Gemeinwohl statt Profit – Solidarisch wirtschaften
Folge 312 (30 Min.)Das Team beim Aufbau der „CloudFisher“, die Santa Rosa (Peru) mit Nebelwasser versorgen sollen.Bild: ZDFHöchstmöglicher Profit ist das übliche Ziel von Unternehmen. Doch einigen ist anderes mehr wert: ein Gewinn für alle – wie die Förderung der Mitarbeitenden oder eine nachhaltige Produktion. Soziale Unternehmen bieten neue Chancen auf einen Job, setzen auf ethische Investments oder kämpfen gegen Ausbeutung. Sie sind nicht nur auf das eigene Wohl bedacht und trotzdem profitabel. Die Lüneburger Müslirösterei HEYHO geht einen radikalen Weg: Statt Mitarbeitende mit perfekten Lebensläufen sucht sie Menschen, die Brüche in ihrer Biografie haben – wie eine Suchtgeschichte, Langzeitarbeitslosigkeit oder eine Haftstrafe.
„HEYHO röstet Müsli, um Menschen einzustellen – und nicht umgekehrt“, sagt Mitgründer Timm Duffner. Mit festen Strukturen, Vertrauen und einem starken Teamgeist schafft die Firma ein Arbeitsumfeld, das Halt gibt – und zeigt, dass soziale Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg kein Widerspruch sind. Das Unternehmen beliefert rund 3000 Lebensmittelläden und macht über eine Million Euro Umsatz im Jahr. Wer beim Schweizer Investmentfonds Arete Ethik Invest sein Geld anlegt, kann sicher sein, dass damit keine Menschenrechte verletzt oder Umweltsünden begangen werden.
Marlene Waske und Michael Heumann beurteilen die Firmen, in die der Fonds das Kapital der Anleger investiert anhand eines hauseigenen Bewertungsmodells. „Wir haken aber nicht nur ab, sondern geben dem Unternehmen auch die Chance, uns zu zeigen, was ihm wichtig ist“, sagt Marlene Waske. Das Maschinen- und Fahrzeugbauunternehmen Bucher Industries wirbt mit seiner facettenreichen Nachhaltigkeitsstrategie. Nach einer Vor-Ort-Prüfung entscheidet ein unabhängiges Ethik-Komitee, ob das Unternehmen weiter die Kriterien der Fondsgesellschaft erfüllt und in deren Portfolio bleiben darf.
Die kleine Gemeinde Santa Rosa liegt in einer Wüstenregion vor den Toren der peruanischen Hauptstadt Lima. Einen Anschluss an die städtische Wasserversorgung gibt es nicht, und so waren die rund 300 Familien mit vielen Kindern bislang auf teure Wasserlieferungen privater Anbieter angewiesen. Doch seit kurzem machen sie sich eine klimatische Besonderheit zunutze: Sechs Monate im Jahr herrscht in ihrer Gegend starker Nebel.
Sie fangen die Tröpfchen aus der feuchten Luft ein – dank einer Erfindung namens Cloudfisher – Wolkenfischer. Monica Denomy von der Deutschen Wasserstiftung hat in Santa Rosa zusammen mit einem lokalen Partner, der NGO Aprodes, Dutzende dieser windfesten und effizienten Nebelwasserkollektoren errichten lassen. Sie versorgen über tausend Menschen mit Trinkwasser. „Ihr Leben wird einfacher, weil man sich nicht jeden Tag darum kümmern muss, ob ausreichend Wasser vorhanden ist.“ Und es ist kostenlos. Das macht die Menschen unabhängig von den Wucherpreisen der kommerziellen Wasserlieferanten. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 23.08.2025 ZDF Mission Vogelrettung – Hilfe für bedrohte Arten
Folge 313 (30 Min.)Antonia Coenen (r.) von den Berliner Spatzenrettern gibt in Workshops an Schulen praktische Tipps, wie der Lebensraum von Spatzen geschützt und erhalten werden kann.Bild: ZDFEgal ob Spatzen, Sperber oder Flamingos – Vögel sind wichtig für unser Ökosystem. Doch weltweit schrumpfen ihre Bestände. Neue Ideen in Städten und auf dem Land helfen, den Trend zu stoppen. Der Verlust von Lebensraum, fehlende Nahrung und vogelfeindliche Architektur gefährden viele Vogelpopulationen. Doch innovative Stadtplanung und naturverträgliche Landwirtschaft können bedrohte Arten schützen. Ein Pionier im urbanen Vogelschutz ist Brendon Samuels aus dem kanadischen London. Für ihn ist klar: „Wenn wir uns für die Vögel in den Städten stark machen, kümmern wir uns automatisch auch um den Rest der Natur und um uns selbst in ihr.“ Dank seines Engagements zählt die Großstadt südlich von Toronto zu einer der insgesamt 32 „Bird Friendly Cities“ in Kanada.
Das Programm zeichnet Städte für konkrete Vogelschutzmaßnahmen aus. Gemeinsam mit anderen Tierschützern macht der promovierte Biologe auf tödliche Gefahren aufmerksam, wie etwa Glasfassaden oder künstliches Licht. In Zusammenarbeit mit Behörden und der Bevölkerung hat er verschiedene Lösungen entwickelt, mit denen er Lebensräume schafft und schützt. Der weltweite Rückgang verschiedener Vogelarten geht oft auf intensive Landwirtschaft zurück.
Auf der Finca Riet Vell im spanischen Ebrodelta südlich von Barcelona, zeigt Juan Carlos Cirera, wie sich Landwirtschaft und Naturschutz vereinen lassen. Auf 52 Hektar wird seit knapp 25 Jahren Bioreis angebaut, der nicht nur gesund für Menschen ist, sondern auch dem Ökosystem nützt. „Wir verzichten komplett auf Pestizide und arbeiten im Einklang mit der Natur. Die Flamingos sind hier willkommen, während sie auf anderen Feldern vertrieben werden.“ Dank ihrer Form der Landwirtschaft sind gesunde Feuchtgebiete entstanden und die Wasserqualität hat sich verbessert.
Arten wie der Flamingo lassen sich hier wieder nieder. Auch Antonia Coenen und Claudia Wegworth wollen Vögeln helfen, ihnen liegt vor allem der Spatz am Herzen. Einst war der Haussperling ein Alltagsbegleiter, aber auch seine Bestände nehmen vor allem in Städten ab. In manchen Regionen gilt er schon als gefährdet, denn im urbanen Raum fehlt es zunehmend an Nistplätzen. Mit ihrer Initiative Berliner Spatzenretter machen sie nicht nur Kindern an Schulen, sondern auch Entscheidungsträgern auf politischer Ebene und Bauträgern bewusst, wie wichtig der Schutz heimischer Arten ist und wie man ihn erreichen kann. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 30.08.2025 ZDF Wut – ihre Macht, ihre Kraft: Und wie wir damit umgehen
Folge 314 (45 Min.)Wut ist überall. Sie kann eskalieren und zerstören. Doch unsere Wut lässt sich beeinflussen. Der Psychologe Lukas Klaschinski trifft Menschen, die mit ihrer Wut etwas Positiv bewegen. Jeder von uns wird mal wütend, das ist ganz natürlich. Aber Wut kann auch zur Gefahr werden. Das Gute: Wir müssen uns von ihr nicht bestimmen lassen. Ein Besuch in der Charité Berlin zeigt: Wir können unser Gehirn trainieren wie einen Muskel und damit auch unsere Wut. Alex (Name geändert) war jahrelang in der Fußball-Ultraszene aktiv, ist dort immer wieder gewalttätig geworden.
Jetzt steht er wegen zwei Vorfällen vor Gericht, muss vielleicht für mehrere Jahre ins Gefängnis. Doch der junge Mann will sich ändern. Aus der Ultraszene hat er sich losgesagt und sucht nun Hilfe bei einem Verein, der Männern wie ihm hilft: In der Sozialberatung Stuttgart lernt Alex, einen gesunden Umgang mit seiner Wut zu finden. Seit über 15 Jahren bietet der Verein ein Antiaggressivitätstraining nur für Männer an, 200 Teilnehmer haben es schon erfolgreich abgeschlossen. Wird Alex den Weg aus der Gewalt schaffen? Es gibt auch Menschen, die ihre Wut nicht genug zum Ausdruck bringen können.
Das kann ebenfalls zum Problem werden und sogar krank machen. Gerade Frauen wird gesellschaftlich oft antrainiert, nett und ruhig zu sein, statt aufbrausend und wütend. Katrin ist vierfache Mutter und weiß im Alltag oft nicht, wohin mit ihrer Wut. Zu lange unterdrückt sie ihre Gefühle, um als Mutter zu funktionieren – und schließlich platzt die Wut zu stark aus ihr heraus. Ihr Wunsch ist es, einen Weg zu finden, ihre Wut früher zuzulassen und ihr einen Platz im Alltag einzuräumen. Um das zu lernen, gibt es sogenannte Wutseminare, speziell für Frauen.
Hier lernt Katrin neue Wege der Wutbewältigung. Besonders ungehemmt begegnet uns Wut dort, wo viele von uns täglich unterwegs sind: im Internet. Im schlimmsten Fall in Form von regelrechten Shitstorms, massenhaften Beleidigungen. Besonders oft sind die Opfer Frauen. So wie die Schwimmweltmeisterin Angelina Köhler (24). Bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 belegt sie – entgegen allen Erwartungen – nur den vierten Platz, wirft der Drittplatzierten in einem Interview indirekt Doping vor und wird daraufhin mit Wut und Hasskommentaren regelrecht überschwemmt.
Diese traumatische Erfahrung hängt ihr bis heute nach. Angelina Köhler war der Wut allein ausgesetzt, dabei gibt es Organisationen, die Menschen wie ihr helfen. HateAid in Berlin vertritt Opfer digitaler Gewalt in Beratungen und vor Gericht. Wut ist keine reine Privatangelegenheit. Auch die Wut auf die Politik, auf gesellschaftliche Missstände wächst. Das kann gefährlich werden: Die Zahl der politisch motivierten Straftaten ist in den letzten Jahren rapide angestiegen. Politische Wut kann aber auch dazu beitragen, Dinge zum Guten zu verändern.
In Spanien liegt ein Schiff, dessen Besatzung genau das tut. Die Hilfsorganisation Sea-Watch rettet seit 2015 im Mittelmeer Menschen auf der Flucht, die in Seenot geraten. Die Deutsch-Marokkanerin Eliora ist seit anderthalb Jahren bei der Hilfsorganisation. Ihr Grund: Wut auf gesellschaftliche Missstände. Auf die Politik. Sie hat gelernt, ihre Wut in etwas Positives umzuwandeln: Sie rettet Leben. Die Dokumentationsreihe „plan b“ zeigt, welch unglaubliche Kraft Wut besitzt, uns zu schaden und welches Potenzial, uns und anderen zu helfen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 21.09.2025 ZDF