plan b (2017) Folge 32: Das große Brummen – Ohne Insekten geht es nicht
Folge 32
Das große Brummen – Ohne Insekten geht es nicht
Folge 32
Bis zu 75 Prozent der Insekten in Deutschland sind bereits verschwunden. Ein stilles Sterben, mit schwerwiegenden Folgen. Zwei Drittel der hundert wichtigsten Nutzpflanzen brauchen die Bestäubung durch Insekten. Neue Lebensräume und Nahrungsangebote müssen her: in Stadt, Land und privaten Gärten. „plan b“ stellt Ideen vor, mit denen das gelingen soll. Das Überlebensrezept für Bienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen: mehr einheimische Wildpflanzen für öffentliche und private Gärten, Blumen für Kornfelder und weniger Pestizide. Ohne Insekten gäbe es weder Gurken noch Erdbeeren, Äpfel oder Kürbisse. Ihre Bestäubungsleistung ist weltweit jedes Jahr mehrere Hundert Milliarden Euro wert. Umso dramatischer ist der Insektenschwund, mit dem wir konfrontiert sind. Die wesentlichen Gründe: Monokulturen, Überdüngung und Pestizid-Einsatz in der Landwirtschaft. Aber auch in den Städten und privaten Gärten finden Insekten immer weniger Nahrung und Lebensraum. Denn die meisten Gärten und Parks in Deutschland sind vor allem grün und pflegeleicht. Aus der Sicht von Insekten sind diese Flächen trostlos und lebensfeindlich. Die Vereinigte Bonner Wohnungsbau AG Vebowag will das ändern. 300 Quadratmeter „Grünfläche“ zwischen den Wohnblocks werden zu einem blühenden Insektenparadies umgewandelt. Das klingt zunächst wenig, doch wenn man sich vorstellt, dass alle deutschen Freizeitgärten zusammen so groß sind wie die deutschen Naturschutzgebiete, dann wird das Potenzial deutlich. Gefördert wird das Projekt vom Bundesamt für Naturschutz. 19 000 Euro steuert die Wohnungsgesellschaft als Eigenleistung
bei. Auch die Mieter sollen sich beteiligen, damit das neue Naturparadies als Gemeinschaftspark wahrgenommen und entsprechend gepflegt wird. In der Landwirtschaft heißt das Zauberwort der Reformer: „Ökologische Intensivierung“. Der Engländer Marek Nowakowski ist einer ihrer Vorreiter. Seit 15 Jahren trainiert der Agronom aus dem Landkreis Oxford Bauern im sogenannten Wildlife Farming. Sein Konzept: die weniger ergiebigen Ränder der bewirtschafteten Felder aus der Produktion herauszunehmen und stattdessen gezielt mit Gräsern, Wildkräutern und Blumen zu bepflanzen. Diese kleinen Flächen reichen aus, um die Zahl der Bienen, Hummeln und Käfer messbar zu erhöhen. Die wissenschaftliche Auswertung ergab: Bis zu acht Prozent der Anbaufläche können umgewandelt werden, ohne dass die Bauern auf Erträge verzichten müssen. Nowakowskis Fazit: „Es ist möglich, einen modernen Hof erfolgreich zu bewirtschaften und gleichzeitig etwas für den Naturschutz zu tun.“ In Frankreich versucht das Netzwerk DEPHY, eine Vereinigung von 3000 konventionell wirtschaftenden Bauernhöfen, den Einsatz von Pestiziden zu minimieren. Die Bauern pflanzen unter anderem ein breiteres Spektrum von Kulturpflanzen, arbeiten mit Fruchtfolgen und bekämpfen Unkraut mechanisch. Dabei werden sie von Biologen und Agro-Wissenschaftlern wie Florent Banctel beraten. Er hilft Weinbauern im Loire-Gebiet dabei, weniger Gift einzusetzen. Die Erfolge sind beachtlich: Bei 59 Prozent der Betriebe konnte der Einsatz von Pestiziden um 42 Prozent reduziert werden, ohne dass es Abstriche im Ertrag gab. Im Gesamtdurchschnitt sank der Einsatz von Pestiziden immerhin um 30 Prozent. (Text: ZDF)