bisher 2963 Folgen, Folge 2856–2880
Folge 2856
Sudan: Der Bürgerkrieg geht weiter:
Aus dem schwelenden Machtkampf zwischen Sudans Armeechef Abdel Fattah al-Burhan und seinem Vize Mohammed Hamdan Daglo ist offener Krieg geworden. Seit dem vergangenen Wochenende kämpft die Armee gegen die Miliz von Hamdan Daglo. Auch zivile Einrichtungen und Wohnhäuser wurden in den vergangenen Tagen bei den Kämpfen zerstört. Die Menschen sind schutzlos. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Wir berichten in einer Reportage aus dem Sudan. (Autor: Ramin Sina, ARD-Studio Kairo)
Japan: Neue Verteidigungsstrategie – Wo sind die Rekruten?:
Die veränderte globale Sicherheitslage hat in Japan zu einer neuen Verteidigungsstrategie geführt: Mit 320 Milliarden US-Dollar will Japan seine Armee in den nächsten Jahren modernisieren und ausbauen. Vor allem den Provokationen aus Nordkorea und den Drohungen aus China möchte die Regierung in Tokio militärische Stärke entgegensetzen. Mit der neuen Sicherheitsstrategie will Japan bei einem Angriff auch zurückschlagen können. Doch es fehlen die Soldaten! Interesse an einer Karriere in der japanischen Armee haben nur wenige. Der „Weltspiegel“ berichtet über die neue Militärstrategie Japans und den Fachkräftemangel, den auch die Armee derzeit erlebt. (Autor: Ulrich Mendgen, ARD-Studio Tokio)
Ukraine: Urlaub in Odessa?:
Vor zwei Jahren besuchten noch vier Millionen Touristen die schöne Hafenstadt am Schwarzen Meer, Russlands Angriff auf die Ukraine hat alles verändert. Immer wieder wurde Odessa beschossen, mit russischen Raketen und von russischen Kriegsschiffen. Der beliebte Strand ist inzwischen vermint. So soll eine Invasion vom Meer aus verhindert werden. Doch in der Altstadt bereiten sich die Wirte und Hotelbesitzer auf die Tourismus-Saison vor. Denn trotz Krieg und Angst vor russischen Angriffen erwarten die Tourismus-Planer viele Urlauber, vor allem aus der Ukraine. Der „Weltspiegel“ berichtet über Hoffnungen für die anstehende Sommersaison – und die Angst vor Raketen. (Autorin: Judith Schacht, ARD-Studio Kiew)
Brasilien: Ayahuasca als Rauschmittel und Antidepressivum:
„Liane der Geister“ heißt Ayahuasca übersetzt. Die stark berauschende Substanz ist nirgendwo weltweit so verbreitet wie in Brasilien. Denn dort ist der Konsum von Ayahuasca seit Jahrzehnten für religiöse Rituale legal. So wie bei dem indigenen Volk der Huni-Kuin im brasilianischen Bundesstaat Acre. Einmal im Monat trinken die Dorfbewohner die braune Flüssigkeit aus einem kleinen Glas. Es versetzt die Huni-Kuin in einen stundenlangen Rausch. Während sich die Urvölker so in Kontakt mit der Natur halten, gibt es auch in den Städten Brasiliens immer mehr Ayahuasca-Anhänger. In Rio de Janeiro existiert seit Jahrzehnten die Ayahuasca-Kirche „Santo Daime“.
Mehrmals im Monat trifft sich hier eine religiöse Gemeinschaft, die im Ayahuasca-Rausch stundenlang religiöse Verse rezitiert und dazu tanzt. „Ayahuasca unterstützt die innere Einkehr und Selbsteinsicht“, sagt Wissenschaftler Draulio Araújo. Er hat jahrelang den Ayahuasca-Rausch erforscht. Sein Ergebnis: Ayahuasca mache nicht abhängig und könne ein wirksames Mittel sein, um Depressionen zu bekämpfen – aber auch posttraumatische Belastungsstörungen sowie die Sucht nach klassischen Drogen wie Kokain, Crack, Tabak oder Alkohol. (Autor: Matthias Ebert, ARD-Studio Rio de Janeiro)
Im Weltspiegel Podcast geht es um Rauschmittel als Medizin. Daniel Satra spricht mit Matthias Ebert in Brasilien über die Pflanzendroge Ayahuasca und mit Jennifer Johnston in Singapur über ein neues Gesetz in Australien, das als erstes Land der Welt psychedelische Drogen für den therapeutischen Einsatz freigibt.
Kolumbien: Escobars Nilpferde – das Erbe des Drogenbarons:
In den 80er-Jahren regierte der Drogenboss Pablo Escobar die Region um Medellín in Kolumbien. Auf seinem Anwesen ließ er damals einen legendären Privatzoo einrichten. Als Escobar 2013 bei einem Polizeieinsatz erschossen wurde, kamen die Tiere frei. Darunter auch viele Nilpferde, die sich seitdem ungestört vermehren und zum Problem für die einheimische Fauna werden. Sie gefährden sogar Menschen. Der Gouverneur der Region Antioquia möchte nun zumindest die Hälfte der 150 Tiere einfangen und in Schutzgebiete nach Indien und Mexiko ausfliegen lassen. Escobars Einfluss ist in der Region bis heute spürbar. Die „Narcos“-Serie auf Netflix hat erst kürzlich einen neuen Hype entfacht. Es gibt Escobar-Touren in der Stadt und Devotionalien aller Art in den Souvenirläden. Außerdem sind es nicht wenige, die den Drogenboss bis heute verehren und ihm nachtrauern. (Autorin: Karin Feltes, ARD-Studio Mexico-City)
Bosnien: Rückkehr an den Ort des Massakers:
Vor 30 Jahren war Adnan Zec 13 Jahr alt. Mitten in der Nacht wurde das Haus seiner Familie in Brand gesteckt. Er rannte nach draußen und wurde von Kugeln ins Bein getroffen. Der Junge fiel ins Gras, stellte sich tot und musste dabei mit ansehen, wie seine Familie exekutiert wurde. In einem Nachbarhaus verschanzte er sich eine Woche lang hinter einem Sofa, bis UN-Soldaten ihn retteten. Er sagte als Zeuge vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag aus – seine Erlebnisse hat er nun in einem Buch verarbeitet. 30 Jahre später kehrt er in sein Dorf zurück, in dem das Massaker bis heute nicht richtig aufgearbeitet wurde. In der kroatischen Öffentlichkeit wird das gerne verdrängt. Täter von damals sind heute führende Politiker und Kirchenmänner. (Autorin: Anna Tillack, ARD Studio Wien)
USA: Mit Keksen die Welt verbessern – Die „Greyston Bakery“ und ihr „Wir nehmen alle“-Konzept:
„Eat Brownies. Change Lives“ – ganz so einfach ist es zwar nicht, mit Keksessen das Leben anderer zu verbessern. Aber die Greyston Bakery vor den Toren New York Citys geht einen großen Schritt in diese Richtung. Seit 40 Jahren setzt die Großbäckerei in Yonkers das Konzept des „Open Hiring“ um. Keine Bewerbungsgespräche, keine Fragen zu Abschluss, Ausbildung oder eventuellen Vorstrafen. Wer seinen Namen auf eine Liste setzt, bekommt einen Job. In der Regel nach einer Wartezeit von einem halben Jahr.
So hat die Firma – ursprünglich gegründet von einem Zen-Buddhisten – Hunderten Vorbestraften, psychisch Erkrankten, Drogenabhängigen, Obdachlosen oder auch alleinerziehenden Eltern zu einem Einstieg in den Arbeitsmarkt verholfen. Allen Zweifeln zum Trotz verdient die Bäckerei Geld: Hauptabnehmer ist die Eiscreme-Firma „Ben and Jerrys“. Die angeschlossene Greyston Stiftung versucht jetzt auch Unternehmen in anderen Branchen für die „Open Hiring“-Idee zu begeistern. (Autorin: Marion Schmickler, ARD-Studio New York City)
Indien: Kampf gegen die Holzmafia – Lady Tarzan und ihre Mistreiterinnen:
Jamuna Tudu gilt in ihrer Heimat als Legende – seit sie vor 20 Jahren den Kampf gegen die Holzmafia im indischen Bundesstaat Jharkand aufnahm. Jharkand gilt als eine der ärmsten Regionen Indiens, viele der Bauernfamilien leben in einfachsten Verhältnissen. Als immer mehr Wälder illegal abgeholzt und die Böden immer trockener wurden, ging Jamuna Tudu auf Patrouille in die Wälder, um die Holzmafia aufzuhalten. Weil viele sie als Retterin des Waldes in ihrer Heimat sehen, bekam sie den Namen „Lady Tarzan“. Inzwischen hat sie viele Mitstreiterinnen. Wir berichten über eine Frau, die den Wald in ihrer Heimat gerettet hat. (Autor: Jakob Schaumann, ARD-Studio Neu Delhi) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 23.04.2023 Das Erste Folge 2857
Barbados – Das Erbe der Briten und die Erwartungen an König Charles:
Erstmals wird in London ein König gekrönt, der nicht Oberhaupt der Karibikinsel wird. Barbados ist seit 2021 eine Republik. Trotzdem sind die Erwartungen an King Charles III. hoch. Als Prinz sprach er von der dunklen Geschichte der Sklaverei. Barbados war im 17. Jahrhundert ein brutales Sklavenarbeitslager. Das Ackerland diente der Zuckerrohrproduktion. Jährlich importierten die Kolonialherren etwa 20.000 Sklaven in die Karibik, um die Zahl der Arbeitskräfte stabil zu halten – denn so viele Menschen starben auf den Plantagen. Jetzt hoffen die Nachfahren der Sklaven in Barbados, dass Charles III. als König einen Prozess der Entschuldigung, Reparation und Versöhnung anstößt. (Autorin: Marie-Kristin Boese, ARD-Studio Mexiko)
Im Weltspielgel Podcast „Neuer König, alte Schuld:
Charles III. und die Ex-Kolonien“ geht es ebenfalls um dieses Thema. Joana Jäschke ist im Gespräch mit Annette Dittert, ARD-Studio London und Marie-Kristin Boese, ARD-Studio Mexiko. In der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt. Ukraine/Rumänien – Flucht vor der Front: „Ich versteh nichts von Krieg“, sagt Nikolaj. „Hier in der EU sind meine Eltern und mein Bruder, alle verdienen Geld. Das möchte ich auch. So kann ich viel besser helfen, den Krieg zu gewinnen.“ Nikolaj ist im Norden von Rumänien illegal in der Nacht über die Grenze aus der Ukraine gekommen, hier trennt nur der Fluss Theiss die Ukraine von der EU. Jetzt sitzt der 25-Jährige auf der Polizeiwache. Jede Nacht werden 6 bis 8 Männer aufgegriffen. Nikolaj wird seine Familie in Prag wieder treffen. Das Wort „Fahnenflüchtiger“ hört er nicht gerne. Er sei Patriot, kämpfe aber anders für sein Land. (Autor: Florian Barth)
Ukraine – Suche nach den Toten des Krieges:
Nicht immer können die Soldat:innen ihre gefallenen Kameraden an der Front bergen und ihren Angehörigen zurückbringen. Tote bleiben auf den Schlachtfeldern zurück. Myhajlo und seine Einheit kommen dann zum Einsatz. Oft erst Monate später, in einer Feuerpause oder wenn die Kämpfe abgeklungen sind. Dennoch bergen sie die Überreste von gefallenen Soldaten im Donbass und sammeln Beweise, die bei der Identifizierung helfen können. Die Überreste russischer Soldaten werden gegen eigene tote Soldaten eingetauscht und ihren Familien übergeben. Ein harter Job. (Autorin: Susanne Petersohn, ARD-Studio Kiew)
Italien – Kampf für den Verbrenner-Motor:
Italien fremdelt mit der E-Mobilität. Nur 0,3 Prozent aller Fahrzeuge im Land sind elektrisch betrieben. Es mangelt an der Lade-Infrastruktur, am politischen Willen – vor allem aber an der Leidenschaft für ein E-Auto. Und ohne die wird sich nichts ändern, sagen Experten. Hinzu kommt, dass viele Italiener:innen sich ein teures neues E-Auto gar nicht leisten können. Sie kämpfen um ihre alten, kleinen Verbrenner-Autos, die sie deutlich länger fahren als andere in Europa. (Autorin: Anja Miller, ARD-Studio Rom)
Brasilien – Tür an Tür mit dem Gangster:
Wir ziehen ein in die größte Favela von Rio de Janeiro. Die Rocinha zieht sich am Bergrücken entlang, verwinkelte Gassen, kleine Häuschen. Viele verbinden das Leben in der Favela mit Armut und Gewalt, hier hat eine Drogengang das Sagen. Und trotzdem treffen wir hoffnungsvolle Menschen. Was bekommen wir mit von Gewalt, Drogen und Kriminalität? Und wie beeinflusst das den Alltag der Menschen? (Autoren: Matthias Ebert und Joana Jäschke, ARD-Studio Rio de Janeiro) In der Langfassung von 45 Minuten in der ARD-Mediathek: „Tür an Tür mit dem Gangster – Leben in Rios größter Favela“.
Marokko – „Hshouma!“ – „Schäm Dich!“:
So heißt das Buch von Zainab Fasiki. Ein Comic-Buch, das in Marokko für Aufsehen sorgt. Zainab Fasiki zeichnet, seit sie ein Teenager ist. Bilder von sich selbst, wie sie nicht sein darf: groß, stark, mutig – und nackt. Deshalb hat sie den Titel „Hshouma!“ gewählt. Das ist der Standard-Spruch, den Frauen und Mädchen zu hören bekommen, wenn sie sich nicht so benehmen, wie es von ihnen erwartet wird. Die marokkanische Verfassung garantiert Frauen zwar Gleichberechtigung. Ihr Alltag ist aber voll von strengen, ungeschriebenen Regeln, an die sie sich zu halten haben. (Autorin: Natalia Bachmayer, ARD-Studio Madrid) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 30.04.2023 Das Erste Folge 2858
Türkei: Wahlkampf im Erdbebengebiet:
Der Wahlkampf in der Türkei geht in die Endphase. Jede Stimme zählt, das Rennen ist knapp. Im Erdbebengebiet ist der Stimmenfang besonders schwierig. Viele Menschen mussten wegziehen, viele leben noch in Zelten. Das Wählen ist schwierig, viele Erdbeben-Opfer sind wütend und verzweifelt. Die Regierungspartei AKP kämpft gegen den Vorwurf an, zu wenig und zu spät geholfen zu haben. Die Opposition versucht daraus Kapital zu schlagen. Wir sind in Iskenderun mit der CHP-Abgeordneten Suzan Shahin unterwegs und begleiten in Antakya den AKP-Parlamentarier Hüseyin Yayman. (Autor: Markus Rosch / ARD Studio Istanbul)
Ghana: Wohin mit den Altkleidern?:
Pro Woche landen in Ghana, dem zweitgrößten Altkleidermarkt der Welt, 15 Millionen Textilteile. 40 Prozent werden nicht verkauft. Große Deponien gibt es nicht, vieles landet in der Umwelt, vor allem in Meer. Die Hilfsorganisation „Or Foundation“ kümmert sich – auch mit einer Klinik – um die Gesundheit der Arbeiter, die Teile der Altkleider umarbeiten oder recyceln. Die chinesische Modemarke Shein ist mit besonders billigen Angebot beliebt bei 15- bis 25-Jährigen und engagiert sich nun mit 15 Millionen US-Dollar bei der Hilfsorganisation. Die findet diese Unterstützung „revolutionär“. Andere, wie Greenpeace, sprechen von „Greenwashing“. (Autor: Norbert Hahn / ARD Studio Nairobi)
Usbekistan: Neues Leben am Aralsee:
Er war einmal der viertgrößte Binnensee der Welt: Der Aralsee, so groß wie Bayern, zwischen Usbekistan und Kasachstan, ist heute eine Sand- Staub- und Salzwüste. Zu Sowjet-Zeiten zapfte man zur Bewässerung riesiger Baumwollfelder die Zuflüsse an, wodurch der See bis auf ein Zehntel seiner Fläche austrocknete. Inzwischen sind die Bauern auf Tröpfchenbewässerung umgestiegen, man pflanzt Sträucher, die auf dem salzigen Boden gedeihen zum Schutz vor Erosionen und Sandstürmen, und ganz langsam wird die Region mit ihrer bizarren Landschaft für den Tourismus erschlossen. (Autorin: Sabine Krebs /ARD Studio Moskau)
Lanzarote: Energie aus Vulkangestein:
Wo sonst Astronauten für eine Mondlandung trainieren, in den Vulkanfelsen der Insel Lanzarote, treffen sich junge Elektro-Ingenieurinnen und machen einen Versuch: Sie versenken einen zwei Meter langen Metallstab in der Erde, schließen Kabel an und tatsächlich: Es fließt Strom. Warum? In zwei Metern Tiefe ist die Erde bis zu 400 Grad heiß. An der Oberfläche etwa 40 Grad. In dem Metall bewegen sich Elektronen zum kühleren Ende, dabei entsteht eine elektrische Spannung. Genauso könnten künftig Vulkangebiete mit sauberem Strom versorgt werden, in Spanien besonders interessant für die Kanarischen Inseln, wo die Erde zwei Meter unter der Oberfläche noch 700 Grad heiß ist. (Autor: Sebastian Kisters / ARD Studio Madrid)
Philippinen: Scheidung verboten: Was Gott zusammenfügt, das darf der Mensch nicht trennen. Dieser Satz aus dem neuen Testament gilt nur noch in zwei Staaten der Welt: Im Vatikan und auf den Philippinen. Scheidung ist hier verboten. Und das hat Konsequenzen, vor allem für Frauen. Oft verlassen die Männer ihre Familie. Frauen und Kinder haben dann keinen rechtlichen Anspruch auf Unterhalt, müssen weiter den Namen des Mannes tragen und können keine neue Ehe schließen. Bislang ist jede Reform gescheitert. Was aber in diesem Jahr 2023 Paare nicht daran hindert, sich bei einer der beliebten Massenhochzeiten das Ja-Wort zu geben. (Autor: Ulrich Mendgen / ARD Studio Tokio)
Großbritannien: Der ESC für die Ukraine:
Für Liverpool soll der ESC eine Sternstunde werden, auch wenn, oder gerade weil, Großbritannien gerade wirtschaftlich harte Zeiten durchmacht. Vor allem aber soll es ein Fest für die Ukraine werden. Wegen des Angriffskrieges kann das Siegerland den Wettbewerb nicht selbst ausrichten. 16 Städte hatten sich in Großbritannien beworben, Liverpool punktete mit einem intensiven ukrainischen Schwerpunkt, sichtbar an vielen Orten der Stadt, sei es ein Denkmal, das wie in der Ukraine gerade nötig, zum Schutz in Sandsäcke gehüllt wurde, oder gelb-blaue Lichtspiele und ukrainische Drinks in Bars. Die 500 Freiwilligen, die bei der ESC-Organisation helfen – darunter auch Ukrainer -, tragen eine Uniform, designt von einer Ukrainerin. (Autorin: Mareike Aden / ARD Studio London)
Weltspiegel-Podcast in dieser Woche: Die Türkei wählt: Wechsel oder weiter so? (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 07.05.2023 Das Erste Folge 2859
Türkei: Der Tag der Wahl:
Wie nicht wenige demokratische Gesellschaften ist auch die der Türkei tief gespalten: Konservativ, nationalistisch und religiös ausgerichteten Bevölkerungsgruppen stehen linke, liberale und säkulare Teile der Gesellschaft gegenüber – meist unversöhnlich. Zwischen diesen Welten gibt es kaum Brücken. Der amtierende Präsident Erdogan befeuert dies oft auch noch mit einer spaltenden Rhetorik: Man ist für oder gegen ihn. Dem starken Mann aus Ankara droht diesmal zudem der Verlust seiner Macht.
Und doch gibt es Freundschaften über tiefe politische Gräben hinweg: Pinar Aslan und Özlem Yavuz leben im Zentrum Istanbuls. Sie sehen die Politik der Türkei und ihren streitbaren Präsidenten höchst unterschiedlich. Und doch: Sie pflegen ihre Freundschaft – selten in einem meinungsbetonten Land. Wie erleben sie die „Jahrhundertwahl“, wie viele Politiker den Urnengang am 14. Mai nennen?
Autor: Michael Schramm, ARD Istanbul
Türkei: Der Dinosaurierpark von Ankara: Seit über 20 Jahren lenken Recep Tayyip Erdogan und seine rechts-religiöse AKP die Türkei. „Wir haben unser Land wirtschaftlich erfolgreich und politisch groß gemacht“ – so lobt sich der Staatspräsident im Wahlkampf immer wieder. Doch die Erfahrungen vieler Türken sind ganz anders: Misswirtschaft, Verschwendung von Steuergeldern und Korruption. In der türkischen Hauptstadt kämpfen die Bewohner noch heute mit einem Milliardengrab, das lokale AKP-Politiker geschaufelt haben: Es ist ein Dinosaurierpark, dessen grandioses Scheitern die Schattenseiten der Ära Erdogan symbolisiert – Größenwahn, Vertuschen und Verdrängung.
Autor: Bernd Niebrügge, ARD Istanbul
Israel: 75 Jahre Staatsgründung – Eskalation der Gewalt?: Vor 75 Jahren rief Israel die Unabhängigkeit aus – für den jungen jüdischen Staat ein Grund zu feiern. Doch ein Ende des Konflikts mit den Palästinensern ist weiterhin nicht in Sicht. Raketen des Islamischen Dschihad wurden am Mittwoch bis spät in die Nacht aus dem Gazastreifen abgefeuert, sogar auch auf Tel Aviv. Damit reagierte die von Iran finanzierte Miliz auf israelische Luftangriffe des Vortages. Für Palästinenser ist das Jubiläum der Staatsgründung ein Grund zu trauern, denn vor 75 Jahren verloren sie ihr Zuhause. Viele wurden in der sogenannten Nakba – zu Deutsch Katastrophe – Flüchtlinge.
Autoren: Christian Limpert und Hanna Resch, ARD Tel Aviv
Libanon: Zwei ewige Feinde und eine Friedensmission: Plantagen voll gelber Bananen, das Mittelmeer türkisblau, die Hügel grün: Der Süden Libanons strahlt farbenfroh – doch nicht immer Ruhe aus. Durch die Dörfer und Städte patrouillieren Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen – Kämpfer der militanten Hisbollah sitzen in den Straßencafés. Es ist das Grenzgebiet zu Israel: Seit 75 Jahren herrscht zwischen den Nachbarstaaten kein Frieden.
Abbas Fakhi hat zahlreiche gewaltsame Eskalationen erlebt, durch eine Mine ein Bein verloren. Seine Gegend wird von der Hisbollah, der Partei Gottes, kontrolliert. Seit ihrer Entstehung Anfang der 80er-Jahre definiert diese sich über den Widerstand gegen Israel. Doch hinter den Kulissen gibt es Kompromisse und konkrete Deals: Von beiden Seiten beanspruchte Gasfelder im Mittelmeer wurden aufgeteilt, Verträge unterschrieben – für Experten eine De-facto-Anerkennung des israelischen Staates.
Autor: Ramin Sina, ARD Kairo
Israel: Religiöse streiten um die Zukunft: Seit Monaten demonstrieren Millionen Israelis gegen die rechts-religiöse Regierung von Ministerpräsident Netanjahu. Vordergründig geht es um eine Justizreform, doch tatsächlich geht es um mehr: Es geht um die Identität Israels. Bleibt Israel eine moderne säkulare Demokratie oder wandelt sich der multiethnische Staat zu einer Autokratie, dominiert von Nationalismus und strenger Religiosität?
Inmitten dieser unruhigen Tage haben wir eine säkulare Ärztin und einen ultraorthodoxen Israeli begleitet: Ihr Leben, ihr Denken und ihre Ziele könnten nicht unterschiedlicher sein.
Autor: Bernd Niebrügge, ARD Tel Aviv (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 14.05.2023 Das Erste Weltspiegel-Doku: Das Neuseeland-Experiment – Was uns Menschen glücklich macht
Folge 2860 (45 Min.)Warum wirken viele Menschen in Neuseeland ausgeglichener, zufriedener, glücklicher als in Deutschland? Das hat sich ARD-Korrespondentin Sandra Ratzow gefragt und ist gemeinsam mit Autorin Alexandra Bidian auf die Suche nach Antworten gegangen. Weniger Stress, mehr Zeit für andere und Freiräume – wovon wir träumen, das leben viele Menschen in Neuseeland. Jeder für sich, aber auch als Gesellschaft. Vom Kindergarten bis zur Rente werden Gemeinschaftssinn, Flexibilität, Zukunftsfreude und Resilienz regelrecht trainiert. Könnte das bei uns auch funktionieren? Sandra Ratzow und Alexandra Bidian arbeiten ständig selbst unter hohem Druck. Alexandra Bidian ist freie Fernsehautorin und Fotografin, Sandra Ratzow bringt als Auslandskorrespondentin für die ARD in Singapur einen anspruchsvollen Job und drei Kinder unter einen Hut.
Warum zum Beispiel arbeiten wir weltweit noch so organisiert wie im Industriezeitalter vor 100 Jahren? Das macht doch keinen Sinn, sagt zum Beispiel der neuseeländische Erfinder der Viertagewoche. Seine Ideen haben sich mittlerweile über den ganzen Globus verbreitet. Work-Life-Balance, Gemeinschaft, Erziehung, Integration – Neuseeland hat schon viele Antworten auf Fragen, die wir uns gerade erst stellen. Flexibel und individuell, aber trotzdem immer mit Blick auf die Gesellschaft und Gemeinschaft als Ganzes. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 28.08.2023 Das Erste Deutsche Streaming-Premiere Do. 18.05.2023 ARD Mediathek Folge 2861
Ukraine – Social-Media-Spioninnen. Als russische Soldaten ihre Heimat überfallen, beschließt die 18-Jährige Katya gemeinsam mit Freundinnen Informationen über die Besatzer zu sammeln. „Wir haben uns auf Dating-Plattformen registriert und dann einfach Fotos von russischen Jungs in Militäruniform gesucht. Wir haben ein „Like“ gesetzt, damit wir eine Antwort bekommen, dass ihm unser Profil auch gefällt und wir haben angefangen zu kommunizieren, uns kennenzulernen.“ Es ist erstaunlich wieviel Menschen im Netz über sich preisgeben. Truppenbewegungen, Stellungen der russischen Armee, vieles erzählen die Soldaten in den Chats. Der ukrainische Geheimdienst wertet die Informationen aus. Informationen die ihre „kleinen“ Spioninnen besorgt haben. Susanne Petersohn, ARD-Studio Kiew
Der Weltspiegel Podcast „Swipe rechts in den Tod? Dating-Apps zur Spionage im Ukrainekrieg“ mit Joana Jäschke (Redaktion: Karin Feltes) in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.
Neuseeland – auf Teamgeist trainiert. Neuseeland scheint das Gegenmodell zu Europa zu sein. Hektik weicht Entspanntheit, Konkurrenz einem Miteinander. Auch statistisch lässt sich das beweisen, beim Glücksindex liegt das Land besser als die meisten Länder in Europa, 6 Plätze vor Deutschland. Das liegt wohl auch daran, dass die Neuseeländer von klein auf regelrecht trainiert werden auf Teamgeist, Flexibilität und aufs Entwickeln neuer Ideen. Schon in der Grundschule fängt es an. Sandra Ratzow, ARD-Studio Singapur
USA – Umweltrassismus am Mississippi. Cancer Alley, die Allee der Krebskranken, so nennen sie hier die Siedlung entlang des Ufers. Wohnhäuser in Sichtweite von Industrieanlagen. Der Friedhof ist fast vollständig umgeben von einer der 150 Raffinerien und Chemiefabriken entlang des Flusses. Der Platz geht aus, denn hier sind viele begraben, die an Krebs gestorben sind. Die Krebsrate ist signifikant höher als anderswo. Und die meisten der Toten sind Afro-Amerikaner. „Wir waren hier, bevor die Industrie kam. Das ist unser Zuhause. Ich bin die fünfte Generation, die Ur-, Ur-, Ur-, Ur-Enkelin einer phänomenalen Frau, die 1874 aus der Sklaverei befreit wurde. Sie hat hier 34 Hektar Land gekauft, das unserer Familie noch heute gehört.“ sagt Barbara Washington, Aktivistin. Das sei eindeutig rassistischen Industriepolitik, sagt sie. Denn die reicheren weißen Orte lägen weiter weg, weg von den krankmachenden Industrieanlagen. Sarah Schmidt, ARD-Studio Washington
Griechenland – Rechtsruck wegen der Geflüchteten? Der Zaun zur türkischen Grenze ist jetzt 20 Kilometer lang. Und er soll noch verlängert werden, um Menschen, die über die Türkei in die EU fliehen, noch besser abzuhalten. Ein Wahlkampf-Thema, dass den Konservativen in die Hand spielt. Die Umfragen legen einen Rechtsruck nahe. Die Menschen entlang der Grenze jedenfalls wollen mehr Zaun und sind sauer auf die EU, weil die aus ihrer Sicht zu wenig Geld für die Sperranlage zusteuert. Eine Reportage entlang des Grenzzauns. Rüdiger Kronthaler, ARD-Studio Rom
Südafrika – wenn der Strom immer länger wegbleibt. Der Hühner-Züchter Herman du Preez hat innerhalb einer Nacht über 40.000 Hühner verloren. Sie sind erstickt, weil das Stromnetz nicht die nötige Energie für die Sauerstoff-Versorgung der Ställe lieferte. Der Arbeiter Hannes van Biljon, hat die Tragödie entdeckt. Er wird den Anblick nie vergessen. „Wir sehen und wir füttern die Tiere doch jeden Tag“, erzählt der 69jährige. „Es ist verheerend, solch ein Massensterben miterleben zu müssen.“ Sie wollen jetzt den staatlichen Stromversorger Eskom verklagen, denn der staatliche Strom-Monopolist schafft es schon lange nicht mehr das Land mit genügend Strom zu versorgen. Mittlerweile fällt er bis zu zehn Stunden am Tag aus. Korruption, Sabotage und Misswirtschaft sind die Ursachen. Richard Klug, ARD-Studio Johannesburg (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 21.05.2023 Das Erste Folge 2862
Der Kosovo-Konflikt:
Seit Tagen sind die Sicherheitskräfte in den serbischen Gemeinden im Norden des Kosovo in Alarmbereitschaft. Nach dem massiven Gewaltausbruch Anfang der Woche zeigte sich die internationale Gemeinschaft schockiert. 700 zusätzliche Soldaten sollen die NATO-Schutztruppe KFOR nun verstärken. Denn ein Konflikt in der ohnehin spannungsgeladenen Region kann schnell zum Brandherd werden. Unterdessen nutzt Russland die aufgeheizte Lage, gießt Öl ins Feuer und positioniert sich an der Seite Serbiens – eine Destabilisierung Europas käme für die angeschlagene Großmacht zum richtigen Zeitpunkt. (Autorin: Anna Tillack, ARD Wien)
Ukraine: Leben ohne Männer:
In der Ukraine sterben die Männer, viele Soldaten kehren nicht mehr von der Front zurück. Und sie fehlen in den Familien. Stanislaw, ein Soldat, der bald wieder an die Front muss, will vorsorgen. Er lässt seine Samenzellen einfrieren, damit seine Frau auch noch Kinder bekommen kann, wenn er nicht mehr ist. Die Ukraine beschließt gerade ein Gesetz, das allen Soldaten dies kostenlos ermöglicht, auch aus Angst vor Bevölkerungsschwund.
Irina ist eine der unzähligen Witwen im Land. Ihr Mann ist an der Front gefallen. Jetzt muss sie den Alltag mit Kind alleine bewältigen – nicht einfach. Hilfe bekommt sie von anderen Witwen: Über tausend Frauen haben sich über soziale Medien vernetzt.
Ein Land im Krieg lernt ohne Männer zu leben. (Autorin: Judith Schacht, ARD Kiew)
Peru: Expedition in den Manu-Nationalpark:
Wir begleiten Christof Schenck, Chef der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft, auf eine Expedition in eine der artenreichsten und abgelegensten Ecken der Welt, den Manu-Nationalpark. Seit Jahrzehnten unterstützen die Frankfurter den Schutz des Regenwaldes. Zum 50. Geburtstag des Parks wollen sie sich ein Bild vor Ort machen: Wie geht es der Natur?
18 Prozent des Regenwaldes in Amazonien sind schon abgeholzt. Ab etwa 20–25 Prozent Abholzung werde das Ökosystem kippen, so die Experten, weil der Kreislauf von Regen und Verdunstung nicht mehr funktioniert. Die Folgen seien global zu spüren, es werde eine Wüstenbildung geben von Argentinien bis in den Mittleren Westen der USA. (Autorin: Ute Brucker, ARD Rio de Janeiro)
Italien: Lehren aus der Flut:
Erst die extreme Trockenheit im Winter, dann innerhalb von 36 Stunden so viel Regen wie sonst in einem halben Jahr: Die Region Emilia Romagna in Mittelitalien versank vor gut zwei Wochen im Wasser. Menschen ertranken, Tausende mussten evakuiert werden, die Schäden gehen in die Milliarden. Es war auch die Stunde einer enormen Solidarität in Italien, Freiwillige aus dem ganzen Land pumpen auch zwei Wochen nach der Jahrhundertflut immer noch Keller aus. Wir besuchen die Menschen, die viel verloren haben, treffen erschöpfte Helfer und versuchen die Frage zu klären: Wie hätte man Katastrophen wie diese verhindern können? (Autor: Rüdiger Kronthaler, ARD Rom)
Israel: Leben und Lieben im ewigen Konflikt:
Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen der Jüdin Hannah und dem Palästinenser Amer. Sie trafen sich 1996 in einer Diskothek bei Jerusalem, wo Hannah als Bedienung arbeitete. Aber inmitten des Nahostkonflikts schien ihre Beziehung zum Scheitern verurteilt. Die israelische Armee ließ das Haus abreißen, in das beide nach ihrer Heirat gezogen waren. Es hatte wie fast alle der palästinensischen Gebäude im Westjordanland keine Baugenehmigung bekommen. Der „Weltspiegel“ berichtete schon damals ausführlich über die ungewöhnliche Liebesgeschichte in äußerst schwierigem Umfeld. Jetzt blickt der „Weltspiegel“ anlässlich seines 60. Geburtstages auf die Jahrzehnte intensiver Berichterstattung aus Nahost zurück und fragt: Was ist aus Hannah und Amer geworden? (Autorin: Susanne Glass, ARD München)
Libanon: Zwei ewige Feinde und eine Friedensmission:
Plantagen voll gelber Bananen, das Mittelmeer türkisblau, die Hügel grün: Der Süden Libanons strahlt farbenfroh – doch nicht immer Ruhe aus. Durch die Dörfer und Städte patrouillieren Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen, Kämpfer der militanten Hisbollah sitzen in den Straßencafés. Es ist das Grenzgebiet zu Israel: Seit 75 Jahren herrscht zwischen den Nachbarstaaten kein Frieden.
Abbas Fakhi hat zahlreiche gewaltsame Eskalationen erlebt, durch eine Mine ein Bein verloren. Seine Gegend wird von der Hisbollah, der „Partei Gottes“, kontrolliert. Seit ihrer Entstehung Anfang der 80er-Jahre definiert diese sich über den Widerstand gegen Israel. Doch hinter den Kulissen gibt es Kompromisse und konkrete Deals: Von beiden Seiten beanspruchte Gasfelder im Mittelmeer wurden aufgeteilt, Verträge unterschrieben – für Experten eine De-facto-Anerkennung des israelischen Staates. (Autor: Ramin Sina, ARD Kairo) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 04.06.2023 Das Erste Folge 2863
Ukraine: Nach der Sprengung des Staudamms – verheerende Zerstörungen rund um den Kachowkaer Stausee:
Die Zahlen sind erschreckend: Mindestens 42.000 Menschen sollen nach der Zerstörung des Staudamms von Überflutungen bedroht sein. Auch wenn bisher keine Todesfälle bekannt sind, müssen viele der Einwohner in der Region um ihr Überleben fürchten. Denn der Stausee als Trinkwasser-Reservoir ist nicht mehr verfügbar, die Bewässerung großer landwirtschaftlicher Flächen ist nicht mehr möglich. Der „Weltspiegel“ berichtet über die Folgen des zerstörten Dammes für die Menschen. (Autorin: Isabel Schayani, ARD-Studio Kiew)
USA: Der bessere Trump? Ron DeSantis – Präsidentschaftskandidat:
Floridas Gouverneur Ron DeSantis gilt als „der bessere Trump“. Der republikanische Rechtsaußen pöbelt nicht in der Öffentlichkeit wie Ex-Präsident Trump, setzt den Kulturkampf gegen die liberalen Werte aber mit großer Entschlossenheit fort. In Floridas Schulen sind inzwischen Bücher verboten, in denen rassistische, sexistische oder soziale Diskriminierung diskutiert werden. Lehrkräften ist es untersagt, im Unterricht Diskriminierung auf Grund von Hautfarbe zu thematisieren. Jetzt will DeSantis US-Präsident werden. Der „Weltspiegel“ porträtiert den konservativen Hardliner und sein politisches Handeln im Sonnenstaat Florida. (Autorin: Sarah Schmidt, ARD-Studio Washington D.C.)
Mauritius: Die Vertriebenen von Diego Garcia:
Das Chagos-Archipel mitten im Indischen Ozean gehörte über viele Generationen zu Mauritius, als Teil der britischen Kolonie. Im Zuge der Unabhängigkeit erklärten die Briten das Archipel zu einem Übersee-Territorium, alle Einwohner mussten die Inseln verlassen, sie wurden vertrieben. Dann wurden das Chagos-Archipel von den Briten an die USA vermietet. Das US-Militär errichtete die Basis Diego Garcia – und seitdem ist dieser Stützpunkt einer der wichtigsten Bausteine der weltweiten Militärpräsenz. Jetzt fordert Mauritius die Rückgabe, vor einigen Wochen gab es eine Anhörung bei der UNO. Die Vertriebenen wollen zurück in ihr „Zuhause“, auch wenn die Vertreibung der Einwohner des Chagos-Archipels schon vor mehr als einem halben Jahrhundert geschehen ist. (Autor: Norbert Hahn, ARD-Studio Nairobi)
Taiwan: Kriegsspiele im Urlaubsparadies:
Die Penghu-Inseln sind ein beliebtes Ferienziel der Taiwaner. Rund 50 Kilometer von der Hauptinsel entfernt, locken sie mit Traumstränden und Feuerwerk jährlich Hunderttausende an. Doch die Inselgruppe befindet sich in einer brisanten Lage. Sie liegt in der Taiwan-Straße, einem der gefährlichsten Konfliktherde der Welt. Penghu wäre im Fall eines militärischen Angriffs ein wichtiges Bollwerk zur Verteidigung Taiwans. Da Peking angekündigt hat, Taiwan notfalls auch mit Gewalt der Volksrepublik China anzuschließen, übt nun auch das Ferienparadies Penghu verstärkt für den Ernstfall. Urlaub im Schatten von Kampfjets und Manövern – wie die Taiwaner mit der ständigen Bedrohung vom Festland umgehen. (Autor: UIlrich Mendgen, ARD-Studio Tokio)
China: Die unfreiwillige Ein-Kind-Nation – Chinas ausgepowerte Mittelschicht (Serie „60 Jahre Weltspiegel“):
Li Huar bezeichnet sich selbst als „Enten-Mutter“. Unter Wasser paddelt sie wie wild, aber oberflächlich sieht man nur den ruhigen Körper. „Enten-Mütter“ gibt es viele in Chinas Großstädten. Sie tun alles, damit ihr Kind eine gute Zukunft hat: Englischkurse schon für Kleinkinder, Ferien-Lernprogramme, neuerdings sind Kurse für Künstliche Intelligenz hoch im Kurs. Li Huars zehnjähriger Sohn Max lernt schon seit fünf Jahren zuhause Englisch, in chinesischer Geschichte bekommt er extra Lernstunden, jeden Tag macht seine Mutter mit ihm Mathematik Hausaufgaben. Max ist Einzelkind, für ein Geschwisterchen, so meint die Mutter Li Huar, hätte sie keine Kraft. Ein typisches Phänomen und ein Grund für Chinas sinkende Geburtenrate. Wir porträtieren Menschen in den großen Städten mit ihren Gründen, nur ein oder kein Kind zu wollen und zeigen, wie in den 80er Jahren das Land gegen Überbevölkerung vorgegangen ist. (Autorin: Tamara Anthony, ARD-Studio Peking)
Indien: Kampf gegen die Holzmafia – Lady Tarzan und ihre Mistreiterinnen:
Jamuna Tudu gilt in ihrer Heimat als Legende – seit sie vor 20 Jahren den Kampf gegen die Holzmafia im indischen Bundesstaat Jharkand aufnahm. Jharkand gilt als eine der ärmsten Regionen Indiens, viele der Bauernfamilien leben in einfachsten Verhältnissen. Als immer mehr Wälder illegal abgeholzt und die Böden immer trockener wurden, ging Jamuna Tudu auf Patrouille in die Wälder, um die Holzmafia aufzuhalten. Weil viele sie als Retterin des Waldes in ihrer Heimat sehen, bekam sie den Namen „Lady Tarzan“. Inzwischen hat sie viele Mitstreiterinnen. (Autor: Jakob Schaumann, ARD-Studio Neu Delhi) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 11.06.2023 Das Erste Folge 2864
Spanien erlebte in diesem Jahr den trockensten Jahresanfang seit Jahrzehnten. Ein Land, in dem Wasser als Ressource notorisch knapp ist. Die Erderwärmung und die Klimakatastrophe verschärfen das Problem dramatisch. Aus diesem Grund setzt der „Weltspiegel“ am kommenden Sonntag mit einer Vor-Ort-Sendung einen Schwerpunkt auf diese Region.
Tourismus – Golfplätze, Pools und riesige Hotels verbrauchen massiv Wasser, um den Luxus zu bieten, den Reisende verlangen. Ein Sektor, der extrem viel Wasser nutzt, denn rechnerisch ist der Wasserbedarf von Urlaubern in Spanien rund dreimal höher als zu Hause. Das vorhandene Wasser reicht nicht, die Industrie versucht mit recyceltem Wasser und Entsalzungsanlagen gegenzusteuern. Allerdings bringt das wiederum andere Umweltfolgen mit sich. (Kristina Böker, ARD Madrid)
Landwirtschaft – 70 bis 80 Prozent des in Spanien verbrauchten Wassers werden in diesem Sektor genutzt. Deutlich zu viel für die vorhandene Wassermenge, nur damit wir in Deutschland Gemüse und Obst das ganze Jahr über bekommen. Zum Beispiel in Murcia. Wasser-Diebstahl, illegale Brunnen und Über-Nutzung trotz Klimawandels und eine untätige Regierung. (Ute Brucker)
Vorsorge für Trockenzeiten – Im Westen Frankreichs entstehen riesige Speicherbecken, in die im Winter Wasser gepumpt wird. In den Sommermonaten können Bauern dann ihre Felder damit bewässern. Für Frankreichs Regierung ist ihr „Wasserplan“ ein Weg in die Zukunft. Doch darüber ist ein riesiger Streit entbrannt. Gegner bemängeln, dass dadurch der Grundwasserspiegel noch weiter absinke – und das Allgemeingut Wasser privatisiert würde. Außerdem führe das nicht dazu, dass Bauern Wasser sparen. (Friederike Hofmann, ARD Paris)
Grüner Wasserstoff – Spanien will bei sauberer Energie ganz vorne mitmischen und internationaler Lieferant für grünen Wasserstoff werden. Dazu soll Sonnenenergie genutzt werden und es braucht Wasser – die Ressource, die ohnehin knapp ist. Es ist ein langer Weg zum grünen Wasserstoff. Die Hoffnung, bald Wasserstoff aus Spanien zu importieren, die manche in Deutschland hatten, ist sicher verfrüht, denn die Entwicklung wird wohl noch mindestens zehn Jahre in Anspruch nehmen. (Sebastian Kisters, ARD Madrid)
Die Lunge des Weltklimas – Über Jahrzehnte hat der „Weltspiegel“ über das Verschwinden des Amazonas-Regenwalds berichtet. Die Geschichte beginnt mit riesigen Goldminen im Regenwald. Eine große Straße mitten durch das Gebiet besiegelte das Schicksal der Region. Heute ist der Siedlungsdruck so groß auf die Lunge der Welt, dass sie wahrscheinlich auch durch massives Aufforsten nicht mehr zu retten ist. (Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro)
Der Weltspiegel-Podcast diese Woche: Wasserstoff – Hype oder Hoffnung? Zu hören in der ARD Audiothek. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 18.06.2023 Das Erste Folge 2865
Ukraine: Erst Klinik – dann Front:
Das ukrainische Militär hat mit seiner Gegenoffensive im Süden und Osten des Landes begonnen. Der Rückhalt in der Bevölkerung ist groß und auch die Überzeugung vieler Soldaten, an der Front für die Freiheit ihrer Heimat zu kämpfen. Die eroberten Quadratkilometer werden bekannt gegeben, nicht aber die Zahl der verletzten, geschweige denn der getöteten Soldaten. Doch es gibt viele verletzte Soldaten. Wenn sie wieder „hergestellt“ sind, entscheidet eine Kommission, ob sie zurück an die Front können, zu einem anderen Kriegsdienst taugen, oder ob sie vom Dienst befreit sind. Eine riesige Bürokratie in der Ukraine noch in sowjetischen Stil, sagen Menschenrechtler. Monatelang werden die schwer verwundeten Männer wieder gesund gepflegt, um dann womöglich ihr Leben zu riskieren. Ein Thema, über das nicht viel gesprochen wird, schon gar nicht vor einer ausländischen Kamera. (Autorin: Isabel Schayani / ARD Kiew)
USA: Bürgerrechte im Wandel der Zeit:
Wenn der „Weltspiegel“ in den vergangenen 60 Jahren aus den USA berichtet hat, ging’s immer wieder um ein Thema: Rassismus. Bürgerrechtsbewegung, Martin Luther King, George Floyd, Black Lives Matter. Bis heute bedeutet schwarz zu sein für die meisten weniger Einkommen, schlechtere Gesundheitsversorgung, schlechtere Bildung. Pascale Sablan hat sich vorgenommen, das zu ändern. „Als schwarze Frau wirst Du nie Architektin“ – dieser Satz ihres Professors treibt sie bis heute an. Und hat sie zu einer der erfolgreichsten Architektinnen im Land gemacht. Ihre Mission: In den kommenden fünf Jahren will sie Sexismus und alle Formen von Unterdrückung aus der Baubranche verbannen.
Auch Virginia Ali ist erfolgreich als Unternehmerin. Sie hat Ben’s Chili Bowl „erfunden“, ein mittlerweile legendärer Diner in Washington DC, der zu einem Schmelztiegel über Generationen hinweg geworden ist. Arm oder reich, schwarz oder weiß, hier sind alle willkommen. Ihre Familie begegnet Rassismus mit Toleranz und Offenheit. Virginias Sohn Kamal Ali ist überzeugt, die Schwarzen haben bereits viel erreicht. „Früher ging’s um Bürgerrechte. Jetzt kümmern wir uns um viel mehr: die Rechte von Schwulen, Menschenrechte, Tierschutz, unsere Umwelt.“ (Autorinnen: Gudrun Engel / Marion Schmickler)
Polen: Oder – droht erneut ein Fischsterben?:
Umweltschützer schlagen Alarm, sie befürchten ein Fischsterben in der Oder in diesem Sommer, vergleichbar mit der Katastrophe des letzten Jahres. Doch die Aufmerksamkeit, die sie in diesen Tagen bekommen, hält sich eher in Grenzen. Im vergangenen Jahr trieben hunderte Tonnen toter Fisch auf der Wasser-Oberfläche. Das Gift der Goldalge, die eigentlich nur in Salzwasser vorkommt, hatte sie ersticken lassen und mit ihnen Millionen Kleinstlebewesen und Muscheln, eine Umweltkatastrophe. Durch hohe Temperaturen, niedrigen Wasserstand und zu hoher Salzkonzentration im Fluss stieß die Alge auf beste Bedingungen. (Autorin: Kirstin Joachim / ARD Warschau)
Frankreich: Die Seine soll sauber werden:
Der Countdown läuft – in einem Jahr finden in Paris die Olympischen Sommerspiele statt. Ein Mega-Ereignis für die Grande Nation. Seit 100 Jahren ist beispielsweise das Baden in der Seine verboten. Doch mit Olympia soll sich das ändern. Ein ehrgeiziger Plan. Hier sollen u. a. Schwimmwettbewerbe stattfinden, so die Stadt. Die große Frage lautet: Ist der Fluss sauber genug, dürfen Athleten ins Wasser? Mitten in der Stadt entsteht jetzt in Windeseile eine moderne Wasserreinigungsanlage. Ein Wettlauf mit der Zeit. (Autorin: Sabine Rau / ARD Paris)
Faröer Inseln: Walfang und weiblicher Widerstand:
Bei Treibjagden werden die Grindwale in Buchten getrieben und dann mit Messern getötet, in dieser Saison schon mehr als 500 Tiere. Die Einwohner:innen verteidigen sich gegen Kritik, die Fischerei sei eine jahrhundertealte Kultur. Viele jüngere Frauen äußern aber neuerdings Kritik. Und verweisen unter anderem auf die Gesundheitsgefahren beim Verzehr von Walfleisch. (Autor: Christian Blenker / ARD Stockholm)
Bhutan: Glücksland ade?:
Das Land im Himalaya – hier ist das Glück der Menschen nationales Ziel. Dennoch möchten besonders junge Menschen auswandern, z. B. nach Australien. Die Perspektiven in Bhutan seien im Vergleich zu anderen Ländern nicht so vielversprechend, anderswo könnte man mehr Geld verdienen, erzählt die 24-jährige Dekey. In Bhutan gibt es seit der Corona-Pandemie in vielen Branchen noch weniger attraktive Jobs als zuvor. Der so wichtige Tourismus-Sektor ist nahezu vollständig eingebrochen. Der Regierung ist bewusst, dass gerade junge Menschen berufliche Perspektive benötigen und sie versucht gegenzusteuern. (Autor: Oliver Mayer / ARD Neu Delhi)
Chinas Senioren-Hipster – Internethype um die Ältesten:
Vier Pekinger Großmütter verdienen Geld als Influencer:innen, sie haben Millionen Follower und Hundertausende verfolgen ihre Livestreams. Die älteste von ihnen ist 82 Jahre alt. Es ist ein neues Phänomen, das nicht nur die eher gehobene Senioren-Mittelschicht in den Städten betrifft. Auch auf dem Land engagieren sich Omas und Opas als Influencer:innen, da sie so der Einsamkeit und der Langeweile entgehen. (Autorin: Marie von Mallinckrodt / ARD Peking)
Weltspiegel-Podcast in dieser Woche:
60 Jahre Weltspiegel: Bürgerrechtsbewegung im Wandel (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 25.06.2023 Das Erste Folge 2866
45 Min.Russland: Spurensuche – was bleibt vom Aufstand der Wagner-Kämpfer in Russland?
Wir sind unterwegs im Süden des Landes, in der Region Woronesch, etwa 500 km entfernt von Moskau. Hier sind die Wagner-Kämpfer auf ihrem geplanten „Marsch“ nach Moskau durchgezogen. Was haben die Einwohner am vergangenen Wochenende erlebt? Sabine Krebs spricht unter anderem in den Orten Komintern und Anna mit Einwohnern, die uns ihre Eindrücke schildern. Sie berichten von Kampfhandlungen, einem abgeschossenen Hubschrauber und blockierten Straßen. Andere wiederum berichten von Panikeinkäufen und großer Verunsicherung. Wie geht es nun weiter in Russland? (Autorin: Sabine Krebs, ARD Moskau)
Afrika: Gold, Geld, Gewalt – Russlands Wagner-Söldner:
Russlands Wagner-Truppe ist längst nicht nur in der Ukraine aktiv. Seit vielen Jahren kämpfen die Söldner etwa in Syrien und – vor allem – in Afrika. Einige der dortigen Regierungen nutzen die kompromisslosen Vorgehensweise der Kämpfer für ihre eigenen Interessen. Dahinter verbergen sich allerdings oft schwerste Menschenrechtsverletzungen. Gleichzeitig hat „Wagner“ Strukturen aufgebaut, die auch kulturell und wirtschaftlich in das Leben der Länder eingreifen. Wird die Söldnertruppe nach ihrem Aufstand in Russland im Ausland weitermachen können wie bisher? Wir haben uns in Mali und der Zentralafrikanischen Republik umgeschaut. (Autor: Norbert Hahn, ARD Nairobi)
Bali: Russen-Ärger im Urlaubsparadies:
Auf der indonesischen Insel Bali ärgern sich die Einheimischen gerade häufiger als sonst über Touristen. Besonders negativ fallen die vielen Neuankömmlinge aus Russland auf. Tausende Russen haben sich seit der Teilmobilmachung dauerhaft auf der Insel niedergelassen, um einer drohenden Wehrpflicht zu entgehen. Die Bevölkerung hat genug von den Touristen, die nackt an ihren heiligen Orten posieren, im Straßenverkehr pöbeln oder illegal arbeiten. Die Behörden reagieren mit Benimm-Regeln bei der Einreise und wollen Touristen bei Verstößen noch konsequenter abschieben. (Autorin: Jennifer Johnson, ARD Singapur)
Venedig: Kampf gegen den „Over-Tourismus“:
Venedig galt einst als geheimnisvoll und verträumt, doch nun drängen sich im Jahr bis zu 7 Millionen Gäste aus aller Welt in den engen Gassen. Fast jedes Geschäft und fast jeder Betrieb leben vom Tourismus. Gleichzeitig erleben Einheimische immer höher steigende Mieten – denn Wohnraum ist knapp, weil viele Wohnungen nur für Touristen bereitgehalten werden. Immer mehr Alteingesessene verlassen ihre Stadt und ziehen aufs Festland. Nun sucht die Stadt Venedig nach Lösungen. Der Massentourismus in der Stadt soll „gelenkt“ werden und das Leben wie die Strukturen der Stadt nicht weiter zerstören. (Autor: Rüdiger Kronthaler, ARD Rom)
London: Die verschlossene Welt der ultraorthodoxen Juden:
Man kann viele Jahre in London leben, ohne jemals den Weg nach Stamford Hill zu finden. Hier lebt die größte jüdische ultra-orthodoxe Gemeinde Europas mit mehr als 20.000 Menschen. Eine vollkommen in sich abgeschlossene Welt im Nordosten Londons, die nach den strengen Regeln ihrer Vorfahren lebt. Die Gemeinde wächst und wächst, aber es gibt auch immer mehr Aussteiger. Annette Dittert hat sich mit Emily und Izzy getroffen, die beide ihre Freunde und Familien hinter sich lassen mussten, um ein neues Leben zu beginnen. Sie geben seltene Einblicke in die Welt der Londoner Ultra-Orthodoxen. (Autorin: Annette Dittert, ARD London)
Albanien: Uralte Autos statt Umweltschutz:
Albanien ist Autoland. Modelle deutscher Hersteller stehen besonders hoch im Kurs – und sind oft sehr lang im Einsatz. 200.000 Kilometer Fahrleistung sind keine Seltenheit. Ihre Fahrer definieren Umweltschutz dabei auf ihre Art. Langlebigkeit gilt als nachhaltig – nicht etwa niedrige Abgaswerte. Bauer Bari Arizi zum Beispiel nutzt seinen uralten Mercedes mit 350.000 Kilometern Fahrleistung bis heute für die Feldarbeit. Autodichte und Luftverschmutzung sind in Albanien ein Problem. Die offiziell geltenden Normen und TÜV-Vorgaben werden in der Praxis wenig beachtet. Nach amtlichen Schätzungen fahren 10 bis 15 Prozent der Autos ohne TÜV und ohne Versicherung. (Autor: Nikolaus Neumaier, ARD Wien) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 02.07.2023 Das Erste Folge 2867
60 Min.Jemen: Rettung vor der Öl-Katastrophe – UN beginnen mit der Bergung:
Seit Jahren verrottet der Öltanker „Safer“ im Roten Meer, neun Kilometer vor der jemenitischen Küste. Das Schiff hat eine Million Tonnen Öl an Bord. Seit 2015 – dem Beginn des Bürgerkriegs im Jemen – wird die „Safer“ nicht mehr gewartet, sie droht auseinanderzubrechen. Jahrelang hatte niemand die Verantwortung für das Schicksal des 45 Jahre alten Frachters übernommen. Jetzt hat die UN mit der Bergung begonnen, will das Öl abpumpen und damit eine drohende Ölkatastrophe verhindern. (Autor: Simon Riesche, ARD Studio Kairo)
Brasilien: Das Leid der Tagelöhner auf den Kaffee-Plantagen:
Brasilien ist der größte Kaffee-Exporteur der Welt. Auf den Plantagen pflücken vor allem Tagelöhner die Kaffeebohnen. Viele von ihnen werden in unwürdigen Arbeits- und Lebensumständen beschäftigt. Die Steuerpolizei geht inzwischen mit Razzien gegen die schlechten Bedingungen auf den Plantagen vor. Und fast immer finden die Beamten Menschen, die nur auf Plastikfolien schlafen und kaum Lohn für die harte Arbeit erhalten. Der „Weltspiegel“ begleitet eine Spezialeinheit der Polizei bei einer Razzia. (Autorin: Xenia Böttcher, ARD Studio Rio de Janeiro)
Ukraine: Folgen der russischen Besetzung für die Zivilbevölkerung:
Das Gebiet um die Stadt Kopjansk haben ukrainische Soldaten schon länger zurückerobert. Aber die Folgen der Besetzung sind weiterhin sichtbar – zerstörte Museen und Kultureinrichtungen. Die ukrainischen Behörden sind sicher: Diese Angriffe auf zivile Ziele sind vorsätzlich passiert. Jetzt versuchen die Einwohner, ihre Dörfer und Städte wieder aufzubauen, um ukrainische Traditionen wiederzubeleben. Aber die Abneigung gegen das russische Erbe in der Ukraine wächst. (Autor: Vassili Golod, ARD Studio Kiew)
Bosnien: Rückkehr an den Ort des Massakers:
Vor 30 Jahren war Adnan Zec 13 Jahre alt. Mitten in der Nacht wurde das Haus seiner Familie in Brand gesteckt. Er rannte nach draußen und wurde von Kugeln ins Bein getroffen. Der Junge fiel ins Gras, stellte sich tot und musste dabei mit ansehen, wie seine Familie exekutiert wurde. In einem Nachbarhaus verschanzte er sich eine Woche lang hinter einem Sofa, bis UN-Soldaten ihn retteten. Er sagte als Zeuge vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag aus – seine Erlebnisse hat er nun in einem Buch verarbeitet. 30 Jahre später kehrt er in sein Dorf zurück, in dem das Massaker bis heute nicht richtig aufgearbeitet wurde. In der kroatischen Öffentlichkeit wird das gerne verdrängt. Täter von damals sind heute führende Politiker und Kirchenmänner. (Autorin: Anna Tillack, ARD Studio Wien)
Indonesien: Hijab und Prosecco – Leben zwischen zwei Welten:
Sie nennt sich „die Prinzessin aus der Teufelstonne“. Mit ihrem Motorrad rast Karmila Purba allen Klischees über demütige Muslima davon. „Wenn ich Motorrad fahre, fühle ich mich so frei“, sagt sie. Karmila Purba lebt in Indonesien, dem Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt, das lange für einen moderaten, toleranten Islam stand. In den vergangenen Jahren aber haben konservative, religiöse Stimmen zunehmend an Einfluss gewonnen. So soll ein neues Gesetz außerehelichen Sex unter Strafe stellen und Frauen stehen zunehmend unter Druck, den Hijab zu tragen. Gleichzeitig sind mehr Frauen berufstätig und brechen mit traditionellen Klischees, wollen einen westlichen, liberalen Lifestyle. Der „Weltspiegel“ berichtet über das Leben zwischen zwei Welten. (Autorin: Sandra Ratzow, ARD Studio Singapur)
Spanien: Die Rechten vor der Wahl:
Vor der Parlamentswahl in Spanien liegen die rechten Parteien in den Umfragen vor den regierenden Sozialdemokraten von Ministerpräsident Pedro Sanchez. Der hatte nach den jüngsten Niederlagen bei Regionalwahlen die Parlamentswahl vorgezogen. Die Wahl polarisiert die politische Auseinandersetzung, denn die Konservativen paktieren ganz offen mit der Rechtsaußen-Partei Vox, die viele aus Wut über die schwierige wirtschaftliche Situation in Spanien wählen. In Valencia regieren die Rechten und die ganz Rechten bereits, das politische Klima in der gesamten Region ist vergiftet. Eine Reportage über die angespannte politische Atmosphäre vor der Wahl in Spanien. (Autorin Kristina Böker, ARD Studio Madrid)
Israel: Auf dem Weg zum Gottesstaat?:
Kein Strom mehr am Shabbat? Geschlechtertrennung im öffentlichen Nahverkehr? Das alles könnte Realität in Israel werden, wenn es nach dem Willen von Ultra-Orthodoxen und nationalistisch-religiösen Hardlinern geht. So stark wie nie zuvor sind sie derzeit in der Regierungskoalition vertreten. Sie lassen Premier Netanjahu spüren, dass er auf sie angewiesen ist, und setzen sich kompromisslos für die eigenen Belange ein. Damit bedienen sie vor allem ihre eigenen Wähler – national-religiöse Siedler, die größtenteils in Siedlungen im von Israel besetzten Westjordanland leben. Demgegenüber steht ein säkulares Israel: Hunderttausende Menschen, die seit Monaten gegen die Regierung Netanjahu demonstrieren, auch weil sie eine stärkere religiöse Ausrichtung des Staates verhindern wollen. (Autor: Christian Limpert, ARD Studio Tel Aviv)
Türkei: Mit dem Ringkampf raus aus dem Elend:
Aydincan (14) und Bayram (15) Gümüsdag sind Roma-Türken und wohnen in Edirne, wo eine der größten Roma-Gemeinden Europas lebt. Beide Jungs sind talentierte Ölringer und hoffen, sich über den in der Türkei beliebten Sport auch sozial hochkämpfen zu können. Denn wie im Rest Europas erleben Romas auch in der Türkei starke Diskriminierung und sind in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Arbeit klar benachteiligt. Bayram und Aydincan kommen aus einer – wie sie selbst sagen – „schwierigen Nachbarschaft“, und sie wollen dort weg. Ihr Trainer sagt: „Sie kämpfen noch entschlossener als andere Sportler in ihrem Alter, ihr Wille ist besonders stark.“ Wir begleiten Bayram und Aydincan beim wichtigsten Ölringer-Turnier der Türkei, in ihrer Heimatstadt. Wer hier erfolgreich ist, hat die Chance auf Förderprogramme. (Autorin: Katharina Willinger, ARD Studio Istanbul)
USA: Helikopter-Jagd auf Wildschweine:
Die frühen Siedler brachten Wildschweine aus Europa auf den nordamerikanischen Kontinent – seitdem verbreiten sich die großen Tiere ohne natürliche Feinde unkontrolliert. Sie sind zu einer Plage geworden. Jäger und staatliche Naturschutz-Behörden versuchen, ihre Zahl zu verringern – bisher ohne großen Erfolg. In Texas haben findige Unternehmer eine Geschäftsidee entwickelt: Für viel Geld können private Jäger aus Helikoptern Jagd auf die Wildschweine machen, solange das auf privaten Weiden passiert. In den USA, wo die Jagd als Volkssport gilt, finden sich viele zahlungskräftige Kunden für diese Form der Jagd. Die Wildschwein-Plage lässt sich aber auch dadurch nicht eindämmen. (Autorin: Kerstin Klein, ARD Studio Washington) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 16.07.2023 Das Erste Weltspiegel-Doku: Israel. Auf dem Weg in den Gottesstaat
Folge 2868 (45 Min.)Kein Strom mehr am Shabbat? Geschlechtertrennung im öffentlichen Nahverkehr? Ein Staat Groß-Israel in seinen ursprünglichen biblischen Grenzen? Das alles könnte Realität in Israel werden, wenn es nach dem Willen einiger Ultra-Orthodoxer oder nationalistisch-religiöser Hardliner geht. So stark wie nie zuvor sind sie derzeit in der Regierungskoalition vertreten. Sie lassen Premier Netanjahu spüren, dass er auf sie angewiesen ist und setzen sich kompromisslos für die eigenen Belange ein: „Land and Law“, also „Land und religiöse Gesetze“.
Damit bedienen sie vor allem ihre eigenen Wähler. Also national-religiöse Siedler, die größtenteils in Siedlungen im von Israel besetzten Westjordanland leben. Sowie die ultra-orthodoxen Haredim, eine Parallelgesellschaft, die sich vom liberalen Israel scharf abgrenzt, keine Steuern zahlt und den Militärdienst verweigert. Beide Gruppen wachsen zunehmend an. Dem gegenüber steht ein säkulares Israel: Hunderttausende Menschen, die seit Monaten gegen die Regierung Netanjahu demonstrieren, auch weil sie eine stärkere religiöse Ausrichtung des Staates verhindern wollen.
Für diese „Weltspiegel Doku“ verbringt ARD-Korrespondent Christian Limpert mehrere Tage in den Parallelgesellschaften. Er erlebt den streng strukturierten Alltag einer national-religiösen Siedler-Familie. Er trifft junge Menschen, die aus der ultra-orthodoxen Gemeinschaft ausgestiegen sind und er begleitet junge Aktivisten, die sich mit ihrem Straßenprotest einem Ziel verpflichtet haben: Einem demokratischen Staat Israel, mit gleichen Rechten für alle. Alles unter der Fragestellung: Ist Israel auf dem Weg in den Gottesstaat?“ (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 17.07.2023 Das Erste Deutsche Streaming-Premiere So. 16.07.2023 ARD Mediathek Weltspiegel-Doku: Tür an Tür mit dem Gangster – Leben in Rios größter Favela
Folge 2869 (45 Min.)Das Wort „Favela“ steht wie kein anderes für „Elendsviertel“. Die Viertel der Nachfahren der Sklaven und der Zugereisten, denn das sind die Bewohner:innen der Quartiere, befinden sich in Basilien oft an steilen, unzugänglichen Bergrücken. Wie lebt es sich wirklich in einer Favela? Wie überlebt man dort? Und gibt es eine Perspektive für die Bewohner:innen? Das Wort „Favela“ steht wie kein anderes für „Elendsviertel“. Die Viertel der Nachfahren der Sklaven und der Zugereisten, denn das sind die Bewohner:innen der Quartiere, befinden sich in Basilien oft an steilen, unzugänglichen Bergrücken. Manches glaubt man zu wissen, z. B., dass Drogen-Gangs das Sagen in der Favela haben.
Dass die Lebenserwartung gering und die Mordrate hoch ist. Aber wie lebt es sich wirklich in einer Favela? Wie überlebt man dort? Gibt es eine Perspektive für die Bewohner:innen? Fragen, denen Matthias Ebert mit seinem Team nachgeht. Er wohnt zur Probe bei einer Familie in der Favela Rocinha. Malerisch gelegen mit Blick auf Rios Traumstände. Dort trifft er Bianca, sie schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, begegnet auch den Mächtigen in der Favela. Ihre Identität darf Matthias Ebert nicht preisgeben. Und er trifft Menschen einer Freikirche, eine neue Macht in den Quartieren: Evangelikale, die mit ihrer Religion die Probleme lösen wollen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 24.07.2023 Das Erste Folge 2870
45 Min.Russland: Urlaub in Zeiten des Krieges
Russland hat Ferien. Wohin aber reisen, wenn auf Grund der Sanktionen der Urlaub im Ausland nur für finanzstarke Russen möglich und mit hohem Aufwand verbunden ist? Kurorte wie Sotschi platzen aus allen Nähten. Die Preise explodieren. Vom „Stehen am Strand“ wird berichtet, nicht nur wegen der Rundumbräune, sondern auch, weil es keinen Platz mehr gibt. Auch nach St. Petersburg strömen die Touristen. Zwar bleiben Deutsche und andere Europäer den „Weißen Nächten“ fern, doch über mangelnde Besucher kann die Stadt nicht klagen. Inder, Pakistani, Iraner, Chinesen und die Russen selbst machen das kulturell und historisch geprägte St. Petersburg in diesem Sommer zu einem Hotspot. (Autorin: Sabine Krebs / ARD Studio Moskau)
Ukraine: Krieg der Drohnen
Manche werden „Augen der Armee“ genannt, andere „Jäger“ oder „Hornissen“: Der Einsatz von Drohnen hat im Krieg gegen die Ukraine eine neue, nie gesehene Dimension erreicht. Das „Weltspiegel“-Team begleitet Soldaten einer ukrainischen Drohnen-Einheit bei einem Fronteinsatz im Donbas, besucht eine geheime Werkstatt und fragt, was die nächsten Entwicklungen sein werden. Denn die Art der Kriegsführung hat sich durch Drohnen bereits verändert: Drohnen sind bei Aufklärungsmissionen nicht mehr wegzudenken, sie ermitteln Koordinaten für Artilleriegeschütze und greifen selbst als Kamikaze-Drohnen an. (Autor: Tobias Dammers)
Polen: Müll aus Deutschland
Tatsächlich ist Deutschland europaweit größter Exporteur von Kunststoffmüll, und in Polen sorgen illegale Mülldeponien seit Jahren für Schlagzeilen. Jetzt will Polen vor dem EuGH Deutschland dafür anklagen. Der Vorwurf: Deutschland ignoriere 35.000 Tonnen Müll die aus Sicht Polens illegal im Land lagern. In der Regel beauftragen deutsche Unternehmen polnische Entsorger – wegen der niedrigen Preise. Nur: der Müll wird dann oft nicht recycelt, wie vertraglich zugesichert, sondern irgendwo verklappt oder, schlimmer noch, am Ende angezündet. So wie im westpolnischen Dorf Sarbia, wo eine riesige Müllhalde seit 2018 vor sich hin stinkt. Niemand weiß genau, was es ist. (Autorin: Kristin Joachim/ARD Studio Warschau)
Kanada: Wappnen gegen Waldbrände
Patrick Michell hat alles verloren. Von seinem Haus blieb nichts übrig, als vor zwei Jahren eine Feuerwalze durch Lytton zog. Erst vor ein paar Wochen ist der Notstand in dem Ort im kanadischen Westen aufgehoben worden. Jetzt beginnt der Wiederaufbau und Patrick hat sich vorgenommen: Diesmal soll sein Haus besser gegen die Flammen gewappnet sein. Wie er denken viele in Lytton. Schon vier Mal hat es in dem Ort heftig gebrannt, mit riesigen Schäden. Schon viermal mussten sich die Menschen in Sicherheit flüchten. „Hitze, Dürre, heiße Winde – für viele Regionen ist der Klimawandel zu einer riesigen Herausforderung geworden“, sagt Patrick. Und tatsächlich hat Kanada noch nie so viele verheerende Waldbrände erlebt wie in diesem Jahr. (Autorin: Marion Schmickler/ARD Studio New York)
Nigeria – Eine Schule der Hoffnung
Die Grundschule Whanyinna – das heißt Liebe – liegt mitten in Makoko, einem der ärmsten Viertel der Millionenstadt Lagos in Nigeria. Das Leben der Menschen liegt hier auf dem Wasser. „Klein Venedig“ nennt man das Viertel deshalb auch. Doch mit einem Reiseziel hat es wenig zu tun. Die Kanäle sind voller Müll, die rund 500.000 Menschen, die sich hier durchschlagen müssen, sind arm. Doch einen Ort der Hoffnung gibt es: die Grundschule. Nur die ärmsten Kinder der Armen dürfen sie besuchen. Engagierte Lehrerinnen geben alles, um ihnen einen aussichtsreichen Start in die Zukunft ermöglichen. (Autorin: Caroline Imlau/ARD Studio Nairobi)
Kolumbien: Wann ist ein Mann ein Mann?
Noch immer prägt der Machismo viele Länder Lateinamerikas. In Kolumbiens Hauptstadt Bogotá soll sich das ändern. Mobile Teams tingeln durch die Stadtviertel, lassen Männer Windeln wechseln oder kochen, hier spricht „Mann“ über Gefühle. Anstatt nur mit den Opfern – also mit Frauen – zu sprechen, müsse man mehr mit den Männern arbeiten, weiß das Team. Der Machismo sei ein Käfig für die ganze Gesellschaft. Er erlaube Männern oft stark und autonom zu sein, nicht aber traurig und verletzlich. Genau das führe zu Gewalt. Deshalb gibt es nun auch eine Hotline für Männer, die hilft, wenn sie kurz davor sind, ihre Frau anzuschreien oder gar zu verprügeln. (Autorin: Marie-Kristin Boese/ARD Studio Mexiko) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 30.07.2023 Das Erste Folge 2871
45 Min.USA: Goldgräberstimmung wegen Künstlicher Intelligenz
Es ist eine Neue Welt der Möglichkeiten, die sich durch „künstliche Intelligenz“ (KI) auftut. Und kaum irgendwo in der Welt ist das schon so sehr Teil des Alltags, wie im Silicon Valley. Bei den Firmen ist der Optimismus fast grenzenlos. Hier gestalten die meisten Start-Up-Unternehmen diese neue Welt. Eine Zeitenwende sagen sie hier, genauso wie übrigens die Kritiker: Entweder wird durch KI unsere Welt gerettet oder sie reißt uns komplett in den Abgrund. Das sind die Extreme bei der Bewertung von künstlicher Intelligenz. Klar ist aber diese Technologie wird die Gesellschaft mindestens so stark verändern, wie seinerzeit die Dampfmaschine. Eine Reportage aus San Francisco und Hollywood, wo Drehbuchautor:innen und Schauspieler:innen gegen den Einsatz von KI streiken.
Iran: Verfolgung mit moderner Überwachungstechnik
Für das iranische Regime sind Überwachungskameras längst zu einem wichtigen Instrument der Unterdrückung geworden. Laut Amnesty International setzt das Regime nun auch Software zur Gesichtserkennung ein, um Frauen zu verfolgen, die gegen das „Kopftuch-Gesetz“ verstoßen. Nach Angaben von Menschenrechtlern haben iranische Sicherheitsbehörden jederzeit Zugriff auf sämtliche Kameras im Land. Deren Aufnahmen wurden bei den vergangenen Protesten auch genutzt, um Demonstranten zu finden und zu verhaften. Die neue Generation von Überwachungskameras kann auch Kennzeichen automatisch erfassen und Objekte verfolgen. Für Oppositionelle und Frauen im Iran ist das eine tägliche Bedrohung.
Neuseeland: Revival der Maori-Sprache
Statt „Hi“ oder „Hello“ hört man in Auckland oder Wellington jetzt immer häufiger „Kia Ora“. Und immer mehr Neuseeländer nennen ihr Land im Alltag nicht nur New Zealand, sondern auch New Zealand Aotearoa – Land der langen weißen Wolke. Die Sprache der Maori erlebt gerade ein Revival. Dabei war sie noch vor ein paar Jahren vom Aussterben bedroht. Aber die Regierung investiert inzwischen Millionen in die Förderung der Sprache an Schulen, aber auch im Alltag. Neue Schilder sind inzwischen zweisprachig auf Englisch und Maori. Und bei manchen jungen Neuseeländern gilt es inzwischen als hip, die Sprache der ersten Siedler des Landes zu lernen.
Türkei: Giftiger Staub nach dem Erdbeben
„Wir haben das Erdbeben überlebt, aber der Staub wird uns töten.“ In der Stadt Samandag in der Provinz Hatay liegt die Altstadt in Schutt und Asche. Sechs Monate nach dem Erdbeben laufen die Aufräumarbeiten immer noch. Über der Stadt schwebt eine Staubwolke – und die weckt bei den Bewohnern neue Sorgen. „Sie machen alles platt, auch Gebäude und Firmen, in denen chemische Stoffe gelagert wurden. „Sie treffen keine Vorsichtsmaßnahmen“, sagt ein junger Aktivist. Hinzu kommen Giftstoffe aus elektronischen Gegenständen unter den Trümmern und Asbest. Laut der Ärztekammer in Hatay sei bereits jetzt ein Anstieg von Allergien, Asthma und Bronchitis zu verzeichnen. Die Istanbuler Kammer der Umweltingenieure untersucht nun die Trümmer gezielt auf Asbest.
Großbritannien: Millionäre, die mehr Steuern zahlen wollen
Normale Bürger fürchten sich vor Steuererhöhungen, Guy Singh-Watson aber fordert sie sogar. Er ist Unternehmer, sein Landwirtschaftsbetrieb macht jährlich Umsätze von 100 Millionen Pfund. Davon will er mehr für das Allgemeinwohl abgeben. Zusammen mit einer Gruppe von 40 britischen Millionären fordert er von der britischen Regierung, die Einkommensteuer auf Kapitalvermögen zu erweitern, Steuerschlupflöcher zu schließen und den Freibetrag bei Erbschaften abzuschaffen. Insgesamt, so Singh-Watson, könnte das mehr als 50 Milliarden Pfund in die Staatskassen spülen. Die braucht der Staat eigentlich dringend, denn Brexit und Pandemie haben vor allem die armen Teile der Bevölkerung noch ärmer gemacht. Sie brauchen immer mehr Unterstützung aus Steuergeldern.
Brasilien: Land der Influencer:innen
Wenn Werbefirmen ihr Budget nicht mehr für Plakat- oder Fernsehwerbung ausgegeben, dann wird klar, dass die kaufkräftigen Kund:innen dort nicht mehr erreicht werden. In Brasilien ist das so. Werbung funktioniert am besten über Influencer:innen, jener Gruppe von Menschen, die sich selbst im Netz in Szene setzen und dort für sich, ihr Anliegen oder eben für Produkte werben. In Brasilien sind sie so einflussreich, wie kaum irgendwo in der Welt. Denn auch wenn es viele arme Menschen im Land gibt, ein Handy hat jeder und ist damit auch erreichbar für die Influencer:innen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 06.08.2023 Das Erste Folge 2872
30 Min.Moderation: Isabel SchayaniBild: WDRAfghanistan: Hoffnung für Mädchen auf Bildung?:
Überraschenderweise erlauben die Taliban seit kurzem an einer Religionsschule in Kabul Unterricht in Englisch und Naturwissenschaften. Ein Hoffnungsschimmer oder ein Tropfen auf den heißen Stein? Die bittere Realität für alle anderen Mädchen und jungen Frauen im Land heißt immer noch Bildungsverbot: keine Schule nach der sechsten Klasse, keine Universität. Auch deshalb rufen mutige Frauen für den 15. August, dem Tag der Machtübernahme durch die Taliban, zum Protest auf. Wir haben uns die neue Schule angesehen, den heimlichen Unterricht beobachtet und mit der Organisatorin der Proteste gesprochen. (Autor: Andreas Franz, ARD Neu-Delhi)
Ukraine: Kampf um neue Getreidekorridore:
Nach dem Ausstieg aus dem Getreideabkommen setzt Russland die Ukraine nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich massiv unter Druck. Ukrainische Landwirte sehen ihre Existenz gefährdet und viele Staaten auf der Welt fürchten um die Ernährungssicherheit. Doch was sind die Alternativen zum Export über das Schwarze Meer? Die Ukraine setzt auf die Donau – doch auch hier, im Süden von Odessa, hat Russland bereits Häfen angegriffen.
Der „Weltspiegel“ berichtet aus dem Süden der Ukraine, spricht mit Landwirten, LKW-Fahrern und Hafenmitarbeitern über ihre Not und die Folgen des aktuellen Kampfs um die so wichtigen Getreidekorridore. (Autoren: Vassili Golod und Kateryna Rusetska, ARD Kiew)
Schweden: Frische Gräber für den Ukrainekrieg:
Schon im Dezember richtete sich Erzbischof Martin Modéus mit einem eindringlichen Brief an alle Pfarrerinnen und Pfarrer in Schweden: Mit Blick auf Russlands Angriff auf die Ukraine und die bedrohte Sicherheitslage im Norden müsse sich auch die evangelisch-lutherische „Svenska Kyrkan“ auf den Kriegsfall vorbereiten. Konkret: Fünf Prozent der schwedischen Bevölkerung sollen im Ernstfall beerdigt werden können. Schwedische Kirchengemeinden sorgen vor: In der Gemeinde Höör im Süden Schwedens haben sie Flächen für Bestattungen vorbereitet, dazu Mundschutz, Plastikfolien und weitere Beerdigungsgeräte besorgt und eingelagert. „Wir wollen gerüstet sein“, sagt Pfarrerin Malin Pihlgren, „und nichts dem Zufall überlassen.“ (Autor: Christian Blenker, ARD Stockholm)
China: Vom Studium in die Armut – Nachwuchs auf Jobsuche:
Die Wirtschaft in China stagniert, die Jugendarbeitslosigkeit hat ein Rekordhoch von mehr als 20 Prozent erreicht. Viele junge Menschen mit Hochschulabschluss finden keinen passenden Job. Manche suchen Zuflucht in Tempeln, andere müssen bei Lieferdiensten anfangen zu arbeiten. Und der Staat möchte möglichst viele von ihnen auf das Land schicken: Sie sollen dort als Bauern arbeiten. Das Aufstiegsversprechen der Kommunistischen Partei gilt heute nicht mehr – einem erheblichen Teil der chinesischen Jugend droht die Armut. Marie von Mallinckrodt hat junge Menschen besuchen und sprechen können – trotz Angst der Betroffenen, dafür bestraft zu werden. (Autorin: Marie von Mallinckrodt, ARD Peking)
Montenegro: Kampf ums Weltkulturerbe:
Die Bucht von Kotor in Montenegro ist einer der schönsten und wertvollsten Küstenstreifen Europas. Unter Wasser zeigen sich bunte und lebendige Lebenswelten. Der Meeresboden ist übersät mit historischen Schätzen der Seefahrt. Unterwasserarchäologe Darko Kovacevic sieht das UNESCO-Kulturerbe vom Massentourismus bedroht: Allein in diesem Jahr werden mindestens 600 Kreuzfahrtschiffe erwartet, deren Schiffsschrauben den Meeresboden zerstören. Gleichzeitig haben Plünderer in der Bucht leichtes Spiel. Der Archäologe fordert von der Regierung mehr Anstrengungen zum Schutz des Unterwasser-Kulturerbes von Kotor. (Autor: Nikolaus Neumaier, ARD Wien) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 13.08.2023 Das Erste Weltspiegel-Doku: Waljagd auf den Färöer Inseln – Warum gibt’s das noch?
Folge 2873 (45 Min.)Wale und Delfine – fast überall auf der Welt begeistern sie uns. Sie gelten als intelligent, sozial und die Begegnung mit ihnen berührt diejenigen, die sie erleben dürfen. Aber es gibt auch Menschen in Europa, die Wale und Delfine töten. Beim sogenannten Grindadráp, der Wal-Treibjagd, werden auf den Färöer Inseln jedes Jahr Hunderte Grindwale und andere Delfine abgeschlachtet. Im September 2021 wurden an einem einzigen Tag mehr als 1400 Tiere getötet. „Als ich diese Bilder gesehen habe, war ich entsetzt“, sagt Christian Blenker, ARD-Korrespondent für Skandinavien. Auf den Färöer Inseln geht er auf die Suche nach den Walfängern und will wissen: Warum gehen Männer mit Messern und Harpunen noch heute ins Wasser und richten dieses Blutbad an? Bei der Grindwaljagd geht es nicht um eine kommerzielle Verwertung.
Die Jäger und ihre Familien teilen das Fleisch untereinander auf und essen es, obwohl vom Verzehr wegen des hohen Quecksilbergehaltes von den Behörden abgeraten wird. Zweimal reiste Christian Blenker gemeinsam mit Fernsehautor Matthias Sdun für diese Dokumentation auf die Färöer Inseln. Heute kennt er die Antwort auf seine Frage. Sie fällt anders aus, als er gedacht hatte. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 21.08.2023 Das Erste Folge 2874
45 Min.Dagestan: Putins Freunde – Die Teilrepublik gilt als besonders Putin freundlich. Ende Juni tauchte Russlands Präsident Putin hier völlig überraschend auf, es war sein erster Auftritt nach dem Wagner-Putsch. Hier wird er gefeiert. Auf der anderen Seite unterstützt Russland Dagestan mit Finanzspritzen. Für die knapp drei Millionen Menschen im Land ist das enorm wichtig. Offenbar verlangt Russland dafür eine Gegenleistung: Aktuell werden, so Menschenrechtsorganisationen, von hier aus die meisten Soldaten für den Ukraine-Krieg eingezogen.
Ukraine: Leben nach dem Dammbruch – Der riesige Kachowka Stausee, einer der größten Europas, war nicht nur wichtig für die Kühlung des Atomkraftwerks in Saporischja, sondern auch die zentrale Wasserquelle für fast 80 Städte und Dörfer im Süden der Ukraine. Nachdem das Hochwasser nun versiegt ist, haben mehr als eine Million Menschen nicht genug Trinkwasser und sind auf Hilfsorganisationen angewiesen. Ihre Brunnen sind durch Kolibakterien verseucht, die das wochenlange Hochwasser ins Grundwasser spülte. In einigen Dörfern wurden Minen angeschwemmt. Eine große Gefahr, vor allem für Kinder – jetzt wo das Wasser zurückgegangen ist.
Für den 63-jährigen Victor Proc ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. Werden seine Wände schnell genug austrocknen, und wird die Bezirksregierung ihm finanziell unter die Arme greifen können, damit er sein Haus vor Einbruch des Winters wieder instand setzen kann? Tagelang war sein kleines Dorf Afanasivka, östlich von Mykolaiv durch die Wassermassen des Kachowka Staudamms von der Umwelt abgeschnitten. Das gesamte Gemüse in seinem Garten wurde weggespült. Jetzt weiß der Selbstversorger nicht, wie er die hohen Preise auf dem Markt aufbringen soll. Überleben – drei Monate nach dem verheerenden Kachowka Dammbruch, in einem Land im Krieg.
England: Knallharter Asylkurs – Die britische Regierung hat einen Wohn-Kahn im Hafen von Portland festmachen lassen. Manche im Ort sagen, er innere an ein schwimmendes Gefängnis. Statt in normalen Unterkünften oder Hotels sollen hier künftig Asylsuchende untergebracht werden. Das sei eine starke Botschaft verkündete die Regierung. Immer härter geht sie mittlerweile gegen Flüchtlinge vor. Von einer Invasion spricht die Innenministerin, von Illegalen Premierminister Rishi Sunak. 45.000 Menschen kamen per Boot über den Ärmelkanal. Die Boote will Rishi Sunak stoppen. Mit einem neuen Gesetz sollen alle, die über das Wasser kommen, sofort abgeschoben werden.
Auch Kinder und Schwangere. Es ist faktisch die Abschaffung des Asylrechts. Andere sollen nach Ruanda ausgeflogen werden und dort Asyl beantragen. Ein Abkommen mit dem afrikanischen Land hat Großbritannien geschlossen. Die knallharte Politik hat einen Haken, rechtlich ist sie nicht einwandfrei. Statt nachzubessern, attackiert die Regierung jedoch lieber Anwälte, die sich für Flüchtlinge einsetzen, erklärt sie zu einer Art Staatsfeind und nimmt billigend in Kauf, dass diese nun bedroht werden.
Europa: EU und Asyl – Mehr als 176000 Menschen haben nach Angaben der Grenzschutzagentur Frontex bis Juli dieses Jahres versucht, unerlaubt in die EU einzureisen. Die Mehrheit kommt übers Mittelmeer. Die EU will das Asylsystem verschärfen. Nach Einschätzung von Migrationsforschern herrscht Ratlosigkeit bei den Politikern, es müsse gehandelt werden, um eine Lösung zu finden.
Arktis: Klimawandel am Ende der Welt – Tuktoyaktuk, am Arktischen Ozean – hier lebt Deva-Lynn Pokiak. Sie hat eine feste Stelle in einem internationalen Forscherteam bekommen, als einzige Inuit. Seit fast 20 Jahren kommen kanadische Permafrostforscher in den Ort, sammeln Daten. Und die Forscher sind froh, von der großen Erfahrung der Inuit vor Ort zu profitieren. Sie erforschen die Folgen des Klimawandels, Erosionen, und wie die Bewohner hier sich auf die neuen Lebensbedingungen besser einstellen können. Die arktische Region erwärmt sich viermal schneller als der Rest der Welt.
Niederlande: Das coole Altenheim – Was Joël Kruisselbrink aus seinem Kofferraum fischt, verrät nicht wirklich seinen Beruf. Irgendwas zwischen Basteln, Clown und Kindergeburtstag …? Klar ist: Damit verführt er die stursten Sesselhocker zur Bewegung. Seine Kundschaft weiß jedenfalls sofort Bescheid, wenn er anrollt. Und die lebt z.B. in einem Altenheim in Rotterdam. Mal baut er kurzerhand eine improvisierte Minigolfanlage im Frühstücksraum auf, mal lässt er Heimbewohnern Socken vom Bett aus in einen Schrank werfen. Bewegung ist alles, so das Motto des Bewegungsanimators, und gute Laune gibt’s obendrein. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 27.08.2023 Das Erste Folge 2875
45 Min.Ukraine: Die erschöpften Helfer:
Seit mehr als 18 Monaten tobt der Krieg gegen die Ukraine. Vor allem die Zivilschutz-Kräfte waren seitdem permanent im Einsatz. Inzwischen sind viele der Helfer erschöpft. Trotz internationaler Unterstützung fehlt es überall an Material. Auch ein deutscher Feuerwehrmann hilft mit, wenn russische Angriffe auf die Metropole Charkiw wieder einmal für zivile Schäden sorgen. Nils Thal hat ein Sabbatical genommen, muss aber demnächst wieder zurück nach Nürnberg. Der „Weltspiegel“ berichtet über die erschöpften Helfer in der Ukraine und ihre Hoffnungen. (Autorin: Birgit Virnich, ARD-Studio Kiew)
Griechenland: Gemeinsam gegen die Waldbrände:
Für den zuständigen EU-Kommissar steht fest: Die Brände, die seit Wochen in Griechenland wüten, sind die schlimmsten, die jemals in der EU registriert wurden. Mehr als ein Prozent der Fläche des Landes sollen zerstört sein. Allerdings sind weniger Menschen ums Leben gekommen als bei den großen Bränden im Jahr 2018, als über 100 Tote zu beklagen waren. Innerhalb der EU gibt es inzwischen die Einsicht, dass die immer größeren Feuer nur mit dem Einsatz von internationalen Teams bekämpft werden können. Und so sind auch in Griechenland derzeit zwei deutsche Löschflugzeuge im Einsatz. Wir berichten über die dramatische Situation in Griechenland und die gemeinsamen Anstrengungen der EU-Staaten bei den Löscharbeiten. (Autor: Rüdiger Kronthaler, ARD-Studio Rom)
Schweden: Brutale Banden – die Täter werden immer jünger:
Die Banden-Kriminalität in Schweden greift weiter um sich. Immer mehr – vor allem junge – Menschen werden Opfer von Gewalt durch die Kriege der Drogen-Gangs am Rande der Großstädte. Im vergangenen Jahr wurden 388 Gewalttaten offiziell erfasst, 61 Menschen kamen zu Tode. Und die Täter werden immer jünger, seit der sogenannte Strafrabatt für 18- bis 20-Jährige abgeschafft wurde. Die Banden, die ihr Geld mit Drogen verdienen, rekrutieren seitdem immer jüngere Täter, weil diese noch über das Jugendstrafrecht verurteilt werden. Geir Stakset aus dem Stockholmer Vorort Farsta weiß, wohin das führt: „Seit den jüngsten Schießereien gibt es viele, die ihre Kinder abends nicht rauslassen“, sagt der Fußball-Trainer.
Seinen jugendlichen Spielern will er sportliche Werte vermitteln, und er will ihnen einen geschützten Raum bieten, wo sie ohne Angst trainieren können. Dafür verlangt er, dass seine Spieler sich von Drogen und den Banden fernhalten. Wenn das nicht klappt, sind sie raus aus seinem Team. Bei der Bandenkriminalität belegt Schweden inzwischen einen der letzten Plätze in Europa, ähnlich schlimm ist es nur noch in Albanien, Serbien und Kroatien. Wir berichten über die Hintergründe. (Autor: Johannes Edelhoff, ARD-Studio Stockholm)
Indien: Fachkräfte bleiben zu Hause:
Der indische Unternehmer Srikanth Reddy verkauft Elektrofahrzeuge. Seine Firma hat sich in dem boomenden Markt etabliert. Studiert hat er in Spanien und Italien und er gehört zu denjenigen, die eigentlich auch den deutschen Fachkräftemangel beheben sollen. Aber er sieht seine Zukunft in seiner Heimat, auch wenn die Kluft zwischen den reichen Städten und der armen Landbevölkerung weiterhin groß ist. „Indien ist meine Zukunft“, sagt Srikanth Reddy, „ich muss nicht in die westlichen Industrieländer, unser Wirtschaftswunder zu Hause wird viel größer sein“. So wie der Unternehmer denken viele der gut ausgebildeten Akademiker, die noch vor einigen Jahren in den USA oder in Europa ihr Glück gesucht haben. Das neue Selbstverständnis Indiens als kommende Supermacht befeuert dieses Selbstbewusstsein. Die Zeiten, in denen deutsche Unternehmer auf die sogenannten „Computer-Inder“ hoffen konnten, sind vorbei. (Autor: Oliver Mayer, ARD-Studio Neu Delhi)
Cook-Inseln: Streit um Tiefsee-Bergbau:
Vor den Cook-Inseln im Pazifik liegt ein Schatz: Auf dem Meeresboden in 5.000 Meter Tiefe wurden große Nickel- und Kobalt-Vorkommen entdeckt. Die Metalle sind begehrt und versprechen ein Milliarden-Geschäft für die kleine Inselgruppe, die bisher fast ausschließlich vom Tourismus lebt, aber auch vom steigenden Meeresspiegel durch den Klimawandel bedroht ist. Erste Machbarkeitsstudien gehen davon aus, dass 20–30 Prozent der Kobalt-Vorkommen weltweit vor den Cook-Inseln liegen. „Wenn Covid uns eins gezeigt hat, dann das: Wir sind auf uns allein gestellt.
Niemand rettet uns. Deshalb: Ja, wir müssen diese Entscheidung treffen“, sagt Karla Eggelton von der Tourismus-Zentrale. Die Naturschützer auf den Cook-Inseln dagegen schlagen Alarm: „Unsere Vorfahren haben hier seit tausenden Jahren gelebt und verstanden, in Harmonie mit unseren Ressourcen zu leben. Und das stellen wir jetzt in Frage“, fürchtet der Meeresbiologe Teina Ronga. Ist der Tiefsee-Bergbau Fluch oder Segen? Der „Weltspiegel“ auf Spurensuche. (Autorin: Sandra Ratzow, ARD-Studio Singapur)
USA: Helikopter-Jagd auf Wildschweine:
Die frühen Siedler brachten Wildschweine aus Europa auf den nordamerikanischen Kontinent – seitdem verbreiten sich die großen Tiere ohne natürliche Feinde unkontrolliert. Sie sind zu einer Plage geworden. Jäger und staatliche Naturschutz-Behörden versuchen, ihre Zahl zu verringern – bisher ohne großen Erfolg. In Texas haben findige Unternehmer eine Geschäftsidee entwickelt: Für viel Geld können private Jäger aus Helikoptern Jagd auf die Wildschweine machen, solange das auf privaten Weiden passiert. In den USA, wo die Jagd als Volkssport gilt, finden sich viele zahlungskräftige Kunden für diese Form der Jagd. Die Wildschwein-Plage lässt sich aber auch dadurch nicht eindämmen. (Autorin: Kerstin Klein, ARD-Studio Washington)
Japan: Erdbeben-Schulung für Hochhausbewohner:
Vor 100 Jahren zerstörte das große Kanto-Erdbeben die japanische Hauptstadt. Inzwischen prägen Hochhäuser die Silhouette Tokios. Damit sich Bewohner und Arbeitnehmer in den erdbebengefährdeten Häusern im Fall der Fälle schnell und sicher retten können, bieten Sicherheitsfirmen Simulationen an, bei denen der Boden plötzlich wackelt, das Mobiliar durch die Räume fliegt und die Gefahr so sehr greifbar wird. Hilft dieses Krisentraining, wenn die Erde auf einmal wackelt? ARD-Ostasien-Korrespondent Ulrich Mendgen wagt den Selbstversuch. (Autor: Uli Mendgen, ARD-Studio Tokio) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 03.09.2023 Das Erste Folge 2876
45 Min.NORDDEUTSCHER RUNDFUNK Weltspiegel vom NDR im Ersten – Moderator Andreas Cichowicz Andreas Cichowicz moderiert den Weltspiegel vom NDR im Ersten. © NDR/Hendrik Lüders, honorarfrei – Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter NDR-Sendung und bei Nennung „Bild: NDR/Hendrik Lüders“ (S2). NDR Presse und Information/Fotoredaktion, Tel: 040/4156–2306 oder -2305, pressefoto@ndr.deBild: NDR/Hendrik Lüders / NDR Presse und InformationDeutsche TV-Premiere So. 10.09.2023 Das Erste Folge 2877
45 Min.Ute Brucker, Moderatorin der Sendung „Weltspiegel“.Bild: SWR/Patricia NeliganIran: Ein Jahr nach den Protesten:
Ein Jahr ist es her, dass der Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini landesweite Proteste im Iran auslöste. Das Regime ging brutal gegen die Demonstranten vor, hunderte Menschen kamen ums Leben, tausende in Haft. Eine Hinrichtungswelle stoppte dann die Proteste auf der Straße fast komplett. ARD-Korrespondentin Katharina Willinger konnte jetzt für den „Weltspiegel“ in den Iran reisen. Wo steht die Protestbewegung heute? Sie trifft zwei sehr unterschiedliche Frauen: Die eine saß im Gefängnis, weil sie protestierte. Sie hat das Kopftuch inzwischen ganz abgelegt. Die andere Frau trägt Tschador und unterstützt den Plan, die islamischen Keuschheits-Gesetze weiter zu verschärfen. (Autorin: Katharina Willinger / ARD Studio Istanbul)
Pakistan: Der Pink-Bus für Frauen:
Sie hatte immer Angst. Jeden Morgen an der Bushaltestelle auf dem Weg zur Arbeit, fürchtete sich Alishba Dar vor der Busfahrt. Denn für viele Frauen in Karatschi, der größten pakistanischen Stadt, bedeutet das, sie müssen mit sexueller Belästigung rechnen. Damit ist nun Schluss, nicht nur für Alishba. Jetzt gibt es die „pinken Busse“ und in die dürfen nur Frauen einsteigen. Der einzige Mann sitzt nur am Steuer. Und schon reißen sich die männlichen Fahrer um die Fahrten mit den 30 pinken Bussen. Warum? Weil die weiblichen Fahrgäste höflicher sind. (Autor: Oliver Mayer / ARD Studio Neu Delhi)
Bergkarabach: Eskalation oder Entspannung?:
Lange Lkw-Schlangen stauen sich am Eingang des Latschin-Korridors – der einzigen Verbindungsstraße zwischen Armenien und Bergkarabach. Die Region ist mehrheitlich von Armeniern bewohnt, aber liegt mitten im Nachbarstaat Aserbaidschan. Zwei Kriege gab es schon wegen des Gebiets. Seit Monaten blockiert Aserbaidschan nun die einzige Zugangsstraße aus Richtung Armenien, blockiert auch humanitäre Hilfe. Gleichzeitig sammelt Aserbaidschan Truppen entlang der Grenze, und Armenien hält Manöver mit US-Soldaten ab. Russland, Schutzmacht Armeniens in der Region, schaut zu. Unsere ARD-Korrespondentin Ina Ruck sprach mit Familien, die auseinandergerissen sind – und hörte überall die Sorge vor einem drohenden neuen Krieg. (Autorin: Ina Ruck / ARD Studio Moskau)
Polen: Pressefreiheit unter Druck:
Seit in Polen die national-konservative PiS vor acht Jahren die Regierung übernahm, hat sie die Pressefreiheit immer weiter eingeschränkt. Das nutzt die Regierungspartei gerade jetzt, vier Wochen vor der Wahl, um einseitig Stimmung für die Regierung zu machen und die Opposition zu diskreditierten. Kritische private Medien werden entweder mit Klagen überhäuft, um sie so lahm zu legen, oder sie werden auf andere Art eingeschüchtert. Der öffentliche Rundfunk, wie der Fernsehsender TVP, wurde zielstrebig zum Sprachrohr der PiS-Politik umgebaut. Auf der Rangliste der Pressefreiheit ist Polen von Platz 18 auf Platz 57 abgerutscht. (Autorin: Kristin Joachim / ARD Studio Warschau)
Kenia: Sturm auf die Maschinen:
„Unser größter Kampf ist der gegen das koloniale Unrecht“, sagt Joel K. Kinett, Stammesältester der Kipsigis in Kenia. Der 73-Jährige durchstöbert Archive, sammelt Unterlagen, führt einen stillen Kampf und hofft, den Landraub der britischen Kolonialherren belegen zu können. Seit Jahrzehnten haben große Konzerne das Ackerland gepachtet und lassen dort Tee anbauen. Neue, effektive Pflückmaschinen sollen den Gewinn weiter steigern, rauben aber den Teepflückern ihre Arbeit und ihr Einkommen. Kein eigenes Land und keinen Job, dagegen revoltieren sie jetzt, und dieser Kampf wird lauter. (Autorin: Caroline Imlau / ARD Studio Nairobi)
Japan: Die kinderfreundliche Stadt:
Immer weniger Babys! Landesweit schrumpfte in Japan die Einwohnerzahl innerhalb eines Jahres um den Rekordwert von 800.000 Menschen. Anders in der Stadt Akashi im Westen des Landes. Hier wächst die Bevölkerung stetig seit 10 Jahren. Warum? Das Geheimnis des Erfolgs ist eine konsequente Familienförderung: kostenloser Windel-Lieferservice, Gratis-Kindergärten, medizinische Versorgung und Spielplätze. Die Familienfreundlichkeit der Stadt Akashi und ihr Rundum-Sorglos-Paket lockt mittlerweile Eltern mit Kindern aus dem ganzen Land nach Akashi. (Autor: Ulrich Mendgen / ARD Studio Tokio)
Weltspiegel-Podcast in dieser Woche:
Iran: Wo steht die Protestbewegung? (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 17.09.2023 Das Erste Folge 2878
45 Min.* Armenien/Aserbaidschan – Bergkarabach: Kein Frieden für den Kaukasus
Aserbaidschans Präsident Aliyev hat in dem Konflikt um Bergkarabach den Sieg über die dortigen armenischen Separatisten erklärt. Jetzt sollen Gespräche über die „Wiedereingliederung“ Bergkarabachs in Aserbaidschan beginnen. Innerhalb von nur einem Tag habe man die „Anti-Terror-Maßnahmen“ gegen die dortigen Separatisten erfolgreich beendet und die Souveränität des Landes wiederhergestellt, sagte Aliyev in einer Rede. Armenien und Aserbaidschan streiten schon seit Sowjetzeiten um die Kaukasusregion. Diese wird international als Teil Aserbaidschans anerkannt, wurde aber seit dem Ende eines Separatistenkriegs 1994 von ethnischen Armeniern kontrolliert, die von der Regierung in Eriwan unterstützt werden.
Anfang der Woche war der Konflikt wieder eskaliert. Aserbaidschan bombardierte mit Artilleriegeschützen und Drohnen Stellungen der ethnisch-armenischen Kräfte in Bergkarabach, die nicht nur dramatisch in der Unterzahl, sondern auch durch eine monatelange Blockade der Region unterversorgt waren. Tausende Bewohner Bergkarabachs flüchteten in ein Lager der russischen Friedenstruppe, während andere auf dem Flughafen der Regionalhauptstadt Stepanakert auf eine Flugmöglichkeit hofften. Der Weltspiegel berichtet über die aktuelle Situation im Kaukasus.
* USA: Prothesen für ukrainische Kriegs-Opfer
Der Krieg gegen die Ukraine fordert weiterhin viele Opfer. Zivilisten und Soldaten verlieren bei den Angriffen Gliedmaßen, sind deswegen für den Rest ihres Lebens eingeschränkt. Einer von ihnen ist Ilia Mykhalchuk, der im Februar beide Arme verlor. Jetzt wird er in den USA behandelt. Hilfsorganisationen übernehmen die Kosten der Anreise und der Unterbringung. Die Behandlungen und die Prothesen zahlen ebenfalls private Unterstützer. Sie verstehen Unterstützung für die Ukraine nicht nur als Lieferung von Waffen und Munition.
* USA: Helikopter-Jagd auf Wildschweine
Die frühen Siedler brachten Wildschweine aus Europa auf den nordamerikanischen Kontinent – seitdem verbreiten sich die großen Tiere ohne natürliche Feinde unkontrolliert. Sie sind zu einer Plage geworden. Jäger und staatliche Naturschutz-Behörden versuchen, ihre Zahl zu verringern – bisher ohne großen Erfolg. In Texas haben findige Unternehmer eine Geschäftsidee entwickelt: Für viel Geld können private Jäger aus Helikoptern Jagd auf die Wildschweine machen, solange das auf privaten Weiden passiert. In den USA, wo die Jagd als Volkssport gilt, finden sich viele zahlungskräftige Kunden für diese Form der Jagd. Die Wildschwein-Plage lässt sich aber auch dadurch nicht eindämmen.
* Schweden: Brutale Banden – die Täter werden immer jünger
Die Banden-Kriminalität in Schweden greift weiter um sich. Immer mehr – vor allem junge – Menschen werden Opfer von Gewalt durch die Kriege der Drogen-Gangs am Rande der Großstädte. Im vergangenen Jahr wurden 388 Gewalttaten offiziell erfasst, 61 Menschen kamen zu Tode. Und die Täter werden immer jünger, seit der sogenannte Strafrabatt für 18 – 20-Jährige abgeschafft wurde. Die Banden, die ihr Geld mit Drogen verdienen, rekrutieren seitdem immer jüngere Täter, weil die noch über das Jugendstrafrecht verurteilt werden. Geir Stakset aus dem Stockholmer Vorort Farsta weiß, wohin das führt: „Seit den jüngsten Schießereien gibt es viele, die ihre Kinder abends nicht rauslassen“, sagt der Fußball-Trainer.
Seinen jugendlichen Spielern will er sportliche Werte vermitteln und er will ihnen einen geschützten Raum bieten, wo sie ohne Angst trainieren können. Dafür verlangt er, dass seine Spieler sich von Drogen und den Banden fernhalten. Wenn das nicht klappt, sind sie raus aus seinem Team. Bei der Bandenkriminalität belegt Schweden inzwischen einen der vordersten Plätze in Europa, ähnlich schlimm ist es nur noch in Albanien, Serbien und Kroatien. Wir berichten über die Hintergründe.
* Italien: Baby-Bosse – die neuen Helden der Mafia (Text: tagesschau24)Deutsche TV-Premiere So. 24.09.2023 Das Erste Weltspiegel-Doku: Frankreich: Wein in Gefahr?
Folge 2879 (45 Min.)Dürre, Hitze, Feuer – auch in Frankreich wird das Wetter immer extremer. In bestimmten Regionen hat es seit eineinhalb Jahren quasi gar nicht geregnet. Für die Pflanzen bedeutet das Stress, die Böden trocknen immer weiter aus, Flüsse und Seen haben sich bis heute nicht erholt. Dort bangen Winzer um ihre Zukunft. Der Klimawandel – er bedroht den französischen Weinanbau: Winzerinnen und Winzer haben mit großen Ernteausfällen zu kämpfen. Viele Sorten kommen mit den sich verändernden Bedingungen einfach nicht mehr klar.
Der 30-jährige Jungwinzer Jean Henric hat vor vier Jahren die Weinberge seines Vaters bei Perpignan übernommen. Auch wenn er seinen Job liebt, ist von der anfänglichen Begeisterung nur noch wenig zu spüren. Für Jean geht es um seine wirtschaftliche Existenz. Durch die Trockenheit sterben die Rebstöcke auf einigen Parzellen einfach ab. Er steht vor einer schwierigen Entscheidung: Die Reben haben nicht genug Energie, um zu überleben und gleichzeitig reife Trauben zu produzieren. Muss er die Ernte dieses Jahres also opfern? ‚Das ist ein riesiger wirtschaftlicher Verlust, ich stecke in einem Teufelskreis‘, sagt er.
Für Nicolas Mirouze ist weniger mehr. Er hat seine Anbaufläche deutlich reduziert und sich für biodynamische Landwirtschaft entschieden. Ressourcen zu schonen ist sein oberstes Ziel, Bewässerung ist für ihn tabu. ‚Wir haben einfach nicht genug Wasser‘, sagt er. Gleichzeitig muss er mit großem Aufwand seine Trauben vor Wildschweinen schützen, die wegen der Trockenheit nichts zu trinken finden und sich dann über die süßen Früchte hermachen.
Vincent Pugibet gilt als Revolutionär im Weinberg. Er hat bereits mit neu-gezüchteten Rebsorten experimentiert, als sie noch nicht zugelassen waren. Auf seinen Parzellen wachsen nun bereits im größeren Stil Sorten, die gegenüber extremeren Bedingungen resistenter sind. Sein Ansatz ist, sich auch mit technischen Mitteln zu wappnen. Viele seiner Weinfelder hat er mit Bewässerungsanlagen ausgestattet: „Bewässerung war lange ein Tabu in Frankreich.
Heutzutage ist Weinbau in meinen Augen anders gar nicht mehr möglich.“ Immer mehr Winzer stehen vor der Frage: aufgeben oder bewässern? Und das in Zeiten, in denen die Wasserreserven ohnehin immer knapper werden. Wer soll also wieviel Wasser bekommen? Und: Wie kann der französische Wein überleben? Auch Forscher in Laboren arbeiten an Lösungen, denn es steht viel auf dem Spiel. Wein ist in Frankreich nicht nur Kulturgut, sondern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Rund 500.000 Arbeitsplätze hängen an der Weinwirtschaft und allein im letzten Jahr wurden 12 Milliarden Euro Exportüberschuss mit dem Verkauf von Wein erzielt.
ARD-Frankreich-Korrespondentin Friederike Hofmann bereist das Land und erlebt, wie die Trockenheit Südfrankreich verändert, wie bei so manchem Winzer einfach kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt, Flammen ganze Landstriche bedrohen – und Existenzen auf dem Spiel stehen. Sie begleitet die Suche nach Lösungen, bei den Winzern vor Ort und in einem Labor, in dem an neuen Sorten geforscht wird – damit der französische Wein eine Zukunft hat. (Text: tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Mo. 25.09.2023 Das Erste Deutsche Streaming-Premiere Fr. 22.09.2023 ARD Mediathek Folge 2880
45 Min.Kolumbiens Kindersoldaten:
„Guardia Wächtergruppe“, ruft Kevin. „Zusammen sind wir stark“, antworten ihm zwei Dutzend Kinder. Wir sind im Norden des Cauca – einer der konfliktreichsten Regionen Kolumbien. Kinder des indigenen Nasa-Volkes werden hier von Milizen für den bewaffneten Konflikt rekrutiert. 2016 schlossen Regierung und FARC-Guerilla zwar einen Friedensvertrag, doch die Gewalt im Cauca explodiert derzeit. Es kämpfen: FARC-Splittergruppen, Drogenbanden und Paramilitärs. Es geht um Schmuggelrouten und Koka-Plantagen.
Die indigenen Gemeinden und ihre Kinder sind besonders verletzlich, weil sie in Armut leben und es für Jugendliche wenig Perspektiven gibt. Deshalb ködern die bewaffneten Banden die Kinder mit Geld und falschen Versprechungen. Aber die indigenen Nasa wehren sich zunehmend. Sie geben den Jugendlichen Rückhalt in einer eigenen Wächtergruppe: Zusammenhalt statt Waffen – das ist das Ziel. Doch der Koka-Anbau dreht die Gewaltspirale in der Region weiter. (Autorin: Marie-Kristin Boese, ARD Mexiko-Stadt)
Israel: Verfolgte Christen in Jerusalem:
Für sie ist alles Nichtjüdische eine Schande und es soll weg, klagt der Jerusalemer Benediktinermönch Abt Nikodemus. Fast täglich wird er von radikalen Juden beleidigt und bespuckt. Es sind zumeist nationalistische jüdische Siedler, die nach einem rein jüdischen Jerusalem streben. Geduldet von der nationalistisch-religiösen Regierungskoalition Netanyahu, geraten die nur noch wenigen Christen Jerusalems immer stärker unter Druck: Friedhöfe würden zerstört und gleichzeitig versuche die israelische Regierung Zugriff auf christliche Besitztümer zu bekommen, kritisiert auch der Propst der evangelischen Kirche Deutschlands in Jerusalem. (Autor: Bernhard Niebrügge, ARD Tel Aviv)
Italien: Waldbrände – auf Spurensuche in Kalabrien:
Die Ursache von Waldbränden ist fast immer der Mensch, und nicht der Blitzschlag oder eine reflektierende Glasscherbe. Aber wie entfachen Menschen Feuer und warum? Ein Großteil der Brände bleibt zwar unaufgeklärt, aber seit diesem Jahr versucht die Polizei mit Hilfe von Drohnen den Brandstiftern auf die Schliche zu kommen: mit Erfolg. Die Ermittlungen zeigen, dass oft Bauern ihre Felder oder Unkraut auf Böschungen anzünden, weil es früher so Tradition war. Die Polizei hat aber auch klar kriminelle Absichten ermitteln können: Brandstifter versuchen Bauland zu gewinnen. Zwar dürfen Brandgebiete zehn Jahre lang nicht bebaut werden, aber das wird oft nicht beachtet. Eine „Regie“ der Mafia im Hintergrund wird dabei vermutet, denn die ’Ndrangheta kontrolliert weite Landstriche Kalabriens. (Autor: Rüdiger Kronthaler, ARD Rom)
Argentinien: Angst vor der EU:
Die Europäische Union will mit den MERCOSUR-Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay das größte Freihandelsabkommen der Welt abschließen: ein Wirtschaftsraum mit 780 Millionen Menschen. Doch im Gran Chaco Argentiniens, dem zweitgrößten Waldgebiet Südamerikas, haben viele Bewohner große Sorgen: Schon jetzt ist die Abholzung für mehr Weideland für Rinder massiv. Wenn die Zölle sinken und die Exporte nach Europa steigen, so fürchten viele, werde die Abholzung sicher steigen. Und die Indigenen haben Angst immer weiter aus dem Gran Chaco verdrängt zu werden. (Autorin: Xenia Böttcher, ARD Rio de Janeiro)
Albanien: Autos oder Umweltschutz?:
Albanien ist Autoland. Besonders hoch im Kurs bei den Albanern: Modelle deutscher Hersteller, viele mit einem Stern als Markenzeichen und oft schon ziemlich lang im Einsatz. Kilometerstände von 200.000 und mehr sind keine Seltenheit. Wegen der Umwelt, geltender Normen und TÜV-Vorgaben machen sich die Besitzer der alten Autos keine Sorgen. Für sie sind die Fahrzeuge wegen ihrer Langlebigkeit besonders nachhaltig. Der Bauer Bari Arizi wohnt auf dem Land und nutzt den alten Mercedes für die Feldarbeit. Trotz 350.000 Kilometern auf dem Tacho fährt der Wagen immer noch zuverlässig. Die Autodichte im Land ist hoch und Luftverschmutzung ein Riesen-Problem. (Autor: Nikolaus Neumaier, ARD Wien)
Frankreich: Total autark:
Mouans-Sartoux ist ein 10.000-Einwohner-Ort in der Provence. Hier dreht sich alles um Nachhaltigkeit: Eine eigene Stromversorgung, nur regionale Produkte auf den Märkten und ausschließlich lokale Biogerichte in den Schulkantinen – dafür ist die kleine Stadt sogar ausgezeichnet worden, denn ansonsten ist die gesamte Region zu über 90 Prozent von Importen abhängig. Mouans-Sartoux zeigt mit seinem tatkräftigen Bürgermeister und den selbst- und klimabewussten Einwohnern, dass es auch anders geht. (Autorin: Sabine Rau, ARD Paris) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 01.10.2023 Das Erste
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