Comedypreis 2021: Ehrenpreisträgerin Maren Kroymann kritisiert Sender und Veranstalter

Verleihung von Kontroverse um Luke Mockridge überschattet

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 02.10.2021, 12:36 Uhr

Maren Kroymann bei ihrer Dankesrede zum Comedy-Ehrenpreis – Bild: Sat.1/Screenshot
Maren Kroymann bei ihrer Dankesrede zum Comedy-Ehrenpreis

Sieben Kategorien und dreieinhalb Stunden Verleihung standen am gestrigen Freitag zur besten Sendezeit in Sat.1 auf dem Programm. Doch trotz dieser ausladenden Darbietung wird der 25. Deutsche Comedypreis wohl nicht wegen seiner humorvollen Auftritte im Gedächtnis bleiben. Vielmehr war das Event bereits im Vorfeld von den Vorwürfen gegen Comedian und Moderator Luke Mockridge überschattet worden. So hatten sich die Verantwortlichen erst am Donnerstag darauf geeinigt, die von Mockridge mitproduzierte Miniserie „ÜberWeihnachten“ von der Nominierungsliste in der Kategorie Beste Comedy-Fiction zu streichen (fernsehserien.de berichtete).

Die Veranstalter des Comedy-Events hatten die Kontroverse wochenlang ignoriert und erst in dieser Woche gehandelt. Bei der Verleihung selbst ließen sie Moderator Steven Gätjen dann lediglich eine schriftliche Erklärung verlesen. Darin wurde kurz erklärt, dass die Netflix-Serie aufgrund der öffentlich geführten Diskussionen nicht mehr nominiert sei. Weiter ging man auf das Thema nicht ein.

Damit war der Elefant aber nicht aus dem Festsaal, ganz im Gegenteil. Comedienne Hazel Brugger und ihr Ehemann Thomas Spitzer waren mit T-Shirts zur Veranstaltung gekommen, auf deren Vorderseite stand: „Konsequenzen für Comedian XY“, auf der Rückseite: „Künstler ohne Rückgrat sind Künstler ohne Geschmack.“ Angelehnt ist die Aufschrift sicherlich an den Hashtag #KonsequenzenFürLuke. Unter dem fordern User in den sozialen Netzwerken bereits seit Monaten die Aufarbeitung der Anschuldigungen gegen Mockridge. Dem Komiker hatten zuletzt mehr als zehn Frauen in einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel grenzüberschreitendes Verhalten und sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Mockridge selbst bestreitet diese Vorwürfe, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden inzwischen eingestellt.

Auch Ehrenpreisträgerin Maren Kroymann griff das Thema in ihrer Dankesrede am Ende der Versanstaltung auf und fand deutliche Worte: Ein Kollege von uns hat Übergriffe gemacht und eine junge Kollegin hat das gesagt. Ich werde dafür ausgezeichnet, dass ich lustige Geschichten erzähle und es gibt Frauen, die ihre Geschichten erzählen, die nicht lustig sind. Das finde ich ein Missverhältnis.

Auch das Verhalten der Veranstalter des Comedypreises und des Senders Sat.1, für den Mockridge jahrelang ein Aushängeschild war, kritisierte Kroymann deutlich: Ich hätte gerne gehabt, dass Verantwortliche für diesen Preis – und auch von dem Sender – die Eier gehabt hätten, zu sagen: Wir solidarisieren uns nicht nur mit unserem beliebten Künstler, sondern mit den Frauen, die betroffen sind. Kroymann fügte schließlich noch hinzu: Ich würde mir wünschen, dass ihre Geschichte gehört wird, dass diese Frauen ernst genommen werden, dass sie respektiert werden und dass man ihnen glaubt. Langer Applaus folgte aus dem Saal, in dem natürlich auch Kollegen saßen, die zuvor Mockridge in den sozialen Medien den Rücken gestärkt hatten.

So ging die recht zähe und langatmige Veranstaltung doch noch mit einem regelrechten Knall zu Ende. Letztendlich brauchte es Hazel Brugger und Maren Kroymann, um das zu tun, was sich die Comedybranche eigentlich stets selbst auf die Fahnen schreibt: auch kontroverse Themen humorvoll und deutlich anzusprechen.

Die Gewinner des Deutschen Comedypreises 2021 in der Übersicht:

Beste Comedy-Show

Beste Comedy-Fiction

(Anmerkung: Nach dem Rückzug von „ÜberWeihnachten“ nur noch vier Nominierte)

Beste Satire

Bester Komiker /​ Beste Komikerin

Bester Comedy Podcast

  • Ehrenpreis: Maren Kroymann

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Den Luke wird man leider nie wieder sehen, leider, weil seine Shows schon recht unterhaltsam waren. Ich hoffe nur dass sich Joko& Klaas nicht daneben benehmen.
    • am

      Ich dachte immer, in unserem Rechtssystem gilt jemand so lange als unschuldig, bis dessen Schuld bewiesen ist. Bisher wurde keine Schuld bewiesen...
      • am via tvforen.de

        Man sollte XY (sein Name sei für alle Zeiten getilgt, das Wahrheitsministerium wird dafür sorgen, das Liebesministerium das Grundproblem erledigen) vor seiner Vaporisierung als Unperson unbedingt noch auszeichnen: Schließlich hat er einem dieser überflüssigen Preise, die sich vor allem gegenseitig verliehen werden und die denn auch nur innerhalb der eigenen Blase irgendeine nennenswerte Bedeutung besitzen, schön Aufmerksamkeit beschert.
        • am via tvforen.de

          Ich finde Herrn Mockridge unterirdisch und verachtenswert.
          Keine Ahnung wie man darauf kommt, dem eine Art Unterhaltungswert beizumessen.
          Vermutlich fand man den 2. Weltkrieg dann auch irgendwie unterhaltsam.
          Absurd furchtbar.
          • am via tvforen.de

            Der ganze Mumpitz ist eh nicht präsentativ und ernst zu nehmen.
            • (geb. 1978) am

              Auch wenn ich selbst etwas anders angestimmt habe, gehen die Gewinner für mich insgesamt in Ordnung. Lediglich die Auszeichnung in der Kategorie "Beste Comedy-Fiction" kann ich nicht nachvollziehen. Diese "Slavik"-Nummer ist doch der totale Trash und nicht ansatzweise lustig. Dass die sich gegen die herausragende Ensemble-Leistung von "Unter Freunden..." und die pointierten Dialoge von "Frau Jordan" durchsetzen konnte, ist mir unerklärlich. Ansonsten bin ich vor allem froh, dass dieser prollige Glückspiel-Promoter Knossi keinen Preis bekommen hat. DAS wäre wirklich eine völlige Fehlentscheidung gewesen.

              Und was die Sache mit Luke Mockridge angeht: Ich verfolge ihn und seine Karriere nun schon eine ganze Weile, kenne auch ein wenig seinen familiären Hintergrund und halte es daher für recht unwahrscheinlich, dass an den Anschuldigungen gegen ihn etwas substanzielles dran ist. Das sieht mir eher nach einer "Kachelmann-Situation" aus. Das die von mir hoch geschätzte Maren Kroymann sich dennoch so einseitig positioniert, ist zwar aus ihrer (weiblichen) Perspektive nachvollziehbar, aber meines Erachtens ein Fehler. Schließlich wurde das Ermittlungsverfahren gegen ihn schon vor längerer Zeit wegen mangelndem Tatverdacht eingestellt. Es gab somit keine offizielle Anklage, geschweige denn ein rechtskräftiges Urteil. Was Kroymann hier macht, ist eine öffentliche Vorverurteilung, die einer üblen Nachrede gemäß § 186 StGB zumindest sehr nahe kommt.
              • am via tvforen.de

                Unerträglich, was Kroymann und Brugger da abgeliefert haben. Kollegenschelte hat bei einer Comedyveranstaltung nichts zu suchen. Wenn die beiden mit angeblich betroffenen Frauen und Mockridge selbst gesprochen und sich ein dann ein Urteil dazu gebildet haben, können sie meinetwegen gerne in einer Talkshow dazu Stellung nehmen. Aber bitte nicht bei einer Comedyveranstaltung. Da haben sie Gags abzuliefern und in der Dankesrede Freunden & Familie zu danken - aber von diesem Boulevardniveau und Mobbing sollten sie Abstand nehmen.

                Ebenso kurios die Entscheidung, die nominierte Serie "Über Weihnachten" aus der Abstimmung zu nehmen. Konnten nicht sogar die Zuschauer*innen im Vorfeld entscheiden, wer in die Endauswahl kommt?! Wenn die Mehrheit eine Serie lustig fand, dann sollte dies auch unabhängig von den Kontroversen um beteiligte Künstler respektiert werden.

                Positiv immerhin, dass die Sendung live übertragen wurde. An den Unterhaltungswert sämtlicher "Luke!"-Shows des letzten Jahres kam sie trotzdem nicht ran.
                • am via tvforen.de

                  Dreieinhalb Stunden ... für nur 7 Kategorien? Mein Gott, das Privat-Fernsehen (in Deutschland) wird auch immer bekloppter. Die Comedians bei denen will eh niemand mehr sehen ... selbst schuld.
                  • am via tvforen.de

                    Habe mich früher immer wie Bolle auf den Abend gefreut. Lustige Laudatoren & Moderatoren, Einspieler etc. Und was war das gestern bitteschön? Wären S. Pufpaff & H. Brugger nicht gewesen, hätte sich nicht eine Minute gelohnt. Schade.
                    • am via tvforen.de

                      stonehenge schrieb:
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                      > Habe mich früher immer wie Bolle auf den Abend
                      > gefreut. Lustige Laudatoren & Moderatoren,
                      > Einspieler etc. Und was war das gestern
                      > bitteschön? Wären S. Pufpaff & H. Brugger nicht
                      > gewesen, hätte sich nicht eine Minute gelohnt.
                      > Schade.

                      Ich fand es ebenso langweilig, es gab wahrlich schon bessere Jahre und Moderierende. Allerdings hatte ich von Steven Gätjen auch nicht unbedingt Gags Gags Gags erwartet, Katrin Bauerfeind blieb ebenfalls blaß. Schade.
                  • am

                    Schon Schlimm! Da wirft eine Ex-Freundin vielleicht aus gekränkter Eitelkeit oder einfach nur als kleine Rache Luke Mockridge etwas vor und plötzlich, rein plötzlich, kommen weitere aus ihren Löchern hervor und behaupten rein zufällig das gleiche. Komisch. Vorher war nie was zu hören. Eine Vorverurteilung ist da schon Standart obwohl nicht bewiesen werden konnte. So ist das. Das es bei der Geschichte allerdings immer zwei Seiten gibt, sieht noemand und die männliche Seite wird ignoriert, weil eine Frau doch immer Recht hat. Das da aber wie erwähnt, noch was ganz anderes hinter stecken könnte, beachtet keiner.



                    Zur Show nur gesagt, für einen Comedy-Preis, mehr als dünn, unlustig und lahm. Wer dabei zu RTL schaltete und sich Die lustigsten... anschaute, hatte mehr Spaß als bei der Schlaftablette von Preisverleihung.
                    • am

                      Torsten, vielleicht gehen die Frauen erst jetzt an die Öffentlichkeit, weil sie sicht vorher alleine nicht getraut haben, in dem Glauben ein Einzelfall zu sein, und jetzt merken, dass der unschuldige Luke doch nicht so unschuldig ist. Eine Vorverurteilung von Männern ist überhaupt nicht Standard. In der viel schwierigeren Rolle sind Frauen, die solche Situationen nur schwer beweisen können und denen nicht geglaubt wird. Die Männer sind hier eher in der stärkeren Position. Was tatsächlich geschehen ist, wissen natürlich nur die Beteiligten. Wenn aber 10 Frauen den Mund aufmachen, sollte man zumindest mal hinhören. Nicht jeder ist Öffentlichkeitsgeil oder auf Rache aus, weil man jemandem etwas nicht gönnt. Also von daher sollten Sie vielleicht Ihre Vorverurteilung der Frauen etwas zurückstellen.
                    • (geb. 1976) am

                      Tja, Herr S. - an ihrem Beitrag sieht man mal wieder das Problem. 10 Frauen springen nicht mal eben so auf etwas auf. Aber das ist ja das immer gleiche Narrativ seit Äonen. Arme, wehrlose Männer als Opfer intriganter Frauen.
                    • (geb. 1976) am

                      Absoluter Schwachsinn!
                      Sind Sie eine Frau?
                    • (geb. 1976) am

                      an @ Stitch, der Kommentar ging an Dich.
                    • (geb. 1970) am

                      Jede Frau die wirklich betroffen ist oder war meldet es normalerweise sofort. Wenn dies nicht passiert halte ich diese Aussagen für nicht so glaubwürdig. Frauen nutzen es gern als Rache. Und Männer stehen oft dumm dar, wie sollen sie auch die Wahrheit beweisen? Ich steh bei sowas immer auf der Seite der Männer, und ich bin kein Mann.
                    • am

                      @User862195
                      Ich bin auch eine Frau und sehe das ganz genauso. Ich weiß doch, ob ich das in dem Moment nicht möchte und ob das dann ein sexueller Übergriff oder gar eine Vergewaltigung war und erstatte umgehend Anzeige und überlege mir das nicht erst Monate oder Jahre später. Und wenn wirklich was dran wäre, wäre das Verfahren nicht eingestellt worden...

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