US-Serienpreview: „Law And Order: UK“ – Review
Der erste britische Ableger der Erfolgsserie
Rezension von Ralf Döbele – 27.03.2009
Man weiß, was man bekommt. Auch nach mittlerweile 19 Jahren auf Sendung könnte man so noch immer das Erfolgsrezept von „Law & Order“ zusammenfassen. Zwei Cops in den Straßen von New York, schnelle Ortswechsel im Dokumentarstil, moralische Dilemmata in den Büros der Staatsanwälte und das alles verbindende „CHUNG CHUNG“, das den Handlungsbogen zusammenhält. So wie auf all diese Dinge kann sich der Zuschauer auch auf den Einleitungstext verlassen:
„Das Rechtssystem kennt zwei wichtige, voneinander unabhängige Behörden, die dem Schutz der Bürger dienen: die Polizei, die begangene Straftaten aufklärt und die Crown Prosecutors, die die Täter anklagt. Dies sind ihre Geschichten.“
Moment! Crown Prosecutors? Was ist jetzt passiert?
Bye-bye New York, willkommen in London, wo ein älterer und ein jüngerer Polizist einer erfahrenen Vorgesetzten berichten, während sie zwischen grauen Häuserfassaden den Mord der Woche aufklären und ein Staatsanwalt mit seiner jüngeren Assistentin versucht die verhafteten bösen Buben ihrer Strafe zuzuführen. Das Privatleben der Protagonisten wird nicht beleuchtet. Auch auf der anderen Seite des großen Teichs sind die Rahmenbedingungen für „Law & Order“ also scheinbar die gleichen geblieben. Gibt es da überhaupt eine Chance sich als eigenständiges Format zu profilieren?
Vor einem Krankenhaus im Londoner Stadtteil Kings Cross wird in einer Reisetasche die Leiche eines Babys gefunden. Es wurde mit Kohlenmonoxid vergiftet. Für die Detective Sergeants (DS) Ronnie Brooks (Bradley Walsh) und Matt Devlin (Jamie Bamber) beginnt eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen um die Identität des Säuglings festzustellen. Dessen Kleidung führt sie schließlich über Umwege in ein mittlerweile verlassenes Apartment in einem heruntergekommenen Wohnhaus in Kings Court nicht Cross?! (s.o.) – eindeutig der Tatort. Die Mutter erscheint zunächst dringend tatverdächtig, doch dann führen die Spuren zu Mike Turner (Tony Maudsley), einem ihrer Nachbarn. Der Gasmelder war im Apartment ausgeschaltet worden und die Heizung wurde manipuliert. So konnte das Kohlenmonoxid ausströmen, während das Baby alleine in der Wohnung war. Turner verweigerte außerdem dem Babysitter am Abend der Tat den Zutritt zum Gebäude. Die Mutter wollte nicht zu spät zur Arbeit kommen, aus Angst ihren Job zu verlieren. So ließ sie ihr Baby zurück in der Erwartung, dass der Babysitter ohnehin gleich da sein würde.
Alles ist gleich und alles ist anders bei „Law & Order: UK“. Rein optisch schafft es die britische Inkarnation recht schnell ihre eigene Identität zu etablieren. Der Dokumentarstil des Originals wird beibehalten, dennoch wirkt die Szenerie um einiges grauer, einsamer und leicht depressiv. Jeder Urlauber, der einmal in den Vororten der Millionenstadt unterwegs war, wird diese Atmosphäre kennen und hier wird sie wirklich wunderbar eingefangen. Sie verhilft den Szenen in den Straßen Londons zu einem sehr dichten und auch leicht bedrückenden Stimmungsbild, wie man es seit den ersten Jahren des Originals nicht mehr kannte – eben seit Rudy Giuliani in New York auch in optischer Hinsicht aufräumte.