2015, Folge 186–199

  • Folge 186 (45 Min.)
    „Wir wollen Klarheit und Transparenz über diese dunkle Seite in unserer Kirche“, sagt Bischof Stephan Ackermann im Namen der katholischen Bischöfe, als er im März 2014 ein interdisziplinäres Forschungsprojekt vorstellt. Die Wissenschaftler erhalten den Auftrag, die zahllosen Kindesmissbrauchsfälle in der katholischen Kirche aufzuarbeiten. Ein Jahr danach ist es Zeit für eine Zwischenbilanz: Wie ehrlich meint es die katholische Kirche wirklich mit der Aufarbeitung? Wie groß ist das Ausmaß des Skandals? Die Autoren Birgit Wärnke und Sebastian Bellwinkel haben hinter die Mauer des Schweigens geschaut. Sie fragen nach, wie frei die Wissenschaftler wirklich forschen können, ob die neuen kircheninternen Leitlinien zum Umgang mit den Tätern konsequent umgesetzt werden und welche Rolle die Ordensgemeinschaften spielen, in deren Zuständigkeit viele Schulen und Internate liegen.
    Der Film fragt auch nach den eigentlich Verantwortlichen und lässt namhafte Katholiken zu Wort kommen, die die Verbindung von Priesteramt und Pflichtzölibat hinterfragen. Sexualpsychologen weisen darauf hin, dass der Zölibat Männer mit gestörter Sexualität anziehe und selbst bei psychisch gesunden Priestern zu einer „seelischen Unterernährung“ führen könne. Fünf Jahre nach dem Bekanntwerden der ersten Missbrauchsfälle kommen Bischöfe, Ordensleute und Opfer zu Wort.
    Kritiker beobachten, dass es der katholischen Kirche zuweilen mehr um das Wohl der Täter aus den eigenen Reihen als um das Schicksal der Opfer geht. Manche befürchten, die groß angekündigte wissenschaftliche Aufarbeitung sei nicht viel mehr als eine PR-Aktion der Bischöfe. Es wird klar, dass viele Bischöfe ihren hehren Worten nur bedingt Taten folgen lassen und damit den Betroffenen, die bis heute unter ihrer Ohnmachtserfahrung leiden, ein weiteres Mal Leid zufügen. Es mehren sich auch in der katholischen Kirche die Stimmen, die sagen: Wir müssen den Opfern gerecht werden, nicht dem Narzissmus unserer Institution. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 31.08.2015NDR
  • Folge 187 (45 Min.)
    Bevor Dörte morgens zur Arbeit in einer Apotheke fährt, schaut sie immer noch bei ihren Eltern vorbei. Sie will ihre Mutter mit dem verwirrten Vater nicht allein lassen. In einer zweiten Familie hat Tochter Anne ihre Mutter bei sich aufgenommen. Zwei Familien bewältigen einen Alltag, der geprägt ist von der Demenz eines Angehörigen. Immer häufiger stoßen sie dabei an ihre Grenzen. Anne sagt: „Ich bin dann richtig wütend.“ In Deutschland gibt es nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums etwa 1,5 Millionen Menschen mit einer Demenz, von denen zwei Drittel zu Hause leben. Betreut werden sie von Angehörigen und Pflegediensten.
    Bis zum Jahr 2050 könnte sich die Zahl der an Demenz Erkrankten allerdings auf drei Millionen verdoppeln. Was ist, wenn den pflegenden Angehörigen die Schwierigkeiten über den Kopf wachsen, wenn Mutter, Vater oder Partner sie nicht mehr erkennen, nachts keine Ruhe finden und ständig durch die Wohnung laufen? „Ich kann mir nicht vorstellen, meinen Mann ins Heim zu geben“, betont Dörtes Mutter. Das Pflegeheim ist für viele eine Horrorvorstellung. „45 Min“ fragt: wohin mit den verwirrten Alten? NDR Autor Burkhard Plemper hat untersucht, welche Probleme der Alltag im Heim mit sich bringt und welche Alternativen es gibt.
    In Hessen ist er auf das Projekt SOwieDAheim gestoßen, das Angehörigen preiswert und leicht zugänglich Zeit zum Durchatmen vom Alltag bietet. Zweimal in der Woche beherbergt eine Frau in ihrer privaten Wohnung Menschen aus der Nachbarschaft, die dement sind. Sie kümmert sich um ihre drei bis sechs Gäste, bekocht sie und singt mit ihnen. So knüpft sie an alten Gewohnheiten und Ritualen der vergesslichen und verwirrten alten Menschen an und entlastet gleichzeitig für ein paar Stunden deren Angehörige. In den Niederlanden gibt es ein weltweit aufsehenerregendes Projekt: Dort leben 150 Menschen mit Demenz wie in einem kleinen Dorf zusammen, gut versorgt mit eigenem Supermarkt, Theater und Konzertsaal, aber abgeschottet von der Außenwelt.
    Als Alternative erscheint eine quirlige Wohngemeinschaft in Hamburg-St. Georg. In dieser leben an Demenz Erkrankte, unterstützt von ihren Pflegekräften, zusammen und bewältigen so ihren Alltag mitten im Viertel. Wer kann, geht mit einkaufen und hilft im Haushalt. Die „45 Min“-Dokumentation will aufzeigen, wie es gelingen kann, pflegende Angehörige zu entlasten, Menschen mit Demenz ein gutes Leben zu ermöglichen und sie nicht vor der Welt zu verstecken. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.09.2015NDR
  • Folge 188 (45 Min.)
    In der Doku wird gezeigt, wie die heutige Generation ihr Geld verdient, und gefragt, ob die nachfolgenden überhaupt noch Arbeit haben werden. Zu Wort kommen u.a. Clickworker und 3-D-Drucker. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.09.2015NDR
  • Folge 189 (45 Min.)
    Hochglanzmagazine mit dem Wort Land im Titel wie „Landlust“, „Landzauber“, „LandLeben“ sind Verkaufsschlager. Doch aus Landlust wird in Norddeutschland immer häufiger Landfrust, denn die Infrastruktur auf dem Land wird radikal ausgedünnt. Ob Tante-Emma-Laden, Bank, Post, Schule oder Polizeistation, überall schwindet das Angebot. Das macht selbst vor reichen Dörfern mit wachsender Bevölkerung nicht Halt. Arme Gemeinden aber, die massiv die Wucht des demografischen Wandels spüren, müssen gar um den Fortbestand ihres Dorfes fürchten.
    „45 Min“ will wissen: Ist das echte Landleben jenseits der idyllisierenden Darstellung in den Hochglanzmagazinen noch zu retten? „Viele Experten und Kommissionen haben zu diesem Thema über die Jahre referiert“, meint Prof. Ulrich Harteisen, ein Wissenschaftler aus Göttingen, der den Wandel auf dem Land erforscht. „Doch selten kommen die wahren Experten, die betroffene Landbevölkerung, auch selbst zu Wort.“ Genau das will „45 Min“ ihr jetzt ermöglichen: Der Filmautor spricht mit dem Kaufmann, der um das Weiterbestehen seines Lebenswerks bangt, mit der Betreiberin eines Landgasthofes, die aufhören muss, und mit der Bürgermeisterin.
    Sie befürchtet, dass in 15 Jahren dort das Licht ausgemacht wird. Es gibt aber durchaus Hoffnung für das gute Landleben. Ein Beispiel ist Norman Stehr. Der „rollende Kaufmann“ fährt mit seinem mobilen Supermarkt die Dörfer an. Er ist für sie die letzte Bastion des Einzelhandels und wird von der überwiegend älteren Bevölkerung dafür hoch geschätzt. Dazu zählt auch das Dorf, das gegen den Widerstand des schleswig-holsteinischen Schulministeriums seine „Zwergschule“ rettet und damit auch das gemeinschaftliche Dorfleben, oder der kleine Landsupermarkt, der sich nur mithilfe von freiwilligen Aushilfen über Wasser hält.
    Für „45 Min“ begleitet Filmemacher Tim Boehme mehrere Dorfgemeinschaften in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern über ein ganzes Jahr hinweg, entdeckt dabei zwar eine Menge Sorgen bei den Einwohnern, doch auch sehr viel Kampfgeist, Zuversicht und Mut. Einfach ist hier gar nichts, aber die „Helden vom Land“ lassen sich nicht kleinkriegen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.09.2015NDR
  • Folge 190 (45 Min.)
    Früher gab es zweimal im Jahr den offiziellen Schlussverkauf. Heute ist Einkaufen eine beständige Rabattjagd, die der Handel psychologisch geschickt für sich nutzt. Hauptsache billig, das ist in Deutschland noch wichtiger als anderswo. Aber: Für wen lohnen sich Schnäppchen tatsächlich? In dem großen Möbelhaus in Braunschweig hängen überall bunte Plakate, die „50 Prozent Rabatt“ oder „Bestpreis-Garantie“ versprechen. Anke H. und ihr Mann wollen hier eine neue Küche kaufen. Sie soll schön sein, aber auch günstig.
    Ein anderes Küchenstudio hat ihnen gerade zuvor ein Küchenangebot über 14.000 Euro gemacht. Jetzt lehnt sich der Braunschweiger Möbelverkäufer zufrieden im Stuhl zurück und erklärt den Eheleuten, die identische Küche würde laut Liste 34.000 Euro kosten. Weil er aber „gute Kontakte“ habe, würde das Paar sie für 17.000 bekommen. Anke H. erzählt, „ich dachte, ich spinne, das war so dreist, da hätte ich nie mit gerechnet.“ So wie der dreifachen Familienmutter geht es immer mehr Menschen in Deutschland: Der Lebensunterhalt wird teurer und alle reden von Rabatten.
    Da will niemand „blöd“ sein, wie es in einer Werbung heißt, und den vollen Preis bezahlen. Doch was ist tatsächlich dran an den Schnäppchen? Wie kommen die billigen Preise zustande? Und wo beginnt die Abzocke? Für diese Dokumentation sind die vielfach preisgekrönten Filmemacher Carsten Rau und Hauke Wendler durch das halbe Land gereist. Sie besuchten Billiganbieter und Outlet-Center, die mit günstiger Markenkleidung werben. Die Autoren decken die Tricks von Anbietern im Internet auf.
    Und sie treffen Experten, die erklären, was sich hinter Schnäppchen verbirgt, und wer am Ende den Preis dafür bezahlt. „Letztlich ist der Kunde oft der Dumme“, meint Heinz Waldmüller, der seit 30 Jahren den „Schnäppchenführer“ herausgibt. „Denn was er auf der einen Seite spart, gibt er auf der anderen zu viel aus.“ Und der Hirnforscher Professor Christian Elger ergänzt: „Mit den Schnäppchen ist das wie mit Drogen. Denn letztlich aktivieren beide dieselben Belohnungszentren im Gehirn, ob wir nun wollen oder nicht.“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.09.2015NDR
  • Folge 191 (45 Min.)
    Maria-Luisa war 16 Jahre alt, als sie mit anderen Mädchen in Spanien einen Bus bestieg, um künftig in einer norddeutschen Keksfabrik zu arbeiten. Das war in den 1960er-Jahren. Maria-Luisa war eine der ersten „Gastarbeiterinnen“, die nach Deutschland kamen. Aus einem Jahr wurden erst fünf, dann 50. „Deutschland ist mein Zuhause, hier habe ich wirklich Wurzeln geschlagen“, sagt Maria-Louisa. „Aber lange war ich Mensch zweiter Klasse, das war hart.“ Das ist eine Erfahrung, die Cyriaque Loko bis heute macht, weil er schwarz ist. „Wenn in der Bahn eine Kontrolle stattfindet, weiß ich sofort: mich wird es treffen“, erzählt der Flensburger. „Das macht mich wütend und frustriert auch.“ Maria-Luisa und Cyriaque Loko sind zwei Norddeutsche, die in dieser „45 Min“-Dokumentation vorgestellt werden.
    Menschen, deren familiäre Wurzeln in anderen Ländern liegen und für die Deutschland ihre Heimat ist. Die sich amüsieren, wenn sie an sich immer mehr „typisch deutsche“ Verhaltensweisen entdecken, sich aber auch fragen, wann ein Migrationshintergrund aufhört, ein Migrationshintergrund zu sein. Gleichzeitig ärgern sie sich, wenn immer noch zwischen „echten“ Deutschen und Einwandererfamilien unterschieden wird, selbst wenn schon zwei Generationen hier geboren sind. Die Doku-Reihe „45 Min“ macht sich auf die Suche nach diesen Menschen und begleitet sie. Was bringen sie mit, wie verändern sie sich, wie verändern sie unser Land? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.10.2015NDR
  • Folge 192 (45 Min.)
    Gefährliche multiresistente Keime nehmen im Alltag ständig zu, bei Menschen wie bei Tieren. Die Entwicklung ist derart dramatisch, dass Politiker sich vorgenommen haben, den maßlosen Einsatz von Antibiotika gesetzlich zu drosseln. In Deutschland sterben jährlich mindestens 15.000 Menschen an Erregern, denen Antibiotika nichts mehr anhaben können. Was hat der Mensch zu befürchten und wie kann man sich schützen? „45 Min“-Autorin Antje Büll macht sich auf die Suche nach Ursachen für die Antibiotikakrise, Ansätze für Lösungen, politischen Reaktionen und Möglichkeiten, sich selbst zu schützen.
    Erst Anfang des Jahres 2015 hat in Kiel eine Epidemie mit einem multiresistenten Keim zwölf Todesopfer gefordert. Der gefährliche Keim wurde von einem Patienten nach einem Mittelmeerurlaub ins Land gebracht und verbreitete sich schnell auf der Intensivstation im Kieler Universitätsklinikum. Seitdem ist jeder, der in Südeuropa in einer Klinik war, ein Risikopatient und wird vorsorglich isoliert. Das heißt aber auch, dass es nicht nur in Kiel immer mehr Isolationszimmer für immer mehr Patienten geben muss, die resistente Keime in sich tragen.
    In allen deutschen Krankenhäusern werden dringend mehr Spezialisten benötigt, die sich mit der zunehmenden Problematik auskennen. Isolierung und Hygiene sind die einzigen Möglichkeiten, die Verbreitung von Keimen im Krankenhaus zu vermeiden. Aber nicht nur Ärzte, sondern vermehrt auch Patienten und Besucher müssen auf Hygiene achten, um Epidemien zu verhindern. In den nächsten Jahren sind kaum neue, resistenzbrechende Antibiotika auf dem pharmazeutischen Markt zu erwarten. Daber müssen unbedingt weniger Antibiotika als bisher bei der Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden.
    Je öfter und mehr Antibiotika verabreicht werden, desto schneller entwickeln die Keime Resistenzen. Doch die Hausärzte in Deutschland verschreiben ihren Patienten insgesamt 600 Tonnen Antibiotika pro Jahr, doppelt so viel wie die Krankenhäuser. Die meisten davon überflüssigerweise bei Erkältungskrankheiten. Es gibt zwar gibt es Schnelltests, um multiresistente Keime zu entlarven. Diese werden jedoch kaum genutzt. Und es gibt keine Gesetzesvorlagen, die dieses Problem in Angriff nehmen. In der Tiermast sind Antibiotikaeinsatz und damit auch die Resistenzentwicklung noch weiter verbreitet.
    Bei einer Untersuchung wurden in allen überprüften Hühnermastbetrieben resistente Darmbakterien gefunden. Wissenschaftler untersuchen, wie die Keime ins Fleisch und nach dem Verzehr in den menschlichen Körper gelangen. Sicher ist, dass im Fleisch immer häufiger resistente Keime zu finden sind. Die Verbraucher müssen daher nicht nur im Krankenhaus, sondern auch zu Hause verstärkt auf richtige Hygiene achten. Denn resistente Keime werden so schnell nicht mehr aus dem Alltag verschwinden, im Gegenteil, es wird eher noch mehr multiresistente Keimarten geben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.10.2015NDR
  • Folge 193 (45 Min.)
    Der sogenannte Enkeltrick ist eine besonders perfide Betrugsmasche, mit der ältere Menschen um meist hohe Summen gebracht werden. In Karlsruhe arbeitet seit einiger Zeit eine Spezialeinheit der Landespolizeidirektion, um diesem flächendeckenden Kriminalitätsproblem Herr zu werden Der Film begleitet die Beamten dieser Ermittlungsgruppe mit dem Namen Cash Down bei der Arbeit. Die Ermittler koordinieren bundesweit die Strafverfolgung der konspirativ organisierten Tätergruppen, die meist aus Polen agieren. Dabei werden vorzugsweise deutsche Rentner angerufen und dazu gebracht, hohe Summen abzuheben und einem vermeintlichen Enkel in bar zu übergeben. Der Schaden geht in die Millionen. Der Film zeigt, wie die Ermittler die Täterstrukturen analysieren, die Spuren bei der Geldübergabe aufnehmen und bis nach Polen verfolgen. Möglicherweise gelingt dabei eine Festnahme zusammen mit der polnischen Polizei, um beschlagnahmtes Geld an die Betrogenen zurückzugeben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.10.2015NDR
  • Folge 194 (45 Min.)
    Statistisch gesehen ruft jeder Norddeutsche mindestens zweimal im Leben die Feuerwehr. Aber kaum einer weiß, wer zum Einsatz als Retter anrückt: Freiwillige, Profis oder womöglich bald Zwangsverpflichtete? Alle Bürger verlassen sich auf die Feuerwehr. Es sinkt jedoch die Bereitschaft, dafür die eigene Freizeit zu opfern. „45 Min“ fragt: Wo brennt es bei der Feuerwehr? Immer weniger Norddeutsche engagieren sich in der freiwilligen Feuerwehr, obwohl deren Einsatzzahlen steigen. Besonders tagsüber, wenn die Pendler nicht daheim sind, wird es in vielen Dörfern und Gemeinden inzwischen kritisch für den Brandschutz.
    Nur die freiwilligen Feuerwehren können fernab der Großstädte helfen. Mangelnde Ausrüstung und eine niedrige Personaldecke erschweren oft die Rettung von Menschenleben. Immer öfter gewährleisten in vielen Dörfern Frauen den Löscheinsatz. Andere sehen sich gezwungen, über Zwangsverpflichtungen nachzudenken. Aber auch in Großstädten wie Hamburg, die über eine große Berufsfeuerwehr verfügen, sind die freiwilligen Feuerwehrleute mittlerweile unverzichtbar, wenn es brennt.
    Diese „45 Min“-Ausgabe zeigt den Alltag der Freiwilligen in Aue (Landkreis Uelzen), Friedrichstadt, Hamburg und List auf Sylt sowie ihre Ausbildung zum Brandschützer. Männer und Frauen kämpfen im Training gegen echte Flammen und müssen Temperaturen von fast 1.000 Grad trotzen. Oft werden die freiwilligen Feuerwehren gerufen, wenn moderne Haushaltsgeräte versagen und ein Feuer verursachen. Und trotz moderner Technik gibt es in fast allen Wohnhäusern und Wohnungen immer noch unbekannte Brandrisiken. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.10.2015NDR
  • Folge 195 (45 Min.)
    Fünf Jahre hat Uwe im Zug gesessen, immer am Montag und am Freitag. Das sind 1.500 Stunden Lebenszeit. Er ist immer hin und her zwischen Wandlitz und Mannheim gependelt, jede Fahrt 682 Kilometer. Uwe arbeitet auf Montage. Das macht auch René, der überall arbeitet, nur nicht in der Müritz, wo er zu Hause ist. René setzt Pfähle auf Großbaustellen. Von morgens bis abends rammt er Löcher ins Erdreich. René und Uwe wohnen im Osten und arbeiten für Unternehmen im Westen. Seit 25 Jahren verdienen sie ihr Geld als Arbeitsnomaden und schaffen dort, wo ihre Firma sie hinschickt. Sie wollen sich etwas leisten können und nicht für einen Hungerlohn arbeiten.
    Uwe und René sind zwei von Zigtausenden Facharbeitern, die sich für mehr Geld und weniger Familie entschieden haben. Ihnen bleiben die Wochenenden, um sorgende Väter und gute Ehemänner zu sein, um Freunde zu sehen und sich um alles andere zu kümmern. Zu Hause, das sind vor allem große Erwartungen und unerfüllte Pflichten. Die Ehe steht auf der Kippe, das schlechte Gewissen ist chronisch im Gepäck dabei. Das Pendlerleben ist ein Spagat, der die Männer an ihre Grenzen bringt. Aber für die Familie ist das normal, denn sie kennen es nicht anders. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.11.2015NDR
  • Folge 196 (45 Min.)
    Vor vier Jahren hat das Doku-Format „45 Min“ zum ersten Mal über die Brandgefahr und die ökologischen Risiken vieler Dämmstoffe berichtet. Zunächst wurden die Rechercheergebnisse bestritten, doch dann nahm die Diskussion über Fassadendämmung Fahrt auf. Zeit für den NDR Autoren Güven Purtul zu überprüfen, was und ob sich seitdem etwas getan hat. Politik und Hersteller sehen in der Fassadendämmung noch immer einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. Allerdings sehen immer mehr Bürger und Experten ein ökologisches und wirtschaftliches Desaster.
    Während eine neue Heizung und die Dämmung von Kellerdecke oder Dach meist Sinn mache, spare die Dämmung der Fassade kaum Energie, koste viel und habe so viele Nachteile, dass ihre milliardenschwere Förderung dringend überprüft werden müsse, sagen zudem viele Architekten. Nach wie vor dominiert bei der Fassadendämmung der aus Erdöl hergestellte Dämmstoff Polystyrol. Er ist aus ökologischen Gründen und wegen der Brandgefahr seit der ersten Dokumentation von „45 Min“ umstritten. Der Brandtest, der seinerzeit darin zum Thema vorgestellt wurde, hat nicht nur in Fachkreisen Aufsehen erregt und scharfe Reaktionen aus der Branche ausgelöst.
    Mittlerweile haben eigene Tests der zuständigen Behörden die Brandgefahr bestätigt und dazu geführt, dass alle Zulassungen von Wärmedämmverbundsystemen mit Polystyrol überarbeitet werden, sodass sie künftig besser gegen Feuer geschützt werden müssen. Dennoch bleiben enorme Risiken für Gesundheit, Umwelt und Geldbeutel durch eine Fassadendämmung, denen der dritte Teil der „45 Min“-Doku zum Thema Wärmedämmung nachgeht. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.11.2015NDR
  • Folge 197 (45 Min.)
    Der Countdown läuft. In dem schon Jahre andauernden Gerichtsverfahren um die neunte Elbvertiefung wird das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig voraussichtlich im Sommer 2016 ein Urteil fällen. Darüber, ob die Freie und Hansestadt Hamburg die für ihren Hafen ersehnte Elbvertiefung bekommt oder ob die Richter den klagenden Naturschutzverbänden Recht geben. Die Richter müssen das sogenannte „Verschlechterungsverbot“ im Verfahren umsetzen, das heißt, der ökologische Zustand der Elbe darf sich durch die Vertiefung nicht noch weiter verschlechtern und die Schäden an Tieren und Pflanzen müssen ausgeglichen werden.
    „45 Min“ geht der Frage nach, ob das überhaupt möglich ist. Dazu haben die Autoren Holger Vogt und Sebastian Bellwinkel mehrere Gutachter begleitet, die im Sommer 2015 an der Unterelbe zwischen Hamburg und Cuxhaven unterwegs waren, um den Bestand seltener Tier- und Pflanzenarten zu erfassen. Die Richter haben die Vorlage dieser Gutachten verlangt. Sie sollen ihrer Entscheidungsfindung helfen. Bei den Recherchen hat das „45 Min“-Team Aspekte aufgedeckt, die bislang nicht einmal den klagenden Umweltverbänden bekannt gewesen sind.
    Das zentrale Argument der Freien und Hansestadt Hamburg und des Bundes für die Unbedenklichkeit der Elbvertiefung ist die Verfüllung der sogenannten Medemrinne. Diese Rinne im Watt der Elbmündung ist neben der Fahrrinne quasi die zweite Hauptschlagader, durch die Ebbe und Flut strömen in einem ökologisch hoch sensiblen und daher vom EU-Umweltrecht geschützten Elbeästuar vor Cuxhaven. Sie soll im Zuge der Vertiefung mit über zwölf Millionen Kubikmetern Baggerschlick aus der Elbe aufgefüllt werden.
    Die Schlickdeponie soll die Fluten bremsen und so verhindern, laut Prognose der Planer, dass eine weitere Erhöhung der Fließgeschwindigkeit und des Tidenhubs erfolgt. Doch was ist, wenn das nicht funktioniert? Die Folgen wären unabsehbar, auch für die Menschen, die entlang der Unterelbe hinterm Deich wohnen. So befürchten viele, dass zum Beispiel labile Deichabschnitte bei Sturmfluten unter dem zunehmenden Druck von Wasser und Wellen nachgeben und sogar brechen könnten. „45 Min“ spricht mit Befürwortern und Gegnern des Milliardenprojekts.
    Ein weiteres Thema ist das aus Sicht der Kritiker zunehmende Risiko von Schiffshavarien auf der 136 Kilometer langen Flussfahrt zwischen Nordsee und Hamburg. Kaum bekannt ist die Tatsache, dass drei 350-Meter-Schiffe in jüngster Zeit havarierten. Das belegt die Gefahr, dass sich noch größere Schiffe der 400-Meter-Klasse, die ggfs. mit Gefahrgut beladen sind, in der verhältnismäßig schmalen Fahrrinne querlegen und schlimmstenfalls durchbrechen könnten. Der ökologische, aber auch der ökonomische Schaden, der dadurch entstehen könnte, träfe den ganzen Norden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.11.2015NDR
  • Folge 198 (45 Min.)
    Es wird kälter in Norddeutschland. In jeglicher Hinsicht. Draußen sinken die Temperaturen. Und die Flüchtlinge, die noch im August herzlich empfangen wurden, sehen sich vielerorts nicht nur kalten Nächten im Zelt ausgesetzt, sondern spüren Skepsis und Argwohn. Straftaten gegenüber Flüchtlingen nehmen zu und auch in den Erstaufnahmeeinrichtungen brechen Konflikte unter den Schutzsuchenden auf. Politiker senden mittlerweile diffuse Signale und überbieten sich mit Vorschlägen, die den Migrationsdruck begrenzen sollen. Transitzonen, Zaunlösungen, schnellere Abschiebungen oder gar gleich das Grundrecht auf Asyl aushöhlen? Zu all dem kommt die schrille, ausländerfeindliche Pegida-Bewegung, die sich derzeit wieder im Aufwind sieht.
    Auf der anderen Seite stehen die unzähligen Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren und eher still und leise in die Lücken springen, die die schleppende Koordination von Städten oder Gemeinden aufreißt. Es ist Zeit, die Diskussion zu versachlichen. Für „45 Min“ gehen die NDR Autoren Nadja Frenz und Michael Richter auf Spurensuche. Sind wir wirklich an den Grenzen unserer Möglichkeiten angekommen, lautet die Kernfrage am Anfang der Recherche.
    Anhand zahlreicher Beispiele analysieren die Autoren, welche Schwierigkeiten in den Bereichen Unterbringung, Ausbildung und Integration von Flüchtlingen bestehen, und zeigen, welche Lösungsansätze in Norddeutschland schon gefunden wurden. Dabei geht es um die zentralen Herausforderungen, vor denen Gemeinden und Kommunen in Norddeutschland derzeit stehen: Können die Schulen wirklich nicht alle Kinder aufnehmen, die in den Camps leben? Wie kann dafür gesorgt werden, dass gut ausgebildete Menschen möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden? Wie vermittelt man den Neuankömmlingen die Werte unserer Demokratie? Wie hängt der Wohnraummangel mit der Vernachlässigung des sozialen Wohnungsbaus in den letzten Jahren zusammen? Die Dokumentation macht auch deutlich, welche große Rolle das ehrenamtliche Engagement spielt.
    Täglich empfangen Dutzende Freiwillige Flüchtlinge am Hamburger Hauptbahnhof und versorgen sie mit Essen, Getränken und Infos. Viele dieser Helfer sind Flüchtlinge, die selbst in Hamburger Camps leben und etwas von dem zurückgeben wollen, was sie an Hilfe erfahren haben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.11.2015NDR
  • Folge 199 (45 Min.)
    Die Flüchtlingssituation in Deutschland wird immer prekärer. Viele der Erstaufnahmelager sind überfüllt. Die Einrichtung in Neumünster ist für 1.500 Flüchtlinge ausgelegt, aktuell wohnen dort aber über 5.000 Menschen. Das städtische Friedrich-Ebert-Krankenhaus liegt fußläufig von dieser Einrichtung entfernt und vor allem nachts und am Wochenende Anlaufstelle für viele Flüchtlinge. Die Ambulanz des Krankenhauses ist ständig überlastet. Das Krankenhaus hat Mitte Oktober 2015 deshalb eine deutschlandweit einzigartige Ambulanz für Flüchtlinge eröffnet. Arabisch sprechende Ärzte und Pflegekräfte, selbst Flüchtlinge, sollen die Neuankömmlinge versorgen und die reguläre Ambulanz damit entlasten.
    „45 Min“ hatte die Möglichkeit, exklusiv die letzten Vorbereitungen vor der Eröffnung und die ersten Wochen in der Flüchtlingsambulanz zu dokumentieren. Die Autoren Caroline Rollinger und Willem Konrad begleiten drei syrische Ärzte, für die das Projekt ein beruflicher Neuanfang ist. Aber auch für die deutschen Ärzte ist das Projekt unbekanntes Terrain: Wie können Flüchtlinge als Ärzte arbeiten, die teils ohne Papiere, Belege oder Dokumente geflüchtet sind? Die „45 Min“-Dokumentation beleuchtet die Flüchtlingskrise im Mikrokosmos Krankenhaus und fragt: Wie funktioniert die Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt und die Gesellschaft? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.12.2015NDR

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