Leschs Kosmos Folge 174: Auf Herz und Nieren – Notfall Organspende
Folge 174
Auf Herz und Nieren – Notfall Organspende
Folge 174 (30 Min.)
Lebensrettende Organe sind Mangelware, zu wenige Menschen sind zur Spende bereit. Gibt es Wege aus dem Organspende-Dilemma? Harald Lesch schaut in die Labore der Welt und in den Schweinestall. Lässt sich die oft tödliche Lücke von Nachfrage und Angebot schließen? Die Forschung setzt auf Spenderorgane, die während des Transports „weiterleben“, und die Entwicklung von Ersatzorganen aus dem Labor. Auch tierische Spender könnten helfen. Science, no Fiction. Bis heute werden Spenderorgane während des Transports zum Empfänger buchstäblich auf Eis gelegt. Bei dieser Konservierungsmethode gibt es nur ein kurzes Zeitfenster, bevor die Organe schwere Schäden durch Kälte nehmen und im schlimmsten Fall nicht mehr transplantiert werden können. Das neue „Organ Care System“ verspricht, dass die Spenderorgane auch außerhalb des menschlichen Körpers „weiterleben“, bis sie den Empfänger erreichen. Sie bleiben so bis zu dreimal länger funktionsfähig. Und das spielt eine entscheidende Rolle für die Patienten. Weltweit warten rund 100.000 Patienten auf eine Herztransplantation. Weil die Spendenbereitschaft sinkt, ist die Lage für Menschen mit Herzinsuffizienz im Endstadium dramatisch. Doch jetzt gibt es für die Herzpatienten Hoffnung: Der Kardiologe Alain Carpentier hat über zwei Jahrzehnte an der Entwicklung eines autonomen Kunstherzens geforscht. Gemeinsam mit Ärzten, Medizintechnikern und Raumfahrtingenieuren. Das Ergebnis: die erste
komplett implantierbare Herz-Bioprothese, die, angetrieben von wiederaufladbaren Akkus, die Aufgabe des Herzens eins zu eins übernehmen soll. Die Forschung geht noch einen Schritt weiter: Statt auf eine rettende Organspende warten zu müssen, kann man sich vielleicht in Zukunft seine Organe aus den eigenen Zellen im Labor züchten lassen. Science Fiction? Nein. Denn in Großbritannien und den USA arbeitet man an genau dieser Idee. Schon seit Jahrzehnten liebäugeln Forscher mit der Xenotransplantation, das heißt, der Verpflanzung von Tierorganen auf den Menschen. Doch schwere Abstoßungsreaktionen ließen die Patienten nur wenige Tage überleben. Im Januar 2022 transplantierte ein Ärzteteam der US-amerikanischen Universität Maryland ein Schweineherz in den Körper eines schwer kranken 57-Jährigen. Der Fall David Bennett war ein großer Fortschritt für die Xenotransplantationschirurgie: Bennett überlebte zwei Monate. Die Todesursache war allerdings nicht die Abstoßung des neuen Organs, sondern eine Infektion, ausgelöst durch einen Retrovirus vom Spenderschwein. Auch in Deutschland hat man die Xenotransplantation im Visier. Großes Potenzial sieht man in den Auckland-Island-Schweinen. Eine kleine, robuste neuseeländische Schweinerasse – mit einer ganz eigenen Evolutionsgeschichte, die sie als Spender prädestiniert. Harald Lesch ist auf den Spuren der Transplantationsmedizin – von den teilweise skurrilen Anfängen bis zu den Hoffnungsgebern von heute und der Zukunft. (Text: ZDF)