99 Folgen, Folge 76–99

  • Folge 76
    Die Römer nannten sie „Barbaren“. Aus den germanischen Stämmen Sueben und Alamannen wurden Schwaben und Alemannen. Aber was weiß man sonst noch über die Vorfahren? Warum kamen sie aus dem Norden hierher? Weil die Sonne über dem Südwesten mehr lacht? Weil hier damals schon eine boomende Region war? Wie haben sie gebaut? Wovon sich ernährt? Woran haben sie geglaubt? Klimaforscher, Archäologen und Anthropologen erforschen diese Geheimnisse der germanischen Kultur und Dennis Wilms zeigt, was die Forschung herausgefunden hat. Spektakuläre Funde: In einem alamannischen Fürstengrab bei Trossingen gelang Archäologen ein Sensationsfund.
    In einer unscheinbaren Holzflasche fanden sie Reste der 1500 Jahre alten Füllung. Es war Bier. Und nicht irgendein Bier, sondern das wahrscheinlich älteste gehopfte Bier der Welt. In einer Experimentalbrauerei ist Dennis Wilms mit dabei, als das Alamannenbier nachgebraut wird und findet heraus, dass es gar nicht sehr viel anders schmeckt als das heutige Bier. In Lauchheim wurde ein Gräberfeld mit 1306 Gräbern entdeckt. Unter den Grabbeigaben waren etliche Schwerter, zum Teil prachtvoll mit Bärenmotiven verziert. Das Symbol der von den Römern sehr gefürchteten „Bärenkämpfer“, die sich im Kampf in Raserei versetzten und sich durch nichts aufhalten ließen.
    Experimentelle Archäologie: Wissenschaftsmoderator Dennis Wilms zeigt in „Die Germanen im Südwesten“ erstaunliche Experimente, bei denen die Fähigkeiten und die kulturellen Errungenschaften der Vorfahren sinnlich nachvollziehbar werden. Er geht an die Originalschauplätze der Geschichte, trifft Experten und erkundet die Geistes- und Götterwelt der Ahnen. Eine faszinierende Zeitreise. „Die Germanen im Südwesten“ ist eine Auftragsproduktion der Peter Prestel Filmproduktion und stellt germanische Siedlungsplätze im ganzen Südwesten vor. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 11.09.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 77
    Mitten im verregneten August 2006 starten zwei Männer zu einer ungewöhnlichen Expedition: Ingo Schuster, 51, und Henning Fenner, 35, wollen die Alpen überqueren und zwar so wie es ihre Vorfahren in der Jungsteinzeit gemacht haben, in deren Ausrüstung, ohne moderne Hilfsmittel wie Karte, Schlafsack oder Goretex. Das Vorbild dazu lieferte „Ötzi“, der Gletschermann, dessen Leichnam rund 5000 Jahre im Eis des Hauslabjochs überdauert hatte. Renommierte Archäologen rekonstruierten minutiös seine Ausrüstung: Von der Rückenkraxe über Kupferbeil und Grasmatte bis hin zu den Fell- und Lederschuhen – alles was die beiden Abenteurer tragen, ist „Made in Steinzeit“.
    Steinzeitlich sind auch die Rahmenbedingungen dieser Alpenüberquerung, die vom Bodensee bis nach Bozen führten: Die beiden sollen sich ausschließlich aus der Natur ernähren und unter freiem Himmel übernachten – so gut es eben geht. „Steinzeit – über die Alpen wie Ötzi“ ist der spektakulärste Baustein des „Steinzeit – Living Science“-Projekts, das die Wissenschaftsredaktionen von SWR und BR im Sommer 2006 durchführten.
    30 Tage dauerte die Tour der beiden Wanderer, rund 300 Kilometer und viele Tausend Höhenmeter kämpften sie sich durch Dauerregen und Neuschnee und lieferten zum ersten Male den handfesten Beweis für eine These, die die Wissenschaft schon länger vertritt: Dass die Alpen vor 5000 Jahren mitnichten ein gewaltiges, lebensfeindliches Naturhindernis waren, sondern ein Kulturraum, der von einem Netz von Tauschhandelspfaden durchzogen war. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 18.09.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 78
    Der Wald ist für die meisten heutzutage gleichbedeutend mit Erholung und Freizeit. Doch der Wald ist auch Vorratskammer und Einnahmequelle. Für vorherige Generationen noch mehr als für die heutige. Der Film erzählt in vielen Geschichten, wie vielfältig man den Wald nutzt und wie wichtig er schon immer für Arbeit, Brot und manchmal sogar für Reichtum war. Die Fotos in der Zeitschrift aus dem Jahr 1949 treiben Walter Trefz fast die Tränen in die Augen: Baumstümpfe soweit das Auge reicht, der Wald rund um Freudenstadt ein einziges Chaos, kahlgeschlagen über viele hundert Hektar. Walter Trefz, Förster im Ruhestand, hat die sogenannten „Franzosenhiebe“ als Junge miterlebt.
    Im Stadtarchiv Freudenstadt sieht er zum ersten Mal die Bilddokumente. Nach dem zweiten Weltkrieg forderte die französische Besatzungsmacht Reparationszahlungen. Und Holz war eine wichtige Währung. Also rodeten sie weite Flächen. Damit trafen sie die Menschen im Schwarzwald mitten ins Herz. Als es wenig später galt, hunderte von Fichtenschösslingen neu zu setzen, bewarben sich viele Frauen aus der Umgebung für diese Arbeit. Viele von ihnen verdienten damit zum ersten Mal ihr eigenes Geld. Es entstand eine eigene Tradition von Waldarbeiterinnen, die sich bis heute in der Region fortsetzt.
    Eine ganz besondere Art der Waldnutzung gibt es bis heute auf der Schwäbischen Alb. Schäfer Dieter Hertler treibt seine Schafe und Ziegen zum Grasen in den Wald. Im Mittelalter war das Alltag. Weil Nutztiere im Wald viel Schaden anrichten können, ist die Waldweide heute laut Gesetz eigentlich verboten. Nur hier auf der Nordalb gibt es diese Ausnahme, mit der eine ganz eigene, alte Kulturlandschaft erhalten wird. Nirgendwo sonst gibt es mehr den „Hutewald“. Wegen der knabbernden Tiere ist er licht, bestanden mit Buchen und ihren ausladenden Kronen – einzigartig und wunderschön. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 25.09.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 79
    Nichts verkörpert den Inbegriff des schönen Lebens so perfekt wie eine Kugel italienisches Eis: Es zergeht auf der Zunge, ist mit Liebe gemacht und entzückt alle, von ganz klein bis groß. Doch wer sind eigentlich die Künstler des Gelato, die den Deutschen schon seit mehr als 100 Jahren diesen kleinen Luxus kredenzen? Woher kommen sie und vor allem: Was machen die Eismacher eigentlich im Winter, wenn man traurig vor verschlossener Eisdiele steht und den Frühling herbeisehnt, wenn es endlich wieder heißt: Im Becher oder in der Waffel? „Landesart“-Autorin Maja Hattesen ist der Eismacherfamilie Bortolot aus Cochem bis in das berühmte Dolomitental gefolgt, aus dem fast alle Gelatieri stammen.
    Das Leben der Eismacher ist wie das Leben der Zugvögel – ein ständiges Kommen und Gehen, mit vielen Opfern für das Familienleben. Das betrifft fast alle Italiener, die seit 1955 als sogenannte „Gastarbeiter“ mit dem Anwerbeabkommen nach Deutschland zum Arbeiten geholt wurden. Das Wort sollte von Anfang an deutlich machen, dass man nur zum Arbeiten geduldet wurde, und dann wieder nach Hause fahren sollte.
    Die meisten aber blieben und leben jetzt in dritter Generation in Deutschland. Was hat dieses Leben auf Abruf, diese Sehnsucht nach einer wahren Heimat mit den italienischen Einwanderern und ihren Kindern gemacht? Die ersten Arbeitsverträge waren auf Zeit, nur ein halbes Jahr befristet. So auch bei Vito Contento, der 1961 aus Apulien nach Koblenz kam, um in einem Hotel als Kellner zu arbeiten. Aufgenommen wurde er dort herzlich, nur in der Bevölkerung gab es damals eine sehr reservierte Haltung gegenüber den „Fremden“, die von einigen Deutschen nach dem Krieg sogar als Verräter beschimpft wurden oder als „Spaghettifresser“ – das tat vielen, die alles aufgegeben hatten, weh.
    Vito Contento studierte später sogar in Deutschland, war der wichtigste Berater der Caritas für die Einwanderer und gründete den ersten italienischen Fußballverein, den SC Italia in Koblenz. Oder die Gebrüder Di Gennaro aus Stuttgart, die 1962 aus Süditalien angeworben wurden, um als Maurer in Deutschland zu arbeiten.
    Sie lebten wie die meisten Neuankömmlinge in den Baracken, gekocht wurde an münzbetriebenen Herden – Spaghetti aus der Heimat mit Tomatenmark. Schnell stellten sie fest: Es gibt einen Markt für die gute italienische Küche und italienische Produkte. Von da an importierten sie erst für ihre italienischen Kollegen und später für die Deutschen Spezialitäten aus ihrer Heimat. Heute betreiben sie nicht nur eine große Feinkostfirma, sondern auch einen exklusiven Marktstand in der Stuttgarter Markthalle.
    Doch es sind nicht nur Erfolgsgeschichten, von denen zum Beispiel Silvia Burrini erzählen kann: Von Anfang an kümmerte sie sich in Ludwigshafen für die Caritas speziell um die italienischen Kinder. Hunderte Familien hat sie seit den 70er Jahren betreut und viele Tränen getrocknet. Mit Hausaufgabenhilfen, Hausbesuchen und seelischer Unterstützung linderte sie die Not der Einwandererkinder, die immer in der Illusion aufwuchsen, dass sie bald nach Italien zurückkehren. Mit dem ersten Online-Migrationsmuseum in Rheinland-Pfalz und seiner Koordinatorin Clarissa Haenn gibt es seit einigen Jahren eine Plattform, auf der viele der Lebensgeschichten der Italiener gesammelt und für die Nachwelt dokumentiert werden.
    Denn: Das deutsche Wirtschaftswunder wäre ohne die frühen Gastarbeiter so nicht möglich gewesen, sie sind Teil der Geschichte. Nicht zuletzt steht auch heute die Frage im Raum: Was hat man gelernt aus den Erfahrungen mit den ersten „Gastarbeitern“ und wie kann man heute neue Zuwanderer besser integrieren, als es vor 60 Jahren der Fall war? (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 02.10.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 80
    Die drei Frauen Sibel, Nermin und Dilek, eine Rechtsanwältin, eine Gymnasiallehrerin und eine Managerin, haben es in angesehene Berufe geschafft. Ihre Eltern stammen aus der Türkei und kamen als Gastarbeiter nach Deutschland. Der Film erzählt die Geschichte der drei Töchter aus Einwandererfamilien, die sich entgegen vieler Schwierigkeiten ihre erfolgreiche Karriere erkämpft haben. Schwierigkeiten, die eng verbunden sind mit der Geschichte der Generation ihrer Eltern in Deutschland, denn die drei Frauen mussten als Kinder und Jugendliche oft spüren, dass man ihnen als Migrantenkinder den Erfolg in der Schule oder im Studium nicht zutraute.
    Obwohl sie gute Noten hatte, bekam Nermin Erdogan keine Empfehlung für das Gymnasium. Heute ist sie selbst Lehrerin an einem Sportgymnasium. Ausgrenzung und Diskriminierung hat die junge Deutschtürkin häufig erfahren. Beispielsweise an der Uni und oder später im Referendariat. „Aber das hat mich stark gemacht“, sagt sie heute. Durch ihren Vater bekam sie immer Unterstützung. Wie viele Eltern der ersten Gastarbeitergeneration hoffte er, dass es seinen Kindern durch eine gute Bildung einmal besser gehen würde.
    Doch inzwischen haben sich Einwandererviertel gebildet, in denen man zurechtkommen kann, ohne ein Wort deutsch zu sprechen. Für eine erfolgreiche Karriere sind das keine guten Startbedingungen. Darüber hinaus haben es Mädchen aus konservativen, traditionell-religiös geprägten türkischen Familien auch in zweiter und dritter Einwanderergeneration immer noch schwer, von der Familie Unterstützung zu bekommen, wenn sie den Bildungsaufstieg und Selbstbestimmung suchen.
    Geschafft hat es auch Dilek Yogurtcu. Das Motto der IBM-Managerin lautet: „Wenn sie mich vorne rausschmeißen, komme ich hinten wieder rein.“ Sie hat Deutsch und Geschichte an der Universität Tübingen studiert und landete bei dem international orientierten Unternehmen. „Hier fühle ich mich wohl, denn Vielfalt gehört zum Konzept der Firma.“ Ihre Identität, das Gefühl heimisch in beiden Welten zu sein, ist ein Schlüssel ihres Erfolgs. Sie betrachtet ihre Herkunft nicht als Hindernis, sondern als Vorteil, denn ihre Mehrsprachigkeit und ihre Erfahrungen in verschiedenen kulturellen Räumen bringen sie beruflich voran.
    Dabei hilft ihr, dass sie familiäre Zwänge eher nachvollziehen kann als manch deutscher Kollege. Für sie ist ihre doppelte kulturelle Identität kein Problem, sondern ein Gewinn. So sieht es auch Sibel Yüksel. Ihr Vorbild war die Mutter, die dem Vater 1970 nach Deutschland folgte, hier ein Leben lang arbeitete, dabei drei Kinder großzog und sich noch ehrenamtlich engagierte.
    Auch Sibel engagiert sich, sie liest zum Beispiel Kinderbücher vor, damit Kinder mit Migrationshintergrund besser Deutsch lernen. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie wichtig es ist, sich in beiden Sprachen zu Hause zu fühlen. Die Volljuristin arbeitet als Rechtsanwältin und ist auf internationales Familienrecht spezialisiert. Rund die Hälfte ihrer Klienten hat ausländische Wurzeln. Dabei hilft ihr, dass sie deren familiären Zwänge eher nachvollziehen kann als mancher deutsche Kollege. Auch für sie ist ihre doppelte kulturelle Identität kein Problem, sondern ein Gewinn. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 02.10.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 81
    Die alliierte Besatzung in Westdeutschland endet 1949 und es beginnt ein neues Kapitel in der deutsch-französischen Geschichte. Es ist die Zeit, in der aus ehemaligen Gegnern Freunde werden – politisch und persönlich. Es ist Charles de Gaulle, der als einer der ersten die Hand zur Versöhnung ausstreckt. Die Treffen zwischen ihm und Konrad Adenauer in Bad Kreuznach, Baden-Baden und Ludwigsburg schreiben Geschichte. Gerade im Südwesten Deutschlands ist der Wunsch nach Freundschaft zum französischen Nachbarn groß. Die geographische Nähe ist ein Grund dafür. Der andere ist der, dass große Teile von Südwestdeutschland zur ehemaligen Besatzungszone gehörten.
    Die französischen Soldaten und ihre Angehörigen, die bis in die 90er Jahre im Land bleiben, bringen die französische Lebensart in den Südwesten. Und die Deutschen suchen umgekehrt den Kontakt – nicht nur mit den Soldaten, sondern auch mit Städten und Gemeinden in Frankreich. Weit mehr als einhundert Städtepartnerschaften entstehen. Vereine tauschen sich aus, die Jugend trifft sich, deutsch-französische Kindergärten werden gebaut, in Freiburg kann man einen deutsch-französischen Schulabschluss machen. Mit Rheinland-Pfalz und Burgund sind es sogar zwei komplette Regionen, zwei Weinbauregionen, die aufeinander zugehen und den „Partnerschaftsverband Rheinland-Pfalz/​Burgund“ gründen, der dieses Jahr sein 60-jähriges Jubiläum feiert.
    Der Film stellt die Entwicklung der Beziehungen dar, spricht mit denjenigen, die sie erlebt oder mitgestaltet haben. So zum Beispiel General Jean-Louis Brette, ehemaliger Oberbefehlshaber der französischen Streitkräfte in Deutschland, oder Till Meyer, der Leiter des Hauses Rheinland-Pfalz in Burgund. Auch deutsch-französische Ehepaare kommen zu Wort. Oder Matthias Heister: Er hat 1950 mit Gleichgesinnten beider Nationalitäten die Grenzposten bei Weißenburg niedergerissen – geprägt von dem Wunsch nach einem einigen Europa. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 09.10.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 82
    Die französische Stadt Straßburg ist berühmt als Europastadt mit Sitz des europäischen Parlaments. Weniger bekannt ist die deutsche Nachbarstadt Kehl, die der Rhein von Straßburg trennt. Beide Städte haben ein gemeinsames Schicksal, in dem die Verschiebung der Grenze zwischen Frankreich und Deutschland je nach politischer Lage eine wichtige Rolle spielt. Heute bildet der Fluss die deutsch-französische Grenze. Doch beide Städte gehörten im Laufe ihrer Geschichte auch schon gemeinsam zu Deutschland oder gemeinsam zu Frankreich.
    Wie unter einem Brennglas zeigt sich an ihrem Schicksal die europäische Historie. Der Film erzählt die gemeinsame Geschichte der vergangenen 150 Jahre und von Familien, deren Nachbarn und Freunde berichten, wie sie die wechselnde Staatsangehörigkeit erlebt haben. Helmut Schneider aus Kehl, Jahrgang 1928, stand als Kind mit seinen Eltern oft am Rhein und blickte sehnsüchtig auf das Straßburger Münster. Immer wieder fragte er, warum er es nicht ansehen dürfe, doch die Grenze war damals unpassierbar. Er war gerade 16 Jahre alt, als die Alliierten Straßburg von der deutschen Besatzung befreiten und Kehl evakuiert wurde.
    Diesen Tag hat er als „Weltuntergang“ in Erinnerung. Heute führt er Gruppen durch beide Städte. Die Französin Germaine Keller wohnte ab 1945 als Kind mit ihren Eltern in einer Villa in Kehl, das von 1944 bis 1953 eine ganz und gar französische Stadt war. Diese Zeit hat sie in sehr schöner Erinnerung behalten und war traurig, als die Familie nach der Rückgabe von Kehl an Deutschland umziehen musste.
    Georg Hornung stammt aus dem ländlichen Kehler Ortsteil Sundheim. Zu seiner Familie gehörten Bäcker und Landwirte, sie betrieben regen Handel mit Frankreich. Nach der Evakuierung 1944 durften die Sundheimer schon früher als die restliche Bevölkerung heimkehren und Familie Hornung nahm viele Flüchtlinge bei sich auf. In drei Kriegen wurden die Städte abwechselnd von den Nachbarn besetzt. Straßburg wurde 1870 von deutschen Truppen belagert, großflächig zerstört und zu deutschem Reichsland erklärt. 1918 ging es zurück an Frankreich und wurde 1940 wieder von Deutschen besetzt.
    Kehl wurde nach dem Zweiten Weltkrieg acht Jahre lang von französischen Truppen annektiert und erst 1953 freigegeben. Währenddessen war die Bevölkerung vollständig evakuiert. Dieses hin und her traf Menschen, die einen gemeinsamen Kultur- und Sprachraum bildeten und die sich oft mehr der historisch gewachsenen Region als der jeweiligen Nationalregierung verbunden fühlten. Für viele bedeutete das eine gewaltsame Trennung über Generationen hinweg. Autorin Tamara Spitzing hat Zeitzeugen befragt und Archivmaterial gesammelt, das teilweise noch nie im Fernsehen zu sehen war.
    Der Film zeichnet das Bild eines dramatischen, weitgehend unbekannten Kapitels der regionalen Geschichte. Heute liegen die beiden Nachbarstädte im Herzen eines vereinten Europas. Seit 2004 verbinden nicht nur Auto- und Eisenbahnbrücken, sondern sogar eine Fußgängerbrücke die beiden Städte. Diese viel genutzte „Passerelle des Deux Rives“, der „Steg der zwei Ufer“ überspannt den Rhein als Symbol für ein friedliches Zusammenleben der beiden Länder. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 09.10.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 83
    Das Wahrzeichen von Bad Wimpfen, der Blaue Turm, ist mehr als 800 Jahre alt und seit dem 14. Jahrhundert bewohnt. Heute lebt Deutschlands einzige Türmerin hier. Der Turm hat als Rückzugsort für den Verteidigungsfall seit der Stauferzeit vieles überstanden. Doch das Gemäuer bröckelt. Schon bei der Erbauung gab es Probleme. Experten für Denkmalschutz, historisches Mauerwerk und Restauratoren sind heute einer Lösung nahe, wie der drohende Zusammenbruch verhindert werden kann. In Rottweil wird der Thyssen-Turm gebaut. Mit einer Höhe von 250 Metern soll er als Teststrecke für moderne Hochgeschwindigkeitsaufzüge dienen.
    Außerdem wird er die höchste, öffentlich zugängliche Aussichtsplattform in Deutschland sein. Turmbauer kämpfen heute mit ähnlichen Problemen wie vor Jahrhunderten ihre Vorgänger. Die Statik muss Sicherheit bei Wind, Hitze und Unwetter gewährleisten. Architekten, Ingenieure und Statiker des Thyssen-Turms erläutern die heutigen Lösungen. Türme entstanden häufig aus einer Notwendigkeit heraus. So dienten Wassertürme früher dazu, Wasser aus entfernten Gebieten zu speichern. Heute verwendet man dazu andere Techniken und es stellt sich die Frage, wie man die alten Wassertürme sinnvoll nutzen kann. Der Mannheimer Wasserturm, ebenfalls Wahrzeichen der Stadt, ist einer von 22 Wassertürmen im Umkreis.
    In Mannheim-Feudenheim ist der Turm bewohnt. Das Liebhaberobjekt eines Architekten ist heute das Zuhause von dessen Tochter und ihrer Familie. Der Luzenbergturm in Mannheim steht seit fast hundert Jahren mitten in einer Schule. Und im Wasserturm Seckenheim betreibt die Mannheimer Aufzugsfirma Lochbühler ein privates Museum mit historischen Aufzügen. Es ist das einzige in Deutschland. An dieser Stelle schließt sich der Kreis zum futuristischen Thyssen-Turm in Rottweil, in dem die Aufzugstechnik des kommenden Jahrhunderts erprobt wird und der 2017 in Betrieb gehen soll. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 16.10.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 84
    Millionen Mekkapilger richten sich bei ihren fünf täglichen Gebeten nach der Uhr auf dem 600 Meter hohen Mecca-Clock-Tower. Es ist die größte Uhr der Welt. Sie wird angetrieben von einem überdimensionalen Uhrwerk aus der Werkstatt des Calwer Turmuhrenherstellers Perrot. Der 1860 gegründete Familienbetrieb wird heute in der fünften Generation geführt. In dieser Zeit hat sich in der Familie wertvolles Wissen über Turmuhren angesammelt. Vier Jahre lang haben die Uhrenspezialisten aus dem Schwarzwald an diesem Großprojekt gearbeitet.
    Seitdem sind sie weltweit gefragt, wenn es darum geht, Sonderuhren und Spezialwünsche zu verwirklichen. Die modernen Uhren werden über das Internet aus Calw gewartet. Die ausgefallenen Neubauten sind aber nur ein Teil ihrer Arbeit. Vor Ort kümmert sich die Firma, neben der Wartung von Turmuhren und Glockenspielen, um die Reparatur von in die Jahre gekommenen Laufwerken, Ziffernblättern und vergoldeten Zeigern. Vieles davon haben die Vorfahren der drei Brüder Perrot hergestellt. Zum Beispiel in Tübingen.
    Hier tickt im Evangelischen Stift seit mehr als einhundert Jahren zuverlässig eine noch von Hand aufzuziehende Uhr aus der Werkstatt Perrot. Hermann Hesse hat an solchen Meisterwerken während eines einjährigen Praktikums bei den Perrots mitgearbeitet, bevor er ein berühmter Dichter wurde. Der Film zeigt, wie Reparaturarbeiten in großer Höhe ablaufen, wie die großen und komplexen Uhrwerke zu ihrem sekundengenauen Lauf gebracht werden und wie die Menschen „ticken“, die hinter dieser Präzisionsarbeit stecken. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 16.10.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 85
    Mit Schwaben und ihren Eigenheiten verbindet man viele Klischees. Sparsamkeit, Bescheidenheit Ordnungsliebe und legendäre Erfindungen sind nur einige davon. Der Journalist und überzeugte Schwabe Axel Gagstätter möchte herausfinden, warum Schwaben so sind wie sie sind. Dazu trifft er Einheimische und Kenner der schwäbischen Lebensweise. Im Landesmuseum Württemberg ist Frank Lang Fachmann für die Schwaben-Ausstellung. Alltägliche Gegenstände, wie Spardosen, Kehrwochenschilder und Spätzlepressen geben Einblicke in die schwäbische Lebensart. Das geographische Gebiet des Schwabenlandes ist vielen ein Rätsel. Dieses Rätsel führt Axel Gagstätter über Ulm nach Augsburg.
    Ausgerechnet in Bayern sind die Schwaben so selbstbewusst, dass sie ihre eigene Regierung haben. Ariane Willikonsky hat sich intensiv mit dem schwäbischen Dialekt beschäftigt. Die Sprecherzieherin gibt Kurse für Manager, die das Schwabenland außerhalb der Landesgrenze repräsentieren wollen. Axel Gagstätter nimmt eine Schnupperstunde bei ihr. Muss er auf das beliebte Anhängsel „le“ verzichten, um im Norden besser verstanden zu werden? Neben den Landfrauen aus Biberach werden Michael Hörrmann und die Agentur Scholz&Friends vorgestellt, die den Satz: „Wir können alles außer Hochdeutsch“ erfanden.
    Außerdem werden junge Designer gezeigt, die sich mit Schwaben als Marke auseinandersetzen. Landtagspräsidentin Muhterem Aras hat ebenso wie der Rapper MC Brudaal ihren eigenen Blick auf die Schwaben und ihre Kultur. Umfangreiches Archivmaterial zeigt Schwaben aus der Perspektive der 1950er bis 1970er Jahre. „Geschichte im Südwesten“ zeigt sonntags um 20:15 Uhr und 21 Uhr Dokumentationen über regionale Geschichte und Filme zu historischen Entwicklungen und Ereignissen. Außerdem werden Jahrestage oder bekannte Persönlichkeiten in der Region vorgestellt. Für die Filme begeben sich die Autoren auf Spurensuche, recherchieren in Archiven, sprechen mit Zeitzeugen und Experten. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 23.10.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 86
    Rheinhessen? Wo liegt das? Im Rest der Republik muss man immer noch erklären, dass Rheinhessen nicht in Hessen liegt, sondern im heutigen Rheinland-Pfalz. Und doch hatte diese Region einmal viel mit Hessen zu tun. Vor 200 Jahren kam der hessische Großherzog von Hessen unverhofft zu neuen Untertanen links des Rheins. Dieser Landstrich hatte zuvor viele Jahre zu Frankreich gehört. Das machte die neuen Untertanen in den Augen des Großherzogs verdächtig; waren diese Menschen doch mit den Idealen der französischen Revolution infiziert.
    Ihre Errungenschaften gaben sie nicht mehr her. Der Streifzug durch 200 Jahre rheinhessische Geschichte erzählt von fortschrittlichen Einwanderern, die den Ackerbau revolutionierten, von reichen Winzern, die schon vor hundert Jahren die Welt mit Rheinwein belieferten, von einem Chemiker, der die Welt von der Malaria befreien wollte, von jüdischen Weinhändlern, die ihre Heimat verlassen mussten und in die halbe Welt ausströmten, wenn sie überleben wollten, von Demokraten, die für bürgerliche Freiheiten kämpften – auch wenn sie die Narrenmaske trugen.
    Ein ständiges Kommen und Gehen – das ist charakteristisch für diese Region, die Carl Zuckmayer so treffend als „Völkermühle“ bezeichnet hat. Glaubensflüchtlinge, Besatzer aus aller Herren Länder, Zuwanderer aus der Schweiz und Flandern – viele kamen, manche blieben, manche zogen weiter. Aber alle haben sie Spuren hinterlassen in dem Land, dessen Horizonte so weit sind wie der offene Charakter der Menschen, die hier leben, leiden und lachen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 23.10.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 87
    Früher war alles besser, so heißt es oft. Doch meist wird der Verkünder dieser Botschaft als altmodisch und rückwärtsgewandt belächelt. Wenn man die Entwicklung vieler Dörfer in Rheinland-Pfalz betrachtet, dann mag diese angestaubte Binsenweisheit aber tatsächlich zutreffen. Viele ehemals lebendige Ortschaften mit Geschäften, Handwerksbetrieben und Gasthäusern muten heute traurig an. Keine Infrastruktur, kein Dorfleben, keine Zukunft. Der Film „Kuhdorf war gestern“ von Paul Weber erzählt die Nachkriegsgeschichte dreier Dörfer: Birresborn in der Eifel, Brandscheid im Westerwald und Duchroth in der Nordpfalz.
    Was ist dort in den letzten Jahrzehnten passiert? Was hat sich verändert? Was ist geblieben? Im Mittelpunkt des Films stehen Menschen, die eine Entwicklung mit verfolgt oder auch selbst geprägt haben. Fritz Kümmel, der ambitionierte Hobbyfilmer, beobachtet sensibel das Geschehen im Dorf Brandscheid, nimmt Veränderungen wahr und sieht mit Sorge auf das schwindende Gemeinschaftsgefühl der Dorfbewohner.
    Ähnlich geht es Hans Nieder aus Birresborn. Die Nieders sind Dokumentaristen, Akteure und Zeitzeugen des enormen Wandels in Birresborn. Viele junge Menschen verlassen das Dorf. Ganz anders sieht es in Duchroth aus. Der Bürgermeister Manfred Porr hat sein Dorf seither maßgeblich geprägt. Er engagiert sich für die Belebung des Ortskerns, vermittelt die leerstehenden alten Bauernhäuser an interessierte Käufer, setzt sich ein für die Begrünung der Straßenränder. Der Erfolg stellt sich ein: Duchroth gilt heute als eine Art Musterdorf. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 06.11.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 88
    Harte Arbeit vieler Hände, das war bis tief ins vergangene Jahrhundert hinein die Realität der Landwirtschaft. Gerade auf den vielen, kleinen Äckern im Südwesten. Ein Mann, ein Pferd, ein Pflug bei der Feldbestellung und viele Menschen: einfachstes Gerät bei der Ernte. Der Film von Manfred Ladwig zeigt, wie sich das ganz langsam geändert hat. Wie Maschinen begannen, die menschliche Arbeitskraft zu ersetzen. Vom großen Wandel in der Landwirtschaft, davon erzählt dieser Film in eindrucksvollen Archivaufnahmen, in grandiosen Bildern und packenden Zeitzeugenberichten. „100 Jahre Landwirtschaft im Südwesten“, das ist die Geschichte jenen Wandels, der sich sinnlich erleben lässt. Früher nämlich konnte man die „Landluft“ riechen, heute machen die Maschinen das Dorf und die Fluren so laut wie die Stadt. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 06.11.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 89
    „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“ Das Motto von Friedrich Wilhelm Raiffeisen ist auch nach mehr als 150 Jahren noch aktuell: Weltweit sind rund 800 Millionen Menschen in Genossenschaften organisiert. Nicht nur in der Landwirtschaft oder im Bankwesen, sondern auch in Schulen, Energieunternehmen – und sogar in der Mainzer Fastnacht. Überall begegnet man den Ideen des Sozialreformers aus dem Westerwald. Für viele japanische oder amerikanische Gruppen gehört deshalb ein Besuch seiner Wirkungsstätten zu jeder Deutschlandreise – im Ausland ist er fast so bekannt wie die Loreley. Geboren wird Raiffeisen 1818 in Hamm an der Sieg. Christliche Werte spielen bei seiner Erziehung eine große Rolle und prägen ihn ein ganzes Leben lang.
    Um die Not der Bauern zu lindern, gründet er im Hungerwinter 1846 den Weyerbuscher Brodverein – eine Gemeinschaft, in der sich alle einbringen. Bildung für alle und eine effektive Landwirtschaft und Straßenbau sind sein Anliegen. Mit dem Heddesdorfer Darlehenskassenverein legt er schließlich den Grundstein für die Genossenschaftsbanken. Fast zur gleichen Zeit entstehen in Sachsen Kredit- und Konsumvereine, auf Initiative von Hermann Schulze-Delitzsch, der als Abgeordneter im Reichstag das Genossenschaftsgesetz durchsetzt. Nun soll die Genossenschafts-Idee immaterielles Kulturerbe der UNESCO werden. Die Entscheidung darüber fällt voraussichtlich Ende November 2016 in Addis Abeba. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 13.11.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 90
    In ganz Deutschland gab es bereits vor hundert Jahren erfolgreiche Konsumgenossenschaften. Eine besondere Tradition, die gerade im Südwesten wieder auflebt. Ob Laden oder Dorfwirtschaft: Selbstverwaltung in Verbrauchergenossenschaften ist angesagt. Wo Mangel an Einkaufsmöglichkeiten herrscht oder der Treffpunkt in der Ortsmitte fehlt, da übernehmen die Bürger und knüpfen an das Miteinander von früher an. Das Drama in vielen Innenstädten: Jeans gibt es überall zu kaufen, aber keine Butter! So war es bis vor kurzem auch in Tübingen – bis sich hier rund 500 Bürger zusammenschlossen, um ihren „Löwenladen“ in einem ehemaligen Gasthof zu gründen.
    Ein Genossenschaftsladen für Lebensmittel mitten in der Fußgängerzone. Damit man für ein Stück Butter nicht kilometerweit fahren muss. Erzeuger-Genossenschaften von Winzern oder Landwirten kennt man bis heute. Sie hielten sich beständiger als die Verbraucher-Genossenschaften. Dabei hatten die schon früh große Erfolge. Aus der Arbeiterbewegung heraus sind kurz nach 1900 flächendeckend Konsumvereine entstanden. Über die Jahrzehnte mauserten sie sich zu einer Wirtschaftskraft mit beeindruckenden Produktionen.
    Das Motto von damals: Miteinander stark sein. Bis der Niedergang kam: Einkaufzentren auf der grünen Wiese und auch Misswirtschaft brachten das Aus. Doch der Leitgedanke von damals – „sich selber helfen“ – der passt heute wieder! Zum Beispiel in Schienen auf der Höri. Dort haben viele das große Ladensterben auf dem flachen Land noch gut in Erinnerung, das Ende der 60er Jahre begann. Die kleinen Dorfläden konnten mit den neuen Supermärkten nicht mithalten.
    Beim teuren Krämer wurde nur noch das Nötigste gekauft, bis auch er dichtmachen musste. Da hilft kein nostalgischer Blick, kleine Läden lohnen sich kaum. Das kleine Dorf in der Nähe vom Bodensee liegt idyllisch, aber abgelegen. Die Schienener waren bereit, sich zu engagieren und gründeten eine Dorfladen-Genossenschaft. Die Gemeinde vermietet die Räume für wenig Geld. Jetzt gibt es wieder einen Laden für die 680 Einwohner. Ob die Dorfkneipe in Geschwend im Südschwarzwald oder sogar der Bahnhof in Leutkirch – immer häufiger schließen sich Bürger zusammen, um gemeinsam in einer Genossenschaft ihren Dorf- oder Ortsmittelpunkt zu retten.
    Was bis vor kurzem noch als eine Idee aus der Mottenkiste galt, findet inzwischen immer mehr Nachahmer. Auf dem Sendeplatz „Geschichte im Südwesten“ gibt es sonntags um 20:15 Uhr und 21:00 Uhr Filme zu Themen der regionalen Geschichte zu sehen. Dazu gehören wichtige geschichtliche Ereignisse, aber auch lebendig erzählte Alltagsgeschichte. Dafür gehen die Autoren auf Spurensuche, sprechen mit Zeitzeugen, recherchieren in Archiven und heben historische Filmschätze. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 13.11.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 91
    Klirrende Kälte, alles liegt unter einer dicken Schneedecke. Das bedeutete früher für viele Bauernfamilien in den verstreut liegenden Schwarzwaldhöfen, über Tage in ihrem Haus eingeschlossen zu sein. Denn ohne Schneefräse und Schneepflug waren die Schneemassen nicht zu bewältigen. Es war eine Zeit, da bestimmten viel stärker als heute die Jahreszeiten das Leben der Menschen. Wie war das damals, im Winter, ohne Zentralheizung und mit Holzöfen? Als das Holz noch mit Pferdefuhrwerken aus dem Wald transportiert wurde? Als man noch selbst für die Wintervorräte sorgen musste und jede Brauerei ihren Eisweiher besaß? Es sind Geschichten aus einer scheinbar anderen Welt und doch gar nicht so lange her.
    Mehr als 600 Jahre lief alles gleich auf dem Land, bis in den 50er, 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts die großen Veränderungen kamen. Die SWR-Autoren Katharina Prokopy, Elmar Babst und Holger Wienpahl sind durch die Dörfer von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gefahren und haben Bauern und Bäuerinnen im Schwarzwald, auf der Baar, auf der Alb und im Hunsrück besucht, haben einen Braumeister aus Lenzkirch im Hochschwarzwald, einem Fischer von der Reichenau am Bodensee zugehört, haben Lehrer im Taunus getroffen und auch nachgefragt, wie Weihnachten auf dem Dorf gefeiert wurde: Wie sah ihr Alltag damals aus? Was bestimmte ihr Leben und das ihrer Vorfahren? Herausgekommen ist eine Zeitreise, mit hautnahen Schilderungen und anrührenden Erinnerungen an den Winter auf dem Land.
    Viele schwarz-weiß-Aufnahmen und einzigartiges historisches Archivmaterial dokumentieren die vergangenen Jahrzehnte früher, umfangreiche Flugaufnahmen bieten eine ungewöhnliche Perspektive auf die Schönheit der ländlichen Regionen im Südwesten heute. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 04.12.2016 SWR Fernsehen
  • Folge 92
    Immer mehr Menschen entdecken in der schnelllebigen Zeit die Qualität bleibender Werte. Sie sehnen sich nach Versprechen, die gehalten werden und wünschen sich regionale Produkte, die unter fairen Bedingungen entstehen. Diese Sehnsucht hat auch im Südwesten einen Trend ausgelöst: die Wiederentdeckung der Manufakturen. In den Manufakturen von heute treffen Zeitgeist und Tradition aufeinander. Eine junge Generation entdeckt das Handwerk neu und erfüllt sich den Wunsch nach Individualität und Nachhaltigkeit. Traditionsbetriebe erleben neuen Aufschwung, wenn sie frischen Wind in ihre Produktionsweise bringen – ein Konzept, das sich auszahlt.
    Handgemacht in Deutschland hält, was es verspricht: Zigarren aus heimischem Tabak, feinste Gewürzmischungen oder Klappfahrräder nach Maß – die Unternehmer aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sind nicht von gestern und haben immer eine gute Idee. Alteingesessene Handwerksbetriebe gehen neue Wege und machen sich einen Namen mit edlen Tresoren, handgefertigten Musikanlagen oder schicken Kuckucksuhren. Andere haben seit Jahrzehnten nichts am Design verändert und sind gerade deswegen wieder gefragt. So entstehen zum Beispiel Designer-Leuchten nach Methoden, die fast in Vergessenheit geraten sind. Manufakturen produzieren kleine Stückzahlen und im Unterschied zur Massenproduktion dauert es manchmal Monate, bis ein Teil fertig ist.
    Die Spuren der Handarbeit sollen sichtbar sein, sie machen jedes Teil zum Einzelstück. Das hat seinen Preis, den immer mehr Menschen bereit sind, zu bezahlen. Für die 90-minütige Dokumentation „Manufakturen von heute – Zwischen Zeitgeist und Tradition“ haben sich die SWR Autorinnen Nanette Buhl und Catherine von Westernhagen auf die Suche nach den schönsten Manufakturen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gemacht. Der Film zeigt, was Menschen im Südwesten mit ihren Händen leisten und mit welcher Hingabe sie arbeiten. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 05.03.2017 SWR Fernsehen
  • Folge 93
    Als Martin Luther im Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablassmissbrauch veröffentlicht, ahnt er nicht, dass dies die Welt verändern würde. Am Ende wird nichts mehr sein, wie es war. Im Zeitalter der Reformation und der Renaissance verändert sich alles: die Religion, die Wissenschaft, die Kunst und der Alltag der Menschen. Käufliches Seelenheil Ungewollt wird Albrecht von Brandenburg, seit 1514 Erzbischof von Mainz, zum Auslöser der Reformation. Ein unbeliebter, ja geradezu verhasster Kirchenfürst. Er lässt den im 16.Jahrhundert üblichen Ablasshandel intensivieren, auch um seine Schulden zu begleichen.
    Er und die katholische Kirche versprechen den Gläubigen, dass sie sich durch den Kauf eines Ablassbriefes von ihren Sündenstrafen freikaufen können. Ein verführerisches und gewinnbringendes Angebot, denn nichts fürchten die Menschen damals mehr, als nach dem Tod lange im Fegefeuer zu schmoren. Auf zu neuem Glauben Und dann kommt 1517 Martin Luther, der sich auf die Bibel beruft, in der er keinen Hinweis auf die Rechtmäßigkeit des Ablasshandels findet. Er behauptet, allein durch die Gnade Gottes könne der Mensch die Vergebung seiner Sünden und das ewige Leben erlangen.
    Er vertritt somit Thesen von enormer Sprengkraft. Und er ist ein Meister in der Handhabung der damals neuen Medien, vor allem in der massenhaften Verbreitung von Flugblättern. Auch deshalb werden seine Thesen auch im Südwesten rasch bekannt. Hier findet er bald treue Anhänger wie Johannes Brenz und Philipp Melanchthon, die auch zu Luther halten, als 1521 auf dem Reichstag zu Worms die Reichsacht über ihn verhängt wird und er damit für vogelfrei erklärt wird.
    Thesen mit Sprengkraft Auf diesen Schritt reagiert Luther mit einer Denkschrift, in der er postuliert: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand Untertan.“ Damit nimmt er ungewollt Einfluss auf den Aufstand der Bauern, der 1525 insbesondere den deutschen Südwesten erschüttert. Die Bauern berufen sich auf die Schriften der Reformatoren, sie wollen Freiheit, so wie sie es bei Luther gehört hatten. Das alte System der Leibeigenschaft, das seit dem Mittelalter bestand, wird nun als drückende Ungerechtigkeit empfunden. Auslöser der Aufstände gegen weltliche wie kirchliche Lehnsherren sind aber letztlich die ökonomischen Verschlechterungen, die die Bauern in den Jahrzehnten davor hinnehmen mussten.
    Mit Dennis Wilms auf Spurensuche Der Wissenschaftsjournalist Dennis Wilms führt die Zuschauer zu den entscheidenden Plätzen der Epoche im Südwesten: nach Worms und Heidelberg, wo Luthers Auftreten für Furore sorgte, nach Tübingen, wo Generationen evangelischer Pfarrer ausgebildet worden sind und wo Geistesgrößen wie Kepler und Schickhardt die wissenschaftliche Welt auf den Kopf stellten, oder nach Frankenthal, wo protestantische Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden angesiedelt wurden und dem Ort zu einer ungeahnten wirtschaftlichen und künstlerischen Blüte verhalfen.
    Und Dennis Wilms ist dabei, wenn in Experimenten die Technik von damals nachvollziehbar gemacht wird: beim Buchdruck, wie ihn Gutenberg erfunden hatte, oder bei der Herstellung eines Globus mit alten Karten. Er „testet“ eine Rechenmaschine, wie sie Keplers Kollege Wilhelm Schickhardt in Tübingen entwickelt hatte, und er schaut einem heutigen Künstler beim Kupferstechen über die Schulter. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 09.04.2017 SWR Fernsehen
  • Folge 94
    Der Mensch ist frei. Was für ein schöner erster Satz für eine Verfassung. Nach den Jahren der Diktatur und des Zweiten Weltkriegs wollten die Menschen verständlicherweise frei sein. In allen Landesverfassungen und im Grundgesetz wird der Wert der Freiheit hochgehalten – aber nur in Rheinland-Pfalz steht er so unmissverständlich an erster Stelle. Mit der Entstehung der Verfassung fängt alles an – auch wenn man sich fragt, warum man sich so eine Mühe macht, während gleichzeitig die Welt in Trümmern liegt. Vielleicht weil man aus Fehlern lernen wollte. Am Anfang meinte einer der Verfassungsväter ziemlich misstrauisch: „Rheinland-Pfalz wurde nicht mit dem Griffel Gottes in die Landkarte geritzt.“ Aber die Verbindung der freiheitsliebenden Pfälzer mit den preußischen Rheinländern, die ihre andere Seite, vor allem Fastnacht zeigen, hat sich als Erfolgsmodell erwiesen.
    Laut Statistik hat man in Rheinland-Pfalz mehr Wald und Straßen pro Kilometer als sonst wo in Deutschland, mehr Wohnfläche pro Kopf und weniger Patentanmeldungen, Zahnärzte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Sprechen diese Fakten für einen bestimmten Charakter? Rheinland-Pfalz – gibt es das überhaupt? Die Verbindung zwischen den Grundsätzen und Idealen der Verfassung und dem Leben in Rheinland-Pfalz in den letzten 70 Jahren soll dargestellt werden.
    Was ist Rheinland-Pfalz? In jedem Jahrzehnt gibt es Themen, die bestimmend waren und die bis heute wichtig sind. Sport, Architektur, Landwirtschaft und Weinlese, Feste und Bräuche, Festivals und Hochkultur, Industrie und Technik, Politik, Medien und Kultur – überall trifft man auf prominente und weniger prominente Zeitgenossen. Eine Reise durch die Jahrzehnte bis ins 21. Jahrhundert.
    Ein Förster spricht darüber, warum Rheinland-Pfalz das Land des Waldes und nicht das der Rüben und Reben ist. Mario Adorf erzählt vom Studium in den Nachkriegstrümmern. Zwei Jungwinzerinnen schwärmen vom mühsamen Weinbau in Steillagen. Thomas D und Eurovisions-Teilnehmer Roman Lob erzählen von der Freiheit und der Musik in den Mittelgebirgen. Auch Besuche auf dem Weihnachtsmarkt und in der Großindustrie stehen an. Ein filmischer Streifzug von Frühling bis Frühling, von der Pfalz bis zur Eifel, von den Aufbaujahren bis in die Veränderungen der Gegenwart. Rheinland-Pfalz – Ein Jahr und sieben Jahrzehnte. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 14.05.2017 SWR Fernsehen
  • Folge 95
    Sie kamen nach dem Zweiten Weltkrieg und sie brachten einen neuen Lebensstil in viele Pfälzer Städte und Gemeinden. Ihre Musik, ihre Kleidung, ihr Essen und ihre Autos: So ein bisschen eröffneten die Amerikaner den Pfälzern die große weite Welt. Und das amerikanische Militär lockte auch gerne zu seinen Tagen der offenen Tür in die Kasernen oder zu spektakulären Flugtagen auf die Flugplätze. Es entstanden viele Freundschaften in dieser Anfangszeit in den 50er und 60er Jahren. Aber in den 70ern wurde die Einstellung zu den Amerikanern kritischer. Fluglärm, Aufrüstung, Nato-Doppelbeschluss: das amerikanische Militär wird zunehmend zur Belastung. Und die Pfalz zum Flugzeugträger und zur Waffenkammer. In Fischbach lagern Atomsprengköpfe, in Clausen Giftgas, Ramstein wird zum Brückenkopf der USA für die Kriege am Golf, im Irak und in Afghanistan.
    Internationale Krisen und Terroranschläge haben das Miteinander von Pfälzern und Amerikanern stark verändert. Auch die Flugtagkatastrophe in Ramstein, der Abtransport des Giftgases oder der Absturz einer Galaxy: Immer wieder wurde die Beziehung von Einheimischen und amerikanischen Soldaten vor neue Herausforderungen gestellt. Im Film kommen deutsche und amerikanische Zeitzeugen zu Wort, die all das miterlebt haben. In einer Zeit, in der die amerikanischen Militärs häufig zurückgezogen leben, gibt der Film so einen außergewöhnlichen Einblick und erzählt die Geschichte der Amerikaner in der Pfalz so ehrlich und spannend wie nie. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 30.07.2017 SWR Fernsehen
  • Folge 96
    Goldschmuck – Pforzheim lebt von diesem edlen Geschmeide. „Klein Genf“ nannte man früher die Stadt scherzhaft. Warum entstand gerade hier am Rand des nördlichen Schwarzwaldes eine Goldstadt? Mit der Pforzheimerin Ana Kugli geht der Film auf Entdeckungsreise nach den Spuren des Goldes. Bis heute werden circa 70 Prozent des Umsatzes der deutschen Schmuckwarenindustrie in Pforzheim erwirtschaftet. Bereits um 1800 galt die Stadt weltweit als bedeutendstes Zentrum der Schmuckfabrikation. Der Anfang reicht 250 Jahre zurück. Ein französischer Unternehmer erhielt vom Markgraf Karl Wilhelm von Baden die Erlaubnis, eine Uhren- und Bijouterie-Fabrik zu errichten.
    Die Bedingung war, die Armen und Waisen in Pforzheim zu beschäftigen. Aufgrund des Erfolges entwickelte sich Pforzheim zur „ersten Fabrikstadt der Markgrafschaft Baden“. Zugleich entstand die erste Berufsschule der Welt, eine Zeichenschule für die Schmuckherstellung. Daraus entwickelte sich eine Goldschmiedeschule, heute weltweit gefragt als Ausbildungsstätte. Unzählige Firmenchefs der Branche und deren Vorfahren haben hier die Schulbank gedrückt. Viele Betriebe sind seit mehreren Generationen am Ort.
    Darunter ist die Firma Wellendorff, die heute zu den edelsten Schmuckmanufakturen Deutschlands gehört und Boutiquen in Peking und Las Vegas unterhält. Älteste und größte Trauringmanufaktur ist die Firma August Gerstner, die inzwischen in sechster Generation geführt wird. Berühmt wurde sie durch fugenlose Eheringe, die der Ururgroßvater erfand und patentieren ließ. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Pforzheim fast vollständig zerstört. Auch die Schmuckindustrie, im Krieg für die Munitionsherstellung eingesetzt, musste neu anfangen.
    Die fernöstliche Konkurrenz machte der Goldbranche später erneut schwer zu schaffen. Doch die starken Pforzheimer Familienunternehmen haben den Krisen getrotzt und erhalten die 250-jährigeTradition der Stadt am Leben. So dreht sich hier immer noch alles um eines – um Gold und Schmuck. Die Reihe „Geschichte im Südwesten“ zeigt sonntags ab 20:15 Uhr Dokumentationen zur regionalen Geschichte mit ihren historischen Entwicklungen, Jahrestagen und bekannten Persönlichkeiten. Die Autoren gehen auf Spurensuche, recherchieren in Archiven und sprechen mit Zeitzeugen und Experten. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 17.09.2017 SWR Fernsehen
  • Folge 97
    Wer heute das Städtchen Idar-Oberstein besucht, kann den Niedergang einer 500 Jahre alten Edelsteinindustrie besichtigen. „Nachteilige Standortfaktoren“ würden Ökonomen als Grund angeben: kaum eigene Rohstoffvorkommen, hohe Lohnkosten, starke Konkurrenz aus Fernost. Pro Jahr verliert der Ort etwa 1000 Einwohner. Der Edelsteinindustrie geht es nicht gut. Doch einen großen Standortvorteil haben die Idar-Obersteiner noch: das Wissen um Edelsteine, das sich in einem halben Jahrtausend angesammelt hat. Deswegen finden sich hier Firmen, die im globalen Wettbewerb nicht nur bestehen können, sondern führend sind.
    Darunter sind so genannte „Hidden Champions“, die bestimmte Nischen im Weltmarkt bedienen, aber weitgehend im Verborgenen. Größer noch als ihre Kompetenz ist ihre Verschwiegenheit. Man hängt es hier nicht an die große Glocke, dass man auf seinem Gebiet Weltspitze ist – oder für die nobelsten Juweliere der Welt arbeitet. Doch Eingeweihte wissen das. Idar-Oberstein war sicher einer der ersten Orte, die weltweit vernetzt waren – schon vor 150 Jahren. Edelsteinhändler reisen bis heute um die Welt, um an die besten Rohstoffe zu kommen.
    Ihre Kontakte sind ihr Kapital. So kommt es, dass man noch heute jede Art von Edelstein in Idar-Oberstein kaufen kann. Das SWR-Fernsehteam trifft hier verspielte Künstler, die unglaubliche Objekte aus Edelsteinen schaffen. Ferner Edelsteinhändler, die jede Ecke der Welt auf der Suche nach den besten Steinen bereisen, sowie Unternehmer, die sich mit dem angesammelten Wissen aus 500 Jahren zur Weltspitze emporgearbeitet haben. Und es trifft Schmuck-Designer, die den edlen Mineralien nie gesehene Facetten abgewinnen konnten. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 17.09.2017 SWR Fernsehen
  • Folge 98
    Johannes Gutenberg gilt als der Erfinder des modernen Buchdrucks. Im 15. Jahrhundert entwickelte er ein Verfahren, Schriften erstmals mit beweglichen Lettern zu setzen- eine Erfindung, die die Welt verändert hat. Ohne sie wäre die rasche Verbreitung revolutionärer Ideen, etwa derjenigen der Reformation, kaum möglich gewesen. Wie das Feuer, das Rad und aktuell vielleicht das Internet hat Gutenbergs Werk den Kurs der Geschichte in eine neue Richtung gelenkt. Dennoch weiß man wenig über Gutenbergs Persönlichkeit.
    Was hat ihn angetrieben? Gegen welche Widerstände musste er ankämpfen? Wurden die abenteuerlichen Umstände, die seine Erfindung begleitet haben, jemals richtig erzählt? Es stellt sich die Frage, wie und mit welchem Geld seine Innovation im 15. Jahrhundert durchgeführt werden konnte. Und noch viel wichtiger: Wie ließen sich in einer Zeit ohne Patente solch wegweisende Erfindungen überhaupt schützen? Mit wem konnte Gutenberg Bündnisse schließen, wer unterstützte ihn? Marc Jampolskys Dokudrama „Gutenberg – Genie und Geschäftsmann aus Mainz“ ist eine internationale Koproduktion, die das Porträt des Erfinders vor dem Hintergrund seiner Epoche zeichnet.
    In zahlreichen Spielszenen entsteht das Bild eines Mannes, der sich nach und nach als streitbarer Querulant, unbeirrbarer Visionär und wagemutiger Geschäftsmann entpuppt. Historiker ordnen Gutenbergs Wirken ein und erläutern den Stand der Forschung. Experten sind heute in der Lage, Tinten, Papiere und typografische Elemente aus dem 15. Jahrhundert präzise zu analysieren.
    Cornelia Schneider etwa, Konservatorin des Gutenbergmuseums Mainz, zeigt Fragmente von lateinischen Grammatiken, Donaten genannt, die als erste Ergebnisse des Gutenbergschen Druckverfahrens gelten. Computergesteuerte Vergleiche der Formen einzelner Lettern aus den Donaten mit denen der späteren 42-zeiligen Gutenberg-Bibel weisen eine erstaunliche Verbesserung der Druckqualität auf. Als weiterer Fortschritt kam das Druckverfahren mit drei Farben hinzu sowie und die Einführung eines Impressums am Ende eines Druckes, wie etwa die Generaldirektorin der österreichischen Nationalbibliothek, Johanna Rachinger, anhand eines Exponats der 150 Psalmen des David erklärt.
    Bis heute staunt man, dass sämtliche erhaltenen Gutenberg-Drucke von ihrer intensiven Farbigkeit und ästhetischen Wirkung nichts verloren haben, dass der Mainzer in der Lage war, in so kurzer Zeit, auf mechanischem Wege Bücher herzustellen, die der sorgfältigen Kalligraphie der Schreibstuben seiner Zeit absolut ebenbürtig waren. (Text: SWR)
    Deutsche TV-Premiere So. 05.11.2017 SWR Fernsehen
  • Folge 99
    Michael Born – Hochseekapitän, Kriegsreporter und Filmfälscher. Eine schillernde Persönlichkeit. Der 60-jährige Lahnsteiner filmte an den Fronten der Welt – und fälschte nach eigenen Angaben mehr als 200 Fernsehreportagen. Er erschütterte Mitte der 1990er Jahre die deutsche Medienlandschaft wie kaum ein anderer. Heute lebt Michael Born als Olivenbauer und Anarchist in Griechenland.Der „Kujau des deutschen Fernsehens“ konstruierte fiktive Wirklichkeiten, die, wie er glaubte, nur in den Köpfen von weltfremden TV-Redakteuren existierten. Bizarre Geschichten über Krötenlecker, Rechtsradikale, Katzenjäger oder Geisterbeschwörer. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 13.08.2018 SWR Fernsehen

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