2018, Folge 243–262

  • Folge 243
    Zu Beginn des Jahres 2018 blickt „ZDFzoom“ auf Geschichten und Themen der Dokumentationen zurück: Was hat sich verändert? Wurden Missstände beseitigt, wurde Menschen geholfen? Flüchtlinge sollten besser auf dem Arbeitsmarkt integriert werden, bei Kaffeefahrten versprach die Politik ein Ende der „Abzocke“ ahnungsloser Teilnehmer. Spart die Post noch immer auf dem Rücken der Zusteller? „ZDFzoom“ deckt auf und hakt nach. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 10.01.2018ZDF
  • Folge 244
    Es geschieht mitten in Deutschland, auch in unserer Nachbarschaft: Mädchen sollen einen Mann heiraten, den sie gar nicht kennen und nicht lieben – weil ihre Familie es so will. Etwa 3000 Mädchen und junge Frauen suchen jährlich Beratungsstellen auf, weil ihre Eltern sie gegen ihren Willen verheiraten wollen. Jedes Jahr werden laut BKA in Deutschland zwölf Mädchen sogar getötet, weil sie angeblich die Ehre der Familie verletzt haben. Zare wollte nach dem Abitur studieren und arbeiten; irgendwann wollte sie heiraten, einen Mann ihrer Wahl. Ihr Vater aber hatte andere Pläne: Seine 19-jährige Tochter sollte den Mann heiraten, den er für sie ausgesucht hatte.
    Zare widersetzte sich der Zwangsverheiratung; wohl deshalb musste sie sterben. Der tatverdächtige Vater ist flüchtig. Die Polizei vermutet, mit dem Tod seiner „ungehorsamen“ Tochter habe er seine Ehre und die seiner Familie wiederherstellen wollen. „ZDFzoom“ fragt: Was muss sich ändern, um solche Morde zu verhindern? Ansätze gibt es: Einige Schulen und Beratungsstellen leisten Aufklärungsarbeit, bei der Berliner Polizei gibt es ein Pilotprojekt in einer eigenen Abteilung, die jungen Frauen bei einer drohenden Zwangsverheiratung hilft.
    Bei den „Heroes“ in Offenbach und dem Verein „Aufbruch“ in Neukölln stellen muslimische Jungen und Männer ihre Rolle und ihre Vorstellungen von Ehre in Frage. Auch der Gesetzgeber hat reagiert: Seit Juli 2017 dürfen Minderjährige nicht mehr heiraten. Zwangsheirat steht schon seit einigen Jahren unter Strafe. Doch für viele Eltern ist es immer noch selbstverständlich, dass sie den Ehemann für die Tochter aussuchen. Und solange der Ruf der Familie über den Bedürfnissen der Kinder steht, wird weiter Gewalt im Namen der Ehre mitten unter uns geschehen. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 17.01.2018ZDF
  • Folge 245
    Der Apfel ist das Lieblingsobst der Deutschen. 19 Kilo isst jeder im Jahr. Obwohl es 2000 Sorten gibt, landen nur wenige im Supermarkt. Der neueste Trend: der Apfel als Lifestyle-Produkt. Das Konzept der sogenannten Clubsorten: Ein Züchter bringt einen bestimmten Apfel auf den Markt, lässt Sorte und Markennamen schützen. Dieser wird dann mit millionenschweren Kampagnen beworben und teuer verkauft. ZDFzoom fragt: Was ist faul an unseren Äpfeln? Wird ein Naturprodukt zur Designerware? Den Eindruck bekommt „ZDFzoom“-Reporter Norman Laryea auf der „Fruit Attraction“, der Fachmesse für Obst und Gemüse, in Madrid. Makellose Äpfel werden hier wie Stars beworben und inszeniert.
    Der neueste Schrei ist ein rotfleischiger Apfel mit dem Markennamen „Kissabel“. Das Innere erinnert eher an Melone, schmeckt aber tatsächlich wie ein Apfel. Die sogenannten Clubsorten verzeichnen in Deutschland mittlerweile einen Marktanteil von 14 Prozent – mit hohen Wachstumsraten. Und immer neue Kreationen kommen auf den hart umkämpften Apfelmarkt. Der Snack-Apfel „Rockit“ ist der neue Hoffnungsträger im Anbaugebiet „Altes Land“. Äpfel, gerade mal so groß wie Tischtennisbälle, werden in Plastikröhren verpackt und sollen an Tankstellen und Kiosken verkauft werden – als Snack für Zwischendurch.
    Und wie gesund sind die neuen Züchtungen? Laut Experten gibt es bis zu vier Millionen Apfelallergiker in Deutschland. Die Symptome tauchen vor allem beim Verzehr von Sorten aus dem Supermarkt auf. Andere, sogenannte „alte Sorten“ werden dagegen oft besser vertragen, das zeigen Studien von Medizinern. Doch im Supermarkt findet man diese Äpfel so gut wie kaum. „ZDFzoom“ hat neue und alte Sorten im Labor testen lassen. Das Ergebnis: Die „alten Sorten“ enthalten mehr Polyphenole. Inhaltsstoffe, die nicht nur vor Allergien schützen, sondern auch die Abwehrkräfte stärken und sogar gegen chronische Krankheiten wie Rheuma helfen sollen. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 24.01.2018ZDF
    ursprünglich für den 17.01.2018 angekündigt
  • Folge 246
    Während fast in der gesamten Republik Staatsschulden getilgt werden, steigen sie in Hamburg und Schleswig-Holstein drastisch an. Hauptgrund ist der Niedergang der HSH Nordbank. Alte Geschäfte der staatseigenen Landesbank verursachen kurz vor deren Zwangsverkauf immer neue Verluste. Nach ZDF-Recherchen hat ein Kreditportfolio in gut 15 Monaten mehr als 700 Millionen Euro an Wert verloren. Zudem sind weitere knapp 320 Millionen Euro aus sogenannten Nautiluspaketen in dem Portfolio schon jetzt als unsicher einzustufen.
    Das gesamte Schiffskreditportfolio von immer noch rund 250 Schiffen wird von der HSH PM, einer Firma, die den Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehört, verwaltet. „ZDFzoom“ hat erst mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht Schleswig die Veröffentlichung der aktuellen Werte erreicht. Offenbar sollten die schlechten Ergebnisse erst nach dem anstehenden Verkaufsverfahren der HSH Nordbank publiziert werden. Bis Ende Februar 2018 muss die gemeinsame Landesbank der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein auf Geheiß der EU verkauft werden, andernfalls erfolgt – wie schon bei der WestLB – eine Abwicklung.
    Der Hamburger Finanzsenator Tschentscher, SPD, bestätigt dem ZDF, dass die HSH über Landesgarantien zu Lasten künftiger Steuerzahlergenerationen gerettet wurde: „Wir haben die Schulden der HSH Nordbank, die Folgen sozusagen, zu tragen.“ Um nun den erzwungenen Verkauf hinzubekommen, müssen die HSH-Zahlen offenbar hübsch gemacht werden. Der Bankvorstand verkündete positive Zahlen – einen dreistelligen Millionengewinn für 2016. Prof. Peter Nippel von der Universität Kiel hat diese Zahlen untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass es sich im Kern um betriebswirtschaftliche Augenwischerei handelt: „Ohne die Garantien der Länder hätte die HSH Nordbank 2016 einen Verlust von mehr als einer Milliarde ausweisen müssen.
    Das ist, wenn man so will, Bilanzkosmetik zu Lasten des Steuerzahlers.“ Im gleichen Kontext muss man die aktuell publizierten Übernahmeangebote eines internationalen Finanzinvestors sehen.
    Die HSH war in wenigen Jahren zum größten Schiffsfinanzierer der Welt geworden. Dafür hat die staatseigene Bank unter anderem Geld am Kapitalmarkt aufgenommen und an Reeder und Fondshäuser wiederum als Kredit ausgegeben. Seit Ausbruch der Finanzkrise vor zehn Jahren platzt eine Schiffsfinanzierung nach der anderen, auch weil in Folge der Krise der weltweite Warenfluss zeitweise ins Stocken geriet. Wären die Bundesländer nicht mit milliardenschweren Stützungsmaßnahmen eingesprungen, wäre die HSH Nordbank wohl schon seit Jahren insolvent.
    Ergebnis für den Steuerzahler bis jetzt: Erwartete Gesamtkosten von rund 17,9 Milliarden Euro. „Die Kosten könnten auch noch höher ausfallen“, sagt BWL-Professor Peter Nippel von der Universität Kiel dazu gegenüber „ZDFzoom“. Im Vergleich wirkt der Bau der Elbphilharmonie mit Kosten von rund 0,78 Milliarden Euro wie ein Schnäppchen für den Steuerzahler.
    „ZDFzoom“ geht der Frage nach, warum Kredite in dieser Größenordnung offenbar ohne ausreichende Sicherheiten und belastbare Businesspläne ausgegeben worden sind. Kann es sein, dass weder Reeder, Banken noch aufsichtführende Politiker das Risiko erkannt haben? Alle betonen unisono, bis 2008 konnte keiner ahnen, wie sich der Markt für Containerschifffahrt entwickeln wird. Die Recherchen des Autors Michael Cordero belegen, dass es keine Frage war, ob, sondern wann die Schiffsfinanzierungen platzen und die geldgebenden Landesbanken in den Abgrund reißen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 31.01.2018ZDF
  • Folge 247
    IOC-Präsident Thomas Bach gibt sich gerne als Vorkämpfer gegen Korruption und Doping. Weltweit ermitteln Staatsanwaltschaften gegen hohe IOC-Funktionäre: Wurden Spiele und Posten gekauft? Anlässlich der Olympischen Winterspiele nimmt „ZDFzoom“ den weltgrößten Sportverband unter die Lupe. Spektakuläre Razzien in den letzten Monaten lassen ein System aus Geld, Gier und Macht vermuten. Auf dem Spiel stehen Glaubwürdigkeit und die olympische Idee. Mit seiner Agenda 2020 versprach IOC-Präsident Thomas Bach, alles besser zu machen: Transparenz statt Kungelei, schonungslose Aufklärung und Strafverfolgung bei Dopingvergehen und Korruption.
    Doch kurz vor den Olympischen Spielen in Südkorea holt den Sportverband die Realität ein: Weltweit sind Staatsanwaltschaften und Behörden einem Stimmenkauf auf der Spur. Es geht um die Vergabe der Spiele in Rio (2016) und Tokio (2020). Die „ZDFzoom“-Dokumentation geht auf Spurensuche: Welche Rolle spielen hochrangige IOC-Funktionäre bei der Stimmvergabe? Bei einer Razzia im Haus von Brasiliens Carlos Arthur Nuzman, dem Chef des Organisationskomitees (OK) haben Ermittler umfangreiches Beweismaterial sichergestellt.
    Er soll für die Verteilung von Bestechungsgeldern verantwortlich gewesen sein. Der Vorwurf der Ermittler: Afrikanische IOC-Funktionäre sollen über Nuzman Millionen für ihr Rio-Votum erhalten haben. Eine weitere zentrale Schlüsselfigur ist Scheich Ahmad al-Fahad al-Sabah. Er gilt im internationalen Sport als Strippenzieher in Sachen Korruption. Ihm wird vorgeworfen, Stimmen auch für die Wahl von Thomas Bach zum IOC-Präsidenten gekauft zu haben. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.
    Dabei hatte IOC-Präsident Thomas Bach in den vergangenen Jahren häufig öffentlich Ratschläge an den von kriminellen Machenschaften erschütterten Fußball-Weltverband (FIFA) erteilt. Sein Tenor: Das IOC sei im Gegensatz zur FIFA modern, transparent und ein leuchtendes Beispiel für den olympischen Weltsport. Anlässlich der Winterspiele im Februar in Pyeongchang (Südkorea) zeigt „ZDFzoom“ beim IOC ein System aus Geld, Gier und Macht auf. Mit exklusiven Interviews und durch umfangreiche Dokumente hinterfragen die Autoren die Glaubwürdigkeit des IOCs und seines Präsidenten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.02.2018ZDF
  • Folge 248
    YouTube ist die weltgrößte Videoplattform, YouTuber der neue Traumberuf vieler Jugendlicher. Die Stars der Szene verdienen mit Werbedeals Millionen. Wie funktioniert das Geschäftsmodell? YouTube hat sich zum Medienkonzern gemausert, der mit Clips und vorgeschalteten Werbespots inzwischen jeden zweiten Deutschen erreicht. Doch oft ist auch im Clip selbst Reklame versteckt und nur schwer erkennbar. Wo geht es noch um Inhalt, wo allein um Werbung? Wenn Jan-Luca zu Hause ist, dann sitzt der 15-Jährige meist vor dem Rechner: Vier, fünf Stunden täglich schaut er auf YouTube Comedy- oder Spiele-Videos, folgt seinen YouTubern.
    „Die sind ehrlich und echt“, sagt Jan-Luca, für ihn eher Freunde als entrückte Stars. Eine vermeintliche Vertrautheit, die der Werbebranche in die Karten spielt: Über YouTube-Stars wie Dner oder Bibi kann sie werbewirksame Botschaften in Kinder- und Jugendzimmer senden – oft weitestgehend ohne Sanktionen. Wie viel genau die Werbedeals wert sind, darüber redet man in der Branche nicht gerne. 120 000 Euro Honorar für Werbevideos, die „in Gestaltung und Form“ wie normale YouTube-Clips daherkommen, sind da durchaus mal drin, erfahren die „ZDFzoom“-Autoren Gabriel Stoukalov und Felix Kohler bei ihren Recherchen.
    Und fragen: Wie können YouTuber unabhängige Clips fertigen, wenn Unternehmen sie unter Vertrag haben und bestimmen, wie diese Clips aussehen sollen? „Das ist der Spagat, den YouTuber machen müssen: Wie kann ich meinen Zuschauern Mehrwert bieten, nicht einfach einen Werbespot“, sagt Oguz Yilmaz, einst selbst erfolgreicher YouTuber, heute eine Art Makler zwischen Firmen und YouTubern. Gesetzliche Grundlage für die Kennzeichnung der Werbung auf YouTube ist vor allem der Rundfunkstaatsvertrag. Ihm zufolge muss „Werbung als solche leicht erkennbar und vom übrigen Inhalt der Angebote angemessen [ …] abgesetzt sein“.
    Doch gelingt das? YouTube sieht die Verantwortung dafür bei YouTubern und Landesmedienanstalten. Sie sollen eine millionenschwere Branche in die Schranken weisen. Doch: „Tatsächlich ist es so, dass sich bei den YouTube-Videos niemand hinstellen und sagen könnte „Ich habe das soweit im Griff“, räumt Cornelia Holsten ein, die Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalten. „ZDFzoom“ beleuchtet das Geschäftsmodell YouTube: Welche Beträge werden wirklich zwischen den diversen Playern der Branche ausgetauscht? Wie groß ist die Macht der Social-Media-Stars? Und wie sehr werden sie von Unternehmen beeinflusst? Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.02.2018ZDF
  • Folge 249
    Ein Viertel der deutschen Weizenexporte ging 2016 nach Afrika. Auf den ersten Blick ein Beitrag gegen Hunger und Not. Aber stimmt das? Die Recherchen von „ZDFzoom“ ergeben ein anderes Bild. Die Lieferungen machen einheimischen Produkten Konkurrenz und torpedieren Entwicklungshilfe: Die EU finanziert Projekte in Afrika, die nicht in Gang kommen, weil die Bauern mit ihren heimischen Erzeugnissen keine Chance gegen den billigen europäischen Weizen haben. In der senegalesischen Hauptstadt Dakar entdeckt „ZDFzoom“-Reporterin Katharina Schickling in den Bäckereien fast ausschließlich Produkte aus Importweizen, wie zum Beispiel Baguette.
    Dabei war Brot aus Weizenmehl in Afrika bis zum Beginn der Kolonialherrschaft weitgehend unbekannt. Stattdessen wurden Brei oder Fladen aus Getreidesorten wie Sorghum oder Hirse verzehrt, die auch in heißem Klima gedeihen. Mit den europäischen Kolonialherren wurde Brot aus Weizenmehl zur Alltagsnahrung. Da Weizen in Afrika wegen des Klimas nicht gedeiht, entstanden fatale Abhängigkeiten: Im Senegal etwa sank der Hirsekonsum pro Kopf und Jahr von 80 Kilogramm im Jahr 1961 auf 25 Kilogramm im Jahr 2010. In dieser Zeit vervierfachten sich die deutschen Weizenexporte in das westafrikanische Land.
    Was viele Senegalesen ärgert: Der Weizen aus teuren deutschen Anbauflächen kann nur deshalb so viel billiger angeboten werden, weil deutsche Bauern Subventionen aus Steuermitteln erhalten. „Das ist, als ob sie jemanden auf einem Fahrrad mit einem Geländewagen an die Startlinie stellen, und dann sagen sie: Auf die Plätze, fertig, los! Der mit dem Geländewagen wird immer gewinnen“, erklärt Baba Ngom vom senegalesischen Dachverband für ländliche Entwicklung im Interview mit „ZDFzoom“. Auch deutsche Experten wie Stefan Liebing vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft sehen die Entwicklung skeptisch.
    Subventionen in der europäischen Landwirtschaft würden viel kaputtmachen, man müsse die entstehenden Industrien in Afrika besser schützen. Ein Marshall-Plan für Afrika wird gerade breit diskutiert. Dabei gäbe es eine ganz einfache Maßnahme: ein Ende der wahnwitzigen EU-Handelspolitik auf dem Agrarsektor. Getreide für Afrika – was auf den ersten Blick wie ein Beitrag gegen Hunger und Not aussieht, zerstört in Wahrheit Einkommensquellen und schafft damit Fluchtursachen. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.02.2018ZDF
  • Folge 250
    Rund 50 000 Menschen sind 2017 illegal nach Deutschland eingereist, knapp 4000 davon mit Hilfe von Schleusern. Deutschland ist laut Experten nach wie vor Hauptziel illegaler Einwanderer. Schlepperbanden bringen Menschen auf illegalen und oft gefährlichen Wegen nach Europa. Grenzkontrollen und Fahndung in der EU sind aufwendig, der Kampf gegen die Schleuserorganisationen mühsam. „ZDFzoom“ begleitet die Bundespolizei bei der Jagd nach Schleusern. Noch immer sind Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Zerstörung, Hunger und Elend im eigenen Land.
    Sie kommen aus Syrien, Afghanistan und Afrika und wollen nach Europa. Doch die Grenzen sind dicht. So suchen Flüchtlinge häufig illegale Wege zur Einreise und begeben sich in die Hände von Schleusern. Für mehrere tausend Euro organisieren kriminelle Banden gefälschte Pässe, Visa und Einreisepapiere, planen die Fluchtrouten und stellen Transportmittel bereit. Schleuser riskieren mitunter das Leben der Migranten, wenn sie diese schleusen, nicht nur bei der Reise übers Mittelmeer, sondern auch innerhalb von Europa, muss die Bundespolizei feststellen.
    Zum Beispiel werden die Flüchtlinge in LKW-Ladeflächen gepfercht oder unter Autositzen versteckt und viele Kilometer weit über die Grenzen gebracht. Bei Kontrollen an den bundesdeutschen Grenzen entdecken Polizeibeamte immer wieder Menschen, die unter höchster Lebensgefahr geschleust werden. Die Fahndung nach den organisierten Schleuserbanden ist für die deutschen Behörden mühsam. Letztlich sind es Stichproben, bei denen die Bundespolizei einen Teil der kriminellen Machenschaften stoppen kann.
    Mit Schließung der Balkanroute, der Einführung von nationalen Grenzkontrollen und dem Abkommen mit der Türkei ist die Zahl der Einwanderungen zwar insgesamt rückläufig, doch noch immer hat die EU kein schlüssiges Konzept für den gemeinsamen Schutz der EU-Außengrenzen. Der Generaldirektor der EU-Kommission für Migration und Inneres, Matthias Ruete, kritisiert im Interview mit dem ZDF die bisherigen nationalen Alleingänge: „Wenn Sie wollen, haben wir bei den ganzen Diskussionen um Schengen die Diskussion um die Außengrenzen ein wenig vernachlässigt, im Übrigen auch Deutschland.
    Wir haben festgestellt, dass die Außengrenzen eine gemeinsame Verantwortung sind, auch Deutschland ist mit in der Verantwortung, diese Grenzen mit schützen zu helfen.“ Ruete mahnt deshalb eine europäische Lösung an und fordert eine (gemeinsame) Verantwortung an den Außengrenzen aller Staaten. „ZDFzoom“ über die Jagd nach Schleusern, über Grenzkontrollen, die an Grenzen stoßen und die Suche nach politischen Lösungen. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.03.2018ZDF
  • Folge 251
    Erst wollte die SPD nicht, dann zog sich die FDP überraschend zurück. Nun also doch die Neuauflage der GroKo. Nie brauchte die Bildung einer Bundesregierung in Deutschland mehr Zeit. Es war ein langer – vor allem holpriger – Weg zur Macht. Nächtliche Balkonbilder, übermüdete Verhandlungspartner und innerparteiliche Auseinandersetzungen. All das beobachtet vom verwunderten Wähler, der sich bereits um die politische Stabilität im Lande sorgte. Es ist Wahlabend, der 24. September 2017. Angela Merkel hat den Wählerauftrag, eine Regierung zu bilden – doch der SPD-Vorsitzende Schulz erteilt einer weiteren Großen Koalition eine kategorische Absage.
    Die Begründung: Stimmenverluste, kein Regierungsauftrag – der Gang in die Opposition als Regenerationsmaßnahme. Merkels CDU setzt ohnehin auf ein neues Bündnis und sucht Gespräche mit der FDP und den Grünen. Eine Jamaika-Koalition soll es werden – und Deutschland schaut staunend über Wochen den Sondierungen der vier Verhandlungsparteien zu. Völlig überraschend beendet die FDP die Gespräche und lässt die Idee des ersten schwarz-gelb-grünen Bündnisses auf Bundesebene platzen.
    Der Ball landet wieder bei der SPD. Doch die wirkt überfordert und ratlos. Der Bundespräsident mischt sich ein. Es beginnt eine lange Phase vom kategorischen „Nein“ zum „Vielleicht“. Im Fokus vor allem der SPD-Vorsitzende Martin Schulz. Was dann über Wochen bei der SPD folgt, sind neue alte Optionen, Wortbrüche, tiefe Verletzungen, Irritationen, der Versuch der Annäherung – und über fünf Monate nach der Bundestagswahl ein hart erkämpftes Zweckbündnis mit der CDU/​CSU. Die Dokumentation von Lars Seefeldt und Natascha Langner blickt auf den langen Weg der Regierungsbildung, die schwierigste, die die Bundesrepublik Deutschland je erlebt hat.
    Zu Wort kommen Beteiligte, die die letzten Minuten der Jamaika-Verhandlungen miterlebt haben. Die Autoren widmen sich auch ausführlich der Mühsal beim Entstehen einer schließlich weiteren neuen Großen Koalition zwischen CDU, CSU und SPD. Akteure aller Parteien und Teilnehmer bei den Verhandlungen gewähren einen besonderen Einblick in die entscheidenden Stunden und kritischen Phasen der Koalitionsgespräche. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.03.2018ZDF
  • Folge 252
    Für Gunther Schnabl, Wirtschaftsprofessor aus Leipzig, war die Air-Berlin-Pleite ein abgekartetes Spiel. Davon habe Lufthansa profitiert. Lufthansa weist diese Vorwürfe jedoch zurück. Auch Politiker der Linken und der Grünen äußern diese Vermutung. Nach Überzeugung von Gregor Gysi lief es von Anfang an darauf hinaus, dass Air Berlin an die Lufthansa übergehen sollte. Leidtragende seien viele ehemalige Beschäftigte der Air Berlin. Dass die Lufthansa bereits vor der Insolvenz der Fluggesellschaft Air Berlin in die Verhandlungen über die Zukunft der Airline mit eingebunden war, belegen interne E-Mails zwischen dem Bundeswirtschaftsministerium und einer Unternehmensberatung, die „ZDFzoom“ vorliegen.
    Mehr als 8000 Beschäftigte hatte Air Berlin. Fast allen wurde gekündigt. Zwar haben inzwischen viele wieder einen neuen Job gefunden, doch sie mussten sich neu bewerben und wurden in der Regel zu weitaus schlechteren Bedingungen wieder eingestellt. Kritiker werfen der Lufthansa vor, sie hätte Air Berlin auch mitsamt den Mitarbeitern übernehmen können, dies sei aber nicht erfolgt. Die Bundestagsabgeordnete Katharina Dröge von den Grünen wirft dem Chef der Lufthansa, Carsten Spohr, vor, er habe skrupellos gehandelt.
    Ihm sei es nur darum gegangen, die Filetstücke von Air Berlin zu bekommen, zu Lasten der Mitarbeiter und zu Lasten der Fluggäste von Air Berlin. Auch Linkspolitiker Gregor Gysi erhebt Vorwürfe gegen die Lufthansa. Der letzte Chef von Air Berlin sei ein ehemaliger Lufthansa-Mann gewesen. Er habe absichtlich so gearbeitet, dass Air Berlin „kaputtgeht und an die Lufthansa geht“. Die Lufthansa weist all diese Vorwürfe zurück. Gegenüber „ZDFzoom“ sagt Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa: „Wir hatten uns seit langen, langen Monaten darauf vorbereitet, im Jahr 2017, und eigentlich schon im Jahr 2016, dass es zu einer Insolvenz kommen konnte bei Air Berlin.“ Das habe eigentlich jeder in der Branche gewusst.
    „Und wir waren darauf vorbereitet, das zu tun, was wir dann auch getan haben, soweit kartellrechtlich möglich, möglichst viele Air-Berlin-Mitarbeiter bei uns einzustellen.“ Nach Überzeugung der Grünen im Bundestag ist die Abwicklung von Air Berlin zu einem der größten Skandale in der Amtszeit der letzten Bundesregierung geworden. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.03.2018ZDF
    250. Folge laut offizieller ZDF-Zählung
  • Folge 253
    Die Deutschen sind „Recycling-Weltmeister“, sammeln, sortieren und entsorgen. Doch: Aus den allermeisten Verpackungen entstehen keine neuen. „ZDFzoom“ fragt: Was läuft schief beim Recycling? Seit 1991 hat sich die Menge der Kunststoff-Verpackungen nahezu verdoppelt. Selbst Müllriese Remondis klagt über immer schlechter verwertbare Verpackungen aus immer neuen Materialmischungen – designed vor allem für das Produkt-Marketing, nicht für das Recycling. Was nicht oder nur mit großem Aufwand recycelt werden kann, landet in der Müllverbrennung. Und die boomt in Deutschland, seit 2005 das Deponie-Verbot erlassen wurde.
    Das liefert den Müllverbrennungsanlagen verlässlich neue Müllmengen an, von geschlossenen Müllverbrennungsanlagen redet dort niemand: „Solange die Konjunktur brummt, ist an Rückbau nicht zu denken“, formuliert Kai Störkel, Chef der Müllverbrennungsanlage Göppingen, im Interview mit „ZDFzoom“-Autor Kersten Schüßler. Doch stehen eigentlich Abfallvermeidung, Wiederverwertung und Recycling ganz oben in der Recycling-Hierarchie. Auf europäischer Ebene macht nun Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans Druck, fordert nicht weniger als eine Plastik-Revolution: „Unsere ganze Wirtschaft muss umgestaltet werden.
    Wir wollen dafür sorgen, dass alle Verpackungen in Europa im Jahr 2030 recyclingfähig sind“, sagt Timmermans im „ZDFzoom“-Interview. Dazu aber muss sich Plastik wirklich recyceln lassen. Dabei könnte Deutschland voranschreiten. Für den Chemiker und Verpackungstechniker Michael Braungart würde etwa ein Plastik-Pfand Produzenten dazu bringen, wirkliche Kreislauf-Verpackungen zu gestalten. Doch die Plastik-Lobby lehnt solche Vorschläge, Gesetze und Quoten rundweg ab: „Wir sind prinzipiell keine Freunde von Quoten.
    Mit Quoten zementiert man bestimmte Situationen. Damit verhindern wir Innovationen“, so Rüdiger Baunemann vom Lobby-Verband PlasticsEurope. Auch im Bundesumweltministerium will man lieber kleine Schritte gehen als große Strategien verfolgen. Gutes Recycling müsse ja kein Kreislauf für die gesamte Müllmenge sein: „Ob man wirklich 100 Prozent erreichen muss und ob alles wieder in Verpackungen umgewandelt werden muss – das wird schwierig“, so Helge Wendenburg, Abteilungsleiter Ressourcenschutz im Bundesumweltministerium. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.03.2018ZDF
  • Folge 254
    Deutschland hat ein Fachkräfte-Problem. Abhilfe sollen Einwanderer schaffen, darin sind sich die Koalitionsparteien einig. Doch wie der Zuzug geregelt werden soll – darüber herrscht Streit. „ZDFzoom“ fragt: „Brauchen wir ein Einwanderungsgesetz?“ Fast 80 Prozent der Deutschen sind dafür. Länder wie Kanada suchen im Vorfeld qualifizierte Bewerber aus – sogar in Flüchtlingslagern, während es hierzulande kaum Kriterien für einen Zuzug gibt. Flüchtlingen, die Deutsch gelernt und einen Arbeitsplatz haben, droht die Abschiebung, wenn ihr Asylantrag abgelehnt wurde – auch wenn sie dringend gebraucht werden.
    Der Grund ist die strikte Trennung von Asylverfahren und Arbeitsmigration in Deutschland. „Fachkräfteknappheit ist ein Riesenproblem“, so Professor Clemens Fuest vom Institut für Wirtschaftsforschung. Nicht nur IT-Experten und Ingenieure, sondern auch Krankenschwestern und Pflegekräfte würden gesucht. Der Experte plädiert dafür, dass qualifizierte Flüchtlinge eine Chance bekommen, nach Deutschland einzuwandern.
    Um überhaupt an Krankenschwestern zu kommen, hat die Uniklinik Tübingen einen speziellen Weg gefunden. Seit vier Jahren holt sie Fachkräfte von den Philippinen. Doch die Hürden sind hoch, bis die Einreise genehmigt wird. Im Koalitionsvertrag zwischen CDU/​CSU und SPD stehen unter der Überschrift „Erwerbs-Migration“ kaum mehr als Absichtserklärungen. Nun soll ein „Regelwerk zur Steuerung von Zuwanderung“ erarbeitet werden. Bis das greift, wartet die Wirtschaft weiter händeringend auf Fachkräfte. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 04.04.2018ZDF
  • Folge 255
    Verstörend hohe Ablösesummen, Spieler, die sich aus Verträgen streiken, die Zersplitterung der Spieltage, teure Pay-TV-Abos. Fußball wird immer mehr zum Geschäft. Viele Fans sind genervt. Was passiert mit dem Fußball? Proteste der Zuschauer bei den Montagsspielen in der Ersten Bundesliga sind jüngster Ausdruck eines schon länger gärenden Unmuts. Viele fragen sich: Werden künftig Investoren, wie in Frankreich oder England, das alleinige Sagen haben? ZDF-Sport-Reporter Béla Réthy und „ZDFzoom“-Autor Halim Hosny schauen über die Grenzen. In die englische Premier League, den Motor der internationalen Kommerzialisierung. Selbst ein kleiner Club wie Huddersfield Town mit dem deutschen Trainer David Wagner verfügt über mehr Geld als die meisten Bundesligisten.
    Der Blick geht auch nach Paris. Dort leistet sich ein Staat, das Emirat Katar, einen eigenen Verein. Paris Saint-Germain stößt mithilfe der Petrodollars in jeder Hinsicht in neue Dimensionen vor. Im Sommer 2017 wechselte der brasilianische Spieler Neymar vom FC Barcelona nach Paris – für 222 Millionen Euro. Eine Rekordsumme, bezahlt von Katar. Auf ihrer Spurensuche in Deutschland treffen die Autoren Fans, Vereinsvorstände und Funktionäre wie DFB-Präsident Reinhard Grindel und Uli Hoeneß. Der Präsident des FC Bayern München warnt vor der Übernahme durch Investoren.
    Martin Kind, Präsident des Bundesligisten Hannover 96, würde den Verein gern übernehmen. Doch er will seine Ambitionen vorerst ruhen lassen. Schalke-Manager Christian Heidel gilt als Macher im Spagat zwischen Herz und Kommerz. Dirk Zingler, Präsident des Berliner Kult-Vereins FC Union, beschreibt seine unkonventionelle Sicht auf das Geschäft mit dem Fußball. „ZDFzoom“ will wissen: Wie lang wird es den Fußball in der heutigen Form noch geben? Und droht er kaputtzugehen an der Kommerzialisierung? Auch die Fußball-Fans sind sich da nicht einig. Immerhin war Fußball noch nie so attraktiv wie heute. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 25.04.2018ZDF
  • Folge 256
    Die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland hat bereits sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt, bei sich oder bei anderen, so eine Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Der Sturm in den sozialen Medien begann, als in Hollywood Schauspielerinnen den mächtigen Filmproduzenten Harvey Weinstein der sexuellen Nötigung und der Vergewaltigung bezichtigten. Immer mehr Frauen weltweit brachen ihr Schweigen – „#MeToo“ war geboren. Auch in Deutschland twittern und posten Zehntausende Frauen – aber auch Männer – ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung.
    Viele berichten von Übergriffen am Arbeitsplatz, ausgeübt von Kollegen, Chefs, Kunden. Dabei sind Arbeitgeber in Deutschland verpflichtet, ihre Angestellten zu schützen. Doch viele Betroffene wissen das nicht. Manche schweigen aus Angst, dass man ihnen nicht glaubt und weil sie berufliche Nachteile fürchten, wenn sie Kollegen oder gar Vorgesetzte der sexuellen Belästigung bezichtigen. „Es kommt überall da vor, wo es Machtverhältnisse gibt“, sagt Rechtsanwältin Christina Clemm. Der Unternehmensberater Peter Modler geht noch weiter: Bei sexuellen Übergriffen in der Berufswelt gehe es in erster Linie um Macht und nicht um Sex.
    Der sexuelle Übergriff sei tatsächlich ein Machtübergriff. ZDFzoom spricht mit Frauen, denen die Debatte um „MeToo“ Mut gemacht hat, ihr Schweigen zu brechen und geht der Frage nach, warum Arbeitgeber ihre Mitarbeiter nicht besser schützen. Schwierig war es, positive Beispiele zu finden. In der Berliner Charité hat man auf die „MeToo“-Debatte reagiert und ein detailliertes Beschwerdemanagement ausgearbeitet.
    Auszubildende werden in Seminaren geschult, sexuelle Übergriffe zu erkennen und abzuwehren. Doch in der Messebranche etwa beginnt man gerade erst über bessere Beschwerdemöglichkeiten nachzudenken. „MeToo“, das sagen viele, sei erst der Anfang. Jetzt gelte es, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Beschäftigten in Deutschland besser zu schützen. Für Männer, die die „MeToo“-Debatte verunsichert, hat Hannah S. Fricke, Inhaberin einer Werbeagentur, einen einfachen Tipp: „Sprich eine Frau nicht anders an, als du von einem Mann angesprochen werden willst.“ Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.05.2018ZDF
  • Folge 257
    Durchschnittlich 60 Kilo Fleisch verzehrt jeder von uns im Jahr. Die meisten machen sich wenige Gedanken, was in Schlachthöfen passiert. Dort spielen sich immer wieder brutale Szenen ab. Monatelang hat „ZDFzoom“ in der Branche auch undercover recherchiert. Die Autorin ist dabei auf mangelhafte Kontrollen, Tierschutzverstöße und Lobbyismus gestoßen und fragt: Wieso werden Tierrechte mit Füßen getreten, und was unternimmt die Politik dagegen? Gut ein Jahr ist vergangen, seit Aktivisten in einem Schlachthof in Fürstenfeldbruck Missstände aufdeckten: Mit Betäubungszangen sollen Tiere gequält und ohne ausreichende Betäubung getötet worden sein.
    Rund die Hälfte des Fleisches landete später unter dem „Bio“-Label in deutschen Supermärkten. Der Schlachthof war monatelang geschlossen, die juristische Aufarbeitung der Vorfälle in einem Prozess steht noch aus. Tierschützer kritisieren generell: „Schlachthöfe sind ein kontrollfreier Raum. Da trifft man auf eine Schattenwelt, die unter enormem Preisdruck und mit einer gehörigen Portion Verrohrung arbeitet.“ Das Ende der Tiere findet weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt: Die drei größten Konzerne in Deutschland – Westfleisch, Tönnies und Vion – teilen sich fast 60 Prozent der Schlachtmenge.
    Keiner von ihnen gestattete „ZDFzoom“ den Besuch eines Betriebs. Gegenüber „ZDFzoom“ spricht eine amtliche Tierärztin über die Rolle der zuständigen Kontrollinstanzen: „Es kommt immer wieder vor, dass die dort arbeitenden Tierärzte weggucken. Der Ton ist sehr rau, und da kann es einem schon passieren, dass versucht wird, einen nicht für voll zu nehmen, dass man wirklich Schwierigkeiten hat, etwas durchzusetzen.
    Da muss man sich schon was trauen.“ Fakt ist: Es gibt so gut wie keine Anzeigen von amtlichen Tierärzten wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz in Schlachthöfen. Zufall? Hintergrund: Deutschland ist Europas Schweinefleisch-Exportmeister; deutsches Schweinefleisch ist konkurrenzlos billig. Ein System, das auch auf einem günstigen Schlachtprozess aufbaut. Sogar ausländische Schlachtkonzerne wie Danish Crown lassen hierzulande auf Grund der geringen Kosten schlachten. Das ist nur durch große Schlachtmasse und mit Hilfe gering entlohnter Arbeiter möglich. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.05.2018ZDF
  • Folge 258
    Ein hoher Arbeitsdruck, zahlreiche Überstunden, niedrige Löhne: Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe gegen die Kette TEDi, den Marktführer unter den deutschen Billigshops. Im Auftrag von ZDFzoom wurden TEDi-Produkte auf Schadstoffe getestet: Ein Handy-Armband wies eine zu hohe Konzentration krebserregender Substanzen auf. TEDi will das Armband nun vorläufig aus den Regalen nehmen. Billigshops erobern immer mehr die Innenstädte. Allein TEDi hat in Deutschland etwa 1800 Filialen, pro Woche eröffnet der Non-Food-Discounter derzeit rund drei neue Läden.
    Mehr als 4000 Artikel umfasst das Sortiment in so einem Geschäft, viele Artikel gibt es bereits für einen oder zwei Euro zu kaufen. Aber wie kann das alles so billig sein? Zum einen ordern solche Ketten oftmals in sehr großen Stückzahlen, um die Einkaufspreise niedrig zu halten, erklären Handelsexperten. Zum anderen berichten ehemalige und auch noch aktive Mitarbeiter von einem hohen Arbeitsdruck, zum Teil sehr langen Arbeitstagen und vielen Überstunden. TEDi verweist darauf, dass sich das Unternehmen jederzeit an das Arbeitszeitgesetz halte.
    Viele Mitarbeiter beschweren sich auch über die Entlohnung, die nach Einschätzung von Experten nicht marktangemessen sei. TEDi ist dem Tarifvertrag für den Einzelhandel nicht beigetreten, da sich dieser „vornehmlich an Arbeitnehmer im Einzelhandel mit anders gearteten Tätigkeiten richtet und nicht auf das TEDi-Geschäftskonzept übertragbar sei.“ Das Bremer Umweltinstitut hat im Auftrag von ZDFzoom Artikel aus mehreren TEDi-Filialen auf Schadstoffe untersuchen lassen. Die Proben hielten dabei regelmäßig die Grenzwerte ein. Bei einem Handy-Armband fand sich allerdings eine zu hohe Konzentration polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe, kurz PAK.
    Das Labor hat in dieser Probe Verbindungen gefunden, die als krebserregend gelten. Versuchsleiterin Ulrike Siemers ist der Ansicht, dass dieses Produkt normalerweise nicht verkehrsfähig sei und eigentlich nicht in den Handel gelangen dürfe. TEDi verweist darauf, dass die Rechtspflicht zur Prüfung des Produkts beim Lieferanten liege. Dennoch ordnet das Unternehmen einen vorläufigen Verkaufsstopp für das Handy-Armband an. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.05.2018ZDF
  • Folge 259
    Steigende Mieten und gleichzeitig wachsende Gewinne bei großen Immobilienkonzernen: Immer mehr Mieter machen ihrem Unmut Luft, jüngst protestierten 25 000 Menschen in Berlin. „ZDFzoom“ hat aufgebrachte Mieter in ganz Deutschland getroffen. Ihre Kritik: Statt regelmäßig instand zu halten, werde teuer modernisiert, werde etwa Fahrstühle, Balkone und Wärmedämmung investiert. Doch das müssen die Bewohner über höhere Mieten bezahlen. Denn jedes Jahr können über die Modernisierungsumlage elf Prozent der Investitionskosten auf die Kaltmiete aufgeschlagen werden, so sieht es das Gesetz vor.
    Die Folge: Mietsteigerungen im dreistelligen Euro-Bereich – für viele Mieter kaum zu stemmen. Davon profitierten vor allem die Immobilienkonzerne, die kräftige Renditen an ihre Aktionäre weiterreichen, so die Kritik von Experten und Verbänden. „ZDFzoom“ fragt: „Steigende Miete und Spitzenrendite – Wer stoppt die Immobiliengiganten?“ „ZDFzoom“-Reporter Detlef Schwarzer spricht mit Mietern, sucht Antworten bei der Politik, den beiden größten Immobilienkonzernen in Deutschland – Vonovia und Deutsche Wohnen – und befragt Wirtschaftsexperten.
    Neue wissenschaftliche Erkenntnisse stützen die Kritik der Mieter. Professor Kofner von der Hochschule Zittau-Görlitz, einer der führenden Experten für Immobilienwirtschaft in Deutschland, hat Zahlen aus Mietverträgen nach Modernisierungen hochgerechnet. Sein Fazit: Für die Wohnungsunternehmen sei die Modernisierungsumlage wie eine Lizenz zum Gelddrucken, „der Dumme ist der Mieter“. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 23.05.2018ZDF
  • Folge 260
    Beschimpfen, beleidigen, bedrohen: Im Internet lassen sich Lügen und Drohungen mit einem Klick einfach verbreiten. Was einmal im Netz steht, ist schwer zu löschen, die Opfer sind hilflos. Die Folgen können dramatisch sein, von Selbstmord bis zu Gewalt in der realen Welt. Die Strafverfolgung im weltweiten Netz ist jedoch äußerst mühsam. Gesellschaft und Politik reagieren – doch schützen schärfere Gesetze wirklich? Die sozialen Netzwerke sind voller Beleidigungen. In einem Fall fielen Worte wie „Schwuchtel“ und „Homo“, daneben pornografische Fotos. Monatelang wurde der 13-jährige Junge Keanu-Joël Horn auf diese Weise im Netz beschimpft, von Klassenkameraden gemobbt.
    Er hatte keine Designerkleidung und wog ein paar Kilo zu viel. Der Junge hielt die ständigen Angriffe im Netz schließlich nicht mehr aus und nahm sich das Leben. Seine Mutter will erreichen, dass sich nicht wiederholt, was ihrem Sohn zugestoßen ist. Sie engagiert sich für eine Gesetzesänderung in Österreich, um die Täter nicht davonkommen zu lassen. Der Fall von Keanu-Joël zeigt, wie gnadenlos Menschen im Internet agieren. In der Anonymität lässt es sich leicht mit dem Finger auf andere zeigen, können Lügen schnell verbreitet und mit einem „Like“ unterstützt werden.
    Treffen kann es jeden. Viele Politiker und Prominente erleben täglich, wie aggressiv die sogenannten „Hater“ mit ihrem Hass agieren. Vom dummen Witz zur strafbaren Handlung ist es dabei oft nicht mehr weit. Immer mehr Täter trauen sich mittlerweile, ihre Äußerungen offen unter ihrem Klarnamen zu verbreiten. Viele sehen sich als politische Aufklärer und fühlen sich als „Wahrheitspfleger“, dabei verbreiten sie „Fake-News“, Hass und Hetze. Die „ZDFzoom“-Autoren sprechen in der Dokumentation mit Opfern, Tätern und Experten und gehen den Möglichkeiten einer Strafverfolgung nach. Ihr Fazit: Man ist nicht machtlos gegen den Hass im Netz. Mehr Infos unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.05.2018ZDF
  • Folge 261
    Die Zahlen sind alarmierend. Das FBI schätzt, dass weltweit ständig etwa 750 000 Pädophile im Netz auf der Suche nach Kinderpornografie sind. Ein Trend dabei ist der sogenannte Cybersex. Minderjährige – meist aus armen Ländern Südostasiens – werden gezwungen, sich vor der Webcam auszuziehen oder Sex mit Erwachsenen zu haben. Tausende Kilometer entfernt, in den westlichen Industrieländern, sitzen die Kunden vor ihren Computern und schauen dabei zu. „ZDFzoom“ ist es gelungen, einige deutsche mutmaßliche Nutzer aus diesen sogenannten Sex-Shows zu identifizieren und sie mit ihren Taten zu konfrontieren. Bislang geht keine Ermittlungsbehörde gegen sie vor.
    Wie die Recherchen von „ZDFzoom“ zeigen, bleiben viele Täter in Deutschland unbehelligt. UNICEF schätzt, dass allein auf den Philippinen jährlich 100 000 Kinder Opfer von Cybersex werden. In dem Inselstaat trifft „ZDFzoom“ Kinder, die von ihren Erlebnissen mit den Tätern aus dem Westen erzählen. Unter den Folgen des Missbrauchs leiden sie bis heute. Sie sind selbstmordgefährdet, haben fast jede Nacht Albträume, und es fällt ihnen schwer, wieder Vertrauen zu Erwachsenen aufzubauen. „ZDFzoom“ trifft auch die Ermittler der Schwerpunktstaatsanwaltschaft in Gießen. Nicht selten verhindert die Anonymität des Internets, dass sie den Tätern auf die Spur kommen.
    Ein großes Problem bei den Ermittlungen sei auch die sogenannte Keuschheitsprobe. Um in die einschlägigen Foren und Chaträume zu gelangen, verlangen die Administratoren, dass Nutzer zunächst selbst eine kinderpornografische Darstellung verschicken. Ermittler dürfen aber in Deutschland bei ihrer Arbeit keine Straftaten begehen. Die hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann will das ändern. Zusammen mit ihren Kollegen in Bayern und Rheinland-Pfalz startet sie nun auf Bundesebene eine Initiative, die es Ermittlern ermöglichen soll, mit computergenerierten Bildern in die Pädophilen-Netzwerke einzudringen, um so mehr Täter dingfest zu machen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 06.06.2018ZDF
  • Folge 262
    In dieser Woche beginnt die Fußball-WM. Viele schwenken dann wieder Fahnen, malen Schwarz-Rot-Gold auf ihre Wangen. Doch was ist für uns deutsch? Dem geht ZDF-Moderator Jochen Breyer nach. Wieder ist eine Kampagne in den sozialen Netzwerken die Grundlage der Dokumentation. Der Aufruf mit dem Hashtag #wasfuermichdeutschist hat einen Nerv getroffen: Über 30 000 Zuschriften haben Jochen Breyer und sein Team per Mail, Facebook und Twitter erreicht. Natürlich waren auch sie dabei, die deutschen Klischees: Brot, Bier und Pünktlichkeit.
    Sehr, sehr viele Menschen haben auch intensiver diskutiert – über Deutsch-Sein, Demokratie und Grundgesetz, über Patriotismus und „German Angst“, über Religion und den Wert von Gemeinschaft. Die besonders häufig genannten Themen hat das Team um Jochen Breyer aufgegriffen und die „Kommentatoren“ zu Hause besucht. Das Ziel: nicht nur abstrakt diskutieren, was deutsch ist, sondern vor Ort erleben, was für die Menschen deutsche Identität ausmacht, was aus ihrer Sicht dazugehört und was nicht.
    Walter Lehr begegnet Jochen Breyer in dessen Haus am Waldrand, mit der Deutschland-Fahne im Garten. Der Rentner ist stolz darauf, Deutscher zu sein: „Man kann sich hier nicht beklagen. Alles sauber, ordentlich, wunderbar.“ Doch ihn stört, dass in Deutschland, als christlich geprägtem Land, immer mehr Moscheen gebaut würden. Seine größte Angst: „dass das Multikulti überhandnimmt. In der nächsten, übernächsten Generation gibt es vielleicht kein Müller, kein Meier und Schmidt mehr“, drückt er seine Sicht auf die Lage im Interview mit Jochen Breyer aus.
    Meral Sahin lebt in der Kölner Keupstraße. Sie ist in Deutschland aufgewachsen, ihre Eltern kommen aus der Türkei. Was für sie deutsch ist? „Der Deutsche ist genau, ehrlich, direkt. Manchmal zu direkt. Manchmal tut das weh.“ Meral Sahin will zusammenbringen, setzt sich ein für Verständigung und Integration. Auf Horst Seehofers Aussage „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ entgegnet sie: „Wir verlieren ganz wertvolle Zeit, uns mit diesen Dingen zu beschäftigen, statt zu überlegen: Wie machen wir das Beste daraus?“ Bei Peter Köhler erlebt Jochen Breyer, was es für den Lkw-Fahrer heißt, Deutschland aus dem Führerhaus zu erleben.
    Deutsch ist für ihn: „Sicherheit für Bürger, die es leider nicht mehr gibt.“ schrieb er dem ZDF. Die Branche, in der Köhler arbeitet, ist durch ausländische Konkurrenz stark unter Druck. Auch er hat Angst, seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Über das deutsche Sozialsystem sagt er: „Ich denke, Hartz IV ist ein Mittel, um die Leute bei der Arbeit zu halten.
    Diese Angst ist ein gutes Instrument. Jeder hat Angst, krank zu werden, jeder hat Angst, seine Arbeit zu verlieren.“ Der Lkw-Fahrer glaubt nicht mehr an eine unabhängige Berichterstattung in Deutschland. Er informiert sich über das Internet, erzählt er. In Böblingen trifft Jochen Breyer Petra Amann. Sie sagt, sie habe noch nie auf einen Aufruf dieser Art geantwortet, das Thema aber sei ihr wichtig. Normalerweise gibt Petra Amann Coachings. Ehrenamtlich versucht sie, Flüchtlingen Werte und Normen unserer Gesellschaft zu erklären.
    Denn: „Das eine, was wichtig ist, um Integration stattfinden zu lassen, ist die Sprache. Aber sehr wohl eben auch: Wie gehen wir miteinander um? Und da sind wir wieder bei den Werten und den Regeln“, sagt sie im Interview mit Jochen Breyer. In einem ihrer Workshops trifft Breyer auf zwei Flüchtlinge. Wessam Al-Dabbas aus Syrien und Abdulie Secka aus Gambia. Beide sind seit etwa zwei Jahren in Deutschland. Deutsch sind für Wessam vor allem Vorschriften: „Die Regeln in Deutschland sind nicht so einfach, weil sie so viele haben.“ Bevor er nach Deutschland gekommen ist, habe er bei Deutschland vor allem Autos im Kopf gehabt.
    Inzwischen möchte er hier leben, eine Ausbildung machen und Kfz-Mechaniker werden. Viele Zuschauer fanden es „typisch deutsch“, überhaupt über diese Frage zu diskutieren. Aber: Warum fällt es so schwer, konkret zu bestimmen, was deutsch ist? Warum fällt es so leicht, über das zu sprechen, was uns trennt, aber so schwer, das Verbindende zu benennen? Für Autor Peter Siebenmorgen liegt allem ein verkrampftes Verhältnis zum Deutsch-Sein zugrunde: „Einfach, weil mit diesem Begriff so viel an schlechter Geschichte mitschwingt, dass man sich eigentlich fast nur die Finger verbrennen kann, wenn man sich auf ihn bezieht.“ Trotzdem sei eine Debatte notwendig, meint auch der Politologe Yascha Mounk, der den Nationalismus als „halbwildes Tier“ sieht: Es mache mehr Sinn, „es zu bändigen, als es sich selbst zu überlassen“.
    Jochen Breyer sucht das Gespräch: offen, direkt, unverblümt. Und zeichnet auf diese Weise ein spannendes Bild von Deutschland im WM-Sommer 2018. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.06.2018ZDF

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