2020, Folge 1–18

  • Folge 1
    Von 280 auf 15 Quadratmeter: Das ist der Plan von Antonie Neumann (67). Nach 40 glücklichen Jahren in ihrem großen Haus mit Garten und möchte sie sich verkleinern: Bis Ende des Jahres will sie in ein winziges Tiny House ziehen: „Wozu den ganzen Raum für mich allein jetzt? Ich will mich verkleinern bevor das Haus, das ich so liebe, für mich zur Belastung wird. Ich merke, dass meine Energie nachlässt. Ich bin jetzt noch fit und habe noch die Kraft, mich von all dem, was mich bisher begleitet hat, zu trennen – um alles jetzt loszulassen, bevor ich es muss.
    Und in einem 15-Quadratmeter-Tiny-House brauche ich mich um wenig zu kümmern!“ Auch Renate Fust (68) möchte aus ihrer Wohnung raus. Sie sucht einen Platz in einer 65-plus-Wohngemeinschaft: „Die Hälfte meiner Rente geht für die Miete drauf. So bleibt mir kein Geld übrig für Urlaub, für Notfälle oder um mich ein Minimum zu verwöhnen. Außerdem belastet mich das Alleinleben von Tag zu Tag mehr. Ich vermisse Gemeinschaft, Austausch und Geborgenheit“.
    Renate Fust macht sich auf die Suche nach einer WG und wird fündig. In der Alters-WG von Karl-Heinz Eberhardt (70) und Ingrid Callies (79) ist ein Zimmer frei geworden, sie suchen eine neue Mitbewohnerin. Werden die Drei zusammenfinden? Ist es möglich, im Alter, auf all das zu verzichten, was man ein ganzes Leben lang liebgewonnen hat? Das bedeutet, nicht nur Möbel, Kleider und Wohnraum loslassen, sondern womöglich auch Vorlieben und Eigenheiten. Wie tolerant kann und will man noch sein mit 65 plus. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.01.2020Das Erste
  • Folge 2
    Wenn es am Tag nur einmal klingelt, dann steht bei vielen Senioren der Bote vom Menülieferdienst vor der Tür. Mehr als 320.000 Menschen in Deutschland beziehen nach Berechnungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung jeden Tag eine warme Mahlzeit durch „Essen auf Rädern“. Betagte, alleinstehende Menschen haben häufig weder Kraft noch Lust, für sich allein zu kochen. Dann ist „Essen auf Rädern“ eine gute Idee. Die Boten, die mittags das Essen liefern, sind oft der einzige Kontakt zur Außenwelt.
    Dann wird der Essensfahrer auch zum Sozialarbeiter. Denn er bietet das, was die Senioren sonst vermissen: einen kurzen Plausch an der Haustür, ein freundliches Wort. Lieferant Erich Knoch vom Paritätischen Wohlfahrtsverband in Bückeburg weiß das und kümmert sich mit Geduld um jeden seiner Kunden im Kreis Schaumburg-Lippe. Sein einziges Problem: Zeitnot. Denn alle Kunden auf seiner Tour wollen ihr Essen warm und pünktlich erhalten. Erich Knoch verteilt jeden Mittag fast 40 warme Mahlzeiten.
    Vom ersten bis zum letzten Kunden macht das rund 100 Kilometer Fahrt über das Land. „Den meisten übergebe ich das Essen persönlich“, sagt Knoch. Allein schon um zu sehen, ob alles „in Ordnung“ sei. Der Sozialkontakt sei „mit im Preis“. Viele Senioren wollen zwar möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben – und „Essen auf Rädern“ ist eine Voraussetzung, dass dies möglich ist. Aber der Preis kann hoch sein. Wer als alter Mensch lieber allein zu Hause wohnen bleibt, statt ins Pflegeheim zu gehen, hat im schlimmsten Falle keinerlei Kontakt zur Welt jenseits seiner Wohnungstür.
    Angehörige haben zuweilen wenig Zeit oder keine Lust, sich um die ältere Generation zu kümmern. Deshalb ist es für Lieferant Erich Knoch so wichtig, für jeden ein offenes Ohr zu haben. „Einsamkeit macht krank“, weiß die Hausärztin Birgit Schmidt, die viele Senioren betreut. Ein Gegenmittel ist die Aktion „Mit Rädern zum Essen“ in Wendeburg bei Braunschweig. Die Idee ist verblüffend einfach: Die Frauen des Dorfes bekochen regelmäßig die Rentner im Feuerwehrhaus.
    Denn gemeinsam schmeckt es einfach besser. Hier in Wendeburg bei Braunschweig müssen die Senioren nicht warten, bis der Fahrer an der Haustür klingelt. Sie freuen sich schon tagelang darauf, wenn es wieder „mit Rädern zum Essen“ geht. Einmal im Monat treffen sich etwa 60 Senioren an langen Tischen, um gemeinsam zu essen. Wer nicht selbständig kommen kann, wird abgeholt. Und die Initiatorin des Projekts, Rita Grobe, freut sich mit: „Was gibt es Schöneres als Gemeinschaft?“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.02.2020Das Erste
  • Folge 3
    Kurz vor neun Uhr abends: Sozialarbeiterin Manuela Grötschel öffnet die Tür der Notschlafstelle „Raum58“ in Essen. Vor der Tür warten zwei Jugendliche – Manuela kennt sie noch nicht. Im Aufenthaltsraum am Esstisch versucht sie ins Gespräch zu kommen. Einer hat mehrere Tage draußen geschlafen – der Rücken tut ihm weh. Die Jugendlichen bekommen ein Bett für eine Nacht – fast bedingungslos. Einzige Regeln: keine Waffen, keine Drogen, keine Gewalt. 000 junge Menschen leben in Deutschland ohne feste Unterkunft. Viele sind vollkommen aus dem System gefallen.
    Ein Teufelskreis: keine Wohnung, keine Arbeit, kein Geld. Manuela Grötschel sagt: „Für die Jugendlichen, die richtig abgehängt wurden, ist der Druck enorm groß geworden. Die finden sich einfach in der Gesellschaft und in unserem Leben nicht wieder.“: Einer von ihnen ist Pinky. Der Junge mit blondierten Haaren und großen Ohrringen wühlt im Kleider-Spendenschrank nach neuen Schuhen. „Mit zwölf Jahren am Essener Hauptbahnhof, da wo die ganzen Alkoholiker waren und die ganzen harten Junkies abgehangen haben, und diese Möchtegern-Coolen, da war ich halt immer bei.
    Bis ich dann irgendwann auf Drogen gesagt habe zur Polizei: Nein, ich will nicht nach Hause.“ Jetzt will er noch einmal einen Anlauf starten, einen Drogen-Entzug beginnen. „Eine eigene Wohnung haben, eine Familie gründen, Kinder bekommen. Das wäre schon mein absoluter Lebenstraum.“ Welche Chance haben die Straßenkinder, zurück in ein geregelteres Leben zu finden? Über zwei Jahre lang hat „Echtes Leben“ die Jugendlichen der Notschlafstelle „Raum58“ in Essen begleitet. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.02.2020Das Erste
  • Folge 4
    In Deutschland wachsen circa vier Millionen Kinder mit einem schwer erkrankten oder behinderten Geschwisterkind auf. Die Schwester der 20-jährigen Jana bekam mit nur zehn Monaten Krebs, die Schwester des 14-jährigen Gustaf kam mit vielfachen Behinderungen zur Welt. Geschwister wie Jana und Gustaf nennt man auch „Schattenkinder“ – in einer solchen Familienkonstellation stehen die gesunden Geschwisterkinder häufig im Schatten ihrer bedürftigen Geschwister und erhalten weniger Aufmerksamkeit. Der Film „Meine behinderte Schwester und ich“ von Frauke Lodders begleitet Jana und Gustaf mehrere Monate lang und zeigt, wie sie mit der Situation zu Hause umgehen.
    Schon in ihren jungen Jahren sind sie mit existenziellen Fragen von Leben und Tod konfrontiert, ohne dass ihr Leiden überhaupt in den Blickwinkel gerät. Jana war erst sieben Jahre alt, als ihre Schwester die Diagnose Krebs bekam. Für sie eine doppelt schwierige Situation. Zum einen hatte sie Angst, dass ihre Schwester sterben könnte, andererseits bekam sie nur noch wenig Aufmerksamkeit von ihren Eltern. Jana beschloss, sich zu engagieren, und gründete eine Gruppe für Geschwister von krebskranken Kindern.
    In dieser Gruppe will sie ihre eigenen Erfahrungen an betroffene Geschwister weitergeben. Als Gustafs Schwester Alma mit einer nicht klassifizierbaren Mehrfachbehinderung auf die Welt kam, lernte Gustaf schnell, Verantwortung für seine Schwester zu übernehmen. Auch Gustaf hat darunter gelitten, dass sich seine Eltern gerade in der Anfangszeit fast nur um seine kranke Schwester kümmern konnten. Gustaf und Alma haben inzwischen eine enge Bindung zueinander. Umso schlimmer war es für ihn, als er wegen der Behinderung seiner Schwester in der Schule gemobbt und ausgegrenzt wurde. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.03.2020Das Erste
  • Folge 5
    Wenn es brennt, rufen wir die 112 – und erwarten, dass die Feuerwehr kommt und uns hilft. Doch genau das wird immer schwieriger. In Deutschland gibt es nur rund 100 Berufsfeuerwehren, überall sonst hilft die Freiwillige Feuerwehr. Doch der gehen vielerorts die Mitglieder aus. Werden es zu wenige, droht per Gesetz der Pflichtdienst – und der kann theoretisch jeden treffen. Aber ist eine Pflichtfeuerwehr die Lösung? Warum engagieren sich nicht genügend Menschen freiwillig? Was müsste die Freiwillige Feuerwehr tun, um attraktiver zu werden, zum Beispiel für Frauen oder auch Flüchtlinge? Oder brauchen wir in Deutschland vielleicht die generelle Pflicht zum Ehrenamt, um unsere Rettungsdienste und sozialen Einrichtungen am Laufen zu halten? Für „Echtes Leben“ macht sich Philipp Engel auf die Suche nach Antworten – unter anderem im hessischen Ginsheim-Gustavsburg. Hier könnten bald tatsächlich Bürger auf zehn Jahre zum Feuerwehrdienst verpflichtet werden. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.03.2020Das Erste
  • Folge 6
    Marie ist drei Monate alt, als sie plötzlich in akuter Lebensgefahr schwebt: Gallengangatresie, eine seltene Erkrankung, die den Körper langsam vergiftet. Ihre Zwillingsschwester Mia dagegen ist kerngesund. Nach einer Notoperation ist klar: Marie kann nur überleben, wenn sie schnell eine neue Leber bekommt. Rund um die Uhr wird das Baby nun in der Uniklinik Essen medizinisch betreut. Die Eltern Tanja und Daniel Hoffmann weichen kaum von ihrer Seite. Fünf lange Monate dauert das zermürbende Warten – dann ist ein passendes Organ gefunden. Doch die Operation verläuft dramatisch, Maries Leben steht danach weiterhin auf der Kippe. Die Eltern quälen sich mit dem Gedanken, ob sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Sechs Jahre später: Dass Marie heute lebt, grenzt für die Hoffmanns an ein Wunder.
    Sie sind den anonymen Eltern des Babys, dessen Leber Maries Leben gerettet hat, unendlich dankbar. Die Zwillinge der Hoffmanns gehen zusammen in den Kindergarten. Nichts scheint äußerlich auf Maries Probleme in der Vergangenheit hinzudeuten. Doch das Leben mit einem transplantierten Organ bedeutet: Marie muss täglich ein halbes Dutzend Medikamente schlucken und regelmäßig zur medizinischen Kontrolle. Jede Auffälligkeit kann ein Anzeichen dafür sein, dass Lebensgefahr droht. Maries Entwicklung ist durch die lange Krankenhauszeit verzögert, dennoch hoffen die Eltern, dass die Zwillinge gemeinsam eingeschult werden. Der Einschulungstest wird zur großen Herausforderung. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.03.2020Das Erste
  • Folge 7
    2020 hätten sie wieder stattfinden sollen die weltberühmten Passionsspiele in Oberammergau. Mitten in den intensiven Vorbereitungen hat das Corona-Virus dazwischengefunkt, dieses große Vorhaben einfach ausgeknipst. Wie ein makabrer Zufall könnte es wirken, dass auch die Oberammergauer Passionsspiele ihren Ursprung in einer seuchenartigen Krankheit haben. Fast 400 Jahre ist es her, als die Pest in dem oberbayerischen Bergdorf wütete und viele Menschen dahinraffte. Daraufhin gelobten die Oberammergauer, alle 10 Jahre das Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehen Christi aufzuführen – wenn die Pest sie nur verschone.
    Mit großer Hingabe spielen die Dorfbewohner seitdem die Geschichte jenes Mannes, dessen Botschaft immer noch Kraft hat und Hoffnung gibt – seit 2000 Jahren. Seit einem Jahr haben die Menschen Haare und Bärte wachsen lassen für das Spiel, das alle 10 Jahre mehr als 2000 Gemeindebürger auf die Bühne bringt. Zum vierten Mal ist Christian Stückl nun Spieleleiter. Er war der Erste, der den Stoff zeitgemäß umgesetzt hat. Gegen die Widerstände der Konservativen im Dorf hatte er in den 1990er Jahren durchgesetzt, dass auch verheiratete Frauen und Frauen über 35 Jahre mitspielen durften.
    In all den Jahrhunderten war er der Erste, der evangelische Christen und diesmal sogar Muslime mitspielen ließ, was für Aufruhr sorgte. Da fragten sich viele: Wie viel Veränderung verträgt das 5000-Seelen-Dorf? Und umgekehrt: wie viele Kompromisse ist Christian Stückl bereit zu schließen? Alle hatten der Premiere im Mai entgegengefiebert. Um dann schlagartig vor dem Nichts zu stehen. Am 19. März kommt was alle hier befürchtet haben: zu riskant, heißt es, das Gesundheitsamt beruft sich auf das Infektionsschutz-Gesetz.
    Spielleiter Christian Stückl hat Tränen in den Augen, als er bei der Pressekonferenz verkündet, dass die Oberammergauer Passionsspiele auf 2022 verschoben werden. Und jetzt? Schockstarre im oberbayerischen Bergdorf? Für die Darsteller bricht nicht nur ein prägender Lebensinhalt weg, sondern für viele auch der Broterwerb. Die Passionsspiele sind nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern auch ein riesiger Wirtschaftsfaktor im Ort. Gastronomen und Hoteliers stehen erst einmal vor dem Nichts, die Souvenirs mit dem Aufdruck „Passionsspiele 2020“, die sich schon in Schachteln stapeln, sind wertlos geworden.
    Was kann jetzt dennoch entstehen aus der Untergangsstimmung heraus? In den Wochen, da Corona die Menschen in ihre Häuser und Wohnungen verbannt hat und nicht einmal Gottesdienste stattfinden, muss der örtliche Pfarrer, Dekan Thomas Gröner nun auf andere Weise für seine Glaubensgemeinde da sein. In der Kirche betet er vor dem Kreuz, an dem die Oberammergauer vor fast 400 Jahren ihr Gelübde abgelegt haben. „Ich bete für die Ängste der Menschen im Ort und dafür, dass Gott ein Augenmerk drauf legt und es dann wieder zum Guten führt“, sagt er.
    „Der Sohn Gottes, der am Kreuz gestorben ist, ist auferstanden, es ging weiter bis auf den heutigen Tag“. Oberammergau rückt in diesen Tagen noch enger zusammen. Engagierte Menschen kümmern sich um die Bedürftigsten im Ort, um Flüchtlinge und um alte Menschen. Um die, die wegen der Ansteckungsgefahr ihre Wohnung nicht mehr verlassen sollen. Eine junge Ägypterin, die seit ihrem 10. Lebensjahr in Deutschland lebt, bringt alten Menschen in Oberammergau die Einkäufe, eine ältere Dame weint vor Freude, als sie die Tüten entgegennimmt.
    Jeder Lichtblick tut gerade gut. Und die Teilnehmer der Passionsspieler? Von ihren Bärten und langen Haaren haben sich die meisten gerade schon getrennt. Doch am Aschermittwoch 2022 lassen sie sie wieder wachsen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: „Mein Advent dauert halt jetzt länger, aber Weihnachten wird kommen und das Passionsspiel wird wieder kommen“, sagt der noch angeschlagene Spielleiter Christian Stückl. „Wo immer wir am Ende der Krise rauskommen, wir werden da weitergehen.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.04.2020Das Erste
  • Folge 8
    „Alles worauf wir uns verlassen konnten, ist plötzlich weg. Jetzt müssen wir uns alle neu orientieren. Was ist uns wichtig?“ Die Straßen in Köln sind leer geworden seit der Kontaktsperre. Die Kirchen sind geschlossen. Pfarrer Mörtter beeilt sich, zum Gemüsehändler zu kommen, denn hier bekommt er die besten Hinweise, wo in seiner Gemeinde Not herrscht. „Es ist wie ein Scheideweg an dem wir stehen: Entscheiden wir uns dafür zu verrohren oder entscheiden wir uns für mehr Solidarität?“ Aber wie können wir Gemeinschaft erleben, wenn Abstandsregeln und Distanz unseren Alltag beherrschen? Oder wenn die Gemeinschaft plötzlich den sicheren Tod bedeutet.
    So wie bei Stefan Weirich. Der Imker der katholischen Kirchengemeinde St. Maria hat schon zehn Herzoperationen hinter sich. Eine Infektion mit dem Corona-Virus würde er nicht überleben. „Jeder Mensch, der mir auf der Straße entgegenkommt, kann mein Tod sein. Das ist nicht schön, das zu denken.“ Währenddessen bereitet sich Dr. Tankred Stöbe im Berliner Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe auf die Situation vor, dass er mehr Patienten hat als Intensivbetten.
    „Wenn es zu viele Patienten werden, dann müssen wir uns entscheiden, wem wir helfen und wen wir sterben lassen.“ Diese Situation kennt er sonst nur aus seinen Einsätzen in den Krisengebieten der Welt. Wie sehr belastet das sein Gewissen? „Echtes Leben“ begleitet Pfarrer, Ärzte und Erkrankte durch die ersten Wochen der Krise und fragt nach, wie sie es schaffen, in dieser Zei Halt und Zuversicht zu finden. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.04.2020Das Erste
  • Folge 9
    Vorbehalte, Ressentiments, im schlimmsten Fall Ausschluss aus der Religionsgemeinschaft: Viele junge, gläubige Schwule und Lesben machen diese Erfahrungen, wenn sie sich outen. Wie vereinbaren homosexuelle Christen, Juden und Muslime in Deutschland Glaube und sexuelle Ausrichtung in oft repressiven und konservativen Religionsgemeinschaften? Wie kämpfen sie für Anerkennung und Gleichberechtigung, und haben sie Erfolg damit? Der Film erzählt die Geschichte von drei jungen Menschen, die sich entschieden haben, Glauben und Homosexualität nicht mehr als Widerspruch hinzunehmen.
    Alle drei sind Mitbegründer von Selbsthilfegruppen, die Betroffenen ein Sicherheitsnetz geben wollen. Die Reportage „Jung, schwul, gläubig – Geht das für Christen, Juden und Muslime?“ zeigt deren Kampf um Akzeptanz. Leo Schapiro ist Mitbegründer von „Keshet“. Keshet ist Hebräisch und heißt Regenbogen. „Keshet“ ist der erste queere jüdische Verein in Deutschland. „Wir möchten gemeinsam dafür sorgen“, sagt Leo, „dass offen queeres Leben und auch queere Familien in den jüdischen Gemeinden selbstverständlich werden.“ Tugay Sarac kämpft für die Rechte queerer Muslime – und wird deshalb bedroht.
    Tugay, schwul und gläubig, ist einer der paar wenigen deutschen Muslime, die öffentlich zu beidem stehen. Timo Platte ist Grafikdesigner in Wuppertal. Die kleine, fromme Freikirche, in der er aufwuchs, war seine ganze Welt. Doch seine Homosexualität war dort Tabu. Als er sich entschloss auszubrechen, fand er in der Organisation „Zwischenraum“ Gleichgesinnte. Mit deren Unterstützung entstand sein Buch „Nicht mehr schweigen“. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.04.2020Das ErsteDeutsche Online-PremiereFr 24.04.2020ARD Mediathek
    • Alternativtitel: Corona - wohin mit meiner Angst?
    Folge 10
    Die Corona-Pandemie hat unser Leben in einer Art und Weise auf den Kopf gestellt, wie es die wenigsten für möglich gehalten hätten. Plötzlich sind wir alle viel stärker als gewohnt auf uns selber zurückgeworfen. Nicht einfach, das auszuhalten! Drehen wir langsam durch oder entdecken wir neue, nie gekannte Seiten an uns? Verändert diese extreme Ausnahmesituation den Blick auf unser Leben? Denn die Lage ist ernst wie lange nicht. Statt guter Freunde stehen auf einmal sehr existenzielle Fragen im Raum: Werde auch ich am Ende Todesopfer in der Familie oder im Freundeskreis zu beklagen haben? Werde ich selber diese Pandemie überleben? Wie die soziale Isolation? Wie kann ich das alles aushalten? Bin ich stark genug? Und was, wenn nicht? Auch wirtschaftlich ist nichts mehr sicher.
    Nicht nur Selbständige fragen sich: Werde ich diese Krise beruflich und finanziell überstehen? Was wird aus meinem Arbeitsplatz, der Altersversorgung? Dem Ersparten? Kann ich meine Familie morgen noch ernähren? Nicht wenige sind zunehmend wütend über den „Lockdown“. Wohin mit dieser Wut? Gleichzeitig kriegen Familien den Rappel und Paare sorgen sich: Wird unsere Beziehung diese harte Probe überstehen? Und wie verändert diese Krise das Lebensgefühl und den Blick auf die Welt von ganz jungen Menschen? Philipp Engel macht sich für die Reihe „Echtes Leben“ auf die Suche nach Antworten. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.05.2020Das Erste
  • Folge 11
    Können wir noch mit gutem Gewissen Fleisch essen? Das Tierwohl ist über 80 Prozent der Deutschen sehr wichtig. Sie lehnen Massentierhaltung und artwidrige Haltung ab. Aber kompletter Verzicht auf Fleisch ist für die meisten keine Option. „Echtes Leben“ begleitet Menschen, die vom Fleischkonsum leben: die Bäuerin Stephanie und den Metzger Matthias aus Nordrhein-Westfalen und die Rinderzüchter Martina und Matthias aus Hessen. Sie alle versuchen, eine Balance zu finden zwischen der Ehrfurcht vor dem Tier und dem Fleisch als Nahrungsmittel. Die Lebensphilosophie von Bäuerin Stephanie heißt: Ehrfurcht vor der Schöpfung.
    Daher hat sie auf Zweinutzen-Hühner umgestellt: Die Hühner legen Eier und die Hähnchen werden zur Mast genutzt. Was völlig normal klingt, ist eine große Ausnahme: Denn die männlichen Küken der Legerasse setzen wenig Fleisch an, eine Aufzucht ist nicht wirtschaftlich. Deshalb werden in Deutschland jährlich rund 50 Millionen männliche Küken am ersten Lebenstag getötet. Nicht bei Stephanie: „Als Bäuerin produziere ich Eier und Fleisch, aber die Tiere sollen artgerecht gelebt haben und nicht aus Gründen der Gewinnmaximierung geschreddert werden.“ Doch wie lange hält Stephanie diese Art der Hofbewirtschaftung finanziell durch? Auch der Kölner Metzger Matthias Kürten hat Ehrfurcht vor dem Tier.
    Schweine oder Rinder, die in der Massentierhaltung gelitten haben, kommen für ihn nicht in Frage. Der 40-Jährige ist wohl der einzige mobile Metzger Deutschlands. Mit seinem Schlacht-Anhänger kommt er zu seinen Kunden auf den Hof. Diese halten artgerecht ein paar Schweine, Ziegen oder ein Rind. „Das Tier hat ein schönes Leben und stirbt dort, wo es aufgewachsen ist“, sagt Kürten.
    Am Ende werden 90 Prozent des Tieres vom Metzger zu Fleisch und Wurst verarbeitet. Vom Kopf bis zum Schwanz. Ihm ist es wichtig, das Tier ganzheitlich zu verwerten – und nicht nur die edlen Teile, also Lende, Kotelett, Filet – sondern auch Leber, Herz, Nieren, Kutteln. So wie früher. Martina und Matthias aus Hessen haben 230 Rinder. Doch ihre Tiere werden nicht unter Stress mit dem Transporter ins Schlachthaus gebracht und dort voller Angst getötet, sondern auf der Wiese beim Grasen per Weideschuss betäubt und dann geschlachtet. Ist unter diesen Umständen das Töten eines Tieres ethisch vertretbar? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.05.2020Das Erste
  • Folge 12
    Das Corona Virus hat unser Leben in kurzer Zeit von Grund auf verändert. Für Viele ist das Gewohnte aus den Fugen geraten. Was bedeutet das für unsere Gesellschaft? Hochkarätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Wirtschaft, Kultur, Theologie, Psychologie und Medizin wagen für uns einen spannenden Blick in die Zukunft. Was wird sich für immer ändern? Was gewinnen wir neu hinzu? Was wird verzichtbar geworden sein? „Wir werden lernen, dass es sich schöner anfühlt etwas zu machen, als etwas zu haben“, sagt die Psychologin Friederike Bornträger. „Wir merken auch gerade, dass es unfassbar wichtig ist, Freiheit zu haben, so wie es uns das Grundgesetz gewährt.“ In der Corona-Krise müssen die Familien sehr nah zusammenrücken – mit Homeschooling und Homeoffice.
    Der renommierte Hamburger Kinder- und Jugendpsychiater Michael Schulte-Markwort glaubt, dass daraus auch kreative neue Ideen entstehen können: „Schule und Arbeitgeber lernen flexibler zu sein. Ich könnte mir vorstellen, dass es Familientage geben könnte, an denen Eltern und Kinder zu Hause arbeiten.“ Durch das enge Zusammenleben könnten Beziehungen zerbrechen, aber es könne auch ein neues starkes „Wir-Gefühl“ entstehen.
    Noch ist nicht klar, wie wir diese wirtschaftlichen Vollbremsung und die nachfolgende Rezession überstehen werden. Der Volkswirt Christoph M. Schmidt glaubt: „Unsere unternehmerische Kreativität wird uns helfen, aus der Krise zu kommen. Wir lernen aber auch, dass unsere Wirtschaft nicht nur ein Hochleistungsmotor ist und dass wir Puffer einbauen müssen.“ Das Homeoffice ist für viele zum Notarbeitsplatz geworden. Es werde sich künftig in vielen Bereichen durchsetzen, glaubt der ehemalige Vorsitzende der fünf Wirtschaftsweisen und „die Digitalisierung wird einen riesigen Schub erfahren.“ Vor allem unser Gesundheitssystem wird durch Covid-19 auf eine harte Probe gestellt.
    „Ich glaube, nach dieser Erfahrung werden sich mehr Menschen impfen lassen. Die Angst vor einer neuen Pandemie wird bleiben“, sagt der Vizepräsident der Medizinischen Hochschule Hannover und Lungenforscher Tobias Welte. Theologie-Professor Kristian Fechtner aus Mainz glaubt, dass auch die Kirchen verändert aus der Corona-Pandemie hervorgehen werden: „Es ist eine schwierige Zeit für die Kirche als Institution. Aber wir lernen auch gerade, dass Vieles online möglich ist.“ Vor dem Ausbruch von Covid-19 war der Klimawandel das vorherrschende Thema in Politik und Gesellschaft.
    Wie geht es weiter? „Im Moment eines solchen wirtschaftlichen Schocks ist es möglich, ganz neu und innovativ zu denken: Wie kriegen wir unser Gemeinwohl, unsere Arbeitsplätze und unseren Wohlstand verknüpft mit Nachhaltigkeit?“ so Klimaforscherin Antje Boetius, die das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven leitet und Professorin an der Uni Bremen ist. „Die Pandemie zeigt uns auch, dass Zeit eine große Rolle spielt, um eine Katastrophe abzuwenden. Ich hoffe, dass wir für den Klimawandel daraus lernen, Zeit richtig einzuteilen.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.05.2020Das Erste
  • Folge 13
    Rund fünf Millionen Muslime leben in Deutschland. Am 23. April begann für sie der Fastenmonat Ramadan. Nach islamischer Überlieferung wurde der Koran im Monat Ramadan herabgesandt, deswegen hat dieser Monat für die Muslime einen so hohen Stellenwert. Im Ramadan fasten Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Das Essen nach Sonnenuntergang wird Iftar, also Fastenbrechen, genannt und mit Familie und Freunden zelebriert. In den Moscheen wird im Ramadan das „Iftar-Essen“ an Bedürftige verteilt. „Aber dieses Jahr ist alles anders“, erzählt Halide Özkurt (40) aus Krefeld.
    „Es ist traurig, die leeren Teller in der Moschee zu sehen und zu wissen, dass sie dieses Jahr von niemandem benutzt werden. Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich so etwas erlebe.“ Mit dem Imam der Moschee überlegt sie jetzt, wie sie die Bedürftigen trotzdem mit Essen versorgen können. Einige Moscheen wollen ein „Iftar-to-go“ anbieten, einen Lieferdienst, der den Bedürftigen das Essen bis vor die Haustür bringt. Aber am traurigsten ist Halide Özkurt darüber, dass sie nicht mit ihren Eltern und ihrer großen Familie das Ende der Fastenzeit feiern kann.
    „War das Wetter schön, trafen wir uns, über 30 Leute, bei meinen Eltern im Garten. Meine Eltern trifft das jetzt sehr. Sie haben bereits die Geschenke für die Enkelkinder gekauft, die sie ihnen nach dem Ende der Fastenzeit, zum Zuckerfest geben wollten. Auch das müssen wir jetzt sehen, wie wir das machen können, ohne ihre Gesundheit zu gefährden.“ Auch Nadia Bouazzi Ouldaly, 32jährige Pflegedienstleiterin aus Düsseldorf, ist traurig. „Corona ist vor allem meinen Patientinnen und Patienten schwer zu erklären.
    Sie bekommen jetzt gar keinen Besuch mehr, außer uns sehen sie in der Regel niemanden – das drückt schon auf die Psyche.“ Im marokkanisch und türkisch geprägten Düsseldorfer Stadtteil Oberbilk verlangsamt sich das Leben im Fastenmonat Ramadan immer etwas. „Diesmal aber“, so Nadia Bouazzi Ouldaly, „steht das Leben hier still. Die vielen marokkanischen Restaurants bleiben geschlossen. Sie leben davon, dass sich die Familien abends, nach Sonnenuntergang, zum Iftar-Essen treffen. Das war immer eine schöne Atmosphäre: das Viertel war voller Menschen, viele Familien mit Kindern.
    Das geht jetzt nicht mehr.“ Vor allem aber vermisst Nadia Bouazzi Ouldaly ihren Vater. Er lebt in Marokko, und niemand weiß, wann er nach Deutschland reisen darf. „Das Fastenbrechen ohne meinen Vater, das fällt mir schwer. Seit dem Tod meiner Mutter waren wir Ramadan immer zusammen. Marokko liegt nur drei Flugstunden von hier, es könnten aber auch dreißig sein, durch Corona ist es schlicht unerreichbar“. Echtes Leben begleitet gläubige Muslime während des Fastenmonats Ramadan. Wie gehen sie mit den Einschränkungen in der Corona-Krise um? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.05.2020Das Erste
  • Folge 14
    Nicht nur in den sozialen Netzwerken machen abenteuerliche Verschwörungstheorien die Runde: Steckt am Ende Bill Gates hinter Corona, weil er uns seinen Impfstoff aufzwingen und einen Chip implantieren will? Oder ist die chinesische Regierung an allem schuld, weil sie das Virus als Biowaffe gezüchtet hat, um die Welt zu beherrschen? Und: Gibt es Corona überhaupt, oder ist das Virus nur eine Erfindung, um uns alle kontrollieren zu können? Verschwörungstheorien sind so alt wie die Menschheit und gerade in Krisenzeiten haben sie Hochkonjunktur.
    Was ist von all den kruden Geschichten zu halten? Schließlich können uns Kritik und Quergedachtes ja auch weiterbringen. Für „Echtes Leben“ macht sich Philipp Engel auf die Suche nach Antworten: Wie können wir Wahrheit und Wahnsinn unterscheiden? Was ist berechtigte Sorge und wann werden Verschwörungsmythen gefährlich? Unter anderem trifft Engel Menschen mit sehr steilen Thesen, nicht nur zu Corona. Haben sie recht? Oder verbreiten sie einfach nur hanebüchenen Unsinn? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.06.2020Das Erste
  • Folge 15
    Alte und junge Menschen gemeinsam in einer Wohngemeinschaft – könnten da nicht beide Seiten profitieren? Mit dieser Idee startete die Diakonie Michaelshoven vor einem Jahr ein Experiment: Alterseinsamkeit verhindern, zugleich Studenten eine günstige Bleibe bieten. Die beiden Studenten Jorrit und Philipp ziehen mit 24 Seniorinnen und Senioren in ein Kölner Haus. Im Gegenzug für die mietfreien Zimmer mit Bad helfen sie bei Besorgungen und überlegen sich kleine Unterhaltungsprogramme. Doch dann kommt das Corona-Virus.
    Und mit ihm Vorsichtsmaßnahmen und Kontaktverbote. Die beiden Studenten sind verunsichert – sie müssen ihre Sozialkontakte einschränken, um die betagten Mitbewohner nicht zu gefährden. Sie könnten ausziehen, zu Eltern oder Freuden – doch sie bleiben und kümmern sich weiterhin um ihre ungewöhnliche WG. Die Stimmung ist angespannt. Die alten Menschen gehen sehr unterschiedlich mit der Krise um – manche ziehen sich ängstlich zurück, andere ignorieren die Verbote und ecken damit an. Schon vor der Corona-Epidemie war die Gemeinschaft nicht so gefestigt, dass Normalität herrschte.
    Die Anfänge des neuen Lebens fielen einigen Bewohnern schwer. Von einer großen Wohnung in ein kleines Zimmer zu ziehen, stürzte manche in ein tiefes Loch. Und auch die Studenten hatten zunächst Probleme: Sie mussten Grenzen setzen, wenn zu viele Wünsche auf sie einprasselten. Das Virus wird nun zur Bewährungsprobe für ein ungewöhnliches Projekt. Wird die WG besser zusammenfinden – oder stößt das gemeinschaftliche Leben an seine Grenzen? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.06.2020Das Erste
  • Folge 16
    Kaum jemand würde von sich selbst behaupten, er oder sie sei rassistisch. Aber woher kommt dann all der Rassismus, der gerade weltweit zu Recht beklagt wird? Sind Rassisten immer nur „die Anderen“? Oder kann es sein, dass in den allermeisten von uns rassistische Gedanken schlummern? Und wo genau fängt dieser eigene (Alltags-)Rassismus an? Schon bei der interessierten Frage an den neuen schwarzen Kollegen: „Kommen deine Eltern aus Afrika?“ Oder ist das eine völlig unproblematische Frage? Und: Bin ich rassistisch, nur weil ich meine Wohnung nicht an einen „Ausländer“ vermieten will? Und wie werden wir unsere erlernten rassistischen Sichtweisen wieder los? Zusammen mit seiner schwarzen Kollegin Anne Chebu begibt sich der weiße Reporter Philipp Engel auf die Suche nach Antworten. Dabei müssen beide feststellen: Auch sie selbst sind nicht frei von rassistischen Stereotypen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.06.2020Das Erste
  • Folge 17
    Jimmy Hartwig war viele Jahre erfolgreicher Profi-Fußballer, zuerst beim TSV 1860, dann beim HSV und in der Nationalmannschaft. Doch der Erfolg ist ihm nicht in die Wiege gelegt. Er wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater, ein US-amerikanischer GI, wird vom Großvater wegen seiner Hautfarbe abgelehnt. Jimmy wächst also ohne Vater auf, ist farbig, unehelich und arm. Nur beim Fußballspielen erlebt er Anerkennung. Dort wird er schließlich entdeckt und macht seinen Weg bis in die deutsche Nationalmannschaft. Als sein Stern zu sinken beginnt und Verletzungen seine Fußball-Karriere schließlich beenden, fällt er in ein tiefes Loch.
    Am Ende steht er mit einer gescheiterten Ehe, psychischen Problemen und einem Berg Schulden da. Gerade als es wieder bergauf geht, wirft ihn eine Krebserkrankung aus der Bahn. Doch er kämpft sich zurück ins Leben, entdeckt seine Leidenschaft für die Schauspielerei, findet eine neue Liebe und engagiert sich heute unter anderem als Integrationsbotschafter des DFB im Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.06.2020Das Erste
  • Folge 18
    „Wenn es mir lange gut geht, dann schöpfe ich Hoffnung und denke, vielleicht haben sich die Ärzte ja doch geirrt und ich bin geheilt.“ Im Februar 2016 bekommt Ines Volkmann mit 47 Jahren die Diagnose Gebärmutterhalskrebs im fortgeschrittenen Stadium. Zwölf Stunden dauert die Operation. Alles wird ihr aus dem Unterleib entfernt – nur den Krebs bekommen die Ärzte nicht zu fassen. Der medizinische Status lautet: Unheilbar! Das heißt: Ines Volkmann wartet auf den Tod. Doch niemand kann ihr sagen, wann der Krebs wiederkommt, wann sie sterben muss.
    In drei Monaten, in einem Jahr, in zwei Jahren? „Ich fühle mich wie eine tickende Zeitbombe, die irgendwann hochgeht.“ Der Film begleitet Ines Volkmann mehrere Monate. Wir erleben sie zwischen den CT-Untersuchungen, wie sie versucht, so etwas wie Alltag zu leben und ihre Todesangst zu verdrängen. Sie geht arbeiten, macht Sport, verbringt Zeit mit Familie und Freunden, lenkt sich ab, so gut sie kann. „Ein halbes Jahr ist verdammt kurz. Du hast dich kaum rumgedreht, da musst du schon wieder zur CT-Untersuchung und liegst in der Röhre und hast Angst.
    Ist der Krebs zurück oder darf ich noch ein bisschen weiterleben?“ Ines hat keine Wahl. Sie muss ihr Schicksal annehmen. Pragmatismus hilft. Sie recherchiert und plant ihre eigene Beerdigung. Doch der Krebs zwingt sie auch, ihr bisheriges Leben zu reflektieren. Es war nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Bleibt noch genug Zeit, es besser zu machen? „Manchmal mache ich mir Vorwürfe, weil ich früher nie gesagt habe, was ich wirklich will. Ich habe immer alles hingenommen, meine Bedürfnisse hinten angestellt.
    Jetzt frage ich mich, ob es sich überhaupt noch lohnt, sich Gedanken darüber zu machen.“ Zum ersten Mal in ihrem Leben setzt sich Ines bewusst mit sich selbst auseinander und konfrontiert auch den Ehemann und die Familie mit ihren Erkenntnissen, Fragen und Gefühlen. Sie wird mutiger, selbstbewusster, gelassener und toleranter. Der Film zeigt, wie der unvermeidliche, zu frühe Tod eine Frau herausfordert, sie verändert und sie lehrt, sich selbst und ihr Leben anzunehmen – ganz egal wieviel Zeit ihr noch bleibt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.07.2020Das Erste
    ursprünglich angekündigt für den 07.06.2020

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