Geschichte im Südwesten Folge 77: Steinzeit – Über die Alpen wie Ötzi
Folge 77
77. Steinzeit – Über die Alpen wie Ötzi
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Mitten im verregneten August 2006 starten zwei Männer zu einer ungewöhnlichen Expedition: Ingo Schuster, 51, und Henning Fenner, 35, wollen die Alpen überqueren und zwar so wie es ihre Vorfahren in der Jungsteinzeit gemacht haben, in deren Ausrüstung, ohne moderne Hilfsmittel wie Karte, Schlafsack oder Goretex. Das Vorbild dazu lieferte „Ötzi“, der Gletschermann, dessen Leichnam rund 5000 Jahre im Eis des Hauslabjochs überdauert hatte. Renommierte Archäologen rekonstruierten minutiös seine Ausrüstung: Von der Rückenkraxe über Kupferbeil und Grasmatte bis hin zu den Fell- und Lederschuhen – alles was die beiden Abenteurer tragen, ist „Made in Steinzeit“. Steinzeitlich sind auch die Rahmenbedingungen dieser Alpenüberquerung, die vom Bodensee bis nach
Bozen führten: Die beiden sollen sich ausschließlich aus der Natur ernähren und unter freiem Himmel übernachten – so gut es eben geht. „Steinzeit – über die Alpen wie Ötzi“ ist der spektakulärste Baustein des „Steinzeit – Living Science“-Projekts, das die Wissenschaftsredaktionen von SWR und BR im Sommer 2006 durchführten. 30 Tage dauerte die Tour der beiden Wanderer, rund 300 Kilometer und viele Tausend Höhenmeter kämpften sie sich durch Dauerregen und Neuschnee und lieferten zum ersten Male den handfesten Beweis für eine These, die die Wissenschaft schon länger vertritt: Dass die Alpen vor 5000 Jahren mitnichten ein gewaltiges, lebensfeindliches Naturhindernis waren, sondern ein Kulturraum, der von einem Netz von Tauschhandelspfaden durchzogen war. (Text: SWR)