Staffel 1, Folge 1–10

Staffel 1 von „Zahlen schreiben Geschichte“ startete am 17.03.2018 bei arte.
  • Staffel 1, Folge 1 (26 Min.)
    Christ sein heißt glauben, dass Gott als Mensch auf die Erde gekommen ist, um die Menschen von ihren Sünden zu befreien, dass er gepredigt und Wunder vollbracht hat, dass er am Kreuz gestorben und wieder auferstanden ist. So ist auch die Kreuzigung kein Ereignis, sondern eine Tat des Glaubens an ein unendliches Ereignis, das jeden Sonntag gefeiert wird. Dabei gibt es jedoch ein zweifaches Paradox: Zum einen beginnt mit der Ankunft Christi auf der Erde eine neue, lineare christliche Zeitrechnung, die auf das Ende der Zeiten gerichtet ist (darum spielt auch die Berechnung des Osterdatums eine entscheidende Rolle für die Trennung des Christentums vom Judentum).
    Zum anderen ist die Kreuzigung Jesu der als Aufständischer gegen die Römerherrschaft verurteilt wurde und schreckliche Qualen erleiden musste, woraufhin die Christen ein Folterinstrument als ihr Zeichen wählten vielleicht das für Historiker am wenigsten ungewisse Indiz dafür, dass Jesus gelebt hat. Denn warum sollte jemand eine so unerhörte und so unglaubliche Geschichte erfinden? Und warum richtet sich die Welt eigentlich nach der christlichen Zeitrechnung? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.03.2018arte
  • Staffel 1, Folge 2 (26 Min.)
    Am 24. September 622 folgt Mohammed seinen Anhängern, die aus Mekka nach Medina geflohen sind. Für den Islam ist dies ein wichtiges Datum. Die Wanderung auf Arabisch „Hidschra“ genannt stellt einen Bruch in der Chronologie der Zeit dar und markiert den Beginn der islamischen Zeitrechnung. Von nun an beten die Gläubigen nicht mehr in Richtung Jerusalem, der Stadt der monotheistischen Religionen, die den Islam inspiriert haben, sondern zum neuen heiligen Ort Mekka hin. Die Abwendung von Jerusalem ist aber nicht nur ein religiöses, sondern vor allem ein militärisches und politisches Ereignis.
    Die Geschichte dieses epochemachenden Datums zu erzählen setzt voraus, die Religion in ihrer Geschichtlichkeit zu betrachten. Stellt man die Hidschra in den Zusammenhang der großen territorialen Fragen, die sich im 6. und 7. Jahrhundert auf der Arabischen Halbinsel stellen, erscheint sie als prägendes politisches Ereignis an der Schwelle von der Antike zum Mittelalter. Ab dem Jahr 1 verbreitet sich Mohammeds Islam von Medina aus durch militärische Siege und politische Bündnisse.
    Im Jahr 10, dem Todesjahr des Propheten, ist bereits die Hälfte der Arabischen Halbinsel unterworfen. Die Muslime erobern Ägypten und geben ihm im Jahr 21 eine neue Hauptstadt: Fustat, das spätere Kairo. Anschließend nehmen sie Jerusalem ein, gefolgt von Damaskus, Isfahan und Kairouan. Die Verwaltung datiert ihre Papyri ab dem Jahr 22 nach dem Hidschra-Kalender. Und im Jahr 40 hat sich der Islam bereits über ein riesiges Gebiet ausgebreitet. Ende des 1. Jahrhunderts hat das gesamte Reich den Kalender der neuen Religion übernommen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.03.2018arte
  • Staffel 1, Folge 3 (26 Min.)
    Zahlen sind seit frühester Zeit Teil des menschlichen Daseins und der Zeitrechnung. Mit der Dokumentationsreihe „Zahlen schreiben Geschichte“ blickt ARTE in einer Zeitreise zurück auf die großen Daten der Weltgeschichte. Die Reihe hinterfragt auch kritisch, wie die Geschichtsschreibung unser Weltgeschehen von der Antike bis heute anhand von Zahlen zusammenfasst.
    Am 28. Tag des Monats Daisios (Mitte Juni) im Jahr 323 vor Christus verkündete ein Herold in Babylon dem Volk den Tod Alexanders des Großen. Mit ihm starb einer der größten Eroberer aller Zeiten, er wurde nur 32 Jahre alt. Keinem anderen gelang es, seine Herrschaft in so kurzer Zeit über weite Teile Eurasiens auszudehnen. Späteren Generationen wurde diese Geschichte als faszinierender Mythos überliefert: als die Legende von Alexander dem Großen. Wie gehen Historiker mit einem solchen Mythos um, der die wahren historischen Ereignisse beinahe überschattet und in Literatur, Kunst und Film auf unterschiedlichste Weise rezipiert wurde? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.03.2018arte
  • Staffel 1, Folge 4 (26 Min.)
    Im kollektiven Gedächtnis gilt das Jahr 1492 als das geschichtsträchtige Jahr, das den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit markierte. Aber was hat man tatsächlich in die Neue Welt übertragen: den aufgeschlossenen Geist der Moderne oder den dunklen Mystizismus des Mittelalters? Man kann die Tragweite der Entdeckung Amerikas am 12. Oktober 1492, die einen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit markierte, nur im Kontext seiner Epoche der Herrschaft der so genannten Katholischen Könige über die Alte Welt erfassen. Am 2. Januar 1492 erobern Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón das Emirat von Granada, den letzten maurischen Flecken auf der Iberischen Halbinsel. Das ist eine außerordentliche Neuigkeit für die Welt, genauso wie das folgenschwere Edikt, das die beiden am 31. März 1492 erlassen, um die Juden aus Spanien zu vertreiben.
    Der 12. Oktober ist also nur eines von drei wichtigen Daten in diesem schicksalhaften Jahr der Weltgeschichte 1492. Und Christoph Kolumbus’ Reise kann nur im Zusammenhang mit den beiden vorherigen Geschehnissen verstanden werden. Im September desselben Jahres trat der italienische Seefahrer unter spanischer Flagge seine viermonatige Entdeckungsreise an. Den Anspruch auf weltweite Vormachtstellung der katholischen Religion vorausgeschickt, bedeutete die „Entdeckung“ einer Neuen Welt durch Kolumbus zwangsläufig auch deren Bekehrung zum christlichen Glauben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.03.2018arte
  • Staffel 1, Folge 5 (26 Min.)
    Der Ballhausschwur von Versailles, auf Französisch „Le serment du Jeu de paume“ liegt historisch zwischen der Einberufung der Generalstände-Versammlung im Mai 1789 und dem Sturm auf die Bastille im Juli desselben Jahres. Nachdem sich die Abgeordneten des Dritten Standes am 17. Juni 1789 zur Nationalversammlung erklärt hatten, wurde ihnen der Zugang zum regulären Versammlungsort in Versailles, dem Hôtel des Menus Plaisirs, verwehrt. Am 20. Juni 1789 besetzten sie daher das nahegelegene Ballhaus, eine alte Sporthalle aus dem 17. Jahrhundert. Die Halle diente eigentlich dem „Jeu de paume“ genannten Ballspiel, einem Vorläufer des Tennis.
    Die Männer gelobten, nicht eher auseinanderzugehen, „bis dass die Verfassung des Königreichs vollendet und durch solide Grundlagen gesichert“ sei. Mit diesem formellen „Pakt der Einheit“ schufen sie einen Präzedenzfall und führten zudem ein neues Rechtsdokument ein: das Versammlungsprotokoll, das bald darauf ein Gegengewicht zu den königlichen Urkunden bilden sollte. In einer berühmt gewordenen Federzeichnung verewigt der klassizistische Historienmaler Jacques-Louis David (1748–1825) den sogenannten Ballhausschwur als Geburtsstunde des Parlamentarismus und Augenblick der patriotischen Einheit.
    Indem die Abgeordneten der Macht des Königs abschworen, schufen sie die Souveränität des Volkes, der Nation. Ein Jahrhundert später wurde die geschichtsträchtige Sporthalle zum wichtigsten Museum der Geschichte der Französischen Revolution. Der 20. Juni gilt in Frankreich heute als wichtiges Datum neben dem Nationalfeiertag am 14. Juli – in Erinnerung an die Erstürmung der Bastille im Jahr 1789 und an das Föderationsfest am 14. Juli 1790 als Zeichen der Versöhnung. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 31.03.2018arte
  • Staffel 1, Folge 6 (26 Min.)
    Die erste Rede nach Nelson Mandelas Freilassung am 11. Februar 1990 wurde von Politikern und Apartheidsgegnern auf der ganzen Welt verfolgt. In den darauffolgenden Tagen und Wochen wird Mandelas Stimme gehört werden – und allen ist bewusst, dass die Zukunft des Landes von den Worten dieses Mannes abhängen könnte. Mandela war 1964 aufgrund seiner politischen Aktivitäten als Mitglied des ANC im Kampf gegen die Unterdrückung der nicht-weißen Bevölkerung dem Todesurteil haarscharf entgangen und zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die längste Zeit seiner 27-jährigen Inhaftierung verbrachte er auf der Gefängnisinsel Robben Island vor der Küste Kapstadts.
    Doch der willensstarke Mandela gab den politischen Kampf auch dort nicht auf – neben der auferlegten harten Arbeit am Steinbruch nutzte er die Zeit nicht nur für die eigene Fortbildung durch ein Fernstudium, sondern strukturierte auch das Leben seiner Mithäftlinge. Um zu verstehen, was das südafrikanische Apartheidsregime zum wohl meistgehassten Regime der Welt machte, muss zurückgeblickt werden – auf seine Errichtung im Jahr 1948 oder noch weiter. An der Südspitze Afrikas ließen sich bereits sehr früh weiße Siedler nieder und kolonisierten das Land.
    Als Ausgangspunkt der ersten weißen Siedler auf dem afrikanischen Kontinent diente eine kleine Festung, welche die Niederländische Ostindien-Kompanie 1652 am Fuße des Tafelbergs errichtet hatte. Eben jener Berg, der über der Bucht von Kapstadt thront und den Mandela auch von seiner Gefängniszelle aus sah, wurde für die Apartheidsgegner von der ANC später zum Symbol für die Hoffnung auf Freiheit. 1990 – das Jahr, als Nelson Mandela entlassen wurde – ging als das Jahr in die Geschichte ein, in dem die lange, grausame Kolonialzeit endlich ein Ende nahm. Doch ist sie wirklich überstanden? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 31.03.2018arte
  • Staffel 1, Folge 7 (26 Min.)
    Mit dem Ausbruch des Vesuvs wurde Pompeji, die kleine Stadt am Golf von Neapel, im Jahr 79 nach Christus für immer vernichtet – und gleichzeitig auf ewig bewahrt. Ihre Überbleibsel galten lange als wichtiges historisches Zeugnis für das damalige Leben in einer römischen Kleinstadt. Doch neuere archäologische Funde und Bodenarchive zeigen, dass die Geschichte von Pompeji länger und einzigartiger ist als bisher angenommen: So wurde die Stadt nicht etwa von den Römern besiedelt, sondern hat sich im Laufe der Jahre selbst romanisiert.
    Auch und der pompejische Alltag war bei weitem weniger mustergültig als bislang vermutet. Heute gibt es in Pompeji noch immer viel zu entdecken: Spuren an einem Gebäude zeigen, dass die Stadt nach dem Erdbeben von 62 neu aufgebaut wurde; und der Abdruck eines Herbstblattes auf einem Bimsstein lässt darauf schließen, dass der Vesuv im Herbst ausgebrochen sein könnte. Die Dokumentation enthüllt die romantisch geprägte Konstruktion eines Pompeji als antike Modellstadt und zeigt, wie es damals wirklich war. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.04.2018arte
  • Staffel 1, Folge 8 (26 Min.)
    Als am 6. August 1945 eine Bombe über Hiroshima niederging, starben augenblicklich 70.000 Menschen, an den späteren Folgen noch einmal die gleiche Anzahl. Die vielen Opfer kannten den Grund für ihren Tod an diesen Tagen nicht: Es handelte sich um eine Atombombe. Seit dem Ereignis steht Hiroshima weltweit für die Angst vor dieser Gefahr – einer Bombe, die dazu in der Lage ist, das Leben Tausender Menschen in nur kurzer Zeit auszulöschen. Der Atombombenabwurf vom 6. August geht in die Geschichte als ein Moment des Schreckens ein, in dem der Menschheit die Möglichkeit ihres eigenen Untergangs bewusst wurde. Anders als die offiziellen Aussagen glauben machen wollen, sahen die USA den Abwurf als großangelegtes wissenschaftliches Experiment, mit dem Japan zur Kapitulation gezwungen und der Kriegseintritt der Sowjetunion verhindert werden sollte.
    Der Zweite Weltkrieg war zu Ende, die Welt trat ins Atomzeitalter ein und die Kräfteverhältnisse verschoben sich: Der Kalte Krieg war schon längst begonnen. Die Dokumentation zeigt, welche sichtbaren und unsichtbaren Spuren die Katastrophe in Hiroshima hinterlassen hat und wie das Leben in einer Stadt weiterging, die zum Symbol für eine Menschheit wurde, die sich selbst die Unschuld genommen hat. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.04.2018arte
  • Staffel 1, Folge 9 (26 Min.)
    Im Jahr 1347 wurde Europa vom „Schwarzen Tod“ heimgesucht. Die Seuche, die Angst und Schrecken verbreitete, raffte in fünf Jahren ein Drittel der Bevölkerung dahin. 40 Jahre lang flackerte die Pest immer wieder auf, in Marseille wurde sie erst 1722 besiegt, in Istanbul 1839. Von der schlimmsten Katastrophe des Mittelalters zeugen nur wenige, indirekte Spuren: In zeitgenössischen Texten wurde die Epidemie selbst meist verschwiegen, höchstens wurden ganz beiläufig die Auswirkungen vermerkt. Es ist, als hätte man die Folgen des Massensterbens irgendwie abfedern wollen – obwohl mancherorts mehr als die Hälfte der Einwohner der Pest zum Opfer fiel.
    Doch der eigentliche Ansteckungsprozess bleibt mehr als 500 Jahre lang ein Rätsel. Als die Pest nach einer letzten Epidemie in Marseille 1722 aus Europa verschwindet, ist ihre wahre Ursache noch immer unbekannt. Erst ab 1894, mit der dritten großen Pandemie in Asien, der zwölf Millionen Menschen zum Opfer fallen, wird das Rätsel allmählich gelöst. Der Arzt Alexandre Yersin setzt in Hongkong die Arbeit von Louis Pasteur fort und entdeckt schließlich den Pesterreger, der ihm zu Ehren Yersinia pestis genannt wird. Einige Jahre später findet der Arzt Paul-Louis Simond heraus, dass der Erreger von einem Floh übertragen wird – genauer gesagt vom Rattenfloh.
    Doch da sich keine Quelle findet, die von einem vermehrten Auftreten der Nager während der ersten Pestepidemie in Europa unter Kaiser Justinian berichtet, wird die Hypothese vom Rattenfloh für Jahrzehnte verworfen. Während heutige Epidemien Ängste wecken und auf die überraschend große Anfälligkeit unserer globalisierten Welt hindeuten, zeigt die Pestepidemie des Mittelalters, dass sich die Seuche bereits seinerzeit entlang der internationalen Handelswege ausbreiten konnte. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.04.2018arte
  • Staffel 1, Folge 10 (26 Min.)
    Der Name Angkor Vat bedeutet „Stadt in Form eines Tempels“. Aber eigentlich handelt es sich um ein Kloster von der Größe einer Stadt. Von Angkor sieht man heute nur noch Ruinen, oder genauer: die Inszenierung ihrer Entdeckung. Einst befand sich hier eine bedeutende Zivilisation. Beide, Stadt und Zivilisation, gingen unter, wurden vergessen und schließlich von den Europäern wiederentdeckt. Mit dem Fall der Hauptstadt des Khmer-Reichs gerieten die großen Gleichgewichte in Südostasien ins Wanken. Schon damals war Angkor eine mythische Stadt, bevor es vom Dschungel überwuchert und erst mit der Kolonialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von französischen Forschungsreisenden wiedergefunden wurde.
    Die Entdeckung der Ruinen von Angkor weckte Träume von Größe und beflügelte die Fantasie: Man wollte an das Verschwinden einer ganzen Zivilisation glauben, ähnlich dem Untergang des Römischen Reiches, wie man ihn sich damals vorstellte. So entstand auch, auf der Grundlage sehr indirekter und viel später verfasster Berichte, die Idee von einem „Fall“ des Khmer-Reiches im Jahr 1431. In der Chronologie der Weltgeschichte musste dieses Ereignis in gewisser Weise erst konstruiert werden.
    Es bleibt ungewiss, was sich tatsächlich zugetragen hat, denn es gibt keine Quellen oder Darstellungen, die eine sachlich richtige und nachgewiesene Schilderung der Ereignisse erlauben würden. In Ermangelung handschriftlicher Quellen dienen daher die Monumente selbst als Dokumente. Denn die einzigen Texte, die überdauert haben, sind in Form von Inschriften in den Stein der Monumente gemeißelt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.04.2018arte

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