„Deception“: Man nehme den „Mentalist“, „Chuck“ und mische eine Prise „A-Team“ dazu … – Review

Kurzkritik zur neuen Sat.1-Crimeserie

Bernd Krannich
Rezension von Bernd Krannich – 19.07.2018, 16:56 Uhr

Jack Cutmore-Scott als Cameron Black in „Deception“ – Bild: ABC/Craig Sjodin
Jack Cutmore-Scott als Cameron Black in „Deception“

Mit einer Doppelfolge geht heute bei Sat.1 die charmante, aber kurzlebige Serie „Deception“ an den Start. Sie erweitert das Genre der Serien, in denen ungewöhnliche Personen ihre Talente mit den Ermittlungsbehörden teilen, um einen berühmten Illusionisten und Entertainer, der nach einem Skandal Hilfe sucht und Hilfe gibt. Zum Auftakt gibt es ab 20:15 Uhr zwei Episoden, danach geht es wöchentlich um 20:15 Uhr mit je einer neuen Folge als Deutschlandpremiere weiter. Insgesamt kommt die erste und einzige Staffel auf 13 Episoden.

Chris Fedak entwickelte „Deception“. Dem Serienkenner liefert das schon einen guten Fingerzeig, denn Fedak steht auch hinter „Chuck“, von dem einige Elemente hier wieder auftauchen. Insgesamt präsentiert sich die Serie dann auch wie eine Mischung aus „The Mentalist“ und „Chuck“, mit einer Prise „A-Team“.

Im Zentrum der Handlung steht zunächst Cameron Black (Jack Cutmore-Scott, „Cooper Barrett’s Guide to Surviving Life“), ein charmanter und bezaubernder Illusionist, der mit seinen Kunststücken die (Fernseh-)Welt bezaubert. Eines seiner zentralen Wesensmerkmale als Illusionist ist es, die Menschen zu täuschen: Die Augen der Zuschauer dahin zu lenken, wo gerade gar nichts passiert, während der eigentliche Trick andernorts abläuft.

Genau solch ein Plot wird dem Künstler allerdings zum Verhängnis, als seinem Bruder Jonathan ein Mord untergeschoben wird, für den es zunächst scheinbar recht stichhaltige Beweise gibt: Allerdings handelt es sich bei denen auch um eine gut inszenierte Illusion einer geheimnisvollen, cleveren Gegenspielerin (dargestellt von Stephanie Corneliussen, „Mr. Robot“). So oder so: Jonathan landet als stark Mordverdächtiger im Gefängnis, ohne Kaution.

Das FBI: Agentin Kay Daniels (Ilfenesh Hadera) und Agent Mike Alvarez (Amaury Nolasco)
Nachdem Cameron über Monate versucht, den eigentlichen Tätern auf die Spur zu kommen, wird er auf einen Fall des FBI aufmerksam, in dem aus ungeklärten Gründen ein Flugzeug in einem Hangar explodierte und einen gesuchten Gangster mit in den Tod riss. Cameron entdeckt darin eine Illusion und wendet sich mit einem Quid pro quo-Vorschlag an das FBI, genauer gesagt an die zuständige Agentin Kay Daniels (Ilfenesh Hadera, „Billions“): Wenn sie ihm mit seinem Bruder hilft, hilft er ihr dabei, ihren Fall zu lösen. Denn Cameron hat erkannt, dass der Gangster gleichzeitig fliehen wollte und die Welt in dem Glauben lassen, dass er tot sei. So hat er augenscheinlich auf einen Ilusionisten zurückgegriffen, der keine moralischen Bedenken hat.

Cameron bringt seine Crew mit zum FBI – in deren Ausgestaltung die „Chuck“-Parallelen sich aufzudrängen beginnen. Einerseits seine Produzentin und Make-up-Künstlerin Dina Clark (Leonora Crichlow; „A to Z“, „Back in the Game“), die mütterliche Figur in Camerons Leben und im Team. Daneben das Bastler-Team Jordan Kwon (Justin Chon) und Gunter Gastafsen (Vinnie Jones, „Galavant“). Ersterer versteht sich auch auf moderne (Computer-)Technik und kleine Tricks, während Letztgenannter es klassisch mit Handarbeit hält: Große Kulissen und feinfühlige Mechaniken sind sein Zuhause. Beide sind Experten ihres Fachs, die ständig in Grundsatzdebatten verstrickt sind.

Auf Seiten des FBIs kommt noch Amaury Nolasco („Prison Break“) als Mike Alvarez hinzu. Der verwitwete Vater ist durch seine Söhne zum Fan von Magie-Tricks geworden und ist auch durchaus ein Fan von Cameron. Schnell knüpft er auch mit Dina zarte Bande. Chefin der FBI-Einheit von Daniels ist die skeptische Deakins (Laila Robins, „Murder in the First“), die nicht zu viel für das Chaos übrig hat, das durch Cameron Black in ihre Einheit kommt.

Die anderen Mitglieder im „Team Cameron“: Die Bastler Jordan Kwon (Justin Chon) und Gunter Gustafsen (Vinnie Jones) mit Produzentin Dina Clark (Leonora Crichlow)
Vom „Mentalist“ hat sich „Deception“ also die Rahmenhandlung sowie die Tatsache „geliehen“, dass der Protagonist die Welt mit eigenen Augen sieht, immer einen Plan und eine Deception in der Hinterhand hat. Ebenfalls geliehen hat man sich, dass Cameron Black und Agentin Daniels zunächst kein romantischer Funke verbindet. Wohl hat Daniels Sympathie für die Sorge von Black um seinen Bruder und die Auswirkung des Gefängnisalltags auf diesen. Ganz trauen tut sie Cameron allerdings nicht, denn sie weiß, dass ihm Alleingänge zuzutrauen sind. Und während Lisbon beim „Mentalist“ stets fürchtete, dass Patrick Jane Red John ermordet, sobald er ihn findet, muss Daniels fürchten, das Black seinem Bruder notfalls per Ausbruch aus dem Gefängnis holt.

Dass im Hintergrund der Action die Figuren ein recht familiäres Geflecht bilden, hat Fedack aus „Chuck“ mitgebracht. Schließlich erhält „Deception“ auch noch einen Schuss „A-Team“, wenn in den meisten Folgen das Team zusammenkommt, um eine großangelegte Täuschung auszubaldowern – nicht selten mit Jonathans Hilfe, denn das war seine alte Rolle im Team Cameron Black – und dann gemeinsam umzusetzen.

„Deception – Die Magie des Verbrechens“ ist durchaus gute Unterhaltung, auch wenn die Serie in den USA nie auf einen grünen Zweig kam und daher kurzlebig blieb. Sie vereint unterhaltsame Krimiplots mit einem Schuss Herz – mehr in Richtung Freundschaft und Zusammenhalt denn in Richtung Romantik. Die Inszenierung ist aufwendig und professionell. Negativ verbucht werden kann das doch zu großspurige Auftreten von Cameron Black, der in Sachen Charme nicht mit „Mentalists“ Patrick Jane und dessen durchscheinendem Schwermut mithalten kann.

Gründe für das Scheitern der Serie zu suchen, ist vermutlich müßig. Vielleicht kam „Deception“ einfach ein paar Jahre zu spät, um nicht im Überangebot von Peek TV unterzugehen. Vielleicht braucht eine Serie heutzutage doch eine vordergründige Romanze unter den Protagonisten, um in Sachen Quoten in den grünen Bereich zu kommen. Oder vielleicht kam Cameron Black im Marketing zur Serie einfach nicht sympathisch genug herüber. Oder der Aufhänger der ersten Episode mit dem explodierenden Flugzeug erschien dann doch zu aberwitzig …

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten vier Episoden der Serie „Deception“.

Meine Wertung: 3,5/​5


Bernd Krannich
© Alle Bilder: ABC


Über den Autor

Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von „The Americans“ über „Arrow“ bis „The Big Bang Theory“. Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von fernsehserien.de.

Lieblingsserien: Buffy – Im Bann der Dämonen, Frasier, Star Trek – Deep Space Nine

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Ich habe jetzt 5 Folgen gesehen und bin begeistert...
    Weniger begeistert bin ich davon, dass die Serie nur eine Staffel in den USA bekam...
    Wirklich schade.. es ist vielleicht nicht die Beste der Serien nach dem im Artikel erwähnten Schema, aber es ist eine wirklich sehr gute Serie, die mir schon Freude bereitet wenn ich sie zum Schauen einschalte.

    Leider sind in der USA Serien mehr populär, welche mit viel Wumm und Bumm, Waffen und Granaten auskommen.. wie zB Hawaii 5 O, diese schaue ich zwar auch öfters, aber mir gefällt eine Serie mit Grips und Überraschungseffekten viel viel besser.
    • am

      also mich hats eher an Castle erinnert
      • am via tvforen.de

        Mir hatten von "Deception" die ersten 2 Folgen sehr gut gefallen. Bin schon total angefixt auf die weiteren Folgen. das die Serie nach einer Straffel gecancelt wurde spielte einmal mehr das wieder, dass "meine" Serien nicht dem Massengeschmack entsprechen.
        • (geb. 1955) am

          Moin,
          ich stimme dann mal "GerneGucker" zu, dass "White Collar" wohl die Vergleichsserie ist mit einem ungleich sympatischeren Protagonisten, der nicht ständig großkotzig auf seine Berümtheit hinwies. Und dann hat der "Zauberer" auch immer das richtige Gespür für die Situationen und das FBI steht blöd daneben !?!?!? Ja was ist das denn? Völlig daneben.
          Zudem erschüttern mich regelmäßig die "wir stehen mit 10 m Abstand gegenüber und schießen aufeinander"-Szenen: Die Bösen selbstverständlich mit MPs und treffen nicht, die Guten schießen einmal mit ihrer Pistole und die Bösen sind hinüber. Im Gegensatz dazu können die Guten kein 10m entferntes Auto treffen, dass wegfährt. Das passt doch vorne und hinten nicht.
          • am via tvforen.de

            Mentalist und A-Team hab ich immer gerne gesehen. Dann könnte ich in die Serie mal reinschauen.
            • am via tvforen.de

              Die naheliegendere Vergleichsserie dürfte wohl eher "White Collar" sein.

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