bisher 2964 Folgen, Folge 2631–2655
Folge 2631
Kiribati: Wo sich das Meer die Inseln holtAuf dem Atoll Abaiang lebten die Menschen lange Zeit am, mit und vom Wasser. Jetzt allerdings kämpfen sie gegen das Wasser. Denn die Wellen zerstören ihre Heimat. Viele sehen den Klimawandel als Ursache für die Küstenerosion. Südkorea: Die Nordkorea-Krise und Waffendeals „Made in USA“Friedensaktivisten werfen US-Präsident Trump vor, die Krise mit Nordkorea zu schüren, um die Aufrüstung in der Region voranzutreiben. Rüstungsexperten zufolge profitieren vor allem US-Firmen von Waffen-Deals mit Südkorea und Japan. USA: Ein Jahr Trump – Was sagen seine Wähler?Vor einem Jahr haben unsere USA-Korrespondenten Unterstützer von Donald Trump interviewt, um zu verstehen, was sie antreibt.
Im Wahlkampf schwärmten sie von Trump, der alles anders machen sollte. Was sagen sie heute? Honduras: Das Camp der guten HoffnungAlex Moya ist 14 Jahre alt. Mitglieder einer Drogen-Gang haben seine Mutter vor seinen Augen erschossen. Im Ahle-Jugend-Camp haben alle Jugendlichen Erlebnisse wie diese zu erzählen. Eine Stiftung holt sie von der Straße. Singapur: Was macht eigentlich eine Mückenpolizei?In Singapur haben Mücken immer Brutsaison. Als Metropole mitten in den Tropen hat Singapur das ganze Jahr mit den Überträgern gefährlicher Tropenkrankheiten wie Denguefieber und Malaria zu kämpfen. Doch die Stadt hat den Kampf aufgenommen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 05.11.2017 Das Erste Folge 2632
Belgien: Katalonen zu Besuch – Droht der EU ein Aufstand der Regionen? Die Frage des Umgangs mit dem abgesetzten Regionalpräsidenten Carles Puigdemont spaltet die belgische Politik: Die rechtsgerichtete flämische Regierungspartei N-VA hat dem Katalanen früh Asyl angeboten; der belgische Premier Michel von den Konservativen hat seinen Staatsminister deshalb gerügt und muss in dieser Woche in einer Parlamentsbefragung Stellung beziehen. Gleichzeitig marschieren 200 katalanische Bürgermeister vor den Sitz der EU, bejubelt von flämischen Separatisten, die sich lieber heute als morgen vom belgischen Staat verabschieden wollen.
Der katalanische Freiheitsdrang kann ansteckend wirken, wohl nicht nur für belgische Regionalpolitiker. Die EU fürchtet eine Blockade durch zunehmende Regionalisierung und Kleinstaaterei und steht klar auf Seiten der spanischen Zentralregierung. Carles Puigdemont attackiert deshalb die EU und wirft ihr jetzt sogar die Unterstützung eines Staatsstreiches in Spanien vor, bejubelt von katalanischen Bürgermeistern, die ihren Konf likt mit Madrid bis nach Brüssel tragen.
Autorinnen: Bettina Scharkus / Katrin Matthaei, ARD Brüssel Spanien: Katalonien in der Blase? Der Kampf um die Unabhängigkeit Kataloniens ist auch eine Schlacht der Bilder. Die Medien spielen eine zentrale Rolle in dieser Auseinandersetzung. Viele Anhänger einer Loslösung informieren sich fast nur noch über katalanische Medien, die die Unabhängigkeit befürworten – sie leben gewissermaßen in einer selbst gewählten Blase. Die Separatisten sind gut vernetzt und bestens in den sozialen Netzwerken unterwegs.
Oftmals wird mit Schlagwörtern lässig und fahrlässig umgegangen; wenn es um die spanische Regierung geht, wird schnell von Repression und Faschismus gesprochen. Aber auch auf der anderen Seite, bei den Medien in Madrid, wird oft nur ein Teil der Geschichte erzählt. Fernsehsender wie TVE berichten nur wenig über zu harte Polizeieinsätze. Und die Zentralregierung, so scheint es, versteht nicht wirklich die Macht der Bilder. Was sich schon beim Brexit und dem Wahlkampf von Donald Trump zeigte, findet in Katalonien seine Fortsetzung.
Autor: Stefan Schaaf, ARD Madrid Indien: Verkauft, missbraucht, verstoßen: Minderjährige Mädchen als Sexsklavinnen: Elf Jahre alt sei sie gewesen, als ihre Mutter sie an einen 75-jährigen Mann verkauft habe. Muneera Khan ist eines von geschätzt mehreren hundert Mädchen aus den muslimischen Elendsvierteln von Hyderabad, die von ihren Eltern an Männer aus den arabischen Emiraten „verheiratet“ wurden. Indien erlaubte der muslimischen Minderheit bislang, Eheschließungen und Scheidungen selbst zu regeln.
Selbst Zweit- und Drittehen sind erlaubt, nur Kinderehen sind verboten. Die indische Polizei ließ vor wenigen Wochen ein regelrechtes Netzwerk aus kriminellen Ehevermittlern, korrupten muslimischen Geistlichen und Hoteliers auffliegen, die minderjährige Mädchen mit gefälschten Dokumenten an arabische Männer verheiraten wollten. Was neben der kriminellen Energie selbst hartgesottene Polizisten an diesem Fall erschreckte, war die Skrupellosigkeit, mit der die Eltern ihre Kinder verscherbelten – für weniger als tausend Euro.
Die Eltern hofften, dass die Männer die Töchter mitnehmen in die E mirate und die Kinder dort ein besseres Leben haben. Doch vielen arabischen „Ehemännern“ geht es nur um Sex: Sie missbrauchen die Mädchen und lassen sich wieder scheiden. Autor: Peter Gerhardt, ARD Neu Delhi Kanada: First Nations gegen Fischfarmen: Protest der First Nations in British Columbia: Seit Ende August halten sie zwei Fischfarmen in der Nähe von Alert Bay besetzt.
Chief Willie Moon sieht die Existenz seines Stammes gefährdet: „Unser Wildlachs ist so gut wie ausgerottet und schuld sind die Fischfarmen. Wir wollen, dass den Fischfarmen die Lizenz entzogen wird.“ Nach Ansicht von Biologen und Umweltschützern haben die Betreiber der Fischfarmen Viren, die bei Zuchtlachs in Norwegen festgestellt wurden, in den Pazifik vor der Küste Kanadas eingeschleppt. Die Viren sind für Menschen ungefährlich, schwächen aber die Fische nachhaltig. Der neue Premierminister von British Columbia versprach den protestierenden Häuptlingen bei seinem Besuch in Alert Bay, dass er alles tun wolle, um den heimischen Wildlachs zu schützen.
Die Fischfarmen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, setzen in British Columbia 1,5 Milliarden Dollar um und beschäftigen rund 3000 Menschen. Autor: Markus Schmidt, ARD New York Bolivien: Wohlstand mit Lithium? Im Salar von Uyuni sitzt Bolivien auf neun Millionen Tonnen Lithium – das größte bekannte Vorkommen auf der Welt. Die Salzebene ist zwölfmal größer als Berlin und hat eine 100 Meter dicke Salzkruste.
Darin befindet sich die lithiumhaltige Sole, die Bolivien, das ärmste Land Südamerikas, zu Wohlstand verhelfen könnte. Die Welt giert nach Lithium – das Leichtmetall ist der Grundstoff für Autobatterien und Handyakkus. Und Bolivien kämpft darum, seinen Bodenschatz selber zu fördern und auch gleich fertige Produkte herzustellen, um Geld ins Land zu bringen. Doch das bolivianische Lithium weckt Begehrlichkeiten: gleich neben der staatlichen Lithiumförderung hat sich schon ein chinesisches Unternehmen niedergelassen. Autor: Peter Sonnenberg, ARD Mexico (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 12.11.2017 Das Erste Folge 2633
Geplante Themen: Afghanistan: Sunniten gegen Schiiten Der Stellvertreterkrieg in Syrien reicht inzwischen bis nach Afghanistan. Dort, in der Provinz Bamiyan, wird ein ganzes Dorf bedroht von Terroristen des IS. Der Grund: Der Sohn einer schiitischen Familie hat in Syrien gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ gekämpft. Eigentlich wollte Hamid nur weg von Hunger, Armut und Unsicherheit. Er ging illegal in den Iran, wurde aufgegriffen und vor die Wahl gestellt: Gefängnis oder Kampf in Syrien. So wie ihm ging es vielen: Die iranischen Revolutionstruppen haben eine eigene afghanische Brigade aufgestellt, die die syrische Regierung im Kampf gegen den IS unterstützt.
Zurück in der Heimat holt die jungen Männer dieser Kampf wieder ein: Die sunnitische Terrororganisation IS mag in Syrien Boden verloren haben, in Afghanistan wird sie immer schlagkräftiger. Mit Anschlägen gegen Schiiten heizt sie die Stimmung an und könnte so das terrorgeplagte Land in Chaos und Bürgerkrieg stürzen. Eine Reportage von Peter Gerhardt (ARD-Studio Delhi) Namibia: Deutsche Schuld gegenüber Hereros Christa Kaunduus Großvater war noch ein Kind, als die Deutschen sein Land angriffen.
Die Mutter verhungerte auf der Flucht, er wurde gefasst und kam ins Konzentrationslager. Später ging er als Arbeiter auf die enteignete Farm seiner Familie zurück. „Er hütete die Kühe, die sie uns weggenommen hatten“, sagt Christa Kaunduu heute. Mehr als hundert Jahre ist es her, dass deutsche Soldaten im heutigen Namibia Herero und Nama vertrieben und ermordet haben – inzwischen spricht auch die Bundesregierung von einem Völkermord. Eine offizielle Entschuldigung aber gab es bis heute nicht; über eventuelle Reparationen wird seit 2015 verhandelt.
Einige Herero haben vor der UN gegen Deutschland geklagt. Thomas Denzel (ARD-Studio Johannesburg) hat Christa Kaunduu zur ehemaligen Farm ihrer Familie begleitet. Der deutschstämmige Besitzer dort ist nicht der Ansicht, dass seine Vorfahren irgendetwas falsch gemacht haben. Montenegro: Töchter unerwünscht ‚Nur wer einen Sohn hat, ist ein echter Mann‘ – das glauben immer noch einige in Montenegro. Der Sohn ist Erbe und Stammhalter, Mädchen eher unerwünscht.
Das Geschlechterverhältnis in dem Balkanstaat an der Adria ist alarmierend: auf 100 Mädchen kommen rund 110 Jungen – statt 103, wie im europäischen Durchschnitt. Trotz Aufklärungskampagnen werden – insbesondere auf dem Land – Mädchen gezielt abgetrieben. Dabei war der Test zur Geschlechterbestimmung lange riskant: Viele Söhne haben überlebt, weil sie männlich sind, wurden durch den invasiven Test zur Bestimmung des Geschlechts jedoch geschädigt. Inzwischen gibt es einen risikolosen Bluttest, immer mehr Eltern lassen frühzeitig das Geschlecht bestimmen; die Zahl der Abtreibungen steigt.
Till Rüger (ARD-Studio Wien) hat eine Journalistin begleitet, die sich einsetzt gegen die Traditionen der Mädchenabtreibungen. USA: Die Kinder der Süchtigen Die USA haben ein massives Drogenproblem: Jeden Tag sterben dort mehr als 150 Menschen durch Missbrauch von rezeptpflichtigen Schmerzmitteln oder Heroin. Der Präsident hat den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Betroffen sind auch rund drei Millionen Kinder, deren Eltern durch Drogen gestorben sind oder sich wegen ihrer Sucht nicht mehr um die Kinder kümmern können.
Bevor die Behörden eingreifen, vergehen Monate oder sogar Jahre, in denen sich vorzeitig erwachsen gewordene Kinder um ihre Eltern und Geschwister kümmern. Manche Süchtige wachen auf, wenn ihnen die Kinder weggenommen werden. Sie setzen alles daran, einen Entzug zu schaffen, damit sie ihre Kinder wiederbekommen. Claudia Buckenmaier (ARD-Studio Washington) berichtet. Hongkong: Der letzte Dschunkenbauer „Ich erschaffe, was andere nicht können, deswegen nennen sie mich Ah Sin: den großen Zauberer“. Der 85-Jährige aus Hongkong , der so selbstbewusst über sich spricht, ist Dschunkenbauer.
Einer der letzten, die diesen Beruf noch ausüben. Einst war Hongkong berühmt für die vielen Holzboote, die mit mächtigen Drachensegeln vor der Altstadt kreuzten. Heutzutage sind fast alle Boote aus Fiberglas, die Kunst des Dschunkenbauens ist fast vergessen. Ah Sin hat in seiner traditionellen Werkstatt seinen Sohn angelernt und kontrolliert – auch in seinem Alter – weiter die Produktion. Einige Holzboote wurden in den letzten Jahren noch gebaut. Sie fahren vor allem für nostalgische Touristen. Eine Reportage von Sascha Storfner, (ARD-Studio Peking) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 19.11.2017 Das Erste Folge 2634
Finnland: Experiment Grundeinkommen: Wer arbeitslos ist, bekommt 560 Euro monatlich – ohne Gegenleistungen. Finnland wagt seit Jahresbeginn ein Experiment mit 2.000 Probanden. Was bewirkt das Grundeinkommen bei Arbeitslosen? Was bedeutet es für Arbeitsmarkt und Gesellschaft? Russland: Rolle rückwärts für Frauen: Russland ist das Geburtsland der weiblichen Gleichberechtigung: Vor 100 Jahren lösten Russlands Frauen die Revolution aus. Als erste auf der Welt bekamen sie das Wahlrecht und kämpften für Arbeitsrechte. Heute gibt es mehr Sexismus denn je. Indonesien: Zwischen Hijab und Heavy Metal: Indonesien ist das bevölkerungsreichste muslimische Land der Erde.
Konservative gewinnen dort immer mehr an Einfluss. Doch die drei Mädchen der Heavy-Metal-Band Voice of Baceprot lassen sich weder von Dogmen noch von Stereotypen aufhalten. Ägypten: Bedrohte Lebensader Nil: Der Nil stellt mehr als 90 Prozent der Wasserversorgung in Ägypten, fast alle Einwohner leben im Nil-Tal. Die Sorge vor dem Tag ist groß, an dem Äthiopien seinen Riesenstaudamm in Betrieb nimmt. Simbabwe: Aufbruch nach Mugabes Rücktritt?Mugabes Rücktritt nach 37 Jahren im Präsidentenamt macht den Weg frei für Emmerson Mnangagwa, den Wunschnachfolger der Armee. Doch was bedeutet dieser Wechsel an der Staatsspitze für Simbabwe? (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 26.11.2017 Das Erste Folge 2635
Deutsche TV-Premiere So. 03.12.2017 Das Erste Folge 2636
Russland: Fragwürdige Geschäfte mit Blinden: Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember gab es in Moskau einen Wettbewerb verschiedener Blindenwerkstätten, Models posierten in Rollstühlen. Präsident Putin, der gerade erst angekündigt hat, sich der Wiederwahl zu stellen, versprach Behinderten neue Ausbildungsmethoden, um leichter ihren Platz in der russischen Gesellschaft zu finden. Doch wie sieht die Realität aus? Udo Lielischkies war in Rusinovo, einer Stadt, die in der Sowjetunion 600 Behinderten einen Arbeitsplatz, günstige Lebensbedingungen und viele kulturelle Möglichkeiten bot.
Doch heute ist der Komplex des russischen Blindenverbandes nahezu verfallen. Nur noch 45 Blinde finden hier eine monotone Beschäftigung mit miserabler Bezahlung. Die verbandseigenen Gebäude sind weitgehend an kommerzielle Unternehmen vermietet. Die Einnahmen, klagt der lokale Blindensprecher, verschwinden in Moskau; nach Rusinovo jedoch kommt so gut wie kein Geld zurück. Was eine Reportage über das Leben von Behinderten werden sollte, entwickelt sich schnell zu einer Recherche über fragwürdige Geschäfte in der russischen Provinz.
(Autor: Udo Lielischkies, ARD Moskau) Israel: Nach Trumps Jerusalem-Entscheidung: Die Entscheidung von US-Präsident Trump, Jerusalem offiziell als die Hauptstadt Israels anzuerkennen, stößt auf viel Ablehnung: Auf dem Weg des ohnehin schwierigen Friedensprozesses zwischen Palästinensern und Israel stelle der Beschluss ein neues Hindernis dar und verletze den Status quo im labilen Nahen Osten. Die palästinensische Hamas kündigte gar eine Dritte Intifada an.
Doch welche Folgen hat Trumps Wahlkampfversprechen für die Regierung Netanjahu und deren Freunde in den USA wirklich vor Ort? Israel-Korrespondentin Susanne Glass trifft jüdische Siedler, Muslime aus Ostjerusalem und Christen und geht der Frage nach, was die Betroffenen von der Hauptstadtentscheidung Trumps halten, welche Folgen sie im Alltag erwarten und wie sie ihre Zukunft sehen. (Autorin: Susanne Glass, ARD Tel Aviv) Iran: Eine Nomadin als Kickbox-Meisterin: Susan Rashidi ist iranische Kickbox-Meisterin, obwohl das alles andere als selbstverständlich ist: Mit 14 hatte das Mädchen aus einer kurdischen Nomadenfamilie in Kermanschah an der irakischen Grenze andere Mädchen beim Kampfsport gesehen.
Über ihre Cousine durfte Susan später heimlich mittrainieren. Die Trainerin des Vereins nahm Susan kostenlos auf, weil diese kein Geld hatte. Und schon nach einem Monat gewann das Mädchen seinen ersten Kampf. Trotz Verboten und Hausarrests ihrer Eltern konnte Susan sie von ihrer Liebe zum Kickboxen überzeugen. Bei ihrem ersten Titel als nationale Meisterin war es dann so weit: Der Vater gab der Sportbegeisterung seiner Tochter nach und seitdem unterstützt er Susan bei ihrem Sport auch gegen die Kritik von Familie, Freunden und Bekannten – vielleicht auch das ein Grund, warum aus seiner Tochter eine starke und mutige Frau geworden ist.
(Autorin: Natalie Amiri, ARD Teheran) Hongkong: Käfigmenschen im teuersten Immobilienmarkt der Welt: Nirgendwo auf der Welt ist Wohnraum so unerschwinglich wie in Hongkong mit seinen gut sieben Millionen Einwohnern. Die bebaubare Fläche ist begrenzt, aber es finden sich genügend Käufer für teure Luxusappartements.
Und damit verdienen Immobilienfirmen am meisten Geld. Sozialwohnungen sind knapp und so bleibt vielen Menschen nichts anderes als ein Käfig zum Schlafen. Menschenwürdigen Wohnraum für die Armen zu beschaffen, das versucht Lai Shan Sze: Und auch wenn es Jahre dauert, die zupackende Frau führt ihre Mandanten durch den Behördendschungel und macht politischen Druck, um ihnen zu einer Sozialwohnung zu verhelfen. Über 1000 Menschen konnte Lai Shan Sze, der „Engel von Hongkong“, schon helfen.
(Autor: Mario Schmidt, ARD Peking) Türkei: Die Bühne der Frauen – Eine ungewöhnliche Theatergruppe: Die 60-jährige Ümmiye Kocak führt ein klassisches Bauernleben, mitten im anatolischen Hochland: frühe Heirat, Kinder, Feldarbeit. Doch als eines Tages eine Theatergruppe in ihrem Dorf Station macht, ändert sich ihr Leben schlagartig: Sie beschließt, selbst eine Theatergruppe zu gründen – und zwar ausschließlich für Frauen. Ihr Ziel: die Stimme der Frauen in der ganzen Türkei hörbar zu machen.
Mit selbstgeschriebenen Theaterstücken touren die Dorffrauen seit einigen Jahren durchs Land – und versuchen, verstaubte Klischees, soziale Konflikte und gesellschaftliche Tabus spielerisch dem Publikum näher zu bringen. Mittlerweile ist Ümmiye Kocak eine echte Berühmtheit in der Türkei, drehte sogar schon einen Werbespot mit Fußballstar Cristiano Ronaldo, bei dem sie selbst Regie führte. Korrespondentin Katharina Willinger begleitet die Frauentheatergruppe auf ihrer Reise nach Hakkari, in den kurdisch geprägten Südosten der Türkei, wo seit Jahren ein blutiger Kampf zwischen türkischem Militär und der verbotenen Terrororganisation PKK tobt.
Ümmiye und ihrer Gruppe wurde von der Reise dorthin abgeraten – zu gefährlich sei sie. Doch die Frauen haben ihren Auftritt in Hakkari durchgezogen. (Autorin: Katharina Willinger, ARD Istanbul) Bolivien: Wohlstand mit Lithium? Im Salar von Uyuni sitzt Bolivien auf neun Millionen Tonnen Lithium – das größte bekannte Vorkommen der Welt. Die Salzebene ist zwölfmal größer als Berlin und hat eine 100 Meter dicke Salzkruste.
Darin befindet sich die lithiumhaltige Sole, die Bolivien, das ärmste Land Südamerikas, zu Wohlstand verhelfen könnte. Die Welt giert nach Lithium – das Leichtmetall ist der Grundstoff für Autobatterien und Handy-Akkus. Und Bolivien kämpft darum, seinen Bodenschatz selber zu fördern und auch gleich fertige Produkte herzustellen, um Geld ins Land zu bringen. Doch das bolivianische Lithium weckt Begehrlichkeiten: Gleich neben der staatlichen Lithiumförderung hat sich schon ein chinesisches Unternehmen niedergelassen. (Autor: Peter Sonnenberg, ARD Mexico City) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 10.12.2017 Das Erste Folge 2637
Geplante Themen: – Türkei – Akademiker suchen neues Standbein Mehr als 150.000 Menschen hat die türkische Regierung als Folge des Putschversuchs im Juli 2016 entlassen oder suspendiert, darunter tausende Akademiker. Arbeitslosengeld erhalten die ehemaligen Staatsbediensteten nicht, auch ihre Rentenansprüche sind hinfällig. Kemal Inal näht gemeinsam mit seiner Frau Ledertaschen. Früher war er Professor für Kommunikationswissenschaft an der Gazi Universität in Ankara. Heute sammelt er die Geschichten der Betroffenen und besucht sie dort, wo sie putzen, kellnern, backen, als Handwerker arbeiten oder in einem Dönerladen.
(Autorin: Katharina Willinger/ARD Studio Istanbul) – Libanon – Isra kann wieder hören Das Lachen hat Isra nicht verlernt. Geboren ist sie in Aleppo, aufgewachsen mit den Explosionen der Bomben. Zuerst zitterte Isra am ganzen Körper, dann bekam sie Fieber, dann hörte sie immer weniger. Vor fünf Jahren floh die Familie in den Libanon. Viele syrische Kinder haben ihr Gehör verloren, durch Explosionen, durch Entzündungen, die nicht behandelt wurden, durch mangelnde Hygiene.
Aber einigen wird nun geholfen. Auch Isra hat Glück, sie darf für ein Jahr eine Gehörlosenschule besuchen und bekommt ein Hörgerät. (Autor: Volker Schwenck/ARD Studio Kairo) – Italien – Menschenhandel in Turin Die Nigerianerin Princess Okokon ist unermüdlich: Abends besucht sie heimlich die jungen Zwangsprostituierten auf dem Turiner Strich und bietet ihnen ihre Hilfe an. Tagsüber spricht sie mit Migrantinnen, die Opfer des nigerianischen Menschenhandels werden könnten.
Sie kümmert sich um jene, die sich in geheime Unterkünfte flüchten aus Angst vor ihren Schleppern. Die immer jüngeren Sexsklavinnen werden von Turin nach Frankreich, in die Bordelle Deutschlands ebenso wie nach Dänemark und Norwegen geschickt. (Autoren: Chiara Sambuchi/Michael Strempel) – Indien – Das perfekte Baby Fleisch ist verboten. Sex auch. Aber hinduistische Rituale sind für Eltern, die sich das perfekte Kind wünschen, erlaubt. „Unser Kind soll intelligent und gesund sein.
Es soll helfen, aus Indien eines der führenden Länder der Welt zu machen“, sagt ein Vater. Wer zu Doktor Narvani kommt, ist meist davon überzeugt, dass Indien vom rechten Weg abgekommen ist, durch muslimische, christliche und materialistische Einflüsse. Erfolgreich wirbt sie mit Bildern hellhäutiger Babys, ein verbreitetes Schönheitsideal und unter Hindu-Nationalisten der Beweis für Reinrassigkeit. (Autor: Markus Spieker/ARD Studio Neu Delhi) – Sansibar – Schwimmen ist für alle da Das Meer, nie hätte Siti Haji gedacht, dass es ihr Leben so verändern würde: „Viele meinen, Schwimmen sollten nur die Männer.
Frauen müssten das nicht können. Aber das ist nicht wahr“, sagt Siti. Die 25-Jährige ist Muslima, sobald sie das Haus verlässt, trägt sie den Hijab. Doch trotz vieler Widerstände, Siti hat es gewagt und schwimmen gelernt. Jetzt verdient sie ihr eigenes Geld, in dem sie jüngere Mädchen unterrichtet. Unterstützung bekommt sie ausgerechnet vom Lehrer der Koranschule. Und genau diese Koranschule ist plötzlich besonders beliebt. (Autorin: Caroline Hoffmann/ARD Studio Nairobi) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 07.01.2018 Das Erste Folge 2638
Geplante Themen: – USA: Schwarze Bürgerrechte unter Trump Am 15. Januar feiern die USA den Geburtstag des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. Das bedeutet: ein langes Wochenende, zahlreiche Gedenkveranstaltungen. Aber ist es auch ein Grund zu feiern? Nicht für Jason Woody. Der 34-jährige Fahrradkurier demonstriert immer montags gegen Polizeigewalt. Diese Woche wurde er vor unserer Kamera unsanft festgenommen, wir treffen ihn nach der Freilassung. Auch L. Joy Williams, Präsidentin der „Nationalen Organisation für die Förderung farbiger Menschen“ (NAACP) in Brooklyn, blickt kritisch auf die Situation der Schwarzen unter Trump.
Was ist übrig von der Aufbruchsstimmung unter ihrem Präsidenten Obama? Ist 50 Jahre nach Martin Luther Kings Ermordung aus seinem Traum ein Alptraum geworden? Eine Reportage von Birand Bingül (ARD-Studio New York) – Chile: Der Kampf der Mapuche-Indianer Kommende Woche reist Papst Franziskus nach Chile. Dabei widmet er einen Tag den Indigenen: Die Mapuche im Süden Chiles sind mit ihrer Heimat nicht nur verbunden, sondern regelrecht verwandt: Einen Fluss etwa betrachten sie als Lebewesen.
Wer ihn zerstört, fügt auch allen Menschen um ihn herum Schmerzen zu. Diese Haltung der Natur gegenüber klingt rückwärtsgewandt, ist aber hochaktuell. Die Mapuche kämpfen gegen Großfarmer und Monokulturen, da diese allen Chilenen langfristig schaden können. Manche Aktivisten verüben Anschläge, um sich Gehör zu verschaffen. Nun steht eine Machi, eine Heilerin, vor Gericht, der vorgeworfen wird, einen Brandanschlag auf Farmer angezettelt zu haben, bei dem das Ehepaar ums Leben kam.
„Blödsinn“, sagt Machi Francisca Linconao, die den Papst persönlich treffen soll. Eine Reportage von Mathias Ebert (ARD-Studio Rio de Janeiro) – Pakistan: Comic-Heldin auf Verbrecherjagd Sie raucht, sie flucht und sie schlägt auch mal um sich: „Bloody Nasreen“ heißt Pakistans neue Comic-Heldin, die in Karachi auf Verbrecherjagd gehen soll. Noch kann man ihre Geschichte nur online in Ausschnitten lesen, doch die Reaktionen sind bereits klar: Die einen fordern, dass sie ein Kopftuch oder besser noch eine Burka anzieht, die anderen – besonders Frauen – sind begeistert.
Markus Spieker (ARD-Studio Neu Delhi) hat den Zeichner der Comic-Heldin getroffen und auch ihre Kritiker befragt. – Jordanien: Klempnerinnen erobern einen Männerberuf Das Königreich Jordanien ist eine Art ruhige Insel mitten im krisengeschüttelten Nahen Osten. Doch auch hier bewegt sich was – positiv. Das Land hat hunderttausende Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Die Wirtschaft ist angeschlagen. Trotzdem arbeitet nur gut die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung: überwiegend Männer.
Hilfsprojekte – teils von Deutschland unterstützt – sollen nun auch Frauen auf den Arbeitsmarkt bringen. Und warum nicht gleich in einen Beruf, der weltweit von Männern beherrscht wird? Schließlich sind in einer Region, in der jeder Wassertropfen wertvoll ist, gute Klempner(innen) besonders wichtig. Eine Reportage von Daniel Hechler (ARD-Studio Kairo) – Europa: Offene Videos als Beweis Iguala, Mexiko, 2014: In einer Nacht werden sechs Menschen erschossen und 43 Studenten verschleppt – sie sind bis heute verschwunden.
Drei Jahre danach ist der Fall nicht abschließend geklärt, kein Täter wurde bislang verurteilt. Doch digitale Technologien bringen neue Chancen für die Ermittlungen. Wenn ein Staat nicht tätig wird, werden Menschenrechtler aktiv. Im Fall von Iguala haben sie den Fall rekonstruiert und ins Netz gestellt. Auch in anderen Fällen – etwa bei Kriegsverbrechen – nutzen Menschenrechtsorganisationen, aber auch der Internationale Strafgerichtshof zunehmend digitale Ermittlungen, etwa um Bildmaterial aus den sozialen Netzwerken zu verifizieren, das als Beweis dienen kann.
Kristin Becker (ARD aktuell Stuttgart) und Xenia Böttcher (ARD-Studio Mexiko) berichten. – Großbritannien: Schnappschuss Gehfußball Wer mit dem Fußball lebt, seit er denken kann, fällt in ein tiefes Loch, wenn er zu alt wird, um über den Platz zu rennen. So jedenfalls erging es Steve Colesby, nördlich von Manchester. Seine Rettung: „Walking Football“, Gehfußball. Ein altes Spiel mit neuen Regeln, erfunden in der nordenglischen Wiege des Fußballs. Ein Bericht von Hanni Hüsch (ARD-Studio London) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 14.01.2018 Das Erste Folge 2639
Türkei / Syrien: Erdogans Kampf gegen die Kurden:
Der Deutsch-Türke Alper Yigit ist im Allgäu aufgewachsen. Er lebt seit acht Jahren in der Türkei und arbeitet als Freiwilliger in einer türkischen Hilfsorganisation. Erdogans Politik sieht er kritisch, aber der Krieg gegen die kurdische Miliz YPG müsse sein. Deshalb hat er mit den Kollegen der Hilfsorganisation ein Schaf zur Versorgung der türkischen Soldaten geopfert. In Washington ist die türkische Militäroperation „Olivenzweig“ gegen die YPG in Syrien zur Chefsache geworden, haben doch die Amerikaner die kurdische Miliz gegen den sogenannten Islamischen Staat aufgerüstet.
Präsident Donald Trump drängt deshalb seinen türkischen Amtskollegen zur Mäßigung, droht doch beiden NATO-Verbündeten die direkte militärische Konfrontation. Auch Deutschland ist wohl im Konflikt indirekt Partei: Die türkische Armee ist unter anderem mit deutschen Kampfpanzern ausgerüstet, während die YPG in ihrem Kampf gegen den IS von der Bundeswehr an Panzerabwehrraketen auch deutscher Pro duktion ausgebildet wurde. Der „Weltspiegel“ berichtet aus dem türkisch-syrischen Grenz- und Kampfgebiet. (Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD Istanbul)
Frankreich: Der Kampf um die Vorstädte:
Der französische Präsident Emmanuel Macron legt ein atemberaubendes Tempo mit seinem Reformprogramm vor, auch für die Banlieues, die vernachlässigten Vorstädte Frankreichs, Brennpunkte sozialer Konflikte, Schauplätze von Gewalt zwischen Jugendlichen und der Polizei. In einer dieser Vorstädte – Grigny, vor den Toren von Paris – hat Sabine Rau mit ihrem Team einen ungewöhnlichen jungen Mann getroffen: Djigui Diarra. Er ist hier geboren und aufgewachsen, als Ältester von zehn Geschwistern. Er liebt seine Banlieue – und er hat sich nicht in den Strudel von Gewalt und Drogen ziehen lassen; er hat gekämpft um eine Ausbildung, um einen Weg in eine andere Zukunft. Er ist einer der ganz wenigen Absolventen der angesehenen Pariser Filmhochschule, der aus der Vorstadt kommt. Sein Film über Grigny und die Gewalt in der Banlieue wird kommende Woche in Paris vorgestellt. (Autorin: Sabine Rau, ARD Paris)
Indien: Aufstand der Dalits:
Bis zur Hüfte steckt Ashok in der stinkenden Brühe und schöpft mit bloßen Händen menschliche Exkremente aus dem verstopften Kanalsystem von Neu-Delhi. Fünf bis sieben Euro verdient er damit am Tag. Fast alle „Kanalreiniger“ sind Dalits, Nachfahren der Ureinwohner Indiens, Angehörige der untersten Kasten. Früher wurden sie die „Unberührbaren“ genannt. Obwohl die indische Verfassung das Kastenwesen vor fast 70 Jahren abgeschafft hat, stehen die Dalits noch heute auf der niedrigsten sozialen Stufe der Gesellschaft. Als am Neujahrstag mehrere tausend Dalits friedlich an einem Gedenkmarsch teilnehmen wollten, wurden sie von extremistischen Hindus mit Steinen beworfen und verprügelt; ein Dalit kam dabei ums Leben. Seitdem kommt es im ganzen Land zu Protesten. Sie fordern endlich Gleichberechtigung. (Autor: Peter Gerhardt, ARD Neu-Delhi)
Mexiko: Wie Trump das Leben der Menschen bestimmt:
Mexiko scheint für Trump hohen Symbolwert zu haben, mit dem sich gut Politik machen lässt. Der angekündigte Bau einer Mauer zwischen den USA und dem Nachbarland wurde zwar noch nicht umgesetzt, hat aber schon viel „Trennendes“ bewirkt: In der Grenzstadt Tijuana und der boomenden Metropole Guadalajara führen menschliche Schicksale vor Augen, was es bedeutet, dass in den USA Donald Trump regiert. Ein „Dreamer“ mit befristetem Aufenthaltsstatus, der nach einer Studienreise nicht mehr wieder in die USA einreisen kann, fühlt sich wie ein Tourist in seiner eigentlichen Heimat.
Zentralamerikaner, die in die USA wollen, aber in Mexiko verharren, weil sie sich vor dem härteren Durchgreifen der US-Polizei fürchten. Und schließlich US-Amerikaner, die wegen Trump nach Mexiko gezogen sind und sich als politische Flüchtlinge betrachten. Immobilienmakler in Mexiko bestätigen, dass sie einen signifikanten Anstieg von Wohnungsvermittlungen an US-Bürger verzeichnen. (Autorin: Xenia Böt tcher, ARD Mexico City)
Lesotho: Eine Schule für Hirtenjungen:
Hirten in Lesotho haben es nicht leicht: Oft sind die Jungen weit von ihrer Familie entfernt oder haben gar keine Eltern mehr. Zur Schule können sie nicht gehen. Wie sollen sie sich dann ihren Arbeitgebern gegenüber rechtfertigen, wenn sie nicht einmal das Vieh zählen können? Julius Majoro, selbst Viehhirte, bringt ehrenamtlich abends Hirtenjungen zusammen und bringt ihnen das bei, was sie für ihre Arbeit und das Leben wissen müssen. (Autorin: Joana Jäschke) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 28.01.2018 Das Erste Folge 2640
Geplante Themen: – Österreich: Die FPÖ und die Burschenschaften Walzertöne, Abendroben, Gelfrisuren – wenn die FPÖ zum alljährlichen Akademikerball lädt, sieht die Wiener Hofburg fast aus wie ein Kostümfest. Die Redner allerdings meinen ernst, was sie sagen, und zitieren stolz ihre alte Tradition. Auf letztere beruft sich die FPÖ ohnehin gern – von 51 FPÖ-Abgeordneten gehören 18 einer schlagenden Verbindung an. Einige dieser Burschenschaften haben rechte bis rechtsextreme Tendenzen. In der Politik spiele dieses Gedankengut keine Rolle, beteuern die Spitzenpolitiker.
Doch der Plan der Regierung, Südtirolern eine doppelte Staatsbürgerschaft anzubieten, trägt klar die Farbe der Burschenschaften: Nach ihrem Verständnis ist Südtirol Teil einer gesamtdeutschen Nation, Österreich als Nationalstaat lehnen sie qua Satzung ab. Ein Bericht von Till Rüger (ARD-Studio Wien) – Schweiz/Afghanistan: Der Traum von Olympia Sajjad Hussaini und Alishah Farhang haben einen großen Traum: Sie wollen als erste Afghanen überhaupt an Olympischen Winterspielen teilnehmen.
Die auf den ersten Blick verrückte Initiative eines Schweizer Journalisten hat sie ihrem Traum nähergebracht: Dank Crowdfunding können sie seit vier Jahren im feinen St. Moritz trainieren. Doch für Olympia sind die beiden Skifahrer noch nicht schnell genug. Dann kommt noch ein Problem dazu: Ihr Visum für die Schweiz läuft ab. Nach drei Monaten müssen die beiden zurück nach Afghanistan. Ein Land, erschüttert von tödlichen Anschlägen und terrorisiert von radikalen Milizen. Wie ist es möglich, hier von Olympia zu träumen? Eine Reportage von Wolfgang Wanner und Peter Gerhardt (ARD-Studios Genf und Delhi) – China: Der eisige Nordwesten Wo China endet, zwischen Kasachstan, Russland und der Mongolei, liegt der Altai, eine eisige Schneelandschaft mit multiethnischer Bevölkerung.
Hier sind die Tuwiner heimisch, berühmt für ihre rustikalen Tourenski: Ein Belag aus Pferdefell bremst bergauf und saust bergab. Einmal im Jahr treffen sich Mannschaften aus fünf Dörfern und messen sich beim traditionellen Rennen in Altai-City, einer Stadt mit sozialistischem Charme, die versucht, den Skizirkus Europas zu kopieren.
Zu laut für die Tuwiner. Sie bleiben lieber in ihren verschneiten Dörfern – überwacht von lauten Grenzpatrouillen, aber tiefverwurzelt in ihrer Skitradition. Eine Reportage von Sascha Storfner (ARD-Studio Peking) – Sambia: Kleinbauern müssen Großfarmen weichen Fast zwei Stunden lang ist das ARD-Team durch den Busch gelaufen, auf der Suche nach Bauern, die ihre Dörfer verlassen mussten. Vertrieben worden seien sie, erklären sie.
Fast zwei Stunden laufen auch diese Bauern täglich, um Wasser zu holen. Manche der Kinder gehen nicht mehr zur Schule – der Weg ist zu weit. Dort wo die Familien früher wohnten, wirtschaften heute Großfarmen – Investoren aus dem Ausland. Um international konkurrenzfähig zu werden und Arbeitsplätze zu schaffen, setzt die Regierung des Landes auf diese industrialisierten Betriebe. Und auch, weil die Kleinbauern es nicht schaffen, die dringend benötigten Nahrungsmittel für Sambia zu produzieren.
Eine Mischung aus beidem wäre die Lösung. Der Weg dahin ist allerdings holprig, wie Thomas Denzel (ARD-Studio Johannesburg) beim Wandern durch den Busch erfahren hat. – Kolumbien: Speisen hinter Gittern Tags in Küche und Gastraum, abends zurück in die Zelle. Das ist der Alltag von Nilda und Candelaria im Frauengefängnis der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena. Klingt nach Schinderei, ist aber ein Glücksfall für die beiden Frauen. Im Restaurant „Interno“ können sie Geld verdienen für die Familie draußen.
Und sie verkürzen ihre Haftzeit. Mit jedem geleisteten Arbeitstag müssen sie einen Tag weniger sitzen. Die Gäste des Restaurants bleiben nur für die Dauer des Essens hinter Gittern. Sie begrüßen das Projekt – auch wenn es für manche zunächst seltsam war, von Kriminellen bekocht und bedient zu werden. Eine Reportage von Xenia Böttcher (ARD-Studio Mexiko Stadt) – Myanmar: Was ist ein Beinruderer? Auf dem Inle-See in Myanmar sind Langboote unterwegs, deren Ruderer nicht sitzen, sondern stehen. Ihre Ruder halten sie mit einem Bein. Warum, erklärt Robert Hetkämper (ARD-Studio Singapur) im „Schnappschuss“. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 04.02.2018 Das Erste Folge 2641
Deutsche TV-Premiere So. 11.02.2018 Das Erste Folge 2642
Iran: Protest gegen die Regierenden: Irans Präsident Rohani steht unter enormem Druck, denn die Bevölkerung zeigt sich zunehmend unzufriedener: Die Konservativen werfen ihm Nähe zum Westen vor, Menschen aus ärmeren Schichten spüren keine wirtschaftliche Verbesserung nach dem Ende der Sanktionen. Und viele Iraner, die in den letzten Wochen laut auf der Straße protestierten, stehen schon lange nicht mehr hinter dem System. Im Kontrast dazu fanden die Feiern zum 39. Jahrestag der Islamischen Republik statt: inszenierte Volksfestatmosphäre, bei der auch Kritik an den führenden Politikern erlaubt ist – bis zu einem gewissen Maß.
Dort sagt uns Ebrahim Asgharzadeh, einer der Botschaftsbesetzer vor 39 Jahren und damit Veteran der Islamischen Revolution: „Die Menschen haben recht, auf der Straße zu protestieren.“ Und so denken inzwischen auch viele Unternehmer des Mittelstandes, wie Hamed Souri: Er kommt aus Kermanschah, einer Region in der es kaum Arbeitsplätze gibt, und kaum Industrie. Er hatte eine Firma, über 1 00 Angestellte, seine Rechnungen wurden – vor allem vom Staat – nicht gezahlt.
Jetzt steht er vor dem Ruin. Um vor der Steuerbehörde, die hohe Forderungen an ihn stellt, zu fliehen, hat er seine gesamten Maschinen gepackt und in einer Halle versteckt. Irak: Wiederaufbau eines kaputten Landes: Er will die Geschichte des Comebacks seiner Heimatstadt Mossul erzählen: Ali al-Baroodi radelt an Trümmern und Schutt vorbei, hält an Orten an, die Hoffnung machen, fotografiert sie; vor allem das, was unter der Schreckensherrschaft der Terrormiliz Islamischer Staat verboten war: Musikevents, Kunst, Bücher, Malerei.
Der Uni-Dozent machte auch in den Jahren des IS-Terrors Fotos und riskierte damit sein Leben. Heute gelten sie als wertvolle Dokumente der Zeitgeschichte. Ali will nach vorn schauen, hilft beim Wiederaufbau der Bibliothek, möchte mit seinen Fotos einen kleinen Beitrag dabei leisten, Lebensfreude in seine Stadt zurück zu bringen. Türkei: Die Bühne der Frauen – Eine ungewöhnliche Theatergruppe: Die 60-jährige Ümmiye Kocak führt ein klassisches Leben als Bäuerin, mitten im anatolischen Hochland: frühe Heirat, Kinder, Feldarbeit.
Doch als eines Tages eine Theatergruppe in ihrem Dorf Station macht, ändert sich ihr Leben plötzlich schlagartig: Sie beschließt, selbst eine Theatergruppe zu gründen – und zwar ausschließlich mit Frauen besetzt. Ihr Ziel: die Stimme der Frauen in der ganzen Türkei hörbar zu machen. Mit selbstgeschriebenen Theaterstücken touren die Dorffrauen seit einigen Jahren durch das Land – und versuchen verstaubte Klischees, soziale Konflikte und gesellschaftliche Tabus spielerisch dem Publikum näher zu bringen.
Katharina Willinger begleitet die Frauentheatergruppe auf ihrer Reise nach Hakkari, in den kurdisch geprägten Südosten der Türkei, wo seit Jahren ein blutiger Kampf zwischen türkischem Militär und der verbotenen Terrororganisation PKK tobt. USA: Billy Barrs Klima: Billy Barr zog nach Colorado, weil er nicht mit den vielen Menschen zu Hause in New Jersey umgehen konnte. Er suchte die Einsamkeit. Da war er 23 Jahre alt. Aber als dann der erste Winter in den Rocky Mountains kam, wurde ihm die Zeit in dem abgelegenen Tal doch lang, also begann er Schnee zu messen, mit ganz einfachen Mitteln: einem Zollstock für den Neuschnee und einem Eimer, um auf einer Waage den Wassergehalt zu bestimmen.
Tag für Tag macht sich der heute 67-Jährige Notizen, seit 1973. „Ich liebe Zahlen“, sagt er schmunzelnd. Aber über all die in schlichten Notizheften notierten Daten hat er nie viel Wind gemacht. Dabei kamen jeden Sommer unzählige Wissenschaftler nach Gothic. Früher war hier eine Silbermine, jetzt ist es ein Forscherdorf. Ganz in der Nähe steht Billys Hütte.
Als einer der Wissenschaftler durch Zufall von Billys gesammelten Daten erfuhr, war das Staunen groß: Seine Langzeitbeobachtungen helfen den Forschern, Veränderungen des Klimas einzuordnen. Ukraine: Warten auf Gerechtigkeit: „Gesetz. Ehre. Würde“ – diese drei Worte stehen auf dem Wappen des ukrainischen Generalstaatsanwaltes. Drei Worte der Hoffnung, an die Demonstranten glaubten, als sie sich auf dem Maidan versammelten. Drei Worte eines Versprechens, das die neue Führung der Ukraine den Demonstranten gegeben hatte.
Doch das Warten auf Gerechtigkeit dauert an, auch für Svitlana Kyrillasch: Sie erlebte, wie ihr Mann, ein Journalist, auf dem Maidan von Schlägerbanden des Janukowitsch-Regimes getötet wurde. Der Mörder verübte anschließend weitere Verbrechen, doch ins Gefängnis kam er nie – vermutlich aufgrund seiner nach wie vor exzellenten Beziehungen zu Staatsbeamten. Er wurde nicht als Mörder, sondern nur als Hooligan verurteilt. Demokratische Republik Kongo: Eleganz im Elend: Gucci, Yamamoto, Gaultier – das muss es schon sein, wenn man zu „La Sape“ gehört.
„La Sape“ heißt so viel wie „Die Gesellschaft der Unterhalter und der eleganten Personen“. Beheimatet sind die „Sapeurs“ in der Demokratischen Republik Kongo. Unterhalter? Elegant? In einem Land, das fast nur mit seinen blutigen Kriegen um Rohstoffe und politische Willkür auf sich aufmerksam macht? Für die Sapeuse Barbara Kasende kein Widerspruch: Zwar lebt sie in einem Slum der Hauptstadt Kinshasa und hatte es nicht leicht im Leben, aber mit ihrer Erscheinung in teurer Designerkleidung will sie ein Statement für eine bessere Welt abgeben. Und ihre Fans feiern sie dafür. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 18.02.2018 Das Erste Folge 2643
Geplante Themen: – Syrien: Ost-Ghouta – ,,Die Hölle auf Erden UN-Generalsekretär Guterres findet dramatische Worte. Nach Tagen zahlreicher Bombenangriffe eskaliert die Situation in der syrischen Enklave Ost-Ghouta. 400.000 Menschen leben dort in ,,einer Hölle auf Erden, so Guterres. Hunderte Tote, Zivilisten, darunter Kinder, bombardierte Krankenhäuser. Die UN kann nicht helfen, keine Konvois kommen in die Region, die Russland, Iran und die Türkei im Vorjahr als Schutzzone einrichteten.
Jetzt fürchtet die UNO, dass sich Aleppo wiederholen könnte: Einst starben in der syrischen Stadt tausende Menschen bei der Belagerung bis Ende Dezember 2016. Zur aktuellen Lage: Schalte zu ARD-Korrespondent Daniel Hechler. – Tunesien: Kaum Jobs, wenig Lichtblicke Frust, Wut und Proteste. Viele der elf Millionen Tunesier sind sehr unzufrieden mit ihrer Lebenssituation. Die Preise steigen rasant, die Arbeitslosigkeit ist hoch. Tausende Tunesier haben allein im vergangen Jahr ihr Land Richtung Europa verlassen, so viele, wie seit der Revolution nicht mehr.
Walid Trifi, ein Taxifahrer, hat den Weg übers Mittelmeer hinter sich und ohne Papiere in Deutschland gelebt. Nun ist er zurückgekehrt. Er will seinen Traum verwirklichen und in Tunis ein Café eröffnen. Beratung erhält er in einem Zentrum, im Auftrag der deutschen Bundesregierung, wie andere Tunesier auch, Informationen über legale Migration, Jobsuche und Starthilfen. 1500 Tunesier hat das Zentrum bislang erreicht, die meisten von ihnen wollen nach Deutschland.
Ein Rückkehrer wie Walid ist ein Paradebeispiel, bleibt aber eher die Ausnahme in einem Land, wo gerade junge Menschen kaum noch eine Perspektive sehen. Autor: Stefan Schaaf / ARD Studio Madrid – Südafrika: Kapstadt – Wasser wird zum Luxusgut Seit rund drei Jahren hält die Dürre in Südafrika nun schon an – jetzt hat die südafrikanische Regierung den landesweiten Katastrophenzustand ausgerufen. Die Vier-Millionen-Metropole Kapstadt ist die zweitgrößte Stadt Südafrikas und besonders schwer betroffen.
Die Bürger dürfen nicht mehr als 50 Liter Frischwasser pro Tag verwenden – das muss fürs Trinken, Duschen, Putzen, Kochen und Klospülen reichen. In Deutschland liegt der Verbrauch übrigens bei mehr als 120 Litern pro Person und Tag. Viele Frauen schneiden sich die Haare kurz. Wer in den Friseursalon geht, muss zum Haarewaschen selbst einen Behälter mit Wasser mitbringen. Ein Schwarzmarkt hat sich um das kostbare Gut Wasser entwickelt. In den Restaurants werden Wasserhähne komplett abgestellt, in Hotels werden Gäste im Wassersparen geschult, müssen das Abwasser nach dem Duschen mit einem Eimer aus der Badewanne abschöpfen und anschließend zum Spülen der Toilette benutzen.
Harte Maßnahmen zur Verringerung des Wasserverbrauchs, die langsam Wirkung zeigen. Autor: Heiner Hoffmann / ARD Studio Johannesburg – Russland: Akkordarbeit bei minus 58 Grad Am liebsten mag Mischa Temperaturen von minus 45 Grad und kälter. Er gehört zu den „Wuimorostschiki“, die im eisigen Winter Jakutiens mit einer Motorsäge eingefrorene Lastschiffe auf dem Fluss Lena freilegen, um dann Ruderanlagen und Schiffsschrauben auszutauschen und zu reparieren.
Es ist ein Knochenjob, und gefährlich dazu: Denn wer zu tief ins Eis sägt, riskiert, dass die über Wochen ausgehobene Eisgrube wieder geflutet wird. Immer wieder bohren die Männer daher Löcher ins Eis, um dessen Dichte zu überprüfen. Die Republik Jakutien ist fast so groß wie die gesamte europäische Union, dort leben aber weniger als eine Million Menschen.
Nur über den Strom Lena, einen der längsten Flüsse der Welt, können die Menschen in den entlegenen Landesteilen mit Kohle, Öl und Lebensmitteln versorgt werden. Doch die Lena ist nur wenige Monate im Jahr eisfrei. Diese kostbare Zeit aber will die jakutische Schifffahrt-Gesellschaft nicht für Reparaturen opfern. Darum müssen die Wuimorostschiki ans Werk. Trotz Eiseskälte – hier klagt kaum einer über seinen Job. Autor: Udo Lielischkies / ARD Studio Moskau – Japan: Fukushima – Die Rückkehrer Familie Kawa freut sich, nach Hause zu kommen – in die ehemalige Sperrzone um Fukushima.
Ihr Dorf Iitate liegt etwa 50 Kilometer vom dortigen Reaktor entfernt und musste 2011 nach Erdbeben, Tsunami und Reaktorunglück geräumt werden. Doch ist es dort heute wirklich sicher? Es sei das Beste für alle, meint Vater Tomohiror. Er sei wieder bei seinen Eltern, der Arbeitsweg sei kürzer und seine Kinder sollen ab April in die neu gebaute Schule gehen.
Japan hat Milliarden ausgegeben, um die geräumten Dörfer wieder bewohnbar zu machen. Tonnen verstrahlter Erde wurden abgetragen und lagern nun unter Planen mitten im Ort. Die Strahlenwerte seien gesunken, so die Behörden. Nur in den Wäldern seien sie wohl noch hoch. Das sei aber kein Problem, sagt der Familienvater, seine Kinder spielten eh nicht gerne draußen. 6000 Menschen lebten einst in Iitate, nur 500 kehrten bisher zurück. Wer kommt, dem hilft der Staat großzügig.
Autor: Gábor Halász / ARD Studio Tokio – USA: Boxen für ein besseres Leben West Virginia gehört zu den ärmsten US-Bundesstaaten. Seitdem viele Kohleminen geschlossen wurden, ist die Arbeitslosigkeit hoch. Es gibt viele Drogenabhängige. Im Rest des Landes werden die Bewohner West Virginias oft als „Hillbillys“ („Hinterwäldler“) verspottet. Doch einmal im Jahr bietet sich für viele Männer dort die Gelegenheit, sich ihren Stolz zurückzuholen und für ein besseres Leben zu kämpfen – im Boxring.
Bis zu 2000 Zuschauer sind dabei, wenn die Kämpfer beim Jedermann-Turnier in den Ring steigen. Einzige Voraussetzung: Man darf nicht mehr als fünf Amateur-Kämpfe absolviert haben. Neben Ruhm in der Region winken bis zu 2500 Dollar Preisgeld, viel Geld in diesem Teil Amerikas. USA-Korrespondent Jan Philipp Burgard hat einen Kohle-Kumpel begleitet, der um Anerkennung kämpft. Und Zwillingsbrüder, die sich als Tellerwäscher durchschlagen und für den Traum von einer Profi-Karriere sogar gegeneinander in den Ring steigen – und dabei ihre Gesundheit riskieren. Autor: Jan Philipp Burgard / ARD Studio Washington (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 25.02.2018 Das Erste Folge 2644
- Schweiz: Droht das Ende des öffentlich-rechtlichen Rundfunks? Am Sonntag stimmen die Schweizer darüber ab, ob sie auch künftig einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben wollen. Die „No-Billag“-Initiative will die Gebühr abschaffen; sie sei nicht mehr zeitgemäß und außerdem solle man nur noch für die Medieninhalte bezahlen müssen, die man auch nutzt. Keine Gebühren für Radio und Fernsehen? Das bedeutet kein öffentlich-rechtlicher Rundfunk mehr. Ein breites Bündnis von Kultur-, Brauchtums- und Sportverbänden und Politik sind gegen ein rein kommerzielles Mediensystem: Sie sehen darin einen Anschlag auf die Demokratie, denn die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) sei verpflichtet, ausgewogen und in allen vier Landessprachen zu berichten. Kommerzielle Anbieter müssten das nicht. Steht die Schweiz vor einem medialen Systemwechsel? Autor: Wolfgang Wanner, ARD Genf
- Italien: Qual der Wahl
Italien wählt: Fast 40 Parteien buhlen um die Gunst der Wähler. Von vielen politischen Beobachtern wird dieser Urnengang als historisch bezeichnet: Das Land hat Rekordschulden, das Wirtschaftswachstum bleibt unter dem EU-Schnitt und die Jugendarbeitslosigkeit ist hoch. Nach Umfragen steht das regierende, sozialdemokratische Mitte-Links-Bündnis vor seiner Abwahl. Auch sieht die Wahlforschung eine starke Fünf-Sterne-Bewegung und ein noch stärkeres Mitte-Rechts-Bündnis voraus. Zu einer Regierungsmehrheit soll es aber für keinen politischen Block reichen. Italien droht deshalb eine Hängepartie mit langwierigen Koalitionsverhandlungen. Autor: Michael Schramm, ARD Rom
- Italien: Politisches Facelift für Berlusconi
Frauen, Korruption, Mafia, Fußball – das Leben des Silvio Berlusconi. Eigentlich schon fast vergessen, doch der 81-Jährige ist zurück: Als Zugpferd seiner Forza Italia und gemeinsam mit seinem Mitte-Rechts-Bündnis aus Lega und Fratelli dItalia liegt er in den Umfragen vorne. Der ehemalige Ministerpräsident darf bis 2019 nicht für ein politisches Amt kandidieren, nach einem rechtskräftigen Urteil wegen Steuerhinterziehung. Dennoch benimmt er sich so, als habe er die politische Bühne nie verlassen. „Italiener zuerst“ lautet sein Motto mit Mindestrente, Flat Tax und gegen Flüchtlinge – so macht er sich bei den Wählern wieder beliebt. Auch wenn sein Mitte-Rechts-Bündnis wohl keine ausreichende Mehrheit haben wird, so zeichnet sich dennoch ab, dass Silvio Berlusconi bei der Regierungsbildung einmal mehr der Königsmacher sein könnte. Autorin: Ellen Trapp, ARD Rom
- Italien: Neofaschisten auf dem Vormarsch
Die Anhänger von Casa Pound wollen eine – vermeintlich – nette Version des Neofaschismus darstellen. Und sie erhalten offenbar viel Zuspruch aus der Bevölkerung: Verzweiflung, Angst vor Armut und Überfremdung – um diese Sorgen der Italienerinnen und Italiener wollen sie sich kümmern und werden dafür verehrt. Neofaschistische Splitterparteien geben plötzlich den Ton im Wahlkampf an. Was lange als ein nostalgisches Duce-Häufchen daherkam, marschiert wieder. Anhänger der ausländerfeindlichen Forza Nuova prügeln sich mit Polizisten. Anfang Februar gab ein junger Mann in Macerata Schüsse auf afrikanische Passanten ab. Gerade auch bei Jugendlichen scheint es schick, Faschist zu sein. Italien wird am kommenden Sonntag nach rechts rücken, befürchten viele. Autorin: Ellen Trapp, ARD Rom
- Italien: Bröckelt die Macht der großen Familien?
2256 Milliarden Euro beträgt Italiens Staatsverschuldung – in absoluten Zahlen europäischer Rekord, wenn man von der prozentual höheren Verschuldung Griechenlands absieht. 20 verlorene Jahre, so sagen Kritiker, liegen hinter dem Land, mit einem nur minimalen Zuwachs der Produktivität. Unternehmer-Dynastien haben über Generationen Macht und Besitz aufgebaut, doch offenbar konnte die Volkswirtschaft insgesamt davon nicht wesentlich profitieren. Wie es hinter den Kulissen in Wirtschaft und Politik aussieht, wer die Fäden in den großen Wirtschaftszentren im Norden zieht, hat der „Weltspiegel“ in Mantua und Mailand versucht herauszufinden. Autor: Ralph Gladitz, ARD München
- Italien: Roms Verkehrsbetriebe – Musterfall für Misswirtschaft?
Atac – „Azienda Tranvie ed Autobus del Comune di Roma“ heißen Roms Verkehrsbetriebe. Nahezu jeder der zahlreichen Rom-Touristen ist damit schon einmal gefahren. Geblendet von der Schönheit der Stadt, wird dabei oft übersehen, wie alt die Fahrzeuge sind, in denen man sich bewegt – sofern sie sich überhaupt bewegen! Im Jahr 2016 fielen eine Million Fahrten aus. Fast eineinhalb Milliarden Schulden haben Roms Verkehrsbetriebe angehäuft. Von offiziell existierenden 2000 Bussen ist ein Viertel unauffindbar. Das Krisenunternehmen „Atac“ – Einzelfall oder typisch Italien? Autor: Michael Schramm, ARD Rom (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 04.03.2018 Das Erste Folge 2645
Simbabwe: Die verbotenen Diamantenfelder: 2008 übernahm das Militär die Kontrolle über die Diamantenfelder von Marange. Seit dem gab es immer wieder Berichte über Zwangsarbeit und Gewalt. Blutdiamanten aus Simbabwe, sie sicherten die Macht von Robert Mugabe. Jetzt nach dem Machtwechsel ist es einem ARD-Team erstmals gelungen, in der verbotenen Diamanten-Region zu filmen. Heiner Hoffmann hat Menschen getroffen, die über die Praktiken der Armee in den Diamantenminen berichten. Sie bestätigen die Misshandlungen.
„In den Diamantenfeldern von Marange entscheidet sich, ob sich in Simbabwe wirklich etwas geändert hat“, sagt der Menschenrechtsaktivist Farai Maguwu. Indien: 50 Jahre Hippie-Bewegung: Es sollte der Aufbruch in ein neues Zeitalter werden. Den Zopf der verfilzten und gehassten Traditionen wollen sie abschneiden. Daraus entstand die Hippie-Bewegung. 50 Jahre ist das jetzt her. Indien zog die Hippies magisch an, zu Tausenden brachen sie auf, um dort Erleuchtung zu finden. Rishikesh war so ein Sehnsuchtsort.
Hier meditierten die Beatles. Markus Spieker ist an den Ort zurückgekehrt. 50 Jahre später. Yoga zwischen Kommerz und Versenkung. Gestrandete Hippies und neu Erleuchtete zwischen Beatles-Kult, Überfüllung und Meditation. Ecuador: Die teuerste Schokolade der Welt: Lange galt Servio Pachard als Spinner, weil er auf ertragsarme Kakao-Pflanzen im Dschungel von Ecuador setzte. 5300 Jahre ist die Sorte „National“ alt. Wenig Ertrag, aber das Aroma sei umwerfend. Seine Beharrlichkeit oder sein Starrsinn zahlt sich jetzt für Servio aus.
Der Kakao, den er erntet, ist der Rohstoff für die teuerste Schokolade der Welt. 350 US-Dollar für eine Tafel Schokolade. Irak: Vom Befreier zum Monster: Geplant war eine Foto-Reportage über die Helden von Mossul. Als Ali Arkady mit der Spezialeinheit „Emergency Response Division“ des Innenministeriums loszog, um die Befreiung von Mossul zu dokumentieren, wurde schnell klar: Aus Helden waren Monster geworden. Vergewaltigung, Folter und standrechtliche Erschießungen, das ist die Realität, die Ali Arkady dokumentierte.
Schwer auszuhalten. Aber Realität in der von Rache gesteuerten Gesellschaft des Irak. Und auf die trifft die Bundeswehr. Bis zu 800 deutsche Soldaten sollen ab April „Maßnahmen des Fähigkeitsaufbaus für die regulären irakischen Streit- und Sicherheitskräfte mit Fokus auf die zentral-irakischen Streitkräfte“ durchführen. Ein Film von Alexander Bühler, Alexander Stenzel und Eric Beres Italien/Slowakei: Der Fall Jan Kuciak: Nach der Ermordung von Jan Kuciak wird immer deutlicher, wie weit die Verzweigungen, die Verstrickungen und die Einflussnahme der italienischen Mafia-Organisation Ndrangheta wirklich gehen.
Ermordete Journalisten in der Slowakei und in Malta, die Fäden laufen in Süd-Italien zusammen. Und die Krake des organisieren Verbrechens reicht noch weiter. Systematisch unterwandert die Ndrangheta die Regierungen der Welt, wie Ellen Trapp berichtet. Rumänien und Bulgarien, aber es gibt auch Indizien, dass die Mafia-Organisation ihre Verbindungen bis nach Kanada und Australien geknüpft hat. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 11.03.2018 Das Erste Folge 2646
Anlässlich der Präsidentschaftswahl in Russland berichtet der „Weltspiegel“ live aus Moskau mit folgenden Themen: Der ewige Putin: Russland steht vor der vierten Amtszeit Wladimir Putins. An seiner Wiederwahl zweifelt niemand. Orthodoxe Priester segnen Trägerraketen. Putin feiert unter Tränen die „Heimkehr“ der Krim. Fernsehen ist Putin-Sehen geworden. Der Präsident vergleicht die Mumie Lenins mit christlichen Heiligtümern oder badet, ein Kreuz über der nackten Brust, in Eiswasser, um an die Taufe Jesu im Jordan zu erinnern. Sowjet-Diktator Stalin ist populärer denn je, denn er bedeutet „Sieg“ und den Aufstieg Russlands zur globalen Supermacht.
Musste Putin 2012 – nach landesweiten Protesten gegen ihn – noch kämpfen, um an die Spitze des Kreml zu kommen, ist Putins Wahlerfolg 2018 garantiert. Wie mächtig ist Russland? Es ist das größte Land der Welt, seine Industrie in großen Teilen veraltet, aber Russland ist reich an Rohstoffen. Über Pipelines kommen etwa 30 Prozent des in der EU benötigten Gases aus Russland und ein gutes Viertel des Erdöls. Aber seine Wirtschaftskraft ist im internationalen Vergleich eher gering.
Trotzdem hat das Riesenreich nach den USA das zweitmächtigste Militär der Welt. Ohne Russland ist eine Lösung vieler großer Konflikte derzeit nicht denkbar. Im UN-Sicherheitsrat ist das Land Vetomacht – und blockiert regelmäßig Entscheidungen. Wie mächtig ist Russland? (Bericht: Demian von Osten) Moskau – Smart City: Mit großem Selbstbewusstsein rast Moskau in die digitale Zukunft, während in den Weiten des Landes der technologische Wandel Jahrhunderte entfernt zu sein scheint. In der Metro der Hauptstadt funktioniert WLAN perfekt, an Bushaltestellen gibt es Ladestationen für das Handy.
Die meisten Schulkinder sind digital mit Armbändern oder Plastikkarten mit ihren Eltern verbunden, können das System auch für das Schulessen und die Busfahrten nutzen. Die Zwölfmillionenstadt Moskau ist nicht nur vernetzt, sondern modern und bietet Lebensqualität. Ein Ziel, das Präsident Putin für das ganze Land anstrebt, wie er in seinen Reden betont. Ob er dafür die Stimmen der Moskowiter bekommen wird, ist nicht sicher, denn die sind eher wahlfaul. Kein Leben ohne Schmalspurbahn: Um sieben Uhr morgens beginnt die etwa dreistündige Fahrt.
Lokomotivführer Artur weiß nie, ob und wann seine „Matriza“, eine sehr alte Schmalspurspurbahn, genau ankommen wird. Aber Zeit spielt in den Bergen des Kaukasus ohnehin keine allzu große Rolle. Krumme Schienen, morsche Holzbohlen, die Matriza müsste dringend gewartet werden. Für die Menschen in den abgelegenen Bergdörfern ist sie die einzige Möglichkeit, ihre Post zu erhalten oder frisches Brot kaufen zu können. Auch Krankentransporte übernimmt die Matriza und bringt die Kinder zur Schule. Eine ganz besondere Reise in die Vergangenheit. Zukunftsschmiede Sibirien: In Irkutsk, weit weg von Moskau, gab es immer schon Freidenker.
Man sei offen für neue Ideen und Technologien, meint Juri Dramaschko, Betreiber einer der größten Bitcoin-Farmen. Irgendwo mitten in Sibirien steht sein Rechnerpark. Tag und Nacht werden hier Transkationen im Netz entschlüsselt, berechnet und wieder verschlüsselt. Allein das verschlingt Unmengen von Strom. Der ist in Sibirien preiswert. Die Tatsache, dass weder Regierungen noch Banken das virtuelle Geld verwalten, kommt gerade in Sibirien gut an. Und die nächste zukunftsweisende Idee ist schon in Arbeit. Die Abwärme der Bitcoin-Farmen wird für ein modernes Heizsystem genutzt. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 18.03.2018 Das Erste Folge 2647
Themen: Türkei: Der Rechtsstaat zerfällt / USA/GB/Russland: Neuer Kalter Krieg / USA: Keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall / Neuseeland: Immobilienkrise zwingt Familien in Garagen / China: Land der Live-Streamer (Text: Das Erste)Deutsche TV-Premiere So. 25.03.2018 Das Erste Folge 2648
Deutsche TV-Premiere So. 08.04.2018 Das Erste Folge 2649
Israel: Grenzen in Gefahr: Yaniv Kariaf, Oberstleutnant des israelischen Militärs, ist mit seinen Leuten an der Grenze zum Libanon im Einsatz. Bei ihren Patrouillenfahrten sehen sie weit ins Feindesland. Die vielen kleinen Orte in Grenznähe, so Kariaf, seien nur als Bauerndörfer getarnt. In Wahrheit habe die Hisbollah dort überall Kämpfer und Waffen. Derzeit herrscht in der Grenzregion eine trügerische Ruhe. Der kleinste Zwischenfall kann dazu führen, dass die Gefechte wieder aufflammen. Die schiitischen Hisbollah-Milizen sieht das israelische Militär als größte Bedrohung: Durch die Unterstützung des Iran sowie jahrelange Kampferfahrung in Syrien sind sie besser ausgerüstet und gefährlicher denn je.
Ihre Raketen könnten nicht nur Haifa, sondern auch Tel Aviv erreichen. Aber nicht nur an der Grenze zum Libanon sind Militär und Anwohner ständig in Alarmbereitschaft: In Gaza wurden bei Protesten am Grenzzaun in den vergangenen zwei Wochen bereits mehr als 30 Menschen vom israelischen Militär ersc hossen. Und wenn der Krieg in Syrien eskaliert, könnte Israel auch offiziell mithineingezogen werden. (Autorin: Susanne Glass, ARD Tel Aviv)
Libanon: Hisbollah vor neuen Kämpfen? Schiitische Hisbollah-Kämpfer sterben in Syrien. Sie kämpfen für die Assad-Regierung gegen militante islamistische Sunniten. Auch Haidar ließ dort im Kampf sein Leben. Seine Familie trauert um ihn, ist aber auch stolz, dass er im Sinne der Schiiten den Anfängen gewehrt hat. Denn, so sagt sein Vater Mohammed, würde die Hisbollah in Syrien nicht die Rechte der Schiiten verteidigen, dann wären die sunnitischen Extremisten schon längst im Libanon einmarschiert, um alle Schiiten auszulöschen. Es sei ein Akt der Selbstverteidigung. Nach dem Krieg ist vor dem Krieg: Während ihre Männer in Syrien kämpfen, hält man in Führungskreisen einen Konflikt mit Israel für wahrscheinlich bis unvermeidbar. Aus Sicht der Hisbollah ist Israel der ewige Aggressor. (Autor: Alexander Stenzel, ARD Kairo)
Japan: Kindersegen im Land der Alten: Nagi in der Präfektur Okayama im Südwesten Japans hat das Unmögliche geschafft: Das 6000-Einwohner-Städtchen konnte in knapp zehn Jahren seine Geburtenrate vom Landesdurchschnitt in Höhe von 1,4 Prozent auf zeitweise 2,8 Prozent verdoppeln – japanische Spitze! Mit einer „Babyprämie“ von umgerechnet 1000 Euro für das erste und 1500 Euro für das zweite Kind, Grundstücken für Familien, die in den Ort ziehen, kostenloser medizinischer Versorgung und ab dem zweiten Kind Gratis-Kita setzt Nagi Standards, die Familiengründungen leichter möglich machen. Und in einem „Kinderhaus“ können sich Mütter mit ihren Kindern treffen, während die Seniorinnen die Betreuung für die ganz Kleinen übernehmen. Im „Job-Supermarkt“ arbeiten junge Mütter stundenweise – die Kinder sind natürlich mit dabei. Was nach Skandinavien klingt, ist für Japan ganz untypisch und doch ein Erfolg in der ältesten Gesellschaft der Welt. (Autor: Gábor Halász, ARD)
Türkei: Die Bühne der Frauen: Die 60-jährige Ümmiye Kocak führt ein klassisches Bauernleben, mitten im anatolischen Hochland: frühe Heirat, Kinder, Feldarbeit. Doch als eines Tages eine Theatergruppe in ihrem Dorf Station macht, ändert sich ihr Leben plötzlich schlagartig: Sie beschließt, selbst eine Theatergruppe zu gründen – und zwar ausschließlich für Frauen. Ihr Ziel: Die Stimme der Frauen in der ganzen Türkei hörbar zu machen. Mit selbstgeschriebenen Theaterstücken touren die Dorffrauen seit einigen Jahren durchs Land – und versuchen verstaubte Klischees, soziale Konflikte und gesellschaftliche Tabus spielerisch dem Publikum näherzubringen. Katharina Willinger begleitet die Frauentheatergruppe auf ihrer Reise nach Hakkari, in den kurdisch geprägten Südosten der Türkei, wo seit Jahren ein blutiger Kampf zwischen türkischem Militär und der verbotenen Terrororganisation PKK tobt. (Autorin: Katharina Willinger, ARD Istanbul)
Lesotho: Eine Schule für Hirtenjungen: Hirten in Lesotho haben es nicht leicht: Oft sind die Jungen weit von ihrer Familie entfernt oder haben erst gar keine Eltern mehr. Zur Schule können sie nicht gehen. Wie sollen sie sich dann ihren Arbeitgebern gegenüber rechtfertigen, wenn sie nicht einmal das Vieh zählen können? Julius Majoro, selbst Viehhirte, bringt ehrenamtlich abends Hirtenjungen zusammen und versucht ihnen zu vermitteln, was sie zumindest für ihre Arbeit und das Leben wissen müssen. (Autorin: Joana Jäschke) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 15.04.2018 Das Erste Folge 2650
Nordkoreanische Flüchtlinge: Jeong Sung-san hat es geschafft. Der nordkoreanische Flüchtling betreibt ein Restaurant in Südkorea, besitzt ein Stadtplanungsbüro, eine große Wohnung, und er fährt ein schickes Auto. Selbst auf dem Golfplatz ist er angekommen. Doch seine Flucht über China und Vietnam 1995 hat er teuer bezahlt: Zur Strafe wurde sein Vater, obwohl Parteifunktionär, hingerichtet. Über den Verbleib seiner Mutter und Geschwister weiß Jeong nichts mehr. Sein großer Wunsch: noch die koreanische Wiedervereinigung zu erleben.
(Uwe Schwering, ARD Tokio) Der traurigste Zoo der Welt: .. liegt in Argentinien. Über 100 Jahre alt, ist er eine Qual für die Tiere. Mittlerweile ist der Zoo geschlossen, die Tiere werden nach und nach verkauft. Ende des Jahres soll er dann wiedereröffnet werden, als Ökoreservat – ohne Tiere – und Nah-Erholungsgebiet für die Bewohner von Buenos Aires. (Michael Stocks, ARD Rio) Verseuchtes Trinkwasser in Neuseeland: Das Image ist reine Natur, doch auch Neuseeland kämpft mit Überdüngung und der Nitrat-Belastung des Grundwassers.
Die Nachfrage in China nach Milchprodukten hat der Milchwirtschaft in Neuseeland enorme Zuwachsraten beschert – die Rechnung bezahlen alle: Viele Seen sind mittlerweile fürs Baden gesperrt. (Sandra Radzow, ARD Singapur) Themenschwerpunkt: Machtkampf in Nahost: Zwischen Saudi Arabien und dem Iran herrscht ein erbitterter Kampf um die Vorherrschaft im Nahen Osten. Dieser Kampf wird an vielen Stellen in der Region ausgetragen. In Syrien ist es ein regelrechter Stellvertreter-Krieg.
Iran finanziert Söldner, die an der Seite von Assads Truppen kämpfen. Saudi Arabiens Geschäftsleute unterstützen Kämpfer mit Geld auf der anderen Seite. Innerhalb des „Weltspiegels“ wird ein Schwerpunkt zu den Interessen und Auswirkungen des Machtkampfes in Nahost gesendet. Jemen – die Opfer der saudischen Raketen (Alexander Stenzel, ARD Kairo). Irans Söldnerheere in der Region (Natalie Amiri, ARD Teheran). Saudi Arabien, der wirtschaftliche Aufbruch (Daniel Hechler, ARD Kairo) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 22.04.2018 Das Erste Folge 2651
Geplante Themen:
- Nordkorea/USA: Friedensglocken statt Säbelrasseln? Sie haben sich verbal erbittert bekämpft – Donald Trump und Kim Jong Un. Und auch die Welt hielt kurz den Atem an. Besonders nach den neuen Atomwaffentests der Nordkoreaner war die Lage auf der koreanischen Halbinsel zeitweise extrem angespannt. Doch jetzt soll es eine Chance für einen Neuanfang geben – auf einem historischen Gipfel zwischen Nord- und Südkorea. Mit Argusaugen wird die US-Regierung das Treffen verfolgen, denn schon bald ist ein Gipfel zwischen dem amerikanischen Präsidenten und dem nordkoreanischen Machthaber geplant. Besteht die Chance für eine dauerhafte Entspannung? Welche Strategie wird Washington weiter verfolgen? (Autor: Philipp Wundersee) Dazu ein Live-Gespräch mit Jan Philipp Burgard, ARD-Korrespondent Washington
- Korsika: Die jungen Rebellen 170 Kilometer Felsenlandschaft im Mittelmeer, das ist Korsika – wild, ungestüm, und anarchisch. So wie Jean, 25 Jahre alt, Korse und Nationalist. Wie viele hier hält Jean nicht viel vom französischen Präsidenten Macron. Ob Autonomie oder Steuerhoheit für die Insel, Paris ist weit entfernt von solchen Zugeständnissen: Die Verbitterung auf der Insel ist groß, die Arbeitslosigkeit hoch. Mehr als 50 Prozent der jungen Korsen denken deshalb: Weg von Frankreich, aber wohin? Jean und viele Gleichaltrige auf der Mittelmeerinsel träumen von einem Korsika, das ganz alleine existiert. (Autorin: Sabine Rau/ ARD-Studio Paris)
- Kongo: Wenn der Staat versagt Die Demokratische Republik Kongo: ein Land reich an Bodenschätzen wie Kupfer, Gold und Diamanten, doch die meisten Kongolesen profitieren davon nicht. Sie leben in Armut. Politisch steckt das Land im Chaos, seit Jahren bekriegen sich Rebellengruppen, die Bevölkerung leidet. Im Osten des Landes suchen Frauen in Minen nach wertvollen Rohstoffen für wenige Dollar Lohn am Tag. Mitarbeiter kirchlicher Organisationen versuchen, die Situation vor Ort für die Menschen jedenfalls etwas zu verbessern. Sie helfen auch traumatisierten Frauen, die jahrelang nach Massenvergewaltigungen im Krieg geschwiegen haben. Die Menschen gerade im Ostkongo wünschen sich eins: dass die Welt nicht wegsieht, sondern hinschaut und wahrnimmt, was in diesem Land geschieht. (Autorin: Sabine Bohland / ARD Studio Nairobi)
- China: Vom Fischerdorf zum High-Tech-Labor Vor 40 Jahren war es eine Ansammlung kleiner Fischerdörfer. Heute ist es Chinas Silicon Valley. Zwölf Millionen Einwohner, viele von ihnen arbeiten an unserem technologischen Fortschritt. Die ganze Stadt, eine Werkstatt für die Zukunft. Jeder, der in der Region Shenzhen eine Idee hat, kann hier sofort loslegen. Hier scheint alles möglich: Drohnen, die einen Becher Kaffee transportieren, ohne etwas zu verschütten. Neueste Roboter, die im Kaufhaus den Weg weisen. High-Tech-Produkte, produziert in einer High-Tech-Stadt. Auch bei der Vernetzung ist Shenzhen weit vorne: Mülltonnen melden, wenn sie voll sind. Die künstliche Intelligenz hilft, den Straßenverkehr effizienter zu lenken. Und die Entwicklung neuer Modelle und Produkte, sagen die Macher in diesem Teil Chinas, verläuft hier doppelt so schnell wie anderswo in der Welt. (Autor: Mario Schmidt / ARD Studio Peking)
- Sansibar – Schwimmen ist für alle da Das Meer, nie hätte Siti Haji gedacht, dass es ihr Leben so verändern würde: „Viele meinen, Schwimmen sollten nur die Männer. Frauen müssten das nicht können. Aber das ist nicht wahr“, sagt Siti. Die 25-Jährige ist Muslima, sobald sie das Haus verlässt, trägt sie den Hijab. Doch trotz vieler Widerstände, Siti hat es gewagt und schwimmen gelernt. Jetzt verdient sie ihr eigenes Geld, in dem sie jüngere Mädchen unterrichtet. Unterstützung bekommt sie ausgerechnet vom Lehrer der Koranschule. Und genau diese Koranschule ist plötzlich besonders beliebt. (Autorin: Caroline Hoffmann / ARD Studio Nairobi) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 29.04.2018 Das Erste Folge 2652
Geplante Themen:
- Iran: Atomabkommen vor dem Ende?
Am 12. Mai könnten die USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran aussteigen. Zumindest droht Präsident Trump damit seit vier Monaten der EU, sollte diese die Islamische Republik nicht dazu bewegen, das Abkommen zu „erneuern“. Besonders Irans Raketenprogramm soll auf den Prüfstand. Und auch die Einmischung Irans in den Machtkampf in der gesamten Region spielt eine Rolle. Der Iran sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt: bisher wurde ihm von der IAEA, der internationalen Atomenergiebehörde in Wien, zehn Mal bestätigt, dass es seit Abschluss des Abkommens keinen Vertragsbruch gegeben habe.
Die iranische Regierung fühlt sich machtlos genauso wie große Teile der Bevölkerung: Sie hatte gehofft, dass es eine Öffnung zum Westen geben könnte, der Handel mit dem Ausland florieren und Arbeitsplätze geschaffen würden. Der „Weltspiegel“ begleitet eine Gruppe von Künstlern: Sie wollen mit Friedensinitiativen zeigen, dass viele im Iran letzten Endes doch auch nur Frieden möchten. Doch große Hoffnung hat keiner mehr, deshalb sind die Sprachschulen so voll wie noch nie. Für viele junge Menschen scheint jetzt die einzige Lösung zu sein, ihr Land zu verlassen. Autorin: Natalie Amiri, ARD Teheran
- Russland: In Wolokolamsk stinkt’s zum Himmel Am Stadtrand von Moskau, in Wolokolamsk, versinkt Russland im Müll. Früher ist man der guten Luft wegen hierher gezogen, heute tragen die Menschen Atemschutzmasken. Die Müllberge wachsen in den Himmel: Es gibt schätzungsweise 20.000 wilde Deponien, aber vor allem rund um Moskau stapelt sich der Müll aus der boomenden Hauptstadt. Dass die Mülldeponien eine tickende Zeitbombe sind, ist schon lange bekannt. Rund 20 Millionen Menschen produzieren allein rund um Moskau jährlich elf Millionen Tonnen Abfall.
In ganz Russland sind es insgesamt 70 Millionen Tonnen im Jahr. Und der landet zu 94 Prozent auf Deponien. Nur vier Prozent des Abfalls werden verarbeitet und zwei Prozent in Müllverbrennungsanlagen verbrannt, so eine Studie von Greenpeace Russland. In Wolokolamsk wollen die Menschen nicht länger hinnehmen, dass sie ihre Fenster abkleben müssen und ihre Kinder an Hautausschlag und Asthma leiden. Sie ziehen aus Verzweiflung vor Gericht und organisieren Demonstrationen gegen die stinkenden Müllberge. Autor: Birgit Virnich, ARD Moskau
- Tunesien: Mit Bach und Chopin gegen Extremismus
Erstmals seit der Revolution finden in Tunesien Kommunalwahlen statt, nachdem sie in den letzten Jahren immer wieder verschoben wurden. Das wirft ein Schlaglicht auf die äußerst schwierige Situation in vielen Landesteilen: Gerade für Jugendliche ist die Situation problematisch und das Bildungsgefälle zwischen Küste und Landesinnerem riesig. Bei der letzten internationalen Pisa-Studie landete Tunesien auf dem fünftletzten Platz. Ein bemerkenswertes Projekt will da Abhilfe schaffen – „Tunesien 88“ nennt es sich. Dahinter verbirgt sich eine Gruppe aus internationalen und einheimischen Musikern, die kreuz und quer durchs Land reisen, Konzerte geben und Musikclubs gründen. Mit dieser Privatinitiative sollen Lücken im maroden Bildungssystem gefüllt und gleichzeitig auch ein Abgleiten von Jugendlichen in den Islamismus verhindert werden: mit Bach gegen den Extremismus. Autor: Stefan Schaaf, ARD Madrid
- Italien: Made in Italy?
Wenn es um Essen geht, dann verstehen die Italiener keinen Spaß: Sie sind bereit, deutlich mehr Geld für gute Lebensmittel und heimische Produkte auszugeben als beispielsweise wir Deutschen. „Made in Italy“ ist für italienische Verbraucher ein Qualitätsgarant. Nur zu häufig mischen vor allem Pasta-Hersteller australischen Weizen mit italienischem oder die Milch für Mozzarella kommt aus Spanien. Kann das sein? Muss das sein? Was geschieht mit gentechnisch veränderten Zutaten oder Glyphosat? Italien produziert nicht genug, klagen die Großen! Sie machen uns kaputt, schimpfen die Kleinen. Seit fünf Jahren sind die Carabinieri unterwegs, kontrollieren Herkunft der Zutaten und auch die Qualität. Jetzt hat die italienische Regierung „Made in Italy“ sogar qua Gesetz geregelt: Wo Italien draufsteht, muss auch Italien drin sein. Autorin: Ellen Trapp, ARD Rom
- Chile: Colonia Dignidad
Harald Lindemann ist 58 Jahre alt und lebt mittlerweile in Südchile. Mehr als 35 Jahre lang war er Sklave der Sekte Colonia Dignidad, erhielt Elektroschocks, wurde von Sektenführer Schäfer missbraucht und musste sieben Tage die Woche hart schuften. Neben Schmerzen und Krankheiten setzen ihm heute Geldsorgen zu. Obwohl er sein Leben lang arbeiten musste, bekommt er weder Hilfe aus Deutschland noch aus Chile. Auf dem Gelände der Colonia Dignidad – der sogenannten „Kolonie der Würde“ – liegen laut Experten noch immer etwa hundert Opfer der rechtsgerichteten Militärdiktatur Pinochets verscharrt, nach deren sterblichen Überresten gegraben wird. Die Opfer der deutschstämmigen Kollaborateure der chilenischen Militärjunta haben keine Entschädigung erhalten; Täter sind bis heute noch auf freiem Fuß. Viele Opfer sterben langsam weg. Ein Versagen auch der Bundesrepublik Deutschland, die die Colonia Dignidad jahrzehntelang deckte und bei Verbrechen wegsah. Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 06.05.2018 Das Erste Folge 2653
Geplante Themen:
- Kenia: Frauen gegen Terrorismus
„Wenn die Polizei irgendwo Terroristen vermutet, reagiert sie harsch und fängt sofort an, Leute zu töten.“ Fatuma Shafi weiß, wovon sie spricht. Ihr Mann, selbst ein Polizist, wurde von Kollegen erschossen, weil er nach seinem Sohn im Umfeld der der islamistischen Al Shabaab suchte, um ihn zurückzuholen. Als Moslems stehen sie hier im Süden von Kenia unter Generalverdacht. Dabei sind auch sie Opfer des islamistischen Terrors. Gleich doppelt Opfer, denn sie trifft die staatliche Willkür zusätzlich. Sabine Bohland (ARD-Studio Nairobi) hat Frauen begleitet, die sich selber helfen und den Teufelskreis zu durchbrechen versuchen.
- Venezuela: Vor der Wahl
Am 20. Mai will Präsident Maduro wieder gewählt werden. Die Opposition macht gegen ihn mobil. Angesichts einer schlechten Versorgungslage und der politischen Situation eine hoch brisante Mischung. Wir begleiten die Wahlkämpfer.
- Mexiko: Die Heilige gegen Gentrifizierung
Zwei Künstler, eine Puppe aus dem Müll und rasant steigende Wohnungspreise im Herzen von Mexiko-Stadt. Eigentlich sollte es ein Kunstprojekt sein, doch dann wurde weit mehr daraus: eine Heilige. Anfangs noch ironisch gebrochen, doch dann verselbständigte sich das Projekt – zumindest ein bisschen. Die Heilige Santa Marí la Juaricua wird angebetet. Eine Volksheilige, die helfen soll, was normale Menschen nicht mehr abwenden können: die Verdrängung der angestammten Bewohner aus ihrem Stadtteil durch die Hipster. (Autorin: Joana Jäschke, ARD-Studio Mexiko)
- USA: Verlorene Jugend in Chicago
Ein kurzes Leben auf der Überholspur, danach gibt es meist eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten: Tod oder Knast. So beschreibt George das Leben hier im Gang-Vorort von Chicago. Das ist die Wahl, die du in West-Side hast. Illusionen macht er sich keine. Das coole glänzende Chicago ist nur eine paar Kilometer Luftlinie entfernt. Die Barack-Obama-Bibliothek steht hier. Aber Chicago steht eben auch für ein massives Gewalt-Problem: In keiner anderen amerikanischen Stadt werden so viele Menschen erschossen. 2016 erreichte die Stadt einen traurigen Höchststand seit 20 Jahren: 762 Tote. Es sind vor allem Jugendliche, Afro-Amerikaner und Latinos, die Opfer von Gang-Kriminalität und Drogenkrieg werden. (Autorin: Verena Bünten, ARD-Studio Washington)
- Portugal: Zwangsadoption im Namen Gottes
In den 90er Jahren verordnet der Gründer der evangelikalen „Universale Kirche vom Reich Gottes“, dass Bischöfe und Prediger sich sterilisieren lassen müssen. Der Ausbau des weltumspannenden Imperiums soll nicht durch Vaterpflichten beeinträchtigt werden Nichts soll die Mission und den immer größeren Zustrom an Gefolgsleuten und deren Geldspenden behindern. Doch die verordnete Kinderlosigkeit lässt sich nicht durchhalten. Zumindest die Töchter des Kirchengründers finden sich nicht damit ab. Sie wollen Kinder und sie bekommen sie. Portugiesische Kinder von Frauen, denen weisgemacht wurde, dass ihre Kinder gestorben seien. Zwangsadoption im Namen Gottes. Eine Recherche der portugiesischen Kollegen Alexandra Borges, Judite Franca, Lourdes Picareta.
- China: Haare der Weisheit
Europäer mögen es als ungepflegt wahrnehmen, was dem einen oder anderen Chinesen im Gesicht wuchert: Einzelne, sehr lange Haare. Zu wenige, um als Bart durchzugehen. Doch diese Haare sind alles andere als vernachlässigte Pflege, sie sind Ausdruck, wenn nicht sogar Sitz großer Weisheit, das zumindest legen die Schriften der alten Gelehrten nahe. (Autorin: Sascha Storfner, ARD Peking) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 13.05.2018 Das Erste Folge 2654
Geplante Themen:
- Griechenland: Aufstand gegen Flüchtlinge Sie werfen Flaschen und Steine auf die Flüchtlinge. Ihre Geduld sei am Ende, sagen sie. Anfangs hätten sie geholfen, wo immer sie konnten. Doch nun, erklären immer mehr Einheimische, könnten sie nicht mehr, es seien einfach zu viele Flüchtlinge. „Wir waren keine Rassisten, erst die politische Untätigkeit hat uns zu welchen werden lassen“, erklären sie ihre Haltung. Noch vor vier oder fünf Jahren waren die ägäischen Inseln ein begehrtes Ferienparadies, doch seit man mit Lesbos, Kos oder Chios nur noch Flüchtlinge verbindet, will hier niemand mehr Urlaub machen. Dabei ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle. Ein Desaster! Der Hass wächst. Und auch die Geduld der Flüchtlinge ist am Ende. Immer wieder kommt es zu Ausschreitungen. (Autorin: Ellen Trapp/ARD Studio Rom)
- Syrien – Deutsche IS-Frauen wollen zurück Deutschland hatten sie verlassen, um sich der Terrormiliz IS anzuschließen. Unbehelligt reisten sie über die Türkei nach Rakka, um dort ihre Religion so ausüben zu können, wie sie es für richtig hielten. Heute sitzen Sandra M. und Sabila S. in einem Lager der Kurdenmiliz YPG im Norden Syriens und hoffen auf ihre Rückreise in die Heimat. Für den „Weltspiegel“ haben uns die beiden Konvertitinnen ein Interview gegeben. Nach eigenen Angaben lebten sie mehrere Jahre mit Mann und Kindern in Rakka, in den ersten Monaten durchaus glücklich. Von Folter und Terror wollen sie nicht viel mitbekommen haben, Schikane aber hätten sie auch erlebt. In Deutschland, so glauben sie jetzt, könnten sie den Islam besser leben. Deutsche Sicherheitsbehörden allerdings haben erhebliche Bedenken, ob sie wirklich so unschuldig und ungefährlich sind, wie sie beteuern. (Autor: Daniel Hechler/ARD Studio Kairo)
- Bangladesch: Kohle contra Wunderwald
Wer auf der Suche nach einem Naturparadies ist, findet es im Westen Bangladeschs. Es sind die Sundarbans, die größten Mangrovenwälder weltweit. In diesem dichten Urwald leben zahlreiche seltene Tierarten, auch die letzten wilden bengalischen Tiger. Teile der Sundarbans erhielten deshalb den Status „UNESCO Welterbe“. Doch nun, nur wenige Kilometer außerhalb des Naturparks, lässt die Regierung gerade das größte Kohlekraftwerk des Landes errichten und plant ein riesiges Industriegebiet. Umweltschützer sind alarmiert, die Menschen in der Region sind hin- und hergerissen. Die Kohle bringe nicht nur Fortschritt in die bitterarme Region, fürchten sie, sondern zerstöre auch ihren Lebensraum. Und wie zum Beweis läuft während unserer Dreharbeiten ganz in der Nähe ein Kohlefrachter in einem der Meeresarme auf Grund und sinkt. (Autor: Peter Gerhardt/ARD Studio Neu Delhi)
- China – MITU, Protest mit dem Reishasen
Ihr Symbol ist der Reishase: Das MI steht für Reis und das TU für Hase = Mitu. Ein Netz starker Frauen in China, die sich der Metoo-Bewegung angeschlossen haben: „Hände weg von der Frau nebenan!“, heißt ihr Kampfruf. Ein kreativer und mutiger Protest, der in China nicht gern gesehen ist. Oft sind selbst die Opfer ohnmächtig, wenn es darum geht, ihr Recht zu erstreiten. Es gibt in China keine nationale Regelung, die besagt, wie mit Fällen von sexueller Belästigung in Schule und Beruf umgegangen werden soll. Studentinnen, die sich wehren, müssen um ihren Uni-Abschluss fürchten. Doch die Frauen lassen sich weder belästigen noch unterkriegen – trotz aller Starrheit des Systems. (Autorin: Sascha Storfner/ARD Studio Peking)
- USA – Lichtblick im Navajo-Land
Er ist ein Lehrer, der sich gerne die Hände schmutzig macht. Mit einem modernen Lehrzentrum für Landwirtschaft und Tiermedizin hat er jungen Menschen in einem Reservat der Navajo in Arizona wieder eine Perspektive gegeben – mit Erfolg! Clyde McBride wurde nicht nur als Lehrer des Jahres ausgezeichnet, auch seine Schüler absolvieren inzwischen erfolgreich die Highschool. Die 18-jährige Taylena hat jetzt sogar ein Stipendium zum Studieren. „Mein Verstand ist explodiert, durch all das Wissen“, sagt sie und ist fest entschlossen, nach der Ausbildung ins Reservat zurückzukehren, um auch anderen den Weg aus der Hoffnungslosigkeit zu zeigen. (Autorin: Claudia Buckenmaier/ARD Studio Washington) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 27.05.2018 Das Erste Folge 2655
Themen: USA: Ende der Partnerschaft mit der EU? / Argentinien: Hilfe in den gefährlichen Armenvierteln / Usbekistan: Der Kampf ums Wasser / China: Das Dorf der Langhaarigen / Schweden: Mit Mülltüte durch den Wald? (Text: Das Erste)Deutsche TV-Premiere So. 03.06.2018 Das Erste
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