Nichts geht über die Familie! Man hat sie, man braucht sie, aber sie kann auch gewaltig nerven: Familie ist eine Schicksalsgemeinschaft, in der man zusammenhält, komme was wolle – so zumindest die weitläufige Meinung. In Krisensituationen, bei Lebensumbrüchen oder im Alltag spielt sie für viele die entscheidende Rolle. Als Rückzugsort, zum Auftanken oder als Berater. Ob nun die Großeltern bei der Kinderbetreuung einspringen, die Eltern ihren Sohn nach seiner Scheidung wieder bei sich einziehen lassen oder die Tochter trotz anderer Pläne das Familienunternehmen übernimmt: Blut ist dicker als Wasser. Wer hingegen bei Adoptiveltern aufgewachsen ist und seine Wurzeln nicht kennt, trägt oft lebenslang die Sehnsucht
nach seiner Familie in sich. Kommt dann doch aber der Zufall ins Spiel und der Kontakt zustande, spüren viele erstmals eine unglaublich starke Bindung und ein nie dagewesenes Gefühl von Geborgenheit. Verantwortung zu tragen, kann aber auch eine schwere Last sein, etwa bei der Pflege der betagten Schwiegermutter oder des behinderten Bruders. Doch längst nicht jede Geschwisterbeziehung ist innig, nicht selten haben sie auch Sprengstoffpotential. Abgrundtiefer Neid, erbitterter Streit, ständiges Konkurrieren um Anerkennung – für manche ist Familienleben kein Segen, sondern Kampf und Fluch zugleich. Und oft wütet der Hass bis ins hohe Alter, ohne jegliche Aussicht auf Versöhnung. (Text: SWR)