Welche kluge Frau tritt in Fußstapfen von „MacGyver“?
Bild: Paramount Television
Nicht nur Fans von „MacGyver“ und Forschernachwuchs können am 28. Juli weltweit per Live-Stream herausfinden, welche frischen TV-Autoren demnächst ihre Konzepte rund um eine technisch bewanderte Frau für eine neue Fernsehserie weiter entwickeln. Beinahe 2000 Einsendungen für einen Wettbewerb von der National Academy of Engineering und Kooperationspartnern sind eingegangen. Die letzte Ausscheidungsrunde läuft in der Niederlassung Los Angeles vom Paley Center for Media. Erfolgreiche TV-Kreative wie „CSI“-Erfinder Anthony E. Zuiker und Roberto Orci („Scorpion“), aber auch Wissenschaftler entscheiden über das Schicksal einer Abenteurerin mit Köpfchen.
Das Interesse an „MacGyver“ ist schon lange vor der Schlussentscheidung wieder gestiegen. Dennoch kam „Young MacGyver“ 2003 als Spin-Off der Originalserie nicht über einen abgedrehten Pilotfilm mit Jared Padalecki („Supernatural“) in der Hauptrolle hinaus. Einige Jahre später plante „Saw“-Schöpfer James Wan die Adaption des TV-Klassikers für die Leinwand (fernsehserien.de berichtete). Laut moviepilot gab er das Reboot zugunsten von „Fast & Furious 7“ auf, obwohl bereits ein Drehbuch vorlag, in dem „MacGyver“ eine Fusion mit „Der unsichtbare Dritte“ von Alfred Hitchcock und „Staatsfeind Nr. 1“ erlebt hätte. Nicht zuletzt erobert ein anderer Improvisationskünstler „Der Marsianer“ Ende November die Kinos durch Einsatz von Kartoffeln, Klebeband und Solarzellen, diesmal weit entfernt auf dem roten Planeten, dargestellt von ‚Oscar‘-Gewinner Matt Damon („30 Rock“).
Jetzt also erfinderische Gimmicks wie früher im Fernsehen: In den Wettbewerbsentwürfen unterschiedlicher Genres wie Comedy, Drama oder Science Fiction löst eine Technikerin oder Ingenieurin Probleme mit Einfallsreichtum. Schließlich entkam selbst das legendäre Vorbild in den 80er-Jahren durch phantasievollen, aber realistischen Einsatz von Kaugummi, Deospray, Büroklammern oder sonstigen Alltagsgegenständen den übelsten Gefahren. Bis heute begeistern die Taten des beinahe pazifistischen Geheimagenten und Weltenbummlers nicht nur Action-Fans, sondern besonders Jongleure des Lötkolbens. Nun soll die künftige Serie ihr von Technik fasziniertes Publikum inspirieren oder sogar Nachwuchstalente zu einem entsprechenden Studium bewegen.
Diese Episoden müssen eine gute Geschichte packend erzählen: „Unterhaltung steht an erster Stelle“, heißt es in der Ausschreibung. Eine etwa in Physik, Chemie oder Biologie bewanderte Hauptfigur oder gar ein komplettes Forscherteam soll die Handlung vorantreiben, oder die kreative Nutzung selbst einfacher Technologie bildet einen roten Faden. Vielleicht kommt also das Taschenmesser von „MacGyver“ wieder zum Einsatz? Die Organisatoren des Wettbewerbs schreiben Jugendliche der Mittelschule und der Highschool als Zielgruppe vor, „denn von dort werden wir die nächste Generation an Technikern, Maschinenbauern, Ingenieuren erhalten.“ Ein Abklatsch, ein Remake oder eine Fortsetzung der alten Folgen ist dabei nicht vorgesehen. Vielfalt und Ideenreichtum sind also keine Grenzen gesetzt.
The National Academy of Engineering, Viterbi School of Engineering von der University of Southern California, The MacGyver Foundation und „MacGyver“-Vater Lee David Zlotoff („Murphy’s Law“) haben die Regeln aufgestellt und das renommierte Paley Center for Media ins Boot geholt. Eine Nominierungskommission aus Wissenschaftlern und Praktikern der TV-Welt hat die Vorauswahl getroffen: Zwölf Einzelkandidaten oder Teams haben es mittlerweile in die nächste Runde geschafft. Die Anwärter auf den Erfolg bereiten sich derzeit auf einen Pitch vor: Sie entwerfen eine zehn- bis 15-seitige Übersicht des Handlungsbogens der ersten Staffel, der Hauptcharaktere und der Grundstimmung.
Am 28. Juli verteidigt jeweils der Bewerber oder der Repräsentant einer Teilnehmergruppe in wenigen Minuten die zentralen Überlegungen vor der 13-köpfigen Jury – prominent besetzt etwa mit Hackerin Limor Fried, Neurowissenschaftlerin Maja Mataric, Schauspielerin America Ferrera („Ugly Betty“), Produzentin Lori McCreary („Madam Secretary“) und eben Roberto Orci („Hawaii Five-0“) sowie Anthony E. Zuiker („CSI: Cyber“).
Während die Schlussjuroren hinter den Kulissen ihre Eindrücke austauschen, lädt Katherine Oliver von der Beratungsfirma Bloomberg Associates zu einem Podiumsgespräch: „Vom Drehbuch bis zur Premiere auf dem Bildschirm – wie das Konzept einer TV-Sendung von der Idee bis hin zum Pilotfilm entwickelt wird“. Schließlich werden die fünf Sieger verkündet: Sie erhalten jeweils 5000 Dollar und Kontakt zu einem namhaften Hollywood-Produzenten, der sie weiter betreut: Die Mentoren helfen ihren Schützlingen, dass bis 13. November aus dem Entwicklungsmaterial fünf Orginaldrehbücher zu Pilotfilmen einer Serie wachsen. Wie es dann weitergeht, steht allerdings in den Sternen.