2016, Folge 214–227

  • Folge 214 (45 Min.)
    Flüchtlinge, Terroranschläge, Putschversuch: ein Land im Ausnahmezustand. Die Türkei, das ehemalige Ferienparadies für Millionen deutsche Touristen, ist nicht mehr das Land der Sehenswürdigkeiten, sondern Krisengebiet. Der Tourismus ist zusammengebrochen. Welche Auswirkungen hat das auf die Türkei? Und auf die Menschen, die vom Tourismus leben? Ein Filmteam besucht Antalya. Normalerweise drängen sich hier Touristen durch die enge Altstadt. In diesem Jahr bleiben viele Hotels geschlossen. Auch die All-inclusive-Hotels an der Küste sind nur wenig gebucht.
    Es gibt weniger Arbeit und gleichzeitig immer mehr Flüchtlinge aus Syrien, die auf illegale Gelegenheitsjobs hoffen. Schon vor dem Putschversuch waren die Reisebuchungen im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent eingebrochen. Länder wie Italien und Spanien sind die Gewinner. Dabei hat der Tourismus einen enormen Stellenwert in der türkischen Wirtschaft. Viele Türken leben davon. Das Land, das für Europa die Flüchtlingsproblematik lösen soll, steckt in einer großen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Krise. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.08.2016NDR
  • Folge 215 (45 Min.)
    Sie prunken mitten in den Städten mit schönen, alten Namen, heißen „Schlosshof“ oder auch „Schlossarkaden“. Doch was nach Tradition klingt, ist das genaue Gegenteil. Shoppingmalls sind keine gewachsenen Teile der Stadt. Sie sind künstliche Gebilde, optimiert nach allen Regeln des Marketings, des Handels, der Finanzwelt. Der mit Abstand erfolgreichste Einkaufscenter-Entwickler ist die ECE in Hamburg. Alexander Otto und seine rund 3.500 Mitarbeiter bauen immer mehr Center in Deutschland und Europa und stets nach dem gleichen Konzept: 1-a-Lage, mindestens 250.000 Menschen im Einzugsbereich, ein bewährter Mix aus großen und kleinen Geschäften.
    Das ECE-Geschäftsmodell hat, so beschreibt es Professor Thomas Krüger von der HafenCity Universität Hamburg, zwei Phasen. Zunächst erfolgt die Entwicklung einer Shoppingmall mit anschließendem Verkauf an einen Investor. Dann wird das Management der Mall „möglichst lange und stabil und durch das Center-Management garantiert, ohne Ausfälle, immer optimiert, immer neue Formate bringend und möglichst den Konsum in keiner Weise irritierend.“ Kritiker bezeichnen die Shoppingmalls als begehbare Anlagedepots.
    Tatsächlich stellt der internationale Finanzmarkt für Einkaufscenter mehr als genug Geld bereit, wie der Volkswirt und ECE-Entwickler Jan Röttgers einräumt: „Es gibt auf dem Investmentmarkt eine hohe Nachfrage nach Shoppingcentern“, auch weil „natürlich Anlage-Alternativen fehlen aufgrund der Niedrigzinspolitik.“ Wer ein ECE-Center betritt, läuft einen vertrauten und klug kalkulierten Ladenmix entlang, wird anonym beobachtet von unsichtbaren Kameras, ist ungestört von Wettereinflüssen, Straßenmusik oder gar Bettlern.
    Shoppingcenter sind weniger Begegnungsorte für Bürger als kühle Kapitalmaschinen. Das gefällt nicht allen. In Oldenburg haben sich viele Bürger vergeblich gegen den Bau eines ECE-Centers gewehrt. In Celle hat SPD-Bürgermeister Dirk-Ulrich Mende ein Center verhindert, das die Verkaufsfläche der Innenstadt schlicht verdoppelt hätte. Dann hat er einige der typischen „Ankerkunden“ der Malls wie H&M, Schuhkay, Saturn so angesiedelt, sodass auch wieder mehr junge Menschen in die Celler Innenstadt kommen.
    „Es gibt natürlich bestimmte Elemente, die von einer Shoppingmall auch auf eine Stadt übertragbar sind“, räumt Mende ein, denn „die haben ja eigentlich von uns abgeguckt, wie funktioniert eine Stadt!“ Man brauche neue, moderne Geschäfte, könne sie aber trotz eines strengen Denkmalschutzes in der Altstadt unterbringen. Auch im süddeutschen Singen ringen die Bürger und ihre Vertreter seit Jahren darum, ob sie ein ECE-Center haben wollen.
    Der Bürgermeister fürchtet, Singen büße ohne Mall gegenüber den Nachbarstädten an Attraktivität ein, der örtliche Einzelhandel verliere ohne Center. Die Vertreter einer örtlichen Bürgerinitiative hingegen sehen angesichts eines schon bestehenden Überangebots den traditionellen Einzelhandel in Gefahr, fürchten eine Verödung ihrer Innenstadt. Für die Stadt Singen ist die 140 Millionen schwere Investition eine große Sache. Für die ECE ist es nur ein Center unter vielen. Wie andernorts wird in Singen intensiv diskutiert, ob eine Shoppingmall ein Fluch oder ein Segen für die Stadt ist. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.08.2016NDR
  • Folge 216 (45 Min.)
    Lebe deinen Traum, da hätte ich viel früher mit anfangen sollen“, sagt Norbert Kluge. Heute lebt der 51-jährige Schreinermeister aus dem Westerwald im Dschungel von Kolumbien. Norbert Kluge ist der klassische Typ Aussteiger, weit weg in Richtung Neuanfang. Andere bleiben in Deutschland und ändern hier ihr altes Leben. So tat es Klaus Thiem, dessen Herzenswunsch immer das Kochen war. Doch der 62-Jährige machte Karriere in der Mineralölbranche. Am Ende brach er zusammen, zwei Herzinfarkte, Koma. Als er wieder erwachte, beschloss er, sein Leben zu ändern.
    Und heute kocht er tatsächlich: im eigenen Restaurant in Husum. Der preisgekrönte NDR Autor Michael Heuer trifft die unterschiedlichsten Aussteiger. Ob an der Nordseeküste, in Kanada, Südamerika oder auf dem spanische Festland: Alle wollten sich ihren Lebenstraum erfüllen. Mit einem „das kann doch nicht alles gewesen sein“ fängt es häufig an. Jeder dritte Bundesbürger kann sich ein Auswandern vorstellen. Tatsächlich wandern jedes Jahr mehr als 140.000 Menschen aus Deutschland aus.
    Und 225.000 Renten werden ins Ausland überwiesen. Für die NDR Reihe „45 Min“ erzählt Michael Heuer, wie Menschen ihr zweites Leben begonnen haben. Er trifft die Lebensträumer und fragt bei ihnen nach. Sind sie jetzt glücklicher? War es schwer, aus dem alltäglichen Trott auszusteigen? Wie reagierte die Umgebung? Und bleibt der erfüllte Lebenstraum auch im Alter ohne Sorgen? Ein „45 Min“-Thema, bei dem jeder mitsprechen kann: über die eigenen Träume und über die eigene Wirklichkeit. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.08.2016NDR
  • Folge 217 (45 Min.)
    Zoe wird bald eingeschult und freut sich auf ihren ersten Schultag. Für ihre Eltern aber ist das ein Problem. Sie wissen nicht, wie sie einen Schulranzen, Füller, Hefte und Stifte bezahlen sollen. Mit rund 1.900 Euro monatlich lebt die vierköpfige Familie aus Sassnitz an der Armutsgrenze. Ihre Hoffnung ist die Kinderbedarfsbörse, ein Secondhandmarkt für Kindersachen. „Ein neuer Ranzen“, sagt Astrid K., ist definitiv nicht drin. Armut stresst, grenzt aus und macht krank. Im reichen Deutschland trifft sie vor allem Kinder.
    Jedes siebte ist auf Grundsicherung angewiesen. Das sind zwei Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. 2011 führte die Bundesregierung das Bildungspaket ein. Es sollte Kindern aus einkommensarmen Familien mehr Teilhabe ermöglichen, durch staatliche Zuschüsse für Schulbücher, Mittagessen in der Kita, Nachhilfe oder Mitgliedschaft im Sportverein. Aber kommen die Hilfen an? Und reichen sie aus, um allen Kindern die gleichen Chancen auf gesellschaftlichen und beruflichen Erfolg zu gewähren, wie es das Bundesverfassungsgericht fordert? Diesen Fragen geht „45 Min“ in diesem Film nach.
    Der Film zeigt, wie schwer es vielen Familien fällt, ihren Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Zoes Mutter kämpft mit Antragsformularen für die verschiedenen Hilfen, die es in Deutschland für einkommensarme Familien gibt. Insgesamt sind es 160. Michelle A., alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, weiß manchmal nicht, wovon sie noch etwas zu essen kaufen soll.
    Der Stress überträgt sich auf die Kinder. Ihre elfjährige Tochter wünscht sich vor allem eines: „Mehr Geld, damit es Mama besser geht, und sie mehr Zeit für uns hat.“ Die Geburtslotterie ist ungerecht. Sprösslinge aus gut betuchten Familien lernen schon als Kleinkind in einer privaten Krippe Englisch oder Chinesisch. In einer normalen Kindertagesstätte sind die Erzieher überlastet. Nicht selten ist eine Betreuerin mit 25 Kindern allein. Individuelle Förderung sieht anders aus. Auf der Strecke bleiben die Kinder. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.09.2016NDR
  • Folge 218 (45 Min.)
    Tüte auf, alles in den Topf hinein, auf dem Teller hübsch angerichtet, ein paar Kräuter dazu: fertig. Das ist Kochen im Restaurant. „45 Min“ zeigt, wie Fertigprodukte die deutschen Restaurantküchen erobern, so genanntes Convenience-Food. In 80 bis 90 Prozent der deutschen Restaurants wird es eingesetzt, schätzen Experten. „45 Min“ blickt hinter die Kulissen der Convenience-Industrie und deckt auf, wie deren Produkte fast überall genutzt werden, auch in der Spitzengastronomie. Für die Gäste ist das meist nicht zu erkennen, aus gutem Grund: Sie erwarten frisch zubereitete Speisen.
    Convenience-Produkte werden immer hochwertiger, sind von selbst gemachten Speisen kaum zu unterscheiden. Besonders beliebt sind Kartoffelprodukte, vom Gratin bis zu Bratkartoffeln, alles ist fertig zubereitet im Großhandel zu haben. Aber auch Kaiserschmarrn, Schnitzel, Spiegelei. Ein ganz besonderer Klassiker ist die Sauce hollandaise. Traditionell wird sie mit Butter gemacht, mittlerweile kommt sie in den meisten Restaurants aber aus dem Tetrapak, ohne Verwendung von Butter.
    Auf der Speisekarte müsste das eigentlich vermerkt sein. Doch die meisten Köche verschweigen es ihren Gästen. Hauptsache, es schmeckt, sagen sie. Kaum ein Koch geht offen damit um, dass er Fertigprodukte in seiner Küche verwendet. Die Convenience-Industrie macht es ihm leicht: Die meisten Produkte sind bewusst so konzipiert, dass sie unauffällig sind und wie hausgemacht aussehen. Häufig müssen auch Aromen oder Verdickungsmittel gar nicht erst deklariert werden, weil das Lebensmittelinformationsgesetz lückenhaft ist.
    Und so werden die deutschen Köche immer mehr zu Organisatoren, die nur noch vorproduziertes Essen zusammenstellen, anstatt die Speisen selbst zuzubereiten. Der Einsatz von Convenience ist schnell, personalsparend, günstig. Für viele Gerichte braucht es gar keinen Koch mehr. „45 Min“ spricht mit Auszubildenden, die sich beschweren, dass sie nur noch Tüten aufreißen. Wie man kocht, lernen sie nicht mehr. „45 Min“ berichtet über den Niedergang der Kochkultur in deutschen Restaurants. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.09.2016NDR
  • Folge 219 (45 Min.)
    In Norddeutschland sind in den vergangenen Monaten Revierkämpfe rivalisierender Rockergangs eskaliert. Lange existierende Gruppen wie die Hells Angels, neue Herausforderer wie die Mongols und die Osmanen Germania geraten aneinander. Die Szene ist in Bewegung. Ein bundesweites Phänomen, vor dem der Bund Deutscher Kriminalbeamter jüngst warnte. Denn die neuen Rockerkämpfe lösen schwere Gewalttaten aus: Schießereien auf offener Straße, gezielte Mordanschläge. Bei den Auseinandersetzungen geht es um viel Geld, vor allem im Rotlichtbereich. „45 Min“ zeigt, welche Gefahr von den alten und den neuen Rockergangs ausgeht.
    Die Neuen funktionieren vordergründig wie die alten Motorradclubs. Die Mitglieder tragen Kutten mit Vereinssymbolen, verzichten aber auf Motorräder. Und die Gruppen sortieren sich oft nach ihrer ethnischen Herkunft. Beispielsweise in Hamburg, wo mit dem Mongols MC erstmals eine Gang die „Platzhirsche“, die Hells Angels, herausgefordert hatte. Sie wurde von Erkan U. angeführt, einem Zuhälter, der den Machtkampf mit Provokationen im Internet begann. Internetrocker, ein neues Phänomen. Der Film zeigt, dass sich die Hells Angels noch zu behaupten wissen. In Niedersachsen zum Beispiel, wo sich im Juni 2016 die Hells Angels neu gegründet haben.
    Nun firmieren sie unter dem Namen North Gate Hannover. Ihr Chef, Frank Hanebuth, wartet auf Mallorca darauf, ob ihn die spanischen Behörden anklagen. Aber via Facebook hält er seine Kontakte, europaweit. In Schleswig-Holstein, wo 2009 ein Rockerkrieg zwischen Bandidos und Hells Angels blutig auf der Straße ausgetragen wurde, herrschte bis zum Februar 2016 Ruhe. Dann gründeten sich die Bandidos in Kiel neu, direkt vor den Augen der dort seit 2010 verbotenen Hells Angels. Und prompt folgte im Mai 2016 die erste schwere Gewalttat zwischen Bandidos und Hells Angels.
    Der Film zeigt die Entwicklung der neuen Gewaltspirale, mit der die Landeskriminalämter nicht gerechnet haben. In Hamburg gründete die Polizei die Soko Rocker, um die Gewalttaten aufzuklären, doch die Ermittlungen stocken, denn die Rocker reden nicht mit der Polizei. Und es rücken neue Gruppierungen in den Fokus der Ermittlungsbehörden: Streetgangs mit Rockerattitüde, wie zum Beispiel die Osmanen Germania. Sie selbst bezeichnen sich als Boxclub, geben sich aber die Strukturen von Rockerclubs. Im Mai 2015 gegründet, zählt diese Gruppierung bundesweit schon 40 Ortsvereine mit stark wachsenden Mitgliederzahlen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.09.2016NDR
  • Folge 220 (45 Min.)
    Beck’s Bier, Jever oder Astra: Das sind typisch norddeutsche Biermarken mit einem unverwechselbaren Geschmack, abgefüllt in Brauereien in der Region. So der Mythos. In Wirklichkeit gehören auch diese Biersorten längst zu weltweit agierenden Großkonzernen. Und diese schlucken immer mehr regionale Biermarken. Beck’s beispielsweise wird weltweit in gut 15 Brauereien des belgischen Konzerns AB InBev produziert. Gegenwärtig entsteht durch die mehr als 100 Milliarden Dollar schwere Fusion der Bierproduzenten AB InBev und SABMiller ein Imperium, welches künftig etwa jedes dritte Bier, das weltweit getrunken wird, produziert.
    Es ist einer der größten Zusammenschlüsse in der Weltwirtschaftsgeschichte. Welche Folgen hat das für die norddeutsche Brauereitradition und den Geschmack des Bieres? Diesen Fragen sind die Autoren in großen, konzerneigenen Brauereien ebenso wie bei kleinen, traditionsreichen Biererzeugern nachgegangen. Sie haben mit Bierliebhabern in ganz Norddeutschland und mit Vertretern der neuen Craft-Beer-Bewegung gesprochen. Sind Hopfen und Malz wirklich verloren? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.10.2016NDR
  • Folge 221 (45 Min.)
    Die Alternativmedizin verspricht bei einer Krebserkrankung Heilung ohne Nebenwirkungen, ohne Chemie oder Pharmaindustrie. Wenn es um derart lebensbedrohliche Krankheiten wie Krebs geht, sind Patienten und ihre Angehörigen bereit, alles zu tun und alles zu zahlen. Doch hinter den Versprechen der „Heiler“ stecken oft Methoden, die völlig unwirksam sind. Quacksalber und Scharlatane spekulieren auf die Ängste und Hoffnungen der Kranken und machen damit Kasse. Welche abstrusen Therapien Heilpraktiker und Ärzte krebskranken Patienten anbieten, hat Filmautorin Claudia Ruby in einer monatelangen Undercoverrecherche herausgefunden. Sie präsentiert den Fall eines Krebspatienten, der mit klassischer Chemo- und Strahlentherapie gut heilbar wäre.
    Doch die „Heiler“ setzten stattdessen auf Heilmusik, bittere Aprikosenkerne, Kaffeeeinläufe und Krebsdiäten. Die an Brustkrebs erkrankte Irit L. legt ihre ganze Hoffnung in die so genannte Galvanotherapie. Mithilfe von Strom will ein Heilpraktiker ihre Tumore zum Schrumpfen bringen. Kurz vor ihrem Tod merkt sie, dass sie auf einen Scharlatan hereingefallen ist und erstattet Anzeige. Gibt es Wundermittel gegen Krebs? Weshalb wenden sich viele Patienten von der klassischen Medizin ab? Und warum ist die Justiz oft machtlos gegen Scharlatane? Der Film gibt wissenschaftlich fundierte Antworten und liefert schockierende Einblicke in das Geschäft der angeblich sanften Medizin. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 24.10.2016NDR
  • Folge 222 (45 Min.)
    Sie haben den Gipfel des Erfolgs in der Geschäftswelt erreicht, gelten als die Verkörperung der Macht: Topmanager. Auch privat müssen sie sich immer beweisen, dass sie die Härtesten, die Mutigsten, die Vitalsten sind. Meister im Gewinnen. Deutschlands Topmanager sprechen erstmals öffentlich darüber, was sie antreibt und wann sie sich getrieben fühlen. Sie gestehen, dass es sehr einsam an der Spitze eines Unternehmens sein kann, dass die Gestaltungsfreiheit abnimmt, dafür die Erwartungen übermäßig wachsen. Die sonst der Öffentlichkeit gegenüber distanzierte Managementelite wagt sich in dieser Dokumentation vorsichtig aus der sicheren Blase, in der sie sich sonst nur mit Gleichgesinnten austauscht.
    Der Film zeichnet ein Psychogramm einer wichtigen gesellschaftlichen Gruppe anhand von ausgewählten Fällen: der Managerin, die sich in einer männlich geprägten Konzernstruktur behaupten muss und scheitert, des Unternehmers (und dessen Tochter) und des Vorstands, der sich plötzlich in der psychiatrischen Klinik wiederfindet, weil er seine eigentlichen Bedürfnisse übersehen hat und die Last der Verantwortung zu groß wurde. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 31.10.2016NDR
  • Folge 223 (45 Min.)
    Für diese Reportage gewährt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge exklusiv Einblicke in sein Innenleben. Zum ersten Mal durfte ein Kamerateam bei den Besprechungen im engsten Führungszirkel um Frank-Jürgen Weise dabei sein. Autor Michael Richter beobachtete die Entscheider wochenlang bei ihrer Arbeit und sprach mit ihnen über die Herausforderungen, jeden Tag Schicksal spielen zu müssen. Und er dokumentiert die Situation von Flüchtlingen, die viel zu lange auf die Entscheidungen des Amtes warten müssen, ob sie in Deutschland bleiben dürfen. „Können Sie mir jetzt erläutern, warum Sie nach Deutschland gekommen sind? Jetzt haben Sie die Gelegenheit, mir Ihre Fluchtgründe zu schildern.“ Entscheider Jochen Otten hört konzentriert zu, als Abdulahi Mohamed, ein junger Flüchtling aus Somalia, mithilfe eines Dolmetschers berichtet, was ihn dazu bewegt hat, seine Heimatstadt Mogadischu zu verlassen.
    Der Somalier ist einer von Hunderttausenden Flüchtlingen, die in Deutschland um Asyl bitten. Entscheider wie Jochen Otten befinden darüber, ob sie bleiben dürfen. Die Arbeit ist härter geworden seit dem Ansturm der vielen Flüchtlinge im Jahr 2015. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge steht unter massivem Druck.
    Bis zum Jahresende hat Bundesamtschef Frank-Jürgen Weise versprochen, werden alle Altfälle bearbeitet sein. Wie diese Herkulesaufgabe bewältigt wird, für die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge komplett umgekrempelt wurde, beobachtet Grimme-Preisträger Michael Richter exklusiv. Mitten in der größten Arbeitsbelastung musste die neue Führung seit September 2015 alte Strukturen auf den Kopf stellen. „Ankunftszentren“ wurden geschaffen, in denen innerhalb von einer Woche Asylanträge entschieden werden sollen; „Entscheidungszentren“ eingerichtet, Tausende neue Mitarbeiter eingestellt.
    Und einige Hundert schon wieder entlassen. Denn nicht alles, was neu ist, funktioniert schon. Da dauern Verfahren immer noch zu lange, wie auch Frank-Jürgen Weise zugibt. Da gehen Adressen verloren, werden Bescheide fehlerhaft oder gar nicht zugestellt. Flüchtlingsorganisationen begrüßen zwar den Versuch, Verfahren zu beschleunigen, kritisieren aber auch, es bestehe die Gefahr, dass der Einzelfall zu wenig geprüft werde. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.11.2016NDR
  • Folge 224 (45 Min.)
    Früher war Lachs eine besondere Delikatesse, heute ist er ein Massenprodukt. Auch, weil er in riesigen Aquakulturen gezüchtet wird und deshalb preiswerter ist als zum Beispiel Kabeljau oder Heilbutt. Aber in den letzten Jahren ist der Zuchtlachs immer wieder in Verruf geraten. Es ist die Rede von Antibiotika, Pestiziden und sogar „giftigem Lachs“. Was ist dran an diesen Vorwürfen? Der Hamburger Küchenchef Thomas Sampl macht sich für „45 Min“ auf den Weg zu Lachsfarmern, Wissenschaftlern und Händlern, um Antworten auf diese Frage zu finden. Lachs, der in Deutschland verzehrt wird, kommt zu über 90 Prozent aus Norwegen.
    Rund 400 Millionen Lachse schwimmen hier in Meeresgehegen. Die Aquakultur hat zwar Fortschritte gemacht, aber es gibt auch noch jede Menge Probleme. Der Lachs ist ein Raubfisch und ernährt sich in freier Wildbahn vor allem durch andere Fische. Doch in der Zucht ist Futter aus Fischen limitiert. Deshalb stellen die Lachsfarmer auf vegetarisches Futter um. Das hat Konsequenzen, vor allem auf den Omega-3-Gehalt des Lachses. Das Pestizid Ethoxyquin, mit dem das Futter für den Lachs haltbar gemacht wird, ist in Europa eigentlich verboten. Als Konservierungsmittel ist es nur erlaubt, weil es bisher keine Alternative gibt.
    Wie viel giftiges Ethoxyquin ist im Lachs nachweisbar? Und wie gefährlich ist das? Das Hauptproblem der Züchter sind Lachsläuse, die sich als Folge der Massenzucht ausbreiten. Eine Plage, die sie bislang nicht in Griff bekommen und die einen Verdacht nährt: die Lachszucht in den Fjorden könnte ausgereizt sein. Dennoch: Die Züchter in Norwegen wollen noch mehr Lachs produzieren. Denn durch die wachsende Nachfrage steigt der Lachspreis. Mehrere Firmen sind bereits an der Börse. Sie wollen mit „Meeresfabriken“ die Lachszucht revolutionieren. „45 Min“ über ein Geschäft, das mit seinem eigenen Erfolg zu kämpfen hat. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.11.2016NDR
  • Folge 225 (45 Min.)
    Der Rentner Günter F. hatte gerade knapp 1.000 Euro von der Bank abgehoben. Ein Mann spricht ihn an, seine Lederjacke sei schmutzig und hilft ihm beim Säubern. Erst später bemerkt Günter F., dass der Umschlag mit dem Bargeld weg ist. Er ist auf Betrüger hereingefallen, die ihn schon in der Bank ausgespäht hatten. Die Gauner benutzen immer neue Maschen: sei es der Schmutztrick, Haustürbetrug oder Halskettchentausch: „45 Min“ zeigt die Methode. Die Opfer schämen sich oft, weil sie sich hereinlegen lassen haben. Das muss man aber nicht, sagt Thomas H. vom Weißen Ring. Jeder kann Opfer werden. Trickbetrüger bestehlen Menschen, während sie deren Aufmerksamkeit ablenken. Wie das geht, demonstriert ein Profizauberer und Taschendieb in der Mannheimer Fußgängerzone. Er beweist: Nicht nur ältere Menschen fallen auf die Trickbetrüger herein. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.11.2016NDR
  • Folge 226 (45 Min.)
    Schmerzen beim Aufstehen, im Knie, in den Hüften oder Schultern und ein Knirschen in den Gelenken: Etwa sieben Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Arthrose oder Gelenkverschleiß. Viele Betroffene durchlaufen unzählige Therapien, bevor sie dann doch ein künstliches Gelenk brauchen. Diese Dokumentation stellt verschiedene Methoden vor, die helfen können, eine Operation zumindest um viele Jahre hinauszuzögern, wenn nicht sogar ganz zu vermeiden. Spritzen mit Hyaluronsäure beispielsweise werden schon länger angewandt, allerdings mit wechselhaftem Erfolg.
    Nun zeigt ein neues Kombinationspräparat aus zwei verschiedenen Hyaluronsäuren in ersten Studien eine deutlich bessere Wirkung. Manche Kliniken kombinieren das vermeintliche Wundermittel zusätzlich durch eine Eigenbluttherapie mit plättchenreichem Plasma (PRP) und berichten ebenfalls von erstaunlichen Erfolgen. Ganz ohne Injektionen kann auch ein mechanischer Gelenkextender Schmerzen lindern und das Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks hinauszögern. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.12.2016NDR
  • Folge 227 (45 Min.)
    Honig: rein, natürlich und gesund, eine goldene Gabe der Natur. Kaum ein anderes Lebensmittel genießt in Deutschland einen derart guten Ruf. Und nirgendwo sonst wird so viel Honig verzehrt wie hierzulande: durchschnittlich um die 1,1 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Doch die Nachfrage ist erheblich größer als das Angebot der einheimischen Imker. Woher kommt also der Honig? Wie rein und gesund ist er tatsächlich? Dem Honig werden wahre Superkräfte zugeschrieben: Er verhindert bakterielles Wachstum, fördert Wundheilung, hilft gegen Erkältung, Fieber und vielleicht sogar gegen Pickel.
    Kein Wunder, dass der meiste Supermarkthonig in den nasskalten Monaten zwischen Oktober und März verkauft wird. Hält der Honig wirklich gesund? Auch der vom Discounter? Die gesetzlich vorgeschriebene Herkunftsbezeichnung auf den Honiggläsern in den Supermärkten und Discountern bleibt überaus vage: „Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“ steht dort meist auf den Etiketten. Um die 20 Prozent des hierzulande verkauften Honigs werden noch von deutschen Bienen eingeflogen, der große Rest wird in Mittel- und Südamerika, China und Osteuropa produziert.
    Doch selbst wer vom einheimischen Imker in der Nähe kauft, kann sich nicht 100 Prozent sicher sein, dass sein Honig wirklich regional ist. Denn auch Mitglieder des Deutschen Imkerbundes dürfen, und das ganz legal, die Hälfte ihres Honigs aus anderen Quellen dazukaufen. Der Film aus der Reihe „45 Min“ begleitet deutsche und ausländische Imker durch das Bienenjahr, klärt über die modernen Produktionsbedingungen für eines der ältesten bekannten Lebensmittel auf, das im unverfälschten Zustand praktisch ewig hält, selbst wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum auf den Etiketten etwas anderes suggeriert.
    Es ist allgemein bekannt, dass die hoch industrialisierte Landwirtschaft und der Verbraucherwunsch nach gesunder, regionaler Ernährung im Widerspruch stehen. Aber den einheimischen Imkern und ihren Bienenvölkern drohen zusätzliche Schwierigkeiten: Probleme, die bislang noch wenig Aufmerksamkeit erregten und doch wie ein Damoklesschwert über der Honigindustrie schweben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.12.2016NDR

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