Die deutschen TV-Flops des Jahres 2017

Fernseh-Tiefpunkte im Rückblick

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 27.12.2017, 09:00 Uhr (erstmals veröffentlicht am 22.12.2017)

SHOWS – Teil 3


Detlef Soost

RTL II

Im Herbst überraschte RTL II mit der Ankündigung, eine neue Talkshow am Nachmittag zu starten. Kein Geringerer als Ex–„Popstars“-Coach Detlef Soost moderierte die Sendung, die an die Talkshow-Klassiker der 90er und 00er Jahre erinnern sollte. Versprochen wurde ein bunter Themenmix, vielfältige Charaktere und emotionale Momente. Die Palette von „Detlef Soost“ umfasste Themen wie „Mein Kind wird einmal ein Star!“, „Ich bin zu geil für diese Welt!“ und „Was an dir ist noch echt? – Schönheitswahn“. Die Sendung lief allerdings nur wenige Wochen lang vor einem überschaubaren Publikum – eine Rückkehr ist ungewiss.

Grill den Profi

VOX

2017 verließ TV-Koch Steffen Henssler seinen alten Heimatsender VOX, um bei ProSieben Protagonist von „Schlag den Henssler“ zu werden und somit in die Fußstapfen von Stefan Raab zu treten. VOX wollte allerdings nicht auf das bislang erfolgreiche Format verzichten und setzte es unter dem Namen „Grill den Profi“ mit wechselnden Protagonisten fort. Doch ohne Henssler ist die Show kein Selbstläufer mehr am Sonntagabend. Schwache Marktanteile zwischen 4 und 6 Prozent wurden zur Regel – das Staffelfinale sahen nur noch knapp eine Million Zuschauer. Dennoch kehrt „Grill den Profi“ im Frühjahr 2018 leicht überarbeitet zurück.

Die Bülent Ceylan Show

RTL/​Willi Weber

Nach vierjähriger Pause brachte RTL im Januar „Die Bülent Ceylan Show“ zurück. Allzu viele Zuschauer haben die Personality-Show mit Comedian Bülent Ceylan offenbar nicht vermisst. Die sechs neuen Ausgaben holten am Freitagabend um 23:15 Uhr nur ungenügende Einschaltquoten. Die Fortsetzung steht somit erneut auf wackligen Beinen.

Buschi vs. Köppen

MG RTL D/​Stefan Gregorowius

So gut das Duo Frank Buschmann und Jan Köppen bei „Ninja Warrior Germany“ auch harmoniert, so wenig Zugkraft besaß es im neuen RTL-Format „Buschi vs. Köppen“. Die erste Ausgabe der an „Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt“ angelehnten Spielshow, in der die beiden Kontrahenten in verschiedene Länder reisen, um sich Herausforderungen zu stellen, brachte insgesamt nur 1,50 Millionen Zuschauer zum Einschalten. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen kam die Auftaktfolge nicht über ernüchternde 9,2 Prozent Marktanteil hinaus.

Ronny’s Pop Show

Nitro/​Ruprecht Stempell

Nach „Formel Eins“ legte der Spartensender Nitro im Januar einen weiteren Musikshow-Klassiker der 1980er Jahre neu auf: „Ronny’s Pop Show“. Im Gegensatz zum Original war in Neuauflage allerdings kein echter Schimpanse mehr zu sehen. Stattdessen kam Ronny als Puppe zum Einsatz, die von Comedian Martin Reinl (bekannt als Wiwaldi aus „Zimmer frei!“) zum Leben erweckt wurde. Ob dies der Grund dafür war, dass die Neuauflage nicht zündete? Jedenfalls kam keine der neuen Ausgaben über den ohnehin niedrigen Senderschnitt von Nitro – von einer Fortsetzung hat der Sender deshalb bisher abgesehen.

Clever abgestaubt /​ Viel zu bieten

ZDF/​Stephan Hamacher

„Bares für Rares“ hat sich zu einem absoluten Quotenhit am ZDF-Nachmittag entwickelt. Der Schwestersender ZDFneo hat in diesem Jahr gleich zweifach versucht, noch mehr aus dem erfolgreichen Trend der Trödelshow rauszuholen. Doch offensichtlich wollen die Zuschauer nur das Original, denn weder das von Steven Gätjen moderierte Trödel-Quiz „Clever abgestaubt“ noch die Mischung aus Trödel- und Talentshow „Viel zu bieten“ wusste am Vorabend zu überzeugen. Ob die Formate fortgesetzt werden, steht noch in den Sternen.

Superpets

Sat.1/​Stefan Hobmaier

Nach „Superkids“ strahlte Sat.1 im August 2016 eine Pilotfolge des Ablegers „Superpets“ aus. Damals fielen die Quoten der Tier-Talentshow mit 11,5 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe und einer Reichweite von 2,45 Millionen Menschen noch ordentlich aus. Die zwei im Dezember 2017 gezeigten neuen Ausgaben brachen jedoch ein und fielen unter den Senderschnitt. Nur noch zwischen 1,56 und 1,75 Millionen Zuschauer waren dabei, die Zielgruppen-Marktanteile betrugen enttäuschende 7,7 und 6,1 Prozent. Moderiert wurde die Show von Wayne Carpendale, in der Jury saßen Jorge González, Michelle Hunziker und Christoph Maria Herbst.

Meet the Parents

RTL/​Frank Hempel

Mit dem Versuch, eine neue Datingshow am Sonntagvorabend zu etablieren, fiel RTL Anfang Mai gehörig auf die Nase. Nach nur zwei Folgen mit desaströsen Einschaltquoten nahm man „Meet the Parents“ mit Daniel Hartwich schleunigst wieder aus dem Programm. Im Juli erhielt das Format am späten Samstagabend eine zweite Chance, doch auch dort stellte sich keine Besserung ein. Die Sendung ging der Frage auf den Grund, was passiert, wenn das erste Date eines Singles nicht mit dem potenziellen Partner ist, sondern mit dessen Eltern. In jeder Folge traf jeweils ein männlicher und ein weiblicher Single auf je drei Elternpaare und konnte ihnen Fragen über deren Sohn oder Tochter stellen. Deren Sprösslinge konnten das Geschehen backstage mitverfolgen und sich so ein erstes Bild von ihrem potenziellen Date machen.

Boomarama 3000

Tele 5/​Sander Houtkruijer

Tele 5, der Sender, der nach eigenen Angaben „auch mal auf die Quote scheißt“, ist anscheinend doch nicht völlig unabhängig davon. Denn nach nur einer Folge der dritten „Boomarama 3000“-Staffel entschloss man sich, das Late-Night-Format nicht weiter wie geplant freitags um 22:00 Uhr auszustrahlen. Stattdessen musste Moderator Aurel Mertz erneut mit einem Sendeplatz nach Mitternacht Vorlieb nehmen. Zur dritten Staffel wurde das Konzept der Sendung verändert. Anstelle einer wochenaktuellen Show behandelte jede Ausgabe ein übergreifendes Thema. Dazu beehrte Aurel Mertz jeweils ein passend ausgewählter Talkgast. Ob das ursprünglich „Boomarama Late Night“ betitelte Format überhaupt noch einmal zurückkehren wird, ist äußerst fraglich.

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Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Wenn eine Sendung, die um 23.15 beginnt wie die Bülent-Ceylan-Show, keine großartigen Quoten hat, liegt das nicht unbedingt an der Qualität. Wie lange erwarten die Sender, daß man abends fernsieht?
    • am

      hazev,
      Auch wenn ich Ihnen beim ersten Teil Ihres Kommentars recht geben muss, ist dieses Hartz4 Empfänger Bashing einfach nur dumm. Anscheinend leben Sie auch in einer anderen Arbeitswelt, bei uns gibt es Menschen die auch zu anderen Zeiten arbeiten. Wirklich sehr dumm ihre Aussage!
      • am

        Wenn denn mal was gutes läuft, was ja bekanntlich selten genug ist, dann läuft das nach 23 Uhr und dann wundern die sich dass die Quoten miserabel sind.
        Gehen die Verantwortlichen eigentlich davon aus, dass es nur Zuschauer gibt die nicht arbeiten müssen? z.B Hartz4? Die können ja auch bis in die Puppen schlafen, wo unsereins malochen muss.
        Zum Kotzen das ganze.
        • (geb. 1974) am

          Zum vermeintlichen Flop von "Gotham / The Flash / Legends of Tomorrow / Supergirl":

          Wozu diese Serien in einer schlechten deutschen Synchro auf ProSieben mit fast einem Jahr Zeitverzug nach dem wöchentlichen Simpson- / Big Bang Theory- / Two and a Half Man-Serien-Exzess & Marathon versteckt im tiefsten Nachtprogramm mit 15 Minuten 0900-ruf-an-sofort!-Werbezwang sehen, wenn man sie auch schon jetzt und sofort in aktuellster Folge im Original und on Demand sehen kann, sogar ohne Werbeunterbrechungen?

          Obendrein fehlt bei den The CW-Serien auch noch "Arrow", sodass man das jährliche große Serien-Crossover von Haus aus vergessen kann.

          Fazit: ProSieben ist kein Maßstab mehr. Zum bloßen Abspielen von Kinofilmen und Fernsehen sind kommerzielle Streaming-Anbieter weit besser geeignet. ProSieben hat hier mit seinem Geschäftsmodell keine Zukunft mehr, sondern ist nur noch ein Auslaufmodell.
          • am via tvforen.de

            Sehr interessant und eigentlich nicht verwunderlich ... wann merken die Programmverantwortlichen eigentlich mal, dass das Publikum die Schnauze voll hat von immer noch einer battle, noch ein Gegeneinander, noch ein grösser, stärker, klüger, besser und was da sonst noch so herumschwirrt - wo wir doch eh alle wissen, dass alle diese Shows gescripted sind ...

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