Folge 574

  • Spenden, Steuern, Privilegien – was macht die Kirche mit unserem Geld?

    Folge 574 (60 Min.)
    Papst Franziskus lässt den umstrittenen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst vorerst im Amt. Aber so schnell nach Limburg zurückkehren wird der Kirchenmann nicht: Der Bischof soll eine Auszeit nehmen, teilte der Vatikan am Mittwoch mit. Der Heilige Stuhl hält es vor den Prüfungsergebnissen zu den Finanzen im Bistum für angeraten, Tebartz-van Elst „eine Zeit außerhalb der Diözese“ zu gewähren, heißt es in der Mitteilung des Vatikans.
    Doch lässt sich damit die ganze Aufregung über „Prunk“, „Protz“ und „klerikalen Dünkel“ dämpfen? Auf das Ergebnis dieser Prüfung wartet jedenfalls nicht nur Rom, sondern Limburg, ja ganz Deutschland. Über wie viel Vermögen verfügen die Kirchen? Wofür wird das Geld ausgegeben? Will man einer ausufernden Diskussion über „schwarze“ Kassen die Spitze nehmen, müssten wohl alle Geldtöpfe, über die Bistümer verfügen, auf den Tisch. Und so bemühen sich fast alle deutschen Bischöfe derzeit um Schadensbegrenzung in ihren eigenen Diözesen.
    Ein Bistum nach dem nächsten legte in den vergangenen Tagen seine Vermögensverhältnisse offen. Fast niemand möchte sich dem Vorwurf aussetzen, diskrete Gelder aus dem Bischöflichen Stuhl zu verprassen, während an der Basis Pfarrgemeinden darben müssen. Aber ist diese Transparenzoffensive der katholischen Kirche auch ehrlich und umfassend? Oder verbirgt das katholische Finanzsystem weiterhin geschickt große Reichtümer. Ist Limburg, was den Umgang mit Geld betrifft, kein Einzelfall, sondern eher die Regel?
    Zur absoluten Offenheit zwingen kann man einen Bischof nicht. Die Kirchen, auch die evangelischen, regeln ihre Angelegenheiten in eigener Verantwortung, sie sind
    weder Staat noch Gesellschaft rechenschaftspflichtig. So hat es die Weimarer Reichsverfassung bestimmt, und diese Regelung wurde ins Grundgesetz übernommen. Die vergleichsweise transparente Kirchensteuer macht mit 9,8 Milliarden Euro im Jahr nur einen kleineren Teil der Einkünfte aus.
    Ungefähr doppelt so stark profitiert die Kirche aus Töpfen, für die Steuer- und Beitragszahler in ihrer Gesamtheit aufkommen – auch wenn sie einer anderen oder gar keiner Religionsgemeinschaft angehören. Darunter sind Ausgleichszahlungen für Enteignungen, die Jahrhunderte zurückliegen, die öffentliche Alimentierung von Religionslehrern wie Theologieprofessoren – und vor allem die Einnahmen der kirchlichen Sozialkonzerne, die ganz überwiegend aus den Kassen des Staates und seiner Sozialversicherung stammen. Weitreichende Befreiungen etwa von der Körperschaft-, Kapitalertrag- oder Grundsteuer kommen hinzu. Wer es anders möchte, muss eine Mehrheit für eine Verfassungsänderung suchen. Die ist aber nicht zu erkennen.
    Leere Bänke, volle Kassen – wie reich sind die beiden christlichen Amtskirchen in Deutschland und warum? Wofür bekommen beide Kirchen Staatsgeld und ist das noch zeitgemäß? Müssen nicht nur die Türen der Kirchen, sondern auch die der Schatzkammern geöffnet werden? Haben Gläubige und Steuerzahler ein Recht auf mehr Transparenz?
    Gäste:
    Hans-Jochen Jaschke, Weihbischof im Erzbistum Hamburg
    Sylvia Löhrmann (Bündnis 90/​Die Grünen), Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), stellvertretende Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen
    Carsten Frerk, Politologe, Kirchenkritiker, Mitglied der Humanistischen Union
    Sascha Jung, Pfarrer aus Flörsheim /​ Bistum Limburg (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDo 24.10.2013ZDF

Sendetermine

Fr 25.10.2013
16:00–17:05
16:00–
Fr 25.10.2013
03:05–04:05
03:05–
Do 24.10.2013
22:15–23:15
22:15–
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