Was ist nur los mit unserer Gesellschaft? Seit Monaten beschäftigt uns der Abgasskandal, das Internet ist ein Tummelplatz für Betrüger und auch das warme Nest der Familie schützt nicht vor Lug und Betrug. Wenn es um den eigenen Profit geht, sind Moral und Anstand oft schnell vergessen. Ehrlichkeit, Gradlinigkeit, Aufrichtigkeit – all diese Tugenden sind scheinbar zu Auslaufmodellen verkommen. Ob es windige Bankgeschäfte, lumpige Handwerkerleistungen oder gerissene Geschäftsmodelle sind. Selbst in den angeblich ach so besten Kreisen zählen Betrügereien häufig zum guten Ton und werden – zumindest hinter vorgehaltener Hand – sogar als richtig clever und ausgefuchst verherrlicht und gefeiert. Lügen in der Politik, Affären
oder Abzocke – was den Großen Recht ist, ist den Kleinen nur billig. Selbst wer gutgläubig und mit noch so hehrer Absicht ein Sozialprojekt unterstützt, ist vor krummen Machenschaften nicht sicher. Mit dem Resultat, dass das Vertrauen untereinander immer stärker schwindet. Ist heute der Ehrliche der Dumme? Warum gilt Betrug für viele nur noch als Kavaliersdelikt? Die Gehirnforschung jedenfalls bestätigt, dass Lügen, Irreführen und Manipulieren sogar ein wesentlicher Teil der sozialen Intelligenz ist. Ist es also nicht doch ein menschlicher Zug, es mit der Wahrheit nicht immer ganz so genau zu nehmen, wenn es dem eigenen Vorteil dient? Darüber diskutiert Michael Steinbrecher mit seinen Gästen. (Text: SWR)