25 Jahre Nickelodeon – Eine TV-Kindheit in orange

Ein persönlicher Jubiläums-Rückblick auf das Nickelodeon der 90er-Jahre

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 05.07.2020, 10:35 Uhr

Nickelodeon von 1995 bis 1998 in Deutschland

Der Sendername Nickelodeon geht zurück auf frühe amerikanischen Kinos. Diese erhielten aufgrund des Eintrittspreises von fünf Cent, also einem „Nickel“, den Spitznamen „nickel odeons“. Auch Musikautomaten, die gegen Münzeinwurf Musik abspielten, wurden so genannt.

Vom Senderstart am 5. Juli 1995 dürfte nur eine Minderheit etwas mitbekommen haben, denn zunächst war Nickelodeon nur über den Satelliten DFS-Kopernikus und in wenigen Kabelnetzen in Nordrhein-Westfalen empfangbar. In den ersten Monaten wurde nur sechs Stunden am Tag gesendet – werktags zwischen 13 und 19 Uhr, am Wochenende zwischen 8 und 13 Uhr.

Programmschema von Oktober 1995 Hörzu/​Oktober 1995

Erst im Oktober 1995 wurde das reguläre Programm mit 14 Sendestunden am Tag von 6 bis 20 Uhr gestartet. Nach und nach wurde die Reichweite ausgebaut, als Nickelodeon auf Astra aufgeschaltet wurde und sich einen Sendeplatz mit dem Kulturkanal arte teilte, der in den Abendstunden übernahm.

Nickelodeon sendete aus dem Studio am Rheinhafen (Zollhof 11) in Düsseldorf. Es handelte sich um ein Joint Venture zwischen dem US-amerikanischen Medienkonzern Viacom und dem deutschen Konzern Ravensburger TV, der zu zehn Prozent beteiligt war. Deshalb liefen neben den Nickelodeon-Eigenproduktionen auch einige Lizenzserien aus dem Hause Ravensburger TV.

Als am 1. Januar 1997 neue Konkurrenz durch den öffentlich-rechtlichen Kinderkanal an den Start ging, verlor Nickelodeon den Sendeplatz und teilte sich fortan einen Transponder mit dem Musiksender VH-1, während der Kinderkanal im Wechsel mit arte auf Sendung war. Nickelodeon flog aus zahlreichen Kabelnetzen, die Reichweite ging zurück. On air war jedoch von schlechter Stimmung nichts zu spüren, im Gegenteil: Nickelodeon baute seine deutschen Eigenproduktionen aus. Mit der „Nick Verleihung ‚96/​‘97“ hatte man ein deutsches Äquivalent zu den amerikanischen „Kids’ Choice Awards“ auf die Beine gestellt.

Nachdem es bislang nur kurze, fünfminütige Live-Sendungen wie „Auf Draht“ gab, startete im November 1997 der interaktive „Nick Live Club“, eine tägliche 30-minütige Show um 18 Uhr mit Publikum im Studio, Die Moderatoren quatschten mit Anrufern und begrüßten prominente Gäste. Noch Anfang Mai 1998 hievte man sogar die Hugo-Videospiele in den „Nick Live Club“, nachdem „Die Hugo Show“ bei Kabel 1 abgesetzt wurde.

Lange bevor es den „Super Toy Club“ bei Super RTL gab, fand schon 1997 der „Super Toy Run“ bei Nickelodeon statt.

Micky Maus Magazin/​September 1997

Zudem wurde mit „Alles klar!“ eine Kinder-Sketchshow nach dem Vorbild von „RTL Samstag Nacht“ an den Start gebracht.

Inhaltlich befand sich der Sender auf einem sehr guten Weg. Doch dann wurde im Mai 1998 äußerst kurzfristig bekannt gegeben, dass der Sender zum Ende des Monats eingestellt wird – und das, obwohl nur wenige Wochen zuvor noch neue Moderatoren engagiert wurden. Der amerikanische Mutterkonzern Viacom hatte das Aus schon länger geplant, die deutschen Mitarbeiter wurden jedoch gezielt erst viel zu spät darüber informiert – ein äußerst unkollegiales Verhalten. Die zu geringe Reichweite, gesunkene Einschaltquoten und die daraus resultierende geringere Attraktivität für Werbekunden waren die Gründe für das Ende. Tatsächlich wurden innerhalb der wenig gebuchten Werbeblöcke bei Nickelodoen alle halbe Stunde nur zwei bis fünf Spots gezeigt – für einen kommerziellen Privatsender zu wenig, um zu überleben. Während Nickelodeon in Großbritannien oder den USA auch mit Hilfe von Pay-TV- und Kabelgebühren finanziert werden, musste Nickelodeon in Deutschland wie alle anderen Sender für die Kabeleinspeisung bezahlen.

Nach dem Aus des deutschen Nickelodeon ging es zunächst in der Schweiz weiter. Am 28. September 1998 ging dort auf dem öffentlich-rechtlichen Sender SRF2 ein Nickelodeon-Programmfenster auf Sendung, in dem zahlreiche Serien und sonstige Restbestände des Nickelodeon-Programms aus Deutschland übernommen wurden. Nach fünf Jahren wurde das Programmfenster Ende September 2003 eingestellt.

Auf den nächsten Seiten erinnern wir an die kultigen Nicktoons und Serien des Senders.

zurückweiter

weitere Meldungen