„Emergency Room“-Regisseur Jonathan Kaplan verstorben

US-Amerikaner bis 2013 im Fernsehen äußerst umtriebig

Christopher Diekhaus
Christopher Diekhaus – 04.08.2025, 11:53 Uhr

Jonathan Kaplan (ca. 1992) – Bild: IMAGO/Everett Collection
Jonathan Kaplan (ca. 1992)

Wie der US-Branchendienst Deadline berichtet, erlag Film- und Fernsehregisseur Jonathan Kaplan am Freitag, dem 1. August im Alter von 77 Jahren in seinem Haus in Los Angeles einem bereits fortgeschrittenen Leberkrebsleiden. Tochter Molly Kaplan bestätigte den Tod ihres Vaters, der sich vor allem als Regisseur und Produzent der beliebten Krankenhausserie „Emergency Room“ einen Namen machen konnte. Gleich fünf Emmy-Nominierungen brachte ihm die Arbeit an dem Medical-Drama ein, mit dem George Clooney zum Fanliebling aufstieg.

Als Sohn der Schauspielerin Frances Heflin („All My Children“) und des Filmkomponisten Sol Kaplan begann die Karriere des 1947 in Paris geborenen Jonathan Kaplan fast schon standesgemäß als Kinderdarsteller im Broadway-Bühnenstück „The Dark at the Top of the Stairs“, das unter der Regie von Hollywood-Größe Elia Kazan („Endstation Sehnsucht“, „Jenseits von Eden“) entstand und 1957 seine Uraufführung feierte.

Als Filmstudent an der New York University lernte der Neffe des Oscar-Preisträgers Van Heflin (ausgezeichnet für „Der Tote lebt“) unter Martin Scorsese, der ihn an Roger Corman weiterempfahl. Jenen B-Movie-Produzenten und -Filmemacher, der in den 1960er- und 1970er-Jahren zahlreichen Regisseuren (darunter Scorsese selbst, Francis Ford Coppola oder James Cameron) ihre ersten Schritte in der Branche ermöglichte. Für Corman drehte Kaplan die Sexkomödie „Night Call Nurses“ (1972) und den Exploitation-Streifen „The Student Teachers“ (1973). Mit „Straße der Gewalt“ legte er 1975 seine erste aufwendigere Studioproduktion vor. Zu einem finanziellen Flop avancierte die Actionkomödie „Mister Billion“ (1977), die den europäischen Filmstar Terence Hill in Amerika bekannt machen sollte. Kaplan selbst bezeichnete diesen Film als den größten Misserfolg seiner Laufbahn.

Das Coming-of-Age-Drama „Wut im Bauch“ (1979) mit einem jungen Matt Dillon wurde von der Kritik zwar gelobt, war allerdings kein Kassenschlager. Mangels spannender Kinoangebote arbeitete Jonathan Kaplan in den folgenden Jahren vor allem für das Fernsehen und die Musikbranche. Nach mehreren TV-Filmen und Musikvideos (unter anderem inszenierte er den Clip zu Rod Stewarts Song „Infatuation“) fasste er ab Ende der 1980er-Jahre noch einmal auf der großen Leinwand Fuß. Es entstanden das Science-Fiction-Werk „Projekt X“ (1987) mit Matthew Broderick und Helen Hunt, das Drama „Angeklagt“ (1988), das Jodie Foster ihren ersten Oscar-Gewinn bescherte, „Second Hand Familie“ (1989) mit Glenn Close und James Woods, der Thriller „Fatale Begierde“ (1992) mit Madeleine Stowe, Kurt Russell und Ray Liotta, „Love Field – Liebe ohne Grenzen“ (1992), für den Michelle Pfeiffer eine Oscar-Nominierung erhielt, und der Western „Bad Girls“ (1994) abermals mit Madeleine Stowe sowie Andie MacDowell. „Brokedown Palace“ aus dem Jahr 1999 war Kaplans letzte Kinoarbeit.

In der Folgezeit drehte er ausschließlich für das US-amerikanische Fernsehen. Zu seinen Credits gehören neben insgesamt 40 inszenierten „Emergency Room“-Folgen auch Engagements bei „Crossing Jordan“, „Without a Trace“, „A Gifted Man“ und „Law & Order: Special Victims Unit“. Bei der Mystery-Serie „Witches of East End“ führte Kaplan laut IMDb.com 2013 letztmals Regie.

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