2018/2019, Folge 28–46

  • Folge 28
    Sommer, Sonne und ein Steak vom Grill: Was wie ein harmloses Freizeitvergnügen klingt, hinterlässt einen ordentlichen CO2-Fußabdruck. Doch niemand muss sich den Spaß deshalb verderben lassen. Nackensteak und Nachhaltigkeit zu vereinen, ist möglich. Man muss nur beim Grill, bei der Kohle und beim Fleisch aufmerksamer einkaufen. Auch vegetarische Alternativen gibt es, die gut sind für Geschmack und Klima. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Grill, der in die Aktentasche passt und wiederverwendbar ist? Die beiden begeisterten Griller Alexander Bresk und Hermann Fliegel haben genau so einen erfunden.
    Sie hatten genug vom Aluminiumgrill, der nach einem Abend auf dem Müll landet. Was bei Grillwurst und Bier als Idee entstand, geht jetzt in Serie. Auch in Sachen Kohle kann der umweltbewusste Griller jede Menge tun, zum Beispiel zu Briketts aus Olivenkernen greifen. Die brennen hervorragend und sparen jede Menge CO2. Entstanden ist die Idee in der Olivenregion Kalamata in Griechenland. Klimis Klimentidis suchte nach einem günstigen Brennstoff für seine Kalkbrennerei und stieß dabei auf die Olivenreste in der Nachbarschaft. Durch Zufall wurde ein deutscher Nachbar auf die Oliven-Kohle aufmerksam und organisiert seither den Import nach Deutschland.
    Wer sich in Sachen Würstchen nicht auf den Metzger verlassen will, der kann noch einen Schritt weitergehen. Die Initiative „Besserfleisch“ bietet Würstchen-Workshops an. Hier machen Grillfans Bio-Köstlichkeiten unter Anleitung selbst. Das verändert für manche die Sichtweise auf das Lebensmittel Fleisch und führt vielleicht zur Erkenntnis: Weniger Fleisch ist besser. Kein Problem, denn egal, ob Gemüse, Grillkäse, Fisch oder Fleisch: Auf dem Grill schmeckt alles gut. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.07.2018ZDF
  • Folge 29
    Die Notaufnahmen deutscher Krankenhäuser kollabieren. Immer mehr Patienten verstopfen die Wartezimmer. Viele sind kein wirklicher Notfall. Doch sie bringen Ärzte und Pfleger an ihre Grenzen. Jeder Zweite kommt mit einer Bagatelle in die Notaufnahme – oder ruft gar den Rettungswagen nach Hause. Dabei könnte eine Schürfwunde genauso gut in einer Arztpraxis behandelt werden. So sind es inzwischen die Kliniken, die Erste Hilfe brauchen. Wie könnte die aussehen? Um die überfüllte Notaufnahme zu entlasten, testet die Klinik in Frankfurt-Höchst seit Oktober 2017 eine zentrale Anmeldung für alle Patienten. Hier wird gefiltert: Leichte Fälle werden in nahe gelegene Praxen oder zum Ärztlichen Bereitschaftsdienst geschickt.
    Als einzige Klinik in Deutschland bietet Frankfurt-Höchst somit rund um die Uhr eine Alternative zur Notaufnahme. Die verzeichnet jetzt 30 Prozent weniger Patienten – eine spürbare Arbeitserleichterung. „Sie behindern nun unsere Abläufe in der Notaufnahme nicht mehr so sehr“, sagt Chefarzt Dr. Peter-Friedrich Petersen, „und erlauben es uns, dass wir uns auf die tatsächlichen Notfälle konzentrieren können.“ Frankfurt-Höchst ist eine Ausnahme. Die Zahl der Patienten in deutschen Notaufnahmen ist in wenigen Jahren um fast zehn Prozent gestiegen.
    Das bringt Dr. Gabriele Groth, Leiterin der Notaufnahme in der Hamburger Asklepios-Klinik, in Nöte: „Wir sind verpflichtet, jeden Patienten zu behandeln. Das führt zu einem immensen Aufwand und hohen Kosten für uns.“ Am St. James’s Hospital in der irischen Hauptstadt Dublin mussten Patienten früher bis zu 14 Stunden warten. Seit Mitte der 90er Jahre hat sich die Lage entspannt – dank der Krankenschwester Valerie Small. Sie gewann die Ärzte und ihre Krankenhausleitung für ein Experiment, das viele Kliniken in Irland inzwischen übernommen haben, und das auch europaweit Nachahmer findet: das sogenannte ANP-System.
    Advanced Nurse Practioners sind besonders ausgebildete Pflegekräfte, die Patienten mit leichteren Diagnosen wie Brüchen oder Infektionen selbstständig behandeln und auch Medikamente verschreiben dürfen. „In all den Jahren“, sagt Valerie Small, „hat es keinen einzigen Patienten gegeben, der sich statt von mir durch einen Arzt behandeln lassen wollte.“ So halten die „ANPs“ den Notärzten den Rücken frei, damit die sich um die schweren Fälle kümmern können. Auch die Patienten profitieren: Die Wartezeit hat sich drastisch reduziert. Ein Modell auch für Kliniken in Deutschland? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.07.2018ZDF
  • Folge 30
    Alkohol, Drogen, Medikamente – Suchterkrankungen zählen zu den häufigsten psychischen Krankheiten. Therapien sind aufwendig und langwierig. Trotzdem sind Rückfälle eher Regel als Ausnahme. „plan b“ begleitet Menschen, die Wege aus der Sucht gefunden haben, und Projekte, die zeigen, wie Prävention gelingt. Der Fleckenbühler Hof im nordhessischen Cölbe ist mehr als ein Bauernhof: Jeder Einzelne, der hier lebt und arbeitet, hat eine Suchtkarriere hinter sich und ist bereit, anderen den Weg aus der Sucht zu zeigen.
    Verbunden ist das für alle mit strikten Regeln und viel harter Arbeit. Wer das bei den „Fleckenbühlern“ versuchen will, wird aufgenommen – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Denn die Sucht zu überwinden, lernt man am besten von denen, die es selbst geschafft haben. Dominik Forster war drogenabhängig, Dealer und landete im Knast. Heute holt er sich seinen Kick beim Klettern. Mit anderen ehemaligen Suchtkranken gründete Forster den „Mountain Activity Club“. Inzwischen klettern hier Menschen mit und ohne Drogenvergangenheit gemeinsam: Echte Gefühle und echte Erlebnisse ersetzen den Drogenrausch.
    Dominik Forster hat seine Erfahrungen in Büchern verarbeitet. Und: Er will, dass andere von seinen Fehlern profitieren. An Schulen und in Suchteinrichtungen macht er Suchtprävention zum Event. Jugendliche in Island haben gute Chancen, nie in einer Abhängigkeit zu landen. Ob Tabak, Alkohol oder illegale Drogen – nirgends in Europa konsumieren Jugendliche weniger Suchtmittel als in Island. Vor 20 Jahren sah das noch ganz anders aus: Die isländische Jugend war das Sorgenkind Europas.
    Den Wandel brachte das Programm „Youth in Iceland“ mit einer Mischung aus staatlich geförderten Freizeitprogrammen und strengen Maßnahmen. Heute gilt das Land als Vorbild für Europa, das isländische Präventionsmodell wird weltweit kopiert. Etwa im spanischen Tarragona, wo man von den Erfolgen der Isländer lernen möchte. „Das isländische Modell ist wirklich wie ein magischer Schlüssel“, ist sich Patricia Ros, Präventionsexpertin aus Tarragona, sicher. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.08.2018ZDF
    ursprünglich für den 21.07.2018 angekündigt
  • Folge 31
    Die Weltbevölkerung wächst. Schon heute sind die Böden oft ausgelaugt und bringen weniger Ertrag. Dünger und Pestizide haben die Ernten bisher stabilisiert. Wie lange geht das noch gut? „plan b“ zeigt, wie man mit Äckern und Pflanzen anders umgehen kann und trotzdem genug erntet: mithilfe dauerhafter und nachhaltiger Landwirtschaft, der Permakultur. Die orientiert sich an den Kreisläufen der Natur und versucht, ein geschlossenes Ökosystem nachzustellen. Zwei, die dieses Prinzip in die Tat umsetzen, sind der Frankfurter Sternekoch Ricky Saward und der Gärtner David Schäfer. Auf nur drei Hektar baut David Schäfer unterschiedliche Gemüse, Kräuter, Obstsorten und Pilze an – 150 bis 200 verschiedene Arten gedeihen dort bunt durchmischt.
    Das ermöglicht einen nachhaltigen Umgang mit dem Boden. Alle Lebensmittel, die Ricky Saward in seinem michelinsterngekrönten vegetarischen Restaurant verwendet, stammen aus David Schäfers Garten. Noch einen Schritt weiter geht die südfranzösische Stadt Albi: Sie will ihre knapp 50 000 Bewohner nur noch mit Lebensmitteln aus der Region versorgen. Möglich werden soll diese Vision durch die Permakultur. Dazu vergibt die Stadt Land an Menschen, die einen Permakultur-Garten anlegen wollen. Pflanzen, Säen und Ernten erfolgt dabei ausschließlich in Handarbeit.
    Auf Chemikalien, Dünger oder Pestizide wird komplett verzichtet. Monokulturen gibt es nicht. „plan b“ trifft Jean-Michel Bouat, im Bürgeramt zuständig für urbane Landwirtschaft, auf seinem Rundgang durch die Stadt und schaut, wie weit der Traum schon Realität geworden ist. Auch in Belgien hat die Idee der Kreislaufwirtschaft überzeugte Anhänger: Bereits vor 40 Jahren haben Gilbert und Josine Cardon ihren Hinterhof-Garten so angelegt. Auf 1800 Quadratmetern wachsen 2000 Bäume und etliche Obst- und Gemüsesorten. Einmal die Woche öffnet das Ehepaar die Pforten ihres Anwesens für Interessierte: Die beiden 80-Jährigen wollen möglichst viele Menschen für die Permakultur begeistern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.08.2018ZDF
  • Folge 32
    Bis zu 75 Prozent der Insekten in Deutschland sind bereits verschwunden. Ein stilles Sterben, mit schwerwiegenden Folgen. Zwei Drittel der hundert wichtigsten Nutzpflanzen brauchen die Bestäubung durch Insekten. Neue Lebensräume und Nahrungsangebote müssen her: in Stadt, Land und privaten Gärten. „plan b“ stellt Ideen vor, mit denen das gelingen soll. Das Überlebensrezept für Bienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen: mehr einheimische Wildpflanzen für öffentliche und private Gärten, Blumen für Kornfelder und weniger Pestizide.
    Ohne Insekten gäbe es weder Gurken noch Erdbeeren, Äpfel oder Kürbisse. Ihre Bestäubungsleistung ist weltweit jedes Jahr mehrere Hundert Milliarden Euro wert. Umso dramatischer ist der Insektenschwund, mit dem wir konfrontiert sind. Die wesentlichen Gründe: Monokulturen, Überdüngung und Pestizid-Einsatz in der Landwirtschaft. Aber auch in den Städten und privaten Gärten finden Insekten immer weniger Nahrung und Lebensraum. Denn die meisten Gärten und Parks in Deutschland sind vor allem grün und pflegeleicht. Aus der Sicht von Insekten sind diese Flächen trostlos und lebensfeindlich.
    Die Vereinigte Bonner Wohnungsbau AG Vebowag will das ändern. 300 Quadratmeter „Grünfläche“ zwischen den Wohnblocks werden zu einem blühenden Insektenparadies umgewandelt. Das klingt zunächst wenig, doch wenn man sich vorstellt, dass alle deutschen Freizeitgärten zusammen so groß sind wie die deutschen Naturschutzgebiete, dann wird das Potenzial deutlich. Gefördert wird das Projekt vom Bundesamt für Naturschutz. 19 000 Euro steuert die Wohnungsgesellschaft als Eigenleistung bei.
    Auch die Mieter sollen sich beteiligen, damit das neue Naturparadies als Gemeinschaftspark wahrgenommen und entsprechend gepflegt wird. In der Landwirtschaft heißt das Zauberwort der Reformer: „Ökologische Intensivierung“. Der Engländer Marek Nowakowski ist einer ihrer Vorreiter. Seit 15 Jahren trainiert der Agronom aus dem Landkreis Oxford Bauern im sogenannten Wildlife Farming. Sein Konzept: die weniger ergiebigen Ränder der bewirtschafteten Felder aus der Produktion herauszunehmen und stattdessen gezielt mit Gräsern, Wildkräutern und Blumen zu bepflanzen.
    Diese kleinen Flächen reichen aus, um die Zahl der Bienen, Hummeln und Käfer messbar zu erhöhen. Die wissenschaftliche Auswertung ergab: Bis zu acht Prozent der Anbaufläche können umgewandelt werden, ohne dass die Bauern auf Erträge verzichten müssen. Nowakowskis Fazit: „Es ist möglich, einen modernen Hof erfolgreich zu bewirtschaften und gleichzeitig etwas für den Naturschutz zu tun.“ In Frankreich versucht das Netzwerk DEPHY, eine Vereinigung von 3000 konventionell wirtschaftenden Bauernhöfen, den Einsatz von Pestiziden zu minimieren.
    Die Bauern pflanzen unter anderem ein breiteres Spektrum von Kulturpflanzen, arbeiten mit Fruchtfolgen und bekämpfen Unkraut mechanisch. Dabei werden sie von Biologen und Agro-Wissenschaftlern wie Florent Banctel beraten. Er hilft Weinbauern im Loire-Gebiet dabei, weniger Gift einzusetzen. Die Erfolge sind beachtlich: Bei 59 Prozent der Betriebe konnte der Einsatz von Pestiziden um 42 Prozent reduziert werden, ohne dass es Abstriche im Ertrag gab. Im Gesamtdurchschnitt sank der Einsatz von Pestiziden immerhin um 30 Prozent. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.08.2018ZDF
  • Folge 33
    Jeder Schüler sollte dieselbe Chance auf beste Bildung haben und damit einen guten Start in den Beruf. Doch mehr als jede Leistung zählt oft die soziale Herkunft. In Estland hat die Chancengleichheit in der Bildung einen so hohen Stellenwert wie sonst nirgendwo in Europa. Aber auch in Deutschland setzen sich einzelne Schulen und Organisationen dafür ein, dass jeder Schüler, egal, wo er herkommt, bestmöglich gefördert wird. Celil ist 16 Jahre und Hauptschüler. Er hat seit ein paar Wochen einen „Mentor“, den Studenten Joshua. Unter normalen Umständen hätten sich die beiden vermutlich nie kennen gelernt.
    Jetzt hilft Joshua ihm beim Training für die Aufnahmeprüfung bei der Polizei. Zusammengebracht hat die beiden die Organisation „Rock Your Life“. Mit dieser Idee, ehrenamtliche Studenten als Mentoren einzusetzen, haben schon fast 6000 Hauptschüler bessere Chancen auf dem Weg ins Berufsleben bekommen. Europas Spitzenreiter in der Bildungsgerechtigkeit, Estland, setzt auf ein umfassendes Konzept. Schulessen, Schulbücher und öffentlicher Nahverkehr sind hier für jeden Schüler kostenlos. Und der Zugang zu Zukunftstechnologien bleibt nicht denen überlassen, die es sich leisten können: Smartboards und 3D-Drucker nutzen hier alle.
    Kaarel Rundu ist Direktor des deutschen Gymnasiums in Tallinn. Er kennt die Unterschiede des deutschen und estnischen Schulsystems: „In Estland wird in Zusatzpersonal, individuelle Förderung und Zukunftstechnologie investiert. Die Eltern müssen nichts zusätzlich organisieren, wie den Zugang zu Logopäden, Psychologen, Sprach-Nachhilfe oder das Erlernen eines Musikinstruments. Unabhängig von ihrer Herkunft haben so alle Schüler die gleichen Möglichkeiten.“ Die berufsbildende Elisabeth-Selbert Schule in Hameln wurde vergangenes Jahr zur „besten Schule Deutschlands“ gekürt.
    Hier ist die oberste Devise, jeden Schüler individuell zu fördern. Gisela Grimme ist seit 23 Jahren Direktorin an der Schule. Ihr Leitsatz ist: „Bei uns wird kein Schüler fallen gelassen. Jeder bekommt nicht nur eine zweite Chance, sondern auch eine dritte und, wenn es sein muss, eine vierte.“ Die Schule wird von Schülern aus 34 Nationen besucht. Eine große Durchlässigkeit zwischen den Schulformen macht mehr als an anderen Schulen unterschiedliche Abschlüsse möglich. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.09.2018ZDF
  • Folge 34
    1,7 Millionen Menschen leiden in Deutschland an Demenz. Vieles schaffen sie nicht mehr alleine, wollen aber so lange wie möglich am normalen Leben teilnehmen. Wie kann das gelingen? Schon jetzt ist jeder zehnte Mensch über 65 Jahren betroffen. 2050 werden es fast doppelt so viele sein, schätzen Experten. Und die brauchen Hilfe im Alltag. Einige Kommunen machen vor, wie wir Demenzkranken ein Leben mitten in der Gesellschaft ermöglichen können. Das baden-württembergische Ostfildern zum Beispiel. Hier ist das Thema Demenz schon lange kein Tabu mehr.
    So kann die 81-jährige Felicitas Warth weiter auf dem Markt einkaufen gehen, trotz ihrer Krankheit. Die Händler wissen, wie sie mit demenzkranken Menschen umgehen können – wenn diese statt der üblichen 20 Eier einmal 30 bestellen oder Felicitas Warth heute das Wort für Birnen nicht einfallen will. „Sie brauchen dann einfach ein bisschen länger, und die Zeit muss man sich nehmen“, sagt Obsthändlerin Bärbel Bader. Ostfildern bezieht demenziell erkrankte Menschen bewusst in das Stadtleben ein. Elf bürgerschaftliche Projekte bietet die Kommune an: von der Stadt und den Pflegekassen finanziert, von engagierten Bürgern umgesetzt, wie etwa das Mal-Atelier, Sportstunden, Besuchsdienste, Handwerkshilfen oder Tages-Betreuungsdienste.
    Teilhabe und Normalität, das wünschen sich die meisten Betroffenen. Im bayerischen Maria-Martha-Stift leben die Bewohner den Alltag, den sie ein Leben lang gewohnt sind, ob mit Haushalt, Fahrradfahren oder spontanen Ausflügen an den nahe gelegenen Bodensee. So kommen auch die Pflegekräfte ab und an in den Genuss leichterer Momente. Eine Win-win-Situation: Die Mitarbeiter melden sich hier seltener krank als in anderen Pflegeheimen, und die Senioren bleiben länger fit.
    „Natürlich ist es nicht schön, eine Demenz zu haben“, sagt Sonja Köpf von der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft, „aber das Leben ist damit nicht zu Ende. Demenz ist heute noch immer ein Schreckensgespenst für viele. Und wir möchten, dass auch deutlich wird: Auch wenn der Kopf nicht mehr so funktioniert, wie wir das vielleicht gewohnt sind, das Leben ist dennoch lebenswert.“ So kann die letzte Zeit des Lebens bei Demenz aussehen. Eben eine Frage der Würde. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.09.2018ZDF
  • Folge 35
    Das Haus von morgen Wie Bauen revolutioniert wird Häuser aus Holz, Lehm oder sogar aus Abfall – könnte das die Zukunft sein? Copyright: SRF/​ZDF
    Bauen mit Steinen oder Beton verschlingt Ressourcen, belastet die Umwelt und unsere Gesundheit. Doch es gibt Alternativen: Häuser aus Holz, Lehm oder sogar aus Müll. Zwei Deutsche errichten Hochhäuser aus Holz, in Paris entsteht ein ganzes Stadtviertel in Lehmbauweise und in Rotterdam ein Bürogebäude aus Recyclingmaterialien. „plan b“ begleitet Visionäre und zeigt, wie nachhaltiges Bauen möglich ist. Der Bausektor gehört weltweit zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftssektoren. Der Sand für die Zementherstellung wird knapp und immer teurer. Dazu kommt der hohe CO2-Ausstoß für Transport und Produktion von Beton. Ein Großteil der hochwertigen Baustoffe landet irgendwann auf der Sondermülldeponie – allein in der EU rund drei Milliarden Tonnen pro Jahr.
    Wiederverwertet oder recycelt wird kaum. Der österreichische Bauunternehmer Martin Rauch will deshalb auf Beton ganz verzichten. Seit 35 Jahren experimentiert er mit Lehm, einem traditionellen Baustoff, mit dem in vielen ärmeren Ländern der Welt noch heute Häuser errichtet werden. Nicht nur sein eigenes Haus baute er nach der sogenannten Stampflehmmethode, sondern auch schon Wohnhäuser für seine Geschwister und Gewerbegebäude für Unternehmen. Jetzt möchte er dabei mithelfen, wenn in Paris ein neues Wohngebiet aus Lehm entsteht. Die Berliner Architekten Tom Kaden und Markus Lager bauen Häuser aus Holz, einem nachwachsenden Rohstoff, der dazu auch noch CO2 bindet.
    Baurechtlichen Hindernissen zum Trotz errichten sie in Heilbronn gerade Deutschlands erstes zehngeschossiges Holzhochhaus, das dazu auch noch fast vollständig zu recyclen wäre. In einem ehemaligen Erlebnisschwimmbad denkt der holländische Architekt Floris Schiferli darüber nach, wie man alte Stahlträger, Fenster oder Holzverschalungen wiederverwenden kann. Seiner Meinung nach dürfen Häuser keine Einwegprodukte bleiben. Beweisen will er seine Vision mitten in Rotterdam: Aus den Materialien eines abgerissenen Hauses entsteht dort gerade ein neues Gebäude. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.09.2018ZDF
  • Folge 36
    Menschen mit Behinderung sind mehr als doppelt so häufig arbeitslos wie Menschen ohne Behinderung. Dabei müsste das gar nicht sein. Viele sind gut ausgebildet und möchten sich auf dem ersten Arbeitsmarkt, unter ganz normalen Bedingungen, beweisen. Und manche können Dinge, die sonst niemand kann. „plan b“ zeigt Menschen mit besonderen Fähigkeiten und Unternehmen, in denen die Inklusion bereits gelingt. Die Berlinerin Steffi Gedenk ist von Geburt an fast blind. Dafür sind all ihre anderen Sinne extrem gut ausgeprägt, besonders ihr Tastsinn. Dem verdankt sie sogar ihren Beruf. Die 38-Jährige arbeitet als Medizinisch-Taktile Untersucherin in der Brustkrebsfrüherkennung und kann so helfen, Leben zu retten.
    Mittlerweile bildet sie andere blinde Frauen in dieser speziellen Untersuchungstechnik aus. Auch die Firma Auticon stellt Mitarbeiter wegen ihrer besonderen Fähigkeiten ein. Bei dem IT-Beratungsunternehmen arbeiten Asperger-Autisten. Sie erkennen Details und Muster, wo andere nur Wirrwarr sehen, etwa in Programmiercodes. Ist in den langen Datenkolonnen nur ein Zeichen falsch gesetzt, sticht der Fehler für Auticon-Mitarbeiter Martin Neumann heraus wie ein „roter Fleck auf einer weißen Wand“. Seine Fähigkeit kann Wirtschafts- und Finanzunternehmen teure Programmierfehler ersparen. Da Autisten oft Defizite im zwischenmenschlichen Umgang haben, helfen bei Auticon Jobcoaches, ein akzeptables Arbeitsumfeld für alle zu schaffen.
    Wie behinderte und nichtbehinderte Menschen gemeinsam wirtschaftlich erfolgreich arbeiten, zeigt der spanische Joghurtproduzent La Fageda in Katalonien. Von 310 Mitarbeitern sind 180 körperlich eingeschränkt, psychisch krank oder geistig behindert. Gründer und Psychologe Cristóbal Colón wollte so erreichen, dass auch psychisch kranke Mitarbeiter sich beweisen können. Der Erfolg gibt ihm recht: La Fageda erwirtschaftet einen Umsatz von über 20 Millionen Euro im Jahr. Die Mitarbeiter leben mit ihrem Lohn ein selbstbestimmtes Leben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.09.2018ZDF
  • Folge 37
    Der deutsche Wald wurde besungen, beschrieben, durchwandert. Seit Jahrhunderten ist er Sehnsuchtsort, Mythos, Identitätssymbol und – Holzlieferant. Doch oft wird mehr Holz gerodet, als nachwachsen kann. Dabei müssen sich wirtschaftliche Nutzung des Waldes und Nachhaltigkeit nicht ausschließen. „plan b“ zeigt, wie es geht. Eine Reise nach Ghana verändert das Leben von drei jungen Deutschen: Sie erleben, wie riesige Regenwaldflächen illegal gerodet und zu Holzkohle verarbeitet werden, die auch in deutschen Läden landet. Ihr Entschluss: Sie wollen die erste nachhaltige Holzkohle produzieren.
    Im Göttinger Stadtwald hat Oberförster Martin Levin 33 Jahre nach dem Konzept des „minimalen Eingriffs“ gearbeitet: Kahlschlag ist verboten, nur einzelne Bäume werden besonders schonend entnommen. Sogar Pferde kommen dabei zum Einsatz! Auch gepflanzt wird hier nichts. „Wir sind ganz gelassen. Der Wald wächst auch ohne uns!“, meint Levin. Doch wie wirtschaftlich ist sein naturnaher Wald? Eine spannende Frage für seine Nachfolgerin Lena Dzeia. Denn Levin geht jetzt in Rente, und sie muss sich in das ungewöhnliche Göttinger Konzept hineinarbeiten.
    Der englische Möbeldesigner Gavin Munro fragt sich, warum Bäume erst viele Jahre wachsen, um dann gefällt, zerteilt und wieder zu einem Möbelstück zusammengefügt zu werden. Warum nicht gleich Möbel wachsen lassen und dann so ernten, dass der Baum neu ausschlagen kann? Eine fast märchenhafte Idee, die auf seiner Farm Wirklichkeit wird. Nach zwölf experimentellen Jahren stehen einige Möbelstücke vor der Ernte. Doch die Dürre dieses Sommers trifft auch England, und jahrelange Arbeit droht zu verdorren.
    In Zeiten des spürbar werdenden Klimawandels ist es wichtig, unsere Wälder wieder ursprünglich zu gestalten, so die Theorie eines deutschen Waldforscherteams. Denn dichte, natürliche Wälder mit viel Totholz als Biomasse kühlen ihrer Forschung nach besser als von Menschen angelegte Monokulturen. In den letzten deutschen Urwäldern wollen sie ihre These beweisen. Die ZDF-Dokumentationsreihe „plan b“ bietet Einblicke in Forschungen, forstwirtschaftliche Arbeit und Unternehmen, die Vorreiter für einen nachhaltigen und damit zukunftsorientierten Umgang mit unseren Wäldern sind. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.10.2018ZDF
  • Folge 38
    Immer mehr Menschen ziehen in die Stadt, der Lebensraum wird dort enger und teurer. Engagierte Bürger kämpfen dagegen: Auf demokratischem Weg erobern sie Flächen für die Allgemeinheit. „plan b“ zeigt Initiativen, die es gegen alle Widerstände geschafft haben, öffentliche Flächen zurückzuerobern und zu transformieren für die Menschen, die dort leben. Es sind Projekte, die zeigen, dass direkte Bürgerbeteiligung funktioniert. In Paris zieht sich eine alte Bahnstrecke rund um die Innenstadt. Seit 30 Jahren wurden die abgesperrten Gleise der „Petite Ceinture“ nicht mehr genutzt. Ein wilder Grüngürtel ist entstanden.
    Jetzt werden 20 Hektar davon für die Allgemeinheit geöffnet. Stadtplanerin Anne Labroille erarbeitet in Workshops mit den Anwohnern, wie genau die neuen Freiflächen gestaltet werden sollen. „Das ist der einzige Ort in Paris, an dem man Vögel singen hört“, sagt sie. „Jeder Bürger von Paris soll die Möglichkeit bekommen, ihn zu genießen.“ Wie es dazu kam? Die Bürger selbst haben aktiv darüber entschieden und zwar im Rahmen des Budget Participatif, des Bürgerbudgets von Paris. Dieses ist mit einem jährlichen Etat von rund 90 Millionen Euro der größte Bürgerhaushalt Europas.
    Jeder Stadtbewohner kann Projekte vorschlagen. Jeder kann darüber abstimmen. Im niederländischen Rotterdam dagegen hatte ein Stadtplaner eine bahnbrechende Idee. Kristian Koreman wollte eine Brücke bauen, um ein heruntergekommenes Viertel mit neuem Leben zu füllen. Das Problem: Drei Stadtteile waren nach dem Zweiten Weltkrieg durch breite Verkehrsadern voneinander getrennt worden. Die ebenso simple wie geniale Lösung: eine leuchtend gelbe Holzbrücke namens „Luchtsingel“, die Koremann zunächst über Crowdfunding finanzierte. Jetzt folgt der nächste Schritt: Ein stillgelegter Bahnhof wird als Freifläche für alle eröffnet.
    In Hannover dagegen nahmen ein paar Skateboarder das Recht in die eigene Hand. Auf einer brachliegenden Fläche betonierten sie ihren eigenen Skatepark. Nachträglich erkämpften sie einen Pachtvertrag und besetzten gleich noch den Parkplatz daneben. Dort entstand das „Platz-Projekt“: eine Siedlung aus bunten Überseecontainern, in denen immer mehr junge Kreative nachhaltige Unternehmenskonzepte ausprobieren. Das „Platz-Projekt“ gilt mittlerweile deutschlandweit als Brutstätte unkonventioneller Ideen. Hier entstehen neue Impulse für die Entwicklung der Stadtkultur. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.10.2018ZDFDeutsche Online-PremiereFr 12.10.2018ZDFmediathek
  • Folge 39
    Jeder zweite Deutsche stirbt im Krankenhaus. Dabei ginge es auch anders: zu Hause, gut umsorgt und nicht allein. „plan b“ zeigt, wie wir Sterben und Tod wieder mehr in unsere Mitte holen. Die 37-jährige Jana ist sterbenskrank, drei Chemotherapien hatten keinen Erfolg. Jetzt hat sie sich entschieden, die letzte Lebensphase mit einem neuen Projekt selbst in die Hand zu nehmen: ein eigener kleiner Laden. Über ihre Krankheit redet sie ganz offen. Der Tod als Tabu – in England soll damit jetzt Schluss sein. Immer mehr Bürger kümmern sich darum, das Sterben ins alltägliche Bewusstsein zu holen. London erlebt gerade einen Boom der sogenannten „Death Cafés“.
    Dort treffen sich Menschen zu Tee und Kuchen, um mit Fremden über den Tod zu sprechen. Im südenglischen Plymouth werden Sterbende mit einer Vielzahl von Unterstützungsangeboten umsorgt und wieder aus den Krankenhäusern und Hospizen zurück in die Familien gebracht. Die Stadt ist, wie 140 Städte weltweit, eine „Caring Community“, zu Deutsch „Sorgende Gemeinde“, und verfolgt ein zukunftsweisendes Konzept. Im schwäbischen Heidenheim hat man viele Ideen aus England übernommen. Die Gemeinde ist die erste „Caring Community“ in Deutschland. Nachbarn schließen sogenannte Wahlverwandtschaften und helfen sich gegenseitig. Wer sich gut kennt, sorgt dann auch am Lebensende füreinander.
    Denn Sterben beginnt dort, wo Menschen leben, lieben und arbeiten, alt werden, trauern und mit ihrer Endlichkeit zurechtkommen müssen: zu Hause. Die Beschäftigung mit dem Tod „zu Lebzeiten“ kann ein Gewinn sein. Deshalb zimmert eine Gruppe Interessierter im niedersächsischen Kirchlinteln gemeinsam einen Sarg. Sägen, bohren, schrauben und dabei über Gott, die Welt und den Sensenmann reden – auch das hilft, um Tod und Trauer wieder mehr in den Alltag zu integrieren. Eine ähnliche Mission verfolgt der Künstler und Buchautor Dada Peng bei seinen Konzertlesungen. Mit Jugendlichen in Schulen diskutiert der Dortmunder über Sterben und Tod. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.10.2018ZDF
  • Folge 40
    Soziale Brennpunkte oder Problemviertel gibt es viele in der Republik. Einige Städte haben berüchtigte Bezirke und dunkle Ecken in sichere und attraktive Gegenden verwandelt. Hamburg-Wilhelmsburg galt als schwieriges und gefährliches Viertel. Wer hier aufwuchs, hatte meist ein Imageproblem. 2007 startete die Stadt dann den groß angelegten Versuch, mit öffentlichen Mitteln und Investoren das Viertel aufzuwerten. Aber auch viele der alteingesessenen Wilhelmsburger engagieren sich, denn sie wollen den Wandel mitgestalten. So wie der ehemalige Basketballprofi Marvin Willoughby. Heute ist er der Geschäftsführer des Basketball-Zweitligisten „Hamburg Towers“ und vermutlich der sportlichste Sozialarbeiter Hamburgs.
    Moin Uddin Ahamed kam vor acht Jahren aus Bangladesch nach Lissabon. Er landete in dem von Migranten geprägten Viertel Mouraria. „Hier sah es damals wie in einem Horrorfilm aus“, sagt er heute. Auf der Straße gehörten Drogendealer, Abhängige und Prostituierte zum Alltag. Ahamed lernte die Sprache, suchte Kontakt und hilft heute älteren Nachbarn beim Einkauf. Inzwischen hat sich das Viertel zum Szene-Bezirk für Studenten, Künstler und Touristen gewandelt – auch dank der vielen sozialen und kulturellen Initiativen der Bewohner.
    Sauberer ist es geworden und sicherer. Aber gleichzeitig wächst die Angst vor Verdrängung, besonders bei den Alten. Denn seitdem überall renoviert und gebaut wird, steigen die Mieten. Wenn es um mehr Sicherheit geht, wird schnell der Ruf nach „mehr Polizei“ laut. Dr. Anke Schröder weiß aber: „Man muss öffentliche Räume so planen, dass Menschen sich dort sicher fühlen und sich auch sicher bewegen können.“ Die Architektursoziologin arbeitet für das Landeskriminalamt Niedersachsen. In schwierigen Vierteln analysiert Schröder die Lage vor Ort und versucht mit Wohnungsbaugesellschaften, Anwohnern und der Polizei Lösungen zu finden.
    Auch das holländische Rotterdam galt lange als unsicheres Pflaster. Einige Ecken der Stadt waren so gefährlich, dass Rotterdamer sie mieden und in Reiseführern vor ihnen gewarnt wurde. Dann setzte der Bürgermeister „Stadsmariniers“ ein. Diese „Superbeamten“ mit besonderen Befugnissen sind jeweils einem Kiez zugeordnet. Sie können ohne großen bürokratischen Aufwand direkt beim Bürgermeister vorstellig werden, Probleme ansprechen und durch diesen direkten Draht auch sofort anpacken. Ein Modell, das Schule machen könnte. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.10.2018ZDF
    ursprünglich für den 03.11.2018 angekündigt
  • Folge 41
    Immer häufiger kommt es vor, dass Antibiotika nicht mehr wirken. Die Zahl der Todesfälle steigt. Dabei gibt es eine Medizin, die helfen könnte: spezielle Viren, die Keime zerstören. Die sogenannten Bakteriophagen werden in Georgien seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. In Westeuropa kennt man sie dagegen kaum. Die Zeit drängt, denn Antibiotikaresistenzen gelten als eine der größten medizinischen Herausforderungen unseres Jahrhunderts. Der Brandenburger Ekkehard Eichler ist nach einer Herz-Operation schwer krank. Antibiotikaresistente Krankheitserreger haben sich in der Operationswunde festgesetzt und auch sein Brustbein angegriffen. Die Folge: eine Knochenhautentzündung.
    In Deutschland gilt er als austherapiert. Die Ärzte raten ihm zu einer Entnahme des Brustbeins, Eichler will das verhindern. Die Suche nach Alternativen führt ihn nach Tiflis in Georgien, am östlichen Rand Europas. Die Behandlung mit den Bakteriophagen ist in Georgien, das früher Teil der Sowjetunion war, altbekannt. Weil viele Staaten des „Ostblocks“ lange kaum Zugang zu Antibiotika hatten, waren sie gezwungen, Infektionserkrankungen anders zu bekämpfen. Mit Viren: Im Eliava-Institut in Tiflis haben sie mit dieser Art der Behandlung mehr Erfahrung als an jedem anderen Ort der Welt. In Deutschland versuchen Wissenschaftler, die Phagen aus Tiflis auch für die EU zugänglich zu machen.
    Kein leichtes Unterfangen, denn die Viren lassen sich mit den bisher gültigen Zulassungsverfahren für neue Arzneimittel nur schwer unter einen Hut bringen. Immerhin: Eine erste Studie ist auf den Weg gebracht. Mikrobiologen vom Leibniz-Institut suchen nach Phagen, die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts aufbereiten und schließlich von Ärzten der Berliner Charité auf deren Wirkungen geprüft werden. Im Verbund wollen die drei renommierten Institute die bürokratischen Hürden überwinden, damit sich auch Patienten in Deutschland schon bald mit Phagen behandeln lassen können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.11.2018ZDF
    ursprünglich für den 27.10.2018 angekündigt
  • Folge 42
    Wir essen zu viel Fisch: durchschnittlich fast 20 Kilogramm pro Kopf und Jahr. In den letzten fünf Jahrzehnten hat sich unser Fischkonsum verdoppelt und der weltweite Bestand halbiert. Industrielle Schiffstrawler fischen die Meere leer. Jährlich landen riesige Mengen Fisch als Beifang in den Netzen. Und selbst das Futter für nachhaltige Aquakulturen kommt in der Regel – aus dem Meer. Wie kann man Fische schützen und sie trotzdem guten Gewissens essen? „plan b“ hat findige Naturschützer gefunden, die dafür Ideen haben. Eine Lösung kommt aus Andalusien.
    In einer nachhaltigen und ökologischen Fischzucht betreut der Biologe Miguel Medialdea eine Million Fische in Tausenden Hektar großen Teichen – direkt neben einem Naturschutzgebiet. Das Wasser kommt aus einem Fluss, ist reich an Nährstoffen, die Fische gedeihen hier beinahe wie in freier Wildbahn. Die Wasserfläche ist zugleich Nist- und Rastplatz für 250 Vogelarten. Die fressen den Fisch und überschüssige Algen und sorgen so für eine schonende und natürliche Auslese. „Wir wollen hier zeigen, dass es möglich ist, ein Geschäft zu betreiben und trotzdem im Einklang mit der Natur zu bleiben“, beschreibt Biologe Medialdea sein Konzept.
    Die Fische wachsen langsamer, haben dadurch eine andere Konsistenz und schmecken besser. Auch in Deutschland denkt man an den Schutz der Fische und anderer Meeresbewohner. Im Thünen-Institut entwickeln Daniel Stepputtis und Isabella Kratzer intelligente Netze, um den Beifang zu reduzieren. So nennt man alles, was ungewollt im Netz landet: nicht nur zu kleine oder falsche Fische, sondern auch unter Naturschutz stehende Tiere wie der Schweinswal.
    Immer wieder verheddern sich die Tiere in den Stellnetzen der Fischer in Nord- und Ostsee und verenden kläglich. „plan b“ begleitet die Forscher beim Ausbringen speziell entwickelter „Sonarnetze“, die die Wale unter Wasser erkennen – und somit „umschwimmen“ können. „Wir können uns nicht über die Waljagd in Japan oder Norwegen aufregen und bei uns tatenlos zusehen“, sagt Projektleiter Stepputtis. Quelle Zahlen: https:/​/​www.fishforward.eu/​de/​project/​ueberfischung-eine-tatsache-in-zahlen/​ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.11.2018ZDF
  • Folge 43
    „plan b“ zeigt, wie mit den richtigen Ideen aus Städten lebenswerte und nachhaltige „Smart Cities“ werden. Denn mehr als die Hälfte aller Menschen auf der Welt lebt schon heute in Städten. Bis 2050 werden es weitere 2,5 Milliarden sein. Eine Mammutaufgabe für Stadtplanung, Bürokratie und Verwaltung: Mehr Menschen bedeuten auch mehr Autos, mehr Energie und viel mehr Müll. Vorreiter für zukunftsgerichtete Stadtplanung sind die Skandinavier. In der finnischen Hauptstadt Helsinki entsteht im Stadtteil Kalasatama eine Smart City. Henri Haho und seine Familie leben jetzt schon dort in einer Drei-Zimmer-Wohnung.
    Er und seine Frau sind selbstständig. Doch ein festes Büro brauchen sie nicht. Bei Bedarf buchen Henri Haho oder seine Frau Sana per App ein Office um die Ecke. Drucker und Beamer kommen nach Bedarf dazu. Keine fixen Kosten, kein Pendeln, smart eben. Gleiches gilt für das Auto: Nur, wenn externe Kundentermine anstehen, wird ein Elektroauto reserviert. Dafür stehen in der hauseigenen Garage zwei E-Fahrzeuge eines Car-Sharing-Unternehmens. Apropos Garage: Dort verlaufen auch gleich Röhren, durch die der Müll der Wohnanlage saust.
    Der wird nämlich geräuschlos, mittels Unterdruck, durch ein unterirdisch verlegtes Rohrsystem transportiert und landet in Sammelcontainern. Doch was, wenn eine Smart City nicht am Reißbrett entsteht, sondern eine über Jahrhunderte gewachsene Stadt fit für die Zukunft gemacht werden soll? Die spanische Stadt Vitoria-Gasteiz ist über 500 Jahre alt. Seit 2012 trägt sie den Titel „Umwelthauptstadt Europas“. Juan Carlos Escudero arbeitet seit über 20 Jahren als Umwelt- und Stadtmanager. Für die Einwohner der mittelalterlichen Stadt hat er schon vieles verändert.
    Um den alltäglichen Verkehrskollaps zu bekämpfen, wurden die Autos einfach aus der Altstadt verbannt. Anwohner und Besucher erobern den alten Stadtkern über Radwege und Rolltreppen. In der Smart City haben die Menschen den Vorrang vor den Motoren. Wie die Technologie gehört auch die Natur zu einer vernetzten Stadt. Auch in deutschen Großstädten, wie Frankfurt. Mit dem „Förderprogramm Klimaanpassung“ nimmt die hessische Metropole zehn Millionen Euro in die Hand und fördert in den kommenden fünf Jahren begrünte Fassaden, Dächer und Hinterhöfe.
    Dadurch sollen nicht nur die CO2-Emissionen im Zaum gehalten werden. Im Sommer sollen so die durch Wolkenkratzerfassaden aufgeheizten Temperaturen in der Stadt sinken. Eine besondere Art der Wärmetechnik wird gerade in Köln erforscht. Ingo Stadler, Professor am Institut für erneuerbare Energien in Köln, stellt das innovative Heizungskonzept einer Schule vor. Sie wird komplett mit Wärme aus Abwasser geheizt. Die steht in der Kölner Kanalisation nämlich unbegrenzt und kostenfrei zur Verfügung. Nur eine von vielen smarten Ideen, die die Stadt der Zukunft sauberer, effizienter, sicherer, grüner und leiser machen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.11.2018ZDF
  • Folge 44
    Einbrüche verhindern, bevor sie geschehen. Tatorte neu entschlüsseln und Verbrecher jagen mit einer menschlichen Geheimwaffe. Die Polizei revolutioniert ihre Ermittlungsarbeit. „Der perfekte Mord wird immer schwieriger!“, ist Ralf Breker vom LKA Bayern überzeugt. Die Beamten vermessen Tatorte mit 3D-Technik und können ihn so mit Virtual Reality-Brillen immer wieder begehen. Kein Detail wird vergessen, der Tatort bleibt auf ewig. In Niedersachsen werden Einbrüche mithilfe einer speziellen Software vorhergesehen. Sie errechnet durch statistische Verfahren, wo und wann die Gefahr eines Einbruchs besonders hoch ist.
    Die Beamten gehen in den Gebieten verstärkt auf Streife und achten genau auf alles, was ungewöhnlich erscheint. Ein verdächtiges Auto mit ortsfremdem Kennzeichen in einem Wohngebiet? Die Polizisten kontrollieren den Fahrer und verhindern so vielleicht einen Einbruch, bevor er passiert. Die Münchner Polizei setzt auf sogenannte „Super-Recogniser“. Das sind Menschen mit der Fähigkeit, sich Gesichter besonders gut einprägen zu können. Oft sind sie sogar besser als technische Gesichtserkennungsverfahren. 30 Münchner Beamten arbeiten als „Super-Recogniser“.
    Sie finden „Gefährder“ in Menschenmengen, finden Gesuchte auf Kamerabildern oder identifizieren Personen anhand ihres Passbildes. Dr. Josh Davis von der Universität Greenwich unterstützt die Polizei bei der weiteren Ausbildung ihrer Gesichts-Erkenner. Der Experte weiß: „Nicht jeder kann alles gleich gut, manche sind besser, wenn es darum geht, Videomaterial auszuwerten, andere erkennen Gesichter vor allem dann, wenn ihnen ein Foto vorliegt.“ Die Schweizer Ermittlungsbehörden revolutionieren die Leichenschau. In Zürich erfasst ein Computertomogramm jedes noch so kleinste Detail von Opfern eines Mordes oder Verkehrsunfalls.
    Das Ziel: Jede Verletzung, jede Auffälligkeit wird festgehalten für die Ewigkeit und kann auch in einem späteren Prozess noch genau nachvollzogen werden. Passt die Verletzung zur vermuteten Tatwaffe? Stimmen die Aussagen des Autofahrers nach einem tödlichen Unfall? Das Verfahren, „Virtopsy“ genannt, kann dazu beitragen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Den Tätern auf der Spur: „plan b“ fragt, welche modernen Methoden den Ermittlern bei ihrer Arbeit helfen und ob sie vielleicht sogar das Ende des ungesühnten Verbrechens bedeuten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.11.2018ZDF
  • Folge 45
    Glitzernd verpackte Geschenke unter Millionen von Weihnachtsbäumen – binnen weniger Tage alles Müll. Weihnachten ist Wegwerfkultur pur. Vielen nimmt das die Freude am Fest. Sie feiern fair. „Es geht darum, die Welt ein Stück besser zu verlassen, als wir sie betreten“, sagt Ernst Gugler. Er produziert Geschenkpapier, das Augen strahlen lässt – aber ohne Plastik, Metall und giftige Farben auskommt. Ein wirklich frohes Fest heißt nicht, zu verzichten. Ökologisches Geschenkpapier, das nach der Bescherung nicht gleich Sondermüll wird, sondern komplett recycelt werden kann: Die Idee hat der österreichische Druck-Experte Gugler zusammen mit der Münchnerin Sarah Kessler entwickelt.
    Die junge Unternehmerin hat – neben Beruf und Familie – im Keller ihres Elternhauses das Start-up „PlanetPaket“ gegründet. Die beiden Geschäftspartner verbindet eine gemeinsame Vision: Weihnachten ohne schlechtes Gewissen feiern zu können. Aus demselben Grund reist Michael Kraus jeden Herbst Tausende Kilometer nach Georgien. Hier ist die Heimat des beliebtesten Weihnachtsbaumes der Deutschen: der Nordmanntanne. Mehr als 20 Millionen werden jedes Jahr verkauft. Ihre Samen werden tief im Kaukasus unter lebensgefährlichen Bedingungen geerntet.
    Ungesichert klettern die Männer in die 60 Meter hohen Wipfel, um die Zapfen zu pflücken – und das für einen kümmerlichen Lohn. Michael Kraus wollte das nicht hinnehmen. „Wenn man bedenkt, dass hier Menschen sterben, um uns den Baum in unser Wohnzimmer zu bringen, kann man es kaum fassen.“ Deshalb arbeitet der deutsche Förster für die dänische Firma „Fair Trees“, welche die Arbeit der Zapfenpflücker in schwindelerregender Höhe endlich sicher machen will: Er hat Seile, Klettergurte und Helme im Gepäck und zahlt faire Löhne.
    Aus den georgischen Samen werden in Deutschland kleine Setzlinge gezogen, die auf Plantagen zu Weihnachtsbäumen heranwachsen. Dabei kommen für gewöhnlich gefährliche Pestizide zum Einsatz, die nicht nur der Umwelt schaden, sondern mit den Tannen auch den Weg in unsere Wohnzimmer finden. Günther Marx aus dem Spessart züchtet seit ein paar Jahren Bio-Tannen. Der Züchter sieht keine Alternative: „Für den Erhalt unserer Natur und unserer Gesundheit ist Bio der einzige Weg.“ Noch liegt der Marktanteil für Öko-Bäume unter einem Prozent, doch der Pionier glaubt fest daran, dass künftig mehr Menschen fair und nachhaltig Weihnachten feiern wollen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.12.2018ZDF
  • Folge 46
    Wir sind Europas Reisekönige. Doch viele wollen nicht mehr nur noch faul am Strand liegen, sondern nutzen ihren Urlaub, um Land und Leute kennenzulernen, im besten Fall sogar, um Gutes zu tun. Das kann man inzwischen – fertig organisiert – über Reiseveranstalter buchen. Über 25 sogenannte Volunteer-Reiseveranstalter sind seit den letzten Jahren auf dem Markt. Oft jedoch schaden diese teuren Programme vor Ort mehr, als sie Gutes tun. Dabei geht es auch anders. Zum Beispiel in Südafrika. Es ist das erste Land der Welt, das für seine Volunteer-Projekte ein Qualitätssiegel erstellt hat.
    Seit Juni 2016 nehmen Freiwillige in „Fair Trade“-zertifizierten Projekten der örtlichen Bevölkerung keine Jobs weg, sondern schaffen im Idealfall neue Jobs, da die Volunteers zertifizierte Betreuung bekommen. Zum Beispiel bei der Interaktion mit Kindern und Wildtieren, die nur noch unter Begleitung von Fachkräften erlaubt ist. Mit Babylöwen in einer Aufzuchtstation zu kuscheln, ist unter dem Zertifikat nicht mehr möglich. Auch in Deutschland denkt man weiter. Der Senior Experten Service paart Anfragen von Organisationen aus Schwellen- und Entwicklungsländern mit Berufstätigen und Rentnern, die vor Ort als „Experten“ ihr im Berufsleben angehäuftes Wissen weitergeben.
    Der Wiesbadener Agraringenieur und Ökobauer Dr. Ralf Schaab „opfert“ so seit bald 20 Jahren einen Teil seines Jahresurlaubs, um Organisationen auf der ganzen Welt zu helfen. „Ich könnte mir ein Leben ohne diese Aufenthalte nicht mehr vorstellen. Klar helfe ich vor Ort. Aber die Reisen geben mir so viel. Das will ich auf keinen Fall missen.“ In Marokko hilft er einem Ökobetrieb mit geistig beeinträchtigten Angestellten, endlich schwarze Zahlen zu schreiben.
    Reisen und dabei Gutes tun geht – und das sogar vor unserer Haustür: Mit wwoofing. Das heißt: vier bis sechs Stunden Arbeit am Tag, in der Regel auf einem Bauernhof. Dafür gibt es Kost und Logis umsonst. Frau Ehnes vom Eulenhof im baden-württembergischen Dogern nimmt seit sechs Jahren Wwoofer auf und ist begeistert. Denn die Wwoofer sind hochmotivierte Leute mit großem Wissenshunger, die schnell lernen und ihr richtig viel Arbeit auf dem Hof abnehmen. Ohne diese freiwilligen Helfer, das weiß sie, hätte sie ein Problem. „So viel kann ich keiner Honorarkraft zahlen, dass sie sich genauso reinhängt wie ein Wwoofer.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.12.2018ZDFDeutsche Online-PremiereFr 21.12.2018ZDFmediathek

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