2018, Folge 116–131

  • Folge 116
    Georg Dusenberg war schon 1968 dabei, beim ersten Festival auf Burg Herzberg, und seitdem immer wieder. Inzwischen kommt er mit Frau und Töchtern: „Für uns gibt es keinen Sommer ohne das Burg Herzberg-Festival“, da sind sich die Dusenbergs einig. Noch vor Woodstock gründeten vor 50 Jahren die Mitglieder der hessischen Band The Petards mit dem „Burg-Herzberg-Festival“ das hessische Open-Air-Rockmusik-Festival: Die jungen „Beatnix“ trafen sich fortan einmal im Jahr auf der Burg Herzberg bei Alsfeld und probten den Widerstand. Sie tanzten, kifften, knutschten und rockten für Frieden und Liebe, „Peace and Love“.
    Sie opponierten so nicht nur gegen die „spießigen“ Eltern und das Korsett des „guten Benehmens“, sondern auch gegen ein kapitalistisches System, das ihnen ungerecht und einengend erschien – und bis heute erscheint. Die jungen deutschen Musiker – „Krautrocker“, wie sie von den Medien abschätzig betitelt wurden – waren inspiriert von englischen Vorbildern wie Genesis, Jethro Tull, Wishbone Ash und vielen anderen. So entstand der sogenannte deutsche Progressive Rock: Bands wie Orange oder Guru Guru spielten damals wie heute auf dem Festival.
    Auch in diesem Jubiläums-Jahr rechnen die Veranstalter wieder mit bis zu 15.000 „Hippies“ aus Deutschland und Europa. Für ein langes Wochenende treffen sie sich am Fuß der osthessischen Burg, um zusammen „Love & Peace“ zu feiern. Patti Smith, die 2017 das Festival-Publikum begeisterte, sagte: „Dies ist das Festival mit der schönsten Stimmung, die ich je erlebt habe.“ Die „Hessenreporter“-Autoren Juliane Meyer und Oliver Schmid wollen die besondere „Herzbergstimmung“ erfahren, wenn sie sich zwischen Jurten und Campingzelten, zwischen Bühnen und Boxen-Türmen in das lange Festival-Wochenende stürzen. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere So. 05.08.2018 hr-fernsehen
  • Folge 117
    Wir kriegen hier Sachen, die wir uns selbst nie kaufen könnten, weil sie ganz einfach zu teuer sind“, sagt eine Kundin, während sie ihre Wochenration abholt. 800 Haushalte versorgt die Offenbacher Tafel allwöchentlich. Die Leiterin Christine Sparr hat sich ein Nummernsystem ausgedacht, damit es keine Drängeleien gibt: Erst kommen die Pflegedienste und Sondernummern, dann alleinerziehende Mütter mit Kindern, Rentner, Arbeitslose und andere, die sich mit ihrem Sozialhilfeausweis registriert haben. Aber schaffen es die Tafel-Chefin und ihre 19 Ehrenamtlichen wirklich, immer genug Waren für alle heranzuschaffen? Seit dem Frühjahr sind die Offenbacher eigenständig.
    Sie können nicht mehr – wenn es mal eng wird – auf Unterstützung aus der Nachbarstadt rechnen wie zu Zeiten, da sie noch Teil der Frankfurter Tafel waren. Doch Christine Sparr ist zuversichtlich, dass sie in Offenbach ausreichend vernetzt sind, um auch die wachsende Zahl Bedürftiger versorgen zu können. Wird es klappen? 1,4 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr in Hessen weggeworfen, da muss doch etwas möglich sein … (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere So. 12.08.2018 hr-fernsehen
  • Folge 118
    Jürgen Parg ist Imker im Odenwald und hat eine Mission. Er möchte etwas gegen das Bienensterben unternehmen, denn wer soll die Obstblüten bestäuben, wenn die Insekten sterben? Er versucht Bauern zu überzeugen, auf Pestizide zu verzichten und auf seine Bienen zu setzen. In Amerika müssen die Bauern viel Geld für die fleißigen Bienen der Imker bezahlen, um die Blüten bestäuben zu lassen. In Hessen stellt Jürgen Parg noch unentgeltlich während der Blütezeit seine Beuten auf Rapsfelder und unter Obstbäume. Werden die Bienen ihren Job machen, und kann der Imker die Bauern überzeugen? Neben Bestäubungsimkern gibt es in Hessen auch einen der größten Hummelzüchter Deutschlands.
    Rüdiger Schwenk in Aarbergen unterhält eine Schmiedewerkstatt und züchtet daneben professionell Hummeln. Sie sind temperaturunabhängiger als Bienen, trauen sich auch unter Folie und in Gewächshäuser. Wie funktioniert die Hummelzucht, wo liefert er hin? Sind die Tomatenbauern mit seinen Hummeln zufrieden? Der „Hessenreporter“ begleitet die Züchter bei ihrer Arbeit mit den Insekten und bei den Bauern. Sieht so unsere Zukunft aus, oder gibt es noch Mittel und Wege, den Rückgang der natürlichen Insektenpopulation und Bestäubung zu stoppen? Der Wanderimker Jürgen Parg glaubt jedenfalls an seine Mission. Immer mehr Bauern folgen ihm. Denn das Insektensterben lässt sich so vielleicht doch noch aufhalten … (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere So. 19.08.2018 hr-fernsehen
  • Folge 119
    Alexander Grund und Gülsün Koc haben sich bewusst für die Arbeit in einer Hauptschule entschieden, obwohl diese Schulform immer weniger Ansehen genießt. Die beiden Lehrer wollen nicht jammern, sondern ihren Schülern Chancen eröffnen. Die meisten ihrer Schüler haben es nicht einfach: Viele von ihnen haben Lernschwierigkeiten. Manche kommen aus zerrütteten Familienverhältnissen, sehr viele aus Migrantenfamilien, das heißt, sie haben niemanden zu Hause, der ihnen bei den Hausaufgaben helfen kann. Einige können wenig Deutsch und kommen im Unterricht kaum mit. Alexander Grund, 40 Jahre alt, und seine 35-jährige Kollegin Gülsün Koc werden dafür bezahlt, den Schülern Sachwissen zu vermitteln.
    Sie tun jedoch viel mehr: Sie vermitteln Werte, machen Mut, sie sind Erzieher und Sozialarbeiter, sie bereiten die Kinder aufs Erwachsenwerden vor und geben ihnen Orientierung. Beide arbeiten mit viel Idealismus, Engagement und Gelassenheit. Lehrerin Gülsun Koc ist selbst Kind ausländischer Eltern; Lehrer Alexander Grund ist schwul, er tritt geschminkt auf und ist auch schon mal exzentrisch gekleidet. Die Lehrer sind so vielfältig wie die Walter-Kolb-Schule in Frankfurt es insgesamt ist.
    Sie sprechen trotzdem auch unbequeme Wahrheiten über das Schulsystem aus, sprechen über ihre Wünsche für Schüler und Unterricht. „Hessenreporter“-Autorin Antonella Berta begleitet die beiden Lehrer ein Schulhalbjahr lang während des Unterrichts, bei Klassenfahrten, bei der Zeugnisvorbereitung und bei deren Ausgabe. Die Reportage dokumentiert ihr alltägliches Engagement für eine gute Zukunft der Jugendlichen und gegen fehlende Disziplin und schlechtes Sozialverhalten. Hauptschule – das wird klar – ist keine Endstation, sondern bietet grundsätzlich Chancen – die nur ergriffen werden müssen. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 20.08.2018 hr-fernsehen
  • Folge 120
    Zwei Wochen früher als sonst muss Burkhard Hölz in diesem Jahr das Getreide ernten. Die anhaltende Dürre macht dem Bauern schwer zu schaffen: Mit dem Ertrag sieht es schlecht aus, bis zu dreißig Prozent Einbuße befürchtet er. Und dann kommt plötzlich ein Hagelunwetter und zerstört in einer Stunde fast die ganzen Maisfelder, die der Bauer dringend zur Futterherstellung für seine 230 Milchkühe braucht. Burkhard Hölz hat sich auf Milchproduktion spezialisiert. Der Elkenhof ist einer der wenigen Bauernhöfe im Umkreis, der das große Höfesterben überlebt hat.
    Mit seiner Frau Monika, Sohn Marco und dessen Frau sowie zwei Lehrlingen und zwei Angestellten betreibt er den Familienbetrieb. Dank der drei Melkroboter können sie täglich 6.000 Liter Milch gewinnen. Sie arbeiten effektiv, kommen mit den niedrigen Milchpreisen irgendwie zurecht. Doch wenn jetzt die Ernte ausfällt, wird es eng. Burkhard Hölz ist zwar gegen Wetterschäden versichert, doch was die Versicherung am Schluss dann tatsächlich bezahlt, ist noch völlig offen. Der Bauer weiß nicht, wie er den Schaden ausgleichen kann und woher er jetzt das Futter nehmen soll.
    Einen Einbruch der Milchproduktion kann er sich nicht erlauben. Der Milchpreis ist sowieso schon im Keller. Ganz nebenbei müssen Familie und Angestellte den Alltag bewältigen: 15 Tonnen Kraftfutter frisch mischen, Klauen schneiden, Rinder besamen, kranke Tiere versorgen, Technik warten, große Stallungen reinigen, Felder bestellen, Büroarbeit. Filmautor Rütger Haarhaus hat die Bauern eine Woche lang bei ihrer Arbeit zwischen Erntestress und Melkrobotern begleitet. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere So. 26.08.2018 hr-fernsehen
  • Folge 121
    Sie haben einen Drogenkurier im Visier, der von Südhessen nach Frankreich will und gleich über die Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz abhaut: Manfred Bitsch und Holger Bambach. Die beiden Polizisten sind gemeinsam als Zivilstreife auf der Autobahn unterwegs. Doch für sie ist der Rhein und damit die Grenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz kein Problem, denn der eine Polizist kommt aus Hessen, der andere aus Rheinland-Pfalz. Länderübergreifend wollen die Landespolizeien ihre Zusammenarbeit verbessern, Kräfte bündeln und die Effektivität weiter steigern.
    Weil die Polizeiarbeit in der Hoheit der Bundesländer liegt, hat jedes Bundesland sein eigenes Polizeigesetz, andere Technik und Regeln – das bringt Hürden mit sich. Da die beiden Polizisten aus verschiedenen Bundesländern kommen, kann das Duo sowohl in Hessen als auch in Rheinland-Pfalz ermitteln. Praktisch, finden sie, denn so können sie Zigarettenschmuggler und Einbrecher besser aufspüren. Mal sitzt der Hesse mit im rheinland-pfälzischen Polizeiauto, mal fährt der Pfälzer beim Hessen mit. Wie klappt das? Welche Hürden gibt es? Was spricht dafür, was dagegen? (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 27.08.2018 hr-fernsehen
  • Folge 122
    Die Möhren von Dörte und Günter Hufmann in Oberellenbach sind halb so groß wie in anderen Jahren. Die Kleinbauern tragen das Risiko zum Glück nicht alleine: Sie leben von festen Beträgen ihrer Kunden. Die müssen jetzt alle mit etwas kleineren Gemüseportionen auskommen. Das hessische Landwirtschaftsministerium rechnet nach dem heißen und trockenen Sommer mit Ernteausfällen in Höhe von rund 150 Millionen Euro. Immerhin – die Winzer freuen sich. Die Traubenernte beginnt mancherorts schon Anfang August, so früh wie selten. Und der Öchslegrad der Trauben verspricht Rekordwerte – wie dieser Sommer insgesamt viele Rekorde bricht. Gefühlt begann er schon im April, der wärmste April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und noch ist der Sommer nicht zu Ende. Die „Hessenreporter“-Autorinnen Monika Birk und Nina Heins sind Freud und Leid dieses Ausnahmesommers auf der Spur, sie tragen Rekordmarken zusammen und fragen, ob wir uns vielleicht dauerhaft auf solche Wetterphänomene einstellen müssen. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 03.09.2018 hr-fernsehen
  • Folge 123
    Alexandra Carter und Dieter Kühn haben einen Traum: Sie wollen eine richtig große Kaffeerösterei in Kassel gründen und mit den Kaffebohnen bolivianisches Lebensgefühl nach Nordhessen holen. Die beiden haben schon Erfahrung im Kaffeegeschäft, betreiben seit fünf Jahren eine kleine Rösterei. In der rösten sie immerhin anderthalb Tonnen pro Monat. Doch die Nachfrage steigt, und die beiden wollen richtig groß ins Kaffegeschäft einsteigen. Viermal so viel Kaffee wie jetzt wollen sie künftig auf den Markt bringen. Seinen Job in einer Druckerei hat Dieter Kühn schon gekündigt. Noch sechs Wochen, dann ist es vorbei mit der Festanstellung und dem festen Gehalt.
    Dann will er sich nur noch um den Kaffee kümmern und auch davon leben. Alexandra Carter hat bisher als Arzthelferin gearbeitet, auch sie will einen Neuanfang wagen. Schaffen die beiden das? Erst mal müssen sie investieren: Größere Räume haben sie schon gefunden, denn die brauchen sie für ihre neue Röstmaschine. Und die Miete läuft bereits. Doch die größere Hürde ist der sechsstellige Kredit von der Bank, um alles zu finanzieren. Nur zwei Wochen bleiben den beiden Kaffeeliebhabern, um die Bank von ihrem Konzept zu überzeugen. Die Zeit läuft. „Hessenreporter“-Autorin Anette Ende hat die beiden Existenzgründer mit einer Leidenschaft für guten Kaffee begleitet. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere So. 16.09.2018 hr-fernsehen
  • Folge 124
    Für den Tischlermeister Guido Kramp aus Lemgo ist der Auftrag ein Traum: Nach originalgetreuen Vorlagen schnitzt er mit seinen Restauratoren die Balken für die Goldene Waage. Von dem Fachwerkbau aus der Renaissance konnte nach der Zerstörung 1944 ein Balken gerettet werden, er dient den Handwerkern als Muster. Jahrhundertealte Materialien und Originalreste wurden überall in Deutschland gesammelt und gekauft, um Frankfurt sein Herzstück zurück zu geben. 35 historische Häuser, 15 davon Rekonstruktionen und 20 den alten Fachwerkbauten nachempfundene Gebäude, sollen entstehen – und das nach neuesten Bauvorschriften. Ein kaum zu meisternder Spagat. Der Wiederaufbau der im Krieg zerbombten Frankfurter Altstadt ist ein in Europa einmaliges Projekt und 200 Millionen Euro teuer.
    Das Projekt war immer umstritten. Jahrzehntelang haben Kommunalpolitiker und Bürger um den Wiederaufbau gekämpft. Gleichzeitig gab es in Frankfurt heftige Diskussionen: Braucht Frankfurts Mitte nicht einen ganz neuen Entwurf? Ist die „neue“ Altstadt am Schluss nur ein Disneyland für Touristen? Doch die kritischen Stimmen werden leiser, je weiter die Bauarbeiten voranschreiten. „Hessenreporter“-Autor Gunnar Henrich begleitet Handwerker und Planer des Jahrhundertprojekts. Werden sie es schaffen einen Stadtteil wieder aufzubauen, der den Frankfurtern ein Stück Heimat zurück geben kann? (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 24.09.2018 hr-fernsehen
  • Folge 125
    Evelyne Klein ist ein Heimkind. Ende der fünfziger Jahre, als Baby, kam sie in ein Heim der Diakonissenschaft im württembergischen Waiblingen. Sie erinnert sich an Gewalt und sexuellen Missbrauch durch einen Pfarrer – doch sie hat keine Beweise oder Dokumente. Und an ihre Familie hat sie nur vage Erinnerungen. Während der Nachkriegszeit waren – schätzungsweise – 800.000 Heimkinder in der Bundesrepublik in kirchlichen Einrichtungen untergebracht. Viele haben dort wie Evelyne Klein Gewalt und Missbrauch erlitten. Jahrzehnte später macht sie sich auf, um Licht in die Geschehnisse ihrer Kindheit zu bringen. „Hessenreporter“-Autorin Diana Deutschle hat Evelyne Klein auf der Suche nach Anerkennung für das erfahrene Leid begleitet. (Text: HR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 01.10.2018 hr-fernsehen
  • Folge 126
    Spätschicht in der Leitstelle. Ein Ruf schreckt die Leute auf: „Person im Tunnel!“ Per Mausklick wird die Strecke gesperrt und der Ordnungsdienst alarmiert. Auf dem Monitor erscheint eine Frau, bepackt mit Plastiktüten. Sie klettert aus der Röhre und verschwindet hastig über die Rolltreppe – Entwarnung. Ein Mann, der den Tunnel als Toilette benutzen wollte, hatte weniger Glück. Er starb noch auf den Gleisen. Während die Leitstellencrew aufatmet, putzt Mehmet Dilele Fenster. Der 38-jährige Türke und sein Kollege reinigen U- und S-Bahnen, oft zwanzig komplette Züge pro Nacht. Die Waschanlage ist 400 Meter lang.
    Von außen reinigen Bürsten, von innen schrubbt Mehmet – bis vier Uhr früh. Der „Hessenreporter“ zeigt, was der Fahrgast nicht sieht: den Ameisenstaat hinter den Kulissen des größten Nahverkehrsbetriebs in der Region. 2.500 Mitarbeiter halten einen verborgenen Kosmos am Laufen. Nicht wegzudenken ist der Reparaturtrupp. In der Zeit zwischen dem letzten Zug nachts um halb zwei und dem ersten morgens um halb fünf Uhr tauschen zwanzig Arbeiter eine kaputte Weiche aus. Jeder Handgriff muss sitzen. Wenn sie nicht fertig werden, wäre das für die Pendler am Morgen eine Katastrophe … (Text: HR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 02.10.2018 hr-fernsehen
  • Folge 127
    Montagmorgen. Der Warteraum ist voll. Oft wollen zu Wochenbeginn fast 300 Patienten in der Landarztpraxis im hessischen Hainzell behandelt werden. Dr. Silvia Steinebach ist gern für ihre Patienten da. Sie ist Landärztin aus Leidenschaft. „Leider haben wir fast gar keine Zeit mehr“, klagt die junge Ärztin, „ich möchte mit meinen Patienten sprechen, sie untersuchen und beraten, aber den halben Tag bin ich mit Bürokratie beschäftigt, mit Hygienerichtlinien, Arbeitsschutz, Arznei- und Heilmittelrichtlinien“. Und jetzt droht ihr auch noch eine Rückzahlung von 25.000 Euro – weil sie viele Patienten beim Sterben zu Hause palliativ therapiert und begleitet hat.
    Zu viele, so sieht es zumindest die Prüfstelle der Kassenärztlichen Vereinigung und Krankenkassen. Vor fünf Jahren hat die Filmautorin Silke Kujas Silvia Steinebach zum ersten Mal begleitet, als diese die Landarztpraxis übernahm. Inzwischen ist die Praxis gewachsen und die Ärztin – gerade weil sie viele Hausbesuche macht – bekannt und geschätzt in ihrer Region. Sie hat mittlerweile sehr viel mehr Patienten, aber auch viel mehr Arbeit mit Vorschriften, Richtlinien und Dokumentation. Die Filmautorin zeigt, wie die Landärztin für die beste Versorgung ihrer Patienten kämpft und alles dafür tut, dass Hausbesuche auch weiterhin möglich sind. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 29.10.2018 hr-fernsehen
  • Folge 128
    Sommer 2017 – ein Brandanschlag auf die Polizeistation von Schwalbach am Taunus. Junge Männer aus der Kleinstadt stehen unter Verdacht. Was ist eigentlich los in der Limesstadt vor den Toren Frankfurts, die mit Kleinstadtflair für sich wirbt? Schon in den Monaten zuvor gab es immer wieder Ärger mit Jugendgangs: Randale am Marktplatz, Übergriffe auf Beamte, verängstigte Bürger. Stadt und Polizei griffen deshalb hart durch: mehr Überwachung, mehr Kontrollen. Die Folge: Besonders junge Männer mit Migrationshintergrund sahen sich verstärkt im Visier der intensiven Kontrollmaßnahmen, fühlten sich zu Unrecht als „die“ Randalierer von Schwalbach vorverurteilt und wegen ihres Migrationshintergrunds diskriminiert.
    Die Polizei wird für sie regelrecht zum Feindbild. Im August 2017 wenden sie sich an den Hessischen Rundfunk, wollen über ihre Situation im Fernsehen sprechen, ihr Leben in Schwalbach näher bringen. Sie beklagen nicht nur fehlende Freizeitangebote, sondern auch Diskriminierung. Im Oktober 2017 eskaliert die Situation erneut: wieder Angriffe, Gewalt auf Polizisten. Ein Rückschlag. Wie soll es jetzt weitergehen? Speziell geschulte Beamte, sogenannte Migrationsbeamten, patrouillieren nun in der Stadt.
    Sie sollen für Verständnis der täglichen Polizeikontrollen werben und versuchen den Konflikt zu entschärfen. Doch schnell ist klar: Ein paar Kontrollgänge reichen nicht, auch die Stadt ist gefordert. Nur wenn Polizisten und Sozialarbeiter zusammenarbeiten, kann es gelingen, die Jugendlichen anzusprechen. Ein Jahr lang begleitet „Hessenreporter“-Autor Rick Gajek Jugendliche, Polizei und Sozialarbeiter. Werden sie es schaffen, aufeinander zuzugehen und die Konfliktspirale zu durchbrechen? (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 05.11.2018 hr-fernsehen
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 14.10.2018 angekündigt
  • Folge 129
    Sie sind schon ganz aufgeregt in Wohnbach in der Wetterau, denn sie erwarten einen ganz besonderen Gast: Hans Bär besucht nach achtzig Jahren Exil in Argentinien zum ersten Mal sein Heimatdorf, in dem heute tausend Menschen leben. Mit 14 Jahren floh er mit der Mutter vor den Nazis. Nun kommt der 95-Jährige mit seinen Enkelinnen nach Wohnbach. Sie sind neugierig auf die alte Heimat ihres Großvaters, hatten diese Zeitreise angestoßen, und Hans Bär will voller Mut noch einmal einen Blick in die Vergangenheit wagen, ohne genau zu wissen, wie sehr dies die alten Wunden wieder aufreißen kann.
    Gespannt und voller Energie macht er sich auf den weiten Weg, aber als er ankommt, braucht er doch einen Moment, ehe er die Kraft hat, aus dem Auto zu steigen. Und was macht das mit dem Dorf, wenn einer zurückkehrt, der die Menschen an die Nazizeit erinnert, in der die jüdischen Mitbürger vertrieben oder ermordet wurden? An der Mauer unter der evangelischen Kirche hängt eine Gedenktafel für die jüdischen Opfer aus Wohnbach. Auch Großvater und Onkel von Hans Bär sind darauf erwähnt. Einige wenige Menschen von damals leben heute noch im Ort. Werden sie ihn noch erkennen? Wie schwer wird es, mit dem Überlebenden der jüdischen Familie Bär ins Gespräch zu kommen? Wolfgang Harmert hat eine Begrüßungsgruppe ins Leben gerufen, organisiert das Programm des großen Empfangsfests in der Dorfturnhalle – mit Bürgermeister, Heimatliedern und fast fünfzig Torten.
    Die Pfarrerin bereitet einen Gottesdienst vor, und die Familie, die in dem Haus lebt, in dem Hans Bär als Kind wohnte, hat sich vorgenommen, für ihn ein Bäumchen zu pflanzen und ihm sein altes Zuhause zu öffnen. Was wird wohl klappen, was nicht? Wie wird Hans Bär seine alte Heimat erleben? (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere So. 11.11.2018 hr-fernsehen
  • Folge 130
    Wenn Christine Sparr das Fenster öffnet und die lange Schlange ihrer „Kunden“ sieht, dann weiß sie nicht, ob sie heute alle bedienen kann. 800 Haushalte pro Woche versorgt sie. Wer kommt wohl heute? Was für Geschichten erwarten sie? Schafft sie es, dass die Lebensmittel-Ausgabe reibungslos abläuft und alle zufrieden sind? Täglich plagt sie die Frage, ob sie genügend Lebensmittel von Supermärkten zum Verteilen bekommt und für ein klein wenig mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft sorgen kann. Die Offenbacher Tafel wird von Ehrenamtlichen auf die Beine gestellt, 935 Tafeln versuchen deutschlandweit, unverkäufliche Lebensmittel vor dem Mülleimer zu bewahren und Menschen vor Hunger.
    In Frankreich verbietet ein Gesetz großen Supermarktketten, Lebensmittel wegzuwerfen, und verpflichtet sie, ablaufende Waren an Hilfsorganisationen weiterzugeben. Dieses Gesetz nutzen junge Start-up-Unternehmen, um Supermärkte und Tafeln besser miteinander zu vernetzen und die Verteilung zu professionalisieren. So bietet auch Pierre-Yves Pasquier seine digitalen und logistischen Dienste gegen Bezahlung an – und expandiert. Er hat inzwischen 35 Mitarbeiter, besucht Lebensmittelhändler und versucht, mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Sein Ziel: möglichst viele Lebensmittel möglichst schnell und professionell zu möglichst vielen Hilfsorganisationen zu bringen.
    In Frankreich hat ein Gesetz so eine ganz neue Branche hervorgebracht und die Anzahl der weitergereichten Lebensmittel deutlich erhöht. Die ehrenamtlichen Tafeln und „Restos du Cour“ profitieren davon genauso wie die Bedürftigen. Von solch politischer Unterstützung können die deutschen Ehrenamtlichen nur träumen und müssen weiterhin jeden Tag selber dafür sorgen, Lebensmittel für Alleinerziehende, Rentner, Arbeitslose, Geflüchtete und Arme zu beschaffen, um für ein wenig mehr Verteilungsgerechtigkeit zu kämpfen. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 12.11.2018 hr-fernsehen
  • Folge 131
    In der Adventszeit ist der Teufel los. Ein Groß-Gottesdienst reiht sich an den anderen. Weihnachtsbazar und Krippe wollen in der Frankfurter Nikolaikirche aufgebaut werden. Die Kirche soll von morgens bis abends offen stehen, ohne dass sakrale Gegenstände abhandenkommen. Fast alle Gruppen der Sankt-Pauls-Gemeinde veranstalten von früh bis spät Weihnachtliches. Die Kirche ist proppenvoll mit Gemeindemitgliedern. Und dann kommen noch jede Menge Besucher des nahen Weihnachtsmarktes. Manche verspüren das Bedürfnis zur Einkehr.
    Andere wollen ihre Maronen lieber im Sitzen essen. Sie krümeln das Gotteshaus voll und verkleckern pappigen Glühwein. Und einige wollen ihren Rausch ausschlafen. „Ist den Leuten nichts mehr heilig?“ fragt sich Küster Carsten Schwöbel. Kirchendiener Schwöbel hat alle Hände voll zu tun, etwa den Riesenadventskranz artistisch ins Dachgebälk hängen. Es gibt vielerlei zu organisieren und zu reparieren. Handwerker wollen betreut werden. Und dann noch interessierte Touristen, die kulturhistorische Details erfragen. Gleichzeitig muss die Kirche bewacht werden.
    Bei den festlichen Adventsgottesdiensten ist Schwöbel verantwortlich, dass grundsätzlich jeder reinkommt, betrunkene Randalierer aber draußen bleiben. Der studierte Sozialpädagoge Schwöbel ist seit zwanzig Jahren hauptamtlicher Küster. Wenn Menschen dem Gotteshaus keinen Respekt entgegen bringen, endet für ihn der Spaß. Doch beim abendlichen Singen von Weihnachtsliedern in der Nikolaikirche gehen ihm Herz und Seele auf. Dann weiß Carsten Schwöbel, dass er einen schönen Beruf hat – im Dienste des Herrn. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere So. 16.12.2018 hr-fernsehen

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