2018, Folge 263–281

  • Folge 263
    Es geht um eine geheimnisvolle Liste. Auf ihr stehen die Namen von mehr als 10 000 Personen. Experten sind überzeugt: Der NSU plante weitaus mehr Attentate und muss Helfer gehabt haben. Im Brandschutt der Wohnung von Beate Zschäpe fand die Polizei eine umfangreiche Adresssammlung, die später unter dem Namen „10 000er Liste“ oder „Todesliste des NSU“ in den Ermittlungsakten erwähnt wird. Seit fünf Jahren läuft mittlerweile der Prozess gegen Beate Zschäpe und vier Mitangeklagte in München. Doch bis heute ist völlig ungeklärt, was es mit dieser Liste auf sich hat.
    Und vor allen Dingen ist eine Frage bis heute nicht beantwortet: Wer hat diese umfangreiche Liste erstellt? Anwälte der Opfer und auch Politiker aus dem Untersuchungsausschuss bezweifeln, dass diese Liste allein von den verstorbenen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos geschrieben wurde. Vielmehr glauben sie, dass die NSU eine Vielzahl von Helfern gehabt haben muss. Opferanwalt Yavus Narin geht mit den Ermittlungsbehörden hart ins Gericht: „Wir wissen weder wie groß der NSU war, noch wissen wir, wer den NSU unterstützt hat.
    Und viele Fragen hätten die Behörden durch anständige kriminalistische Arbeit und durch weniger Borniertheit lösen und erklären können.“ Auch Opferanwalt Sebastian Scharmer erhebt Vorwürfe: „Wir wissen von keinen gezielten Vernehmungen, von keinen gezielten Ermittlungen, die das Netzwerk NSU hätten erhellen sollen.“ Nach Ansicht vieler Experten ist der NSU-Komplex noch lange nicht ausermittelt. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 20.06.2018 ZDF
  • Folge 264
    Deutschland ist ein Zeitungsland mit weit über dreihundert Tageszeitungen. Doch die Branche steckt tief in der Krise. Werbeeinnahmen brechen weg, Leser gehen verloren – an das Internet. Wird es gedruckte Tagespresse in Zukunft noch geben? Warum lassen sich Nachrichten im Netz so schlecht verkaufen? Und: Lässt sich Qualitätsjournalismus überhaupt noch privatwirtschaftlich finanzieren? Das fragen die „ZDFzoom“-Autoren. Nina Freydag und Wulf Schmiese haben selbst lange als Presse-Journalisten gearbeitet und erlebt, wie Verlage nach dem Jahr 2000 durch das Internet in Bedrängnis gerieten.
    Heute sind viele Redaktionen halb so groß wie vor der Krise. Die Gesamtauflage der deutschen Tageszeitungen hat sich seit dem Jahr 2000 fast halbiert. Verlage drängen ins Netz. Doch dort verdienen sie kaum Geld – die wenigsten deutschen Leser sind bislang bereit, für Online-Nachrichten zu bezahlen. „Wenn dauerhaft Journalismus ein Kostenfaktor, aber kein wirklich gesundes Geschäftsmodell ist, dann wird es ihn in dieser Form nicht mehr geben und das ist gefährlich“, warnt Mathias Döpfner als Präsident des Bundesverbands der deutschen Zeitungsverleger in der „ZDFzoom“-Dokumentation.
    Döpfner, der auch Vorstandsvorsitzender des Axel-Springer-Verlags ist, sieht die freie Presse zunehmend in eine Abhängigkeit von Facebook und Google geraten: „Dass heute das digitale Werbewachstum zu mehr als 90 Prozent, teilweise bis 99 Prozent bei Google und bei Facebook landet, zeigt, wie verzerrt der Markt ist. Google sieht sich selbst hingegen als „wichtiger Partner“ der Verlage, sagt Jörg Bremer von Google-Deutschland: „Wir helfen bei der Vermarktung von Werbeflächen auf den Webseiten der Verlage.
    Wir schütten da sehr viel Geld aus.“ Google besorge den Verlagen monatlich zehn Milliarden Klicks, leite also Leser auf die Web-Sites der Zeitungen. „Wir tun jede Menge für den Erfolg auch der Presseverlage und des Journalismus in Deutschland.“ Der Medienökonom Prof. Dr. Frank Lobigs von der TU Dortmund aber sieht die Presse-Verlage chancenlos unterlegen im Anzeigengeschäft, da Google und Facebook über weit mehr Daten der Nutzer verfügen: „Da sind die beiden Plattformen einfach Champions League und die Regionalzeitungen noch nicht einmal Kreisliga.“ So entstehe ein „neues Mediensystem“.
    Folge des Spardrucks der Verlage ist Marktkonzentration. Zeitungen werden aufgekauft, Redaktionen zusammengelegt. „Die Zahl der Hauptredaktionen nimmt zügig ab, immer mehr Bürger kriegen die Inhalte nur eines Anbieters und damit fällt die Vielfalt der Meinungen“, so Prof. Lobigs.Damit wird das Problem der Zeitungen auch ein Problem für die Demokratie. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 04.07.2018 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Mi. 04.07.2018 ZDFmediathek (16:00 Uhr)
  • Folge 265
    Der „Nationalsozialistische Untergrund“ zieht eine Blutspur durch Deutschland. Seit fünf Jahren verhandelt das Münchner Oberlandesgericht die Verbrechen des Zwickauer Trios. Wie groß war der NSU wirklich? Und welche Rolle spielte der Staat? „ZDFzoom“ dokumentiert die sieben bedeutendsten Geheimnisse des NSU. Die offizielle Annahme der Alleintäterschaft von Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe ist dabei die zentrale Frage. Denn es gibt Auffälligkeiten und Besonderheiten. Waren die drei wirklich in der Lage, Tatorte und Opfer in der ganzen Bundesrepublik allein auszuspähen? Waren wirklich nur sie die Schuldigen an den willkürlichen und systematisch wiederholten Angriffen, von denen die Anklage spricht? Für Opferanwalt Yavuz Narin steht nach fünf langen Prozessjahren fest: „Die These der Bundesanwaltschaft, dass der NSU völlig losgelöst von Helfern von potenziellen Mittätern gemordet habe, gilt als widerlegt.“ Und die Kritik scheint berechtigt.
    An mehreren Tatorten von NSU-Morden gibt es Hinweise auf lokale Unterstützung für Mundlos und Böhnhardt.
    Wie in Rostock. 2004 wird hier der 25 Jahre alte Türke Mehmet Turgut mit drei Kopfschüssen getötet. Heute erinnert ein Denkmal an die Tat. Turgut war zu Besuch bei einem Freund, für den er spontan in einem Döner-Imbiss aushilft. Der Besitzer hatte schon vorher Ärger mit Rechtsextremen, die in unmittelbarer Nähe wohnten. Im Brandschutt der Wohnung des Trios finden die Beamten Computerdateien und Ausspähunterlagen. Die sogenannte Todesliste des NSU.
    Sie zeigt zehntausend mögliche Anschlagsziele, die über Jahre hinweg zusammengetragen wurden – in ganz Deutschland. Darunter Namen und Adressen von Polizeibeamten, Staatsanwälten, demokratischen Parteien, multikulturellen Einrichtungen. Auf der Liste findet sich auch die Scharrer-Straße in Nürnberg. Hier wird der Imbissbesitzer Ismael Yassr ermordet. Auffällig viele exakte Ausspähnotizen gibt es aus Dortmund, einer Stadt mit vergleichsweise vielen Rechtsextremisten. Hier war unter anderem ein sozialdemokratischer Politiker ins Visier der Rechtsterroristen geraten.
    Eine der größten ungelösten Fragen ist der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter. Sie wird auf der Theresienwiese in Heilbronn – am 27. April 2007 um 14:00 Uhr, am helllichten Tag – ermordet. Rechtsanwalt Sebastian Scharmer, ein Nebenkläger im NSU-Prozess äußert Zweifel: „Ein großes Rätsel bleibt der Mord an Michèle Kiesewetter und der versuchte Mord an ihrem Kollegen. Das Motiv, was der Generalbundesanwalt annimmt, nämlich der Hass gegen den Staat und das, was Beate Zschäpe angibt, nämlich das schlichte Rauben von zwei Polizeipistolen, das ist beides unglaubwürdig.“ „ZDFzoom“-Recherchen weisen in eine andere Richtung.
    Die Ermordung der Polizistin könnte ein Racheakt rechter Kreise aus dem Rotlichtmilieu sein. Sicher ist: Michèle Kiesewetter wird nicht mit derselben Waffe getötet wie die anderen NSU-Opfer. Außerdem ist auffällig, dass der Tathergang für Profitäter spricht.
    Schüsse von beiden Seiten in ein Auto. Für ungeübte Schützen ein hohes Risiko. Für die Bundesanwaltschaft scheint jedoch der Fall geklärt. Michèle Kiesewetter wird in der Anklageschrift zum Zufallsopfer des NSU. Die Anklage sieht keinerlei Anhaltspunkte, dass mehr als zwei Personen an der Tat beteiligt waren. Und das, obwohl mehrere Zeugen Phantombilder liefern, die bemerkenswert wenig Ähnlichkeit mit Böhnhardt und Mundlos haben. Eine der großen ungeklärten Fragen ist die Rolle der V-Leute und der verschiedenen Verfassungsschutzämter.
    Obwohl der NSU von dreißig V-Männern umgeben war, konnte er offensichtlich ungehindert morden. Die beiden Haupttäter sind tot und können nicht mehr vernommen werden. Ihre mutmaßliche Komplizin Beate Zschäpe hüllte sich vor Gericht lange in Schweigen, ließ ihre Anwälte sprechen. Erst am Schluss meldete sich Frau Zschäpe in einer fünf-minütigen Erklärung zu Wort. An die Adresse der Opferfamilien sagte sie: „Ich bin ein mitfühlender Mensch und habe sehr wohl den Schmerz, die Verzweiflung und die Wut der Angehörigen sehen und spüren können.“ Weiter führte sie aus, sie habe mit den Morden nichts zu tun gehabt.
    Wörtlich „Ich hatte und ich habe keinerlei Kenntnisse darüber.“ Von der rechtsradikalen Gesinnung distanzierte sie sich. Sie habe für sich entschieden, dass rechtes Gedankengut für sie keinerlei Bedeutung mehr hat. Die „ZDFzoom“-Dokumentation zeigt Ermittlungspannen und Interessenskonflikte der Behörden und stellt die Frage nach unerkannten Mittätern. Wo enden Fakten – wo beginnen Mythen? Die Akte NSU ist noch lange nicht geschlossen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 11.07.2018 ZDF
  • Folge 266
    Der öffentliche Nahverkehr boomt. Über 30 Millionen Fahrgäste sind täglich unterwegs. Ein bundesweit einheitliches Tarifsystem gibt es nicht. Stattdessen ein Flickenteppich aus Zonen und Waben. Im Gegensatz zum Fernverkehr gibt es in Deutschland nicht den einen großen „Big player“ wie die Deutsche Bahn, sondern viele kommunale und private Unternehmen. Organisiert wird der Nahverkehr von 60 Verkehrsverbünden. Kaum eine Transportbranche ist so vielschichtig wie der ÖPNV. Und kaum eine ist so bürgernah und vor allen Dingen so wichtig.
    Aber warum existieren in Deutschland so gewaltige Qualitätsunterschiede? Warum verkaufen Gemeinden beispielsweise ihren Busverkehr? „ZDFzoom“-Reporter Christian Bock traf einen Busfahrer, der sich als Opfer im Verkauf um kommunale Verkehrsbetriebe sieht: Oleg A., Busfahrer aus Langen bei Frankfurt. Zuerst fuhr er für ein städtisches Unternehmen, dann wurde dieses Unternehmen an einen britischen Investor verkauft. Dann wechselte sein Arbeitgeber noch zwei weitere Male den Eigentümer.
    Jedes Mal verschlechterten sich für ihn die Arbeitsbedingungen. Nun fahre er für einen privaten Unternehmer mit einem, wie er sagt „völlig chaotischen“ Dienstplan mit viel zu wenigen Fahrern, von denen einige noch nicht einmal richtig Deutsch sprechen könnten. Dazu kämen schlecht gewartete Fahrzeuge und ständiger Druck von der neuen Unternehmensführung. Aber wie kommt es überhaupt dazu, dass britische Investoren in den deutschen Nahverkehr investieren? Vereinfacht gesagt: Wenn Kommunen regelmäßig ihren ÖPNV-Verkehr ausschreiben, müssen sie denjenigen zum Zuge kommen lassen, der das billigste Angebot abgibt.
    Und das ist für ausländische Investoren einfach, da sie auch altgediente Busfahrer zu Anfängertarifen einstellen dürfen und so günstigere Angebote abgeben können. „ZDFzoom“ zeigt unter anderem an Hand dieser Beispiele, wo und wie sich die Strukturen des ÖPNV fehlerhaft entwickeln haben und was getan werden muss, damit es besser wird. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 25.07.2018 ZDF
  • Folge 267
    Gut bezahlt und vor allem: sicher. Diesen Ruf genießt der öffentliche Dienst als Arbeitgeber. Zu Unrecht, denn die Arbeitsbedingungen sind seit Jahren nicht mehr vorbildlich. Von den rund 4,69 Millionen beim Staat Beschäftigten haben immer mehr einen befristeten Vertrag. Die öffentliche Hand stellt sogar noch häufiger auf Zeit ein, als die Privatwirtschaft. „ZDFzoom“ fragt: Warum setzt ausgerechnet der Staat auf befristete Jobs? „Beim ersten Vertrag wurde mir versprochen, dass ich unbefristet weiterbeschäftigt werde.
    Als es dann hieß, es sei ein befristeter Vertrag, war das ein ganz schöner Schlag in die Magengrube“, erinnert sich Michaela B. Nach ihrer Ausbildung zur Krankenpflegerin arbeitete sie zwei Jahre lang befristet für ein städtisches Klinikum – in einer Branche also, in der Fachkräfte händeringend gesucht werden. Die Folgen der Befristung: Keine Chance, ein Leben zu planen, ständiger Druck auf der Arbeit – alles geben, in der Hoffnung auf die baldige Festanstellung. Für den Wissenschaftler Dr. Christian Hohendanner vom Institut für Arbeitsmarktforschung ist klar: Wenn der Staat etwas ändern wollte, müsste er Geld in die Hand nehmen: Planstellen schaffen, die über Jahre die öffentlichen Haushalte absehbar belasten.
    Befristungen seien da bequemer. Und gerade im öffentlichen Dienst können sich Arbeitgeber aus einer Vielzahl an Begründungen bedienen – oder einfach ganz ohne Nennung von Sachgründen befristen. Das werde von manchem Arbeitgebern für eine Art Probezeit XXL genutzt, kritisiert der Wissenschaftler.
    In Zusammenarbeit mit dem Recherchezentrum Correctiv hat „ZDFzoom“ herausgefunden: Viele Bundesländer haben gar keinen Überblick über ihre eigene Befristungspraxis. Und noch etwas fällt auf: In den letzten Jahren ist gerade auf hoher Staatsebene Befristung regelrecht zum Trend geworden. In manchem Bundesministerium ist mehr als jeder Vierte befristet. Spitzenreiter laut Umfrage für „ZDFzoom“: Landwirtschafts-, Familien- und Wirtschaftsministerium. „ZDFzoom“ fragt Interviews bei den Ministern an, doch die Antworten sind mager: Keine Zeit.
    Nicht zuständig. Kein Interesse? „ZDFzoom“ konfrontiert den Bundesarbeitsminister Hubertus Heil bei einer Veranstaltung in Berlin. Er wolle künftig alles anders machen, seine Ministerkollegen in die Pflicht nehmen, sagt er. Im Koalitionsvertrag steht davon allerdings nichts. Dabei wäre es gar nicht so schwer, Befristungen einzudämmen. „ZDFzoom“ zeigt am Beispiel Hamburg: Die bisherige Befristungspraxis kann man auch einfach beenden, wenn der politische Wille dazu vorhanden ist. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 01.08.2018 ZDFinfo
  • Folge 268
    Radfahrer haben auf Deutschlands Straßen wenig Platz und oft auch wenig Schutz. 254 kamen 2017 innerorts ums Leben, 11 700 wurden schwer verletzt. Muss Radfahren so gefährlich sein? Es geschieht an einer Kreuzung in Flensburg im Herbst: Paul fährt auf dem Radweg zur Schule, an der Ampel neben ihm ein Lkw. Als der rechts abbiegt, übersieht er Paul und nimmt ihm die Vorfahrt. Zwei Mal wird er überrollt. Der Junge wird nur 14 Jahre alt. Sogenannte Assistenz-Systeme könnten helfen, die Zahl solcher Opfer zu verringern. Sie warnen, wenn sich neben dem Lkw etwas bewegt.
    Seit einem knappen Jahr sind solche Systeme in Deutschland auf dem Markt. Kosten: zwischen 600 und 2500 Euro. Doch der Einbau ist gesetzlich nicht vorgeschrieben. Das zuständige Bundesverkehrsministerium erklärt auf Nachfrage: „Die gesetzlichen Voraussetzungen sind international geregelt und können von Deutschland nicht im Alleingang geändert werden“. Bis aber eine gesamteuropäische Lösung gefunden ist, können Jahre vergehen. Die Gefahr bleibt. Umso wichtiger sind sichere Radwege. Doch für sie müsste dem Auto Platz weggenommen werden – und genau da beginnen die Probleme, zeigen die ZDF-Autoren Hans Koberstein und Andreas Wiemers.
    Beispiel Stuttgart: Zwar sind sich alle politischen Parteien einig: Die Stadt erstickt im Dauerstau, der Radverkehr muss gefördert werden. Und schon seit Jahren will Stuttgart 36 Haupt-Radrouten bauen. Doch fertiggestellt sind davon bislang nur drei. „Der Gemeinderat hat noch einmal einen Rückzieher gemacht, und eine neue Prüfung von Alternativstrecken beantragt“, kritisiert Stadträtin Christine Lehmann (B90/​Grüne); Probleme gäbe es immer dann, wenn Parkplätze für Autos wegfallen, so die Stadträtin.
    Deshalb werden in der baden-württembergischen Landeshauptstadt anstelle von echten Radwegen häufig neue Schilder aufgehängt; so werden Gehwege zum Radweg. Gute Radwege aber sehen anders aus, sagt der Initiator des Berliner Rad-Entscheids Peter Feldkamp: „Ein Radweg ist dann ein guter Radweg, wenn ich ihn benutzen kann, wenn er breit genug ist zum Überholen und wenn ich ohne Probleme meine zehnjährige Tochter darauf fahren lassen würde.“ Für bessere Radwege haben Feldkamp und seine Berliner Mitstreiter ein Volksbegehren gestartet.
    „Wir haben in dreieinhalb Wochen über 100 000 Unterschriften gesammelt!“ So viele Unterschriften zeigten Wirkung: Der Berliner Senat hat jetzt ein eigenes Radgesetz beschlossen: 100 Kilometer Radschnellwege sollen entstehen, dazu 100 000 Radabstellplätze – der Senat stellt für vier Jahre jährlich 200 Millionen Euro bereit. Die „ZDFzoom“-Autoren Koberstein und Wiemers zeigen aber auch: In vielen deutschen Städten fehlt der politische Wille zur Veränderung – immer dann, wenn das Auto Platz hergeben soll. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 15.08.2018 ZDF
  • Folge 269
    Seit mehr als einem Jahr untersucht US-Sonderermittler Robert Muller, ob es geheime Absprachen zwischen Donald Trumps Wahlkampfteam und Russland gegeben hat. Der US-Präsident bezeichnet die Ermittlungen als Hexenjagd und Fake News. „ZDFzoom“ ist auf Spurensuche. Wurden die US-Präsidentschaftswahlen zugunsten Trumps beeinflusst? Das Ergebnis: Es wird schwer für den Präsidenten, seinen Vorwurf aufrechtzuerhalten. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 22.08.2018 ZDF
  • Folge 270
    Das Klima im Klassenzimmer wird rauer. Kinder zappeln, schreien und buhlen um Aufmerksamkeit, der Unterricht wird oft zur Nebensache. Es gibt viele neue Herausforderungen. Lehrer müssen inzwischen auch Sozialarbeiter, Coach und Psychologe sein. Pädagogen klagen über Personalmangel und fehlende Konzepte, sie stoßen an ihre Belastungsgrenzen. „ZDFzoom“ fragt: Was muss sich ändern, damit das Lehren und Lernen wieder besser gelingt? Es gab Zeiten, da herrschte Ruhe und Disziplin im Klassenzimmer. Der Lehrer stand vorne am Pult oder an der Tafel und unterrichtete.
    Doch diese Zeiten sind längst vorbei. War früher denn alles besser? Nein, es war anders. Heute reicht der Frontalunterricht von einst längst nicht mehr aus, um Wissen zu vermitteln. Die Gesellschaft hat sich verändert, es gibt immer mehr verhaltenssauffällige Kinder, dazu sind Inklusion und Integration große Herausforderungen für die Pädagogen. Der Lehrerberuf hat sich stark verändert: Neben dem Unterricht müssen Lehrer vor allem auch Sozialarbeiter, Psychologen & Coach sein. Doch dafür sind sie oftmals nicht genügend ausgebildet, kritisiert Prof. Dr. Norbert Seibert von der Universität Passau: „Wir brauchen weit mehr Pädagogik, um auf das individuelle Kind eingehen zu können.
    Wir brauchen mehr Verständnis, mehr Psychologie. Die Probleme, die die Kinder haben, sind keine Sachprobleme, das sind zwischenmenschliche Probleme. Und dafür bilden wir nicht aus.“ Dazu herrscht in vielen Bundesländern noch immer akuter Lehrermangel. Häufig übernehmen Quereinsteiger den Unterricht. Der Grund: Die zuständige Kultusministerkonferenz ist jahrelang von viel zu niedrigen Schülerzahlen ausgegangen.
    Bis Mai 2018 hatte man weder die geflüchteten Kinder noch den starken Geburtenzuwachs in die bundesweite Lehrerbedarfsplanung eingerechnet. Verbände und Stiftungen warnen seit Jahren vor einem gravierenden Lehrermangel. Doch erst in diesem Frühjahr hat auch die zuständige Kultusministerkonferenz zum ersten Mal eine Prognoselücke von mehr als einer Million Kindern bestätigt. Können Politiker nicht rechnen? Der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz und Bildungsminister in Thüringen, Helmut Holter (Die Linke), gibt gegenüber „ZDFzoom“ die Versäumnisse offen zu: „Das ist wirklich die Frage, die mich auch bewegt.
    Auf der einen Seite haben wir einen Personalüberhang gehabt, sind Sparprogramme der Länder verabschiedet worden, um den Haushalt zu konsolidieren und dabei ist auch Personal abgebaut worden. Darunter sind auch Lehrerinnen und Lehrer, die abgebaut wurden. Niemand hat daran gedacht, dass wir in Zukunft wieder mehr Schülerinnen und Schüler haben werden und dass wir einen Aufwuchs brauchen.
    Hier ist keine vorausschauende Politik betrieben worden.“ Für die „ZDFzoom“-Dokumentation hat Autorin Valerie Henschel in Schulen recherchiert und gedreht. Das Fazit: Das Klima im Klassenraum ist angespannt und rau. Lehrer und Schüler leiden darunter. In der Politik gibt es bislang für diese Probleme kaum Lösungen. Dass es auch anders geht, zeigt der Blick nach Australien. Hier stellen Schulen ihr Konzept gerade um. Mehr Teamarbeit, mehr Freiraum für die Unterrichtsgestaltung und flexible Konzepte sind ein Mittel, um Schule effektiver zu gestalten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 29.08.2018 ZDF
  • Folge 271
    Das Ergebnis ist bekannt: Die Insolvenz der Lehman-Bank am 15. September 2008 führte die Welt an den Abgrund. Doch wie kam es zu der Krise? Und welche Rolle spielte die Deutsche Bank? Die „ZDFzoom“-Doku zeigt erstmals, dass Deutschlands größte Bank nicht nur die Krise wesentlich mit ausgelöst hat, sondern selbst auch um ihr Überleben kämpfte – während sie sich öffentlich rühmte, als einziges europäisches Finanzinstitut stabil dazustehen. Es stellen sich zehn Jahre nach der Krise gleich mehrere Fragen: Ist die Deutsche Bank heute so schwach, weil sie schon in der Krise das Ausmaß ihrer Probleme vertuscht hatte? Und welche Folgen hat die Rettungspolitik der Länder? Um Banken wie das Institut aus Deutschland und die Weltwirtschaft vor dem Absturz zu retten, mussten sich die Staaten weltweit verschulden.
    Die öffentliche Verschuldung ist auch deshalb seit 2008 rasant gestiegen – zu viele Schulden, zu viele Kredite im Umlauf. Die Null-Zins-Politik der EZB erlaubte es zudem nationalen Banken und bankrotten Unternehmen, sich über Wasser zu halten. Darum gibt es in Europa mittlerweile Hunderte von untoten Firmen, sogenannte „Zombie“-Unternehmen, die gerade in Italien eine wirkliche Abkehr von zu viel Schulden unmöglich zu machen scheinen. Die beängstigende Prognose: Den wahren Preis für die Finanzkrise hat Europa noch immer nicht gezahlt.
    Autor Dirk Laabs hat für das ZDF bereits mehrere, preisgekrönte Dokumentationen über die Deutsche Bank gedreht. Er nimmt die Spur in den USA auf, trifft einen ehemaligen Lehman-Brothers-Händler, der sagt, man hätte noch mehr Banken pleitegehen lassen sollen. In Kanada findet Laabs heraus, was die Deutsche Bank angerichtet hat, und er konfrontiert führende Deutsch-Banker mit seinem Rechercheergebnis. Er spricht zudem mit den ehemaligen Finanzministern Hans Eichel und Wolfgang Schäuble. Diese warnen: Die nächste Krise kommt bestimmt. Und sie könnte, so ein ehemaliges Mitglied des EZB-Präsidiums, schlimmer als die letzte werden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 12.09.2018 ZDF
  • Folge 272
    Rund eine Million Flüchtlinge sind 2015 nach Deutschland gekommen. Anfangs waren sie überall präsent. Mittlerweile scheinen sie verschwunden. Wie sind sie aufgenommen worden in der Gesellschaft? Die „ZDFzoom“-Reporterin Katja Nellissen macht sich auf die Suche nach den Menschen, die vor drei Jahren hierher kamen und blieben. Wo und wie leben sie heute? Gelingt ihre Integration oder scheitern sie an der Sprache, an einer Wohnung oder an einem Arbeitsplatz? Auf ihrer Reise durch Deutschland lernt die Autorin junge Menschen kennen, die viel Hoffnung mit ihrem Leben hier verbinden und zum Teil viel Ernüchterung erfahren.
    Sie lernt engagierte und verzweifelte Helfer kennen, trifft einen straffällig gewordenen Flüchtling: Warum ist er mit den Normen und Gesetzen in Deutschland in Konflikt geraten? Es gibt viele Hindernisse auf dem Weg, ein neues Leben in einem fremden Land zu beginnen. Die Suche nach einer Wohnung zum Beispiel: für viele Flüchtlinge eine kaum zu überwindende Hürde. Der Versuch, mit Deutschen in Kontakt zu kommen, scheitert oft auch an kulturellen Missverständnissen und der Sprachbarriere.
    Engagierte Modellprojekte schließen Lücken, die die Standardverfahren der Behörden offen lassen. Und erleichtern Flüchtlingen oft auch den Weg in den Arbeitsmarkt. Sprache, Arbeit, eine eigene Wohnung sind wichtige Voraussetzungen für die Integration. Doch ohne die Bereitschaft, sich an die Regeln der neuen Heimat anzupassen, kann sie nicht gelingen. Und auch die deutsche Gesellschaft ist herausgefordert. Wie offen begegnet sie den Menschen, die sich in einer neuen Umwelt und Kultur erst zurechtfinden müssen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 19.09.2018 ZDF
  • Folge 273
    Deutsche TV-Premiere Mi. 26.09.2018 ZDF
  • Folge 274
    Lebensmittel aus der Region haben seit einiger Zeit ein besonders gutes Image. Doch stimmt überhaupt, was uns da suggeriert wird? Oder ist „regional“ nur eine Mogelpackung? Drei Viertel aller Bundesbürger legen laut einer Umfrage des Forsa-Instituts Wert auf Lebensmittel aus ihrer Region. Wichtig sind kurze Transportwege und die Unterstützung der heimischen Landwirtschaft. Aber kommt alles, was „regional“ heißt, wirklich aus der Nähe? In einem vierwöchigen Selbstversuch wollen „ZDFzoom“-Autorin Katarina Schickling und ihr Sohn Jakob sich ausschließlich von regionalen Lebensmitteln ernähren.
    Schnell stoßen sie auf große Schwierigkeiten: Gerade bei verarbeiteten Lebensmitteln ist es kaum möglich herauszufinden, woher die Zutaten stammen. Bei ihrer Spurensuche stößt die Journalistin auf Zwiebeln aus den USA und Knoblauch aus China in bayerischem Frischkäse – obwohl es diese Zutaten auch aus heimischem Anbau gibt. An Transparenz sind die Hersteller offensichtlich kaum interessiert: Von 64 Herstellern, die nach der Herkunft ihrer Zutaten gefragt werden, geben zwei Drittel keine Antwort.
    Auch regionales Obst und Gemüse ist oft weniger regional, als wir Verbraucher ahnen: Bayerische Erdbeeren wachsen an niederländischen Pflanzen, Champignons werden auf mobilen Beeten gezogen und reisen erst kurz vor der Ernte an ihren „Ursprungsort“. Auch auf Siegel ist wenig Verlass: „Regional“ ist kein gesetzlich geschützter Begriff. Oft stammt bei als „regional“ vermarkteten Produkten nur ein Teil der Zutaten tatsächlich aus der angegebenen Region.
    Bei ihrer Sehnsucht nach heimischen Erzeugnissen werden die Verbraucher vom Gesetzgeber alleingelassen. So muss laut EU-Recht bei verarbeiteten Produkten nur der Ort des letzten Produktionsschrittes angegeben werden. In Deutschland sind die Kunden dabei besonders schlecht gestellt: Frankreich etwa hat die Herkunftskennzeichnung von Milchprodukten gesetzlich genau geregelt, in Österreich bieten große Handelsketten lokale Produkte aus einem Umkreis von 30 Kilometern an. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 10.10.2018 ZDF
  • Folge 275
    Die Deutsche Post AG ist mit 500 000 Mitarbeitern eines der größten Logistikunternehmen weltweit. Fast in allen Ländern hat der Konzern Niederlassungen: ein Global Player der Superlative. Besonders der boomende Internet-Handel bringt der Post-Tochter DHL satten Umsatz. Doch die Paketflut schafft auch Probleme: Es wird immer schwieriger, Personal zu finden. In vielen der deutschen DHL-Delivery-Niederlassungen herrscht Mangel an Paketzustellern. Der Job des Paketboten gilt als unattraktiv – mieses Arbeitsklima, schlechte Bezahlung und steigende Überlastung der Zusteller bei DHL haben sich herumgesprochen.
    Um die Lücken zu stopfen, greift DHL verstärkt auf Arbeitssuchende außerhalb der deutschen Grenzen zurück. Reporter Arne Lorenz, der mit seinen Recherchen für „ZDFzoom“ bereits mehrfach dubiose Beschäftigungsverhältnisse des Logistik-Riesen aufgedeckt hat, wird auch diesmal fündig. Er entdeckt ein gut organisiertes Netz von Subunternehmern und Zeitarbeitsfirmen, die den Nachschub an Paketboten sicherstellen.
    Aus Polen, Rumänien, sogar aus afrikanischen Ländern kommen die Menschen, die aufgrund ihrer häufig prekären Situation leicht anzuwerben sind. Arne Lorenz findet Bedrückendes: Paketfahrer, die unter unwürdigen Bedingungen ihr Dasein fristen, die teilweise ohne Arbeitsvertrag und Kündigungsschutz, ohne Kranken- und Sozialversicherung und unter Umgehung des Mindestlohns schuften. Möglich ist dies, weil sie von Subunternehmern angeworben werden, die ihrerseits um Aufträge bei der Post buhlen müssen, um wirtschaftlich überleben zu können.
    In der ganzen Paket-Branche tobt ein zerstörerischer Preiskampf: Kunden möchten ihre Pakete zeitnah bis vor die Haustür geliefert bekommen, viel bezahlen will niemand. Mit ihren überzogenen Gewinnversprechen an die Aktionäre hat sich der Konzern Deutsche Post/​DHL selbst unter Druck gesetzt und tut es weiterhin. Trotz Einbruch des Aktienkurses im laufenden Jahr verspricht man fünf Milliarden Gewinn für das Jahr 2020. Auf wessen Kosten diese Gewinne realisiert werden, darüber schweigt der Konzern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 17.10.2018 ZDF
  • Folge 276
    Die Dimension des Falls ist einzigartig: Der Krankenpfleger Niels H. aus Niedersachsen ist des Mordes an 99 Patienten angeklagt. Im Oktober 2018 muss er sich dafür vor Gericht verantworten. Wieso konnte Niels H. so lange ungehindert morden? Obwohl auffallend viele Patienten während seiner Dienstzeit starben, der Medikamentenverbrauch erhöht war und er sich auffällig verhielt? Es gab also Verdachtsmomente. Doch niemand zeigte ihn an. Niels H. mordete an zwei Kliniken: Oldenburg und Delmenhorst. Heute weiß man: Er provozierte Notfälle, um sich nach erfolgreicher Wiederbelebung als Retter feiern zu lassen.
    Er hungerte nach Anerkennung, suchte den Kick, so gab er selbst vor Gericht an. Dass Menschen dabei zu Tode kamen, nahm er in Kauf. Auch der Großvater von Christian Marbach starb durch eine tödliche Medikamentendosis, verabreicht von Niels H. Der Patient war nach einer Darmoperation auf dem Weg der Genesung. „Wir haben dem Klinikum Delmenhorst unseren Großvater anvertraut, er hätte nicht sterben müssen. Er hatte nichts Tödliches, um das mal ganz klar zu sagen“, so der Enkel heute.
    Er will wissen, warum in der Klinik weggeschaut wurde. Der Fall Niels H. – nach Meinung der Ermittler die größte Mordserie der deutschen Nachkriegsgeschichte. Doch er war nicht der einzige Pfleger, der zum Täter wurde. Der Psychiater Karl H. Beine erforscht Patiententötungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Weltweit hat er Dutzende Tötungsserien untersucht, einige auch in Deutschland. Es gebe Frühwarnzeichen bei Tätern, auf die geachtet werden müsse: eine rohe Sprache zum Beispiel.
    „Wenn nicht mehr von Sterben die Rede ist, sondern von Abkratzen. Oder wenn einzelne Mitarbeiter in Teams einschlägige Spitznamen bekommen wie Vollstrecker oder Todesengel“, erläutert Beine. Im Fall Niels H. werden auch Verantwortliche der Kliniken vor Gericht erscheinen müssen. Was haben die betroffenen Krankenhäuser daraus gelernt? Wie können Patiententötungen verhindert werden? Wie sicher sind unsere Kliniken heute? „ZDFzoom“ spricht mit Angehörigen, Experten, Ermittlern und einem ehemaligen Kollegen von Niels H. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 24.10.2018 ZDF
  • Folge 277
    Wenn das Telefon klingelt, sind immer häufiger Betrüger am anderen Ende der Leitung. Sie bieten Zeitungen, Strom- oder Mobilfunkverträge an, hinter denen aber meist teure Abo-Fallen stecken. „ZDFzoom“ blickt hinter die Kulissen der Callcenter, deckt die miesen Maschen der Täter auf und fragt: Wie kann man sich schützen vor Abzocke am Telefon? Die kriminellen Anrufer kennen oft keine Skrupel, locken Kunden mit billigen Preisen und falschen Versprechen. Doch hinter dem vermeintlichen Angebot stecken häufig teure Verträge, die der Kunde nur sehr schwer kündigen kann.
    Besonders perfide: Die Täter geben sich am Telefon als Kripobeamte oder Staatsanwälte aus, zocken ihre Opfer oft sogar mehrfach ab. Mit ihrer Masche verdienen sie Millionen. Abgewickelt wird das Geschäft über Callcenter, die meist im Ausland wie in der Türkei, Nordafrika, Osteuropa oder Indien liegen. Dort haben sich dubiose Anbieter niedergelassen und auf derartige Betrügereien spezialisiert. Sie beschäftigen zum Teil perfekt Deutsch sprechende „Mitarbeiter“, oft sogar im Schichtsystem.
    Die Betrüger nutzen modernste Technik, die eine Strafverfolgung erschweren: Bei den Anrufen aus dem Ausland erscheinen in den Telefondisplays der Opfer meist deutsche Telefonnummern. Häufig sogar von real existierenden Polizeibehörden oder anderen Institutionen, denen die Opfer vertrauen. Eine Strafverfolgung haben die Kriminellen dabei kaum zu befürchten. Denn: Staatenübergreifende Ermittlungen sind nur schwer zu realisieren. Selbst in Deutschland gibt es kaum Spezialisten bei Polizei und Staatsanwaltschaften für diese Delikte.
    „ZDFzoom“-Reporter Andreas Baum und Fabian Schmidt zeigen, mit welchen Tricks die Täter arbeiten, lassen sich von Szene-Insidern Einblick in die verborgene Welt krimineller Callcenter geben. Ehemalige Telefon-Betrüger und Ex-Mitarbeiter unseriöser Callcenter packen vor der Kamera aus, erklären, mit welchen Tricks sie ihre Opfer abgezockt haben. Verbraucherschützer, Juristen und Polizei geben Tipps, wie man sich vor der miesen Masche Telefonabzocke schützen kann. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 31.10.2018 ZDF
  • Folge 278
    Der Verfassungsschutz beobachtet viele radikale Moscheen in Deutschland. „ZDFzoom“ kann belegen: Imame rufen in ihren Predigten zu Hass auf und hetzen gegen Juden und Christen. Die „ZDFzoom“-Reporter konfrontieren die Imame der Moscheen mit ihren Recherchen. Sie fragen auch die Sicherheitsbehörden, warum sie nur so wenig gegen islamistische Hassprediger unternehmen. Nur selten werden Moscheen, in denen Extremisten predigten, verboten. Islamismus-Expertin Susanne Schröter vom Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam warnt vor radikalen Imamen.
    So sei beispielsweise der Berliner Imam Abul Baraa ihrer Ansicht nach einer der gefährlichsten islamistischen Hetzer, der als Wanderprediger durch viele Moscheen in Deutschland tingele. Der sogenannte Hassprediger sei jedoch nicht dumm, sagt sie, „er weiß, wenn er sagt, tötet die Ungläubigen, landet er im Gefängnis. Wenn er aber nur zum Hass aufruft und jemand anders tötet, dann ist er nicht mehr verantwortlich.“ Als Hauptimam predigt Abul Baraa in der As-Sahaba-Moschee in Berlin-Wedding, die auch vom Verfassungsschutz beobachtet wird.
    Der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries fordert deshalb, dass islamische Theologen, die in Moscheen in Deutschland predigen wollen, künftig an deutschen Hochschulen ausgebildet werden müssten. In deutschen Moscheen dürfe nicht Hass und Hetze gepredigt werden. Laut Burkhard Freier, Präsident des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes, seien in den vergangenen Jahren fünf solcher Moscheevereine verboten worden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 14.11.2018 ZDF
  • Folge 279
    Wenn der Staat baut, wird es oft teuer. Dramatische Kostenexplosionen scheinen normal. Die bekanntesten Problembaustellen: Stuttgart 21, die Elbphilharmonie und der Berliner Flughafen BER. „ZDFzoom“ geht auf Spurensuche, will wissen: Wo werden in der Bundesrepublik Steuergelder in staatlichen Großbaustellen verbuddelt – und vor allem warum? Hat dieser Wahnsinn ein System, und wer sind neben den Steuerzahlern die Leidtragenden dieser Entwicklung? Eine wissenschaftliche Studie der Hertie School of Governance ergab: Bei 119 seit 1960 fertiggestellten staatlichen deutschen Großprojekten wurden die Kosten durchschnittlich um 73 Prozent überschritten.
    Bei den ganz teuren Vorhaben, mit Gesamtetats höher als 500 Millionen Euro, gab es im Schnitt sogar eine Kostenverdoppelung. Auch die Rechnungshöfe des Bundes und der Länder haben das Problem erkannt. In einem gemeinsamen Bericht verlangen sie von der öffentlichen Hand die Einhaltung von Recht und Gesetz und fordern, dass man sich bei der Kostenermittlung nicht von politischen Erwägungen beeinflussen lassen solle. Doch genau das ist allzu oft der Fall. Die Projekte werden dann nur vage geplant und unrealistisch billig gerechnet, um sie den Parlamenten zu verkaufen.
    Der Wettbewerb um die Auftragsvergabe, die sogenannte Ausschreibung, wird dann oft so gestaltet, dass die Kostenschwindelei am Anfang des Projektes möglichst nicht auffällt. Der billigste Bauunternehmer bekommt in der Regel den Zuschlag. Mit deutschen Sozialleistungen und dem Tariflohn des Baugewerbes ist in der Regel eine öffentliche Ausschreibung aber nicht zu gewinnen, weil die Kosten viel zu hoch wären. Somit haben regulär kalkulierende einheimische Bauunternehmer regelmäßig kaum eine Chance auf einen öffentlichen Auftrag. Die Folge: Zweifelhafte Firmen mit ganzen Heerscharen osteuropäischer Billigarbeiter gewinnen in der Regel die Ausschreibungen.
    Die Arbeiter, viele aus Bulgarien oder Rumänien, schuften oft unter Mindestlohnbedingungen für Projekte der öffentlichen Hand. Kontrolliert werden die Arbeitsbedingungen und das Abführen von Sozialabgaben kaum. Einer Studie des Experten für Schattenwirtschaft Professor Dr. Dr. Friedrich Schneider, die „ZDFzoom“ in Auftrag gegeben hat, liefert alarmierende Zahlen. In den Jahren 2014 bis 2018 liegt die Wertschöpfung der Schattenwirtschaft im Bau- und Handwerksbereich durchschnittlich bei 126,5 Milliarden Euro Umsatz.
    Das bedeutet, dass neben drei regulär beschäftigten Arbeitern im Baugewerbe ungefähr ein Schwarzarbeiter tätig ist. „ZDFzoom“-Reporter Joachim Ottmer lässt sich Großbaustellen zeigen, spricht mit Bauherren, Bauexperten und Betroffenen und zeigt, dass auf öffentlichen Großbaustellen der Wahnsinn oft System hat. Kostenexplosionen und lästige Dauerbaustellen wären vermeidbar, wenn die Bauverwaltung von Anfang an kompetent und transparent planen und kalkulieren würde. Die Erkenntnis des Films: Verbesserungen sind möglich, sie müssen jedoch auch politisch gewollt sein. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 21.11.2018 ZDF
  • Folge 280
    Sie personalisieren Inhalte, berechnen Routen und Preise: Algorithmen sind Teil des Alltags. Sie stecken etwa in Software, sind schwer greifbar und werden in immer mehr Bereichen eingesetzt. Algorithmen entscheiden mit, wer einen Job oder Kredit bekommt, sie unterstützen Ärzte bei Diagnosen, organisieren Arbeitsabläufe und Mitarbeiter. Algorithmische Systeme machen vieles einfacher – und gleichzeitig komplizierter, denn sie können zur Blackbox werden. Wo ist der Einsatz von Algorithmen hilfreich, und wann wird er zur Bedrohung? Die Dokumentation wirft einen Blick in die Bereiche Finanzen, Arbeitswelt und Medizin.
    Algorithmen sind eine schrittweise Anleitung, um ein bestimmtes Problem zu lösen. Doch es gibt längst Algorithmen, die nicht mehr nur Anweisungen folgen, sondern ständig dazulernen und damit zur Kategorie der Künstlichen Intelligenz gehören. Gerade dadurch würden Dinge passieren, die nicht mehr ganz einsichtig seien, erklärt Prof. Katharina Zweig von der TU Kaiserslautern: „Ich glaube, es ist eine tiefsitzende Sorge, von einer Maschine einsortiert zu werden und sich nicht dagegen wehren zu können.“ Die Recherchen zeigen, dass dies berechtigt scheint.
    Verbraucher werden immer mehr durchleuchtet und bewertet. Das wohl bekannteste Beispiel ist die Bonitätsprüfung durch Auskunfteien, die immer wieder durch Verbraucher und Experten kritisiert und infrage gestellt werden. Wie es sich anfühlt, von einer Maschine bewertet zu werden, erlebt Autorin Franziska Wielandt am eigenen Leib: 15 Minuten Telefongespräch mit einer Computerstimme geben angeblich Auskunft über ihre Persönlichkeit. Möglich soll das eine Künstliche Intelligenz machen, die die Sprache in 500 000 Bausteine zerlegt.
    Ein Mensch könne das nicht leisten – die Technologie Precire schon, erklärt Mitbegründer Christian Greb. Das Ergebnis ist für die Autorin faszinierend und bedenklich zugleich. Algorithmen sind längst in der Arbeitswelt angekommen. Bei der Auswahl der Auszubildenden entscheidet auch ein Algorithmus mit: Zusage oder Absage? Kritik kommt vor allem von den Gewerkschaften, verbunden mit der Forderung danach, die Kriterien der Algorithmen offenzulegen. Vor allem bei selbst lernenden Systemen drohe ein Kontrollverlust. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 28.11.2018 ZDF
  • Folge 281
    Jochen Breyer fühlt Deutschland wieder den Puls und will wissen, was die Politik falsch macht. Die Gesprächspartner für die Dokumentation werden erneut über einen Aufruf gesucht. Nach den Wahlen in Bayern und Hessen sitzt die AfD den Prognosen nach in allen Landtagen, die etablierten Parteien verlieren so viel Zustimmung wie nie zuvor. Die politische Landschaft ist aufgewühlt, und es ist keine Abkühlung in Sicht. Was macht diese Stimmung mit den Menschen, und woher kommt sie? Die einen haben Angst vor Flüchtlingen, die anderen davor, dass unsere liberale Demokratie zusammenbricht. Deutschland im Jahr 2018 – ein gespaltenes Land? Jochen Breyer will darüber reden, was die Menschen bewegt und was die Ursachen für die Veränderungen in der Parteienlandschaft sind.
    In Fortführung der bisherigen Dokus von „Am Puls Deutschlands“ startet auch dieser Film mit dem Aufruf über die Social-Media-Kanäle des ZDF. Der Hashtag lautet: #wasdiepolitikfalschmacht. Die Kampagne beginnt am 29. Oktober, dem Tag nach der Landtagswahl in Hessen. Jochen Breyer will mit dem pointierten Hashtag herausfinden, was sich in diesem Jahr verändert hat, welche Fehler die Politik gemacht hat, warum plötzlich ein Riss durch unsere Gesellschaft geht, wieso die etablierten Parteien weniger punkten und die AfD Stimmen sammelt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 05.12.2018 ZDF

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