99 Folgen, Folge 51–75
51. Schätze des Südwestens – Von Löwen und Königen
Folge 51In der dritten Folge „Schätze des Südwestens“ entdeckt SWR-Moderator Dennis Wilms Schätze, die 40.000 Jahre auf ihre Entdeckung warten mussten. Sie sind aus einem Material, das es heute gar nicht mehr gibt Tierfiguren aus Mammut-Elfenbein aus den Höhlen der schwäbischen Alb. Zu ihnen gehört der Löwenmensch aus dem Lonetal, der im Ulmer Museum aus 800 Teilen aufwendig wieder zusammengefügt werden musste. Auch jüngere Schätze aus dem Südwesten sind noch nicht ganz vollständig: Dem orientalischen Fruchtbarkeitsgott, einer römischen Bronzefigur, die in der Mosel gefunden wurde, fehlt bis heute die rechte Hand.
Im Museum für Antike Schifffahrt in Mainz hingegen weiß man sich zu helfen und baut die Schätze einfach originalgetreu nach. So werden die einzigartigen römischen Militärboote aus dem dritten und vierten Jahrhundert wieder fahrtauglich und Geschichte lebendig. In der vierten Folge „Schätze des Südwestens“ ist SWR-Moderator Dennis Wilms großen Schatzfunden auf der Spur. Der Schatz von Neupotz füllt ganze Regale im Museum der Pfalz in Speyer. Er besteht aus der Beute, die Germanen im dritten Jahrhundert nach Chr. bei Diebeszügen im Römischen Reich machten.
Ebenfalls in Speyer wurde bei Renovierungsarbeiten ein sehr alter Schatz gefunden: die sterblichen Überreste der Salierkaiser und ihre Gewänder fast 1000 Jahre überdauerten sie in Bleisärgen. Noch älter ist das Grab des Fürsten von Hochheim mit seinen wertvollen Grabbeigaben. Nur Scherben hingegen fand man bei Herxheim. Hier wurden nicht nur Tontöpfe zerschlagen, sondern die Knochen von über 500 menschlichen Skeletten. Warum ist bislang noch ein Rätsel. Ebenso wie der Ort, an dem der sagenumwobene Nibelungenschatz versenkt worden sein soll. Doch einer ist sich sicher, dass er ihn gefunden hat … (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 28.06.2015 SWR Fernsehen 52. Schätze des Südwestens – Von Kaisern und Raubzügen
Folge 52Deutsche TV-Premiere So. 28.06.2015 SWR Fernsehen 53. Schätze des Südwestens – Von Fürsten und Barbaren
Folge 53An einem ungewöhnlichen Ort startet die fünfte Folge „Schätze des Südwestens“ mit SWR-Moderator Dennis Wilms. In Bliesbruck-Reinheim liegen keltische Hügelgräber und Überreste römischer Siedlungen direkt nebeneinander. Hier fand man auch das Grab einer bedeutenden keltischen Fürstin. In Trier entdeckte man bei Bauarbeiten den größten Münzschatz aus der römischen Kaiserzeit. Nicht alle Münzen wurden geborgen: Auch Privatleute fingen an zu graben und gelegentlich wurde ein Bier in „Kaisergold“ bezahlt. Andere Raubgräber richten immer wieder große Schäden an: Im Internet prahlte ein Sondengänger mit seinem Fund. Die Polizei ermittelte und der „Barbarenschatz von Rülzheim“ konnte gerettet werden. Ein Zufall rettete eine Orgel und ihren Erbauer vor dem Untergang: beide kamen zu spät, die TITANIC, für die die Orgel gebaut war, hatte den Hafen bereits verlassen. Vielleicht nur eine Legende – die Orgel steht heute im Museum. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 05.07.2015 SWR Fernsehen 54. Geheimnisse der Tiefe – Die Schiffswracks im Bodensee
Folge 54Der Bodensee birgt Geheimnisse. Auf seinem Grund liegen viele hundert untergegangene Schiffe aus allen Epochen. Jedes kann eine Geschichte erzählen: Von früherer Technik und dem Untergang des Schiffs. Deshalb sind nicht nur Hobbytaucher interessiert an den Wracks, sondern auch Archäologen. Aufregung am Ufer von Langenargen: Forschungstaucher untersuchen die Reste eines historischen Schiffswracks. Der Archäologe Martin Mainberger vermutet Merkmale, die sich von anderen Schiffen am Bodensee unterscheiden. Und das hier im „Schwäbischen Meer“? Der Bodensee hat seine Tücken.
Einerseits ist er harmlos, andererseits bergen plötzlich auftretende Winde, dichter Nebel und die große Zahl an Schiffen auf dem See Gefahren. Die meisten sind zerfallen oder von Sedimenten verschüttet. Eine Versuchung für Sporttaucher wie Hans Gerber. Der inzwischen 76-Jährige fand 1976 in 40 Metern Tiefe die „Jura“ – ein gut erhaltener Raddampfer aus dem 19. Jahrhundert, der nach einer Kollision im Nebel sank. Auch Martin Wessels stößt mit seinem Team immer wieder auf bislang unbekannte Wracks.
Der Geologe vom Seenforschungsinstitut in Langenargen vermisst mit einem hoch auflösenden Fächer-Echolot den Grund des Sees neu. Der Traum der Wissenschaftler wäre es, ein römisches Wrack zu entdecken. Die Siedler der steinzeitlichen Pfahlbauten benutzten noch Einbäume, später prägten Lädinen den See, Ende des 19. Jahrhunderts begann die Ära der Dampfschiffe. Die Geschichte der Schifffahrt des Bodensees ist also über und unter dem Wasser zu erleben. Wer weiß, welche Geheimnisse der See irgendwann noch preisgibt. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 05.07.2015 SWR Fernsehen 55. Schloss Karlsberg – das versunkene Versailles des Südwestens
Folge 55Am Abend des 28. Juli 1793 erleuchtete ein riesiges Feuer die östliche Anhöhe bei Homburg/Saar: französische Revolutionstruppen hatten Schloss Karlsberg in Brand gesetzt – die angeblich größte und modernste Landresidenz ihrer Zeit. Das Schloss stand gerade mal 25 Jahre, als es dem Erdboden gleichgemacht wurde. Sein Besitzer, Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken, entkam nur knapp den Soldaten der Revolutionsarmee – ihm sollte, wie Ludwig XVI. in Paris der Prozess gemacht werden. Von Schloss Karlsberg ist heute (fast) nichts mehr zu sehen: ein paar wenige Ruinen in einem verwunschenen Wald.
Umso mehr Mythen und Legenden ranken sich um das verschwundene Schloss. War es wirklich so groß und so prachtvoll wie Versailles, wie manche behaupten? Allein die Gemäldegalerie soll so lang gewesen sein, dass der Herzog mit seinem Hofmaler darin auf Rollstühlen um die Wette fuhr. Ein Augenzeuge, der berühmte Freiherr von Knigge, schwärmte von „diesem Feenschloss mit seinen Schätzen“. Stimmt es, dass der Herzog sein Land für diesen Schlossbau ruinierte? Dass seine Jagdhunde ihm wichtiger waren als die Bauern, die sie versorgen mussten? Dass er darum als „Hundskarl“ verflucht wurde und noch heute in mondlosen Nächten über den Karlsberg geistert? Und dass die Schätze seines „Feenschlosses“ größtenteils gerettet werden konnten? Sven Rech nimmt in seiner ungewöhnlichen Dokumentation die Spur der verschwundenen Pracht auf und folgt ihr auf ebenso spannende wie humorvolle Weise.
Sie führt unter anderem nach München, wo sich der heutige Herzog von Bayern, Urgroßneffe des Homburger Herzogs, noch heute über die bequemen Sessel vom Karlsberg freut.
Und was wäre Münchens Pinakothek ohne die Bildersammlung von Schloss Karlsberg? Mithilfe dieser Bilder und der Memoiren des listigen Hofmalers Mannlich lässt der Film das Schloss auf dem Homburger Karlsberg wieder lebendig werden. Zugleich rekonstruiert er mithilfe eines außergewöhnlichen Fundes die Baugeschichte des sagenumwobenen Schlosses: die Kunsthistorikerin Jutta Schwan ist in längst vergessenen Akten auf die Handwerkerrechnungen des Schlossbaus gestoßen. Ein einzigartiger Blick durch den Dienstboteneingang der Geschichte … (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 13.09.2015 SWR Fernsehen 56. Das weiße Gold des Südwestens – Porzellan aus Ottweiler
Folge 56Es geht um Liebe und Erotik, um Schuldenkrisen in Adelskreisen, verschwundene Schätze und um Leidenschaften, von denen man nicht mehr loskommt. Namhafte Künstler und die reichsten Männer Europas waren beteiligt. Auch im Fürstentum Nassau-Saarbrücken hinterließ die Sucht nach Porzellan ihre Spuren. Die Hauptakteure waren die Fürsten von Nassau-Saarbrücken, samt Mätressen und Gemahlinnen. 30 Kilometer von ihrer Residenz Saarbrücken entfernt hatten sie in dem Städtchen Ottweiler eine Porzellanwerkstatt eingerichtet, eine wahre Wunderkammer. Von ihr führen heute Spuren in die ganze Welt, sogar nach Übersee.
Porzellan aus der Ottweiler Manufaktur des Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken ist heute sehr selten und äußerst wertvoll. Noch immer tauchen von Zeit zu Zeit bei Auktionen außergewöhnlich kunstvoll bemalte Tassen, Teller oder Kannen aus dem deutschen Südwesten auf, die internationalen Sammlern Tausende von Euro wert sind. Nur wenige Jahre, von 1763 bis 1794, wurde in Ottweiler produziert – von Meistern ihres Fachs aus Frankreich und mit wertvollem Kaolin aus Passau. Fürst Wilhelm Heinrich war nichts zu teuer.
In opulenten Bildern erzählt der Film nicht nur die spannende Geschichte der Manufaktur, die lange im Dornröschenschlaf lag, sondern auch vom Lebensgefühl der Barockzeit, von einer außergewöhnlichen Liebe zwischen Fürst und Gänsegretel und von Leidenschaften, die immer noch lebendig sind. Die Suche nach dem „weißen Gold“ aus Ottweiler führt nach Hamburg, Augsburg, Köln, Heidelberg und Weinheim. So dokumentiert der Film ein lebendiges Stück Heimatgeschichte, denn obwohl die Manufaktur in Ottweiler nur wenig mehr als 30 Jahre produziert hat, leben die Fürsten bis heute weiter durch ihr Porzellan. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 13.09.2015 SWR Fernsehen 57. Wetterkatastrophen – Stürme und Fluten im Südwesten
Folge 57Das Jahr 2015 hat einen Jahrhundertsommer mit sich gebracht und den Hitzerekord auf 40,3 Grad im Schatten hochgetrieben. Der bis dahin gültige Wert wurde im Rekordsommer 2003 aufgestellt. 2013 dagegen stellte ein Wetterereignis im Kreis Reutlingen einen Negativ-Rekord auf: mit 3,6 Milliarden Euro den bis dahin größten Hagelschaden für deutsche Versicherungen. „Geschichte im Südwesten“ erinnert an die Wetterkatastrophen der letzten Jahrzehnte. Wie haben die Menschen Hitze, Kälte und Orkane erlebt? Meteorologe Sven Plöger erläutert, warum das Wetter jeweils verrücktspielte. Archivaufnahmen und Zeitzeugen-Interviews lassen die Katastrophen wieder lebendig werden.
Unvergesslich sind der Sturm „Wiebke“ vor 25 Jahren und der Sturm „Lothar“ vor 16 Jahren. Auch sintflutartige Regenfälle sorgten im Südwesten für Schlagzeilen: Etwa als sich 2008 Wassermassen durchs Killertal am Rand der Schwäbischen Alb wälzten. Die Feuerwehr musste hilflos zusehen, wie die Flut Häuser unterspülte, Autos wegschwemmte und drei Frauen ertranken. Aber die Geschichte der Unwetter ist nicht nur eine Geschichte über Not und Naturgewalten, sondern auch über Solidarität und nachbarschaftliche Hilfe. Und die Katastrophen können sogar Nationen wieder zusammenbringen, wie die Kältewelle 1963 am zugefrorenen Bodensee. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 08.11.2015 SWR Fernsehen 58. Ski erobern den Schwarzwald – Die Erfolgsgeschichte des Wintersports
Folge 58Noch immer boomt und expandiert es – solange das Wetter mitspielt. Immer breiter wird das Spektrum an Wintersportarten: Zu Skispringen und Langlaufen kommen Hornschlittenrennen, Snowboarden, Snowkiting, Hundeschlittenwettbewerbe und viele mehr. Kommentiert wird das Bildgeschehen vom prominenten Zeitzeugen Georg Thoma, der vom Schwarzwälder Hütejungen zum Skikönig aufstieg. Seltene Archivaufnahmen dokumentieren das Wintersportgeschehen. Die ersten stammen aus dem Jahr 1907 und zeigen ein Skifest auf dem Schauinsland. Die wichtigste Quelle sind die Filme des Star-Kameramannes Sepp Allgeier. Sie machen den Skisport vergangener Zeiten attraktiv und populär und erschließen den akrobatischen Kosmos des Skifahrens, den Nervenkitzel, der das Skifahren vom ersten Augenblick an begleitet.
Heute rühmen sich die Schwarzwälder, den Skisport erfunden zu haben und wollen das 125-jährige Jubiläum groß feiern. Der „Erfindung“ des Skifahrens stellen sie weitere Superlative zur Seite: Der erste Skilift ist eine Schwarzwälder Erfindung, das beste Skiwachs stammt aus dem Land, die wichtigsten und einflussreichsten Skifilmer, Allgeier und Fanck, kommen aus Baden-Württemberg, ganz zu schweigen von Wintersportlern wie Georg Thoma, Dieter Thoma, Martin Schmitt, und Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Damen-Skisprung, Carina Vogt. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere Di. 05.01.2016 SWR Fernsehen 59. Explosives Erbe – Kriegsbomben im Südwesten
Folge 59Deutschland ist Bombenland. 70 Jahre nach Kriegsende liegen im Südwesten noch immer massenhaft Blindgänger im Boden. Sie zu entdecken und zu entschärfen ist die Aufgabe der Kampfmittelräumer. Der Film begleitet sie bei ihrem Job. Jede sechste über Deutschland abgeworfene Bombe ist nicht detoniert: Sprengbomben, Brandbomben, in der Eifel sogar ein deutsches V1-Geschoss. Diese Munition kann jederzeit hochgehen – Menschen töten und Gebäude zerstören. Bomben, die von Jahr zu Jahr gefährlicher werden. Denn die Sicherungen der Zünder verrotten.
Deshalb haben die Kampfmittelräumer im Südwesten viel zu tun. Bombenfunde in Gundelfingen, Kaiserslautern, Koblenz, Raststatt oder Tübingen, das ist die Spitze des Eisbergs. Die Öffentlichkeit erfährt von der gefährlichen Arbeit der Sprengstoffexperten meist nur dann, wenn es zu Evakuierungen kommt oder zu spektakulären Sperrungen. Die Entschärfer sind aber ständig im Einsatz. Bis zu 150 Tonnen Altlasten aus zwei Weltkriegen bergen sie jährlich. Mathias Peterle ist Auszubildender beim Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg.
Er lernt Bomben entschärfen. Wer will schon mit so etwas zu tun haben? Kampfmittelräumer riskieren regelmäßig ihr Leben. Die Theorie an der Sprengschule in Dresden hat er schon in der Tasche. Jetzt muss Mathias Peterle Erfahrungen sammeln, von den Kollegen den Ernstfall lernen, um bei der ersten eigenen Bombe zu bestehen. Was treibt ihn an? Das Interesse an Munition? Der Nervenkitzel? Sein Job ist jedenfalls krisenfest, wahrscheinlich bis zur Rente. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 10.01.2016 SWR Fernsehen 60. Abgeschossen und verschollen – Auf der Suche nach vermissten Bomberpiloten
Folge 60Er heißt Uwe Benkel und arbeitet bei einer Krankenversicherung in Ludwigshafen. Doch nach Feierabend, an den Wochenenden und im Urlaub gräbt dieser Mann Militärflugzeuge aus, die im Zweiten Weltkrieg abgestürzt sind und immer noch irgendwo im Pfälzer Wald-Boden stecken. Sein Motiv: Er möchte die Schicksale der vermissten Besatzungen klären und, wenn möglich, ihren Angehörigen endlich Gewissheit geben. Die Sendung verfolgt die erfolgreiche Bergung des britischen Lancaster-Bombers ED 427 samt Besatzung. Die britische Presse feiert Benkel daraufhin als Helden, die Angehörigen der Vermissten sind überglücklich.
Die Royal Air Force jedoch versagt ihm die Anerkennung und jegliche Unterstützung. Außerdem trifft das Team der Sendung die letzten noch lebenden Angehörigen der geborgenen Bomberbesatzung. Währenddessen gräbt Benkel trotz aller Widrigkeiten weiter. Im Wald bei Schifferstadt entdeckt er eine deutsche Jagdmaschine. Ein Badesee bei Ludwigshafen wird zur besonderen Herausforderung: Dort sollen Taucher einen Weltkriegsbomber unter Wasser finden. Und dann ist da noch eine amerikanische P 47 „Thunderbold“ in einem südhessischen Acker. Die Identität der Piloten zu klären, erweist sich jedoch als schwierig. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 10.01.2016 SWR Fernsehen 61. Kloster Weingarten – Wallfahrtsort und Flüchtlingsheim
Folge 61Das Kloster Weingarten – ein magischer und spiritueller Wallfahrtsort. Hinter den fast 1.000 Jahre alten Klostermauern leben heute allerdings keine Mönche mehr, sondern mehr als 100 Flüchtlinge aus der ganzen Welt, begleitet von zwei Franziskaner Nonnen. Im Kloster Weingarten wird die berühmte und legendenumwobene Heilig-Blut-Reliquie aufbewahrt, jährlich kommen rund 30.000 Pilger und 3.000 Reiter zum Blutritt. Der Berg, auf dem das Kloster thront, wird Martinsberg genannt, nach dem Heiligen Sankt Martin. Und hier wird Teilen wieder wörtlich genommen, ist die Nächstenliebe nicht nur ein Lippenbekenntnis.
Schwester Ines betreut 39 Flüchtlinge, die auf die Annahme ihres Asylantrags warten. Sie hilft den Männern aus Kamerun, Nigeria, Eritrea und Pakistan in jeglicher Hinsicht, damit sie sich in Deutschland zurechtfinden. Die Flüchtlinge erfahren aber nicht nur behagliche Fürsorge. Außerhalb der Klostermauern stoßen sie auch auf Missachtung und Rassismus, außerdem leben sie in der ständigen Angst vor der Abschiebung. Der Film erzählt die Geschichte des Klosters und der größten Barockkirche nördlich der Alpen, und wie es dazu kam, dass heute keine Mönche, sondern Flüchtlinge in der Klosteranlage leben.
Wie reagieren die Bürger in Weingarten, Pilger und Touristen auf die Flüchtlinge? Pater Pirmin war der letzte Benediktinermönch, der im Kloster Weingarten lebte. Am 7. Oktober 2010 zog er aus, für den Film kehrt er zum ersten Mal wieder zurück. Ein sehr emotionaler Moment für ihn, denn das Kloster Weingarten war für Pater Pirmin die große Liebe seines Lebens – wie wird es ihm ergehen, wenn er das erste Mal wieder seine Kammer betritt, in der heute Flüchtlinge leben? (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 24.01.2016 SWR Fernsehen 62. Kochen wo die Kanzel stand – Kirchen neu genutzt
Folge 62„Kirche zu verkaufen“ – ein ungewöhnliches Immobilienangebot. Aber immer weniger Menschen gehen zum Gottesdienst, die Kirchenaustritte nehmen zu. Und die Gemeinden haben Mühe, die Kosten für die Kirchen zu tragen. Also was tun mit ausgedienten Gotteshäusern? Aus den Kirchenbänken haben sie Regale gezimmert. Auf der Orgelempore wird geschlafen und im Predigerzimmer gekocht. Das Ehepaar Payer aus Ofterdingen wohnt in einer ehemaligen Kirche, weil es Platz für seine fast 40.000 Bücher brauchte. Viel Platz für wenig Geld, das lockte auch die Käuferin der methodistischen Kirche im schwäbischen Dußlingen.
Die größte Herausforderung für die neue Besitzerin war, passende Möbel für den hohen Kirchenraum zu finden. Nach dem Krieg war der Bedarf an Gotteshäusern riesig. Flüchtlinge brachten ihre eigene Konfession mit und in vielen Orten entstanden neue Kirchen. Niemand wollte es weit haben, die sogenannte „Pantoffelkirche“ sollte sozusagen mit den Hausschuhen erreichbar sein. Heute schrumpfen die Gemeinden, Gotteshäuser werden überflüssig.
Und viele Nachkriegsbauten müssten aufwändig renoviert werden. Was tun mit ausgedienten Gotteshäusern? Mit Kirchen sind auch immer Emotionen verbunden. Hier wurde man getauft, hat geheiratet. Das Gotteshaus ist ein Stück Identität für die Bürger. Während im Norden Deutschlands schon Pizzerien und Diskotheken in Kirchen einziehen, sucht man im Süden nach anderen Wegen. Hier soll der neue Inhalt zur Hülle passen. Der Film zeigt an mehreren Beispielen, welche Schwierigkeiten es dabei gibt und welche Lösungen bereits gefunden wurden. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 24.01.2016 SWR Fernsehen 63. Steinzeit – Das Experiment: Leben wie vor 5000 Jahren (1)
Folge 63Vier Männer, drei Frauen und sechs Kinder zurück in der Steinzeit. Für zwei Monate lebte die „Sippe“ in einer kleinen Pfahlbausiedlung im Hinterland des Bodensees, zwei von ihnen überquerten sogar die Alpen auf den Spuren „Ötzis“. Beobachtet wurde all dies nicht nur vom Filmteam. Archäologen, Mediziner, Anthropologen und Materialkundler aus Universitäten, Instituten und Museen nutzten das Fernsehformat für ihre Forschung und machten erstaunliche Entdeckungen. 30. Juli 2006, das Experiment beginnt: Sieben Erwachsene und sechs Kinder beziehen eine jungsteinzeitliche Pfahlbausiedlung an einem Weiher im Hinterland des Bodensees.
Zwei Monate lang werden sie hier leben wie ihre Vorfahren vor 5.000 Jahren. Die Männer, Frauen und Kinder gehen nicht unvorbereitet in dieses Experiment. Im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen wurden ihnen – unter anderem von dem renommierten Experimentalarchäologen Harm Paulsen – die wichtigsten Fertigkeiten für das Leben unter Steinzeitbedingungen beigebracht. Harm Paulsen wird die Sippe während des Experiments immer wieder besuchen und ihr hilfreich zur Seite stehen. Er ist es auch, der sie – versorgt mit guten Ratschlägen – aus der „Jetztzeit“ verabschiedet.
Der Weiher, der Dorfplatz, die lehmverputzten Pfahlbauhütten, alles strahlt in der Sommersonne. Obwohl sich die Sippenmitglieder der großen Herausforderung bewusst sind, ist die Stimmung in diesem Moment euphorisch. Doch dann tauchen die ersten Probleme auf: Ingo, in Unteruhldingen noch der unumstrittene Feuerspezialist, braucht fast zwei Stunden, bis das erste Feuer brennt. Und das ist nicht die einzige Schwierigkeit, mit der die Sippe zu kämpfen hat. Am zweiten Tag bricht über sie der feuchteste und kälteste August seit Jahrzehnten herein. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 10.04.2016 SWR Fernsehen 64. Steinzeit – Das Experiment: Leben wie vor 5000 Jahren (2)
Folge 64Vier Männer, drei Frauen und sechs Kinder zurück in der Steinzeit. Für zwei Monate lebte die „Sippe“ in einer kleinen Pfahlbausiedlung im Hinterland des Bodensees, zwei von ihnen überquerten sogar die Alpen auf den Spuren „Ötzis“. Beobachtet wurde all dies nicht nur vom Filmteam. Archäologen, Mediziner, Anthropologen und Materialkundler aus Universitäten, Instituten und Museen nutzten das Fernsehformat für ihre Forschung und machten erstaunliche Entdeckungen. Auch nach zwei Wochen gibt es in der jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlung an dem Weiher im Hinterland des Bodensees nur zwei Dinge im Überfluss: Regen und Matsch. Nur hin und wieder lässt sich die Sonne blicken, wie an Tag 16, an dem die beiden Junggesellen Ingo und Henning Dorf und Sippe verlassen.
Sie machen sich auf, um in Ötzis Ausrüstung die Alpen zu überqueren – vom Bodensee bis Bozen geht die Tour. Ihre Stimmung schwankt zwischen Vorfreude und schlechtem Gewissen der Sippe gegenüber. Denn sie wissen, die übrigen fünf Erwachsenen bleiben mit den sechs Kindern und jeder Menge Arbeit zurück. Arbeit, die allen in den vergangenen Wochen über den Kopf zu wachsen schien. Arbeit, die hauptsächlich darin bestand, mühevoll die tägliche Nahrung zu beschaffen und zuzubereiten. Dazu kommen unvorhergesehene Ereignisse.
Erste Augustwoche: Regen, Kälte, Nässe, die gewohnten Bilder. Mühevoll versucht Martin, Fladenbrote herzustellen. Nur, irgendwie werden die im Ofen nicht richtig gebacken, sondern eher getrocknet. Martin feuert den Ofen weiter an – zur Freude der Frauen und Kinder, die sich gemütlich um die willkommene „Heizungswärme“ scharen. Doch ein jungsteinzeitlicher Ofen ist nicht mit einem modernen Kaminofen oder einem neuzeitlichen Backofen zu verwechseln. Plötzlich Qualm – der Ofen droht nach unten durchzubrennen, er steht auf einer Holzbohlenkonstruktion. Dank Feuerlöscher im versiegelten Notfallkasten kann das Schlimmste verhindert werden. Doch der Schock sitzt tief. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 10.04.2016 SWR Fernsehen 65. Steinzeit – Das Experiment: Leben wie vor 5000 Jahren (3)
Folge 65Vier Männer, drei Frauen und sechs Kinder zurück in der Steinzeit. Für zwei Monate lebte die „Sippe“ in einer kleinen Pfahlbausiedlung im Hinterland des Bodensees, zwei von ihnen überquerten sogar die Alpen auf den Spuren „Ötzis“. Beobachtet wurde all dies nicht nur vom Filmteam. Archäologen, Mediziner, Anthropologen und Materialkundler aus Universitäten, Instituten und Museen nutzten das Fernsehformat für ihre Forschung und machten erstaunliche Entdeckungen. Ingo und Henning sind auf dem Weg: Zu Fuß vom Bodensee nach Bozen in steinzeitlicher Ausrüstung wandern sie auf „Ötzis“ Spuren. In den ersten Tagen ihrer schwierigen Alpentour werden sie begleitet: Überlebenstrainer Thomas Patzleiner zeigt ihnen, wie man in der rauen Landschaft mit steinzeitlicher Ausrüstung überleben kann.
Das ist bitter nötig, denn eiskalte Nächte, Regen und Hunger machen die Tour von Anfang an zu einer echten Herausforderung. Nach dem Abschied von Thomas müssen Ingo und Henning sich allein durchschlagen. Nahrung finden, ein Nachtlager bauen, reißende Flüsse ohne Brücke überqueren, die lädierte Ausrüstung flicken. Und der Weg bis Bozen ist noch weit. Zuhause im Dorf muss derweil die viele Arbeit neu verteilt werden. Die Vorratslage wird immer kritischer. Mit seiner landwirtschaftlichen Erfahrung und seiner schier unerschöpflichen Energie versucht Olli, die Ernte voranzutreiben. Von den anderen sind einige an den Grenzen ihrer Kraft. Und einer denkt ernsthaft daran aufzugeben. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 17.04.2016 SWR Fernsehen 66. Steinzeit – Das Experiment: Leben wie vor 5000 Jahren (4)
Folge 66Vier Männer, drei Frauen und sechs Kinder zurück in der Steinzeit. Für zwei Monate lebte die „Sippe“ in einer kleinen Pfahlbausiedlung im Hinterland des Bodensees, zwei von ihnen überquerten sogar die Alpen auf den Spuren „Ötzis“. Beobachtet wurde all dies nicht nur vom Filmteam. Archäologen, Mediziner, Anthropologen und Materialkundler aus Universitäten, Instituten und Museen nutzten das Fernsehformat für ihre Forschung und machten erstaunliche Entdeckungen. Die „steinzeitlichen“ Wanderer Ingo und Henning sind immer noch auf ihrem Weg nach Bozen.
Vor ihnen liegen nun der höchsten Gipfel – mehr als 3.000 Meter hoch. Im Gegensatz zu „Ötzi“ können die beiden nicht auf Erfahrungen mit Wetterbeobachtungen bauen. Sie warten mit dem Aufstieg und entdecken eine Felshöhle, die schon ihren Vorfahren als Unterschlupf gedient haben könnte. Eine Sensation für die Archäologen, doch Ingo und Henning müssen weiter. In den steinzeitlichen Fellschuhen von Ötzi versuchen sie, über den Pass zu kommen. Im Dorf wurde inzwischen die Ernte eingebracht.
Es reicht für die Zeit des Experiments – den Winter hätte die Sippe nicht überlebt. Es ist kühler geworden, alle schätzen inzwischen das enge Beieinander in der kleinen Hütte. Immer mehr ist die Sippe zusammengewachsen und lernt die positiven Seiten des steinzeitlichen Lebens zu schätzen. Der Abschied vom Dorf wird nicht leichtfallen, das wird ihnen zu ihrer Überraschung bewusst. Zur Heimkehr der Alpenwanderer und zugleich zum Abschied vom Dorf soll mit selbsterlegtem Wild als Festessen gefeiert werden. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 17.04.2016 SWR Fernsehen 67. Rote Fahnen, grüner Rasen – Arbeitersiedlungen in Mannheim
Folge 67Gibt es die klassischen Arbeiter noch? Das typische Proletarierleben vergangener Tage ist sicher Nostalgie. Den bewussten Gemeinschaftsgedanken aber gibt es noch heute. In den Arbeitersiedlungen in Mannheim ist er erstaunlich lebendig. Geografin Christina West von der Universität Mannheim weiß, dass Arbeiterbewegung und Arbeitersiedlungen zusammengehören. Manches in den Mannheimer Arbeitersiedlungen erinnert noch an die Arbeiterbewegung: viel Grün, Gärten und kein weiter Weg zur Arbeit. Michael Fellhauer, Betriebsrat bei Benz in Mannheim, wohnt mit seiner Familie in der Genossenschaft Gartenstadt.
Er ist zufrieden, hier würde er nie wegziehen, denn die Arbeiterhäuschen mit Garten haben ihren Reiz und sind dank der Genossenschaft finanzierbar. In der Genossenschaft zu wohnen, das hat auch mit dem politischen Selbstverständnis zu tun. Die Nachbarn sind fast alle in der Gewerkschaft und SPD-nah, die Arbeiterbewegung macht Teil ihrer persönlichen Geschichte und Heimat aus. Walter Spagerer ist ein Arbeiterführer des alten Schlags. Mit seiner Frau Karla wohnt er im „Roten Norden“ Mannheims, der sich mit Straßennamen wie „Zäher Wille“, „Frohe Arbeit“ und „Freie Luft“ schmückt.
150-jähriges Jubiläum feiert die politische Arbeiterbewegung inzwischen, die Spagerers waren fast ein Jahrhundert dabei. Sie wissen noch, wie die Arbeiterhäuser vor den Toren der Fabrik entstanden und erlebten die großen Pleiten der 1980er mit dem Niedergang der städtischen Industrie. Ob Erfolg oder Fehlschlag, eine Schicksalsgemeinschaft zu sein, bildete in den Arbeitersiedlungen schon immer den Kitt für ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl.
Kurztext: Die klassischen Arbeiter – gibt es die noch? Das typische Proletarierleben ist sicher Nostalgie. Aber der bewusste Gemeinschaftsgedanke, der hat sich bis heute gehalten und ist in Arbeitersiedlungen in Mannheim erstaunlich lebendig. Die Geographin an der Universität Mannheim, Christina West, weiß: Arbeiterbewegung und Arbeitersiedlungen gehören zusammen. Diese Siedlungen mit den Häuschen erinnern teilweise noch an die Arbeiterbewegung: viel Grün, Gärten und nicht weit zur Arbeit – wer hier wohnt, ist zufrieden.
Walter Spagerer ist so ein Arbeiterführer alten Schlags. Mit seiner Frau Karla wohnt er im „Roten Norden“ Mannheims mit Straßennamen wie „Zäher Wille“, „Frohe Arbeit“, „Freie Luft“. Spagerers wissen noch, wie die Arbeiterhäuser vor den Toren der Fabrik entstanden sind und erlebten die großen Pleiten der 1980er mit dem Niedergang der Industrie in der Stadt. Doch in den Arbeitersiedlungen bildete der Gedanke einer Schicksalsgemeinschaft schon immer den Kitt für ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 24.04.2016 SWR Fernsehen 68. Zwischen Gartenlaube und Fabrik – Leben im Zeppelindorf
Folge 68Eine Siedlung mit romantischem Flair, großen Gärten, Obstbäumen und Gemüsebeeten – das ist das Zeppelindorf in Friedrichshafen. Die Geschichte dieser kleinen Arbeitersiedlung ist die Geschichte von Höhen und Tiefen einer großen Ära der Luftschifffahrt am Bodensee. Früher starteten im kleinen Friedrichshafen riesige Luftschiffe zu Fahrten um die halbe Welt. Die große Zeit der Zeppeline ist zwar lange vorbei, doch die Erinnerung bleibt lebendig. Besonders an einem Ort, dem Zeppelindorf , einer 100 Jahre alte Arbeitersiedlung in Friedrichshafen. Der Luftschiff-Graf ließ das Dorf für seine Arbeiter und Angestellten errichten.
Er wollte sie nahe der Fabrik haben und schaffte dafür auch Anreize wie saubere Häuser, fließendes Wasser, große Gärten für die Selbstversorgung und günstige Mieten. Bis heute gehören die Häuser dem Zeppelinkonzern. Einziehen darf nur, wer bei der Firma oder bei „ZF“, dem Schwesterunternehmen, arbeitet. Einige leben bereits in der dritten oder vierten Generation hier. Zu Beginn des 20.Jahrhunderts hatte das Arbeiterdorf Vorbildcharakter. Heutzutage wirken Leben und Zusammenhalt in der denkmalgeschützten Siedlung fast südländisch. Ein Fleckchen grüne Idylle in der Industriestadt. Junge Familien ziehen gerne in diese Umgebung: Die Häuser werden den aktuellen Wohnbedürfnissen angepasst, alte Bausünden sanft korrigiert.
Der Film begleitet Alteingesessene und neue Zuzügler in ihrem Alltag – und erzählt die Geschichte der Siedlung, in der sich die wechselvolle Geschichte des Zeppelinkonzerns und der Stadt Friedrichshafen spiegelt. Innerhalb der Reihe „Die Geschichte des Südwestens“ zeigt das SWR Fernsehen Dokumentationen zur regionalen Geschichte, Filme zu historischen Entwicklungen, Jahrestagen oder bekannten Persönlichkeiten in der Region. Für ihre Filme gehen die Autoren auf Spurensuche, recherchieren in Archiven und sprechen mit Zeitzeugen und Experten. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 24.04.2016 SWR Fernsehen 69. Abenteuer Klosterstadt Meßkirch – Bauen wie im Mittelalter
Folge 69Es scheint wie ein verrückter Plan: In Messkirch nahe beim Bodensee soll nach und nach eine komplette Klosterstadt mit rund 50 Gebäuden entstehen, darunter Schlaf- und Wohnräume, eine eigene Brauerei und eine gewaltige, rund 70 Meter lange Kirche. Die Vorlage liefert der sogenannte „Sankt Galler Klosterplan“, den Mönche des Klosters Reichenau im frühen neunten Jahrhundert entworfen hatten. 1.200 Jahre später soll dieser Plan Wirklichkeit werden. Wer die in einem Wald gelegene Baustelle betritt, wird unweigerlich in längst vergangene Zeiten katapultiert, denn die Bauarbeiten finden konsequenterweise unter denselben Bedingungen wie im neunten Jahrhundert statt: Handarbeit ist angesagt, ohne Bagger, Kran und Bohrmaschine.
Dafür Zustände wie im Mittelalter: Holzfäller schlagen im Wald Bäume, Zimmermänner bauen damit Hebevorrichtungen und Gebälk, Köhler produzieren Holzkohle für den Schmelzofen, Schmiede stellen Werkzeuge und Nägel her, Steinmetze bearbeiten Steine, Fuhrleute transportieren mit ihren Ochsenkarren Baustoffe und Töpfer sowie Korbflechter fabrizieren die zum Transport notwendigen Behältnisse. Keine einfachen Aufgaben, denn wer hat schon praktische Erfahrungen im mittelalterlichen Klosterbau? Die „Campus Galli“ genannte Baustelle ist ein Projekt, das es in Deutschland so noch nie gab.
Und sie ist ein gigantischer Freilandversuch der experimentellen Archäologie. Das vom Aachener Journalisten Bert M. Geurten ins Leben gerufene Bauprojekt erhielt eine öffentliche Starthilfe in Höhe von rund einer Million Euro. Langfristig soll sich die Baustelle durch Eintrittsgelder vollständig selbst finanzieren und zwar über einen Zeitraum von mindestens 40 Jahren. Reinhard Kungel und sein Team haben die ersten drei Jahre des „Abenteuers Klosterstadt“ mit der Kamera festgehalten.
Eine beeindruckende Zeitreise! Kurztext: Es scheint wie eine verrückte Idee: In Messkirch soll, nach dem Vorbild des berühmten „St. Gallener Klosterplans“, eine komplette Klosterstadt mit rund 50 Gebäuden entstehen, darunter Schlaf- und Wohnräume, eine eigene Brauerei und eine gewaltige, 70 Meter lange Kirche. Gebaut wird wie im Mittelalter, ohne moderne Maschinen und heutige technische Hilfsmittel. Im neunten Jahrhundert haben Mönche des Klosters Reichenau den Plan entworfen, 1.200 Jahre später wird er Wirklichkeit. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 08.05.2016 SWR Fernsehen 70. Große Ideen – kleine Flops – Geistesblitze von A bis Z
Folge 70Vom Buchdruck bis zum Faltauto, vom Sauerkraut bis zum Esbitkocher, vom Schwimmanzug für die Weltelite bis zum Spätzleeis – der Südwesten ist seit über 500 Jahren führend in Sachen Erfindungen, die bisweilen die Welt veränderten. Aber es gab auch Erfinder, die grandios scheiterten. Andreas Kölmel und Jürgen Vogt stellen Tops und Flops südwestdeutscher Geistesblitze vor. Albert Einstein gehört zu den berühmtesten Erfindern aus dem Südwesten. Mit der Erfindung eines katzenbuckelförmigen Flugapparats scheiterte er allerdings kläglich – sechs Jahre bevor er den Nobelpreis bekam.
Gutenberg, Daimler und Benz waren da erfolgreicher – ihre Erfindungen veränderten die Welt und sicherten ihnen einen Platz auf der ewigen Erfinderbestenliste. Nicht so bekannt sind viele andere, deren Geistesblitze aus unserem Alltagsleben nicht wegzudenken sind: Sauerkraut, steriler Wundverband, Nylonstrumpf und Styropor, freiwillige Feuerwehr und Fliegenklatsche – alles Erfindungen aus dem Südwesten. Ebenso wie das erste Elektroauto, die Dauerwelle oder der Schwimmanzug für die DDR-Olympiamannschaft, der nicht nur wegen der Siegerinnen berühmt-berüchtigt wurde.
Die Dokumentation „Große Ideen – kleine Flops – Geistesblitz von A bis Z“ zeigt Nützliches und Skurriles, Bahnbrechendes und zukunftsweisende Flops aus der Schatzkiste südwestdeutschen Erfinderreichtums. Experten und Nachfahren erzählen erstaunliche Geschichten und so manche Erfindung ist zum ersten Mal in Funktion zu sehen, wenn Enkel die Tür zu ihren Archiven öffnen. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere Mo. 16.05.2016 SWR Fernsehen 71. Spuren im Stein: Die Geschichte der Schwäbischen Alb
Folge 71Die markanten Kalkfelsen der Schwäbischen Alb sind ein Produkt des Meeres. Vor 200 Millionen Jahren wimmelte es zwischen Tuttlingen und Ulm nur so von Muscheln, Korallen und anderen Meeresbewohnern. Auf deren Kalkskeletten nisten heute Uhus, stehen Burgen und Klöster oder erkunden Höhlenforscher die Tiefen des schwäbischen Mittelgebirges. Wo heute Schafe auf Wacholderheiden grasen, gingen die ersten Älbler vor 40.000 Jahren auf Mammutjagd. In Steinbrüchen kommen gut erhaltene Fossilien von Ammoniten, Ichthyosauriern und anderen Zeugen der Urzeit zum Vorschein. Sogar der Zement für moderne Großbauprojekte wie „Stuttgart 21“ stammt aus dem Jura.
Erstaunlich aber wahr: Die geologische Vergangenheit hatte einen direkten Einfluss auf die Geschichte der Alb-Region! Dem Kalk haben wir einmalige Funde aus der Steinzeit genauso zu verdanken, wie die moderne Textilindustrie und sogar das schwäbische Nationalgericht Linsen mit Spätzle. Sven Plöger und Lena Ganschow treffen Menschen mit einem besonderen Bezug zur Region, die durch ihre Geschichten die Geschichte des Südwestens in neuem Licht erscheinen lassen. In packenden Bildern zeigt dieser Film, wie faszinierend unsere Heimat tatsächlich ist. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere Mo. 16.05.2016 SWR Fernsehen 72. Spuren im Stein – Die Geschichte des Oberrheingrabens
Folge 72Wer hätte gedacht, dass mal ein Hauch von Karibik durch den Oberrheingraben wehte. Doch es gibt Zeugen: Kolibris, Haie, Meeresschildkröten – gefunden im Tongestein bei Heidelberg. Das ist nicht die einzige Überraschung, auf die Wetterman Sven Plöger bei seiner Reise durch den Oberrheingraben stößt. Warum werden jeden Tag Tonnen von Kies im Rhein versenkt? Kann man mit Rheingold reich werden? Und wie ist der Oberrheingraben überhaupt entstanden? Sven Plöger trifft überall auf „Spuren im Stein“, die spannende Geschichten erzählen.
Spuren, die natürlichen Ursprungs sind, aber auch solche, die von Menschenhand geschaffen wurden. Auch das Schicksal von Deutschlands längstem Fluss hat sich im Südwesten entschieden. Hier hat der Rhein den Durchbruch nach Norden geschafft und Jahrtausende lang Kies und Sand in die Oberrheinebene gespült. Kein Wunder also, dass die Menschen im Südwesten auf dem größten Sandkasten Europas sitzen. Steinzeitmenschen fanden hier das Material für ihre Werkzeuge, die alten Römer brannten hier schon „Terra sigilata“ und noch heute profitieren die Menschen am Oberrhein in vielerlei Hinsicht von einer Aufwölbung der Erdkruste, die vor 50 Millionen Jahren begann.
Die aufwändig gedrehte SWR Dokumentation macht mit Hilfe von ortskundigen Protagonisten, Luftaufnahmen und Computeranimationen deutlich, welchen Einfluss die Geologie auf die Geschichte der Region hatte. Regisseur Harald Brenner gelingt es viele Aha-Erlebnisse zu erzeugen, durch die der Zuschauer seine Heimat in einem neuen Licht sieht. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 22.05.2016 SWR Fernsehen 73. Spuren im Stein – Die Geschichte des Saarlands
Folge 73Auch wer von feinem Porzellan isst, isst eigentlich vom Boden. In den Tiefen des Saarlands stecken Rohstoffe, die die Geschichte dieser Region entscheidend beeinflusst haben. Wetterexperte Sven Plöger nimmt den Zuschauer mit in die faszinierende Welt unter dem Erdboden. Er begibt sich auf eine geologische Spurensuche in den Untergrund des Saarlands. In der Steinkohlegrube Reden findet er in 900 Metern Tiefe die letzten Spuren eines 300 Millionen Jahre alten Waldes. Im Norden des Saarlands, nahe des mächtigen keltischen Ringwalls, bei Otzenhausen, gräbt Archäologe Dr. Thomas Fritsch die kuriosen „Lebacher Eier“ aus.
Vermutlich wussten schon die Kelten diese handlichen, eisenhaltigen Steine zu nutzen. Noch heute liegen an der Saar traditionelle Produktionsstandorte der Stahlindustrie: Dillingen und Völklingen. Im saarländischen Hochwald stoßen wir auf eine Tagebaugrube, in der Feldspat abgebaut wird. Das helle Silikat-Mineral ist eine wichtige Zutat für das feine Porzellan, das im nahen Traditionsunternehmen Villeroy & Boch hergestellt wird.
Um das Städtchen Perl wachsen die Weine der Region überwiegend auf den dort anstehenden Muschelkalkböden. Mit dem Winzer Ollinger geht der Filmautor dem Wein auf den Grund und findet sich in den alten Schichten aus der Zeit des Trias wieder. In aufwändig gedrehten Bildern, historischen Spielszenen und eindrucksvollen Animationen gibt diese SWR Dokumentation von Tilman Büttner faszinierende Einblicke in die Erdgeschichte und die Geschichte des Saarlands. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 22.05.2016 SWR Fernsehen 74. Wie der Südwesten gleichberechtigt wurde
Folge 74Mann und Frau sind gleichberechtigt – so steht es seit 1949 im Grundgesetz. Aber was hat sich in Sachen Gleichberechtigung in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland getan, seit Artikel 3 Absatz 2 1949 im Grundgesetz verankert wurde? Der Film geht auf Zeitreise, taucht in die Archive des Südwestrundfunks ein und offenbart auf unterhaltsame Weise eine komisch absurde und doch seltsam vertraute Welt, erzählt von Hausfrauen und Paschas und auch von Hausmännern und Emanzen, von festgefahrenen Rollenklischees und dem Aufbruch in neue Zeiten. Beginnend in den 50er Jahren als die (Männer-) Welt noch in Ordnung war: Die Frau am Herd und bei den Kindern, der Mann als „Versorger“ lässt sich im Sessel bedienen.
Obwohl es schon damals starke Frauen im Südwesten gibt, bleibt für die Frau oft nur: heiraten und Kinder kriegen. Doch das sollte sich in den 60er und 70er Jahren ändern. Der Kampf der Geschlechter tobte. Wenn z. B. Männer ihre Frauen von der Arbeitswelt fernhalten wollten. Erst 1977 durfte die Frau einen Job annehmen, ohne die Erlaubnis des Gatten. Besorgte männliche Bürger sehen Anfang der 60er Jahre die arbeitende Mutter tatsächlich als „ein Verbrechen an der Zukunft unseres Volkes“.
Ebenfalls sehr rigoros: der DFB verbietet in den 50er Jahren den Frauenfußball. Die Unterdrückung der Frau beherrscht Mann aber auch ganz subtil: Als die Hausfrauen in den 60er Jahren genug von ihrer Rolle am Herd und auf dem Kinderspielplatz haben, schafft ihr der Mann eine neue Aufgabe, von welcher auch er profitiert: die Frau soll schön sein. Kosmetitprodukte, Schönheitssalons, Misswahlen und erotische Titelblätter boomen – die sexuelle Ausbeutung der Frau ist in vollen Gange.
Mit der sexuellen Revolution erwacht auch das Selbstbewusstsein der Frau und das althergebrachte Rollenverständnis gerät ins Wanken. „Wie der Südwesten gleichberechtigt wurde“ gibt Einblick in eine Epoche, die viele Zuschauerinnen und Zuschauer noch erlebt und spätere Generationen nachhaltig geprägt haben. Ein Blick in die Mottenkiste der Emanzipation, der manchmal erschreckend, oft absurd komisch und verbunden mit der bitter-süßen Erkenntnis ist: echte Gleichberechtigung ist auch heute längst nicht geschafft – kein Wunder bei der schweren Geburt. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere Sa. 06.08.2016 SWR Fernsehen 75. Sommerfrische – Erinnerungen an den Urlaub im Südwesten
Folge 75Wie war das, als die Welt in den 1960er und 1970er Jahren den Südwesten Deutschlands als Urlaubsregion entdeckte? Wie war es, als die Rheinland-Pfälzer und Baden-Württemberger Zeit und Geld hatten, um selbst ein paar Tage auszuspannen? Zeitzeugen erinnern sich an ihre Ferienzeit und die kleinen Alltagsrituale von früher. Der Südwesten ist eine Ferienregion mit langer Geschichte. Zimmer gab es nur mit Bad auf dem Flur, die Urlauber hatten bei den Wirtsleuten Familienanschluss. Es war die Zeit als die Feriengäste noch „Sommerfrischler“ hießen.
Der Bodensee zog die Wassernixen an und Johannes Pfender von einem der heute größten Campingplätze Deutschlands bei Kressbronn erinnert sich gut an die Anfänge auf dem Zeltplatz, als es sehr viel weniger Komfort, aber dafür mehr Geselligkeit und Party gab. Die Loreley war für viele Holländer und Belgier eine Reise wert, wie auch für Henry Michiels, der seit 50 Jahren aus Belgien an den Rhein kommt. Wer es sich leisten konnte, reiste mit dem Schiff an. Die „Goethe“, damals noch unter Dampf, fährt seit 100 Jahren auf der Strecke zwischen Koblenz und Rüdesheim.
Der Pfälzer Wald und der Schwarzwald erlebten einen Wanderboom. Die Nachbarn von Bäuerin Agnes Sester aus Gengenbach im Mittleren Schwarzwald fanden es zuerst ganz eigenartig, dass sie an Fremde Zimmer vermietete. Die Mutter von Förster Walter Trefz aus Freudenstadt im Nordschwarzwald nannte Urlauber aus dem Ruhrgebiet nur die „Luftschnapper“. Auch die Jugendherbergen meldeten steigende Besucherzahlen, erzählt Elisabeth Dichter-Hallwachs.
Sie war drei Jahrzehnte Herbergsmutter in Neuerburg in der Eifel. Es war auch die Hochzeit des Nürburgrings, und Ursula Schmitz, die seit 60 Jahren ein Hotel in Nürburg führt, erinnert sich gerne an die Zeit als Touristen und Berühmtheiten wie Niki Lauda bei ihr Tür an Tür wohnten. Der Film ist eine Zeitreise, gespickt mit Erzählungen vom kleinen Glück, das meist ganz in der Nähe lag. Schwarz-Weiß-Aufnahmen und Archivmaterial untermalen die Erinnerungen an Urlaubsziele vergangener Jahrzehnte. (Text: SWR)Deutsche TV-Premiere So. 07.08.2016 SWR Fernsehen
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