2020, Folge 19–35

  • Folge 19
    Monja ist seit vielen Jahren als Backpackerin unterwegs, als sie erfährt, dass ihr Vater den elterlichen Gasthof verkaufen will. Sie beschließt, ein Jahr auf Probe den Gasthof zu führen. Wie wird sie sich danach entscheiden? Die Reportage begleitet die junge Frau von der Rückkehr in den Dorf-Gasthof bis zu einer Entscheidung ein Jahr später. Monja erlebt ein Jahr voller Herausforderungen, schwieriger Entscheidungen und Emotionen. Was ist wichtig im Leben und was richtig? Zählen Verantwortung und Familientradition mehr als persönliche Freiheit und Selbstverwirklichung? Am Ende des Jahres muss Monja sich entscheiden, ob sie den Gasthof mit allen Konsequenzen übernehmen will.
    Eine große Verantwortung, denn auch die Rente ihres Vaters hängt von ihr ab. Sie muss aus dem Ertrag des Gasthofes erwirtschaftet werden. Monja steht wie so viele junge Menschen der sogenannten Generation Y vor der Entscheidung, wie sie leben möchte und wie groß die Verantwortung ist, die sie zu tragen bereit ist. Für Monja wird diese Frage zu einer Zerreißprobe, bei der vieles auf dem Spiel steht. Ihre Beziehung zu Lochlan, der von Australien nach Deutschland kommt. Und auch ihr enges Verhältnis zum Vater ist in Gefahr. Wird Monja am Ende einen Weg finden können, mit dem sie und ihr Vater leben können? (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 12.07.2020 Das ErsteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 20.03.2020 ARD Mediathek
  • Folge 20
    Am Ende des Lebens auf einer Pflegestation für Demenzkranke zu landen, ist ein Albtraum. Was wirklich in der Abgeschiedenheit solch einer Einrichtung geschieht, weiß man oft nicht. Für eine Woche im Herbst 2018 begibt sich Autorin Cosima Jagow-Duda in eine geschützte Demenzstation, um es herauszufinden. Sie will nicht nur mit der Kamera beobachten, sondern das Personal begleiten und den Menschen begegnen. Schnell wird ihr klar: Menschen mit einer Demenz haben meist nur die Orientierung und ihr Gedächtnis verloren. Fühlen können sie nach wie vor. Je nach Tagesform sind sie offen oder verschlossen, gut oder schlecht gelaunt, sind aufmerksam oder schalten ab.
    Sie nehmen keine Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer und verstellen sich nicht, denn sie erleben die Welt um sich herum ähnlich wie kleine Kinder. Durch Zuwendung und Körperkontakt, durch alte Lieder und Melodien, durch eine klare Sprache, durch Bilder, Fotos und Farben kann man ihre Emotionen noch ansprechen, auch, wenn der Verstand schon lange müde ist. Die Reportage zeigt überraschende Einblicke in die sonst gut abgeschirmte „Black Box“ Demenzstation. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 19.07.2020 Das Erste
  • Folge 21
    Elke Spörkel hat sieben Kinder, war zweimal verheiratet und predigte 26 Jahre lang als Pfarrer Hans-Gerd in der kleinen Gemeinde Haldern am Niederrhein. „Solange ich mich erinnern kann, war immer die Faszination, warum darf ich kein Mädchen sein?“ erinnert sich Elke. Jahrzehntelang war sie als evangelischer Pfarrer Hans-Gerd in der Gemeinde äußerst beliebt – bis bekannt wird, dass der Pfarrer Frauenkleider trägt. Die Ehe zerbricht. Es folgt eine tiefe Krise, die Gemeinde wendet sich ab. „Man fühlt sich plötzlich als Unmensch, als einer, der was verbrochen hat. Also in der Tat wie jemand, der ein Verbrechen begangen hat“. Nach solchen Erfahrungen macht Elke Spörkel ihre Transidentität öffentlich. Die Gemeinde nimmt Elke auch als Pfarrerin an und versucht zum Alltag zurück zu finden. Alles scheint gut bis sich Elke verliebt und noch einmal heiraten möchte. Autor Manuel Rees hat die charismatische Pfarrerin über drei Jahre begleitet und erzählt Elkes bewegende Lebensgeschichte. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 26.07.2020 Das Erste
  • Folge 22
    Mit Anfang 20 muss Henrike an den Eierstöcken operiert werden. Erst Jahre später erfährt sie, dass sie keine eigenen Eizellen mehr produzieren kann. Eine Kinderwunschklinik in Madrid ist ihre letzte Hoffnung. Dort soll ihr eine gespendete Eizelle eingesetzt werden, die mit dem Sperma ihres Partners befruchtet wurde. Wenige Tage vor dem Eingriff treffen wir das Paar zum ersten Mal. „Wir wünschen uns, dass wir uns beide in dem Kind wiederfinden und dass es möglichst viel von uns hat“, sagt die 39-Jährige. Europaweit zählt Deutschland zu den restriktiven Ländern in Sachen Kinderwunschbehandlung. Frauen, die Eizellen einer anderen Frau benötigen, um schwanger zu werden, stehen vor einem Problem.
    Denn das Embryonenschutzgesetz verbietet das. Ganz anders ist die Situation in den meisten europäischen Nachbarländern. In Spanien, Dänemark oder Tschechien ist die Eizellspende erlaubt. Diese medizinische Möglichkeit wollen auch Henrike und Roland nutzen. Vom Verbot in Deutschland lassen sie sich nicht abschrecken: „Wir lassen uns vom Staat, von der Gesetzgebung und letzten Endes von der Politik nicht vorschreiben, ob wir ein Kind haben dürfen oder nicht.“ Der Film „Letzte Chance Eizellspende“ zeigt Frauen, die sich trauen, über ihre eigene Unfruchtbarkeit zu sprechen und sich auf ihrem Weg zum Wunschkind begleiten lassen.
    Der Film thematisiert dabei den übermächtigen Kinderwunsch genauso wie die Schattenseiten des Babytourismus. Was bedeutet es zum Beispiel für Frauen in Spanien und Dänemark, wenn sie ihre Eizellen an Frauen aus Deutschland spenden? Der Film will eine überfällige Debatte anstoßen: Muss Deutschland sein strenges Embryonenschutzgesetz überdenken? Ist es gerecht, dass die Samenspende erlaubt, die Eizellspende dagegen verboten ist? Und ist dieses Verbot noch zeitgemäß? Denn eine abschreckende Wirkung hat es kaum. Im Gegenteil: Immer mehr Betroffene fühlen sich gezwungen, für ihren Kinderwunsch ins Ausland zu gehen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 02.08.2020 Das Erste
  • Folge 23
    Wie kann ein echter Neuanfang hin zu einer glaubwürdigen Kirche aussehen? Der Film dokumentiert die aktuelle, hochbrisante Kontroverse um die Stellung der Frau in der katholischen Kirche und um die vieldiskutierten Reformen. Gläubige wollen nicht warten, bis der Vatikan die maroden Strukturen erneuert. Sie fordern eine schonungslose Aufklärung der Missbrauchsfälle und absolute Geschlechtergerechtigkeit bis hin zur Öffnung der Weiheämter für Frauen. Die #MeToo-Bewegung hat das Bewusstsein für Sexismus geschärft. Mit ihrem Kampf für eine geschwisterliche Kirche trifft die Initiative „Maria 2.0“ aus Münster einen Nerv der Zeit.
    Die katholische Kirche befindet sich in einer der schwersten Krisen ihrer Geschichte. Weltweit wird gefordert, die Machtstrukturen des exklusiven Männerzirkels aufzubrechen. Was treibt engagierte Katholikinnen um, die trotz der Skandale dieser Kirche treu bleiben? Die Frauen von „Maria 2.0“ sind keine Einzelkämpferinnen. Aus der Bevölkerung und von Katholikinnenverbänden erhalten sie bundesweit und auch international immer mehr Zuspruch. Mit ihrer Online-Petition haben sie rund 45.000 Unterschriften von UnterstützerInnen erhalten, die sie dem Papst übergeben wollen. Die Dokumentation erzählt vom Protest und Einsatz der Frauen gegen Machtmissbrauch, Sexismus und für notwendige Reformen in der katholischen Kirche.
    Sie lebt von Lisa Kötter und Andrea Voss-Frick, den Initiatorinnen von „Maria 2.0“. Bischöfin Christine Mayr-Lumetzberger, Kopf einer weltweiten Gruppe katholischer, nicht anerkannter Priesterinnen, weiht die Amerikanerin Shanon Sterringer zur Priesterin. Zu Wort kommen auch Johanna Stöhr, Initiatorin der Gegeninitiative „Maria 1.0“, und Weihbischof Schwaderlapp, erbitterte Gegner der Reformbewegung. Die Kontroverse wird angesichts des schwindenden Gehorsams von Frauen emotional geführt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 09.08.2020 Das Erste
  • Folge 24
    Eingebettet in die atemberaubende Landschaft des Biosphärenreservats Schorfheide liegt das Ökodorf Brodowin. Nach dem Mauerfall hat sich hier alles verändert: Westler treffen auf Ostler, Freaks auf Frustrierte, Ökos auf Traditionalisten. Die Reportage gewährt tiefe Einblicke in eine Gemeinde, die sich oftmals noch finden muss und doch ein Modell für andere Dörfer im Osten sein könnte. Fischer, Jäger und Landwirte waren schon immer da. Neu sind Musiker, Unternehmer, ehemalige Stadtbewohner und Ornithologen. Sie glauben, dass es sich hier, im Ökodorf Brodowin in der Schorfheide, zu leben lohnt.
    Alt trifft auf Neu, Wirtschaftsinteresse auf Naturschutz, Idealismus auf Lebensrealität, West auf Ost. Eine solche Entwicklung ist nicht konfliktfrei. Der Film zeigt die Dorfgemeinschaft aus unterschiedlichen Perspektiven. Vorgestellt werden Menschen, Vereine, Initiativen und Unternehmen, die gemeinsam dafür arbeiten, eine nachhaltige Lebensumgebung für alle zu schaffen. Die Protagonisten haben erkannt, dass ein Dorf nur als starke Gemeinschaft erfolgreich sein kann. Im Mittelpunkt der Reportage steht die Brodowiner Dorf-Band, ein Zusammenschluss alteingesessener und neu zugezogener Dorfbewohner.
    Sie haben recht gegensätzliche politische Meinungen. In ihren Liedern beschreiben sie die Stimmung im Ort und verarbeiten die Probleme ihrer Gemeinschaft. Der Band gelingt es, zu gegebenen Anlässen das Dorf fast ausnahmslos zum Schunkeln, Tanzen und Mitsingen zu animieren und so ein Gefühl von Zusammengehörigkeit zu erzeugen. Tatsächlich wird jetzt nicht mehr nur übereinander, sondern immer mehr auch miteinander geredet. So wächst die Toleranz gegenüber Anderem und Neuem. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 16.08.2020 Das Erste
  • Folge 25
    „Ich weiß nicht, was ich will. Ich weiß nicht, wer ich bin. Ich habe mir nie die Zeit dafür genommen, das herauszufinden.“ Mit diesen Worten beschreibt Kerstin Thiel eine Sinnkrise, die sie vor drei Jahren erlebte. Ihr Mann verliebt sich in eine andere Frau. Alles, was ihr bisher als sicher schien, bricht zusammen. Die 47-Jährige sieht aber auch eine Chance, ihr bisheriges Leben zu prüfen: Was von dem, das sie umgibt, macht sie wirklich glücklich? Nicht viel, findet sie und trifft eine große Entscheidung.
    Sie kündigt ihren Job, überlässt dem Exmann das Haus und kauft ein Wohnmobil. Sie möchte keine Verpflichtungen mehr, sondern Zeit. Eine Zeit, sich selbst besser kennenzulernen und herauszufinden, wie sie leben möchte. Seit zwei Jahren wohnt sie nun in ihrem Van, reist durch Europa und entdeckt dabei eine neue Liebe: das Schreiben. Auch Diana Knigge und Phillip-Alexander Schubert wählen ein Leben in Bewegung. Seit fünf Jahren wohnt das Paar auf zwölf Quadratmeter, ihrer „Heimat auf Rädern“, wie sie es nennen.
    Sie suchen ein Leben, das zu ihnen passt und keines, in das sie passen müssen. Und sie sind erfinderisch. Die beiden kriechen über Strände, sammeln Plastik und gestalten daraus kleine Kunstwerke, die sie tauschen oder verkaufen. Reich macht es sie nicht, aber glücklich. Ihrem früheren Leben im Wohlstand – eigenes Café in Düsseldorf, schickes Auto und große Wohnung – trauern sie keine Sekunde hinterher. „Das große Glück mag kleine Dinge“ steht auf ihrem Camperbus und beide leben danach. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 23.08.2020 Das Erste
  • Folge 26
    Am Anfang sind die Schrullen des Partners noch süß, die Fehler verzeihlich und Zeit miteinander zu verbringen, hat oberste Priorität. Doch dann kommt die Beziehung in die Jahre, der Alltag zieht mit ein und zu dem ein oder anderen Streit gesellt sich eine waschechte Beziehungskrise. Die Scheidungsrate in Deutschland ist hoch und die erzwungene Zweisamkeit während der Corona-Krise hat die Zahl der Trennungswilligen noch einmal deutlich ansteigen lassen. Sind wir Menschen überhaupt für eine dauerhafte Beziehung gemacht? Kann man das „richtige“ Miteinander lernen? Und was, wenn der oder die Eine im Bett „bis dass der Tod Euch scheidet“ einfach nicht genug ist? Philipp Engel sucht Antworten auf diese Fragen. Unter anderem trifft er dabei auf die Autorin Katja Lewina, die mit Ihrem Mann in einer offenen Beziehung lebt. Er fragt einen Psychologen nach den „Top 5“ der Beziehungskiller und begibt sich mit einer Paartherapeutin auf vermintes Eheglände. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 06.09.2020 Das Erste
  • Folge 27
    Corona hat den Kampf der jungen Generation für den Klimaschutz in den Hintergrund gedrängt. Jugendliche, Azubis und Studierende haben Solidarität mit den Älteren bewiesen und auf Vieles verzichten müssen. Nun fragen sie sich, auf welche Veränderungen sich die Gesellschaft einlässt, um ihre Zukunft auf dem Planeten zu sichern. Corvin Drößler, 20, studiert in Potsdam Geografie, derzeit online bei seiner Familie in einem Brandenburger Dorf bei Neuruppin. Die Familie von Josephine Manzambi ist vor 30 Jahren aus dem Kongo immigriert.
    Die 15-Jährige lebt seit vier Jahren in einer betreuten Wohngruppe der Jugendhilfe in Berlin und machte während des Lockdowns den mittleren Schulabschluss. Beide eint die Angst vor dem Klimawandel und ihr Engagement für „Fridays for Future“. Ihr Lebensstil hat sich in den letzten Jahren radikal gewandelt. Durch Corona hat sich ihr Alltagsleben vehement geändert. Jetzt fragen sie sich, auf welche Veränderungen sich die Gesellschaft einlässt, um ihre Zukunft zu sichern. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 27.09.2020 Das Erste
  • Folge 28 (30 Min.)
    In einer Zeit, in der die Kirchenaustritte ansteigen und immer weniger Menschen in die Kirche gehen, fällt er aus der Rolle: Rainer Maria Schießler, katholischer Pfarrer in München. Schießler ist bekannt für seine medienwirksamen Auftritte, seine provozierenden Predigten und seinen direkten, unkonventionellen Stil. Er segnet Tiere und homosexuelle Paare, er ist Tag und Nacht für seine Gemeinde erreichbar, er bedient auf der Wiesn und spendet die Einnahmen für einen wohltätigen Zweck. Schießler ist immer nah dran an den Menschen – und er lebt mit einer Frau zusammen. Sein ungewöhnliches Lebensmodell begeistert, polarisiert, schockiert.
    Das macht ihn zum bekanntesten und beliebtesten Pfarrer der Stadt – beim Kirchenvolk, aber nicht unbedingt bei der Amtskirche. Doch seine Prominenz, seine Beliebtheit und seine Authentizität schützen ihn. Sein tiefer Glaube ist für ihn der Ansporn, dabei zu bleiben. Denn Schießler ist Pfarrer mit Leib und Seele, er möchte für die Menschen da sein und das Evangelium verkünden. Er sieht sich als Seelsorger im Dienste der Menschen. Sein Entschluss, Priester zu werden, ist bereits in jungen Jahren herangereift, einen anderen Beruf konnte er sich nicht vorstellen.
    Dass er ausgerechnet seine erste Stelle als Pfarrer im schwierigen Münchner Glockenbachviertel, einem der bekanntesten Schwulenviertel Deutschlands zugeteilt bekam, war unerwartet und doch eine Fügung. Über die Jahre ist ihm das ungewöhnliche Viertel ans Herz gewachsen. Seit 27 Jahren ist er dort Pfarrer und fest mit der Pfarrei und den Menschen im Viertel verbunden. Hier kann er etwas bewirken, hier bekommt er die Bestätigung. Schießler wollte immer raus zu den Leuten, zum Leben, zu seinen Wurzeln: Das ist für ihn der Weg zu Gott. Egal was die Amtskirche sagt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 04.10.2020 Das Erste
  • Folge 29
    100 Stahlarbeiter haben sich im vergangenen Februar vom saarländischen Dillingen zu Fuß auf den Weg zur EU-Kommission nach Brüssel gemacht: Thomas H. war einer von ihnen. Der „Walk of Steel“ wollte auf die prekäre Lage der Branche aufmerksam machen. Schon damals war klar, dass in der saarländischen Stahlindustrie 1500 Jobs wegfallen sollen. Dann kam Corona. Für den 52-Jährigen bedeutet das Kurzarbeit und noch mehr Unsicherheit im Blick auf seine berufliche Zukunft. Thomas H. ist davon überzeugt, dass es enorm wichtig wäre, die Stahlproduktion in Deutschland zu halten. Aber die Industriekunden bestellen zu wenig und Klimaauflagen sind teuer.
    Ralph K. hat viel Verständnis für die Aktionen der Stahlarbeiter. Seit 2018 hat der 50-Jährige mit seinen Kollegen für den Erhalt der Jobs beim Saarbrücker Autozulieferer „Halberg Guss“ gekämpft: Mit Zugeständnissen der Belegschaft und monatelangen Streiks. 1500 Menschen waren bei „Halberg Guss“ damit beschäftigt, Motorblöcke herzustellen. Dann kam die Insolvenz und im Sommer 2020 die endgültige Schließung des fast 300 Jahre alten Unternehmens. Ralph K. macht dafür Missmanagement, den Drang zur Elektromobilität und verunsicherte Kunden verantwortlich.
    Aber auch in Corona-Zeiten will er die Hoffnung nicht aufgeben, doch noch einen neuen Job zu finden. Durch ein Wechselbad der Gefühle ist Klaus E. in den vergangenen Jahren gegangen. Seit 35 Jahren arbeitet der 51-Jährige im Tagebau Garzweiler und muss wie seine Kollegen und Freunde mit dem Hass auf den Braunkohleabbau umgehen. Ihm machen die Drohungen der Kohlegegner sehr zu schaffen: hat er doch nach eigenem Empfinden lange und hart für den wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland gearbeitet. Auf das Kohleausstiegsgesetz setzt Klaus E. keine persönliche Hoffnung. Er befürchtet den Niedergang der ganzen Region und den Verlust vieler Arbeitsplätze.
    Stahlkocher und Kumpel waren früher traditionsreiche, gut bezahlte und hochangesehene Berufe. Durch die Transformation der Industrie verlieren jetzt Tausende nicht nur Arbeitsplatz und berufliche Existenz, sondern auch gesellschaftliche Wertschätzung und ein Stück ihrer Identität. Sie verlieren ihr von der katholischen Soziallehre und der UN-Menschenrechtscharta postuliertes „Recht auf Arbeit“ und damit auch ein Stück weit ihre Würde. Was macht es mit Menschen, wenn sie mit ihrem bisherigen Lebenskonzept vor dem Aus stehen? Was kann ihnen noch Halt geben, gerade auch in Zeiten von Covid 19? (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 11.10.2020 Das Erste
  • Folge 30
    „Es geht um einen echten Wechsel in unserer Haltung und um eine Begegnung mit den Betroffenen auf Augenhöhe.“, verspricht der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im November 2018, als er den deutschlandweit ersten Betroffenenbeirat gründet, dem nur Betroffene von sexueller Gewalt in der katholischen Kirche angehören und keine Experten. Ein vielversprechendes Novum. „Uns läuft die Zeit davon!“, resümiert Karl Haucke (69) heute, knapp eineinhalb Jahre später. Und Patrick Bauer (51) ergänzt: „Unter den Betroffenen sind viele alte Menschen und die sterben.
    Das geht einfach nicht!“ Beide sind Sprecher des insgesamt zehnköpfigen Kölner Betroffenenbeirates und wirken ernüchtert. Dabei wollte der Kölner Erzbischof doch alles besser machen. Zehn Jahre ist es her, dass in Deutschland die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche erstmals publik werden. Ehemalige Schüler des Canisius-Kollegs in Berlin erheben schwere Vorwürfe gegen ihre Lehrer. Gesellschaft und Politik sind schockiert, die Kirche verspricht Aufklärung. 2018 belegt dann die sogenannte MGH-Studie, wie flächendeckend der Missbrauch war.
    Aus den kirchlichen Personalakten, die die Wissenschaftler nutzen konnten, geht hervor, dass seit 1946 über 1600 Täter über 3600 Kinder missbraucht haben. Im Schnitt wären von 100 Geistlichen vier Missbrauchstäter. Wieder ist die Empörung groß. Wieder verspricht die Kirche Aufklärung. Und Entschädigung. Bislang hat die katholische Kirche in einzelnen Fällen jeweils nur bis zu 5.000 Euro an Betroffene als „Symbol der Anerkennung“ ihres Leids gezahlt. Bis heute können sich die Bischöfe nicht auf höhere Zahlungen einigen.
    Zudem werden die wenigsten Täter zur Rechenschaft gezogen, die meisten Fälle sind ohnehin verjährt. Kardinal Woelki dagegen kündigt den Mitgliedern seines Kölner Betroffenenbeirates an, nicht nur die Namen von Tätern öffentlich zu machen, sondern auch derer, die im Kölner Bistum Missbrauch vertuscht haben. Für die Betroffenen eine wichtige Zusage, erinnert sich Patrick Bauer: „Wenn da schwarz auf weiß steht, dass jemand einen Namen nicht an die Staatsanwaltschaft weitergegeben hat, spätestens dann muss doch mal jemand zurücktreten.
    Ein Bischof, der zurücktritt, weil er Fehler gemacht hat, das wäre für uns Betroffene ein echtes Zeichen.“ Aber der geplante Pressetermin im März 2020 platzt. Grund sei, so das Bistum, dass „nicht alle für eine Veröffentlichung relevanten rechtlichen Fragen abschließend geklärt werden“ konnten. Und jetzt? Fast ein Jahr lang begleitet Echtes Leben die Mitglieder des Kölner Betroffenenbeirates. Mit welchen Hoffnungen haben sie sich zur Mitarbeit in diesem Gremium bereit erklärt? Fühlen sie sich wirklich auf Augenhöhe behandelt? Oder dienen sie als Feigenblatt und werden nur ausgenutzt? (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 18.10.2020 Das Erste
  • Folge 31
    Wie viel Spaß macht es noch, heutzutage Polizist zu sein? Zwar steht die Mehrheit der Deutschen immer noch hinter den Ordnungshütern, ihr Dienstalltag aber ist wesentlich rauer, härter geworden. Polizisten sind bei ihren Einsätzen immer öfter mit Gewalt konfrontiert, werden angepöbelt, bespuckt, nicht mehr respektiert. Wer also ergreift heute noch den Beruf des Polizisten, der viel fordert, aber schlecht bezahlt wird? Welche Voraussetzungen müssen die Anwärterinnen und Anwärter mitbringen, und wie werden sie auf den Dienst vorbereitet? Und was ist mit den rechtsextremen Netzwerken in den Reihen der Polizei? Für die Reihe „Echtes Leben“ will Philipp Engel mehr über die Menschen hinter der Uniform, aber auch über die Organisation erfahren. Er geht mit Polizisten auf Nachtstreife, spricht mit Anwärtern und macht den Eignungstest: Würde er ihn bestehen? (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 25.10.2020 Das Erste
  • Folge 32
    Die Zahl kirchlicher Bestattungen nimmt kontinuierlich ab, aber nicht der Wunsch nach einer würdevollen und individuellen Abschiedszeremonie. Gerade die letzten Monate haben gezeigt, wie elementar dieses Bedürfnis ist: Die strengen Auflagen für Beerdigungen wurden als schmerzlich empfunden. Der Film stellt Menschen vor, die ihre eigenen Erfahrungen mit dem Tod haben, und sich für ein bewusstes Abschiednehmen stark machen. Christa Fredrich hat ihren Mann bis zu seinem Tod begleitet und ihm den Wunsch nach einer Erdbestattung erfüllt. Es war ein langer, schmerzlicher Prozess des Abschieds, sagt Christa Fredrich, aber sie sei dankbar für jede Minute.
    Ihre Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, den Wünschen des Sterbenden zu entsprechen, aber auch den eigenen Bedürfnissen als Angehöriger. Juliane Uhl will, dass sich Menschen für das Abschiednehmen mehr Zeit gönnen. Anonyme Bestattungen und das Urnengrab auf der Wiese nehmen zu. Am Ende gibt es keinen Ort für die Trauer. Die Soziologin Juliane Uhl hat deshalb das Projekt eines Friedgartens entwickelt. Auch der Bestatter Eric Wrede plädiert dafür, sich Zeit zu nehmen. Er bietet den Menschen an, selbst eine Urne zu bauen, um sich ganz persönlich zu verabschieden. Der Fotograf Walter Schels hat mit Menschen im Hospiz über ihre letzte Lebensphase gesprochen und sie um die Erlaubnis gebeten, sie vor und nach ihrem Tod fotografieren zu dürfen.
    Für ihn war es eine Möglichkeit, seine eigene Angst vor dem Thema Tod zu überwinden. Den Porträtierten gibt es die Möglichkeit, als eine Art Abschiedsbotschaft ein friedliches Bild zu hinterlassen. Gerade wenn weniger Menschen eine Bindung an Kirche und Glaube haben und deshalb traditionelle Rituale nicht mehr selbstverständlich sind, ist es wichtig zu überlegen, wie der Abschied am Ende des Lebens gestalten werden soll. Der Film ermutigt dazu, sich auf diese Fragen einzulassen, schon mitten im Leben. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 01.11.2020 Das Erste
  • Folge 33
    Sie sind am 9.11.1989 geboren. In der DDR – an dem Tag, als die Mauer fällt. In Berlin geht alles drunter und drüber, doch ihre Mütter liegen im Kreißsaal und bekommen von Schabowskis Pressekonferenz und der folgenden Grenzöffnung erstmal gar nichts mit. Massen von DDR-Bürgern drängen ohne Kontrolle hinüber in den Westen und werden dort wie Helden empfangen, aber die frischgebackenen Eltern ahnen nicht einmal, wie sich ihr Leben ändern wird. Die „Novemberkinder“ wachsen auf in einer Zeit, in der für ihre Eltern alles auf dem Kopf steht. Wie prägt sie diese Umbruchzeit? Warum gibt Anika aus Rostock ihre gut bezahlte Arbeit in Hamburg auf, sucht sich wieder einen Job in der Heimat, um mit ihrer Zwillingsschwester zusammenzukommen? Oder Marvin aus Ludwigslust, der sich für zwölf Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet hatte: Warum bricht er nach acht Jahren ab und sucht sein Glück als Barkeeper in Hamburg? Was bedeutet Freiheit? Aber was ist auch als Erbe der DDR-Zeit hängen geblieben? Drei „Novemberkinder“ erzählen von einem Lebensweg voller Brüche und Kehrtwenden.
    Erzählen darüber, wo sie jetzt stehen, wo sie Halt und Orientierung gefunden haben, und was sie bis heute mit der DDR verbindet. Eine deutsch-deutsche Dokumentation, gut drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 08.11.2020 Das Erste
  • Folge 34
    Bei allem Fortschritt in der Medizin empfinden sich viele Menschen zunehmend als Behandlungsobjekt in einem anonymen medizinischen Betrieb. Fallpauschalen und eine enge Taktung lassen für das Gespräch zwischen Arzt und Patient wenig Raum. Bei der Landärztin Bärbel Christl ist das anders. „Bei mir bekommt jeder die Zeit, die er braucht“, sagt sie lächelnd. Dieser Mehraufwand hat seinen Preis. Es ist oft spät, wenn sie die Praxis im niederbayerischen Wegscheid an der österreichischen Grenze verlässt. Doch auch in ihrem Zuhause, einem abgelegenen ehemaligen Bauernhaus, empfängt sie Patienten, wenn sie der Schmerz plagt.
    Für Bärbel, wie sie ihre Patienten liebevoll duzen, ist die Heilkunst kein Job, sondern eine Berufung. Ihr geht es nicht nur um eine umfassende medizinische Betreuung, sondern um Lebensbegleitung. Weil sie immer wieder feststellt, dass viele Beschwerden Ausdruck sozialer Probleme sind, interessiert sie sich auch für die Lebensumstände ihrer Patienten. Der ländliche Charakter ihres Wirkbereichs, wo jeder noch jeden kennt, kommt ihr da zugute.
    Vor allem die älteren Patienten schätzen an ihr, dass sie ihre Sprache spricht. Für sie steht fest: „Wer den Dialekt der Bewohner des Bayerischen Waldes nicht beherrscht, versteht auch nicht, wie sie ihren Schmerz ausdrücken.“ Dem Bedürfnis nach Berührung und Nähe ihrer Patienten will sie auch unter den Pandemiebedingungen entgegenkommen. Bärbel Christl will möglichst nah am Puls ihrer Patienten sein. Leid hat sie oft genug am eigenen Leib erfahren. Als nach dem Verlust von zwei Brüdern ihr erster Mann an Leukämie starb, war ihr Vertrauen in die Medizin zunächst erschüttert.
    Erst langsam erholte sie sich von diesen Schicksalsschlägen. „Heute ist es vielen ein Trost“, gesteht sie „wenn sie erfahren, dass auch ich all das überstanden habe.“ Überzeugt, dass auch Humor eine Medizin ist, bemüht sich Bärbel Christl, ihren Patienten eine positive Lebenseinstellung zu vermitteln. Ihr Optimismus steckt an. Als Filmemacher Max Kronawitter sie bei Hausbesuchen begleitet, kommt bei ihm Wehmut auf: Wo gibt es noch Hausärzte von ihrem Schlag? (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 21.11.2020 tagesschau24Deutsche Streaming-Premiere Mo. 16.11.2020 ARD Mediathek
  • Folge 35 (30 Min.)
    Heiligabend auf der Hallig Langeneß. Hier wird es schon um vier Uhr nachmittags dunkel. Einzige Lichtquelle: Ein Tannenbaum auf der Warf.
    Weihnachten ist es auf den Halligen meist gar nicht still. Oft stürmt es und die Flut läuft hoch auf. Wenn das Wasser über den Deich schwappt, ist es schwierig, nach Hause zu kommen. Trotzdem wollen die Familien auf den entlegenen Marschinseln in der Nordsee das Weihnachtsfest gemeinsam feiern. In der Reportage „Weihnachten auf der Hallig“ begleitet das NDR-Team Halligbewohnern bei ihren Vorbereitungen für Heiligabend. Nur 102 Mitglieder hat die Gemeinde von Pastor Matthias Krämer. Sie leben verstreut auf den Halligen Langeneß, Oland und Gröde. Jede Hallig hat ihre eigene Kirche. Und so muss Krämer in den Tagen vor Heiligabend per Schiff und Lore mehrmals das Wattenmeer queren, um Weihnachtsgottesdienst zu feiern.
    Eine Herausforderung, denn ab Windstärke 6 schäumt die Gischt über den Lorendamm, der Langeneß mit Oland und dem Festland verbindet. Und nach Gröde fährt nur das Schiff. Dort leben neun Menschen. Auch für sie will Krämer an Weihnachten da sein. Familie Johannsen auf Langeneß lebt unter der Woche an zwei verschiedenen Standorten: Britta, Honke und ihr jüngster Sohn Tade bleiben auf ihrem Bauernhof auf der Hallig. Die großen Kinder gehen auf dem Festland zur Schule oder in die Lehre. Zu Weihnachten wollen sie zwei lange Wochen gemeinsam verbringen. Das Fest läuft nach einem festgelegten Ritual: Während Vater Honke das Vieh mit einer Extra-Portion Heu versorgt, schmücken die Kinder den Tannenbaum – ganz so wie früher, als sie noch klein waren.
    Bindeglied auf das Festland – und damit wichtiger Überbringer der Weihnachtsgeschenke – ist Postschiffer Johann Petersen. Mit seine Boot „Oland“ fährt er die Post aus. Briefe und Pakete liegen geschützt in der Kajüte. Denn auf dem Weg nach Gröde muss er das „Oländer Loch“ überqueren. Da wird es kippelig in seinem kleinen Boot. Doch bis jetzt hat er es immer rechtzeitig bis Heiligabend geschafft. Denn auch auf den Halligen ist der Höhepunkt von Weihnachten der Heiligabend mit Geschenken unterm Tannenbaum. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 13.12.2020 Das Erste

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