2024, Folge 1148–1165
Grenzenlose Liebe: Zwei Kulturen – eine Familie
Folge 1148 (30 Min.)Einander lieben heißt, sich zu verstehen. Eine Herausforderung! Erst recht, wenn Partnerinnen und Partner aus unterschiedlichen Kulturen stammen. Jeweils eine Person der Paare stammt aus Deutschland, der Partner/die Partnerin aus Tansania, Sri Lanka und der Türkei. Sie gewinnen viel durch andere Traditionen und Lebensformen, machen neue Erfahrungen, lernen Demut. Doch überwindet die Liebe alle Unterschiede? Janina Rehm und Merter Gölyeri lernen sich 2019 auf einer Datingplattform kennen, schon beim ersten Treffen verlieben sie sich. Ihre unterschiedliche Herkunft: kein Problem.
Für ihre Familien aber zunächst schon. Janinas Angehörige sorgen sich: Ein Türke – heißt das dann etwa Kopftuch und Hausfrau mit vielen Kindern? „So mancher in unseren Familien denkt noch sehr traditionell“, sagt Merter. Die beiden feiern eine multikulturelle Hochzeit und halten direkt schon die nächste Überraschung für ihre Angehörigen bereit: Anfang 2024 erwarten sie ihr erstes Kind. Fest steht, es soll Türkisch und Deutsch lernen – auch wenn Mama Janina selbst bislang kein Türkisch spricht. Auch Christian Kreisel, Notarzt in Marburg, muss sich Vorurteilen stellen, als er 2015 im Rahmen einer Forschungsarbeit zur Höhenkrankheit in einem Bergdorf am Kilimandscharo Irene Thadei Leony kennenlernt.
Der weiße Mann würde die Afrikanerin sicherlich für viel Geld kaufen und dann in Deutschland als Sklavin halten – davon sind Irenes Familie, Freundinnen und Nachbarinnen überzeugt. Unter Schlägen wird ihr anfangs jeglicher Kontakt zu dem Deutschen verboten. Der Marburger Arzt leistet Überzeugungsarbeit, holt Irene nach Marburg. Die beiden heiraten in einem deutschen Standesamt.
Aber es dauert, bis Christian das Vertrauen von Irenes Familie gewinnt. Schließlich bekommt er in einem traditionellen Ritual am Kilimandscharo Irene als Ehefrau zugesprochen. Jetzt würde Christian gern ein paar Jahre in Tansania als Notarzt arbeiten und dort leben. Für Irene unvorstellbar. Sie hat sich inzwischen an das Leben in Marburg gewöhnt, für sie steht fest: Ihre beiden gemeinsamen Töchter sollen in Deutschland zur Schule gehen. Vollkommen neu müssen sich Andrea Launhardt und Chandralal Premakumara orientieren.
Nach 16 gemeinsamen Jahren in Chandralals Heimat Sri Lanka können sie aufgrund der katastrophalen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse nicht länger dort leben. Im Frühjahr 2022 flüchtet Andrea mit den drei Kindern nach Brandenburg. Chandralal muss noch bis November 2023 einen Arbeitsvertrag in Sri Lanka erfüllen. Dann darf auch er nach Deutschland ziehen. Obwohl dies für Andrea eine Rückkehr in ihre alte Heimat bedeutet, müssen alle Familienmitglieder ganz von vorn anfangen. Die Kinder genießen schnell die neuen Freiheiten: draußen spielen ohne Angst vor Skorpionen, und Schule macht plötzlich Spaß.
Aber der Vater und Ehemann Chandralal muss umdenken. In Sri Lanka sind die Männer die Chefs, Frauen haben kaum etwas zu sagen. Vor allem Andreas Mutter macht sich Sorgen, ob Chandralal sich in Deutschland gut zurechtfinden wird. Ein Jahr lang begleitet „37°“ die Paare durch Höhen und Tiefen, trifft sie in Deutschland, Tansania und Sri Lanka und erfährt, wie sie es schaffen, durch ihre Liebe Grenzen zu überwinden, aber auch mit welchen Schwierigkeiten Partnerinnen und Partner aus unterschiedlichen Kulturen zu kämpfen haben. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 09.01.2024 ZDF Dienste, Druck und Dauerstress: Junge Docs in der Klinik
Folge 1149 (30 Min.)Zwischen Idealismus und Überforderung: Kurz nach dem Berufseinstieg als Ärztin oder Arzt warten schon die ersten Nachtschichten und Überstunden – und es geht häufig auch um Leben und Tod. Ein Berufsalltag voller Dramatik, Dauerstress und Konfrontation mit schlimmen Schicksalen, aber auch geprägt von Enthusiasmus und Leidenschaft. „37°“ zeigt drei frischgebackene Medizinerinnen und Mediziner bei ihrem turbulenten Einstieg in Kliniken in Ost und West. Jule hat 2022 ihr Medizinstudium in Greifswald beendet. Zurück in ihrer Heimat Schwerin beginnt die 26-jährige jetzt ihre Facharztausbildung zur Chirurgin.
Hoch motiviert und ehrgeizig startet sie in den Job, bereit, ihr Privatleben erst einmal komplett unterzuordnen, um sich in ihrer neuen Rolle zurechtzufinden. Moralische Unterstützung erhält sie von ihrer Mutter, die in derselben Abteilung als Oberärztin tätig ist. Durch sie hat Jule schon als Kind erlebt, wie bereichernd der Job sein kann, aber auch wie anstrengend und fordernd. „Ich kann mir schon vorstellen, dass ich Sachen zu dicht an mich heranlasse und dass es Fälle geben wird, an denen ich wachsen werde.
Ich bin gespannt, wie ich mit solchen Situationen umgehen werde.“ Jule will es unbedingt schaffen, aber wird sie mit der psychischen und physischen Belastung klarkommen? In nur zwei Wochen ist sie schon für ihre erste Wochenendschicht in der Notaufnahme eingeteilt. Für Julian (27) beginnt der wahrscheinlich aufregendste und gleichzeitig härteste Teil seiner Facharztausbildung zum Orthopäden und Unfallchirurgen: Die nächsten zwölf Monate verbringt er auf der Intensivstation des Uniklinikums Bergmannsheil in Bochum.
Dort sind die meisten Patientinnen und Patienten in einem kritischen Zustand. Quasi ohne Berufserfahrung müssen der junge Arzt und seine Kolleginnen und Kollegen von Anfang an funktionieren – unter Hochdruck, immer im Bewusstsein, dass falsche oder schlechte Entscheidungen dramatische Folgen haben können. „Meine größte Angst ist es, Fehler zu machen, dass ich erst mal nicht so richtig weiß, wie ich einem Patienten helfen kann, dem es akut schlechter geht.“ Kann Julian dem Druck standhalten? Wie wird er mit Todesfällen umgehen, wie mit Fehlern? Laura-Muana (24) hat sich für die Gastroenterologie der Medizinischen Hochschule Hannover entschieden.
2022 hat sie ihr letztes Examen absolviert, jetzt ist sie als Ärztin bereits auf der Station unterwegs und behandelt Patientinnen und Patienten – immer in Absprache mit den Oberärztinnen und -ärzten – aber die Verantwortung, mit Anfang 20, ist dennoch enorm. Wie werden die teils schwer kranken Patientinnen und Patienten mit der jungen Medizinerin umgehen? Unterstützung erhält Laura-Muana von ihren Kolleginnen und Kollegen, die alle denselben Sprung ins eiskalte Wasser machen müssen und wissen, wie es sich anfühlt.
Der Zusammenhalt hilft allen – gerade dann, wenn die Medizin an ihre Grenzen stößt, bei Krankheiten, für die es einfach keine Heilmethoden mehr gibt. „37°“ begleitet drei junge Docs über zehn Monate lang bei ihren ersten Schritten im Klinikalltag – mit allen Herausforderungen, Höhen und Rückschlägen, die der Job für sie bereithält. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 16.01.2024 ZDF Elisas neues Leben – Eine Leistungssportlerin gibt nicht auf
Folge 1150 (30 Min.)Elisa war Leistungssportlerin. Auf dem Sprung ins deutsche Olympiateam hatte sie 2014 einen schweren Trainingsunfall. Die 16-Jährige stürzte vom Stufenbarren: doppelter Halswirbelbruch. Fast zehn Jahre sind seit dem Unfall vergangen. Bestand am Anfang in der Familie noch Hoffnung, dass sich die Situation bessern könnte, zeigte sich schnell, dass Elisas Körperfunktionen nicht mehr zurückkehren würden. Stattdessen gab es viele Komplikationen. Die Ausnahmesportlerin – zur Bewegungslosigkeit verurteilt. In einem ersten Film folgte die Kamera Elisa ab Frühjahr 2015 auf ihrem Weg zurück ins Leben.
Wie schafft es eine vom Hals abwärts gelähmte junge Frau, ihr Leben selbstbestimmt zu führen, wo sie doch fast nichts ohne fremde Hilfe machen kann? Das ist das Thema der zweiten „37°“-Dokumentation über Elisa. Elisa gelingt es nach und nach, sich aus ihrem seelischen Tief herauszuarbeiten. Sie nimmt wieder am Schulunterricht teil, bringt sich mühsam das Schreiben aus der Schulter bei. Dennoch ist sie auf umfassende Hilfe angewiesen. Dabei ist ihre Mutter Heike für sie die wichtigste Bezugsperson. Überhaupt sind die familiären Bindungen durch den Unfall enger geworden – auch der Kontakt zu ihren beiden Schwestern.
Die Ältere, Anita, hat gerade einen Sohn bekommen. Elisa könnte auch Kinder bekommen. Aber ob sie das will, wo sie einem Baby doch nicht einmal die Flasche geben könnte? In den vergangenen Jahren hat sie viel erreicht. Nach ihrem Abitur studiert sie nun im achten Semester Psychologie an der Freien Universität in Berlin-Dahlem. Doch immer bekommt sie zu spüren, dass sie nicht ist wie die anderen. Oft lässt sich nicht einmal Blickkontakt herstellen zu den Kommilitonen. „37°“ begleitet Elisa in ihrem Alltag. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 23.01.2024 ZDF Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 31.10.2023Bock auf Ausbildung: Ohne Studium geht’s auch
Folge 1151 (30 Min.)Bewerber für Ausbildungsberufe zu finden, ist so schwierig wie noch nie. Dennoch gibt es junge Menschen, die sehr bewusst diesen Weg einschlagen. „37°“ begleitet junge Auszubildende. Eine Ausbildung scheint für viele junge Menschen nicht attraktiv zu sein: Abitur und Studium sind gesellschaftlich weit mehr anerkannt. Dass man auch mit einer Ausbildung Zukunftsperspektiven und gute Verdienstmöglichkeiten hat, zeigen drei junge Azubis. Annemarie macht eine Ausbildung zur Technischen Konfektionärin. Die 24-Jährige wohnt in Chemnitz und hat einen Realschulabschluss.
Nach einem Jahr in Australien begann sie eine Ausbildung als Hotelfachfrau in Leipzig. Wegen gesundheitlicher Probleme musste sie diese nach dem ersten Lehrjahr abbrechen. Bei einer Ausbildungsmesse wurde sie auf den Beruf der Technischen Konfektionärin aufmerksam und hat sich dafür entschieden. Sie lernt, wie aus unterschiedlichen Materialien durch Nähen, Schweißen und Kleben Produkte wie Planen, Markisen, Zelte, Traglufthallen und Sprungtücher gefertigt werden. Ihr Betrieb will sie nach der Ausbildung übernehmen.
Annemaries jüngerer Bruder studiert Jura in Dortmund, der ältere Bruder ist Berufssoldat in Augsburg. Sie kommen immer wieder bei den Eltern zusammen und sprechen dann auch über ihre berufliche Situation: schlechte Bezahlung im Handwerk, schlechte Arbeitszeiten, geringe Wertschätzung. Auch Annemarie findet, dass sie zu wenig verdient. Wenn ihr Chef langfristig nicht mehr zahlen will, sieht sie in diesem Betrieb keine Zukunft und will sich anderswo bewerben. Ihre Chancen stehen nicht schlecht, da es in ihrem Bereich viele offene Jobangebote gibt.
Der 24-jährige Mahmoud macht eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer. Er wohnt in Bochum. Mahmoud ist vor dem Krieg in Syrien geflüchtet. Eigentlich wollte er dort Abitur machen, doch das war nicht mehr möglich. Mit 17 Jahren kam er allein nach Deutschland. Dort muss er zunächst einen Hauptschulabschluss machen. Dabei war die deutsche Sprache für Mahmoud das größte Problem. Die Trennung von seiner Familie belastet ihn sehr, ein Kontakt ist nur per Telefon möglich. Für die Ausbildung zum Berufskraftfahrer hat er sich nach einem Praktikum entschieden.
Momentan fährt Mahmoud mit dem Lkw nur innerhalb von Deutschland. Wenn er seine Ausbildung beendet hat, könnte er auch Touren in die Türkei fahren und dort vielleicht seine Eltern treffen. Seine größte Angst ist, dass sein Deutsch nicht gut genug ist, um die schriftliche Prüfung zu bestehen. Er lernt viel, aber er weiß nicht, ob die Firma ihn übernehmen wird. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung will er versuchen, sich in Deutschland einbürgern zu lassen. Brendan ist 21 und wohnt in Stuttgart, war dort auf dem Gymnasium.
Doch die Krebserkrankung seiner Mutter wirft ihn aus der Bahn. Er bekam Depressionen und eine Angststörung, beendete die Schule nach der 9. Klasse mit dem Hauptschulabschluss. Unter den Angeboten des Jobcenters war die Ausbildung zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft: Dafür hat er sich entschieden und mit 19 die Ausbildung begonnen. Seine Mutter (55), die mittlerweile nach einer zweiten Krebserkrankung wieder genesen ist, unterstützt ihn. Brendan wohnt bei ihr, und die Verbindung ist sehr eng.
Seine Mutter ist Hebamme und Krankenschwester – kann aber aufgrund der beiden Krebserkrankungen nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten. Der Kontakt zum Vater existiert nicht mehr. Brendan sagt, dass er seinen Beruf liebt. Seine Arbeit sei vielseitig, und er habe viel Verantwortung. Als Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft ist Brendan verantwortlich für die Annahme, Sortierung, Analyse und Verwertung von Abfällen – und eben kein Müllwerker, wie viele denken. Nach der Ausbildung will er noch den Meister machen. Dass er in seinem Betrieb übernommen wird, ist relativ sicher. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 06.02.2024 ZDF Die Farbe meiner Haut: Alltagsrassismus in Deutschland
Folge 1152 (30 Min.)Jeden Tag machen Menschen rassistische Erfahrungen. „37°“ zeigt, wie Alltagsrassismus das Leben von drei unterschiedlichen Menschen bestimmt, die nur eines gemeinsam haben: ihre Hautfarbe. Jessica, Cedric und Jérome werden als schwarz wahrgenommen. Sie erfahren oft ähnliche Dinge: rassistische Beleidigungen, die von Weißen ausgesprochen, aber oftmals von diesen gar nicht bemerkt werden. Dieser Alltagsrassismus zeigt sich in allen Lebensbereichen. Der 51-jährige Jérome arbeitet für die Mainzer Verkehrsbetriebe.
Wenn er seinen Bus durch Mainz lenkt, kann es passieren, dass Menschen einsteigen, ihn sehen und wieder aussteigen. Jérome lebt seit 2001 in Deutschland. Er versucht, all die rassistischen Gemeinheiten zu überhören, die ihm täglich bei der Arbeit widerfahren. Auch mit dem N-Wort wird er ständig beschimpft. Jérome lässt diese Beleidigungen über sich ergehen. Er will nicht aggressiv werden, sondern nur friedlich hier leben. Er wird in den Mainzer Verkehrsbetrieben sehr gern gesehen, auch wegen des Fachkräftemangels.
Seinen Job würde Jérome sehr mögen, wären da nicht die regelmäßigen rassistischen Beleidigungen, denen er als Busfahrer nicht entkommt. Wehren kann er sich nur schwer. Er soll sich deeskalierend verhalten, so die Ansage seines Arbeitgebers. Cedric ist 32 Jahre alt. Er ist in Deutschland als Sohn kamerunischer Eltern aufgewachsen. Cedric ist beruflich sehr erfolgreich, aber er weiß, dass sein sozialer Status ihn nicht vor Diskriminierung schützt. Cedric arbeitet als Manager bei SAP in Berlin.
Dort ist es sehr international, und er fühlt sich wohl – doch selbst auf dem Weg zur Arbeit durch die Berliner Innenstadt meidet er die Öffentlichkeit. Er fährt mit seinem Firmenwagen von Garage zu Garage. In seiner Ursprungsfamilie konnte Cedric nie über Rassismus sprechen. Es war ein Tabuthema, obwohl alle vier Geschwister und besonders die Eltern davon betroffen waren. Cedric will seine Geschwister zu sich einladen, weil er genau darüber mit ihnen sprechen will.
Er will wissen, ob sie nicht auch rassistische Erfahrungen gemacht haben und warum darüber nie gesprochen wurde. Die 40-jährige Jessica ist mit ihren zwei Kindern auf einem Spielplatz in Berlin-Pankow. Sie werden von einem vierjährigen Jungen mit den Worten „ich hasse braune Haut“ angeschrien. Seit sie auf der Welt ist, erlebt sie fast täglich diese Demütigungen. Kaum ein weißer Mensch kann sich vorstellen, was das heißt. Deshalb hat sich die Psychologin auf Menschen spezialisiert, die aufgrund von Rassismus-Erfahrungen Therapie brauchen.
Eine Klientin, ebenfalls Afrodeutsche, hat kürzlich ihren Freund durch Suizid verloren. Jessica sagt, dass es keine Statistiken dazu gebe, wie viele schwarze Menschen sich in Deutschland das Leben nehmen. Ihr Vater überlegt, zurück in seine Heimat Nigeria zu gehen. Doch Jessica kann nicht irgendwohin zurückgehen. Sie ist Deutsche und hat eine deutsche Familie. Sie mag Deutschland. Jessica und ihr Mann Peter hoffen, dass Deutschland sensibler wird, was den alltäglichen Rassismus angeht. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 20.02.2024 ZDF Vererbte Armut: Kindheit mit wenig Geld
Folge 1153 (30 Min.)Rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland ist von Armut bedroht. Jeder Schritt nach vorn ist ein Kraftakt: Viele schaffen ihren Alltag nur, wenn sie Hilfe bekommen. Kein Geld für Klamotten, Hobbys, Urlaub oder Nachhilfe: Arme Kinder stoßen überall auf Probleme und stehen häufig unter Stress. Luisa, Angie, Hector und Davin wollen alles für eine Zukunft ohne Geldnot tun. „37°“ begleitet den anstrengenden Alltag dreier Familien. Luisa (16) und Angie (18) wurden früh in ihrem Leben mit Armut konfrontiert. Als die Schwestern fünf und sieben Jahre alt sind, ziehen sie mit ihrer Mutter in eine Berliner Unterkunft für Wohnungslose.
Inzwischen wohnen sie in einer Dreizimmerwohnung, ihre Mutter Silvana (37) hat zwei Jobs, aber keine Berufsausbildung. Das Geld am Monatsende ist immer noch knapp. Angie möchte nach der Schule eine Ausbildung machen. „Ich denke, ich kann was ändern, wenn ich meinen Job durchziehe.“ Die Geschwister wollen endlich raus aus der Armut, doch stoßen dabei immer wieder an Grenzen. „Manchmal sitz’ ich in meinem Bett und denke, wie wäre es, wenn es anders wäre, wenn mein Leben nicht so stressig wäre, was das Geld angeht.
Es ist viel zu stressig, um sich auf irgendetwas zu fokussieren“, so Luisa. Davin ist erst acht Jahre alt. Zusammen mit vier Geschwistern und seiner alleinerziehenden Mutter wohnt er in Duisburg-Neumühl. Seine Mutter Silja (43) hadert oft mit sich und der Situation. „Das tut mir im Herzen weh, denen sagen zu müssen: ‚Nein, wir können jetzt nicht eine Pizza bestellen‘, zum Beispiel. Dafür gehe ich für zwei, drei Tage einkaufen.“ Trotz Siljas Vollzeitstelle ist die Familie auf Wohngeld angewiesen. Siljas Probleme sind keine Seltenheit, tatsächlich kommen vier von zehn der armutsgefährdeten Kinder und Jugendlichen aus Familien mit alleinerziehendem Elternteil.
Ein zusätzliches Risiko: Armut kann sich verfestigen und wird dann häufig an die nächste Generation weitergegeben. Der zwölfjährige Hector wohnt mit seiner Familie im Duisburger Stadtteil Obermarxloh. Er, seine vier Geschwister und seine Mutter Mary (37) leben von Bürgergeld. Die Familie kam 2016 aus Nigeria nach Deutschland, seitdem müssen Mary und ihre Söhne Hector und Jed-David alle zwei bis drei Jahre ihre Aufenthaltserlaubnis verlängern lassen. Mary möchte, dass ihre Kinder eines Tages der Armut entkommen.
„Ich konnte meine Ausbildung nicht beenden – sie müssen fleißig lernen.“ Ihrem Sohn Hector ist es unangenehm, kein Geld zu haben. „Immer, wenn ich zum Fußballtraining gehe, dann sehe ich Leute mit besseren Schuhen, und ich habe Schuhe mit Löchern.“ „37°“ begleitet Luisa, Angie, Hector, Davin und ihre Geschwister in ihrem Alltag mit wenig Geld. Alle verfolgen ein Ziel: Sie wollen einen Schulabschluss und eine Ausbildung, sie möchten nicht ständig aufs Geld achten müssen. Der Film zeigt, wie wichtig und gleichzeitig mühsam es für diese Kinder und Jugendlichen ist, sich aus der Armutsspirale zu befreien. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 27.02.2024 ZDF Burnout auf dem Bauernhof: Landwirte kämpfen gegen ihre Depression
Folge 1154 (30 Min.)Landwirte gehören zu den am häufigsten von Depression betroffenen Berufsgruppen. „37°“ begleitet zwei Bauern, die über die Gründe und das Leben mit der Krankheit sprechen. Fast jeder vierte Landwirt zeigt für eine Depression typische Symptome. Dreimal so viel wie im Rest der Bevölkerung. Zu den Auslösern gehören finanzielle Sorgen, Druck durch behördliche Auflagen sowie der schlechte Ruf des Bauern. Christoph Rothhaupt aus Lebenhan in Bayern steht heute in einem leeren Kuhstall. Vor ein paar Jahren gab es dort noch rund 75 Rinder.
„Der Tag, an dem die Tiere gegangen sind, war nach der Beerdigung meines Vaters einer der schlimmsten Tage“, sagt er. Doch für Christoph war das Weggeben der Tiere die einzige Möglichkeit, um aus dem tiefsten Punkt seiner Depression herauszukommen. Früher hat Christoph mit seinem Vater zusammengearbeitet. Nach dessen Tod musste er die Aufgaben auf dem Hof allein stemmen. Er stürzte sich in die Arbeit, oft bis spät in die Nacht. Ruhetage gab es keine.
Seine Frau und sein kleiner Sohn bekamen ihn selten zu sehen, Christoph hat sich abgekapselt, sprach kaum über seine Sorgen. Erst als Suizidgedanken in sein Leben kamen, begriff er, dass er so nicht weitermachen kann. Er rief eine Krisenhotline an und bekam Hilfe. Nach einer langen Zeit der Therapie hat der ehemalige Milchviehbauer einiges in seinem Leben umgestellt: Um weniger Verantwortung für Tiere zu haben, hat er alle Rinder abgeschafft und ist auf Gemüseanbau umgeschwenkt. Damit die Arbeit nicht nur auf seinen Schultern lastet, hat er sich mit zwei weiteren Gemüsebauern zusammengeschlossen.
Inzwischen hat sich Christoph Inseln der Freizeit geschaffen. Die verbringt er meistens gemeinsam mit seiner Familie. „Viele Menschen stehlen sich aus dem Leben, weil sie denken, sie passen nicht mehr hierher“, sagt Christoph. „Für mich ist das noch ein harter Punkt, weil ich dann meine Familie im Stich gelassen hätte und meinen Schmerz einfach weitergegeben hätte an meinen damals dreijährigen Sohn und meine Frau.“ Seine Frau Marina ist froh, dass ihr Mann noch am Leben ist, jedoch weiß sie, dass jederzeit eine neue Krise kommen kann: „Ich glaube, dass keiner, der mal Depression, Burn-out und Suizidversuch hinter sich hat, sagen kann, dass er je wieder davon geheilt ist.“ Auch Christian Kau vom Stockbornerhof in Rheinland-Pfalz kämpft gegen seine Depression.
Der 38-Jährige ist in der Landwirtschaft aufgewachsen, hat nie etwas anderes gemacht und kann sich ein Leben ohne Tiere im Stall kaum vorstellen.
Doch die Abhängigkeit vom Wetter, das die Ernte auf einen Schlag vernichten und die finanzielle Situation drastisch verschlechtern kann, hat ihn schon immer belastet. Dann kam noch eine Knieverletzung dazu, und die Sorgen wurden immer größer. „Es ist eine Spirale, die sich nach unten dreht“, so beschreibt er seine Krankheit. 2009 bekam er die Diagnose. Es folgten mehrere Klinikaufenthalte, danach nahm er jahrelang Medikamente. Jetzt versucht er, wieder ohne auszukommen.
Seine Frau Tanja ist immer an seiner Seite, unterstützt ihn, wo es geht. Sie spürt als Erste, wenn sich sein mentaler Zustand wieder verschlechtert. Deshalb haben sie eine Abmachung: Tanja sagt, wenn Christian sich Hilfe suchen muss. Gemeinsam wollen sie es schaffen, den Hof weiterzuführen – trotz Depression. „37°“ begleitet die beiden Landwirte mit ihren Familien auf den Höfen und zeigt dabei ein Leben voller Leidenschaft für die Arbeit, das zeitweise am seidenen Faden hängt, wenn die Bauern auf ein Burn-out zusteuern. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 05.03.2024 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 01.03.2024 ZDFmediathek Trans – Drei Generationen, eine Reise
Folge 1155 (30 Min.)„37°“ erzählt die Geschichten von drei Transmenschen aus drei Generationen. Was bewegt sie, wie wollen sie leben? Und wie offen gehen sie mit ihrem trans sein in der Gesellschaft um? Sophie, 32, entscheidet sich für die medizinische Geschlechtsangleichung, Luca, 16, wusste schon als Kind, dass er ein Junge ist, geboren im Körper eines Mädchens. Und die 69-jährige Nora engagiert sich für die Rechte von Transmenschen. Geboren im Körper eines Jungen, merkt Sophie (32) schon von klein auf, dass mit ihr etwas nicht stimmt. In der Pubertät nehmen ihre Probleme mit der eigenen Identität noch einmal zu.
Doch erst nach dem Auszug von zu Hause entscheidet sie sich, zukünftig als Sophie leben zu wollen. Mit Mitte 20 beginnt die junge Transfrau, die als Kassiererin bei einem Discounter arbeitet, mit einer Hormontherapie. Von nun an ändert sich auch ihr Äußeres stetig: Gesichtszüge und Körperbau werden zunehmend weiblicher. Trotzdem ist Sophie unglücklich. Denn zum Frau sein gehört für sie eine medizinische Geschlechtsangleichung. Im Alter von 30 Jahren ist es so weit, und sie kann sich am Universitätsklinikum in Essen der langersehnten Operation unterziehen.
Geschlechtsangleichende Operationen nehmen seit Jahren kontinuierlich zu. 2021 unterzogen sich 2598 Menschen in Deutschland einem solchen medizinischen Eingriff. Sophie hofft darauf, dass sie ihre eigene Transidentität nach der OP hinter sich lassen kann. „Für mich gibt es dann das Wort ‚Transgender‘ oder ‚Transe‘ nicht mehr.“ Luca (16) wusste schon in der Grundschule, dass er ein Junge ist – der im Körper eines Mädchens geboren wurde. Nach vielen Gesprächen mit Psychologen unterstützt seine Familie seine neue Identität.
Luca bekommt Hormonblocker, die verhindern, dass die weibliche Pubertät einsetzt. Damit seine Stimme tiefer und sein Körper männlicher wird, muss er ein Leben lang täglich ein Testosteron-Gel auftragen. Immer wenn Luca sich als Trans outet, merkt er: „Das trans sein ist nicht wirklich akzeptiert in der Gesellschaft. Man wird noch ziemlich oft heruntergemacht dafür.“ „37°“ hat den passionierten Eishockeyspieler schon 2019 für einen ersten Film mit der Kamera begleitet. 2023 ist er wieder auf dem Weg zu dem Endokrinologen Dr. Wüsthof in Hamburg, der sich auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert hat.
Luca möchte sich bei dem Hormonspezialisten über die geschlechtsangleichenden Operationen informieren. Wie wird er sich entscheiden? Nora (69) sieht die stetige Zunahme geschlechtsangleichender Operationen in Deutschland kritisch. Auch wenn Nora sich seit Jahren aktiv für die Rechte von Transmenschen einsetzt, glaubt sie nicht, dass diese medizinischen Eingriffe die endgültige Lösung bei der Suche nach der eigenen Identität darstellen können.
Als sie selbst Anfang der 70er-Jahre in Westberlin ihre eigene Transidentität entdeckt, erlebt sie gesellschaftliche Stigmatisierung. So kann sie ihrer Tätigkeit in einem Buchladen nicht weiter nachgehen. Wie viele Betroffene damals, arbeitet Nora von nun an nachts. Sie findet eine Stelle als Garderobiere im legendären Travestiecabaret „Chez Romy Haag“. Sorgen macht ihr heute die zunehmende Hetze gegen Transmenschen im Internet. „Was dort verbal passiert, das setzt sich am Ende auf der Straße fort. Dort wird es dann zu tätlicher Gewalt. Und Transmenschen sind davon ganz besonders betroffen.“ (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 19.03.2024 ZDF Verbündete im Leben – Großeltern und Enkel
Folge 1156 (30 Min.)In Deutschland wohnt ein Drittel der über 65-Jährigen allein, 20 Prozent leiden an Altersdepression. Die Mehrheit pflegt regelmäßigen oder zumindest sporadischen Kontakt zu ihren Familien. Viele Großeltern sehen ihre Enkel aufwachsen und geben ihr Wissen an sie weiter. Das verleiht ihrem Leben Sinn. Die Wissenschaft spricht von Generativität. Das beugt der Einsamkeit im Alter vor. „37°“ begleitet drei besondere Großeltern-Enkel Beziehungen im Alltag. Ingeborg (80) und ihre Enkelin Angelique (32) teilen eine gemeinsame Leidenschaft: das Kochen.
Wie 1,58 Millionen Deutsche ernähren sie sich seit wenigen Jahren vegan. Die Influencerin Angelique hat sich dazu entschlossen, ihre Ernährung umzustellen. Ihre Großmutter war anfänglich skeptisch, ließ sich dann aber überzeugen, und die beiden fingen an, sich mit veganen Alternativen zu Fleisch und Eiern auseinanderzusetzen. Ingeborg erinnerte sich an die Nachkriegszeit und ließ sich von Gerichten ihrer Mutter inspirieren. Im September 2022 veröffentlichten Ingeborg und Angelique ihr eigenes Kochbuch „Omi, ich bin jetzt vegan!“, mit 72 selbst entwickelten Rezepten.
Auf der weltweit größten Messe für Computer- und Videospiele, der GamesCom in Köln, liegt das Durchschnittsalter bei 38. Da tanzt der 90-jährige Hans-Joachim aus der Reihe: Der aus Bergisch-Gladbach stammende Rentner ist Gamer und hat einen eigenen YouTube- und TikTok-Kanal, mit 300.000 Followern und mit bis zu 2,7 Millionen Klicks. Bei YouTube ist er unter dem Namen „Propa“ bekannt. Auf die Idee hat ihn sein Enkel Niklas (22) gebracht.
2015 fing dieser an, seinen Großvater beim Zocken zu filmen und die Videos ins Netz zu stellen. Seither testet Hans-Joachim die neuesten Videospiele, kocht und rappt sogar. Niklas genießt es, Zeit mit seinem Großvater zu verbringen und bewundert ihn für seine Aufgeschlossenheit und Neugier. Eine traditionelle Weberei in Stephanskirchen, ein Drei-Generationen-Betrieb in Oberbayern. Vater Alfred (57), Großvater Erwin (85) und Enkel Johannes (26) arbeiten hier jeden Tag zusammen, Hand in Hand weben sie Teppiche.
Johannes, gelernter Industriemechaniker, ist auch für die Instandhaltung und stetige Verbesserung der fünf, zum Teil 120 Jahre alten, Webstühle zuständig. Großvater Erwin freut sich, dass sein Enkel frischen Wind in den Laden bringt und seine Leidenschaft fürs Tüfteln und Reparieren teilt. Die beiden haben seit Johannes’ Kindheit eine sehr enge Verbindung und verbringen auch abseits der Weberei viel Zeit zusammen. „37°“ zeigt, warum der Generationenaustausch für Großeltern und ihre Enkel wertvoll und bereichernd sein kann. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 26.03.2024 ZDF Eingebürgert: Auf dem Weg zum deutschen Pass
Folge 1157 (30 Min.)Rekordverdächtige 165.000 Menschen wurden im Jahr 2023 eingebürgert. Das kürzlich beschlossene neue Staatsangehörigkeitsgesetz sorgt für erhitzte Gemüter. Die einen fürchten den Ausverkauf der Heimat, die anderen feiern die Verleihung der deutschen Staatsbürgerschaft als notwendigen Schritt zur Integration. „37°“ begleitet drei junge Menschen im emotionalen Spannungsfeld zwischen eigener Herkunft und neuem Pass. Was für Gefühle verbinden sie mit dem Wunsch, den deutschen Pass zu erlangen? Mit einer „Kartoffelparty“ feiert Yamile (27) ihre Einbürgerung. Doch der Preis ist heiß: Weil das neue Gesetz, das die doppelte Staatsbürgerschaft erlauben soll, noch auf sich warten lässt, muss die gebürtige Peruanerin in Kürze ihren früheren Pass abgeben.
Nun plagen sie Zweifel: Lohnt sich ihre Entscheidung? Fühlt sie sich nun vollständig als Deutsche? Zwar bekam sie als gefragte Fachkraft problemlos eine Aufenthaltsgenehmigung. Doch nun will Yamile etwas „in Bewegung setzen“ und ein Start-up gründen. Und obwohl sie schon zehn Jahre hier lebt, gefährdet sie mit der Selbständigkeit ihren Aufenthaltsstatus. Dass Yamile wegen der Einbürgerung sogar bereit ist, ihre peruanischen Identität abzulegen, wagt sie ihrer Familie in Peru kaum zu sagen.
Kann man so wirklich „ankommen“? Der gebürtige Syrer Ali (33) weiß genau, weshalb er mit seiner kleinen Familie eingebürgert werden möchte und ist Deutschland jeden Tag dankbar. Der gelernte Physiotherapeut und Musiker hat viel getan, um Vergangenes möglichst zu vergessen. Er hat mit Freunden eine deutsch-arabische Bibliothek aufgebaut und spielt als Perkussionist in verschiedenen Formationen und mit Tänzern zusammen. So schafft er es, die Sehnsucht nach der Heimat und tägliche Angst um seine zurückgelassenen Verwandten zu transformieren – in Musik. Doch das lange Warten auf die Einbürgerung zehrt an seinen Nerven, auch weil ungeahnte Hindernisse auftauchen.
Lidia (36) hingegen ist nur der Liebe wegen aus Moskau in ein kleines Dorf in der Nähe von Hildesheim gezogen. Mittlerweile ist sie vollständig integriert und hat mit ihrem deutschen Ehemann zwei kleine Kinder. Dennoch konnte sie sich jahrelang nicht dazu durchringen, Deutsche zu werden. „Ich fühle mich noch immer als Russin“, gesteht sie. Doch der Ukrainekrieg sorgt bei ihr für viele Sorgen. Was, wenn sie als Russin plötzlich nicht mehr geduldet würde in Deutschland? Mittlerweile hat sie sogar Angst, dass man ihr die deutsche Staatsangehörigkeit verweigern könnte. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 02.04.2024 ZDF Die Entdeckung der Hoffnung: An Lebenskrisen wachsen
Folge 1158 (30 Min.)Weiterleben. Nach einem schweren Schicksalsschlag. Und dabei trotzdem das Leben lieben. Wie geht das? Fast jeder erlebt mindestens einmal im Leben eine tiefe Krise, auch den Verlust eines nahestehenden Menschen. Warum richten belastende Ereignisse bei manchen dauerhaft Schaden an der Seele an, während andere dagegen immun zu sein scheinen? Auch wenn Steffi (58) fünf ihr nahestehende Menschen verloren hat, genießt sie ihr Leben. „Diese schweren Verluste haben mich geprägt, sind Teil meines Lebens. Aber sie bedeuten nicht, dass ich nicht Schlimmes verkraften könnte. Solange ich am Leben bin, habe ich diese Kraft, und ich mache weiter bis zum letzten Atemzug“, sagt Steffi.
Manche Menschen müssen mehr Verluste ertragen als andere. So wie Steffi. „Aber ich habe nie gedacht: Warum ich? Warum ich nicht?“ Steffi versucht immer, das Gute zu sehen. Die Verstorbenen bleiben Teil ihres Lebens, aber sie bestimmen es nicht. Steffi erzählt, wie sie es geschafft hat, das Leben trotz allem zu lieben. Man müsse akzeptieren, dass unser Einfluss auf die Zerbrechlichkeit des Lebens begrenzt ist. Es gibt Menschen, denen es besser gelingt, mit Schicksalsschlägen und Verlusten umzugehen.
Sie sind resilienter, heißt es. Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, sich trotz der Stürme des Alltags und harter Schicksalsschläge immer wieder zu fangen, erneut aufzustehen – mit Lebensmut und innerer Stärke. Steffi ist ein Beispiel dafür. Das Leben sei ständige Veränderung. Je eher man das akzeptiere, desto besser. Steffi setzt dem Schicksal Lebensfreude entgegen: „Einfach die Erkenntnis, ich bin noch hier.“ Barbara Schmitz (55) findet, dass man an Schicksalsschlägen wachse. Denn: „Wie wachsen Bäume? Wenn einem Baum etwas widerfährt, ein Blitzeinschlag – oder es wird ihm ein Ast abgehauen -, dann wächst der Baum vielleicht nicht mehr ganz so gerade wie vorher.
Aber er wird vielleicht dadurch auch ein ganz besonderer Baum.“ Den Schmerz nicht wegschieben, sondern ihn zum Teil des Lebens werden lassen. Dann kann – mit vergehender Zeit – Stärke entstehen, Hoffnung und Zuversicht. Für die Philosophin Barbara Schmitz, die zwei ihr nahestehende Menschen verloren hat, ist Hoffnung der Schlüssel. Hoffnung sei eine Mischung aus aktiv und passiv. „Wenn ich Hoffnung habe, dann arbeite ich darauf hin, dass das, was ich erhoffe, auch eintritt, und gleichzeitig weiß ich, es wird nie völlig in meiner Hand liegen.“ Hoffnung sei nichts, was einen einfach „überfällt“, so die Philosophin Barbara Schmitz.
Hoffnung könne man einüben, indem man sich bewusst macht, „nicht die ganze Welt ist schlimm! Es gibt auch Schönes. Es gibt immer Augenblicke, in denen man spürt: Oh, jetzt ist das Leben aber trotzdem reich.“ So wachse Hoffnung. Was macht Steffi und Barbara so stark? Wie schaffen sie es, einen Verlust nach dem anderen zu erleben und trotzdem noch Glück im Leben zu finden? Antworten sucht der „37°“-Film „Die Entdeckung der Hoffnung – An Lebenskrisen wachsen“. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 09.04.2024 ZDF Step by Step – Magie einer Tanzschule
- Alternativtitel: Okay! Let's dance: Magie einer Tanzschule
Folge 1159 (30 Min.)Discofox, Salsa, Cha-Cha-Cha – diese und weitere Tänze lernt man in der Tanzschule. Doch für die meisten Teilnehmer bedeutet der Besuch einer Tanzschule noch viel mehr. Für viele junge Besucher sind die Tanzstunden ein großer Schritt ins Erwachsenenleben. Die einen fühlen sich dort geborgen, die anderen verbinden mit ihnen viele Erinnerungen. Bella, Maya und Alina sind 15 Jahre alt. Sie gehen zusammen auf eine Mädchenschule und bibbern einem großen Ereignis entgegen: dem Abschlussball. Seit Wochen üben sie alle notwendigen Standardtanzschritte in der Tanzschule.
Jetzt rückt der Event näher, und die Nervosität steigt. Denn noch ist vieles ungeklärt. Was ziehe ich an? Klappt es bis dahin mit den Tanzschritten, und vor allem: Kriege ich noch rechtzeitig einen Tanzpartner? „37°“ begleitet die Freundinnen während der spannenden Wochen vor dem Ereignis. Sibylle (60) liebt das Tanzen. Die Mutter von drei erwachsenen Töchtern war lange alleinerziehend. Als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren, hatte sie endlich Zeit für ihre Leidenschaft, das Tanzen. Dabei lernte sie ihren heutigen Ehemann Wolfgang kennen.
Doch Sibylle hat Parkinson. Seit inzwischen 17 Jahren verschlechtert sich ihr Zustand immer weiter. Tanzkurse besucht das Paar schon lange nicht mehr, denn Sibylles Motorik ist zu sehr eingeschränkt. Stattdessen besucht Sibylle spezielle Kurse für Parkinsonerkrankte, die die Tanzschule anbietet. Sie lässt sich die Freude an der Bewegung zur Musik nicht nehmen. So haben sie und Wolfgang (62) sich fest vorgenommen, den sogenannten Jahrhundertball ihrer Tanzschule zu besuchen – in der Hoffnung, einen letzten Walzer tanzen zu können. Auch Kathrin (32) und Christian (43) sind sich durchs Tanzen nähergekommen.
Inzwischen sind sie stolze Eltern einer sieben Monate alten Tochter. Doch das Glück hat die Prioritäten verschoben, zum Tanzen kommen sie, aber nur noch im heimischen Wohnzimmer. „37°“ begleitet die junge Familie dabei, wie sie sich in ihrem neuen Leben einfindet – mit dem sehnlichen Wunsch, auch wieder Zeit für sich und vor allem für das Tanzen zu finden. „37°“ taucht ein in den Mikrokosmos Tanzschule. Welche Bedeutung haben Tanzschulen für Menschen? Was macht diesen Ort so besonders? Und warum macht tanzen glücklich? (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 23.04.2024 ZDF Vertrauen missbraucht: Wenn Therapie zum Tatort wird
Folge 1160 (30 Min.)Die Psychotherapie sollte eigentlich ein geschützter Raum sein, doch Max und Alexandra machen eine andere Erfahrung. Sie werden in der Therapie missbraucht. Das hat Folgen für ihr ganzes Leben. Seit 1998 ist sexueller Missbrauch in der Therapie in Deutschland unter Strafe gestellt. Laut Ethikverein, einer Anlaufstelle für Betroffene, gibt es in Deutschland 1400 Fälle pro Jahr, nur vier kommen im Schnitt vor Gericht. Oft werden Verfahren vorher eingestellt. Der damals siebenjährige Max wird mehrfach missbraucht von einem angesehenen Kinderpsychologen.
Erst zehn Jahre später wird dieser verurteilt. Max berichtet, wie sich sein Leben seit dem Missbrauch verändert hat. Max, heute 26, geht an die Öffentlichkeit, um zu verhindern, dass sein Peiniger weiter als Therapeut arbeiten kann. Vor dem Hintergrund der Haftentlassung des Täters 2024 erzählte Max bei „37°Leben“ erstmals öffentlich seine Geschichte. 2017 verliert Alexandra fünf nahe Verwandte in zwölf Monaten. Zur Trauerbewältigung beginnt sie eine Therapie.
Nach knapp zwei Jahren kommt es zu privaten Treffen und Sex mit dem Therapeuten. Ihr psychischer Zustand wird immer schlechter, sie denkt an Suizid und beendet die Therapie. Es kommt zum Kontaktabbruch mit dem Therapeuten. Durch Zufall erfährt sie von einer weiteren Betroffenen, die zeitgleich durch den Therapeuten Missbrauch erlebt hat. Die beiden Frauen erstatten Anzeige. Ein Verfahren wegen 15-fachen Missbrauchs wird eröffnet. Als der Therapeut versucht, sich zu suizidieren, stellt die Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen psychischer Probleme des Angeklagten ein.
Vor Gericht erleben Opfer nicht selten eine Opfer-Täter-Umkehr, gefühlt wird den Täterinnen und Tätern mehr Schutz durch Gesetze geboten als den Geschädigten. Der Ethikverein schätzt, dass 80 Prozent der in der Therapie geschädigten Patientinnen und Patienten eine weitere Therapie brauchen, zehn Prozent werden durch die Schädigung stationär behandlungsbedürftig. Alexandra und Max lernen sich im Februar 2024 bei einem Treffen des Ethikvereins persönlich kennen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 30.04.2024 ZDF Ich bin Drag King! Anas’ Weg auf die Bühne
Folge 1161 (15 Min.)Anas hat sich als Kind immer gewünscht, jemand anderes zu sein. Als junge Erwachsene entdeckt sie Drag und weiß sofort: Das will sie machen. Heute tritt sie als Drag King Perry Stroika auf. Die in Russland geborene Anas ist Games- und Software-Entwicklerin und widmet ihre ganze Freizeit dem Drag. Anas’ Dragreise beginnt mit 18 Jahren, als sie erstmals queere Räume betritt, wo sie Dragqueens live erlebt. Was als Spaß beginnt, entwickelt sich schnell zu einer Leidenschaft und einem Mittel, um mit ihrer eigenen Andersartigkeit umzugehen. „Ich bin, seit ich Drag mache, definitiv glücklicher!“, erzählt Anas, während sie die Verwandlung von ihrem Büro-Outfit zu Perry Stroika zeigt.
Für sie ist Drag nicht nur ein Spiel mit Kleidung, sondern eine Form der Selbstentfaltung und ein kreativer Akt, der gesellschaftliche Normen herausfordert. Als Dragking fühlt sie sich frei. Auf der Bühne tritt sie als Mann auf und spielt mit Geschlechterrollen. Die Dragking-Szene in München ist bisher wenig sichtbar, aber Anas hat sich fest vorgenommen, das zu ändern. Mit dem Ziel, eine blühende Dragking-Szene aufzubauen, organisiert sie regelmäßig Dragshows und schafft so eine Plattform für diese einzigartige Kunstform. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 05.05.2024 ZDF Schock Schalom – jung, jüdisch, jetzt
Folge 1162 (30 Min.)Der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat das Leben für Jüdinnen und Juden in Deutschland verändert. Der Hass gegen sie scheint größer zu werden. Wie gehen sie damit um? Religiöse Symbole werden verborgen, jüdische Einrichtungen müssen bewacht werden, Angriffe auf Jüdinnen und Juden häufen sich. Was macht das mit jungen Menschen, die sich eigentlich um ihre Ausbildung, um die erste Liebe und um Partys und Freunde kümmern sollten? Die Münchnerin Alice (24) studiert Psychologie und jobbt als Türsteherin.
Von den Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Deutschland hätte sie sich nach dem 7. Oktober mehr Solidarität mit der jüdischen Community erhofft. Der Essener Anton Tsirin (29) ist Schauspieler und engagiert sich in der jüdischen Jugendarbeit. Aus interreligiösen Projekten hat er sich zurzeit zurückgezogen. Die Münchner Studentin Aviva Lapke (23) engagiert sich im Verband Jüdischer Studenten in Bayern und spricht auf Kundgebungen. Sie kämpft unter anderem gegen Fake News im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt.
Die Berliner Adam (39) und Eyal (27) treten als „Two Jews“ in Comedyklubs auf. Ihre Scherze machen auch vor dem Holocaust und dem 7. Oktober nicht halt. Die Berliner Schwestern Emily (20) und Paula Kamecke (15) sind nicht religiös, aber setzen sich seit dem 7. Oktober stärker als zuvor mit ihrer jüdischen Identität auseinander. Die Stuttgarterin Meira (21) und ihr Mann Simon (29) halten als orthodoxe Juden streng die Kleider- und Speisevorschriften ein. Bei politischen Themen halten sich die jungen Eltern weitgehend heraus.
Der Osnabrücker Nika (22) will als Rapper und Musikproduzent erfolgreich werden. Das Judentum spielt in seinem Leben kaum eine Rolle. Die Berlinerin Nogah (18) macht gerade ihr Abitur. Ihre Freundschaft mit einer palästinensischen Mitschülerin wird zurzeit auf eine harte Probe gestellt. Der Berliner Samuel (26) lebt streng religiös und absolviert eine Ausbildung zum Rabbiner. Durch seine Kippa ist er als Jude sichtbar und versucht aus Sicherheitsgründen, die öffentlichen Verkehrsmittel zu meiden. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 14.05.2024 ZDF Ich hab noch so viel vor! Jung, schwer krank, lebensmutig
Folge 1163 (30 Min.)Was, wenn man als junger Mensch schwer erkrankt, sogar mit lebensverkürzender Diagnose? Aufgeben oder kämpfen? Mit dem Schicksal hadern oder den Tagen mehr Leben geben? Annika, Laura-Jane und Niklas sind schwer erkrankt. Sie mussten sich schon früh mit dem Tod beschäftigen. Ihr Weg: Sie stürzen sich ins Leben. Wenn nicht jetzt, wann dann? Etwa 50.000 Familien in Deutschland haben ein Kind mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Annika (15) spielt Feldhockey mit ihrer Sportprothese. Die trägt sie seit der Amputation ihres rechten Beines.
Mit elf Jahren bekommt die Schülerin aus Hessen die Diagnose Osteosarkom, Knochenkrebs. Ihre Reaktion: Weitermachen, auch wenn Metastasen in der Lunge entdeckt werden. Durchhalten, auch wenn Operationen und Chemotherapien belasten. Anni, wie sie genannt wird, hilft dabei auch der Wunsch, weiterhin Hockey spielen zu können. Als im Frühjahr 2022 inoperable Metastasen in der Lunge, im Bauchraum und an der Wirbelsäule entdeckt werden, steht plötzlich die palliative Versorgung im Raum.
Die Familie, zu der neben den Eltern Silja und Daniel auch die drei jüngeren Schwestern Hannah, Greta und Mercedes gehören, versucht auch jetzt, so normal wie möglich zu leben. Anni geht weiter zu Schule, spielt Hockey und genießt ihren Tenniealltag mit Gleichaltrigen. Sie liebt Action, sei es im Klettergarten, beim Paragliding oder Skifahren. „Jetzt hier zu leben und alles mitzunehmen, was man mitnehmen kann“, ist ihr wichtig. Und wichtiger, als sich dunkle Gedanken zu machen. Durch eine zielgerichtete neue Therapie geht es Anni während der Dreharbeiten besser als im Jahr zuvor, die Metastasen sind kleiner geworden.
„Hoffnung, Zuversicht“ – diese Worte stecken im afrikanischen Namen des Familienhundes Themba und sie tragen die gesamte Familie. Niklas (17) hat aufgrund eines Gendefekts einen gutartigen Hirntumor an der Hirnanhangsdrüse. Vor vier Jahren hatte er eine große Operation, weil das Gewebe auf seinen Sehnerv drückte. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich wieder aufwache nach der OP.
Ich hatte eigentlich damit abgeschlossen“, erinnert er sich. Sein Augenlicht konnte gerettet werden, doch während des Eingriffs bekommt er einen Schlaganfall, ist halbseitig gelähmt. Niklas muss vieles neu lernen, hat Probleme mit dem Gleichgewicht. Der Tumor wird nicht ganz entfernt, doch das Wachstum scheint eingestellt. Wie sich aber die gutartigen Knochenveränderungen in seinem Schädel entwickeln wird, bleibt ungewiss. Heute hat er nur noch wenige Einschränkungen, vor allem Feinmotorisches fällt ihm schwer.
Er steht dazu und sagt: „Ich bin viel mehr als nur die Krankheit.“ Niklas große Leidenschaft seit der OP ist das Fliegen. Zusammen mit seinem Kumpel Ralph hebt er regelmäßig ab. Er selbst darf wegen des Schlaganfalls keinen regulären Flugschein machen. Doch er hofft, irgendwann eine Genehmigung für das Fliegen eines besonderen Leichtflugzeugs zu bekommen. Laura-Jane (27) ist Koordinatorin der Grünen Bande. Der Club des Bundesverband Kinderhospiz ist für Kinder und junge Erwachsene, die chronisch oder lebensverkürzend erkrankt sind.
Die 27-Jährige lebt seit ihrer Kindheit mit spinaler Muskelatrophie (SMA), einer genetischen Erkrankung. Schon mehrfach hat sie von Ärzten Prognosen gehört, wie lange sie noch zu leben habe. Diese Schätzungen hat sie „überlebt“ und sagt deshalb: „Prognosen, finde ich, kann man in die Tonne kloppen!“ Träume leben, nicht aufschieben – egal ob gesund oder krank. „Das, was ich halt immer so schwierig finde, ist, dass man erst eine schlimme Diagnose braucht, bis man seine Ziele angeht.
Warum dann nicht einfach so?“ Sie selbst will ihren großen Traum, einen Urlaub in New York, so bald wie möglich verwirklichen. Doch sie ist auf ihren Rollstuhl angewiesen und braucht auch schon bei kleinen alltäglichen Dingen Unterstützung. Laura-Jane setzt sich für mehr Aufmerksamkeit für Menschen mit Beeinträchtigungen ein. Zum Beispiel bei einer Veranstaltung in einem großen Freizeitpark, wo sie beim Welthospiztag auf der Bühne ist und mit anderen schwer erkrankten jungen Menschen einen Tag voller Glücksmomente erlebt. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 21.05.2024 ZDF Gefährlicher Einsatz: Journalist*innen berichten aus der Ukraine
Folge 1164 (30 Min.)Gefährliche Recherche: Damit die Öffentlichkeit weiß, was in der Ukraine geschieht und sich eine Meinung dazu bilden kann, berichten Journalisten aus dem vom Krieg erschütterten Land. Die Berichterstattung aus dem Krieg bringt viele Gefahren mit sich. Journalistin Elisabeth und Fotograf Vincent gehen das Risiko trotzdem ein, reisen regelmäßig in die Ukraine. „37°“ begleitet die beiden bei einem Einsatz: Was treibt sie an? Elisabeth, 29, hat keine Ausbildung zur Kriegs- und Krisenreporterin, aber über Nacht wurde sie zu einer. Als Russland im Februar 2022 plötzlich die große Invasion startete, studierte sie gerade Slawistik in Kyjiw.
Parallel zum Studium hatte sie begonnen, als freie Journalistin zu arbeiten. Wegen Russlands vollumfänglicher Invasion entschied sie sich, die Ukraine zu verlassen, und zog zurück nach Berlin. Doch berichten wollte sie weiter: „Ich wollte nicht unbedingt aus dem Krieg berichten. Ich hatte einen anderen Fokus. Auch in der Ukraine. Ich will den Fokus aber nicht aufgeben, weil hier Krieg ist.“ Trotz der Gefahren reist sie weiter regelmäßig in die Ukraine, um über das Leben der örtlichen Bevölkerung zu berichten.
Der Film begleitet sie auf verschiedenen Recherchen in der Umgebung von Kyjiw. In der Ukraine sind laut „Reporter ohne Grenzen“ bislang 13 Journalisten bei ihrer Berichterstattung über den russischen Krieg getötet worden. Auch die psychologischen Gefahren sind nicht zu unterschätzen, denn wer Gewalt, Folter und Zerstörung dokumentiert, setzt sich selbst ungefiltert und unzensiert diesen Bildern und Geschichten aus. Vincent, 36, ist nicht nur Fotograf, sondern ein Geschichtenerzähler mit der Kamera. Er begann schnell, weltweit Erfahrungen zu sammeln und in Krisenregionen zu fotografieren.
Dabei kennt er seine Grenzen: „Keine Geschichte und kein Foto ist das eigene Leben wert. Ich würde jetzt niemals bewusst mein Leben in eine extrem gefährliche Situation bringen, um ein besonderes Bild bekommen zu können.“ Bereits zwei Tage nach der vollumfänglichen russischen Invasion fotografierte er das erste Mal die Folgen des russischen Angriffs. Neben mehreren Frontbesuchen hat er die zivilgesellschaftlichen Aspekte nie aus dem Auge verloren. Der Film begleitet Vincent dabei, wie er unter anderem ein medizinisches Bataillon fotografiert, das verletzte ukrainische Frontsoldaten evakuiert. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 28.05.2024 ZDF Die Nummer auf meinem Arm: Albrecht Weinberg und seine Geschichte
Folge 1165 (30 Min.)Albrecht Weinberg ist 99, Ostfriese und einer der letzten Überlebenden der Shoah. Am 24. Februar 2012 kam er aus den USA zurück nach Deutschland. Seitdem ist er unterwegs, um aufzuklären. Im Gegensatz zu vielen Erwachsenen haben junge Menschen keine Berührungsängste mit dem Holocaustüberlebenden. Sie stellen alle möglichen Fragen und machen Selfies mit Albrecht Weinberg und mit seiner KZ-Nummer auf dem Unterarm. Albrecht schätzt das, denn diese Jugendlichen sind für ihn der Beweis, dass die Welt heute eine bessere ist als damals, als er selbst ein Kind war.
1925 geboren und aufgewachsen in Ostfriesland, Rhauderfehn, endete das bescheidene und, wie Albrecht sagt, „schöne“ Familienleben unmittelbar nach der Machtergreifung Adolf Hitlers. Zunächst waren es Schul- und Berufsverbote, eine zunehmende Insolation und Diskriminierung im Alltag, die es Albrecht, seinen beiden älteren Geschwistern Dieter und Friedel sowie seinen Eltern Flora und Alfred unmöglich machten, ein normales Leben zu führen.
In der Reichspogromnacht schließlich wurde ihr Haus verwüstet, die Familie wurde auseinandergerissen, es begann eine Odyssee. Verfolgung, Ausbeutung, Ermordung. Albrechts Eltern Alfred und Flora Weinberg wurden in Auschwitz ermordet. Sein Bruder Dieter überlebte den Krieg und kam kurz darauf unter ungeklärten Umständen ums Leben. Friedel und Albrecht wanderten in die USA aus, sie wollten Deutschland nie wiedersehen. 60 Jahre später waren es engagierte Leeraner Bürger, die Albrecht und Friedel, die nun ein Pflegefall war, einluden und zurückbrachten in das Land, mit dem Albrecht sich seither versucht zu versöhnen.
Gerda Dänekas, seine ehemalige Pflegerin und heute beste Freundin und Mitbewohnerin, hat ihn nach dem Tod seiner Schwester bei sich aufgenommen. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass Albrecht nach all den schrecklichen Erfahrungen einen neuen Lebenssinn fand: Gemeinsam leisten Albrecht und Gerda seit vielen Jahren Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit zum Holocaust.
Sie gehen an Schulen und in Gedenkstätten, sprechen auf Veranstaltungen und mit der Presse. Anfang 2024 erschien Albrecht Weinbergs Autobiografie, in der auch die Geschichten seiner 40 Familienangehörigen vorkommt, von denen niemand die Todesmaschinerie der Nazis überlebt hat. Gerda und Albrecht möchten, dass das Buch und dieser Film Albrechts Vermächtnis sind. Die aktuellen Entwicklungen zu antisemitischen Vorfällen in Deutschland und nicht zuletzt das Erstarken extremer Rechter sind für die beiden ein Grund, so lange sie können gegen Hass und Hetze zu kämpfen.
„37°“ begleitet dieses besondere Paar bei seiner Arbeit gegen das Vergessen und in Alltagsmomenten, ist dabei, wenn Albrecht einem ehemaligen Wehrmachtssoldaten begegnet und diesen zur Rede stellt, erlebt Albrecht und Gerda in witzigen und traurigen Momenten. Albrecht wird zunehmend müde, Angst vorm Sterben hat er nicht. Er kann sich sicher sein, Gerda wird die Erinnerung an sein Leben und das vieler anderer Menschen, die von den Nazis ermordet wurden, weitertragen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 04.06.2024 ZDF
zurückweiter
Füge 37 Grad kostenlos zu deinen Serien hinzu und verpasse keine Neuigkeit mehr.
Alle Neuigkeiten zu 37 Grad und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.
TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn 37 Grad online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.Erinnerungs-Service per
E-Mail