliches Blut erschaffen, würde das mehrere Probleme auf einen Streich lösen: den Blutmangel beheben, das Risiko einer Krankheitsübertragung verhindern und es stünde für alle Blutgruppen – auch für seltene – genug Blut zur Verfügung. Tatsächlich dachten wir schon einmal, wir hätten den Heiligen Gral gefunden. Das war in den 60er Jahren. Weltweit glaubte man zu dieser Zeit, dass ein chemischer Stoff – die Perfluorcarbone – die Lösung wäre, um den weltweiten Blutbedarf zu stillen. Bald, hieß es damals, sei künstliches Blut in jedem Krankenhaus verfügbar. Doch es war komplizierter als zunächst vermutet. „Jede Zelle im Blut hat eine eigene, notwendige Funktion. Das alles auf einmal ersetzen zu wollen, ist praktisch unmöglich“, erklärt Immunbiologin Romy Kronstein-Wiedemann von der TU Dresden.
Daher versuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler inzwischen einzelne Bestandteile des Bluts zu kopieren, zum Beispiel die Blutplättchen, die für die Blutgerinnung so wichtig sind. „Der Körper ist der beste Bioreaktor“, sagt die Mikrobiologin Constanca Ferreira de Figueiredo. Und so vermehren sich die von ihr designten Vorläuferzellen der Blutplättchen im Körper weiter. Dresdner Forscher erschaffen rote Blutkörperchen im Labor. In Frankreich wurde ein hocheffizienter Sauerstofftransporteur im Wattenmeer gefunden: ein Wurm. Liefert er womöglich die Antwort darauf, wie wir wenigstens einen Teil unseres Blutes ersetzen können? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 22.01.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 23.12.2022 arte.tv Warum hassen wir?
Folge 60 (21 Min.)Hass ist gerade in Zeiten der Corona-Pandemie in unserer Gesellschaft allgegenwärtig geworden. Was ist die wissenschaftliche Erklärung für diese destruktive Emotion?Bild: Curiosity TVSich intensiv mit Hass zu beschäftigen, ist keine besonders spaßige Angelegenheit. Aber wie bei allen unangenehmen Dingen hilft es auch hier, sich der Sache zu stellen, anstatt ihr aus dem Weg zu gehen. In der heutigen Gesellschaft ist der Hass kaum zu übersehen: Hassbotschaften gegen Politikerinnen und Politiker, Hass auf das gesellschaftliche System, auf die Coronamaßnahmen – Hass scheint allgegenwärtig zu sein. Die Emotion Hass wissenschaftlich zu ergründen, ist jedoch gar nicht so einfach. Wann lernt man im Laufe des Lebens eigentlich, zu hassen? An der Yale University nähert sich Psychologe Yarrow Dunham dem Thema, indem er Gruppendynamiken bei Kindern untersucht. Denn um irgendwann andere Menschen hassen zu können, muss man zunächst die Erfahrung machen, eine andere Gruppe als minderwertig zu empfinden.
Bei Kindern ist das erstaunlich einfach zu erreichen. Was ist das Gegenteil von Hass? Liebe, könnte man meinen. Andreas Olsson vom Karolinska Institutet in Stockholm erklärt, was Liebe und Hass trotzdem unterscheidet – und wie sich innige Liebe irgendwann in Hass verwandeln kann. Der Ort, an dem der Hass sich heute wohl am schnellsten verbreitet, ist das Internet. Gerade in den sozialen Medien hat Hatespeech Hochkonjunktur. Politikwissenschaftlerin Iris Boyer warnt, dass die allgegenwärtige Hassrede am Ende auch in realen Hass außerhalb des Netzes umschlagen kann. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 08.01.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 09.12.2022 arte.tv Können wir die Mammuts zurückholen?
Folge 61 (24 Min.)Die meisten ausgestorbenen Tierarten, wie etwa der schreckliche Pfeilgiftfrosch oder die Himalayawachtel, sind weitgehend unbekannt. Andere sind inzwischen berühmte Filmstars. Aber werden wirklich immer die Richtigen geschützt? Oder vielleicht eher die, bei denen die meisten Spenden gesammelt werden können? Viele Tiere, meist große Beutegreifer wie Tiger oder Wolf, sind wichtige Schlüsselarten und scharen ganze Ökosysteme um sich. Verschwindet so ein systemrelevantes Puzzleteil, hat das massive Auswirkungen auf andere Tierarten, die von ihnen abhängig sind.
Doch soll der Mensch wirklich Schöpfer der Natur spielen? Wo liegen die ethischen Grenzen? Was, wenn man ausgestorbene Tiere wie das Wollhaarmammut einfach wieder auf die Erde zurückholen würde? Wären diese Tiere aus dem Labor überhaupt identisch mit denen, die früher einmal die Erde beheimateten? Die „42“-Dokumentation besucht Forscherinnen und Forscher, die durch Klonen, Gen-Editing oder Rückzüchtung bedrohte Tierarten vor dem Verschwinden bewahren wollen – auch De-extinction genannt. So konnten durch aufwendige Reproduktionsmethoden im Labor bereits lebensfähige Embryonen des bedrohten Nördlichen Breitmaulnashorns erzeugt werden.
In Spanien wurde der ausgestorbene Pyrenäensteinbock geklont. Auch am Tasmanischen Tiger hat man sich versucht. US-Forscherinnen und -Forscher gehen nun aber noch viel weiter: Sie wollen schon in wenigen Jahren Mammuts, die vor 4.000 Jahren ausgestorben sind, wieder zurück auf die Erde zurückholen – mit historischer DNA, viel Start-up-Geld und der Gen-Schere CRISPR. Ausgestorbene Tiere wiederbeleben – eine völlig größenwahnsinnige Forscherfantasie oder eine neue Form des Artenschutzes? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 15.01.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 16.12.2022 arte.tv Können Robben vor Gericht ziehen?
Folge 62 (24 Min.)Wenn wir angegriffen werden, können wir vor Gericht ziehen und uns wehren. Laut dem Biologen und Philosophen Andreas Weber muss das auch für Tiere und Pflanzen möglich sein. So habe die biologische Forschung gezeigt: Tiere sind ebenso sensibel und schmerzempfindlich wie wir. Doch um der Natur Rechte zu geben, müssten wir unsere Gesetze ändern. Das ist möglich, sagt die Rechtswissenschaftlerin Saskia Stucki. Das Recht hat sich immer geändert. Auch Frauen, Schwarze und Kinder mussten sich ihre Rechte erkämpfen. Dagegen gab es erst Widerstand, heute ist es aber völlig normal. Ecuador ist das erste Land der Welt, dessen Verfassung der Natur eigene Rechte zugesteht. Dort wehrte sich erst kürzlich eine Initiative vor Gericht gegen Bergbauaktivitäten in einem Regenwald – erfolgreich.
Alberto Acosta hat an dieser Verfassung mitgearbeitet und erklärt, wie dabei moderne Rechtsvorstellungen und das traditionelle Naturverständnis der Indigenen Ecuadors miteinander verschmelzen. Die Biologin Sandra Luque warnt davor, dass ganze Ökosysteme zusammenbrechen könnten, wenn wir sie nicht besser schützen. Und die Zeit drängt, sagt Luque: Wir befinden uns in einem Massenaussterben von Arten wie zuletzt vor 66 Millionen Jahren. Und es sind wir Menschen, die dieses Aussterben verursachen. Bekäme die Natur Rechte, wäre das letztlich gut für uns. Auch wenn wir dann einige unserer Gewohnheiten ändern müssten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 29.01.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 30.12.2022 arte.tv Welche Macht haben Farben?
- Alternativtitel: Warum sind wir so farbgesteuert?
Folge 63 (29 Min.)Farben steuern unsere Aufmerksamkeit, sie wirken auf unsere Sinne und prägen damit – bewusst oder unbewusst – unsere Wahrnehmung der Welt.Bild: Curiosity ChannelWie sehr Farben uns steuern, zeigt sich schon im Alltag: So fühlt man sich in einer roten Daunenjacke oftmals wärmer angezogen als in der gleichen blauen Jacke, berichtet Modedesigner Jean-Gabriel Causse, der sich auf die Wirkung von Farben spezialisiert hat. Dass allein schon die Farbe eines Raumes unsere Konzentration, Kreativität oder sogar unsere Gesundheit verbessern kann, ist ein weiteres Indiz für die Macht der Farben. Farben steuern unsere Aufmerksamkeit, sie wirken auf unsere Sinne und prägen damit – bewusst oder unbewusst – unsere Wahrnehmung der Welt.
Für die Neurobiologin Annette Werner ist klar: Farben haben einen entscheidenden Anteil an der Entwicklung des Lebens. Dank des grünen Farbstoffs Chlorophyll konnten Bakterien und Pflanzen das Sonnenlicht einfangen und in Energie und Sauerstoff umwandeln – die Quelle, auf der unser ganzes Leben beruht. Überhaupt nutzt die Natur seit Millionen von Jahren Farbstoffe als Kommunikationsmittel. Die Farbe Rot etwa half unseren frühen Vorfahren auf Anhieb zu erkennen, ob Früchte reif und damit essbar waren.
Wie Farben uns lenken und was sie für uns bedeuten, ist einerseits evolutionär bestimmt. Andererseits fließen dabei auch unsere Erfahrungen und kulturelle Prägung mit ein. Es zeigt sich: Farbe ist weit mehr als eine bestimmte Wellenlänge des elektromagnetischen Spektrums, die in unser Auge fällt. Die Wahrnehmung und Wirkung der Farben entfaltet sich erst in unserem Gehirn, weiß Neurowissenschaftler Bevil Conway: „Es ist ihre Formbarkeit, die Farben so kraftvoll macht.“ Höchste Zeit, die Macht der Farben zu entdecken und sie sinnvoll für uns zu nutzen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere So. 05.02.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 06.01.2023 arte.tv
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