US-Serienpreview: „Law And Order: UK“ – Review

Der erste britische Ableger der Erfolgsserie

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 27.03.2009

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US-Serienpreview: "Law And Order: UK" – Review – Der erste britische Ableger der Erfolgsserie – Bild: itv

Man weiß, was man bekommt. Auch nach mittlerweile 19 Jahren auf Sendung könnte man so noch immer das Erfolgsrezept von „Law & Order“ zusammenfassen. Zwei Cops in den Straßen von New York, schnelle Ortswechsel im Dokumentarstil, moralische Dilemmata in den Büros der Staatsanwälte und das alles verbindende „CHUNG CHUNG“, das den Handlungsbogen zusammenhält. So wie auf all diese Dinge kann sich der Zuschauer auch auf den Einleitungstext verlassen:

„Das Rechtssystem kennt zwei wichtige, voneinander unabhängige Behörden, die dem Schutz der Bürger dienen: die Polizei, die begangene Straftaten aufklärt und die Crown Prosecutors, die die Täter anklagt. Dies sind ihre Geschichten.“

Moment! Crown Prosecutors? Was ist jetzt passiert?

Bye-bye New York, willkommen in London, wo ein älterer und ein jüngerer Polizist einer erfahrenen Vorgesetzten berichten, während sie zwischen grauen Häuserfassaden den Mord der Woche aufklären und ein Staatsanwalt mit seiner jüngeren Assistentin versucht die verhafteten bösen Buben ihrer Strafe zuzuführen. Das Privatleben der Protagonisten wird nicht beleuchtet. Auch auf der anderen Seite des großen Teichs sind die Rahmenbedingungen für „Law & Order“ also scheinbar die gleichen geblieben. Gibt es da überhaupt eine Chance sich als eigenständiges Format zu profilieren?

Jamie Bamber, Bradley Walsh, Harriet Walter itv
„Law & Order: UK“, die britische Adaption der langlebigsten US-Krimiserie, startete am 23. Februar auf dem Sender ITV1. Sie ist nicht der erste Export des Franchises von Produzent Dick Wolf. In Frankreich läuft „Paris enqu?tes criminelles“, eine Adaption von „Criminal Intent“, Russland hat seine eigene „Special Victims Unit“ und RTL-Zuschauer werden sich noch an die einst erfolgreiche deutsche Variante „Im Namen des Gesetzes“ erinnern. Da nun aber erstmals ein internationaler Ableger in englischer Sprache vorliegt wird dieser nun natürlich auch kritischer unter die Lupe genommen, als seine Kollegen. Schließlich schloss Dick Wolf nicht aus, dass „Law & Order: UK“ auch den Weg auf amerikanische Bildschirme finden könnte. Die Erwartungen bei den Fans sind also dementsprechend hoch.

Vor einem Krankenhaus im Londoner Stadtteil Kings Cross wird in einer Reisetasche die Leiche eines Babys gefunden. Es wurde mit Kohlenmonoxid vergiftet. Für die Detective Sergeants (DS) Ronnie Brooks (Bradley Walsh) und Matt Devlin (Jamie Bamber) beginnt eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen um die Identität des Säuglings festzustellen. Dessen Kleidung führt sie schließlich über Umwege in ein mittlerweile verlassenes Apartment in einem heruntergekommenen Wohnhaus in Kings Court nicht Cross?! (s.o.) – eindeutig der Tatort. Die Mutter erscheint zunächst dringend tatverdächtig, doch dann führen die Spuren zu Mike Turner (Tony Maudsley), einem ihrer Nachbarn. Der Gasmelder war im Apartment ausgeschaltet worden und die Heizung wurde manipuliert. So konnte das Kohlenmonoxid ausströmen, während das Baby alleine in der Wohnung war. Turner verweigerte außerdem dem Babysitter am Abend der Tat den Zutritt zum Gebäude. Die Mutter wollte nicht zu spät zur Arbeit kommen, aus Angst ihren Job zu verlieren. So ließ sie ihr Baby zurück in der Erwartung, dass der Babysitter ohnehin gleich da sein würde.

Law And Order: UK itv
In dem anschließenden Verfahren gelingt es dem Staatsanwalt, Crown Prosecutor James Steel, die Vorstrafen des Angeklagten in die Beweisaufnahme einzubringen. Doch der gesamte Prozess gerät aufgrund eines scheinbar simplen Übersetzungsfehlers in Gefahr. Zudem stellt sich bald heraus, dass Turner nicht eigenmächtig gehandelt hat. Maureen Walters (Lorraine Ashbourne), die Mitbesitzerin des Gebäudes war wohl sehr daran interessiert ihre Mieter loszuwerden, damit auch ihr Besitz im aufstrebenden Stadtteil Kings Court nicht Cross?! (s.o.) bald in neuem Glanz erstrahlen kann.

Alles ist gleich und alles ist anders bei „Law & Order: UK“. Rein optisch schafft es die britische Inkarnation recht schnell ihre eigene Identität zu etablieren. Der Dokumentarstil des Originals wird beibehalten, dennoch wirkt die Szenerie um einiges grauer, einsamer und leicht depressiv. Jeder Urlauber, der einmal in den Vororten der Millionenstadt unterwegs war, wird diese Atmosphäre kennen und hier wird sie wirklich wunderbar eingefangen. Sie verhilft den Szenen in den Straßen Londons zu einem sehr dichten und auch leicht bedrückenden Stimmungsbild, wie man es seit den ersten Jahren des Originals nicht mehr kannte – eben seit Rudy Giuliani in New York auch in optischer Hinsicht aufräumte.

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