2019, Folge 301–318

  • Folge 301
    Deutschlands Autoindustrie ist vom Innovationstreiber zum Getriebenen geworden. Der Fortschritt in Sachen E-Mobilität ist zu langsam, zu zögerlich. Das kann nicht gut gehen. Es geht dabei längst nicht mehr um die Frage, ob Elektromobilität wirklich besser ist. Ob der Verbrenner nicht am Ende besser ist als sein lädierter Ruf. Während wir noch diskutieren, hat der Weltmarkt längst entschieden, dass es zukünftig anders läuft. „ZDFzoom“ fragt, warum Auto-Deutschland nicht alles dafür tut, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein.
    Andere sind viel weiter: In Norwegen fahren bereits 65 Prozent aller Neuwagen elektrisch oder als Hybrid. Bei uns sind es ganze sieben Prozent. Die Norweger haben den Wandel als Chance erkannt: Sie wollen vorne mit dabei sein bei neuen Technologien und der Ladeinfrastruktur. Ein E-Auto ist in Norwegen günstig, weil Steuern wegfallen. Es ist komfortabel, weil man die Busspur benutzen kann. Es ist praktisch, weil in vielen Tiefgaragen Ladebuchsen in ausreichender Zahl vorhanden sind.
    Christina Bu vom norwegischen E-Mobilitätsverband will nicht länger hören, dass Konsumenten angeblich noch nicht bereit seien für eine andere Mobilität: „Sobald der Preis stimmt, sind die Kunden mehr als bereit, elektrisch zu fahren. Also gebt nicht uns Kunden die Schuld! Macht euren Job!“ Der gigantische Automarkt China will zukünftig ein Viertel seiner Neuwagen elektrisch fahren lassen. Es tut sich etwas in der automobilen Welt, eine Zeitenwende.
    „ZDFzoom“-Reporter Torben Schmidt trifft den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Opel AG, Karl-Thomas Neumann. Dieser erklärt: Wenn man erfolgreich sei, sei es schwer, diesen Erfolg zu zerstören, um etwas Neues zu schaffen. „Es muss eine Haltung entwickelt werden. Da werden Arbeitsplätze verloren gehen, aber es werden auch neue geschaffen werden.“ Schuld daran sei auch eine Politik, die sich zu lange schützend vor Veränderungen gestellt habe. Und die jetzt keine Leitlinien, keine Idee präsentiere.
    Es geht um Millionen Arbeitsplätze, die jedoch, wenn man Experten glaubt, in der alten Auto-Welt ohnehin keinen Bestand hätten. Uwe Cantner, Vorsitzender der Expertenkommission Forschung und Innovation des Bundes, warnt: „Auf Teufel komm raus Jobs zu erhalten – in Bereichen, wo ich merke, dass der Weltmarkt schon entschieden hat ( …) ist der größte Fehler, den ich machen kann.“ Auf dem globalen Markt sind die Weichen längst gestellt. Die Welt ist bereit für eine neue Mobilität. Sind es die deutschen Autobauer auch? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 26.06.2019 ZDF
  • Folge 302
    Kinderarmut liegt seit Jahren in Deutschland auf konstant hohem Niveau. Mindestens jedes fünfte Kind wächst arm auf. Dabei fließen viele Milliarden in die Unterstützung von Familien. Es gibt 150 familienpolitische Leistungen. Eine gewaltige Bürokratie. Jetzt kommt mit dem sogenannten Starke-Familien-Gesetz und Gute-KiTa-Gesetz noch mehr Geld in das System. Dennoch gibt es Kinderarmut. Verliert Deutschland den Kampf gegen die Kinderarmut? Über Monate begleitete „ZDFzoom“-Autorin Stephanie Gargosch Kinder, Jugendliche und Familien, die Armut erfahren oder erfahren haben. Sie erlebte, was es für Kinder bedeutet, arm aufzuwachsen.
    Zu sehen, wie andere alles bekommen und für eine Puppe kein Geld da ist. „Da bin ich traurig, aber es kann ja niemand etwas dafür, dass wir kein Geld haben“, erzählt die achtjährige Rieke. Der Film spürt den Ursachen von Kinderarmut nach und zeigt, wie schwer es ist, sich aus dem Kreislauf der Armut zu befreien. Die 21-jährige Sarah etwa: Sie wuchs in Halle-Neustadt auf, wo die Kinderarmut bei schätzungsweise 70 Prozent liegt. Sarah erzählt, dass ihre arme Kindheit auch seelische Wunden hinterlassen hat, die nicht so schnell heilen. Besonders hoch ist das Armutsrisiko bei Kindern von Alleinerziehenden.
    Es liegt bei 60 bis 70 Prozent. Und die Zahl der Alleinerziehenden stieg in 15 Jahren um ein Viertel an. Yvonne und ihre Tochter Rieke leben in Berlin. Die Alleinerziehende spart vor allem an sich selbst. Verschärft wird ihre Situation durch die gestiegenen Mieten. Die Politik findet bisher keine Antwort für das Problem Kinderarmut. Experten fordern eine Abwendung von dem bisherigen System. Es müsste eine Leistung für alle Kinder her, die dann nach Bedarf ausgeschöpft würde. „ZDFzoom“ zeigt Kinderarmut aus der Perspektive der Kinder und belegt, dass es eine Lösung des Problems gäbe. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 03.07.2019 ZDF
  • Folge 303
    Täglich entscheiden Richter „Im Namen des Volkes“. Doch zwischen Rechtsprechung und Gerechtigkeitsempfinden liegen oft Welten. Viele Urteile seien zu milde, findet jeder zweite Deutsche. Oft müssen Verdächtige aus der Untersuchungshaft entlassen werden, weil Prozesse nicht rechtzeitig stattfinden. Viele beklagen, dass bei uns zu viel Rücksicht auf die Täter, aber zu wenig auf die Opfer genommen werde. Experten warnen davor, dass das Vertrauen in den Rechtsstaat weiter schwindet, wenn Verfahren zu lange dauern und bestehende Gesetze nicht konsequent angewendet werden.
    Bei einer Umfrage 2018 antworteten 44,9 Prozent, dass ihr Vertrauen in die Justiz gering sei. Die Autorin macht sich auf Spurensuche und zeigt anhand von Straffällen, wie es um die Justiz bestellt ist. Sie spricht mit Staatsanwälten, Richtern, Verteidigern und vor allem auch mit Opfern. Sie trifft die Mutter eines Mädchens, das als Sechsjährige in einer Kleingartenkolonie in Bremerhaven sexuell missbraucht wurde. Der Täter: ein 65-jähriger Deutscher. Vier Jahre dauert es, bis es zur Anklage kommt.
    Der Grund: Überlastung des Gerichts. Für das Kind ein Martyrium. Der Mann muss – wegen der langen Zeit bis zur Prozesseröffnung – nicht in Untersuchungshaft und vergeht sich an einem weiteren Kind. Der Weiße Ring betreut die Familie und fordert. „Es ist Zeit, die Justiz besser auszustatten, damit solche Taten zügig zur Anklage kommen.“ Tatsächlich fehlen fast 2000 Richter und Staatsanwälte. Laut BKA können rund 100 000 offene Haftbefehle wegen Personalmangels und Überlastung nicht vollstreckt werden.
    40 bis 50 Beschuldigte schwerer Straftaten werden pro Jahr vorzeitig aus der Untersuchungshaft entlassen, weil nicht rechtzeitig Anklage erhoben werden kann. Doch es geht nicht nur um Überlastung. Gerade bei jüngeren Tätern wird oft auf Freiheitsentzug verzichtet. Strafe soll nicht Unrecht vergelten, sondern künftige Taten durch Erziehung und Resozialisierung verhindern. Aber funktioniert das Konzept der Resozialisierung? 48 Prozent aller verurteilten Straftäter hierzulande werden nach neun Jahren wieder rückfällig. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 17.07.2019 ZDF
  • Folge 304
    Sommerhitze in Deutschland – und alle wollen baden gehen! Doch viele Schwimmbäder sind marode, Frei- und Hallenbädern werden geschlossen. Der Grund: Schwimmbäder sind fast immer ein Verlustgeschäft. Viele müssten saniert werden, doch vielerorts fehlen das Geld oder der Wille zur Investition. Die Bäderschließungen haben Auswirkungen auf den Schwimmunterricht, der oft ausfällt, und verärgern die Bürger. „ZDFzoom“-Reporter Norman Laryea begibt sich auf Spurensuche und will herausfinden, welche Konsequenzen es hat, wenn immer mehr Schwimmbäder schließen.
    Im bayerischen Zeil am Main sind die Tage des Hallenbades gezählt. Die technische Anlage unter dem Wasserbecken bereitet große Probleme. Rohre sind marode, die Filteranlage droht, den Geist aufzugeben. Eine teure Sanierung kann sich die Kommune nicht leisten. Die DLRG warnt: fast 60 Prozent der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer mehr, Schulschwimmen findet vielfach nicht mehr statt. Etwa 25 Prozent der Grundschulen in Deutschland haben keinen Zugang mehr zu einem Schwimmbad.
    Schwimmbäder erfüllen dazu eine wichtige soziale Aufgabe in unserer Gesellschaft: In Frankfurt am Main erklärt Soziologin Claudia Neu: „Was an diesen öffentlichen Orten wichtig ist, ist, dass auch Menschen zusammenkommen, die nur wenig miteinander zu tun haben.“ Deshalb sei es wichtig, sich nicht nur zu fragen, was es kostet, sondern auch, was es uns wert ist, einen sozialen Ort wie ein Schwimmbad zu erhalten. Denn ob jung oder alt, arm oder reich, Arbeiter oder Akademiker, sie alle treffen im Schwimmbad aufeinander.
    Vielerorts versuchen Bürger, diesen Treffpunkt zu retten. Sie übernehmen die Schwimmbäder und betreiben diese als sogenanntes Bürgerbad. Ehrenamtliche Helfer engagieren sich, mähen Rasen, sitzen an der Kasse, reparieren die Technik und reinigen die Becken. Neben dem Eintrittsgeld wird der Betrieb über Spenden und Mitgliedschaften finanziert. Laut des Netzwerkes Bürgerbad gibt es in Deutschland rund 500 Bäder, die sich in Bürger- oder Vereinshand befinden. Doch kann das allein wirklich die Lösung für Deutschlands Schwimmbadkrise sein? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 24.07.2019 ZDF
  • Folge 305
    Seit Jahren locken Billigflieger mit Tiefpreis-Tickets immer mehr Kunden an. Noch nie flogen so viele Leute so billig wie heute. Dabei steht eine Airline besonders im Fokus: Ryanair. Als größte Low-Cost-Airline in Europa befördert Ryanair in Europa inzwischen so viele Passagiere wie die Lufthansa weltweit. Nach Jahren des ungehinderten Wachstums bekommt Ryanair jetzt Gegenwind. Vor allem die Gewerkschaften haben sich auf das Geschäftsmodell von Ryanair eingeschossen, seit die Belegschaft des Billigfliegers auf die Straße ging. Inzwischen hat Ryanair seinen oft aggressiven Ton stark gemäßigt und Verhandlungen mit den Gewerkschaften zugestimmt.
    Es scheint absehbar, dass bald in mehreren Ländern Tarifverträge für mehr Lohn und gerechtere Arbeitsbedingungen bei Ryanair sorgen könnten, was noch vor einem Jahr niemand für möglich gehalten hätte. Doch wenn die Lohnkosten steigen, was wird dann aus den billigen Tickets? Sind sie dann überhaupt noch finanzierbar? Oder ist die Zeit des Billigfliegens bald vorbei? „ZDFzoom“ hat das Geschäftsmodell von Billigfliegern am Beispiel von Ryanair untersucht und herausgefunden, dass Ryanair hauptsächlich durch Zusatzgeschäfte seine günstigen Tickets anbieten kann. Der niedrige Ticketpreis alleine reicht nicht aus, um alle Kosten zu decken, die ein Passagier im Durchschnitt verbraucht.
    Mit den Billigtickets wird sich die Zahl der Flüge insgesamt nicht verringern, wie von vielen gefordert, sondern eher noch erhöhen. Denn je günstiger die Tickets, desto mehr Leute wollen fliegen. Erst wenn das Fliegen deutlich teurer würde, könnte sich die Zahl der Flüge verringern. „ZDFzoom“ hat ausgerechnet, wie stark sich der Preis eines Tickets erhöhen müsste wenn man alle Umweltfolgen des Fliegens mit einrechnen würde. Für Billigfluggesellschaften wie Ryanair und ihre Kunden wäre das eine schlechte Entwicklung. Denn dann wäre die Zeit des billigen Fliegens schnell vorbei. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 31.07.2019 ZDF
  • Folge 306
    Was müsste im Osten Deutschlands anders laufen? Was stört die Menschen, was wünschen sie sich von der Politik? Das will Jochen Breyer vor den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen wissen. Wie alle Dokus der Reihe „Am Puls Deutschlands“, startet dieser Film mit dem Aufruf über die Social-Media-Kanäle des ZDF: Mit dem Hashtag #wasmichimostenstoert ruft Jochen Breyer zum Mitmachen auf, will mehr erfahren über Fehler, Versäumnisse und Erfolge im Osten. Im Anschluss an den Aufruf, der Mitte Juni gestartet ist, besuchen Breyer und sein Team ausgewählte Protagonisten, sprechen mit ihnen über Themen wie das Stadt-Land-Gefälle, Lohn-Unterschiede zwischen alten und neuen Ländern, Infrastruktur und bürgerschaftliches Engagement.
    Die Auswahl spiegelt die Zuschriften von #wasmichimostenstoert: Jochen Breyer besucht Reiche wie Arme, Männer und Frauen, Junge und Alte, mit und ohne Migrationshintergrund und lässt sich von ihnen zeigen, was im Osten ihrer Meinung nach schiefläuft. Vor allem aber hört er ihnen zu – was bewegt sie, was sind ihre wirklichen Probleme? Als Mosaik der unterschiedlichen Gespräche entsteht schließlich ein Bild – dieses Mal mit Fokus auf den Osten Deutschlands. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 14.08.2019 ZDF
  • Folge 307
    Seit Sommer 2019 sind in vielen Städten elektronische Roller verfügbar. Die Reaktionen darauf sind gespalten: Sind sie smarte Mobilitätslösung oder eine Plage im Straßenverkehr? Die Nutzer flitzen auf den sogenannten E-Scootern mit bis zu 20 km/​h durch unsere Städte. Die Roller sollen ein Baustein der Verkehrswende werden, Fahrspaß inklusive. Doch es gibt Bedenken: bei Fragen der Sicherheit, der Parkmöglichkeiten und der Umweltbilanz. Prellungen, Brüche, Kopfverletzungen – das sind Verletzungen, die bei einem Scooter-Unfall häufig auftreten, berichtet die Unfallchirurgin Anika Wichmann. Im Interview mit „ZDFzoom“ schildert sie typische Unfallszenarien und den mit Abstand häufigsten Grund für Stürze und schwere Verletzungen: Fahren unter Alkoholeinfluss.
    Selbst wenn das Fahren auf den Scootern leicht aussieht, gibt es eine Unfallgefahr auch ohne Alkoholeinfluss. Gemeinsam mit dem Verkehrsexperten Guido Mihatsch findet die Autorin Julia Fiedler heraus, wie gefährlich das Rollerfahren werden kann. So unterscheidet sich das Bremsverhalten der Scooter je nach Anbieter extrem und ist vom Fahrer vorab schwer einzuschätzen. Zudem gibt es keine Blinker – trotz der Pflicht des Fahrers, das Abbiegen anzuzeigen.
    Das erschwert die kontrollierte Fahrt auf den Rollern. Scooter werden aber auch für Anwohner und Fußgänger zum Ärgernis. Wenn die Fahrgeräte Gehwege blockieren, umgestürzt kreuz und quer herumliegen. Eine Strategie für den Umgang mit diesem Problem scheint zu fehlen. Bezirksbürgermeister Martin Hikel aus Berlin-Neukölln kritisiert im „ZDFzoom“-Interview, „dass es überhaupt keine Regularien dafür gibt. … Ich glaube, dass es chaotisch werden kann.“ „ZDFzoom“ zeigt auf: Wo hakt es in Deutschland, und welche Strategien haben Städte in anderen europäischen Ländern entwickelt, in denen es E-Scooter schon länger gibt? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 21.08.2019 ZDF
  • Folge 308
    Mit Desinformation wird in Deutschland immer stärker um die öffentliche Meinung gekämpft, mit Fake News im Internet Stimmung gemacht. Längst gefährdet Meinungsmanipulation unsere Demokratie. Vor allem rechte Gruppen nutzen das Internet zur gezielten Desinformation, Algorithmen verbreiten die falschen Nachrichten innerhalb der Zielgruppen. Obwohl das Problem bekannt ist – die Politik tut sich schwer die Fake-News-Flut zu regulieren. Ob komplett erfunden oder ein Lügengeflecht gesponnen um einen wahren Kern – sogenannte „Fake News“ sind im Netz oft populärer als echte Nachrichten. 2018 hatten die acht erfolgreichsten Falschmeldungen auf Facebook mehr Interaktionen, also Likes oder Kommentare, als fast alle Artikel der größten Nachrichtenseiten in Deutschland.
    Lediglich die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte 2018 einen Artikel, der auf Facebook erfolgreicher war. Manche Meinungsmacher hinter den Desinformations-Kampagnen arbeiten aus der Anonymität heraus, andere betreiben ihre Blogs oder Webseiten ganz öffentlich, so wie Sven Liebich oder Michael Stürzenberger. Sie verbreiten ihre „News“ online, auf ihren Blogs, ihren YouTube-Kanälen und über soziale Netzwerke wie Facebook.
    Stürzenberger und Liebich werden wegen ihrer Aktionen seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet. Ihre Lügenkampagnen sind nicht illegal, sondern durch die im Grundgesetz verankerte Meinungsfreiheit gedeckt. Das Problem: Meinungsmanipulation im Internet wirkt in die Realität hinein, sei es diffus durch die Verschiebung politischer Meinungen oder durch konkrete Aktionen. In der bayerischen Gemeinde Lenggries wurde z.B. eine Integrations-Veranstaltung im Jugendtreff abgesagt, weil Michael Stürzenberger mit Hilfe der bayerischen AfD massiv für eine Demo gegen das Kennenlernen von deutschen und ausländischen Jugendlichen warb.
    Gegen Lügen im Internet juristisch vorzugehen geht nur in engen Grenzen, wenn zum Beispiel konkrete Personen diffamiert und beleidigt werden oder der Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt ist. Die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime NRW (kurz ZAC) geht, im Rahmen des Projektes „Verfolgen statt nur löschen“, gegen strafbare Hetze vor. Die „ZDFzoom“-Autoren Oliver Koytek und Maren Boje sprechen mit Meinungsmanipulatoren, Faktencheckern und Experten, und gehen der Frage nach: Wie arbeiten die Verfasser von Fake News im Internet und was sind die Folgen für uns Alle? Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 28.08.2019 ZDF
  • Folge 309
    Nach dramatischen Misshandlungsfällen nehmen Jugendämter häufiger Kinder in Obhut. Teils, ohne dass eine Gefährdung des Kindes vorliegt. Mit traumatisierenden Folgen für Kinder und Eltern. Bundesweit wurden 2018 40 389 Kinder aus den Familien genommen, so viele wie noch nie. Die Mehrzahl ohne konkreten Verdacht auf Gewaltanwendung. Reagieren die Jugendämter über, als Reaktion auf die dramatischen Fälle der letzten Jahre? „ZDFzoom“ geht der Frage nach, warum Jugendämter immer häufiger zum äußersten Mittel, der Herausnahme der Kinder aus den Familien, greifen und welche dramatischen Folgen das haben kann.
    „ZDFzoom“ Autor Detlef Schwarzer erhielt Einsicht in Hunderte Briefe verzweifelter Eltern, die in teils langwierigen Rechtsstreits um die Rückkehr ihrer Kinder kämpfen. Die Briefe gingen beim familienpolitischen Sprecher der CDU/​-CSU-Fraktion ein; Marcus Weinberg sieht großen Handlungsbedarf seitens der Politik: „Viele Eltern fühlen sich in Familiengerichts- oder Jugendamtsverfahren gedemütigt und genötigt.
    Jedes einzelne Fehlurteil, jedes einzelne unter Fehleinschätzungen leidende Kind ist unser Auftrag, das System zu überprüfen.“ „ZDFzoom“ spricht mit betroffenen Eltern, lotet aus, welche Auswirkungen die Fremdunterbringung der Kinder hat und spricht mit den Beteiligten, die für die Inobhutnahme verantwortlich sind. Nach monatelangen Vorgesprächen erhält der Autor Gelegenheit, in Jugendämtern zu drehen und die Sozialarbeiter bei ihrer schwierigen Arbeit zu begleiten.
    Die Jugendsozialarbeiter berichten von teils unzumutbaren Arbeitsbedingungen, zu kurzen Einarbeitungszeiten, von bis zu 200 Fällen pro Mitarbeiter. Experten bestätigen, dass ab einer Zahl von 40 Fällen pro Sozialarbeiter eine angemessene Betreuung der Schutzbedürftigen nicht mehr möglich ist. Besonders überfordert seien junge, unerfahrene Kräfte in den Ämtern. Mit schweren Folgen: Viele Sozialarbeiter sitzen nur noch am Schreibtisch und entscheiden von dort aus, ob Kinder aus Familien genommen werden, ohne die Familienumstände jemals richtig gesehen zu haben.
    So kann es zu massiven Fehlentscheidungen kommen, bestätigt eine Leiterin im Jugendamt. Gegenüber „ZDFzoom“ äußern sich die, die täglich mit Erziehungsproblemen, Kindesmisshandlung und Inobhutnahmen zu tun haben, über ihre Ausbildung, die horrende Arbeitsbelastung, über ihre Entscheidungen – und ihre Zweifel. „ZDFzoom“ konfrontiert die Politiker, die für die schlechte personelle Ausstattung der Jugendämter verantwortlich sind, mit den dramatischen Ergebnissen. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 11.09.2019 ZDF
  • Folge 310
    Mit der 737 Max wollte der amerikanische Flugzeugbauer Boeing Anschluss halten zum Konkurrenten Airbus. Doch innerhalb kurzer Zeit stürzen zwei Flugzeuge einer neuen Baureihe ab. Mögliche Schwächen in der Konstruktion bringen Boeing in ernsthafte Turbulenzen. Die 737 Max kostete insgesamt 346 Menschen das Leben. Zurzeit herrscht weltweites Flugverbot für Maschinen dieser Baureihe. „ZDFzoom“ fragt: Was lief schief bei der Boeing 737 Max? Am 29. Oktober 2018 stürzte Lion-Air-Flug 610 kurz nach dem Start in der indonesischen Hauptstadt Jakarta mit 189 Passagieren ab.
    Am 10. März 2019 starben 157 Menschen beim Absturz des Ethiopian-Airlines-Fluges 302 unweit der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Die Flugzeuge: baugleiche 737 Max von Boeing. Für den Hersteller waren diese Maschinen bis zu den Unglücken Bestseller. Kein Flugzeug verkaufte sich schneller. Nun mehren sich Hinweise, dass aufgrund von Zeit- und Kostendruck bei Konstruktion und Software Fehler gemacht wurden. Mehr noch: Veränderungen zum Vorgängermodell 737 sollen als geringer deklariert worden sein, um das Zulassungsverfahren zu beschleunigen und Piloten nicht für viel Geld und Zeit umschulen zu müssen.
    Im Zentrum der Kritik steht das „Maneuvering Characteristics Augmentation System“ (MCAS), das die Fluglage der Maschine wegen neuer, größerer und schwererer Triebwerke ausgleichen sollte. Vertreter von Piloten-Vereinigungen kritisieren, über dieses System, das direkt in die Steuerung der Maschine eingreift, nicht ausreichend informiert worden zu sein. Die Abstürze von Jakarta und Addis Abeba werden mit einem nicht kontrollierbaren MCAS und nicht funktionierenden Sensoren in Verbindung gebracht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 18.09.2019 ZDF
  • Folge 311
    Mit der Einführung von Hartz IV sollten Arbeitslose auch „gefördert“ werden. Das Fördern mündet seitdem häufig in Weiterbildungsmaßnahmen. Doch diese Kurse stehen in der Kritik. Die Jobcenter sollen Langzeitarbeitslose für den Arbeitsmarkt fit machen. Viele Hundert Millionen Euro geben sie für diese Maßnahmen aus. Viele zweifeln mittlerweile an dem Sinn solcher Kurse: Manche Erwerbslose müssen Tierbilder ausmalen oder Murmelbahnen bauen. Selbst der Bundesrechnungshof kritisiert, dass ein Großteil solcher Maßnahmen die Eingliederung der Erwerbslosen nicht fördere, sondern gar behindere. Anstatt sich um einen Job zu kümmern, rauben diese Kurse den Erwerbslosen Zeit und Energie, sagen Experten. Dennoch nehmen die Teilnehmerzahlen an solchen Maßnahmen seit Beginn des Jahrzehnts zu.
    Obwohl es immer weniger Arbeitslose gibt. Für Prof. Stefan Sell von der Hochschule Remagen ist dies das Ergebnis einer vollkommen verfehlten Förderpolitik. Denn während immer mehr Erwerbslose scheinbar „Sinnlos-Kurse“ besuchen, bekommen immer weniger Erwerbslose Weiterbildungen mit anerkannten Abschlüssen gefördert. Der Staat spare damit Geld, denn die kurzfristigen Maßnahmen seien wesentlich günstiger als eine monatelange Weiterbildung, sagt Sell. Experten vermuten dahinter eine konkrete Absicht: Denn indem möglichst viele Arbeitslose in kostengünstige Bildungskurse gesteckt werden, erscheinen diese nicht mehr in der offiziellen Arbeitslosenstatistik. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 25.09.2019 ZDF
  • Folge 312
    Die Impfpflicht soll kommen, per Gesetz: Ab März 2020 sollen Kinder nur noch in die Kita gehen dürfen, wenn sie gegen Masern geimpft sind. Ungeimpften Schulkindern drohen hohe Bußgelder. Weltweit steigen die Masern-Infektionen. Die WHO warnt vor Impfverweigerern. Um Masern auszurotten, müssten 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Doch der Impfzwang ist umstritten. Impfgegner und verunsicherte Eltern wollen das Gesetz verhindern. „ZDFzoom-Autor“ Johan von Mirbach sucht nach Antworten auf die Frage: Impfpflicht – ja oder nein? Die Debatte ist aufgeheizt. So aufgeheizt, dass sich manche Ärzte, die sich mit Impfgegnern anlegen, schützen müssen.
    Wie David Bardens: Er wohnt heute in Schweden. Wenn er Vorträge in Deutschland hält, benötigt er Personenschutz. Impfgegner behaupten, dass die Impfung gegen Masern gefährlicher sei als die Krankheit selbst. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, erforscht Nebenwirkungen von Impfstoffen und setzt sich täglich mit Falschbehauptungen auseinander: „Es gibt einige Studien, die Fake News verbreiten. Dazu gehört beispielsweise, dass Autismus in Zusammenhang gebracht wurde mit einer bestimmten Impfung. Es war eine falsch aufgesetzte Studie.
    Trotzdem werden solche seltenen Dinge immer wieder hervorgeholt, um Stimmung zu machen.“ Sein Institut arbeitet unabhängig von der Pharmaindustrie und kommt zum Ergebnis: „Impfstoffe gehören zu den sichersten Medikamenten, die auf dem Markt sind.“ Masern dagegen können schwere Nebenwirkungen haben. Etwa jeder 1000. Masernpatient trägt sogar bleibende Schäden davon. Coskun Barutcu steckte sich mit acht Monaten mit Masern an – zu dem Zeitpunkt konnte er noch nicht geimpft werden. Jetzt ist er 18 und schwerbehindert. Er hat SSPE, eine Spätfolge der Masernerkrankung, bei der das Virus langsam das Gehirn zerfrisst.
    Die Krankheit ist unheilbar und tödlich. Die Masern-Impfung ist wichtig. Doch ist deshalb eine Impfpflicht richtig? Auch viele Impf-Befürworter wollen keinen Zwang. Es zähle das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. Praktiker wie der Arzt Stephan Nolte befürchten eine Spaltung der Gesellschaft, und Verhaltensforscherin Cornelia Betsch stellte fest, dass bei einer Impfpflicht gegen Masern andere Impfungen zu kurz kommen. „ZDFzoom“ trifft Kritiker des neuen Impfgesetzes und konfrontiert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit den Argumenten der Gegner. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 16.10.2019 ZDF
  • Folge 313
    Der Kampf gegen die Drogen sei verloren – das hört man immer häufiger von Politikern, Ärzten, sogar von der Polizei. Trotzdem bleibt die „Kriegserklärung“ gegen Koks, Speed & Co.bestehen. Statt Aufklärung und Prävention heißt es Strafverfolgung, statt staatlicher Regulierung ein stetig wachsender Schwarzmarkt. Immer mehr Experten, Ärzte und Strafverfolger kritisieren das, und „ZDFzoom“ fragt: Wie kann eine sinnvolle Drogenpolitik aussehen? „ZDFzoom“-Reporterin Anna Feist trifft Konsumenten, die stigmatisiert werden, Dealer, die ein Riesengeschäft machen, und ehemalige Staatschefs in Sorge.
    Ihre Recherche führt sie auch nach Westafrika – in das Transitparadies für Kokain auf dem Weg nach Europa. Eine mögliche Lösung im Kampf gegen die Drogen: Entkriminalisierung und staatliche Regulierung. Doch bisher traute sich da nur ein europäisches Land ran: Portugal. Hier wurden Drogen entkriminalisiert. Entgegen aller Befürchtungen hat der Konsum nicht zugenommen. „ZDFzoom“ über einen langen Kampf und seine verheerenden Folgen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 23.10.2019 ZDF
  • Folge 314
    In der Landwirtschaft sind Insektengifte nicht immer zu vermeiden. Manche Substanzen beseitigen aber nicht nur Schädlinge, sondern schädigen Bienen. In der Kritik: die Neonicotinoide. Der Bayer-Konzern, einer der Hersteller, gerät unter Druck: „ZDFzoom“-Recherchen ergeben, dass manche Giftstoffe längst hätten verboten werden müssen. Auch die Übernahme von Monsanto und Schadenersatzklagen in Sachen Glyphosat haben dem Konzern zugesetzt. Für die Bayer AG und andere Hersteller sind Insektengifte ein Kerngeschäft. Insgesamt landen jedes Jahr Tausende Tonnen auf den Äckern. Allein in Deutschland konnten die Unternehmen im Jahr 2018 Mittel für knapp 1,3 Milliarden Euro verkaufen.
    Die Wirkung der Mittel ist sehr umstritten. Einige, wie etwa die Gruppe der Neonicotinoide, stehen unter dem Verdacht, massiv zum Bienensterben beizutragen. Vor allem Umweltschützer machen mobil und fordern ein Verbot von chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln. Seit über 20 Jahren warnen Wissenschaftler und Studien vor den negativen Auswirkungen der Neonicotionoiden. „ZDFzoom“-Reporter Berndt Welz geht der Frage nach: Hat die Industrie mithilfe der Behörden ein Verbot der Stoffe über Jahre verschleppt? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 30.10.2019 ZDF
  • Folge 315
    Überfüllte Flughäfen, Verspätungen, Flugausfälle. Das Chaos im Jahr 2018 wirkt nach. Und dann auch noch die Klimadiskussion. Reisen mit dem Flugzeug hat mittlerweile auch ein Imageproblem. Die Flugbranche fliegt am Limit. Der Ablauf der Sicherheitskontrollen, Personalmangel bei Boden- und Gepäckabfertigung und bei den Fluglotsen führen immer wieder zu Verspätungen. Zu viele Flüge – mit zu vielen Passagieren. Die Strukturen ächzen unter der Belastung. Nach dem Chaos-Sommer 2018 mit fast 80 gestrichenen Flügen pro Tag haben die Fluggesellschaften mehr Flugzeuge zur Verfügung gestellt.
    Die Flugpläne wurden entzerrt und von den Flughäfen wird mehr Personal eingesetzt. Auch in diesem Jahr kam es zu Verspätungen und bis Oktober sollen laut dem Fluggastrechteportal EUclaim fast 18 000 Flüge ausgefallen sein. Das System stoße an seine Grenzen, sagt der Mobilitätsforscher Prof. Andreas Knie. Er spricht von „Notoperationen“, die stattgefunden hätten. Sobald „ …auch nur ein bisschen was passiert, ist sozusagen das Chaos da.“ Beispiel Sicherheitskontrollen: Bislang werden in Deutschland meist 80 bis 100 Passagiere pro Stunde kontrolliert.
    Am Flughafen Amsterdam sind es bis zu 185 Flugreisende. Neue Kontrollspuren, die das ermöglichen, gibt es bislang nur an wenigen Flughäfen in Deutschland und in geringer Zahl. Zu Ferienbeginn kommt es immer wieder zu langen Wartezeiten und damit zu Flugverspätungen. Unter dem steigenden Passagieraufkommen leiden auch die Gepäckabfertiger. Einer von ihnen berichtet von Personalmangel. Seit 30 Jahren arbeitet er auf dem Flughafen Berlin Tegel: „Wir hatten eine Maschine, die ist ohne Gepäck rausgegangen“.
    Zum zeitweisen Chaos auf den Flughäfen kommt die Klimadiskussion. Immer mehr Menschen denken um. Ein selbstständiger Politikberater erzählt, wie er früher leidenschaftlich gern geflogen ist. Heute fahren er und seine Mitarbeiter zu Terminen in Deutschland nur noch mit der Bahn. Niemand wolle Familien den Urlaubsflug vermiesen, sagt er. Doch die Passagiere der „Berater-Bomber“, die regelmäßig fliegen, seien ein Problem. Es gebe eine Kultur des Fliegens, die man vielleicht auch wieder verlernen müsse. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 13.11.2019 ZDF
  • Folge 316
    Roboter auf Visite, vernetzte Kliniken und Arztpraxen: Das Gesundheitswesen wird digital. Patienten und Ärzte sollen profitieren, doch immer wieder gibt es Datenpannen und Hackerangriffe. Nicht nur Krankenhäuser und Ärzte sind das Ziel, auch Apps weisen Sicherheitslücken auf. Die Politik treibt die Digitalisierung der Medizin voran. Doch wer sorgt für die Sicherheit unserer Daten? Wie gläsern sind wir als Patienten? Die „ZDFzoom“-Dokumentation geht der Frage nach, welche Auswirkungen die rasante Digitalisierung im Gesundheitswesen auf Patienten und Ärzte hat.
    Reporterin Julia Lösch begibt sich auf Spurensuche: Im Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin lernt sie die Zukunft kennen: Dort begrüßt Roboter „Double“ frischgebackene Mütter und ihre Neugeborenen, auf dem Bildschirm ist die zugeschaltete Chefärztin zu sehen. Geht es nach der Digitalisierungsstrategie des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn, ist das die Zukunft. Doch der Preis dafür ist hoch. Es ist der 14. Juli 2019. Um 6:30 Uhr klingelt das Telefon von Hans-Peter Blug, IT-Leiter der Klinikgruppe des Deutschen Roten Kreuz Südwest: Es gab einen Hackerangriff.
    Alle Daten wurden verschlüsselt, nichts funktioniert mehr, der Betrieb stockt. An die Datenbanken mit Patientendaten seien die Angreifer nicht gekommen, doch 100-prozentige Sicherheit gäbe es keine: „Wir können es nicht ausschließen“, so Hans-Peter Blug. Es sind längst nicht nur Kliniken, die angegriffen werden, auch Arztpraxen und Apps sind betroffen. Erst im September 2019 wurde eine weitere Datenpanne öffentlich: Millionen von sensiblen Patientendaten, wie etwa Brustkrebsscreenings oder Röntgenaufnahmen, waren auf ungesicherten Internetservern zugänglich.
    Die Politik aber treibt die digitale Vernetzung mit Hochdruck voran, Gesundheitsminister Spahn plant Sanktionen für Arztpraxen, die sich nicht an die Telematikinfrastruktur, kurz TI, anschließen lassen. Doch Sicherheitsexperten wie Jens Ernst warnen vor Sicherheitsmängeln bei der Installation sowie der technischen Umsetzung der TI. „Die Daten können abgegriffen werden. Wir steuern auf einen riesigen Skandal zu“, so der IT-Experte. Wie sicher unsere Daten sind, die wir zum Beispiel per Smartphone in Gesundheits-Apps eingeben, erlebt „ZDFzoom“-Autorin Julia Lösch bei Wissenschaftlern der Ruhr-Universität in Bochum.
    Das Ergebnis: Es gibt beträchtliche Sicherheitsmängel bei Gesundheits-Apps. Innerhalb kürzester Zeit stoßen die Forscher auf sensible Daten der App-Nutzer. Was bedeuten all die Sicherheitslücken für die weiteren Schritte, zum Beispiel die elektronische Patientenakte, an der ab 2021 kein Patient mehr vorbeikommt? Ist „E-Health“ ein Meilenstein der Digitalisierung und damit Erleichterung für Ärzte, Kliniken und Patienten oder vielmehr ein unterschätztes Einfallstor für Hacker? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 20.11.2019 ZDF
  • Folge 317
    Mit den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen hat die AfD weitere Wahlerfolge verbucht, doch intern bricht ein Machtkampf über die künftige Richtung der Partei aus. Vor dem Bundesparteitag in Braunschweig Ende November formieren sich die Lager. Es geht um die Macht des Flügels, einer parteiinternen Gruppierung am rechten Rand. Die gemäßigteren Kräfte sehen eine erfolgreiche Zukunft für die AfD nur ohne die extremistischen Töne der Flügelleute Höcke, Kalbitz & Co.
    Aber nach den Erfolgen bei den ostdeutschen Landtagswahlen will der radikale Flügel seine Machtbasis nun auch in der Gesamtpartei und im Westen vergrößern. Bereits in der Vergangenheit versuchte der Flügel, große westdeutsche Landesverbände zu beeinflussen und mit eigenen Kandidaten seine Macht zu festigen. Das jüngste Beispiel Nordrhein-Westfalen: ein schon mit Blick auf den Bundesparteitag und die Delegiertenstimmen aufgrund seiner Größe strategisch wichtiger Landesverband. Doch die Vertreter des Flügels scheiterten. Eine Richtungsentscheidung für die Gesamtpartei? Schon seit Längerem ist in der AfD eine Polarisierung zu beobachten. Auf der einen Seite der Flügel, auf der anderen Seite die Teile der Partei, die sich selbst dem bürgerlichen Lager zurechnen.
    Der Co-Sprecher der AfD, Jörg Meuthen, der bis vor Kurzem den Flügel toleriert hat und mit Stimmen des Flügels gewählt wurde, hat sich vor dem Bundesparteitag bereits positioniert. Im Interview mit dem ZDF sagte er: „Wenn ich nicht daran glaubte, dass die bürgerlichen Kräfte in einer Mehrheit sind, in einer ganz deutlichen Mehrheit sind, und sich durchsetzen, würde ich es nicht mehr machen und würde auch zum Bundesparteitag nicht mehr antreten. Da würde ich sagen, ist das Geschäft verloren.“ Die ZDF-Autoren Rainer Fromm und Ron Boese skizzieren eine zerstrittene und umstrittene Partei, die wohl vor dem wichtigsten Parteitag in ihrer jungen Geschichte steht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 27.11.2019 ZDF
  • Folge 318
    Immer mehr Menschen kaufen online ein. Ware aus Fernost macht dabei einen großen Teil aus, ist jedoch häufig von mangelnder Qualität – und oft gibt es Probleme bei Reklamationen. Die Haftungsfrage ist beim Kauf per Onlineplattform unzureichend geregelt. Das legt die gemeinsame Recherche von „Spiegel“ und „ZDFzoom“ nahe. Derzeit wird auf politischer Ebene über eine sogenannte Plattformbetreiber-Haftung diskutiert. Onlineplattformen wie Wish, AliExpress und Joom liegen im Trend, vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit.
    Doch der Einkauf von Schnäppchen in Fernost bereitet in vielerlei Hinsicht Probleme: Plagiate, verbotene Inhaltsstoffe, fehlende Kennzeichnungen – die Beschwerden häufen sich. Doch wer haftet, wenn die bestellten Produkte gefälscht sind oder gefährliche Mängel enthalten? Und wer kontrolliert die Onlineplattformen? Kritiker fordern, Plattformen zum Schutz der Verbraucher und des Wettbewerbs stärker zu regulieren, doch bisher wird wenig getan, das zeigen die Rechercheergebnisse von „ZDFzoom“ und dem „Spiegel“.
    Ein Problem, das nicht nur Verbraucher und Behörden trifft, sondern auch den Wettbewerb verzerrt. Experten und deutsche Unternehmer kritisieren, dass sich viele asiatische Händler nicht an gesetzliche Regeln halten und sich damit Vorteile verschaffen würden. Immer mehr mittelständische Unternehmen kämpfen deswegen gegen chinesische Händler, die ihre billigen Produkte auf Onlineplattformen anbieten. Die deutsche Drogeriemarkt-Kette ROSSMANN hat jetzt in einer in Auftrag gegebenen Studie die Kontrolldichte bei Kosmetikprodukten aus dem Onlinehandel abfragen lassen.
    Ergebnis der Studie, die dem „Spiegel“ und „ZDFzoom“ exklusiv vorliegt: Knapp 80 Prozent der Behörden geben an, die Lager von Onlinehändlern selten oder nie zu kontrollieren. Für den Geschäftsführer von ROSSMANN, Raoul Roßmann, ist das nicht hinnehmbar: „Fakt ist: Der Onlinehandel wird nicht kontrolliert durch die Gewerbeaufsichtsämter. So dass wir eine sehr hohe Kontrolldichte im stationären Handel haben. Aber eine sehr geringe im Onlinehandel.
    Und das finde ich einfach abstrus. Dass wir zwei Welten haben, die nebeneinander her existieren und wo überhaupt keine gemeinsamen Standards gelten.“ „ZDFzoom“-Reporter Alexander Harbi begibt sich auf Spurensuche und stößt auf eine Reihe von Beschwerden von Verbrauchern: Gar nicht oder zu spät gelieferte Ware, defekte Produkte, schlechte Qualität. Gemeinsam mit einer Familie bestellt „ZDFzoom“ mehrere Produkte auf verschiedenen Onlineplattformen, darunter Drohnen, E-Scooter und E-Zigaretten, aber auch Weihnachtsklassiker wie Parfum.
    Von Laboren und Experten lassen wir die Produkte prüfen. Das Ergebnis ist erschreckend: Über die Hälfte der bestellten Produkte ist nicht verkehrsfähig. Ein E-Scooter für Kinder wird von Experten als gefährlich eingestuft, ein Parfum enthält einen Stoff, der in der EU verboten ist. Auf Plattformen wie Wish, AliExpress und Joom bieten überwiegend Händler aus dem asiatischen Raum Produkte an. Mit teils massivem Marketing über Social-Media-Kanäle werden Verbraucher mit niedrigen Preisen gelockt.
    Offensichtlich ein lukratives Geschäft – mit Schattenseiten, denn über Onlineplattformen gelangen immer mehr nicht verkehrsfähige oder sogar gefährliche Waren nach Deutschland, die Behörden und Logistikunternehmen vor Herausforderungen stellen. Experten sind sich einig: Mehr Kontrolle muss her. Denn allein im Internationalen Postzentrum am Flughafen Frankfurt kommen täglich bis zu 450 000 Sendungen aus dem nicht europäischen Ausland an, 80 Prozent davon stammen aus Asien. In der Vorweihnachtszeit können es bis zu 900 000 werden – pro Tag! (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 11.12.2019 ZDF

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